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![]() Publius Ovidius Naso
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1. Die Töchter des Minyas (1-415) | ||
At non Alcithoe Minyeias orgia censet accipienda dei, sed adhuc temeraria Bacchum progeniem negat esse Iovis sociasque sorores inpietatis habet. festum celebrare sacerdos |
Minyas' Tochter jedoch, Alkithoe, meinet, des Gottes Orgien brauche sie nicht. Dass Bakchos von Iupiter stamme, Leugnet sie noch mit vermessenem Trotz, und es teilen die Schwestern Solch unheiligen Sinn. Zu dem Fest hieß kommen der Priester |
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inmunesque operum famulas dominasque suorum pectora pelle tegi, crinales solvere vittas, serta coma, manibus frondentis sumere thyrsos iusserat et saevam laesi fore numinis iram vaticinatus erat: parent matresque nurusque |
Frauen und Mägde zugleich, ablassend von ihren Geschäften, Decken mit Fellen die Brust, vom Haupt abnehmen die Binden, Kränze sich legen ins Haar, in die Hand grünlaubige Thyrsen. Furchtbar werde, versäumt, zum Zorne sich wenden die Gottheit, Hatte voraus er gesagt. So Mütter wie Schnuren gehorchend |
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telasque calathosque infectaque pensa reponunt turaque dant Bacchumque vocant Bromiumque Lyaeumque ignigenamque satumque iterum solumque bimatrem; additur his Nyseus indetonsusque Thyoneus et cum Lenaeo genialis consitor uvae |
Lassen Gewebe und Korb und die unvollendete Arbeit. Weihrauch dampft, und es schallt: Heil, Bromios, Bacchos, Lyaios, Feuergezeugter, allein Zweimüttriger, Wiedergeborner! Nyseus! tönt ihr Ruf und: nimmer geschorner Thyoneus! Heitrer Lenaios! erschallt's, du Pflanzer der labenden Traube, |
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Nycteliusque Eleleusque parens et Iacchus et Euhan, et quae praeterea per Graias plurima gentes nomina, Liber, habes. tibi enim inconsumpta iuventa est, tu puer aeternus, tu formosissimus alto conspiceris caelo; tibi, cum sine cornibus adstas, |
Eleleus, Euan dazu, Nyktelios, Vater Iakchos Und was du sonst für Namen noch hast bei den grajischen Stämmen, Liber, in reichlicher Zahl. Dir bleibt nie welkende Jugend; Du wirst droben geschaut im Himmels als ewiger Knabe, Allen in Schönheit voran; du trägst, wenn dir fehlen die Hörner, |
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virgineum caput est; Oriens tibi victus, adusque decolor extremo qua tinguitur India Gange. Penthea tu, venerande, bipenniferumque Lycurgum sacrilegos mactas, Tyrrhenaque mittis in aequor corpora, tu biiugum pictis insignia frenis |
Jungfrauähnliches Haupt. Dir huldigt bezwungen der Aufgang, Bis wo der Ganges benetzt am Ende die bräunlichen Inder. Pentheus schlachtest du hin und den Beil-aufheber Lykurgos, Deine Verächter, hoher Gott; du wirfst die Tyrrhener Nieder ins Meer. Du beugst den Hals, den prächtige Zügel |
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colla premis lyncum. bacchae satyrique sequuntur, quique senex ferula titubantis ebrius artus sustinet et pando non fortiter haeret asello. quacumque ingrederis, clamor iuvenalis et una femineae voces inpulsaque tympana palmis |
Schmücken, dem Luchsegespann. Mitziehn Bacchanten und Satyrn Samt dem trunkenen Greis, der am Rohre die schlotternden Glieder Stützt und haltlos hängt auf dem Rücken des bauchigen Esels. Wo du ziehst des Wegs, tönt lärmender Jünglinge Jubel, Weiblicher Stimmen Geschrei; von den Händen geschlagene Trommeln, |
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concavaque aera sonant longoque foramine buxus. ' Placatus mitisque' rogant Ismenides 'adsis,' iussaque sacra colunt; solae Minyeides intus intempestiva turbantes festa Minerva aut ducunt lanas aut stamina pollice versant |
Bauchiges Erz und der Buchs mit dem langhin gehenden Rohre. "Nah uns gnädig und mild!" - So flehen die Ismeniden, Und sie begehn den geheißenen Dienst. Nur Minyas' Töchter, Durch das unzeitige Werk der Minerva die Feier entweihend, Hecheln Wolle daheim, drehn Fäden mit hurtigem Daumen, |
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aut haerent telae famulasque laboribus urguent. e quibus una levi deducens pollice filum 'dum cessant aliae commentaque sacra frequentant, nos quoque, quas Pallas, melior dea, detinet' inquit, 'utile opus manuum vario sermone levemus |
Oder beschicken Gewebe und drängen die Mägde zur Arbeit. Eine davon, mit dem Daumen behend ausziehend den Faden, Spricht: "Da andere ruhn und folgen ersonnener Feier, Lasst auch uns, die zu Haus hier Pallas, die bessere Göttin, Fesselt, das nützliche Werk leicht machen mit wechselnder Rede, |
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perque vices aliquid, quod tempora longa videri non sinat, in medium vacuas referamus ad aures!' dicta probant primamque iubent narrare sorores. illa, quid e multis referat (nam plurima norat), cogitat et dubia est, de te, Babylonia, narret, |
Und mit ergötzlicher Mär, dass lang nicht werde die Weile, Lasst jedwede von uns die müßigen Ohren erfreuen!" Billigend heißen zuerst sie selber erzählen die Schwestern. Uneins erst in der Wahl - denn sie konnte so vieles erzählen – Sinnet sie, ob sie von dir, babylonische Derketis, rede, |
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Derceti, quam versa squamis velantibus artus stagna Palaestini credunt motasse figura, an magis, ut sumptis illius filia pennis extremos albis in turribus egerit annos, nais an ut cantu nimiumque potentibus herbis |
Die mit gewandeltem Leib, da Schuppen verhüllten die Glieder, Schwamm im Weiher umher, wie glaubet das Volk Palästinas, Ob vielmehr, wie die Tochter von ihr die letzten der Jahre, Als ihr Gefieder gesprosst, auf ragenden Türmen verlebte, Oder wie einst mit Bann und mit allzu wirksamen Kräutern |
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verterit in tacitos iuvenalia corpora pisces, donec idem passa est, an, quae poma alba ferebat ut nunc nigra ferat contactu sanguinis arbor: hoc placet; hanc, quoniam vulgaris fabula non est, talibus orsa modis lana sua fila sequente: |
Jünglinge eine Naiade in schweigende Fische verkehrte, Bis sie Gleiches erlitt, ob lieber, wie dunkle Früchte Trägt, weil Blut ihn genetzt, der Baum, der weiße getragen. Dies zu erzählen beliebt, weil nicht alltäglich das Märchen, Und so hebet sie an, aus der Woll' ausziehend den Faden: |
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2. Pyramus und Thisbe (1. Tochter) (55-166) | ||
'Pyramus et Thisbe, iuvenum pulcherrimus alter, altera, quas Oriens habuit, praelata puellis, contiguas tenuere domos, ubi dicitur altam coctilibus muris cinxisse Semiramis urbem. notitiam primosque gradus vicinia fecit, |
Thisbe und Pyramus einst, der Jünglinge schönster der eine, Hoch die andre berühmt vor allen den Mädchen im Osten, Wohnten als Nachbarn dort, wo die prächtige Stadt nach der Sage Hatte Semiramis rings mit Backsteinmauern umgeben. Umgang brachte zuweg' und vertraute Gewöhnung die Nähe; |
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tempore crevit amor; taedae quoque iure coissent, sed vetuere patres: quod non potuere vetare, ex aequo captis ardebant mentibus ambo. conscius omnis abest; nutu signisque loquuntur, quoque magis tegitur, tectus magis aestuat ignis. |
Liebe erwuchs mit der Zeit, und sie wären vereint in der Ehe, Ohne der Väter Verbot. Was die nicht konnten verbieten: Beider Gemüt war gleich entzündet von heißem Verlangen. Jeglicher Zeuge ist fern. Sie reden mit Winken und Zeichen, Und je enger beschränkt, desto mächtiger wallet die Flamme. |
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fissus erat tenui rima, quam duxerat olim, cum fieret, paries domui communis utrique. id vitium nulli per saecula longa notatum - quid non sentit amor? - primi vidistis amantes et vocis fecistis iter, tutaeque per illud |
Von kaum merklichem Riss, den schon beim Bau sie bekommen, War durchspalten die Wand, die gemein jedwedem der Häuser. Dieses Gebrechen, erkannt noch nie seit Reihen von Jahren, Ward - was merkt nicht Liebe? - zuerst euch Liebenden sichtbar, Dann als Weg für die Stimme gewählt, und in leisem Geflüster |
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murmure blanditiae minimo transire solebant. saepe, ubi constiterant hinc Thisbe, Pyramus illinc, inque vices fuerat captatus anhelitus oris, "invide" dicebant "paries, quid amantibus obstas? quantum erat, ut sineres toto nos corpore iungi |
Pflegten verstohlen hindurch zu gehn liebkosende Worte.
