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Cicero: De finibus bonorum et malorum

Cicero: Vom höchsten Gut und größten Übel

Cic.fin.1,42-46

Die Weisheit (sapientia) als Königsweg zur Lust (voluptas)

 
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Torquatus setzt seinen Vortrag üner die Lehre Epikurs fort und erweist die Weisheit (sapientia) als Königsweg zur Lust (voluptas).

Cicero: De finibus bonorum et malorum

Cic.fin.1,42-46

sapientia tamquam artifex conquirendae et comparandae voluptatis

 

Cicero: Vom höchsten Gut und größten Übel

Cic.fin.1,42-46

Die Weisheit als Königsweg zur Lust

42,4
Id qui in una virtute ponunt et splendore nominis capti, quid natura postulet, non intellegunt, errore maximo, si Epicurum audire voluerint, liberabuntur:Die, die es (das Letztziel des Handelns) in die Tugend allein setzen und, von dem Glanz des Namens geblendet, die Ansprüche der Natur nicht einsehen, werden, wenn sie dem Epikur Gehör schenken wollen, von dem größten Irrtum befreit werden.
42,5
istae enim vestrae eximiae pulchraeque virtutes nisi voluptatem efficerent, quis eas aut laudabilis aut expetendas arbitraretur?Denn wer würde wohl diese eure vorzüglichen und schönen Tugenden, wenn sie keine Lust bewirkten, für lobenswert oder wünschenswert halten?
42,6
ut enim medicorum scientiam non ipsius artis, sed bonae valetudinis causa probamus, et gubernatoris ars, quia bene navigandi rationem habet, utilitate, non arte laudatur, sic sapientia, quae ars vivendi putanda est, non expeteretur, si nihil efficeret;So wie wir ja die Geschicklichkeit der Ärzte nicht wegen der Wissenschaft selbst, sondern um der Gesundheit willen billigen, und wie die Kunst des Steuermanns, weil sie die Regeln einer guten Schifffahrt enthält, wegen des Nutzens und nicht wegen der Kunst in Achtung steht: so würde man die Weisheit, die für die Kunst des Lebens zu halten ist, nicht erstreben, wenn sie ohne Wirkung bliebe.
42,7
nunc expetitur, quod est tamquam artifex conquirendae et comparandae voluptatis --Nun aber wird sie erstrebt, weil sie gleichsam die Künstlerin ist, die die Lust aufsucht und herbeischafft.
43,1
Quam autem ego dicam voluptatem, iam videtis, ne invidia verbi labefactetur oratio mea --.Was ich aber unter Lust verstehe, wisst ihr jetzt; sonst könnte durch die Gehässigkeit dieses Namens mein Vortrag geschwächt werden.
43,2
nam cum ignoratione rerum bonarum et malarum maxime hominum vita vexetur, ob eumque errorem et voluptatibus maximis saepe priventur et durissimis animi doloribus torqueantur, sapientia est adhibenda, quae et terroribus cupiditatibusque detractis et omnium falsarum opinionum temeritate derepta certissimam se nobis ducem praebeat ad voluptatem.Da nämlich das menschliche Leben hauptsächlich unter der Unkenntnis des Guten und Bösen leidet und die Menschen wegen dieses Irrtums oft einerseits der größten Genüsse beraubt, andererseits von den peinlichsten Schmerzen gefoltert werden, muss man die Weisheit zu Hilfe nehmen; denn sie nimmt die Schrecken und Leidenschaften weg, entreißt das planlose Schwanken aller falschen Vorstellungen und bietet sich uns so als die zuverlässigste Führerin zur Lust dar.
43,3
sapientia enim est una, quae maestitiam pellat ex animis, quae nos exhorrescere metu non sinat. qua praeceptrice in tranquillitate vivi potest omnium cupiditatum ardore restincto.Die Weisheit ist es allein, die die Traurigkeit aus dem Gemüt bannt, die uns nicht vor Furcht erbeben lässt; unter ihrer Leitung lernt man die Glut der Leidenschaften erstickten und so in Ruhe leben.
