- Satzlehre:
- Sino te abscedere. - Ich lasse dich weggehen; ich lasse
zu, dass du weggehst.
- vom Prädikat "sino" hängen zwei
Objekte ab:
- das nominale Objekt "te": wen lasse
ich? Antwort: dich.
- das Infinitivobjekt "abscedere": was
lasse ich dich? Antwort: weggehen.
- Diese Verbindung nennt man Akkusativ mit Infinitiv
(AcI).
- Da die wörtliche Übersetzung im Deutschen
nur in den wenigsten Fällen möglich ist, nutzt
man die Satzwertigkeit des AcI und übersetzt ihn
als "dass"-Satz (ich lasse zu, dass du
weggehst).
- Dabei kommt die einfache Regel zur Anwendung:
- das Nomen im Akkusativ ("te") wird zum
Subjekt des "dass"-Satzes ("dass
du"),
- der Infinitiv ("abscedere") wird zum
Prädikat des "dass"-Satzes ("du
gehst weg").
- Apertum est vos verum non dicere. - Es ist offenkundig,
dass ihr nicht die Wahrheit sagt.
- In diesem Satz steht der AcI als Subjekt ("Was
ist offenkundig?")
- Die wörtliche Übersetzung ist nicht möglich.
Die Übersetzung als "dass"-Satz geht
problemlos:
- das Nomen im Akkusativ ("vos") wird
zum Subjekt des "dass"-Satzes ("dass
ihr"),
- der Infinitiv ("dicere") wird zum Prädikat
des "dass"-Satzes ("ihr sagt").
- Der AcI steht im Lateinischen
nur nach Verben und unpersönlichen Ausdrücken,
die ein Sagen, Denken oder Empfinden bezeichnen, auch nach
Verben einer Willenserklärung. Der deutsche "dass"-Satz
muss ein abhängiger Aussagesatz sein.
sinere, sinō, sīvī,
situm |
lassen,
zulassen, erlauben |
cōgere,
cōgō, coēgī, coāctum |
zwingen |
crēdere,
crēdō, crēdidī, crēditum |
glauben, vertrauen |
animadvertere,
animadvertō, animadvertī, animadversum |
den Sinn richten auf,
bemerken, wahrnehmen |
cernere,
cernō, crēvī, crētum |
scheiden, sichten,
sehen |
dīcere,
dīcō, dīxī, dictum |
(zeigen) sagen, nennen |
(memoriae)
prōdere |
überliefern |
Unpersönliche
Ausdrücke |
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apertum
est |
es ist offenbar |
fāma
est |
es geht die Sage |
necesse
est |
es ist unausweichlich,
unumgänglich, nötig |
notum
est |
es ist bekannt |
- Apertum
est [erat] nos verum dicere (dixisse). - Es ist [war] offenbar,
dass wir die Wahrheit sagen (gesagt haben) [sagten (gesagt
hatten)].
- Das Tempus des Infinitivs drückt das Zeitverhältnis
der Infinitivhandlung zum übergeordneten Prädikat
aus:
- Der Infinitiv Präsens bezeichnet die Gleichzeitigkeit,
- der Infinitiv Perfekt bezeichnet die Vorzeitigkeit
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