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Metamorphosen - Verwandlungen7. Buch - deutsch1. Iason und Medea (1-158), 2. Aeson (159-296), 3. Pelias (297-349), 4. Medea auf der Flucht (350-424), 5. Theseus und Aegeus (404-452), 6. Minos rüstet gegen Athen (453-489), 7. Cephalus bei Aeacus (490-865), 8. Aegina auf Athens Seite (501-516), 9. Pest auf Aegina (517-660), 10. Cephalus und Phocus (661-865), 11. Cephalus und Procris (671-758), 12. Laelaps (757-793), 13. Tod der Procris (794-865) |
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1. Iason und Medea (1-158) | |
Schon mit den Minyern fuhr der pagasische Kiel durch die Meerflut, Schon war Phineus besucht, der hilflos schleppte das Alter In stets währender Nacht, und verscheucht durch Aquilos Söhne Waren die Jungfrauvögel vom Mund des gequäleten Greises, |
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Und nach mancher Gefahr war unter dem Helden Iason
Endlich die Schar an dem Strom des schlammigen Phasis gelandet. Wie sie dem Könige nahn und das Vlies des Phrixos verlangen Und der Beding laut wird, der schreckt mit gefährlichen Proben, Zündet gewaltige Glut in der Brust der aietischen Jungfrau. |
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Als sie sich lange gesträubt, doch mit dem Verstand die Betörung Nicht zu besiegen vermocht, da spricht sie: "Vergebens, Medea, Wehrest du dich: irgendein Gott ist im Weg. Das sicherlich ist es Oder ein Ähnliches doch wie dies, was Liebe genannt wird. Warum schienen mir sonst zu hart die Gebote des Vaters? |
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Sind sie doch auch zu hart. Was ängstigt mich dessen Verderben, Den kaum erst ich gesehn? Woher so bange Besorgnis? Aus jungfräulicher Brust wegdränge die lodernde Flamme, Wenn du, Verblendete, kannst. Ja, könnt' ich, verständiger wär' ich. Aber mich zwingt die neue Gewalt, und es rät mir die Sehnsucht |
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Anders als die Vernunft. Das Bessere seh' und erkenn' ich: Schlechterem folgt mein Herz. Was hegst du Glut für den Fremdling, Königstochter, und träumst dir im Sinn fremdländisches Brautbett? Hier auch wohnt, was Liebe verdient. Sein Leben und Sterben Steht bei den Göttern allein. Doch leb' er! Dieses erflehen |
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Darf ich, der Lieb' auch bar. Denn wessen ist schuldig Iason? Wer, der Gefühl noch hegt, nimmt Anteil nicht an Iasons Alter, Geschlecht und Kraft? Wen muss nicht, fehlte das andre, Rühren sein Antlitz schon? Mich hat es gerührt im Gemüte. Helf' ich aber ihm nicht, so behaucht ihn der Rachen der Stiere, |
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Und mit der eigenen Saat, mit den erdentsprossenen Feinden
Streitet er, oder er fällt dem gefräßigen Drachen zur Beute. Duldet' ich dies, fürwahr, vom Tiger das Leben zu haben Müßt' ich gestehn und Eisen und Stahl in dem Herzen zu tragen. Warum seh' ich ihn nicht gar sterben, am schmählichen Schauspiel |
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Weidend den Blick? Warum nicht hetz' ich auf jenen die Stiere Und die entsetzliche Brut des Gefilds und den schlaflosen Drachen? Götter, bewahrt mich davor! Doch hier nicht gilt es zu beten, Handeln tut not. So soll ich das Reich des Erzeugers verraten, Über Gefahr durch mein Bemühn soll siegen ein Fremdling, |
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Dass er, gerettet von mir, dann ohne mich spanne die Segel, Wähle ein anderes Weib, und zur Strafe verbleibe Medea? Kann er es tun und ein Weib vor mir sich erwählen mit Undank, Besser, er leidet den Tod. Doch nicht ist also sein Antlitz, Sein hochherziger Sinn und des Wuchses gewinnende Schönheit, |
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Dass mir drohte Betrug und Vergessen meines Verdienstes. Treue gelob' er zuvor, und es sollen die Götter bezeugen Unseren Bund. Was fürchtest du noch? Auf, rüste dich; banne Allen Verzug! Dir wird sich immer verdanken Iason. Mit dir wird er vereint bei festlicher Fackel, und preisen |