Oft, wenn sie standen davor, hier Thisbe, Pyramus drüben, Und jedwedes den Hauch auffing von des anderen Munde, Sprachen sie: 'Neidische Wand, was bist du der Liebenden Hemmnis? Wie viel hätt' es bedurft, dass ganz du uns ließest vereint sein |
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aut, hoc si nimium est, vel ad oscula danda pateres? nec sumus ingrati: tibi nos debere fatemur, quod datus est verbis ad amicas transitus auris." talia diversa nequiquam sede locuti sub noctem dixere "vale" partique dedere |
Oder, wenn dieses zuviel, uns Raum doch gäbest zum Küssen! Doch nicht weigern wir Dank. Dir sind wir mit Freuden erkenntlich, Dass zu befreundetem Ohr Durchgang du gewährest den Worten.' Wenn von einander getrennt sie solches vergeblich geredet, Sagten sie gegen die Nacht Lebwohl und gaben ein jedes |
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oscula quisque suae non pervenientia contra. postera nocturnos Aurora removerat ignes, solque pruinosas radiis siccaverat herbas: ad solitum coiere locum. tum murmure parvo multa prius questi statuunt, ut nocte silenti |
Küsse der eigenen Seite, die nicht hinüber gelangten. Früh nun hatte verscheucht die nächtlichen Leuchten Aurora, Und das betaute Gras mit Strahlen die Sonne getrocknet, Als der gewöhnliche Ort sie vereint. Mit leisem Geflüster Klagen sie lang und beschließen sodann, die Hüter zu täuschen |
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fallere custodes foribusque excedere temptent, cumque domo exierint, urbis quoque tecta relinquant, neve sit errandum lato spatiantibus arvo, conveniant ad busta Nini lateantque sub umbra arboris: arbor ibi niveis uberrima pomis, |
Mitten in schweigender Nacht und sacht aus der Türe zu schleichen; Wenn sie entkommen dem Haus, die Gebäude der Stadt zu verlassen, Dann, dass draußen sie nicht fehlgingen im weiten Gefilde, Beide zu kommen zum Grab des Ninus und sich zu verbergen Unter dem schattigen Baum. Dort ragte beladen mit weißen |
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ardua morus, erat, gelido contermina fonti. pacta placent; et lux, tarde discedere visa, praecipitatur aquis, et aquis nox exit ab isdem. Callida per tenebras versato cardine Thisbe egreditur fallitque suos adopertaque vultum |
Früchten ein Maulbeerbaum ganz nahe bei kühlender Quelle.. So ist bestimmt, und das Licht, das langsam schien zu entweichen, Sinkt in die Wogen hinab, und die Nacht steigt auf aus den Wogen. Sacht drehte Thisbe die Tür in der Angel und schlüpft in dem Dunkel Leise hinaus von keinem bemerkt und, verhüllet das Antlitz, |
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pervenit ad tumulum dictaque sub arbore sedit. audacem faciebat amor. venit ecce recenti caede leaena boum spumantis oblita rictus depositura sitim vicini fontis in unda; quam procul ad lunae radios Babylonia Thisbe |
Langt bei dem Hügel sie an und setzt an dem Baume sich nieder. Liebe machte sie stark und beherzt. Da nahet ein Löwe Frisch von dem Mord der Rinder befleckt den schäumenden Rachen, Dass er sich lösche den Durst im nahen Gewässer der Quelle. Diesen gewahrte von fern im Mondschein Babylons Tochter |
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vidit et obscurum timido pede fugit in antrum, dumque fugit, tergo velamina lapsa reliquit. ut lea saeva sitim multa conpescuit unda, dum redit in silvas, inventos forte sine ipsa ore cruentato tenues laniavit amictus. |
Thisbe und floh mit ängstlichem Fuß zur finsteren Höhle; Aber sie ließ auf der Flucht das Gewand entfallen dem Rücken. Als mit reichlichem Trank der grimmige Leu sich gesättigt, Sieht er, während zum Wald er zurückkehrt, ohne die Jungfrau Liegen das dünne Gewand und zerfetzt es mit blutigem Maule. |
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serius egressus vestigia vidit in alto pulvere certa ferae totoque expalluit ore Pyramus; ut vero vestem quoque sanguine tinctam repperit, "una duos" inquit "nox perdet amantes, e quibus illa fuit longa dignissima vita; |
Später entschritten dem Haus nimmt wahr in dem lockeren Sande Sichere Spuren des Tiers und erblasst im ganzen Gesichte Pyramus. Wie er das Kleid auch findet vom Blute gerötet, Spricht er: 'Die selbe Nacht wird den Tod zwei Liebenden bringen, Ach, und die würdigste war doch sie vieljährigen Lebens! |
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nostra nocens anima est. ego te, miseranda, peremi, in loca plena metus qui iussi nocte venires nec prior huc veni. nostrum divellite corpus et scelerata fero consumite viscera morsu, o quicumque sub hac habitatis rupe leones! |
Ich nur trage die Schuld; ich habe dich, Ärmste, gemordet, Der ich kommen dich hieß bei Nacht an grausige Stätte, Und als der spätere kam. Reißt meinen Körper in Stücke Und mit dem grimmen Gebiss zehrt auf die verruchten Geweide, All ihr Löwen zumal, die ihr haust hier unter dem Felsen! |
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sed timidi est optare necem." velamina Thisbes tollit et ad pactae secum fert arboris umbram, utque dedit notae lacrimas, dedit oscula vesti, "accipe nunc" inquit "nostri quoque sanguinis haustus!" quoque erat accinctus, demisit in ilia ferrum, |
Aber den Tod nur zu wünschen ist feig." Und die Hülle der Thisbe Hebt er vom Boden und nimmt sie mit in den Schatten des Baumes. Wie dem bekannten Gewand er Tränen gegeben und Küsse, Spricht er: ‚Empfange denn nun auch meines Blutes Verströmen;' Und er versenkt in die Weichen den Stahl, mit dem er gegürtet; |
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nec mora, ferventi moriens e vulnere traxit. ut iacuit resupinus humo, cruor emicat alte, non aliter quam cum vitiato fistula plumbo scinditur et tenui stridente foramine longas eiaculatur aquas atque ictibus aera rumpit. |
Rasch dann zieht er ihn sterbend heraus aus der brennenden Wunde. Hochauf spritzte das Blut, wie er rücklings lag auf dem Boden, Ähnlicher Art, wie wenn die beschädigte bleierne Röhre Aufplatzt und mit Gewalt weithin feinstrahliges Wasser Schleudert aus zischendem Loch und die Luft wegdrängt mit dem Schusse. |
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arborei fetus adspergine caedis in atram vertuntur faciem, madefactaque sanguine radix purpureo tinguit pendentia mora colore. 'Ecce metu nondum posito, ne fallat amantem, illa redit iuvenemque oculis animoque requirit, |
Von dem bespritzenden Blut gehn über die Früchte des Baumes Plötzlich in schwarze Gestalt, und die Wurzel, vom Blute befeuchtet, Tränkt sie mit purpurnem Saft und färbt die hangenden Beeren. Sieh, da kehrt noch bang, um nicht den Geliebten zu täuschen, Thisbe zurück und sucht mit Augen und Herzen den Jüngling, |
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quantaque vitarit narrare pericula gestit; utque locum et visa cognoscit in arbore formam, sic facit incertam pomi color: haeret, an haec sit. dum dubitat, tremebunda videt pulsare cruentum membra solum, retroque pedem tulit, oraque buxo |
Ihm, wie großer Gefahr sie entging, zu erzählen verlangend. Während den Ort sie erkennt und am Baum die gesehene Bildung, Macht sie die Farbe der Frucht doch irr: ob dieser es wäre, Stutzte sie. Zweifelnd im Sinn sah zuckende Glieder sie plötzlich Schlagen den blutigen Grund, und sie wich mit dem Schritt, und im Antlitz |
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pallidiora gerens exhorruit aequoris instar, quod tremit, exigua cum summum stringitur aura. sed postquam remorata suos cognovit amores, percutit indignos claro plangore lacertos et laniata comas amplexaque corpus amatum |
Wurde sie bleicher als Buchs und schauderte ähnlich dem Meere, Welches erbebt, wenn leicht hinstreift an dem Spiegel ein Lufthauch. Aber sobald sie erkannt nach kurzem Verzug den Geliebten, Schlägt sie mit hallendem Schlag die schuldlos leidenden Arme, Rauft sich das Haar und umschlingt den teuren Leib, und die Wunde |
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vulnera supplevit lacrimis fletumque cruori miscuit et gelidis in vultibus oscula figens "Pyrame," clamavit, "quis te mihi casus ademit? Pyrame, responde! tua te carissima Thisbe nominat; exaudi vultusque attolle iacentes!" |
Füllt mit Tränen sie an und mischt mit dem Blute der Zähren Heißen Erguss und bedeckt mit Küssen das eisige Antlitz. ‚Pyramus', jammert sie laut, ,was raubte dich mir für ein Schicksal? Pyramus, rede zu mir! Sieh, deine geliebteste Thisbe Ruft dich. Höre mich doch und erhebe das liegende Antlitz!' |
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ad nomen Thisbes oculos a morte gravatos Pyramus erexit visaque recondidit illa. 'Quae postquam vestemque suam cognovit et ense vidit ebur vacuum, "tua te manus" inquit "amorque perdidit, infelix! est et mihi fortis in unum |
Als sie Thisbe gesagt, schlug wieder die brechenden Augen Pyramus auf und schloss, wie er Thisbe geschaut, sie für immer. Jetzt gewahrt sie ihr eignes Gewand und die elfene Scheide Ohne das Schwert. ,Dein Arm, Unglücklicher', ruft sie, ,und Liebe Haben den Tod dir gebracht. Auch mir ist der Arm zu dem einen |
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hoc manus, est et amor: dabit hic in vulnera vires.
persequar extinctum letique miserrima dicar causa comesque tui: quique a me morte revelli heu sola poteras, poteris nec morte revelli. hoc tamen amborum verbis estote rogati, |
Stark; auch mir wird Kraft zu Wunden verleihen die Liebe. Ja, dir folg' ich im Tod; dann heiß' ich deines Verderbens Grund und Begleiterin auch, und den allein mir entreißen Konnte der bittere Tod, soll Tod auch nicht mir entreißen. Um dies Einzige nur seid noch von uns beiden gebeten, |
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o multum miseri meus illiusque parentes, ut, quos certus amor, quos hora novissima iunxit, conponi tumulo non invideatis eodem; at tu quae ramis arbor miserabile corpus nunc tegis unius, mox es tectura duorum, |
O von mir und von ihm ihr viel unglücklichen Väter:
Uns, die entschlossene Lieb' in der Stunde des Todes vereinte, Uns missgönnet es nicht, beisammen zu ruhen im Grabe. Doch du, Baum, der du jetzt die traurige Leiche des einen Deckst mit deinem Gezweig, bald deckst du von zweien die Leichen: |
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signa tene caedis pullosque et luctibus aptos semper habe fetus, gemini monimenta cruoris." dixit et aptato pectus mucrone sub imum incubuit ferro, quod adhuc a caede tepebat. vota tamen tetigere deos, tetigere parentes; |
Wahre die Zeichen der Tat und behalte für immer der Trauer Ziemende dunkle Frucht als Mal zwiefältigen Mordes.' Sprach's, und unter die Brust sich stemmend die Spitze des Schwertes, Stürzte sie sich in den Stahl, der noch von dem Morde gewärmt war. Aber es rührt' ihr Wunsch die Götter und rührte die Eltern. |
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nam color in pomo est, ubi permaturuit, ater, quodque rogis superest, una requiescit in urna.' |
Denn, wenn ganz sie gereift, ist schwarz an den Beeren die Farbe, Und was die Flammen verschont, das ruht in gemeinsamer Urne." |
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3. Leucothoe und Clytie(2. Tochter) (167-270) | ||
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Desierat: mediumque fuit breve tempus, et orsa est dicere Leuconoe: vocem tenuere sorores. 'hunc quoque, siderea qui temperat omnia luce, |
Damit war sie am Schluss. Kurz währte die Frist, und zu reden Hub Leukonoe an. Still waren die achtsamen Schwestern. "Ihn auch, welcher das All durchdringt mit dem himmlischen Lichte, |
cepit amor Solem: Solis referemus amores. primus adulterium Veneris cum Marte putatur hic vidisse deus; videt hic deus omnia primus. indoluit facto Iunonigenaeque marito furta tori furtique locum monstravit, at illi |
Fasste die Liebe, den Sol. Sols Liebschaft will ich erzählen. Dieser zuerst, wie Glauben besteht, sah, dass im Geheimen Buhleten Venus und Mars. Der Gott sieht alles am ersten. Drob unwillig entdeckt er dem Iunogeborenen Gatten Schleunig die Schande des Betts und den Ort der Schande. Dem Gatten |
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et mens et quod opus fabrilis dextra tenebat excidit: extemplo graciles ex aere catenas retiaque et laqueos, quae lumina fallere possent, elimat. non illud opus tenuissima vincant stamina, non summo quae pendet aranea tigno; |