43,4
cupiditates enim sunt insatiabiles, quae non modo singulos homines, sed universas familias evertunt, totam etiam labefactant saepe rem publicam.Denn die Leidenschaften sind unersättlich; sie vernichten das Glück nicht nur einzelner Menschen, nein, ganzer Familien; ja sie erschüttern oft sogar einen ganzen Staat.
44,1
Ex cupiditatibus odia, discidia, discordiae, seditiones, bella nascuntur, nec eae se foris solum iactant nec tantum in alios caeco impetu incurrunt, sed intus etiam in animis inclusae inter se dissident atque discordant;Die Leidenschaften sind die Quelle von Hass, Zerwürfnis, Zwietracht, Aufruhr, Krieg, und sie werfen sich nicht bloß nach außen hin und stürzen sich nicht nur auf andere in ihrem blinden Ungestüm: auch drinnen, im Herzen eingeschlossen, sind sie untereinander in Uneinigkeit und Zwietracht.
44,2
ex quo vitam amarissimam necesse est effici, ut sapiens solum amputata circumcisaque inanitate omni et errore naturae finibus contentus sine aegritudine possit et sine metu vivere. Die notwendige Folge hiervon ist ein gänzlich verbittertes Leben. Daher ist der Weise allein im Stande, nachdem er die Auswüchse aller eigenen Vorstellungen und Irrtümer abgelöst und abgeschnitten hat, mit den Grenzen der Natur zufrieden, ohne Kummer und ohne Furcht zu leben.
45,1
Quae est enim aut utilior aut ad bene vivendum aptior partitio quam illa, qua est usus Epicurus?Denn gibt es wohl eine zweckmäßigere und für ein gutes Leben geeignetere Einteilung der Leidenschaften als die von Epikur angewandte?
45,2
qui unum genus posuit earum cupiditatum, quae essent et naturales et necessariae, alterum, quae naturales essent nec tamen necessariae, tertium, quae nec naturales nec necessariae.Als die erste Art davon nimmt er die natürlichen und notwendigen an, als die zweite die natürlichen, doch nicht notwendigen, als die dritte die weder natürlichen noch notwendigen.
45,3
quarum ea ratio est, ut necessariae nec opera multa nec impensa expleantur;Der Umgang mit ihnen ist so, dass die notwendigen ohne viel Mühe und Aufwand befriedigt werden;
45,4
ne naturales quidem multa desiderant, propterea quod ipsa natura divitias, quibus contenta sit, et parabilis et terminatas habet;auch die natürlichen verlangen nicht viel, weil der Reichtum der Natur, mit dem sie sich begnügt, leicht zu beschaffen und beschränkt ist.
45,5
inanium autem cupiditatum nec modus ullus nec finis inveniri potest.Für die eitlen Leidenschaften hingegen lässt sich weder ein Maß noch eine Grenze ziehen.
46,1
Quodsi vitam omnem perturbari videmus errore et inscientia, sapientiamque esse solam, quae nos a libidinum impetu et a formidinum terrore vindicet et ipsius fortunae modice ferre doceat iniurias et omnis monstret vias, quae ad quietem et ad tranquillitatem ferant, quid est cur dubitemus dicere et sapientiam propter voluptates expetendam et insipientiam propter molestias esse fugiendam?Sehen wir nun, dass unser ganzes Leben durch Irrtum und Unwissenheit in Verwirrung gerät und dass es die Weisheit allein ist, die uns vom Ungestüm der Leidenschaften und vom Schrecken peinigender Angstgefühle befreit und selbst des Schicksals Unbilden mit Mäßigung tragen lehrt und alle Wege zeigt, die zur Ruhe und zum inneren Frieden führen: warum sollten wir Anstand nehmen zu behaupten, die Weisheit sei um der Lust willen zu erstreben, sowie die Torheit der Beschwerden wegen zu fliehen?
     
