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Cicero: Tusculanae Disputationes

Cicero: Gespräche in Tusculum

Cic.Tusc.1,57-65

Anthropologie: Die Göttlichkeit von Seele und Geist
 
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Cicero: Tusculanae Disputationes

Cic.Tusc.1,57-65

Die Göttlichkeit von Seele und Geist

 

Cicero: Gespräche in Tusculum

Cic.Tusc.1,57-65

Die Göttlichkeit von Seele und Geist

57,1
[Cic.Tusc.1,57,1] Habet primum memoriam, et eam infinitam rerum innumerabilium.
Sie (die Seele) hat fürs erste Gedächtnis und zwar von unendlichem Umfang für unzählig viele Gegenstände.
anmerk.
57,2
[Cic.Tusc.1,57,2] quam quidem Plato recordationem esse volt vitae superioris. nam in illo libro, qui inscribitur Menon, pusionem quendam Socrates interrogat quaedam geometrica de dimensione quadrati.
Dies scheint Plato eine Rückerinnerung an ein früheres Leben zu sein. Denn in seinem Menon stellt Sokrates einem jungen Burschen einige geometrische Fragen über die Ausmessung des Quadrats.
anmerk.
57,3
[Cic.Tusc.1,57,3] ad ea sic ille respondet ut puer, et tamen ita faciles interrogationes sunt, ut gradatim respondens eodem perveniat, quo si geometrica didicisset.
Darauf antwortet dieser wie eben ein Knabe; und doch sind die Fragen so leicht, dass er schrittweise antwortend zum gleichen Ergebnis kommt, als hätte er die Geometrie erlernt.
anmerk.
57,4
[Cic.Tusc.1,57,4] ex quo effici volt Socrates, ut discere nihil aliud sit nisi recordari.
Hieraus will denn Sokrates gefolgert wissen, Lernen sei nichts anderes als Sich-Erinnern.
anmerk.
57,5
[Cic.Tusc.1,57,5] quem locum multo etiam accuratius explicat in eo sermone, quem habuit eo ipso die, quo excessit e vita;
Diesen Punkt entwickelt er noch viel genauer in jener Unterredung, die er an seinem Todestag selbst gehalten hat.
anmerk.
57,6
[Cic.Tusc.1,57,6] docet enim quemvis, qui omnium rerum rudis esse videatur, bene interroganti respondentem declarare se non tum illa discere, sed reminiscendo recognoscere,
Er zeigt nämlich, wie ein sonst ganz ungebildeter Mensch, mit seiner Antwort auf geschickte Fragen beweise, dass er dies nicht erst lerne, sondern durch Erinnerung nur wieder bewusst mache.
anmerk.
57,7
[Cic.Tusc.1,57,7] nec vero fieri ullo modo posse, ut a pueris tot rerum atque tantarum insitas et quasi consignatas in animis notiones, quas ennoias vocant, haberemus, nisi animus, ante quam in corpus intravisset, in rerum cognitione viguisset.
Auch hätten wir unmöglich von Jugend auf von so vielen und großen Dingen inwohnende und gleichsam versiegelte Begriffe, ἔννοιαι genannt, in der Seele, wenn nicht die Seele vor ihrem Eintritt in den Körper in der Erkenntnis der Dinge gelebt hätte.
anmerk.
58,1
[Cic.Tusc.1,58,1] cumque nihil esset, ut omnibus locis a Platone disseritur — nihil enim putat esse, quod oriatur et intereat, idque solum esse, quod semper tale sit, quale est, (idean appellat ille, nos speciem) —, non potuit animus haec in corpore inclusus adgnoscere, cognita attulit;
Überhaupt, da es ein Nichts gibt, wie sich Platon überall äußert — denn ein Nichts ist ihm, was entsteht und wieder vergeht, während das allein Ist, was immer so ist, wie es ist (das nennt er Idee, wir Urbild): so konnte die Seele, im Körper eingeschlossen, von dergleichen nicht die Kenntnis erwerben;
anmerk.
58,2
[Cic.Tusc.1,58,2] ex quo tam multarum rerum cognitionis admiratio tollitur.
wodurch dann die Verwunderung über die Erkenntnis so vieler Dinge aufgehoben wird.
anmerk.
58,3
[Cic.Tusc.1,58,3] neque ea plane videt animus, cum repente in tam insolitum tamque perturbatum domicilium inmigravit, sed cum se collegit atque recreavit, tum adgnoscit illa reminiscendo. ita nihil est aliud discere nisi recordari.