Wich die Besinnung zugleich und das Werk, das eben die Rechte Fertigte. Ketten sofort ganz dünn aus Erze geschmiedet, Schlingen und Netze dazu, die den Blick wohl konnten betrügen, Feilt er zurecht. Nicht mögen das Werk die zartesten Fäden, Nicht am hohen Gebälk das Spinnengewebe beschämen. |
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utque levis tactus momentaque parva sequantur, efficit et lecto circumdata collocat arte. ut venere torum coniunx et adulter in unum, arte viri vinclisque nova ratione paratis in mediis ambo deprensi amplexibus haerent. |
Dass es dem leisesten Druck nachgibt und schwacher Berührung, Macht er zugleich und legt es geschickt ringsher um das Lager. Wie in das Bett nun kam mit dem Buhlen zusammen die Gattin, Sind durch die Kunst des Gemahls und die schlau erfundenen Bande Mitten im Liebesumfangen die beiden ertappt und gefangen. |
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Lemnius extemplo valvas patefecit eburnas inmisitque deos; illi iacuere ligati turpiter, atque aliquis de dis non tristibus optat sic fieri turpis; superi risere, diuque haec fuit in toto notissima fabula caelo. |
Jetzto im Nu geht auf die helfene Tür, und die Götter Läßt der Lemnier ein. Sie lagen verschlungen in Schande. Aber es wünscht wohl mancher der höchlich erheiterten Götter, So in Schande zu sein. Die Himmlischen lachten, und lange Blieb das Tagesgespräch im ganzen Olympos der Vorfall. |
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'Exigit indicii memorem Cythereia poenam inque vices illum, tectos qui laesit amores, laedit amore pari. quid nunc, Hyperione nate, forma colorque tibi radiataque lumina prosunt? nempe, tuis omnes qui terras ignibus uris, |
Bald mit Strafe vergilt den Verrat die kytherische Göttin. Denn nicht minder ihm selbst, der störte die heimliche Liebe, Stört sie mit Liebe die Ruh. Was frommt, o Sohn Hyperions, Farb' und Gestalt dir nun und die Fülle des strahlenden Lichtes? Du, des eigene Glut durchbrennt die sämtlichen Lande, |
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ureris igne novo; quique omnia cernere debes, Leucothoen spectas et virgine figis in una, quos mundo debes, oculos. modo surgis Eoo temperius caelo, modo serius incidis undis, spectandique mora brumalis porrigis horas; |
Brennst von anderer Glut. Da alles zu schauen dir obliegt, Schaust du Leukothoe nur und heftest allein auf die Jungfrau Augen, die doch zukommen der Welt. Am östlichen Himmel Steigst du zu früh bald auf, bald sinkst du zu spät in die Wogen, Und du verlängerst vertieft im Schauen die Stunden des Winters; |
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deficis interdum, vitiumque in lumina mentis transit et obscurus mortalia pectora terres. nec tibi quod lunae terris propioris imago obstiterit, palles: facit hunc amor iste colorem. diligis hanc unam, nec te Clymeneque Rhodosque |
Manchmal fehlst du ganz, und das Siechtum deines Gemütes Dringt in das Licht, und dunkel erschreckst du der Sterblichen Seelen. Auch nicht stehest du bleich, weil näher der Erde des Mondes Bild dir sperrte den Weg: es entfärbt dich also die Liebe. Sie nur trägst du im Sinn. Nicht Klymene hält dich, noch Rhodos, |
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nec tenet Aeaeae genetrix pulcherrima Circes quaeque tuos Clytie quamvis despecta petebat concubitus ipsoque illo grave vulnus habebat tempore: Leucothoe multarum oblivia fecit, gentis odoriferae quam formosissima partu |
Nicht die schönste der Frauen, die Mutter der aiischen Kirke, Klytie nicht, die heiß, obgleich vom Geliebten verschmähet, Deine Umarmung ersehnt' und zu eben der Zeit an der Wunde Schmerzvoll litt. Dich ließ Leukothoe viele vergessen, Die Eurynome einst, des Weihrauch zeugenden Landes |
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edidit Eurynome; sed postquam filia crevit, quam mater cunctas, tam matrem filia vicit. rexit Achaemenias urbes pater Orchamus isque septimus a prisco numeratur origine Belo. 'Axe sub Hesperio sunt pascua Solis equorum: |
Schönste, gebracht zur Welt. Als aber die Tochter heranwuchs, War sie der Mutter voraus, wie allen die Mutter, an Schönheit. Im achaimenischen Reich war Orchamos König, ihr Vater, Der als siebenter Spross von dem Urahn Belos gezählt wird. Unter dem westlichen Pol ist die Weide des Sonnengespannes, |
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ambrosiam pro gramine habent; ea fessa diurnis membra ministeriis nutrit reparatque labori. dumque ibi quadrupedes caelestia pabula carpunt noxque vicem peragit, thalamos deus intrat amatos, versus in Eurynomes faciem genetricis, et inter |
Welchem als Gras Ambrosia dient. Die nähret die Glieder Müde vom Dienste des Tags und kräftigt sie wieder zur Arbeit. Während die Rosse sich dort abrupfen das himmlische Futter Und sich umher ausbreitet die Nacht, tritt in das geliebte Zimmer der Gott, die Gestalt der Mutter Eurynome borgend. |
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bis sex Leucothoen famulas ad lumina cernit levia versato ducentem stamina fuso. ergo ubi ceu mater carae dedit oscula natae, "res" ait "arcana est: famulae, discedite neve eripite arbitrium matri secreta loquendi." |
Mit zwölf Mägden erblickt er Leukothoe, wie sie geschäftig Glattes Gespinst beim Licht auszieht an gedreheter Spindel. Drauf nun, wie er geküsst als Mutter die teuere Tochter, Sprach er: 'Die Sach' ist geheim; geht fort, ihr Mägd' und benehmet Nicht der Mutter das Recht, ein Wort im Vertrauen zu reden.' |
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paruerant, thalamoque deus sine teste relicto "ille ego sum" dixit, "qui longum metior annum, omnia qui video, per quem videt omnia tellus, mundi oculus: mihi, crede, places." pavet illa, metuque et colus et fusus digitis cecidere remissis. |
Also geschah es, und als im Gemach kein Zeuge geblieben, Sagte der Gott: 'Ich bin's, der misset die Länge des Jahres. Ich, der alles erschaut, der macht, dass alles die Erde Schauet, das Auge der Welt. Du gefällst mir, glaub' es.' Sie zittert; Rocken und Spindel entfällt im Schrecken den lässigen Fingern. |
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ipse timor decuit. nec longius ille moratus in veram rediit speciem solitumque nitorem; at virgo quamvis inopino territa visu victa nitore dei posita vim passa querella est. 'Invidit Clytie (neque enim moderatus in illa |
Selber die Furcht stand ihr schön. Und der Gott, nicht länger mehr zögernd, Kehrte zurück in die wahre Gestalt und den ständigen Schimmer. Jene, wie sehr sie geschreckt auch war von dem plötzlichen Anblick, Fügte besiegt von dem Glanz sich dem Gott einstellend die Klage. Klytie sah es mit Neid - denn vormals hatte sie Phoibos |
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Solis amor fuerat) stimulataque paelicis ira vulgat adulterium diffamatamque parenti indicat. ille ferox inmansuetusque precantem tendentemque manus ad lumina Solis et "ille vim tulit invitae" dicentem defodit alta |
Über die Maßen geliebt - und gestachelt vom Zorn auf die Buhle Macht sie die Liebschaft kund und meldet dem Vater der Tochter Ruchbare Schuld. Der aber im Grimm gräbt ohne Erbarmen, Während sie fleht und zum Lichte des Sol aufhebet die Hände Und: 'Ich erlitt abwehrend Gewalt!' ihm beteuert, sie grausam |
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crudus humo tumulumque super gravis addit harenae. dissipat hunc radiis Hyperione natus iterque dat tibi, qua possis defossos promere vultus; nec tu iam poteras enectum pondere terrae tollere, nympha, caput corpusque exsangue iacebas: |
Tief in die Erd' und beschwert sie dazu mit sandigem Hügel. Diesen zerstreut mit Strahlen der Sohn Hyperions und schafft dir Ausgang, wo du vermagst aus der Grube zu heben das Antlitz. Aber du konntest das Haupt nicht mehr aufrichten, o Nymphe, Schon von der Erde erdrückt; du lagst, ein verblichener Leichnam. |
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nil illo fertur volucrum moderator equorum post Phaethonteos vidisse dolentius ignes. ille quidem gelidos radiorum viribus artus si queat in vivum temptat revocare calorem; sed quoniam tantis fatum conatibus obstat, |
Nie seit Phaethons Brand war schmerzlicher irgend ein Anblick, Gehet die Sage, als der, für den Lenker des Flügelgespannes. Lang war jener bemüht, wenn möglich, die frostigen Glieder Durch der Strahlen Gewalt zur Wärme des Lebens zu wecken; Aber dieweil das Geschick so großem Beginnen entgegen, |
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nectare odorato sparsit corpusque locumque multaque praequestus "tanges tamen aethera" dixit. protinus inbutum caelesti nectare corpus delicuit terramque suo madefecit odore, virgaque per glaebas sensim radicibus actis |
Sprengt' er auf Leib und Ort wohlriechenden Nektar und sagte, Als noch viel er geklagt: 'Doch sollst du berühren den Aither.' Sieh, da zergeht alsbald, durchdrungen vom himmlischen Nektar, Schmelzend der Leib und tränkt mit duftigen Tropfen das Erdreich; Und aus den Schollen gemach, darinnen er Wurzel geschlagen, |
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turea surrexit tumulumque cacumine rupit. 'At Clytien, quamvis amor excusare dolorem indiciumque dolor poterat, non amplius auctor lucis adit Venerisque modum sibi fecit in illa. tabuit ex illo dementer amoribus usa; |
Hebt sich ein Weihrauchstamm und zerteilt mit der Spitze den Hügel. Aber der Klytie mag, wenn auch entschuldigen konnte Liebe den Schmerz und Schmerz den Verrat, der Spender des Lichtes Nicht mehr nahn, und er setzt dem Bund mit jener ein Ende. Seitdem schwand sie dahin, unsinnig sich härmend in Sehnsucht, |
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nympharum inpatiens et sub Iove nocte dieque sedit humo nuda nudis incompta capillis, perque novem luces expers undaeque cibique rore mero lacrimisque suis ieiunia pavit nec se movit humo; tantum spectabat euntis |
Nie zu den Nymphen gesellt, und im Freien auf offener Erde Saß sie bei Tag und Nacht, achtlos auf das hangende Haupthaar, Und neun Tage hindurch sich Trank und Speise versagend Gab sie dem nüchternen Mund nur Tau und eigene Tränen. Nie auch wich sie vom Sitz. Zum Gesicht des wandelnden Gottes |
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ora dei vultusque suos flectebat ad illum. membra ferunt haesisse solo, partemque coloris luridus exsangues pallor convertit in herbas; est in parte rubor violaeque simillimus ora flos tegit. illa suum, quamvis radice tenetur, |
Schaute sie nur und wandte sich stets nach ihm mit dem Antlitz, Haften blieb, wie es heißt, am Boden ihr Leib, und die fahle Blässe entfärbt sich zum Teil zu saftentbehrendem Kraute; Rot ist gefärbt ein Teil, und violenähnliche Blume Deckt das Gesicht. Sie wendet, obgleich von der Wurzel gehalten, |
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vertitur ad Solem mutataque servat amorem.' | Immer dem Sol sich zu und bewahrt verwandelt die Liebe." | |
4. Salmacis und Hermaphroditus (3. Tochter) (271-388) | ||
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dixerat, et factum mirabile ceperat auris; pars fieri potuisse negant, pars omnia veros posse deos memorant: sed non est Bacchus in illis. Poscitur Alcithoe, postquam siluere sorores. |
Schluss war nun, und es hatten gehorcht auf das Wunder die Ohren. Glauben versagt ein Teil, ein Teil meint, wirkliche Götter Hätten zu allem die Macht; doch nicht ist Bakchos darunter. Jetzt an Alkithoe ist, wie die Schwestern geschwiegen, die Reihe, |
quae radio stantis percurrens stamina telae 'vulgatos taceo' dixit 'pastoris amores Daphnidis Idaei, quem nymphe paelicis ira contulit in saxum: tantus dolor urit amantes; nec loquor, ut quondam naturae iure novato |
Und sie beginnt, mit dem Schiff durcheilend den stehenden Aufzug: "Nicht die verbreitete Mär von der Liebe des Hirten am Ida, Daphnis, ersah ich mir aus, den die eifersüchtige Nymphe Hart ließ werden zu Stein. So heiß drängt Schmerz die Verliebten. Auch nicht red' ich, wie einst der natürlichen Ordnung entgegen |
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ambiguus fuerit modo vir, modo femina Sithon. te quoque, nunc adamas, quondam fidissime parvo, Celmi, Iovi largoque satos Curetas ab imbri et Crocon in parvos versum cum Smilace flores praetereo dulcique animos novitate tenebo. |
Mann bald war, bald Weib der wechselgestaltige Sithon.