   
Aufgabenvorschläge:
 
Übersetzung vonRaphael Kühner, bearbeitet von Egon Gottwein
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Sententiae excerptae:
Lat. zu "Cic" und "sap"
2030
perturbationibus sapiens semper vacabit
Von Leidenschaften wird der Weise immer frei sein
Cic.fin.3,35,7

270
Qui sibi semitam non sapiunt, alteri monstrant viam.
Wer für sich keinen Pfad kennt, will einem anderen einen Weg zeigen.
Enn. bei Cic.div.1,132


Literatur:
zu "Cic" und "fin"
683
Büchner, K.
Cicero. Bestand und Wandel seiner geistigen Welt
Heidelberg (Winter) 1964

708
Cicero, M.T. / Kühner, R.
Vom höchsten Gut und größl;ten Übel. De Finibus Bonorum et Malorum, übersetzt, eingeleitet und erläutert von Raphael Kühner
Berlin, Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung,o.J. (ca. 1914) / München Goldmann o.J. (Goldmanns Gelbe Taschenbücher, Nr. 1311)

4584
Cicero, M.T. / O. Weissenfels
Auswahl aus Ciceros Philosophischen Schriften, hgg. v. Oskar Weissenfels. 3. Aufl. besorgt v. Paul Wessner
Leipzig, Berlin (Teubner) 1910

481
Finckh, R.
Fragen an Cicero (Schülerwettbewerb "Lebendige Antike")
in: Gymn 89/1982

482
Fink, G.
Geld und Gloria..Gesichtspkte.bei..Ciceros Rede De imperio Cn.Pompei
in: AU XXIX 2/1986,30

4141
Fink, Gerhard
Fink, G.: Geld und gloria. Interpretationsgesichtspunkte bei der Lektüre von Ciceros Rede De imperio Cn. Pompei
in: AU 29, 2, l986, 30-36

496
Gelzer, M.
Cicero. Ein biographischer Versuch
Wiebaden (Steiner) 1969

499
Giancotti, F.
Innere Grundzug von "De finibus". Cicero
in: Büchner: Cicero, WBG 1971 (WdF 27)

500
Giebel, M.
Cicero
Reinbek (rm 261) 1989

4590
Ioannes ab Arnim (Hg.)
Stoicorum veterum fragmenta, collegit Ioannes ab Arnim. Volumen III: Chrysippi fragmenta moralia, fragmenta succcessorum Chrysippi
Stuttgart, Teubner1979

544
Klingner, F.
Cicero
in: Röm.Geisteswelt, München 1965

551
Kohns, H.P.
Res publica - res populi (zu Cic. rep I 39) (Staatsdefinition)
in: Gymn 77/1970

4589
Long, A.A. / Sedley, D.N.
Die hellenistischen Philosophen, Texte und Kommentare (nur deutsch), übers. v. Karlheinz Hülser
Stuttgart, Weimar (J.B.Metzler) 2000 (Cambridge 1987)

588
Pahnke, E.
Studien über Ciceros Kenntnis.. des Aristoteles u. Herkunft der Staatsdefinition
Diss. Freiburg 1962

589
Patzig, G.
Cicero als Philosoph am Beispiel der Schrift De finibus
in: Gymn 86/1979

593
Plasberg, O.
Cicero in seinen Werken und Briefen
Darmstadt (WBG) 1962

638
Seel, O.
Cicero. Wort, Staat, Welt
Stuttgart (Klett) 1967

641
Stark, R.
Ciceros Staatsdefinition
in: Klein: Staatsd., WBG 1966 (WdF 46)

4585
Süss, Wilhelm
Cicero. Eine Einführung in seine philosophischen Schriften (mit Ausschluss der staatsphilosophischen Werke)
Wiesbaden (Franz Steiner) 1966


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