Jedoch sieht die Seele nicht sogleich bei ihrem Eintritt in eine so ungewohnte und verstörte Behausung deutlich, sondern erkennt jenes erst, wenn sie sich gesammelt und erholt hat, durch Rückerinnerung. So ist denn Lernen nichts anderes als Sich-Erinnern.
anmerk.
59,1
[Cic.Tusc.1,59,1] Ego autem maiore etiam quodam modo memoriam admiror. quid est enim illud, quo meminimus, aut quam habet vim aut unde naturam?
Doch bewundere ich das Gedächtnis noch mehr von einer anderen Seite. Denn was ist das, wodurch wir uns erinnern? Auf welche Kraft beruht es? Wo her stammt es?
anmerk.
59,2
[Cic.Tusc.1,59,2] non quaero, quanta memoria Simonides fuisse dicatur, quanta Theodectes, quanta is, qui a Pyrrho legatus ad senatum est missus, Cineas, quanta nuper Charmadas, quanta, qui modo fuit, Scepsius Metrodorus, quanta noster Hortensius:
Ich spreche hier nicht von dem phänomenalen Gedächtnis eines Simonides, eines Theodektes, eines Kineas, den Pyrrhos an den Senat gesandt hatte; noch von einem, wie wir es neulich an Charmadas oder eben gerade an Metrodoros aus Skepsis, oder an unserem Hortensius erlebten.
anmerk.
59,3
[Cic.Tusc.1,59,3] de communi hominum memoria loquor, et eorum maxume, qui in aliquo maiore studio et arte versantur, quorum quanta mens sit, difficile est existimare; ita multa meminerunt.
Von dem gemeinen Menschengedächtnis spreche ich, hauptsächlich aber derjenigen, die sich mit einer höheren Wissenschaft beschäftigen. Wie umfassend deren Geist ist, lässt sich schwer schätzen: so viel behalten sie.
anmerk.
60,1
[Cic.Tusc.1,60,1] Quorsus igitur haec spectat oratio? quae sit illa vis et unde sit, intellegendum puto.
Wohin nun zielt diese Rede? Welches jene Kraft und woher sie sei, gilt es, wie ich gleube, zu begreifen.
anmerk.
60,2
[Cic.Tusc.1,60,2] non est certe nec cordis, nec sanguinis, nec cerebri, nec atomorum; animae sit ignisne nescio, nec me pudet ut istos fateri nescire, quod nesciam:
Gewiss liegt sie nicht im Herzen, nicht im Blut, nicht im Gehirn, noch in den Atomen. Ob sie luft- oder feuerartig ist, weiß ich nicht und schäme mich nicht, wie jene, meine Nichtwissen zu gestehen.
anmerk.
60,3
[Cic.Tusc.1,60,3] illud, si ulla alia de re obscura adfirmare possem, sive anima sive ignis sit animus, eum iurarem esse divinum.
Aber wenn ich überhaupt über etwas Unklares etwas behaupten könnte: so würde ich schwören, die Seele ist, – ob Luft, ob Feuer – göttlich.
anmerk.
60,4
[Cic.Tusc.1,60,4] quid enim, obsecro te, terrane tibi hoc nebuloso et caliginoso caelo aut sata aut concreta videtur tanta vis memoriae?
Denn wie könnte dir scheinen, eine solche Kraft des Gedächtnisses sei aus Erde oder diesem so nebligen und dunstigen Luftkreis erzeugt oder gebildet?
anmerk.
60,5
[Cic.Tusc.1,60,5] Si, quid sit, hoc non vides, at, quale sit, vides; si ne id quidem, at, quantum sit, profecto vides.
Siehst du nicht, was dies ist, so siehst du doch, wie beschaffen es ist; wenn dies auch nicht, doch bestimmt, wie umfassend?
anmerk.
61,1
[Cic.Tusc.1,61,1] quid igitur? utrum capacitatem aliquam in animo putamus esse, quo tamquam in aliquod vas ea, quae meminimus, infundantur?
Wie? Wollen wir der Seele einen fassenden Raum beilegen, in den, wie in ein Gefäß die Gegenstände der Erinnerung eingegossen werden?
anmerk.
61,2
[Cic.Tusc.1,61,2] absurdum id quidem; qui enim fundus aut quae talis animi figura intellegi potest aut quae tanta omnino capacitas?
Abgeschmackt! Denn wo ist ihr Boden oder welche Form einer solchen Seele ist denkbar? Oder überhaupt welches Fassungsvermögen?
anmerk.
61,3
[Cic.Tusc.1,61,3] an inprimi quasi ceram animum putamus, et esse memoriam signatarum rerum in mente vestigia?
Oder nimmt die Seele vielleicht, wie Wachs, Eindrücke auf, und besteht das Gedächtnis in den Spuren der im Geist aufgezeichneten Dinge?
anmerk.
61,4
[Cic.Tusc.1,61,4] quae possunt verborum, quae rerum ipsarum esse vestigia, quae porro tam inmensa magnitudo, quae illa tam multa possit effingere?