Die auch, Stahl anjetzt, sonst Iupiters treuer Gefährte, Kelmis, und euch, Kureten, erzeugt vom reichlichen Regen, Krokos und Smilax auch, in niedliche Blumen verwandelt, Lass' ich weg, und den Sinn soll fesseln ergötzliche Neuheit. |
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'Unde sit infamis, quare male fortibus undis Salmacis enervet tactosque remolliat artus, discite. causa latet, vis est notissima fontis. Mercurio puerum diva Cythereide natum naides Idaeis enutrivere sub antris, |
Warum Salmakis kam in Verruf, weshalb sie verweichlicht Mit arg wirkendem Quell und erschlafft umflossene Glieder, Höret es. Wenig bekannt ist der Grund, allkundig der Zauber. Von Mercurius einst erzeugt mit der Göttin Kytheras Ward von Naiaden ein Knab' in des Ida Grotten erzogen. |
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cuius erat facies, in qua materque paterque cognosci possent; nomen quoque traxit ab illis. is tria cum primum fecit quinquennia, montes deseruit patrios Idaque altrice relicta ignotis errare locis, ignota videre |
Also war sein Gesicht, dass leicht so Vater wie Mutter Wieder erkannte der Blick; auch ward er nach beiden geheißen. Wie er erreicht dreimal fünf Jahre, da zog von der Heimat Bergen der Knabe hinaus und, getrennt von dem nährenden Ida, War es ihm Lust zu schweifen umher durch fremde Gefilde, |
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flumina gaudebat, studio minuente laborem. ille etiam Lycias urbes Lyciaeque propinquos Caras adit: videt hic stagnum lucentis ad imum usque solum lymphae; non illic canna palustris nec steriles ulvae nec acuta cuspide iunci; |
Fremde Gewässer zu sehn; die Mühen verringerte Neugier. Auch zu dem lykischen Land und den Karern, Lykiens Nachbarn, Kommt er des Wegs. Hier lockt ihn mit glänzendem Wasser ein Weiher Klar bis zum untersten Grund. Dort war kein sumpfiges Röhricht, Dort kein mageres Schilf, noch Binsen mit stachliger Spitze. |
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perspicuus liquor est; stagni tamen ultima vivo caespite cinguntur semperque virentibus herbis. nympha colit, sed nec venatibus apta nec arcus flectere quae soleat nec quae contendere cursu, solaque naiadum celeri non nota Dianae. |
Hell durchscheint die Flut. Doch außen umsäumet den Weiher Frisch aufkeimendes Gras und grün stets bleibender Rasen. Die ihn bewohnt, die Nymph' ist zur Jagd untüchtig, und niemals Zieht den Bogen sie straff, noch mag sie eifern im Wettlauf, Von den Naiaden allein ganz fremd der behenden Diana. |
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saepe suas illi fama est dixisse sorores "Salmaci, vel iaculum vel pictas sume pharetras et tua cum duris venatibus otia misce!" nec iaculum sumit nec pictas illa pharetras, nec sua cum duris venatibus otia miscet, |
Oft wohl sprachen zu ihr - so meldet die Sage - die Schwestern: ,Salmakis, nimm den Spieß, den zierlich gefertigten Köcher, Und mit der stärkenden Jagd vertausche behagliche Muße!' Doch nicht nimmt sie den Spieß, noch den zierlich gefertigten Köcher, Mag mit der stärkenden Jagd nicht tauschen behagliche Muße, |
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sed modo fonte suo formosos perluit artus, saepe Cytoriaco deducit pectine crines et, quid se deceat, spectatas consulit undas; nunc perlucenti circumdata corpus amictu mollibus aut foliis aut mollibus incubat herbis, |
Sondern bespült in dem Wasser des Quells die reizenden Glieder, Streicht die Haare sich glatt mit dem Kamm von kytorischem Buchsbaum Oder befragt, was schön ihr stehe, die spiegelnden Wellen; Mit durchsichtigem Kleid auch öfter umgeben den Körper Wählt bald schwellendes Laub, bald schwellendes Gras sie zum Lager; |
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saepe legit flores. et tum quoque forte legebat, cum puerum vidit visumque optavit habere. 'Nec tamen ante adiit, etsi properabat adire, quam se conposuit, quam circumspexit amictus et finxit vultum et meruit formosa videri. |
Oft pflückt Blumen sie ab. Auch damals pflückte sie Blumen, Als sie den Knaben erblickt und den kaum Erblickten begehret. Noch nicht nahte sie ihm, obgleich sie sich eilte zu nahen, Bis sie geordnet den Putz und musternd besehen den Anzug, Freundlich die Miene gemacht und verdient liebreizend zu scheinen. |
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tunc sic orsa loqui: "puer o dignissime credi
esse deus, seu tu deus es, potes esse Cupido, sive es mortalis, qui te genuere, beati, et frater felix, et fortunata profecto, si qua tibi soror est, et quae dedit ubera nutrix; |
‚Jüngling', redet sie nun, ,als einer der Götter zu gelten Würdig zumeist! Wofern du ein Gott, wohl bist du Cupido; Doch wenn sterblicher Art, dann selig die beiden Erzeuger, Glücklich der Bruder von dir, fürwahr zu beneiden die Schwester, Falls dein eine du nennst, und die einst dich säugte, die Amme! |
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sed longe cunctis longeque beatior illa, si qua tibi sponsa est, si quam dignabere taeda. haec tibi sive aliqua est, mea sit furtiva voluptas, seu nulla est, ego sim, thalamumque ineamus eundem." nais ab his tacuit. pueri rubor ora notavit; |
Doch glückselig und reich vor allen und über die Maßen, Die als Braut dir gehört, die würdig du findest der Fackel. Hast du diese bereits, sei mein Umfangen verstohlen; Hast du sie nicht, sei ich's, und lass uns einen das Brautbett!' Hiermit schwieg die Naiad'. Es errötet die Wange des Jünglings, |
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nescit, enim, quid amor; sed et erubuisse decebat: hic color aprica pendentibus arbore pomis aut ebori tincto est aut sub candore rubenti, cum frustra resonant aera auxiliaria, lunae. poscenti nymphae sine fine sororia saltem |
Welchem die Liebe noch fremd. Doch schön auch stand das Erröten. So ist der Apfel zu sehn, der hängt am sonnigen Baume, Oder das Elfenbein, das gefärbt ist, oder mit Weiße Röte vereinend der Mond, wenn fruchtlos helfendes Erz tönt. Als ihn um Schwesterkuss zum wenigsten ständig die Nymphe |
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oscula iamque manus ad eburnea colla ferenti "desinis, an fugio tecumque" ait "ista relinquo?" Salmacis extimuit "loca" que "haec tibi libera trado, hospes" ait simulatque gradu discedere verso, tum quoque respiciens, fruticumque recondita silva |
Bittet und schon ausstreckt nach dem helfenen Nacken die Arme, Ruft er: 'Hinweg! Sonst flieh' ich und meide den Ort und dich selber.' Salmakis bangte darob und sprach: 'Frei mögest du, Fremdling, Hier dich ergehn!' Und sie wendet zum Schein weggehend die Schritte. Doch stets blickt sie zurück, und versteckt im Wald der Gebüsche |
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delituit flexuque genu submisit; at ille, scilicet ut vacuis et inobservatus in herbis, huc it et hinc illuc et in adludentibus undis summa pedum taloque tenus vestigia tinguit; nec mora, temperie blandarum captus aquarum |
Lugt sie geduckt mit gebogenem Knie. Doch jener, wie Knaben Pflegen, und unbelauscht sich wähnend im einsamen Grase, Geht lustwandelnd umher, und hinein in die plätschernden Wellen Taucht er die Sohlen zuerst, dann bis an die Knöchel die Füße. Bald auch legt er, gelockt von der Milde des schmeichelnden Wassers, |
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mollia de tenero velamina corpore ponit. tum vero placuit, nudaeque cupidine formae Salmacis exarsit; flagrant quoque lumina nymphae, non aliter quam cum puro nitidissimus orbe opposita speculi referitur imagine Phoebus; |
Nieder das weiche Gewand von dem zartgebildeten Körper.
Da kommt Salmakis ganz von Sinnen und brennt von Begierde Nach der enthüllten Gestalt, und es glühen die Augen der Nymphe Ähnlicher Art, wie wenn vollglänzend mit lauterer Scheibe Prallt die Sonne zurück vom entgegen gehaltenen Spiegel. |
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vixque moram patitur, vix iam sua gaudia differt, iam cupit amplecti, iam se male continet amens. ille cavis velox adplauso corpore palmis desilit in latices alternaque bracchia ducens in liquidis translucet aquis, ut eburnea si quis |
Kaum erträgt sie Verzug, kann kaum ihr Entzücken verschieben, Wünscht ihn schon zu umarmen; von Sinnen kann kaum sie sich halten. Jener beklatscht sich den Leib mit offenen Händen und springet Rasch in die Wellen hinein, und rudernd mit wechselnden Armen Scheinet er durch in der Flut, wie wenn schneeige Lilien einer |
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signa tegat claro vel candida lilia vitro. "vicimus et meus est" exclamat nais, et omni veste procul iacta mediis inmittitur undis, pugnantemque tenet, luctantiaque oscula carpit, subiectatque manus, invitaque pectora tangit, |
Oder ein elfenes Bild zudeckt mit hellem Kristallglas. ,Sieg! er ist mein!' So ruft die Naiad', und jegliche Hülle Schleudert sie fort und wirft sich mitten hinein in die Wellen, Hält den Streitenden fest und raubt im Ringen ihm Küsse, Schiebt ihm unter die Händ' und berührt den wehrenden Busen, |
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et nunc hac iuveni, nunc circumfunditur illac; denique nitentem contra elabique volentem inplicat ut serpens, quam regia sustinet ales sublimemque rapit: pendens caput illa pedesque adligat et cauda spatiantes inplicat alas; |
Und bald schmiegt sie sich hier, bald schmiegt sie sich dort an den Jüngling. Endlich hält sie, wie sehr er sich sträubt und sucht zu entkommen, Ihn wie die Schlange umstrickt, die der Königsvogel davonträgt Und hoch rafft in die Luft - im Schweben umwickelt ihm jene Füße und Kopf und umschlingt mit dem Schwanz die gebreiteten Flügel - |
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utve solent hederae longos intexere truncos, utque sub aequoribus deprensum polypus hostem continet ex omni dimissis parte flagellis. perstat Atlantiades sperataque gaudia nymphae denegat; illa premit commissaque corpore toto |
Oder wie Efeu pflegt sich zu ranken an ragenden Stämmen, Oder wie unter der Flut der Polyp den ergriffenen Gegner Hält mit den Fängen gepackt, die er streckt nach jeglicher Seite. Stand hält Atlas' Spross und weigert der Nymphe die Freuden, Die sie ersehnt. Sie drängt und spricht, wie sie dicht an den Jüngling |
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sicut inhaerebat, "pugnes licet, inprobe," dixit,
"non tamen effugies. ita, di, iubeatis, et istum nulla dies a me nec me deducat ab isto." vota suos habuere deos; nam mixta duorum corpora iunguntur, faciesque inducitur illis |
Sich mit dem Leibe gefügt: 'Wie sehr, Grausamer, du wehrest, Doch entkommst du mir nicht. So möge, verhängt es, ihr Götter, Jenen von mir kein Tag, kein Tag mich trennen von jenem!' Götter alsbald willfuhren dem Wunsch. Die Körper der beiden Werden vermengt und zu einer Gestalt miteinander verbunden. |
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una. velut, si quis conducat cortice ramos, crescendo iungi pariterque adolescere cernit, sic ubi conplexu coierunt membra tenaci, nec duo sunt et forma duplex, nec femina dici nec puer ut possit, neutrumque et utrumque videntur. |
Wie oft einer gewahrt, der Zweige vereint mit der Rinde, Dass sie verwachsen in eins und dann aufschießen gemeinsam: Also, wie sich verschränkt die Glieder in enger Verschlingung, Sind's nicht zwei und doch ein Doppelgeschöpf, das zu heißen Knabe so wenig wie Weib; sie scheinen so keines wie beides. |
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'Ergo ubi se liquidas, quo vir descenderat, undas
semimarem fecisse videt mollitaque in illis membra, manus tendens, sed iam non voce virili Hermaphroditus ait: "nato date munera vestro, et pater et genetrix, amborum nomen habenti: |
Wie er sich sieht von der Flut, worein als Mann er gestiegen, Zum Halbmann gemacht und schlaff die Glieder geworden, Bittet, die Hände gestreckt, mit schon unmännlicher Stimme Hermaphroditus und spricht: 'Erweist, o Vater und Mutter, Euerem Sohne die Gunst, der führt von euch beiden den Namen: |
