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Cicero: De finibus bonorum et malorum

Cicero: Vom höchsten Gut und größten Übel

Cic.fin.1,50-54

Gerechtigkeit in ihrem Verhältnis zur Lust

 
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Torquatus setzt seinen Vortrag üner die Lehre Epikurs fort und zeigt, dass die Tugend der Gerechtigkeit (iustitia) nicht um ihrer selbst willen erstrebt werden, sondern im Dienst der Lust (voluptas) steht.

Cicero: De finibus bonorum et malorum

Cic.fin.1,50-54

Gerechtigkeit in ihrem Verhältnis zur Lust

 

Cicero: Vom höchsten Gut und größten Übel

Cic.fin.1,50-54

Gerechtigkeit in ihrem Verhältnis zur Lust

50,1
Iustitia restat, ut de omni virtute sit dictum. sed similia fere dici possunt.Die Gerechtigkeit bleibt noch, um von jeder Tugend geredet zu haben; aber man kann von ihr so ziemlich dasselbe sagen.
50,2
ut enim sapientiam, temperantiam, fortitudinem copulatas esse docui cum voluptate, ut ab ea nullo modo nec divelli nec distrahi possint, sic de iustitia iudicandum est, quae non modo numquam nocet cuiquam, sed contra semper afficit cum vi sua atque natura, quod tranquillat animos, tum spe nihil earum rerum defuturum, quas natura non depravata desiderat.Denn wie ich zeigte, dass Weisheit, Mäßigkeit und Tapferkeit mit der Lust verknüpft sind, so dass sie sich von ihr auf keine Weise losreißen und trennen lassen, so muss man auch über die Gerechtigkeit urteilen, die nie einem schadet, sondern im Gegenteil immer dem Gemüt Beruhigung gewährt, sowohl durch ihre eigene Kraft und Natur, als auch durch die Hoffnung, es werde an nichts von dem fehlen, was die unverdorbene Natur verlangt.
50,3
Et quem ad modum temeritas et libido et ignavia semper animum excruciant et semper sollicitant turbulentaeque sunt, sic inprobitas si cuius in mente consedit, hoc ipso, quod adest, turbulenta est;Und wie Unbesonnenheit, Ausschweifung und Feigheit immer das Gemüt martern und immer beunruhigen und in Verwirrung setzen, so bewirkt auch die Schlechtigkeit, wenn sie sich in jemandes Geist eingenistet hat, schon durch ihre bloße Anwesenheit Verwirrung.
50,4
si vero molita quippiam est, quamvis occulte fecerit, numquam tamen id confidet fore semper occultum.Und wenn sie nun vollends etwas unternimmt, so wird sie, mag sie es auch noch so sehr im Verborgenen tun, doch nie die Zuversicht haben, es werde immer verborgen bleiben.
50,5
plerumque improborum facta primo suspicio insequitur, dein sermo atque fama, tum accusator, tum iudex; Meist folgt auf die Handlungen der Bösen zuerst Verdacht, dann Nachrede und übles Gerücht, dann der Kläger, dann der Richter.
50,6
Multi etiam, ut te consule, ipsi se indicaverunt.Viele haben sich auch, wie unter deinem Konsulat, selbst angegeben.
51,1
quodsi qui satis sibi contra hominum conscientiam saepti esse et muniti videntur, deorum tamen horrent easque ipsas sollicitudines, quibus eorum animi noctesque diesque exeduntur, a diis inmortalibus supplicii causa importari putant.Wenn sich nun auch manche gegen die Mitwisserschaft der Menschen hinlänglich verwahrt und geschützt vorkommen, so beben sie doch vor der der Götter und sehen eben diese Gewissensunruhe von der ihr Gemüt Nacht und Tag zernagt wird, als eine von den unsterblichen Göttern über sie verhängte Strafe an.
51,2
quae autem tanta ex improbis factis ad minuendas vitae molestias accessio potest fieri, quanta ad augendas, cum conscientia factorum, tum poena legum odioque civium?Kann aber wohl aus schlechten Handlungen zur Verminderung der Müheseligkeiten des Lebens ein so großer Gewinn gezogen werden, als Nachteile zu ihrer Vermehrung aus dem Bewusstsein der Taten, aus der Strafe der Gesetze und dem Hass der Mitbürger?
51,3