Welche Spuren können von Worten, welche von den Dingen selbst zurückbleiben? Was setzte das endlich für eine unermessliche Größe voraus, um all das viele abzubilden?
anmerk.
62,1
[Cic.Tusc.1,62,1] Quid? illa vis quae tandem est, quae investigat occulta, quae inventio atque excogitatio dicitur? ex hacne tibi terrena mortalique natura et caduca concreta ea videtur?
Ferner, worin besteht eigentlich jene Erfindungsgabe und jenes Denkvermögen – scheinen sie dir aus diesem sterblichen, vergänglichen Erdstoff zusammengesetzt?
anmerk.
62,2
[Cic.Tusc.1,62,2] aut qui primus, quod summae sapientiae Pythagorae visum est, omnibus rebus imposuit nomina?
Oder was sagst du von jenem, der zuerst – was dem Pythagoras Ausdruck höchster Weisheit schien – allen Dingen ihren Namen gab?
anmerk.
62,3
[Cic.Tusc.1,62,3] aut qui dissipatos homines congregavit et ad societatem vitae convocavit, aut qui sonos vocis, qui infiniti videbantur, paucis litterarum notis terminavit, aut qui errantium stellarum cursus, praegressiones, institutiones notavit?
Der die zerstreuten Menschen versammelte und zu einem gesellschaftlichen Leben vereinigte? Der die zahllos scheinenden Töne der Stimme durch wenige Zeichen von Buchstaben begrenzte? Oder der der Wandelsterne Lauf, Fortgang, Sillstand bemerkte?
anmerk.
62,4
[Cic.Tusc.1,62,4] omnes magni; etiam superiores, qui fruges, qui vestitum, qui tecta, qui cultum vitae, qui praesidia contra feras invenerunt, a quibus mansuefacti et exculti a necessariis artificiis ad elegantiora defluximus.
Lauter große Menschen; auch die Früheren waren es, die den Gebrauch der Früchte, der Kleidung, der Häuser und kulturellen Güter, die Schutz gegen wilde Tiere erfanden. Von ihnen zivilisiert und gebildet wurden wir von den notwendigen Künsten zu den feineren gelenkt.
anmerk.
62,5
[Cic.Tusc.1,62,5] nam et auribus oblectatio magna parta est inventa et temperata varietate et natura sonorum;
Nicht genug – auch den Ohren wurde durch die Auffindung und harmonische Verknüpfung der vielfältigen Töne ein großer Genuss bereitet.
anmerk.
62,6
[Cic.Tusc.1,62,6] et astra suspeximus, cum ea, quae sunt infixa certis locis, tum illa non re sed vocabulo errantia;
Auch zu den Gestirnen schauten wir auf, teils zu jenen, die fest an ihrem Ort stehen, teils zu den – was sie aber nur dem Wort, nicht der Sache nach sind – zu den Wandelsternen.
anmerk.
62,7
[Cic.Tusc.1,62,7] quorum conversiones omnisque motus qui animo vidit, is docuit similem animum suum eius esse, qui ea fabricatus esset in caelo.
Ihre Umwälzungen und alle Bewegungen – wer diese zuerst beobachtete, der zeigte, dass sein Geist ähnlich demjenigen sei, der die Sterne am Himmel gebildet hat.
anmerk.
63,1
[Cic.Tusc.1,63,1] Nam cum Archimedes lunae, solis, quinque errantium motus in sphaeram inligavit, effecit idem quod ille, qui in Timaeo mundum aedificavit, Platonis deus, ut tarditate et celeritate dissimillimos motus una regeret conversio.
Denn wenn Archimedes die Bewegungen der Sonne, des Mondes, der fünf Planeten in einer Kugel verband, so tat er dasselbe, wie jener göttliche Weltbaumeister in Platons Timaios: eine einzige Umdrehung sollte die nach Langsamkeit und Schnelligkeit ganz verschiedenen Bewegungen steuern.
anmerk.
63,2
[Cic.Tusc.1,63,2] quod si in hoc mundo fieri sine deo non potest, ne in sphaera quidem eosdem motus Archimedes sine divino ingenio potuisset imitari.
Kann dies aber in der Welt nicht ohne Gott geschehen, so hätte auch Archimedes dieselben Bewegungen nicht ohne göttlichen Geist in der Kugel nachahmen können.
anmerk.
64,1
[Cic.Tusc.1,64,1] Mihi vero ne haec quidem notiora et inlustriora carere vi divina videntur, ut ego aut poetam grave plenumque carmen sine caelesti aliquo mentis instinctu putem fundere, aut eloquentiam sine maiore quadam vi fluere abundantem sonantibus verbis uberibusque sententiis.
