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Sprachkurs für
Altgriechisch
nach dem griech. Übungsbuch von Dr. G. Salomon, Lpz., Berl. 1933, erarbeitet von E. Gottwein
Art
der Sieger ist es, die Habe der Verlierer (wegzu)nehmen.
Philippos
hatte Überfluss an Geld.
Ihr
kauft(et) [kauft] die Lebensmittel für viel Geld.
Alle,
die vom Wein tranken, wurden unverständig.
Wir haben
den Sieg erlangt.
Sie
konnten vor Sehnsucht nach ihrem Vaterland, ihren Eltern,
Frauen und Kindern nicht schlafen.
Als
sie von den Strapazen befreit waren, schliefen sie sanft
ein.
Der
Großkönig beschloss, den Krieg zu beenden.
Welch
größeres Gut gibt es für Menschen als Gesundheit?
Sokrates
beherrschte seine (sinnlichen) Gelüste.
Sokrates' Denkweise
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Sokrates war von allen Menschen der enthaltsamste. Viele
brachte er dazu, nach der Tugend zu verlangen, indem er folgendermaßen
sprach: "Wer ihr euch um euch selbst kümmert, werdet
ihr vollendet gebildet sein." Aber natürlich vernachlässigte
er auch sowohl selbst nicht seinen Körper, als auch lobte
er nicht diejenigen, die ihn vernachlässigten. Und doch
versprach er niemals ein Lehrer dafür zu sein, sondern
bewirkte dadurch, dass er offenkundig so war, dass seine Schüler
(diejenigen, die mit ihm ihre Zeit verbrachten), hofften,
dadurch dass sie ihm nacheiferten, ebenso zu werden. Von denen,
die nach ihm verlangten, nahm er kein Geld; denn sich dessen
zu enthalten hielt er für die Art eines frei(sinnig)en
Mannes. Diejenigen, die Lohn für ihre Gesellschaft nahmen,
nannte er Verkäufer ihrer eigenen Seele. Es erscheint
mir somit verwunderlich, dass einige Athener sich einreden
ließen, dass Sokrates die Jugend verdorben habe.
Grammatik
Der Gebrauch des Genitivs
Der Genitiv steht als:
Genitivus temporis
und gibt auf die Frage: "wann?" den zeitlichen
Bereich an
Genitivus loci
und gibt auf die Frage: "wo?" den örtlichen
Bereich an
Genitivus possessoris und
gibt auf die Frage "wessen?" die Zugehörigkeit
(den Besitzer) an
Besitzer
übertragen
bei Adjektiven
Genitivus subiectivus und
gibt auf die Frage "wessen?" den Handlungsträger
an
Genitivus obiectivus und
gibt auf die Frage "zu wem? auf wen?..." das
Handlungsziel an
bei Ausdrücken
des Erstrebens
bei Ausdrücken
des Erreichens
bei Ausdrücken
der Kenntnis
bei Ausdrücken
der Wahrnehmung
bei Ausdrücken der
Erinnerung
bei Ausdrücken der
Sorge
Ausdrücken der Machtausübung
Genitivus partitivus (totius)
und gibt auf die Frage "wessen? wovon?" das
geteilte Ganze an
bei
nominalen Mengenbegriffen
bei Adverbien
bei Ausdrücken des Anteilnehmens
und Anteilgebens
bei Ausdrücken des
Zurechnens
bei Ausdrücken
des Genießens
Genitivus chorographicus
(wenn das geteilte Ganze ein geographisches Ganzes
ist)
Genitivus qualitatis und
gibt auf die Frage: "von welcher Eigenschaft?"