et tamen in quibusdam neque pecuniae modus est neque honoris neque imperii nec libidinum nec epularum nec reliquarum cupiditatum, quas nulla praeda umquam improbe parta minuit, sed potius inflammat, ut coercendi magis quam dedocendi esse videantur.Gleichwohl findet sich bei manchen kein Maß der Geldgier, des Ehrgeizes und der Herrschsucht, der Wollust, der Schlemmerei und der übrigen Leidenschaften, die kein mit Unrecht gewonnener Raub befriedigt, sondern vielmehr entzündet, so dass zur Besserung solcher Menschen Züchtigung notwendiger als Belehrung erscheint.
52,1
Invitat igitur vera ratio bene sanos ad iustitiam, aequitatem, fidem, neque homini infanti aut inpotenti iniuste facta conducunt, qui nec facile efficere possit, quod conetur, nec optinere, si effecerit, et opes vel fortunae vel ingenii liberalitati magis conveniunt, qua qui utuntur, benivolentiam sibi conciliant et, quod aptissimum est ad quiete vivendum, caritatem, praesertim cum omnino nulla sit causa peccandi.So fordert also ein rechtes Denken die Verständigen zur Gerechtigkeit, Billigkeit und Redlichkeit auf. Einerseits nützen dem unberedten oder machtlosen Mann ungerechte Handlungen nichts, da er weder das, was er unternimmt, leicht ausführen, noch, wenn er es auch ausgeführt hat, behaupten kann; andererseits taugen die Güter des Glücks oder des Geistes für eine edle Gesinnung besser. Wer diese besitzt, erwirbt sich Wohlwollen und – was das taugliche Mittel zu einem ruhigen Leben ist – achtungsvolle Liebe, besonders da überhaupt kein Grund zum Sündigen vorhanden ist.
53,1
Quae enim cupiditates a natura proficiscuntur, facile explentur sine ulla iniuria, quae autem inanes sunt, iis parendum non est.Denn die Begierden, die von der Natur ausgehen, werden leicht befriedigt ohne alles Unrecht; den eitlen aber darf man nicht willfahren;
53,2
nihil enim desiderabile concupiscunt, plusque in ipsa iniuria detrimenti est quam in iis rebus emolumenti, quae pariuntur iniuria.denn sie begehren nichts Wünschenswertes, und mehr Nachteil liegt im Unrecht selbst als Vorteil in dem, was durch Unrecht gewonnen wird.
53,3
Itaque ne iustitiam quidem recte quis dixerit per se ipsam optabilem, sed quia iucunditatis vel plurimum afferat.Daher kann man auch die Gerechtigkeit nicht mit Recht etwas an sich Wünschenswertes nennen, sondern weil sie so unendlich viel Angenehmes bietet.
53,4
nam diligi et carum esse iucundum est propterea, quia tutiorem vitam et voluptatem pleniorem efficit.Denn der Besitz von Achtung und Liebe ist deshalb angenehm, weil er das Leben sicherer und die Lust vollkommener macht.
53,5
itaque non ob ea solum incommoda, quae eveniunt inprobis, fugiendam inprobitatem putamus, sed multo etiam magis, quod, cuius in animo versatur, numquam sinit eum respirare, numquam adquiescere.Demnach glauben wir, dass nicht allein wegen der Nachteile, die den Schlechten widerfahren, die Schlechtigkeit zu fliehen sei, sondern weit mehr noch, weil sie den, in dessen Seele sie wohnt, nie zu Atem, nie zur Ruhe kommen lässt.
54,1
Quodsi ne ipsarum quidem virtutum laus, in qua maxime ceterorum philosophorum exultat oratio, reperire exitum potest, nisi derigatur ad voluptatem, voluptas autem est sola, quae nos vocet ad se et alliciat suapte natura, non potest esse dubium, quin id sit summum atque extremum bonorum omnium, beateque vivere nihil aliud sit nisi cum voluptate vivere.Wenn nun nicht einmal das Lob der Tugenden, in dem sich die Rede der übrigen Philosophen so sehr ergeht, zu einem Ergebnis gelangen kann, wofern es nicht auf die Lust gerichtet wird, die Lust es aber allein ist, die uns zu sich ruft und anlockt und kraft ihres eigenen Wesens: so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass sie das höchste und äußerste aller Güter ist und das glückselige Leben nichts anderes bedeutet als mit Lust leben.
     