Nicht einmal die bekannteren und bedeutenderen Errungenschaften des Geistes scheint es mir ohne göttliche Kraft geben zu können, so dass ich glaubte, ein Dichter ströme sein gehaltvolles Lied ohne himmlische Begeisterung hervor, oder es vergieße sich die Beredsamkeit ohne eine höhere Kraft, übertömend von klangvollen Worten und ergiebigen Gedanken.
anmerk.
64,2
[Cic.Tusc.1,64,2] philosophia vero, omnium mater artium, quid est aliud nisi, ut Plato, donum, ut ego, inventum deorum?
Die Philosophie endlich, die Mutter aller Wissenschaften, was ist sie anderes als, wie Platon sagt, ein Geschenk, wie ich, eine Erfindung der Götter?
anmerk.
64,3
[Cic.Tusc.1,64,3] haec nos primum ad illorum cultum, deinde ad ius hominum, quod situm est in generis humani societate, tum ad modestiam magnitudinemque animi erudivit, eademque ab animo tamquam ab oculis caliginem dispulit, ut omnia supera, infera, prima, ultima, media videremus.
Sie war es, die uns zuerst zum Dienst an jenen, hierauf zum Recht in der menschlichen Gesellschaft, dann zur Mäßigung und Seelengröße heranbildete; sie hat auch vor dem Auge des Geistes den Nebel zerstreut, dass wir den Himmel oben und die Erde unten, die Erstursachen der Dinge, ihre Endzwecke und ihre Mitte durchschauten.
anmerk.
65,1
[Cic.Tusc.1,65,1] prorsus haec divina mihi videtur vis, quae tot res efficiat et tantas.
Wahrhaftig, göttlich scheint mir diese Kraft, die so viele und große Dinge bewirkt.
anmerk.
65,2
[Cic.Tusc.1,65,2] quid est enim memoria rerum et verborum? quid porro inventio? profecto id, quo ne in deo quidem quicquam maius intellegi potest.
Denn was ist das Wort- und Sachengedächtnis? Was die Erfindungsgabe ? Gewiss das, worüber hinaus sich auch in Gott nichts Größeres denken lässt.
anmerk.
65,3
[Cic.Tusc.1,65,3] non enim ambrosia deos aut nectare aut Iuventate pocula ministrante laetari arbitror, nec Homerum audio, qui Ganymeden ab dis raptum ait propter formam, ut Iovi bibere ministraret;
Denn gewiss erfreuen sich die Götter nicht an Ambrosia, noch am Nektar, noch an der Pokale reichenden Hebe; auf Homeros höre ich nicht, der sagt, die Götter hätten den Ganymedes wegen seiner Schönheit geraubt, damit er dem Jupiter als Mundschenk diene.
anmerk.
65,4
[Cic.Tusc.1,65,4] non iusta causa, cur Laomedonti tanta fieret iniuria. fingebat haec Homerus et humana ad deos transferebat: divina mallem ad nos.
Es gibt keinen gerechten Grund, dass dem Laomedon so großes Unrecht geschehen sollte. Das hat Homeros erdichtet und Menschliches auf die Götter übertragen. Besser Göttliches auf uns!
anmerk.
65,5
[Cic.Tusc.1,65,5] quae autem divina? vigere, sapere, invenire, meminisse. ergo animus qui , ut ego dico, divinus est, ut Euripides dicere audet, deus. Et quidem, si deus aut anima aut ignis est, idem est animus hominis.
Was aber ist göttlich? Tätig sein, weise sein, erfinden, sich erinnern. Darum ist die Seele göttlich, wie ich sage; ein Gott, wie Euripides zu sagen wagt; und jedenfalls ist, wenn Gott luft- oder feuerartig ist, so auch die menschliche Seele.
anmerk.
65,6
[Cic.Tusc.1,65,6] nam ut illa natura caelestis et terra vacat et umore, sic utriusque harum rerum humanus animus est expers;
Denn wie jenes himmlische Wesen rein von Erde und Feuchtigkeit ist, so ist auch die menschliche Seele ohne Anteil an diesen beiden Stoffen.
anmerk.
65,7
[Cic.Tusc.1,65,7] sin autem est quinta quaedam natura, ab Aristotele inducta primum, haec et deorum est et animorum.
Gibt es aber einen fünften Urstoff, wie in Aristoteles zuerst aufführte, so bestehen aus diesem Götter und Seele.
anmerk.
65,8
[Cic.Tusc.1,65,8] Hanc nos sententiam secuti his ipsis verbis in Consolatione hoc expressimus.
Dieser Auffassung folgend, habe ich dasselbe mit denselben Worten in meiner Trostschrift ausgedrückt.
anmerk.
     