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Werden als Retterin dich in pelasgischen Städten die Mütter. Also die Schwester zugleich, den Bruder, den Vater, die Götter Soll ich, das Land der Geburt, entführt von den Winden, verlassen? Freilich der Vater ist hart und die Heimat ohne Gesittung; Noch ist der Bruder ein Kind; für mich sind die Wünsche der Schwester; |
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Innen erfüllt mich der mächtigste Gott. Nicht Großes verlass' ich, Großes gewinn' ich, den Ruhm der Errettung achivischer Jugend, Kunde von besserem Land und prächtige Städte, von denen Hier auch kündet der Ruf, und Bildung und Künste des Landes Und, für den ich zum Tausch gern gäbe, was alles der Erdkreis |
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Einschließt, Aisons Sohn, als dessen Gemahlin ich glücklich Heiße und Himmlischen lieb und das Haupt zu den Sternen erhebe. Aber erzählen sie nicht, dass drohende Berge zusammen Stoßen inmitten des Meeres, dass feindlich den Schiffen Charybdis Flut bald schlürft, bald speit, und dass die verschlingende Skylla |
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Bellt im sizilischen Sund, umgürtet von wütenden Hunden? Ist der Geliebte nur mein und ruh' ich am Busen Iasons, Fahr' ich durch Weiten des Meers. Nichts fürcht' ich in seiner Umarmung, Oder wenn Angst mich erfasst, so ist's nur Angst um den Gatten. Gattin nennst du dich, und mit blendendem Namen, Medea, |
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Hoffst du das schuldige Tun zu beschönigen? Schaue, wie großen Frevel du sinnst, und fliehe die Schuld, so lang es dir möglich." Also sprach sie, und Recht und sittsame Scheu und Gehorsam Standen Ihr nah, und besiegt schon wandte den Rücken Cupido. Zum vieljährigen Herd der perseïschen Hekate ging sie, |
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Welchen ein schattiger Hain und Stille des Waldes versteckte.
Stark war wieder ihr Herz, und es ruhte die Flamme beschwichtigt, Als den Iason sie schaut und sich hebt das erloschene Feuer. Rot sind die Wangen gefärbt, und sie glüht im ganzen Gesichte. Wie oft Nahrung gewinnt von den Winden ein kärglicher Funke, |
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Der sich glimmend verbarg in der Hülle bedeckender Asche,
Groß dann wächst und gefacht sich erhebt zu der vorigen Stärke: So auch loderte auf die matt schon sinkende Liebe, Als sie den Jüngling sah, von den nah erschienenen Reizen. Schöner als sonst auch war zufällig an eben dem Tage |
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Aisons Spross. Leicht war zu verzeihen der liebenden Jungfrau.
Ständig an seinem Gesicht, als ob nun erst sie es schaute, Hängt ihr gefesselter Blick, und nicht ein sterbliches Antlitz Wähnt die Betörte zu sehn, und sie kann nicht wenden das Auge. Jetzt, wie zu reden beginnt und die Rechte ihr fasset der Fremdling |
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Und um helfenden Rat sie bittet mit schüchterner Stimme
Und ihr die Ehe verheißt, sagt jene mit rinnenden Zähren: "Wohl erkenn' ich mein Tun, nicht dass ich das Rechte nicht wüsste, Liebe verleitet mich nur. Mein Beistand soll dich erretten. Bist du befreit, dann löse dein Wort." Bei der dreifachen Göttin |
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Heiligem Dienst, bei der Macht, die waltete dort in dem Haine, Beim allsehenden Gott, der zeugte den künftigen Schwäher, Bei dem Gelingen des Werks und der Größe der Wagnisse schwört er. Jene vertraut und reicht ihm sogleich die bezauberten Kräuter, Lehret ihn auch den Gebrauch, und der Held kehrt freudig zur Wohnung. |
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Drauf nun hatte verscheucht die flimmernden Sterne Aurora.