   
Aufgabenvorschläge:
 
Übersetzung vonRaphael Kühner, bearbeitet von Egon Gottwein
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Sententiae excerptae:
Lat. zu "Cic" und "ius"
174
Talis est quaeque res publica, qualis eius aut natura aut voluntas, qui illam regit.
So ist jeder Staat, wie entweder der Charakter oder der Wille desjenigen, der ihn regiert.
Cic.rep.1,47

2036
Viri autem propria maxime est fortitudo, cuius munera duo sunt maxima, mortis dolorisque contemptio.
Die Haupteigenschaft des Mannes aber ist die Tapferkeit, die beide Hauptrichtungen in sich begreift: Verachtung des Todes und Verachtung des Schmerzes.
Cic.Tusc.2,43,4

2029
Impunitas peccatorum data videtur eis, qui ignominiam et infamiam ferunt sine dolore; morderi est melius conscientia.
Die scheinen für ihre Verfehlungen straffrei zu bleiben, die unter Schmach und Entehrung nicht leiden. Besser sind Gewissensbisse.
Cic.Tusc.4,45,2


Literatur:
zu "Cic" und "fin"
683
Büchner, K.
Cicero. Bestand und Wandel seiner geistigen Welt
Heidelberg (Winter) 1964

708
Cicero, M.T. / Kühner, R.
Vom höchsten Gut und größl;ten Übel. De Finibus Bonorum et Malorum, übersetzt, eingeleitet und erläutert von Raphael Kühner
Berlin, Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung,o.J. (ca. 1914) / München Goldmann o.J. (Goldmanns Gelbe Taschenbücher, Nr. 1311)

4584
Cicero, M.T. / O. Weissenfels
Auswahl aus Ciceros Philosophischen Schriften, hgg. v. Oskar Weissenfels. 3. Aufl. besorgt v. Paul Wessner
Leipzig, Berlin (Teubner) 1910

481
Finckh, R.
Fragen an Cicero (Schülerwettbewerb "Lebendige Antike")
in: Gymn 89/1982

482
Fink, G.
Geld und Gloria..Gesichtspkte.bei..Ciceros Rede De imperio Cn.Pompei
in: AU XXIX 2/1986,30

4141
Fink, Gerhard
Fink, G.: Geld und gloria. Interpretationsgesichtspunkte bei der Lektüre von Ciceros Rede De imperio Cn. Pompei
in: AU 29, 2, l986, 30-36

496
Gelzer, M.
Cicero. Ein biographischer Versuch
Wiebaden (Steiner) 1969

499
Giancotti, F.
Innere Grundzug von "De finibus". Cicero
in: Büchner: Cicero, WBG 1971 (WdF 27)

500
Giebel, M.
Cicero
Reinbek (rm 261) 1989

4590
Ioannes ab Arnim (Hg.)
Stoicorum veterum fragmenta, collegit Ioannes ab Arnim. Volumen III: Chrysippi fragmenta moralia, fragmenta succcessorum Chrysippi
Stuttgart, Teubner1979

544
Klingner, F.
Cicero
in: Röm.Geisteswelt, München 1965

551
Kohns, H.P.
Res publica - res populi (zu Cic. rep I 39) (Staatsdefinition)
in: Gymn 77/1970

4589
Long, A.A. / Sedley, D.N.
Die hellenistischen Philosophen, Texte und Kommentare (nur deutsch), übers. v. Karlheinz Hülser
Stuttgart, Weimar (J.B.Metzler) 2000 (Cambridge 1987)

588
Pahnke, E.
Studien über Ciceros Kenntnis.. des Aristoteles u. Herkunft der Staatsdefinition
Diss. Freiburg 1962

589
Patzig, G.
Cicero als Philosoph am Beispiel der Schrift De finibus
in: Gymn 86/1979

593
Plasberg, O.
Cicero in seinen Werken und Briefen
Darmstadt (WBG) 1962

638
Seel, O.
Cicero. Wort, Staat, Welt
Stuttgart (Klett) 1967

641
Stark, R.
Ciceros Staatsdefinition
in: Klein: Staatsd., WBG 1966 (WdF 46)

4585
Süss, Wilhelm
Cicero. Eine Einführung in seine philosophischen Schriften (mit Ausschluss der staatsphilosophischen Werke)
Wiesbaden (Franz Steiner) 1966


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