Aufgabenvorschläge:
  1. Viele Pädagogen behaupten heute noch mit Stolz, sie würden "platonisch lehren". Was ist unter dem Aspekt des Vorwissens und der Wiedererinnerung darunter zu verstehen?
  2. Die Gegenthese zu den "angeborenen Begriffen" oder "ἔννοιαι" (die Philosophen sagen "apriorische Ideen" oder kurz "das Apriori") ist die die These von der "tabula rasa". Informieren Sie sich darüber und diskutieren Sie, wie die Gegensätzlichkeit von Idealismus und Sensualismus damit zusammenhängt!
  3. Verstehen Sie die widersprüchlich wirkende Interpretation Platons, dass das, was wird und vergeht, Nichts sei (oder nicht sei)?
  4. Welche eigene Aussage will Cicero mit diesem Rekurs auf Platon untermauern?
  5. Dass die Seele nach Wesen und Wirkung göttlich sei, klingt etwas unmodern und antiquiert. Setzen Sie dem eine glaubwürdigere These entgegen, indem sie für Seele und Geist den synonymen Begriff des Bewusstseins wählen!
  6. Im zweiten Teil, werden Kulturleistungen des Menschen angeführt, um die Göttlichkeit des menschlichen Denkens nachzuweisen. Stellen Sie diese tabellarisch zusammen und fragen Sie, ob sie wirklich (nur) auf Rationalität beruhen!
 