Ringsher strömt das Volk zu dem heiligen Felde des Mavors Und nimmt Stand auf den Höhn. Der König inmitten der Menge Sitzt im Purpurgewand mit der Zierde des elfenen Szepters. Da schnaubt feurigen Hauch aus stählernen Nüstern der Stiere |
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Paar mit den Füßen von Erz, und berührt von der sprühenden Lohe Brennt das Gras. Wie laut aufkocht die gefüllete Esse, Wie wenn mürbe gemacht im irdenen Ofen der Kalkstein Glühende Hitze gewinnt durch des flüssigen Wassers Besprengung: So dröhnt innen die Brust von dem Wirbel verschlossener Flammen |
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Und der entzündete Schlund. Doch kühn tritt ihnen entgegen Aisons Sohn. Sie wandten ergrimmt nach des Kommenden Antlitz Ihr furchtbares Gesicht und die eisengewappneten Hörner, Stampften das stäubende Feld mit der doppeltgespaltenen Klaue Und durchdröhnten den Raum mit Qualm ausschnaubendem Brüllen. |
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Starres Entsetzen erfasst die Minyer. Ohne zu leiden
Von der entatmeten Glut - so kräftig erweist sich der Zauber – Naht er keck und streicht mit der Rechten die hangenden Wampen, Stellt sie unter das Joch und zwingt sie, zu ziehen des Pfluges Hemmende Last und das wüste Gefild mit dem Eisen zu spalten. |
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Staunen ergreift die Kolcher umher. Doch die Minyer jauchzen, Ihm anfeuernd den Mut. Jetzt nimmt er aus ehernem Helme Schlangenzähne heraus und besät das geackerte Erdreich. Siehe, der Boden erweicht den Gift einschließenden Samen, Und es wächst ein neues Geschlecht aus den keimenden Zähnen. |
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Gleichwie Menschengestalt annimmt in dem Schöße der Mutter Und schon innen das Kind zum fertigen Leib sich entwickelt Und erst völlig gereift an gemeinsame Lüfte hervorgeht: Also, wenn es gedieh'n in der schwangeren Erde Geweiden, Steigt ein Mannesgebild hervor aus dem zeugenden Felde, |
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Und - was erstaunlicher noch - von Geburt gleich ist es gewappnet. Als sie gewahrt, wie die nach dem Haupt des haimonischen Jünglings Alle gedachten den Speer mit der spitzigen Schärfe zu schwingen, Senkten in zagender Angst so Blick wie Mut die Pelasger. Auch sie selber erschrak, die vor der Gefahr ihn gesichert. |
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Wie auf den einen sie sah eindringen die Menge der Feinde, Wurde sie blass und saß urplötzlich erkaltet und blutlos. Dass nicht fehle jedoch des gegebenen Krautes Vermögen, Murmelt sie helfenden Spruch und hilft mit geheimer Beschwörung. Einen gewichtigen Stein wirft unter die Feinde Iason, |
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So ablenkend den Streit von sich auf die Kämpfenden selber.
Bald ist das Erdengeschlecht, da einer den anderen mordet, Niedergestreckt durch inneren Krieg. Die Achiver mit Glückwunsch Halten den Sieger umfasst und liegen in heißer Umarmung. Gern wohl hättest du auch, o Fremde, den Sieger umfangen: |
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Nicht litt solches die Scham. Und du hättest ihn freudig umfangen; Aber es hielt dich zurück die besorgliche Scheu vor dem Leumund. Was dir erlaubt, du freust dich in stillem Entzücken und spendest Dank dem beschwörenden Spruch und den Zauber verleihenden Mächten. Noch war übrig, in Schlaf zu zaubern den wachsamen Drachen, |
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Der sich, drohend mit Kamm, drei Zungen und hakigen Zähnen
Lagerte, grausig zu sehn, als Wächter des leuchtenden Goldbaums. Als er diesen bestreut mit dem Kraut lethaiischen Saftes Und drei Male gesagt den in Schlaf einlullenden Bannspruch, Der das tobende Meer, der reißende Ströme besänftigt, |
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Kommt in die Augen der Schlaf, die nie er befiel, und das Goldvlies Nimmt der aisonische Held zum Gewinn, und stolz auf die Beute Sie, die verhalf zu dem Schatz, mitfahrend als andere Beute, Kehrt mit der Gattin heim zum iolkischen Hafen der Sieger. |
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2. Aeson (159-296) | |
Jetzt in Haimonien weihn mit den Müttern gealterte Väter | |
Gaben zum Dank, dass die Söhne gekehrt, und es schmilzt in der Flamme Weihrauch reichlich gehäuft, und mit Gold umzogen die Hörner Blutet das Tier, wie gelobt. Doch fehlt bei den Fröhlichen Aison, Der schon nahe dem Tod und vom lastenden Alter geschwächt war. Da sprach Aisons Sohn: "Du, der ich die Rettung zu danken |