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quisquis in hos fontes vir venerit, exeat inde semivir et tactis subito mollescat in undis!" motus uterque parens nati rata verba biformis fecit et incesto fontem medicamine tinxit.' |
Wer in den Quell hier kommt als Mann, der steige als Zwitter Wieder heraus und erschlaffe sogleich, wie er taucht in das Wasser.' Gütig erfüllend den Wunsch des doppelgestaltigen Sohnes Geben die Eltern dem Quell das Geschlecht verwirrenden Zauber." |
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5. Verwandlung der drei Minyastöchter (389-415) | ||
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Finis erat dictis, et adhuc Minyeia proles | Damit schloss das Gespräch. Noch fördern des Minyas Töchter |
urguet opus spernitque deum festumque profanat, tympana cum subito non adparentia raucis obstrepuere sonis, et adunco tibia cornu tinnulaque aera sonant; redolent murraeque crocique, resque fide maior, coepere virescere telae |
Immer das Werk und verachten den Gott und entweihen die Feier, Als mit dumpfem Getön von keinem gesehene Trommeln Treffen das Ohr und Flöten dazu mit gebogenem Horne Schallen und klirrendes Erz. Duft steigt von Myrrhen und Safran, Und - kaum glaublich erscheint's - zu grünen beginnet der Webstuhl, |
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inque hederae faciem pendens frondescere vestis; pars abit in vites, et quae modo fila fuerunt, palmite mutantur; de stamine pampinus exit; purpura fulgorem pictis adcommodat uvis. iamque dies exactus erat, tempusque subibat, |
Während das hangende Zeug sich belaubt als treibendes Efeu Oder als Reben sich zeigt; was jüngst noch Faden gewesen, Wandelt in Ranken sich um; Weinlaub entsprießet dem Aufzug; Purpurgewirk gibt her den Schimmer zu farbigen Trauben. Nunmehr hatte der Tag sich geneigt, und gegen die Zeit war's, |
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quod tu nec tenebras nec possis dicere lucem, sed cum luce tamen dubiae confinia noctis: tecta repente quati pinguesque ardere videntur lampades et rutilis conlucere ignibus aedes falsaque saevarum simulacra ululare ferarum, |
Die nicht Helle des Tags, doch auch nicht Dunkel zu nennen, Sondern der Übergang zur dämmernden Nacht von dem Lichte. Plötzlich erschien's, wie wenn bebte das Haus und harzige Fackeln Flammten empor und rot sich erhellte von Glut das Gebäude Und laut heulten umher Trugbilder von reißenden Tieren. |
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fumida iamdudum latitant per tecta sorores diversaeque locis ignes ac lumina vitant, dumque petunt tenebras, parvos membrana per artus porrigitur tenuique includit bracchia pinna; nec qua perdiderint veterem ratione figuram, |
Längst schon suchen Versteck im rauchigen Hause die Schwestern, Jed' an gesondertem Ort, und meiden das Licht und das Feuer. Während sie sich Schlupfwinkel ersehn, spannt zwischen die kleinen Glieder sich Haut, und die Arme beziehn kaum merkliche Schwingen. Aber zu sehen die Art, wie die alte Gestalt sie verloren, |
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scire sinunt tenebrae: non illas pluma levavit, sustinuere tamen se perlucentibus alis conataeque loqui minimam et pro corpore vocem emittunt peraguntque levi stridore querellas. tectaque, non silvas celebrant lucemque perosae |
Ist von dem Dunkel verwehrt. Nicht hob sie vom Boden Gefieder; Dennoch schwebten sie frei mit hell durchscheinenden Flügeln. Wie sie zu reden sich mühn, tönt schwach nach dem Maße des Körpers Nur ein Geschwirr, und sie klagen ihr Leid in leisem Gewisper. Häuser bewohnen sie stets, nicht Wälder, und hassend die Helle |
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nocte volant seroque tenent a vespere nomen. | Fliegen sie nachts und werden genannt nach dem Flattern am Abend. | |
6. Athamas und Ino (416-562) | ||
Tum vero totis Bacchi memorabile Thebis numen erat, magnasque novi matertera vires narrat ubique dei de totque sororibus expers una doloris erat, nisi quem fecere sorores: |
In ganz Theben berühmt war jetzt die Gottheit des Bakchos, Und von der hohen Gewalt des neu einziehenden Gottes Redet die Muhme allorts. Sie allein von allen den Schwestern War vom Leide verschont und empfand nur Leid um die Schwestern. |
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adspicit hanc natis thalamoque Athamantis habentem sublimes animos et alumno numine Iuno nec tulit et secum: 'potuit de paelice natus vertere Maeonios pelagoque inmergere nautas et laceranda suae nati dare viscera matri |
Iuno aber gewahrt, wie die Kinder und Athamas' Lager
Und der erzogene Gott das Gemüt ihr wandten zur Hoffart, Und sie ergrimmt und spricht für sich: "Macht hatte der Bastard, Dass er gewandelt ins Meer die maionischen Schiffer versenkte Und die Geweide des Sohns hingab zum Zerreißen der Mutter |
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et triplices operire novis Minyeidas alis: nil poterit Iuno nisi inultos flere dolores? idque mihi satis est? haec una potentia nostra est? ipse docet, quid agam (fas est et ab hoste doceri), quidque furor valeat, Penthea caede satisque |
Und mit Gefieder den Leib umhüllte den drei Minyaden: Iuno sollte sich nur abhärmen, auf Rache verzichtend? Das wohl ist mir genug? Das wohl mein ganzes Vermögen? Er lehrt, was mir zu tun. Man darf auch lernen vom Feinde. Wozu mächtig die Wut, hat jener am Morde des Pentheus |
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ac super ostendit: cur non stimuletur eatque per cognata suis exempla furoribus Ino?' Est via declivis funesta nubila taxo: ducit ad infernas per muta silentia sedes; Styx nebulas exhalat iners, umbraeque recentes |
Über Genüge gezeigt. Warum nicht sollte denn Ino Folgen, gestachelt von Wut, dem Beispiel ihrer Verwandten?" Steil geht nieder ein Pfad, umdüstert von giftigen Eiben, Der in das untere Reich durch schweigende Stille hinabführt. Nebel verhaucht unrührig die Styx. Neukommende Schatten |
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descendunt illac simulacraque functa sepulcris: pallor hiemsque tenent late loca senta, novique, qua sit iter, manes, Stygiam quod ducat ad urbem, ignorant, ubi sit nigri fera regia Ditis. mille capax aditus et apertas undique portas |
Steigen hinab alldort und Gebilde bestatteter Toten.
Winter beherrscht und Grau das dornige Land, und die neuen Manen sind ungewiss, wo der Weg zur stygischen Stadt sei, Wo sich der finstere Dis erkoren die schaurige Hofburg. Zahllos sind an der Stadt Zugäng' und offene Tore |
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urbs habet, utque fretum de tota flumina terra, sic omnes animas locus accipit ille nec ulli exiguus populo est turbamve accedere sentit. errant exsangues sine corpore at ossibus umbrae, parsque forum celebrant, pars imi tecta tyranni, |
Allseits, und wie das Meer die Flüsse von allen den Ländern, Also empfängt dies Reich die sämtlichen Seelen, und nimmer Wird es dem Volke zu eng, noch merkt es der Menge Vermehrung. Ohne Gebein und Leib gehn blutlos irrende Schatten. Manche besuchen den Markt und manche das Haus des Beherrschers; |
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pars aliquas artes, antiquae imitamina vitae,
exercent, aliam partem sua poena coercet. Sustinet ire illuc caelesti sede relicta (tantum odiis iraeque dabat) Saturnia Iuno; quo simul intravit sacroque a corpore pressum |
Andere treiben Gewerbe als Abbild früheren Lebens.
Wieder ein anderer Teil ist im Dulden der Strafe befangen. Dorthin zwingt sich zu gehn, entstiegen dem himmlischen Wohnsitz – Soviel tat sie dem Hass und dem Zorn -, die saturnische Iuno. Wie sie hinein nun trat, und gedrückt von dem heiligen Leibe |
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ingemuit limen, tria Cerberus extulit ora et tres latratus semel edidit; illa sorores Nocte vocat genitas, grave et inplacabile numen: carceris ante fores clausas adamante sedebant deque suis atros pectebant crinibus angues. |
Seufzend die Schwelle sich bog, hob Kerberos dräuend der Häupter Drei und erhob dreifaches Gebell. Sie rufet die Schwestern, Welche geboren die Nacht, die streng unerbittlichen Mächte. Vor dem verriegelten Tor, das schließt mit Stahle den Kerker, Saßen sie da, wegkämmend vom Haar schwarzschillernde Nattern. |
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quam simul agnorunt inter caliginis umbras, surrexere deae; sedes scelerata vocatur: viscera praebebat Tityos lanianda novemque iugeribus distentus erat; tibi, Tantale, nullae deprenduntur aquae, quaeque inminet, effugit arbor; |
Aber sobald sie Iuno erkannt im Schatten des Dunkels, Standen die Göttinnen auf. Die Statt heißt Ort der Verdammnis. Tityos bot alldort zum Zerfleischen die Leber und deckte, Wie er so lag, neun Hufen zugleich. Du, Tantalos, haschest Stets nach Wasser umsonst, und der Baum, der winket, entweicht dir. |
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aut petis aut urgues rediturum, Sisyphe, saxum; volvitur Ixion et se sequiturque fugitque, molirique suis letum patruelibus ausae adsiduae repetunt, quas perdant, Belides undas. Quos omnes acie postquam Saturnia torva |
Sisyphos holt und drängt das immer entrollende Felsstück. Kreisend am Rad verfolgt und flieht sich selber Ixion. Die an den Vettern den Mord zu verüben gewagt, die Beliden Schöpfen mit stetem Bemühn gleich wieder verlorene Wellen. Als die Tochter Saturns die alle mit finsterem Auge |
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vidit et ante omnes Ixiona, rursus ab illo Sisyphon adspiciens 'cur hic e fratribus' inquit 'perpetuas patitur poenas, Athamanta superbum regia dives habet, qui me cum coniuge semper sprevit?' et exponit causas odiique viaeque, |
Hatte geschaut und Ixion zumeist, da blickt sie von diesem Wieder auf Sisyphos hin und spricht: "Warum von den Brüdern Trägt er ewige Pein und stolz darf Athamas wohnen Im hochherrlichen Haus, der stets mirsamt der Gemahlin Hohn sprach?" Und sie erklärt die Gründe des Grolls und des Weges |
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quidque velit: quod vellet, erat, ne regia Cadmi staret, et in facinus traherent Athamanta sorores. imperium, promissa, preces confundit in unum sollicitatque deas: sic haec Iunone locuta, Tisiphone canos, ut erat, turbata capillos |
Und ihr Begehr. Sie begehrt, dass stehn nicht bleibe des Kadmos Königshaus und zu Greuel den Athamas reißen die Schwestern. Strenges Geheiß und Versprechen zugleich und Bitten vereinend Regt sie die Göttinnen an. Wie Iuno also gesprochen, Schüttelt Tisiphone wirr, wie sie hingen am Haupt, die ergrauten |
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movit et obstantes reiecit ab ore colubras atque ita 'non longis opus est ambagibus,' inquit; 'facta puta, quaecumque iubes; inamabile regnum desere teque refer caeli melioris ad auras.' laeta redit Iuno, quam caelum intrare parantem |
Haare und wirft vom Gesicht zurück die vorstrebenden Schlangen; Drauf hob also sie an: "Nicht Not ist schweifige Rede: Achte getan, was nur du befiehlst. Von dem freudlosen Reiche Flieh und begib dich zurück zu den Lüften des schöneren Himmels." Froh kehrt Iuno zurück; doch eh' in den Himmel sie eintrat, |
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roratis lustravit aquis Thaumantias Iris. Nec mora, Tisiphone madefactam sanguine sumit inportuna facem, fluidoque cruore rubentem induitur pallam, tortoque incingitur angue egrediturque domo. Luctus comitatur euntem |
Ward sie vom träufelnden Nass der thaumantischen Iris gereinigt. Aber Tisiphone nimmt die blutdurchdrungene Fackel Unheilbrütend und wirft den Mantel sich um, den gerötet Flüssiges Blut, und gürtet den Leib mit gewundener Schlange. Also verlässt sie das Haus. Mit der Schreitenden gehn als Begleiter |