Übersetzung von F.H.Kern, bearbeitet von E. Gottwein
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Sententiae excerptae:
Lat. zu "Cic" und "Tusc"
91
gloria virtutem tamquam umbra sequitur
der Ruhm folgt der Leistung wie ihr Schatten
Cic.Tusc.1,109

2034
Sitne igitur malum dolere necne, Stoici viderint.
Ob der Schmerz ein Übel ist oder nicht, mögen die Stoiker zusehen.
Cic.Tusc.2,42,3

2035
Appellata est enim ex viro virtus.
"Virtus" kommt nämlich von "vir" (Mann).
Cic.Tusc.2,43,3

2036
Viri autem propria maxime est fortitudo, cuius munera duo sunt maxima, mortis dolorisque contemptio.
Die Haupteigenschaft des Mannes aber ist die Tapferkeit, die beide Hauptrichtungen in sich begreift: Verachtung des Todes und Verachtung des Schmerzes.
Cic.Tusc.2,43,4

2037
Contemno magnitudinem doloris, a qua me brevitas temporis vindicabit ante paene, quam venerit (Epikur).
Ich verachte die Heftigkeit des Schmerzes, von der mich die Kürze der Zeit erretten wird, beinahe noch bevor er gekommen ist.
Cic.Tusc.2,44,3

2038
saepe enim videmus fractos pudore, qui ratione nulla vincerentur.
Denn oft sehen wir durch Scham überwältigt, wer durch keinen Vernunftgrund besiegt werden konnte.
Cic.Tusc.2,48,3

2039
Ferendi doloris consuetudo est non contemnenda magistra.
Im Verachten des Schmerzes ist die Gewöhnung eine nicht zu verachtende Lehrmeisterin.
Cic.Tusc.2,49,4

2023
Omninoque, quae crescentia perniciosa sunt, eadem sunt vitiosa nascentia.
Grundsätzlich ist, was in seinem Wachstum verderblich ist, auch in seiner Entstehung fehlerhaft.
Cic.Tusc.3,41,3

2024
qui vitiis modum apponit, is partem suscipit vitiorum
Wer Fehlern ein Maß setzt, ergreift Partei für die Fehler
Cic.Tusc.4,42,4

2025
iracundiam cotem fortitudinis esse dicunt
Zorn sei der Schleifstein der Tapferkeit, sagen sie
Cic.Tusc.4,43,2

2026
est enim ira ulciscendi libido
Zorn ist Lust, sich zu rächen
Cic.Tusc.4,44,1

2027
ubi quicquid est, quod disci potest, eo veniendum.
wo etwas zu lernen ist, dahin muss man kommen
Cic.Tusc.4,44,5

2028
aegritudo ut taetra et inmanis belua fugienda
den Kummer muss man wie ein hässliches, abscheuliches Ungeheuer fliehen
Cic.Tusc.4,45,1

2029
Impunitas peccatorum data videtur eis, qui ignominiam et infamiam ferunt sine dolore; morderi est melius conscientia.
Die scheinen für ihre Verfehlungen straffrei zu bleiben, die unter Schmach und Entehrung nicht leiden. Besser sind Gewissensbisse.
Cic.Tusc.4,45,2

1436
Clavus clavo eicitur. (ἧλον τῷ ἥλῳ καὶ πάτταλον ἐξέκρουσας πατάλῳ· ἀντὶ τοῦ ἁμαρτήματι τὸ ἁμάρτημα θεραπεύεις, Diog.5,16)
Ein Keil treibt den anderen heraus. (Bös muss Bös vertreiben).
Cic.Tusc.4,75

30
aut bibat aut abeat (ἢ πῖθι ἢ ἄπιθι)
sauf oder lauf!
Cic.Tusc.5,118

1038
Sisyphi saxum versare.
Den Stein des Sisyphos wälzen. (Sich vergeblich abmühen.)
nach Cic.Tusc.1,5,10


Literatur:
zu "Cic" und "Tusc"
4594
Baltes, M.
Die Todesproblematik in der griechischen Philosophie.
in: Gymnasium 95, 2/1988, 97-128
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zvab