Raum- und Zeitmaße an
Genitivus separativus und
gibt auf die Frage: "woher?" Trennung und
Herkunft an
Orts- und Zeitangaben
Ausdrücken
des Trennens
bei
Ausdrücken des Beraubens
bei Adjektiven
Genitivus originis und gibt
auf die Frage: "woher?" Ursprung und Abstammung
an
Genitivus comparationis
und gibt auf die Frage: "als wer (wen) oder was?"
das verglichene Objekt an
nach Komparativen
nach Verben des Vergleichs
nach Adjektiven des
Vergleichs
Genitivus pretii und gibt auf
die Frage "wieviel wert? wie teuer?" Wert
und Preis an
bei Ausdrücken
des Wertens
Verben des Handels
bei Adjektiven
Genitivus causae und gibt auf
die Frage "weswegen?" den Grund an
Genitivus criminis und gibt
auf die "weswegen?" Vergehen und Strafe an
bei Verba iudicalia
bei Komposita mit κατα-
bei Adjektiven
Genitivus materiae und gibt
auf die Frage "woraus?" Stoff und Inhalt an
Der Genitivus
copiae et inopiae gibt auf die Frage "wovon? womit?"
Fülle und Mangel an
in
anderer Bedeutung auch mit Dativ und Akkusativ:
ἐπί - auf; zur Zeit
παρά - von... her
περί - um, über
πρός - von... her
ὑπό - unter; von (unter
der Wirkung von)
Adverbien
mit Genitiv:
ἄνευ - ohne
χωρίς - getrennt von
πλήν - mit Ausnahme von
ἄνω - oberhalb von
κάτω - unterhalb von
καταντικρύ - gegenüber
von
ἐκτός - außerhalb
von
ἐντός - innerhalb von
ἔνερθεν - unterhalb von
ἔξω - außerhalb von
εἴσω - innerhalb von
πέρα(ν) - jenseits von
ἀντιπέρα(ς) - gegenüber
von
ὄπισθεν - hinter, nach
κατόπιν - hinter, nach
ἔμπροσθεν - vor
πρόσθεν - vor
πόρρω - fern von
πρόσω - fern von
ἐγγύς - nahe bei
πλησίον - nahe bei
ἄχρι - bis zu
μέχρι - bis zu
μεταξύ - zwischen
λάθρᾳ - heimlich vor
κρύφα - heimlich vor
ἐναντίον - gegenüber
von
εὐθύς - geradewegs zu (auf)
Regeln
Zur Satzlehre (Syntax):
τριῶν
ἐνιαυτῶν οὐχ ἑώρακά σε - seit drei Jahren habe ich dich
nicht gesehen.
Der Genitivus separativus steht bei Zeitangaben auf die Frage: "seit wann?"
τῶν
νικώντων ἐστὶ τὰ τῶν ἡττωμένων λαμβάνειν - Art der Sieger
ist es, die Habe der Verlierer (wegzu)nehmen.
Der Genitivus possessoris gibt auf die Frage "wessen?"
die Zugehörigkeit (den Besitzer) an , übertragen den Träger einer Eigenart.
Φίλιππος
χρημάτων ηὐπόρει - Philippos hatte Überfluss an Geld.
Der Genitivus copiae steht bei Verben der Fülle
und des Reichtums auf die Frage "wovon? womit?"
ὠνεῖσθε
τὰ ἐπιτήδεια πολλοῦ ἀργυρίου - kauft (ihr kauft, ihr kauftet)
die Lebensmittel für viel Geld.
Der Genitivus pretii gibt bei Verben des Handels auf die Frage "wie teuer?" den Preis an
τοῦ
οἴνου ὅσοι ἔπιον, πάντες ἄφρονες ἐγένοντο - alle, die vom
Wein tranken, wurden unverständig.
Der Genitivus partitivus (totius) und gibt auf die
Frage "wessen? wovon?" bei
Ausdrücken des Genießens das geteilte Ganze an
νίκης
τετυχήκαμεν. - wir haben den Sieg erlangt.
Der Genitivus obiectivus gibt bei Ausdrücken
des Erreichens auf die Frage "(zu wem? auf wen?) wen? oder was?" das Handlungsziel an
οὐκ
ἐδύναντο καθεύδειν ὑπὸ πόθου πατρίδος, γονέων, γυναικῶν,
παίδων - sie konnten vor Sehnsucht nach ihrem Vaterland,
ihren Eltern, Frauen und Kindern nicht schlafen.
Der Genitivus obiectivus gibt bei Ausdrücken
des Erstrebens auf die Frage "zu wem? auf wen?" das Handlungsziel
an
ὑπό - unter; von (unter der Wirkung von)
ἀπηλλαγμένοι τῶν πόνων ἡδέως ἐκοιμήθησαν - als
sie von den Strapazen befreit waren, schliefen sie sanft
ein.