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Freudig bekenn', o Gattin, obgleich du mir alles gegeben,
Und unglaublich erscheint die Anzahl deiner Verdienste: Wenn dein Zauber es kann - und was nicht könnte der Zauber? – Nimm von den Jahren mir selbst und teile sie zu dem Erzeuger." Tränen entrannen dazu. Sie rührt des Bittenden Liebe; |
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Ihr unähnliches Herz denkt an den verlassnen Aietes,
Doch sie bekennt nicht solches Gefühl. "Wie frevelnd", versetzt sie, "Sprach dein liebender Mund, o Gemahl! Mich glaubst du vermögend Überzutragen von dir auf andere Zeiten des Lebens? Das gönnt Hekate nie, und du wünschest vermessen; doch will ich |
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Größeres, als du gewünscht, dir suchen zu geben, Iason: Dass ich dem Schwäher durch Kunst langwährendes Leben erstatte, Nicht durch Jahre von dir. Nur muss bei dem furchtbaren Wagnis Helfen und mir voll Huld nah stehen die dreifache Göttin." Nächte gebrachen noch drei, bis ganz sich die Hörner vereinten |
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Zum vollständigen Rund. Wie Luna am vollsten erglänzend
Als ein gediegenes Bild auf die Lande der Erde herabsah, Geht sie fort aus dem Haus, umhüllt von entgürteten Kleidern, Nackt an den Füßen und nackt auf die Schultern gegossen das Haupthaar. Ohne Geleit inmitten der Nacht durch schweigende Stille |
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Hebt sie den schweifenden Fuß. Tief ruhten im Schlummer entfesselt Menschen und Vögel und Wild; kein Flüstern erhebt sich im Zaune; Regungslos ist das Laub; still feiert der tauige Luftraum; Sterne nur flimmern im Glanz. Zu diesen die Arme gehoben Dreht sie sich dreimal um, sprengt dreimal, schöpfend im Flusse, |
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Wasser sich über das Haar, stößt dreimal lautes Geheul aus, Lässt dann nieder das Knie an den drückenden Boden und betet: "Nacht, Vertrauteste du tiefheimlichen Tuns, und Gestirne, Die ihr den Gluten des Tags nachfolgt mit der goldenen Lima, Dreihaupt Hekate auch, die du weißt um unser Beginnen |
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Und als Helferin nahst, ihr bannenden Künste des Zaubers, Die du dem Zauberer leihst krafthaltige Kräuter, o Erde, Lüfte und Winde zudem, ihr Seen, ihr Ströme und Berge, All ihr Götter der Nacht, ihr Götter der Wälder: erscheinet! Durch die, wenn ich es will, zum Staunen der Ufer die Flüsse |
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Kehren zur Quelle zurück, aufgärende Flut sich beruhigt, Ruhende Flut aufgärt; durch die ich verscheuche die Wolken Oder sie führe herauf, fortweise und rufe die Winde, Giftigen Vipern den Schlund aufbreche mit Spruch und Beschwörung, Wurzelnde Felsen im Grund und vom Sitze gerissene Eichen |
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Rüttele, Wälder bewege und heiße die Berge erbeben Und dumpf dröhnen den Grund und die Manen entsteigen den Gräbern. Dich auch zieh' ich heran, o Mond, ob Temesas Erze Dir auch mindern die Not. Blass färbt den Wagen des Ahnes Unsere Kunst; blass wird durch unseren Zauber Aurora. |
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Ihr habt jüngst mir die Glut der Stiere gekühlt und den Nacken, Der noch nie sich bequemt, mit gebogenem Pfluge belastet; Ihr habt Fehde mit sich dem Schlangengeschlechte veranlasst, Ihr den Wächter betäubt, der entbehrte des Schlafs, und das Goldvlies, Da ihr den Rächer berückt, in die graiischen Städte gesendet. |
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Nun sind Säfte mir not, durch welche das Alter erneuert Kehre zur Blüte zurück und wieder erlange die Jugend. Ja, ihr gewährt sie mir: umsonst nicht blitzten die Sterne; Nicht ist der Wagen umsonst, den Hälsen geflügelter Drachen Folgend, genaht." Nah stand, aus dem Aither gesunken, ein Wagen. |
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Wie sie diesen bestieg und der Drachen gezäumete Hälse
Streichelte und mit der Hand leichtschwebende Zügel bewegte, Wird sie gerafft in die Höhe, und auf das thessalische Tempe Schaut sie hinab und lenkt nach verlässigen Höhen die Schlangen. Was nur Ossa erzeugt, was Pelion, Othrys an Kräutern, |
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Was das Pindosgebirg' und größer als Pindos Olympos, Mustert sie kundig und rauft, was tauglich erscheint, mit der Wurzel, Oder sie schneidet es ab mit der Krümme der ehernen Sichel. Auch am Apidanosstrom und an des Amphrysos Gestaden Wählte sie manches Gewächs; nicht zinsfrei warst du, Enipeus; |