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et Pavor et Terror trepidoque Insania vultu. limine constiterat: postes tremuisse feruntur Aeolii pallorque fores infecit acernas solque locum fugit. monstris est territa coniunx, territus est Athamas, tectoque exire parabant: |
Trauer und Schrecken und Angst und unstet blickender Irrsinn. Wie auf der Schwelle sie stand, da zitterten, heißt es, die Pfosten An dem aiolischen Tor, und die Ahornflügel erblassten; Selber die Sonne entwich. Bang schaut die Gattin das Schrecknis; Athamas schauet es bang, und sie wollten enteilen dem Hause; |
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obstitit infelix aditumque obsedit Erinys, nexaque vipereis distendens bracchia nodis caesariem excussit: motae sonuere colubrae, parsque iacent umeris, pars circum pectora lapsae sibila dant saniemque vomunt linguisque coruscant. |
Aber die Tür hielt sperrend besetzt die grause Erinys. Jetzo, die Arme gestreckt, die geknotete Schlangen umwinden, Regt sie schüttelnd das Haupt. Laut rascheln geschüttelt die Nattern. Teils auf die Schultern gesenkt, teils auch umschlüpfend den Busen Zischen sie wild und speien ihr Gift und schnellen die Zungen. |
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inde duos mediis abrumpit crinibus angues pestiferaque manu raptos inmisit, at illi Inoosque sinus Athamanteosque pererrant inspirantque graves animas; nec vulnera membris ulla ferunt: mens est, quae diros sentiat ictus. |
Zwei der Schlangen darauf entreißt sie der Mitte des Haupthaars, Packt und schleudert sie hin mit der unheilbringenden Rechten. Gleich durchkriecht das Gezücht des Athamas Busen und Inos, Streifend die Haut mit giftigem Hauch; doch Wunden am Leibe Schlagen sie nicht, der Geist nur fühlt die entsetzlichen Stiche. |
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attulerat secum liquidi quoque monstra veneni, oris Cerberei spumas et virus Echidnae erroresque vagos caecaeque oblivia mentis et scelus et lacrimas rabiemque et caedis amorem, omnia trita simul, quae sanguine mixta recenti |
Grässlichen Trank auch brachte sie mit von flüssigem Gifte, Schaum aus Kerberos' Maul und den scheußlichen Geifer Echidnas, Unstet schweifenden Wahn und verblendeten Sinnes Verstörung, Frevel dazu und Wut und Tränen und schreckliche Mordlust, Alles gerieben in eins und gemengt mit frischem Geblüte, |
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coxerat aere cavo viridi versata cicuta; dumque pavent illi, vergit furiale venenum pectus in amborum praecordiaque intima movit. tum face iactata per eundem saepius orbem consequitur motis velociter ignibus ignes. |
Dann im Kessel gekocht und gerührt mit grünendem Schierling. Während sie stehen entsetzt, gießt jene den gärenden Gifttrank Beiden hinab in die Brust und empört tief innen den Busen. Drauf in dem selbigen Kreis zum öfteren drehend die Fackel Folgt sie dem Brand stets nach mit schleunig geschwungenem Brande. |
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sic victrix iussique potens ad inania magni regna redit Ditis sumptumque recingitur anguem. Protinus Aeolides media furibundus in aula clamat 'io, comites, his retia tendite silvis! hic modo cum gemina visa est mihi prole leaena' |
Ledig des Auftrags nun und siegreich kehrt sie zum öden Reiche des mächtigen Dis und löst die umgürtende Schlange. Aiolos' Sohn alsbald schreit rasend inmitten des Hofes: "Auf, ihr Gefährten, voran! Hier stellt im Walde die Garne! Hier mit doppelter Brut soeben ersah ich die Löwin." |
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utque ferae sequitur vestigia coniugis amens deque sinu matris ridentem et parva Learchum bracchia tendentem rapit et bis terque per auras more rotat fundae rigidoque infantia saxo discutit ora ferox; tum denique concita mater, |
Und er verfolgt, als war' es ein Wild, wahnwitzig die Gattin, Reißt vom Busen ihr weg den lächelnden Knaben Learchos, Während die Ärmchen er streckt, und schwingt ihn nach Art einer Schleuder Zwei, drei Mal in der Luft und zerschmettert am harten Gesteine Grimmig des Kindes Gesicht. Da erst ward rasend die Mutter, |
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seu dolor hoc fecit seu sparsi causa veneni, exululat passisque fugit male sana capillis teque ferens parvum nudis, Melicerta, lacertis 'euhoe Bacche' sonat: Bacchi sub nomine Iuno risit et 'hos usus praestet tibi' dixit 'alumnus!' |
Ob nun Schmerz das tat, ob schuld das verbreitete Gift war. Laut aufheult sie und flieht wahnsinnig mit fliegenden Haaren. Während auf nackendem Arm sie das Kindlein trägt, Melkertes, Schreit sie: "Bakchos, io!" Laut lacht beim Namen des Bakchos Iuno und spricht: "So möge Gewinn dir bringen der Zögling!" |
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inminet aequoribus scopulus: pars ima cavatur fluctibus et tectas defendit ab imbribus undas, summa riget frontemque in apertum porrigit aequor; occupat hunc (vires insania fecerat) Ino seque super pontum nullo tardata timore |
Weit in das Meer hängt über ein Fels; ihn höhlen die Fluten Unten am Fuß, und er schirmt wie ein Dach vor Regen die Wellen. Starr ist das Haupt und ragt mit der Stirn in die offene Meerflut. Dorthin - Kräfte verlieh ihr der Wahnsinn - kletterte Ino, Und in die Fluten hinaus, nicht säumend in ängstlichem Zagen, |
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mittit onusque suum; percussa recanduit unda. At Venus, inmeritae neptis miserata labores, sic patruo blandita suo est 'o numen aquarum, proxima cui caelo cessit, Neptune, potestas, magna quidem posco, sed tu miserere meorum, |
Stürzte sie sich und die Last. Weiß schäumte die Woge vom Anprall. Aber im Herzen gerührt von der schuldlosen Enkelin Leiden Schmeichelte Venus dem Ohm und bat: "O Gott der Gewässer, Dem die Gewalt zufiel, die dem Himmel am nächsten, Neptunus, Großes begehr' ich fürwahr; doch lass dich jammern die Meinen, |
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iactari quos cernis in Ionio inmenso, et dis adde tuis. aliqua et mihi gratia ponto est, si tamen in medio quondam concreta profundo spuma fui Graiumque manet mihi nomen ab illa.' adnuit oranti Neptunus et abstulit illis, |
Die des ionischen Meers endloses Gewoge umherwirft: Nimm als Götter sie auf. Ich stehe ja selber der Meerflut Nicht gar fern, wenn anders aus Schaum inmitten der Tiefe Einst ich erwuchs und behielt daher den graiischen Namen." Nickend verhieß ihr Gewähr Neptunus, und alles, was sterblich, |
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quod mortale fuit, maiestatemque verendam inposuit nomenque simul faciemque novavit Leucothoeque deum cum matre Palaemona dixit. Sidoniae comites, quantum valuere secutae signa pedum, primo videre novissima saxo; |
Nahm er von ihnen hinweg und verlieh ehrwürdige Hoheit
Ihrer Gestalt und erneute zugleich mit der Bildung den Namen; Denn Leucothea nannt' er die Mutter, Palaimon den Meergott. Ihre sidonischen Fraun, die den Spuren, so weit sie vermochten, Waren gefolgt, erspähen die letzten am Rande der Klippe. |
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nec dubium de morte ratae Cadmeida palmis deplanxere domum scissae cum veste capillos, utque parum iustae nimiumque in paelice saevae invidiam fecere deae. convicia Iuno non tulit et 'faciam vos ipsas maxima' dixit |
Nicht mehr zweifeln sie nun an dem Tod und schlagen den Busen, Jammernd um Kadmos' Geschlecht, und zerreißen Gewänder und Haupthaar, Während als wenig gerecht und grausam gegen die Buhle Über Gebühr die Göttin sie schmähn. Nicht litt die Beschimpfung Iuno und sprach: "Ihr selbst sollt werden das deutlichste Denkmal |
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'saevitiae monimenta meae'; res dicta secuta est.
nam quae praecipue fuerat pia, 'persequar' inquit 'in freta reginam' saltumque datura moveri haud usquam potuit scopuloque adfixa cohaesit; altera, dum solito temptat plangore ferire |
Unserer Grausamkeit!" Und die Tat kam rasch nach den Worten. Die sich getreu erwiesen zumeist, rief aus: "In die Wogen Folg' ich der Königin nach!" Doch wie sie zum Sprunge bereit war, Konnte sie nicht sich regen und hing an die Klippe geheftet. Während die andre versucht, wehklagend den Busen zu geißeln, |
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pectora, temptatos sensit riguisse lacertos; illa, manus ut forte tetenderat in maris undas; saxea facta manus in easdem porrigit undas; huius, ut arreptum laniabat vertice crinem, duratos subito digitos in crine videres: |
So wie es Brauch, fühlt schon sie erstarrt die strebenden Arme. Jene, die eben gestreckt nach den Wellen des Meeres die Hände, Streckte gewandelt in Stein nach den nämlichen Wellen die Hände. Dieser, wie grade das Haar sie ergriff und raufte vom Scheitel, Waren im Haar urplötzlich erharscht die Finger zu sehen. |
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quo quaeque in gestu deprensa est, haesit in illo. pars volucres factae, quae nunc quoque gurgite in illo aequora destringunt summis Ismenides alis. |
Jede verbleibt als Fels in dem Tun, darin sie betroffen. Auch ward Vögel ein Teil. Noch jetzt mit den Enden der Flügel Streifen im dortigen Meer die Ismeniden die Fläche. |
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7. Cadmus und Harmonia (563-603) | ||
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Nescit Agenorides natam parvumque nepotem aequoris esse deos; luctu serieque malorum |
Aber Agenors Sohn weiß nicht, dass Tochter und Enkel
Götter geworden im Meer. Von dem Gram und der Reihe der Leiden |
victus et ostentis, quae plurima viderat, exit conditor urbe sua, tamquam fortuna locorum, non sua se premeret, longisque erroribus actus contigit Illyricos profuga cum coniuge fines. iamque malis annisque graves dum prima retractant |
Und von den Zeichen besiegt, die er häufig gesehen, verlässt er, Der sie gegründet, die Stadt, als ob ihn drückte des Ortes, Nicht sein eigen Geschick, und lang in die Irre getrieben Kam er zuletzt zum illyrischen Land mit der flüchtigen Gattin. Als sie von Jahren und Mühen gebeugt durchgingen vom Anfang, |
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fata domus releguntque suos sermone labores, 'num sacer ille mea traiectus cuspide serpens' Cadmus ait 'fuerat, tum cum Sidone profectus vipereos sparsi per humum, nova semina, dentes? quem si cura deum tam certa vindicat ira, |
Was ausstand ihr Geschlecht, und ihre Beschwerden besprachen,
Sagte der Greis: "Vielleicht, dass heilig gewesen der Drache, Den ich erlegt mit dem Speer zur Zeit, da ich, kommend von Sidon, Natternzähne gestreut, die seltsame Saat, in das Erdreich, Wenn so sicheren Zorns ihn rächt die Fürsorge der Götter, |
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ipse precor serpens in longam porrigar alvum.' dixit, et ut serpens in longam tenditur alvum durataeque cuti squamas increscere sentit nigraque caeruleis variari corpora guttis in pectusque cadit pronus, commissaque in unum |
Wünscht' ich selber den Leib langhin als Schlange zu strecken." Sprach's und begann den Leib langhin als Schlange zu dehnen, Und er gewahrt, wie sich härtet die Haut und Schuppen ihr wachsen Und der gedunkelte Leib bunt schillert mit bläulichen Flecken. Vorwärts fällt er hinab auf die Brust, und in eins sich verschlingend |
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paulatim tereti tenuantur acumine crura. bracchia iam restant: quae restant bracchia tendit et lacrimis per adhuc humana fluentibus ora 'accede, o coniunx, accede, miserrima' dixit, 'dumque aliquid superest de me, me tange manumque |
Engen sich nach und nach zu gerundeter Spitze die Beine. Arme verbleiben ihm noch. Die verbliebenen Arme erhebt er, Während ihm Tränen betaun sein jetzt noch menschliches Antlitz. "Kommt", so redet er dann, "o komm, unglückliche Gattin; Rühre mich an, da etwas von mir noch bleibt, und die Hand hier |
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accipe, dum manus est, dum non totum occupat anguis.'