534
Barigazzi, A.
Sulle fonte del libro primo delle Tusculane de Cicerone
in: RFIC 76/1984,181-203
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zvab

1534
Barigazzi, A.
Sulle fonte del libro primo delle Tusculane de Cicerone
in: RFIC 76/1984,181-203
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683
Büchner, K.
Cicero. Bestand und Wandel seiner geistigen Welt
Heidelberg (Winter) 1964
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zvab

699
Cicero, M.T. / Kasten
Atticus-Briefe. (Text, Übersetzung v.H.Kasten)
Darmstadt (WBG, Tusc) 1990
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zvab

698
Cicero, M.T. / Kasten
An seine Freunde. (Text, Übersetzung) v.H.Kasten
Darmstadt (WBG, Tusc) 1989
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zvab

707
Cicero, M.T. / Kühner, R.
Tusculanarum disputationum libri quinque. Ex Orellii recensione edidit et illustravit Raphael Kühner. Editio altera auctior et emendatior.
Jena, Frommann, 1829; 1835
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703
Cicero, M.T. / Kühner, R.
Cicero's Tusculanen. Übs. und erklärt von Raphael Kühner.
Stuttgart, Krais & Hoffmann 2/1866
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zvab

4584
Cicero, M.T. / O. Weissenfels
Auswahl aus Ciceros Philosophischen Schriften, hgg. v. Oskar Weissenfels. 3. Aufl. besorgt v. Paul Wessner
Leipzig, Berlin (Teubner) 1910
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496
Gelzer, M.
Cicero. Ein biographischer Versuch
Wiebaden (Steiner) 1969
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zvab

500
Giebel, M.
Cicero
Reinbek (rm 261) 1989
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zvab

518
Harder, R.
Proömium von Ciceros Tusculanen (Die Antithese Rom-Griechenland)
in: Kl.Schrft., München (Beck) 1960
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zvab

4595
Hermann, C.
Affektbeherrschung als Weg zum Glück. Cicero, Tusculanae disputationes V 15/16.
in: AU 37, 6/1994, 64-70.
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zvab

532
Hommel, H.
Ciceros Gebetshymnus an die Philosophie, Tusculanen V 5
Heidelberg (Winter) 1968
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4596
Hross, K.
Unsterblichkeit der Seele, Lukr.3 – Cic. Tusc.1
in: Anr. 13/1967, 389
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4590
Ioannes ab Arnim (Hg.)
Stoicorum veterum fragmenta, collegit Ioannes ab Arnim. Volumen III: Chrysippi fragmenta moralia, fragmenta succcessorum Chrysippi
Stuttgart, Teubner1979
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544
Klingner, F.
Cicero
in: Röm.Geisteswelt, München 1965
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zvab

561
Kurfeß, A.
Adnotationes criticae ad Ciceronis Tusculanas disputationes
in: Gymn 62/1955,50
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zvab

4589
Long, A.A. / Sedley, D.N.
Die hellenistischen Philosophen, Texte und Kommentare (nur deutsch), übers. v. Karlheinz Hülser
Stuttgart, Weimar (J.B.Metzler) 2000 (Cambridge 1987)
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593
Plasberg, O.
Cicero in seinen Werken und Briefen
Darmstadt (WBG) 1962
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4593
Pohlenz, M.
M. Ciceronis Tusculanarum disputationum libti quinque (Heft I/II)
Amsterdam (Hakkert) 1965/1957
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zvab

622
Schmid, W.
Ein Tag und der Aion. ..zu Ciceros Doxologie der Philos.(Tusc.5,5)
in: Maurach: Philos. (WBG, WdF 193) 1976
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4597
Schmid, W.
Ein Tag und der Aion... Zu Ciceros Doxologie der Philos. (Tusc.5,5)
in: Maurach. Philos., Darmstadt (WBG, WdF 193) 1976
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638
Seel, O.
Cicero. Wort, Staat, Welt
Stuttgart (Klett) 1967
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4585
Süss, Wilhelm
Cicero. Eine Einführung in seine philosophischen Schriften (mit Ausschluss der staatsphilosophischen Werke)
Wiesbaden (Franz Steiner) 1966
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