Der Genitivus separativus gibt bei Ausdrücken
des Trennens auf die Frage: "woher? wovon? " Trennung und
Herkunft an
τί
ἐστι μεῖζον ἀγαθὸν ἀνθρώποις ὑγιείας - welch größeres
Gut gibt es für Menschen als Gesundheit?
Der Genitivus comparationis gibt nach Komparativen
und anderen vergleichenden Ausdrücken (Adjektiven, Verben) auf die Frage: "als wer (wen) oder was?" das
verglichene Objekt an
Σωκράτης τῶν ἡδονῶν ἐκράτει.
- Sokrates beherrschte seine (sinnlichen) Gelüste.
Der Genitivus obiectivus gibt bei Ausdrücken
der Machtausübung auf die Frage "(zu wem? auf wen?) wen? oder was?" das Handlungsziel an
Als die Delphier erfuhren, dass die Perser gegen das Heiligtum
heranrückten, fragten sie voll Furcht das Orakel wegen der
heiligen Schätze, ob sie sie in der Erde vergraben oder in
ein anderes Land bringen sollten. Der Gott aber verbot ihnen, sie
fortzuschaffen, indem er sagte, er selbst sei in der Lage, seinen
Besitz zu schützen. Die Delphier verließen nun alle,
nachdem sie dies gehört hatten, die Stadt, außer sechzig
Männern und dem Orakelpriester. Als aber die Barbaren in der
Nähe waren, sieht unterdessen der Orakelpriester, dass die
heiligen Gerätschaften vor dem Tempel aufgestellt und von innen
aus dem Allerheiligsten herausgebracht waren, obwohl es keinem Menschen
erlaubt war, sie anzufassen. Als die Barbaren aber gegen den Tempel
der Athena heranrückten, fuhren unterdessen Blitze auf sie
herab, vom Parnassos stürzten zwei abgebrochene Bergspitzen
mit lautem Getöse auf sie herab und warfen viele von ihnen
nieder und aus dem Heiligtum tönte Geschrei. Als dies alles
zusammenkam, ergriffen die Barbaren die Flucht. Auf ihrem Marsch
durch Boiotien folgten den Barbaren, wie man erzählte, zwei
Schwerbewaffnete, die größer waren, als es der menschlichen
Natur entsprach; und versuchten, sie auf der Verfolgung zu töten.
Dies waren angeblich die einheimischen Heroen Phylakos und Autonoos,
denen der Bezirk um das Heiligtum gehört, Phylakos für
den Tempel der Athena und Autonoos in der Nähe der Kastalischen
Quelle.
Übung
Übersetze ins Griechische:
Todesfurcht – Siegeshoffnung - Heimweh – die Gier nach Gold – die Verzeihung für die Lüge – der Schmerz über die Niederlage – der Übergang über den Fluss – das Heilmittel für die Krankheit.
.Strebe nicht nach Unmöglichem, und du wirst glücklich sein!
Wir wollen nicht schlechter sein als unsere Vorfahren!
Wenn du die Freiheit erprobt hättest, würdest du uns raten, nicht nur mit den Schwerteern, sondern auch mit den Zähnen für sie zu kämpfen.
Tugend für Geld zu kaufen ist unmöglich.
Wir haben euch gewählt, nicht damit ihr für euch selbst sorgt, sondern weil wir glaubten, dass euch der Staat am Herzen liege.
Dareios hatte einem Sklaven befohlen, täglich zu ihm zu sagen: "Herr, denk an die Athener!"
Als Kyros der Jüngere sich entschloss, seinen Bruder vom Thron zu stoßen, fielen die ionischen Städte vom Großkönig ab und verbündeten sich mit Kyros; denn sie hofften, auf diese Weise von der Herrschaft des Tissaphernes, des Satrapen des Königs, befreit zu werden.
Kyros ließ nicht zu, dass die Übeltäter die Gerechten verlachten, sondern bestrafte sie erbarmungslos (ἀφειδής, ές). Und oft konnte man längs der Straßen Menschen sehen, die keine Füße und Hände und Augen mehr hatten.