ille quidem vult plura loqui, sed lingua repente in partes est fissa duas, nec verba volenti sufficiunt, quotiensque aliquos parat edere questus, sibilat: hanc illi vocem natura reliquit. |
Nimm, da sie Hand noch ist, eh' völlig die Schlange mich einnimmt." Mehr gern hätt' er gesagt; da war urplötzlich die Zunge In zwei Teile getrennt, und es standen die Worte dem Willen Nicht zu Gebot, und so oft er Klage gedacht zu erheben, War's ein Gezisch: das ließ die Natur ihm übrig als Stimme. |
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nuda manu feriens exclamat pectora coniunx: 'Cadme, mane teque, infelix, his exue monstris! Cadme, quid hoc? ubi pes, ubi sunt umerique manusque et color et facies et, dum loquor, omnia? cur non me quoque, caelestes, in eandem vertitis anguem?' |
Schlagend die nackende Brust mit der Hand ruft jammernd die Gattin: "Kadmos, o bleib und wind, Unglücklicher, dich aus dem Untier! Kadmos, was wird? Wo ist dein Fuß? Wo Schultern und Hände, Wo das Gesicht und die Färb' und alles, indem ich noch rede? Warum wandelt ihr nicht auch mich, ihr Götter, zur Schlange?" |
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dixerat, ille suae lambebat coniugis ora inque sinus caros, veluti cognosceret, ibat et dabat amplexus adsuetaque colla petebat. quisquis adest (aderant comites), terretur; at illa lubrica permulcet cristati colla draconis, |
So rief klagend sie aus. Er beleckt der Gattin das Antlitz, Schlüpft, als ob er bekannt schon wär', in den teueren Busen, Schmiegt sich liebend ihr an und schlingt sich vertraut um den Nacken. Wer nah steht - nah stand das Gefolg' -, ist entsetzt. Doch die Gattin Streichelt den schlüpfrigen Hals des kammaufrichtenden Drachen. |
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et subito duo sunt iunctoque volumine serpunt, donec in adpositi nemoris subiere latebras, nunc quoque nec fugiunt hominem nec vulnere laedunt quidque prius fuerint, placidi meminere dracones. |
Da sind plötzlich es zwei, und sie kriechen in Windungen einig, Bis sie erreicht das Versteck des nahe gelegenen Haines. Jetzt auch fliehn vor den Menschen sie nicht, nicht schlagen sie Wunden, Und was sie waren zuvor, des denken die friedlichen Drachen. |
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8. Perseus (4,604-5,249) | ||
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Sed tamen ambobus versae solacia formae | Doch ein erheblicher Trost war beiden gewesen der Enkel, |
magna nepos dederat, quem debellata colebat India, quem positis celebrabat Achaia templis; solus Abantiades ab origine cretus eadem Acrisius superest, qui moenibus arceat urbis Argolicae contraque deum ferat arma genusque |
Als sich gewandelt ihr Leib. Ihm zollte bezwungen Verehrung Indien; ihm zum Ruhm errichtete Tempel Achaia. Nur der abantische Spross, der stammte von gleichem Geschlechte, Ist es, Akrisios, noch, der ihm der argolischen Hauptstadt Mauern verschließt und den Gott mit Waffen befehdet und leugnet, |
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non putet esse Iovis: neque enim Iovis esse putabat Persea, quem pluvio Danae conceperat auro. mox tamen Acrisium (tanta est praesentia veri) tam violasse deum quam non agnosse nepotem paenitet: inpositus iam caelo est alter, at alter |
Dass er des Iupiter Sohn. Ihm schien auch Iupiters Sohn nicht, Der im regnenden Gold empfangen von Danae, Perseus. Aber es reut ihn bald - so wirksam zeigt sich die Wahrheit -, Dass er beleidigt den Gott und nicht den Enkel gewürdigt. Längst war jener versetzt in den Himmel; der andere aber, |
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viperei referens spolium memorabile monstri aera carpebat tenerum stridentibus alis, cumque super Libycas victor penderet harenas, Gorgonei capitis guttae cecidere cruentae; quas humus exceptas varios animavit in angues, |
Kehrend mit rühmlichem Raub, mit dem schlangenumringelten Schreckbild, Teilte die regsame Luft mit rauschend geschwungenen Flügeln. Während als Sieger er schwebt' hoch über dem libyschen Sande, Rannen zur Erde hinab Blutstropfen vom Haupte der Gorgo, Welche das Land einsog und belebte zu schillernden Schlangen. |
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unde frequens illa est infestaque terra colubris. | Drum ist jenes Gebiet unsicher von häufigen Ottern. | |
9. Perseus und Atlas (621-662) | ||
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Inde per inmensum ventis discordibus actus nunc huc, nunc illuc exemplo nubis aquosae fertur et ex alto seductas aethere longe despectat terras totumque supervolat orbem. |
Drauf im unendlichen Raum von zwistigen Winden verschlagen Treibt bald hier, bald dort nach der Weise der wässrigen Wolke Jener umher und schaut auf weit abstehende Länder Hoch vom Aither hinab und fliegt rings über den Erdkreis. |
ter gelidas Arctos, ter Cancri bracchia vidit, saepe sub occasus, saepe est ablatus in ortus, iamque cadente die, veritus se credere nocti, constitit Hesperio, regnis Atlantis, in orbe exiguamque petit requiem, dum Lucifer ignes |
Dreimal sah er den Krebs, dreimal die frostigen Bären;
Oft zu dem Untergang, oft ward er entführt zu dem Aufgang. Endlich bei sinkendem Tag, besorgt, sich der Nacht zu vertrauen, Macht im hesperischen Land er Halt, im Gebiete des Atlas Kurz zu rasten gewillt, bis wieder die Gluten Auroras |
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evocet Aurorae, currus Aurora diurnos. hic hominum cunctos ingenti corpore praestans Iapetionides Atlas fuit: ultima tellus rege sub hoc et pontus erat, qui Solis anhelis aequora subdit equis et fessos excipit axes. |
Lucifer rufe hervor und Aurora den Wagen des Tages. Dort, mit dem riesigen Leib obragend vor allen den Menschen, Hausete Atlas, der Sohn des Iapetos. Waltend als König Hatt' er das äußerste Land und das Meer, das unter des Phoibos Keuchenden Rossen sich beugt und empfängt die ermattende Achse. |
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mille greges illi totidemque armenta per herbas errabant, et humum vicinia nulla premebat; arboreae frondes auro radiante nitentes ex auro ramos, ex auro poma tegebant. 'hospes' ait Perseus illi, 'seu gloria tangit |
Herden von wolligem Vieh wohl tausend und tausend von Rindern Irrten im Gras, und beschränkt war nirgends der Boden von Nachbarn. Auch war ein Baum alldort, des Blätter von strahlendem Golde Glänzten und Äste von Gold und Äpfel von Golde verdeckten. "Freund", sprach Perseus zu ihm, "wofern dich hohen Geschlechtes |
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te generis magni, generis mihi Iuppiter auctor; sive es mirator rerum, mirabere nostras; hospitium requiemque peto.' memor ille vetustae sortis erat; Themis hanc dederat Parnasia sortem: 'tempus, Atlas, veniet, tua quo spoliabitur auro |
Ehre zu rühren vermag: von Iupiter bin ich entsprossen; Hörst du von Taten mit Lust: mit Lust wohl hörst du die meinen. Obdach wünsch' ich und Rast." Da wurde des alten Orakels Jener gedenk. So hatte gesagt die parnassische Themis: "Einst kommt, Atlas, die Zeit, wo dein Baum des Goldes verlustig |
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arbor, et hunc praedae titulum Iove natus habebit.' id metuens solidis pomaria clauserat Atlas moenibus et vasto dederat servanda draconi arcebatque suis externos finibus omnes. huic quoque 'vade procul, ne longe gloria rerum, |
Stehet und Iupiters Sohn die rühmliche Beute davonträgt." Darum hatte besorgt mit sicheren Mauern den Garten Atlas umhegt und zum Hüter gesetzt einen riesigen Drachen, Jeden, der fernher kam, wegweisend aus seinem Gebiete. Ihm auch ruft er im Zorn: "Geh fort, sonst möchtest du wenig |
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quam mentiris' ait, 'longe tibi Iuppiter absit!' vimque minis addit manibusque expellere temptat cunctantem et placidis miscentem fortia dictis. viribus inferior (quis enim par esset Atlantis viribus?) 'at, quoniam parvi tibi gratia nostra est, |
Von dem erlogenen Ruhm und wenig von Iupiter haben!"
Drohungen folget Gewalt, und er will ihn drängen von hinnen, Wie er noch säumt und derbe gesellt zu glimpflichen Worten. Perseus, schwächer an Kraft - wer hätte die Kräfte des Atlas? – Sprach: "Weil meine Gunst du gering nur achtest im Werte, |
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accipe munus!' ait laevaque a parte Medusae ipse retro versus squalentia protulit ora. quantus erat, mons factus Atlas: nam barba comaeque in silvas abeunt, iuga sunt umerique manusque, quod caput ante fuit, summo est in monte cacumen, |
Nimm denn dieses Geschenk1" Und er hielt ihm vor mit der Linken, Rückwärts selber gewandt, das starrende Haupt der Medusa. Groß, wie er war, wird Atlas zum Berg. Denn es gehen in Wälder Haupthaar über und Bart; Anhöhn sind Schultern und Hände; Was noch eben das Haupt, ist oben am Berge der Gipfel; |
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ossa lapis fiunt; tum partes altus in omnes crevit in inmensum (sic, di, statuistis) et omne cum tot sideribus caelum requievit in illo. |
Knochen erstarren zu Stein. Drauf wachsend nach jeglicher Seite Dehnt' er unendlich sich aus - so wolltet ihr Götter - und mächtig Ruhte das Himmelsgewölbe auf ihm samt allen Gestirnen. |
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10. Perseus und Andromeda (663-739) | ||
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Clauserat Hippotades Aetnaeo carcere ventos, admonitorque operum caelo clarissimus alto |
Fest hielt Hippotes' Spross in dem ewigen Kerker die Winde,
Und in der Höh' ging auf am Himmel der Mahner zum Tagwerk, |
Lucifer ortus erat: pennis ligat ille resumptis parte ab utraque pedes teloque accingitur unco et liquidum motis talaribus aera findit. gentibus innumeris circumque infraque relictis Aethiopum populos Cepheaque conspicit arva. |
Lucifer, strahlend in Glanz. Da bindet die Fittiche Perseus Wieder an jeglichen Fuß und schnallt die gebogene Wehr um Und durchschneidet die Luft mit dem Schwung der geflügelten Sohlen. Völker unendlich an Zahl tief unter sich lassend und seitwärts Wird der Aithioper Land er gewahr, die Gefilde des Kepheus. |
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illic inmeritam maternae pendere linguae Andromedan poenas iniustus iusserat Ammon; quam simul ad duras religatam bracchia cautes vidit Abantiades, nisi quod levis aura capillos moverat et tepido manabant lumina fletu, |
Schuldlos sollte gerad' Andromeda büßen der Mutter Frevelndes Wort auf Geheiß des unbarmherzigen Ammon. Als an das harte Gestein mit den Armen geschlossen die Jungfrau Sah der abantische Held - wenn nicht vom Winde das Haupthaar Wäre bewegt und Zähren ihr nicht heiß flössen vom Auge, |
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marmoreum ratus esset opus; trahit inscius ignes et stupet et visae correptus imagine formae paene suas quatere est oblitus in aere pennas. ut stetit, 'o' dixit 'non istis digna catenis, sed quibus inter se cupidi iunguntur amantes, |
Hätt' er ein Werk von Marmor gewähnt -, entbrennt er im Innern, Ohn' es zu wissen, und staunt, und betroffen vom Bilde der Schönheit Hätt' er vergessen beinah in der Luft zu schlagen die Flügel. "O du", spricht er anhaltend, "die anderer Bande, nicht dieser, Wert, der Bande, wodurch sich sehnende Herzen vereinen: |
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pande requirenti nomen terraeque tuumque, et cur vincla geras.' primo silet illa nec audet adpellare virum virgo, manibusque modestos celasset vultus, si non religata fuisset; lumina, quod potuit, lacrimis inplevit obortis. |
Tue dem Fragenden kund den Namen des Landes und deinen, Und was die Fesseln bewirkt." Erst schweigt sie und scheut sich?, ein Mädchen, Anzureden den Mann, und sie hätte das sittsame Antlitz Gern mit den Händen bedeckt, wenn nicht die Bande sie hielten. Nur die Augen vermag sie zu füllen mit quellenden Tränen. |
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saepius instanti, sua ne delicta fateri nolle videretur, nomen terraeque suumque, quantaque maternae fuerit fiducia formae, indicat, et nondum memoratis omnibus unda insonuit, veniensque inmenso belua ponto |
Wie er des öfteren drängt, dass nicht sie schiene zu hehlen Eigene Schuld, entdeckt sie den Namen des Landes und ihren, Und wie großes Vertrauen die Mutter gesetzt auf die Schönheit. Aber noch hatte sie nicht ihm alles verkündet, da rauschte Plötzlich die Flut, und hervor aus der unermesslichen Tiefe |
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inminet et latum sub pectore possidet aequor. conclamat virgo: genitor lugubris et una mater adest, ambo miseri, sed iustius illa, nec secum auxilium, sed dignos tempore fletus plangoremque ferunt vinctoque in corpore adhaerent, |
Taucht ein Getier und bedeckt mit der Brust weit reichend die Fläche. Aufschreit jene vor Angst. Mit dem Vater ist nahe die Mutter, Beide in Trauer und Not, doch sie mit größerem Rechte. Beistand bringen sie nicht, nur Tränen entsprechend dem Jammer Und wildtobenden Schmerz, und sie hangen am Leib der Gebundnen, |
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cum sic hospes ait 'lacrimarum longa manere tempora vos poterunt, ad opem brevis hora ferendam est. hanc ego si peterem Perseus Iove natus et illa, quam clausam inplevit fecundo Iuppiter auro, Gorgonis anguicomae Perseus superator et alis |
Als der Fremde beginnt: "Zeit bleibt euch immer zu Tränen Lange genug; kurz nur ist die Stunde bemessen zur Rettung. Würb' ich, Perseus, um sie, des Iupiter Sohn und der Jungfrau, Die mit befruchtendem Gold im Gewahrsam Iupiter füllte, Perseus, welcher bezwang die schlangenumzottelte Gorgo |
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aetherias ausus iactatis ire per auras, praeferrer cunctis certe gener; addere tantis dotibus et meritum, faveant modo numina, tempto: ut mea sit servata mea virtute, paciscor.' accipiunt legem (quis enim dubitaret?) et orant |
Und in aitherischer Luft mit Fittichen wagte zu gehen, Würde die Braut mir sicher erkannt. Zu dem herrlichen Brautschatz Tracht' ich verdienstliche Tat, wenn Götter gewogen, zu fügen. Dass sie, wofern mein Arm sie befreit, mein werde, beding' ich." Solchen Beding gehn ein - wer hätte gezögert? - die Eltern, |
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promittuntque super regnum dotale parentes. Ecce, velut navis praefixo concita rostro sulcat aquas iuvenum sudantibus acta lacertis, sic fera dimotis inpulsu pectoris undis; tantum aberat scopulis, quantum Balearica torto |
Bitten und flehn und versprechen das Reich noch drüber zur Mitgift. Sieh, wie ein treibendes Schiff mit dem Stoß des beschlagenen Schnabels Furchet die Wasser, bewegt von der Jünglinge schwitzenden Armen, Also mit drängender Brust zerteilte die Wogen das Untier, So weit noch von dem Fels, wie weit in dem mittleren Luftraum |
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funda potest plumbo medii transmittere caeli, cum subito iuvenis pedibus tellure repulsa arduus in nubes abiit: ut in aequore summo umbra viri visa est, visam fera saevit in umbram, utque Iovis praepes, vacuo cum vidit in arvo |
Fliegt das geschwungene Blei, wenn es schnellt balearische Schleuder. Da steigt plötzlich, das Land mit dem Fuß abstoßend, der Jüngling Hoch in die Wolken empor. Wie das Tier den Schatten des Mannes Sieht auf der Fläche des Meers, fährt grimmig es los auf den Schatten. Doch, wie im offenen Feld oft Iupiters Vogel die Schlange, |
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praebentem Phoebo liventia terga draconem, occupat aversum, neu saeva retorqueat ora, squamigeris avidos figit cervicibus ungues, sic celeri missus praeceps per inane volatu terga ferae pressit dextroque frementis in armo |
Die er von oben erspäht, wie sie sonnet den bläulichen Rücken, Packt von hinten und rasch, dass nicht sie den grimmigen Rachen Wende, dem schuppigen Hals einschlägt die begierigen Krallen: Also in eiligem Flug durch luftige Leere sich stürzend Drückte des Inachos Spross des Untiers Rücken und bohrte |
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Inachides ferrum curvo tenus abdidit hamo. vulnere laesa gravi modo se sublimis in auras attollit, modo subdit aquis, modo more ferocis versat apri, quem turba canum circumsona terret. ille avidos morsus velocibus effugit alis |
Rechts in des Schnaubenden Bug bis zur hakigen Krümme das Eisen. Schwer von der Wunde verletzt hebt bald es sich hoch in die Lüfte, Bald taucht's unter die Flut, bald ähnlich dem wütenden Eber Fährt es umher, den schreckt das Gewühl der kläffenden Hunde. Jener, dem schnappenden Maul ausweichend mit hurtigen Flügeln, |
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quaque patet, nunc terga cavis super obsita conchis, nunc laterum costas, nunc qua tenuissima cauda desinit in piscem, falcato verberat ense; belua puniceo mixtos cum sanguine fluctus ore vomit: maduere graves adspergine pennae. |
Haut, wo Blöße sich zeigt, auf den muschelbesäeten Rücken, Haut in die Seiten mit Macht auf die Rippen, und wo sich verdünnend Endet der Schwanz als Fisch, mit dem sichelförmigen Schwerte; Aber das Untier speit mit purpurnem Blute vermischte Flut aus dem Maul, und schwer vom Bespritzen triefen die Flügel. |
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nec bibulis ultra Perseus talaribus ausus credere conspexit scopulum, qui vertice summo stantibus exstat aquis, operitur ab aequore moto. nixus eo rupisque tenens iuga prima sinistra ter quater exegit repetita per ilia ferrum. |
Länger zu traun wagt nicht dem feuchten Fersengefieder
Perseus, als er ein Riff wahrnimmt, das frei mit der Spitze Ragt bei ruhiger See, bei wallendem Meere bedeckt wird. Dort gestemmt und gefasst mit der Linken die vorderste Zacke Bohret er drei, vier Mal ausholend den Stahl in die Weichen. |
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litora cum plausu clamor superasque deorum inplevere domos: gaudent generumque salutant auxiliumque domus servatoremque fatentur Cassiope Cepheusque pater; resoluta catenis incedit virgo, pretiumque et causa laboris. |
Klatschen und Jubelgeschrei erfüllte den Strand und der Götter Hocherhabenen Sitz. Voll Freude begrüßen den Eidam, Ihn als einzigen Schutz und Erhalter des Hauses erhebend, Kepheus der Vater zugleich und Kassiope. Ledig der Fesseln Wandelt die Tochter einher, Anlass und Belohnung des Kampfes. |
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11. Corallium (740-752) | ||
ipse manus hausta victrices abluit unda, anguiferumque caput dura ne laedat harena, mollit humum foliis natasque sub aequore virgas sternit et inponit Phorcynidos ora Medusae. virga recens bibulaque etiamnum viva medulla |
Aber der Held schöpft Wasser und wäscht sich die siegenden Hände, Und dass nicht in dem Sand das Schlangengesicht er versehre, Deckt er den Boden mit Laub, und im Meer gewachsene Stengel Streut er und legt darauf das Haupt der Phorkide Medusa. Sieh, das Gewächs, noch frisch und belebt von saugendem Marke, |
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vim rapuit monstri tactuque induruit huius percepitque novum ramis et fronde rigorem. at pelagi nymphae factum mirabile temptant pluribus in virgis et idem contingere gaudent seminaque ex illis iterant iactata per undas: |
Litt von dem Ungetüm und erstarrte von seiner Berührung Und nahm auf in Gezweig und Laub fremdartige Härte. Aber die Nymphen des Meers versuchen die Wundererscheinung Auch an anderem Gesträuch und freuen sich gleichen Erfolges, Streun auch Samen davon in die Flut zu öfteren Malen. |
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nunc quoque curaliis eadem natura remansit, duritiam tacto capiant ut ab aere quodque vimen in aequore erat, fiat super aequora saxum. |
Jetzt noch immer verbleibt dieselbe Natur den Korallen, Dass an berührender Luft sie Härte gewinnen, und was erst Strauch war unten im Meer, zu Stein wird über dem Meere. |
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12. Medusa (753-803) | ||
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Dis tribus ille focos totidem de caespite ponit, laevum Mercurio, dextrum tibi, bellica virgo, |
Dreien der Götter erhöht drei Rasenaltäre der Sieger, Dir, Mercurius, links, dir rechts, kriegskundige Jungfrau; |
ara Iovis media est; mactatur vacca Minervae, alipedi vitulus, taurus tibi, summe deorum. protinus Andromedan et tanti praemia facti indotata rapit; taedas Hymenaeus Amorque praecutiunt; largis satiantur odoribus ignes, |
Mitten ist Iupiters Herd. Man schlachtet die Kuh der Minerva Und dem Beschwingten das Kalb, dir, höchster der Götter, den Farren. Schleunig vermählt er sich nun Andromeda ohne die Mitgift, Seinen erstrittenen Preis. Hymenaios und Amor mit Fackeln Ziehen voraus; reich nähret die Glut süßduftendes Rauchwerk; |
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sertaque dependent tectis et ubique lyraeque tibiaque et cantus, animi felicia laeti argumenta, sonant; reseratis aurea valvis atria tota patent, pulchroque instructa paratu Cepheni proceres ineunt convivia regis. |
Festlich mit Kränzen behängt ist das Haus, und Leier und Flöte Schallen umher und Gesang allorts, die glücklichen Zeichen Frohen Gemüts. Weit steht mit erschlossenen Flügeln geöffnet Prangend von Gold der Saal, und es treten die edlen Kephenen Ein zu dem Hochzeitsmahl, das köstlich der König bereitet. |
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Postquam epulis functi generosi munere Bacchi diffudere animos, cultusque genusque locorum quaerit Lyncides moresque animumque virorum; ……….. qui simul edocuit, 'nunc, o fortissime,' dixit |
Als nach beendetem Schmaus die treffliche Gabe des Bakchos Allen erheitert den Geist, fragt Lynkeus' Spross nach des Landes Art und üblichem Brauch und nach Sinn und Sitte der Männer. ……….. Der ihn dessen belehrt, sprach drauf: "Nun, tapferer Perseus, |
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'fare, precor, Perseu, quanta virtute quibusque artibus abstuleris crinita draconibus ora!' narrat Agenorides gelido sub Atlante iacentem esse locum solidae tutum munimine molis; cuius in introitu geminas habitasse sorores |
Tue - wir bitten dich - kund, durch was für List und mit welcher Männlichen Tat du erlangtest das schlangenhaarige Antlitz." Drauf erzählte der Spross des Agenor, am frostigen Atlas Lieg' ein Gebiet, umschanzt vom Bollwerk felsiger Wände. Vorn im Geklüft dort hätten gewohnt zwei Schwestern, des Phorkys |
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Phorcidas unius partitas luminis usum; id se sollerti furtim, dum traditur, astu supposita cepisse manu perque abdita longe deviaque et silvis horrentia saxa fragosis Gorgoneas tetigisse domos passimque per agros |
Töchter, die in den Gebrauch des einzigen Auges sich teilten. Das nun hab' er entwandt, indem er mit schlauem Betruge Während des Wechsels die Hand hinhielt. Durch pfadlose Öde Und durch Klippen sodann, die starrten von brüchigen Wäldern, Sei er zum Sitz der Gorgonen gelangt, und auf Feldern und Wegen |
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perque vias vidisse hominum simulacra ferarumque in silicem ex ipsis visa conversa Medusa. se tamen horrendae clipei, quem laeva gerebat, aere repercusso formam adspexisse Medusae, dumque gravis somnus colubrasque ipsamque tenebat, |
Ringsum hab' er gesehn viel Bilder von Menschen und Tieren, Die aus belebten in Stein gewandelt der Blick der Medusa. Doch er habe geschaut im spiegelnden Erze des Schildes, Den an der Linken er trug, die Gestalt der grausen Medusa, Und weil lastender Schlaf sie selber gebannt und die Schlangen, |
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eripuisse caput collo; pennisque fugacem Pegason et fratrem matris de sanguine natos. Addidit et longi non falsa pericula cursus, quae freta, quas terras sub se vidisset ab alto et quae iactatis tetigisset sidera pennis; |
Hab' er dem Rumpf entrissen das Haupt, und der flügelbeschwingte Pegasus sei aus dem Blut der Mutter gezeugt mit dem Bruder. Auch langwieriger Fahrt nicht falsche Gefahren erzählt er, Was er von oben herab für Länder gesehen und Meere, Was für Sterne sogar er berührt mit geschwungenen Flügeln. |
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ante exspectatum tacuit tamen. excipit unus
ex numero procerum quaerens, cur sola sororum gesserit alternis inmixtos crinibus angues. hospes ait: 'quoniam scitaris digna relatu, accipe quaesiti causam. clarissima forma |
Wider Erwarten jedoch schwieg jener; und einer der Edlen Wieder beginnt und fragt, warum nur sie von den Schwestern Wechselnd mit Haaren gemischt am Haupt die Schlangen getragen. "Weil", antwortet der Gast, "du erfragst, was wert der Erzählung, Höre den Grund des, was du erfragst. Obsiegend in Schönheit |
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multorumque fuit spes invidiosa procorum illa, nec in tota conspectior ulla capillis pars fuit: inveni, qui se vidisse referret. hanc pelagi rector templo vitiasse Minervae dicitur: aversa est et castos aegide vultus |
War der beneidete Wunsch zahlreicher Bewerber Medusa;
Aber es fiel kein Teil an der ganzen Gestalt in das Auge Mehr, als das Haar. So hört' ich von manchen, die selbst es gesehen. Diese entehrt der Fürst des Meers, wie es heißt, in Minervas Tempel. Von hinnen gewandt hielt Iupiters Tochter die Aigis |
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nata Iovis texit, neve hoc inpune fuisset, Gorgoneum crinem turpes mutavit in hydros. nunc quoque, ut attonitos formidine terreat hostes, pectore in adverso, quos fecit, sustinet angues.' |
Vor ihr keusches Gesicht, und damit nicht fehlte die Strafe, Ließ sie der Gorgo Haar sich wandeln in scheußliche Hydern." Jetzt noch immer, mit Angst zu schlagen erbebende Feinde, Trägt sie vorn auf der Brust von ihr selber geschaffene Schlangen. |
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Übersetzung nach R.Suchier bearbeitet von E.Gottwein |
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