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Auch die spercheische Flut gab her; nicht minder Peneios
Steuerte bei sein Teil und das Binsengestade der Boibe. Auch das belebende Gras am euboiischen Sund bei Anthedon Rupfte sie, das noch nicht Ruhm hatte von Glaukos' Verwandlung. Als neun Male der Tag, neun Male die Nacht sie gesehen, |
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Wie sie geforscht allorts, von dem fliegenden Drachen gezogen, Kehrte sie heim. Den Geruch nur hatten empfangen die Drachen, Dennoch legten sie ab die Haut vieljährigen Alters. Außer der Schwell' und der Tür verbleibt sie nach ihrer Zurückkunft; Über ihr steht der Himmel allein, und der Männer Berührung |
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Meidet sie, und sie erbaut zwei Opferaltäre von Rasen, Einen für Hekate rechts und den anderen links für die Jugend. Als sie mit heiligem Kraut und Büschen umflochten die Herde Und ganz nahe dabei zwei Höhlen gewühlt in dem Erdreich, Opfert sie drüber und stößt dem schwarzwolligen Schaf in die Gurgel |
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Schneidenden Stahl und beströmt mit dem Blute die offenen Gruben. Flüssigen Honig sodann ausgießend darob aus der Kanne, Lauliche Milch dann auch ausgießend aus eherner Kanne, Murmelt sie Worte dazu und beschwört die Gewalten der Erde, Samt dem entführten Weib anflehend den König der Schatten, |
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Dass sie dem siechenden Leib nicht eilen den Atem zu rauben. Als sie diese gesühnt mit Gebeten und langem Gemurmel, Heißt sie zum Doppelaltar den entkräfteten Körper des Aison Bringen und streckt ihn, versenkt durch Zauber in völligen Schlummer, Einem Gestorbenen gleich auf untergebreitete Kräuter. |
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Aisons Sohn nun weist sie hinweg und die Diener und warnt sie, Dass sie das heimliche Tun nicht stören mit weltlichen Blicken. Folgsam gehen sie fort. Nachahmend die Art der Bacchanten Schreitet mit fliegendem Haar um die brennenden Herde Medea, Taucht Kienspäne hinein in die Gruft voll schwärzlichen Blutes, |
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Zündet befeuchtet sie an auf den beiden Altären, und dreimal Weiht sie den Greis zum Werk mit Feuer, mit Wasser, mit Schwefel. Aber das Zaubergebräu, das stand auf dem Feuer im Kessel, Siedet und sprudelt indes und ist weiß vom schwellenden Schaume. Wurzeln kocht sie darin, im haimonischcn Tale geschnitten, |
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Samen und Blumen zugleich und Säfte von ätzender Schärfe, Wirft auch Steine hinein, im entlegensten Osten gelesen, Sand auch, welchen gespült des Okeanos ebbende Strömung; Tau auch tut sie hinzu, vom nächtlichen Monde gefangen, Dann mit dem Fleisch zugleich die verrufenen Flügel der Eule |
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Und das zerhackte Gedärm von dem Werwolf, welcher verwandelt Tierischen Leib zu Menschengestalt. Auch fehlte mitnichten Drunter der schuppige Balg der kinyphischen dünnen Chelyder. Vom zählebenden Hirsch auch mischte sie drunter die Leber Und von der Krähe den Kopf, die gelebt neun Menschengeschlechter. |
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Als sie von dem und vielem dazu, was Namens entbehret,
Hatte die Gabe gebraut, die sollte dem Sterblichen frommen, Rührt sie zurecht das ganze Gemisch mit des friedlichen Ölbaums Längst vertrocknetem Ast und vermengt mit dem Obern das Untre. Sieh, da wird zum Beginn, wie er kreist in dem siedenden Kessel, |
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Grün der verdorrete Stumpf; kurz währt der Verzug, und mit Blättern Kleidet er sich und ist plötzlich behängt mit schweren Oliven. Doch, wo Schaum hinwirft aus dem hohlen Gefäße das Feuer Oder wohin auf die Erd' ein glühender Tropfen gefallen, Grünet der Boden und sprießt von Blumen und schwellender Weide. |
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Rasch, wie das sie gewahrt, stößt zu mit dem Schwerte Medea, Öffnet die Kehle dem Greis, und entlassend das alte Geblüte Gießt sie den Saft ihm ein. Als diesen der liegende Aison Aufnahm teils mit dem Mund, teils auch mit der Wunde, verlieren Bart und Haare das Grau und gewinnen die vorige Schwärze; |
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Hagere Dürre vergeht; es entweicht das Gelb und die Welkheit; Frisch ansetzendes Fleisch füllt aus hohlgehende Runzeln; Stark ist in Fülle der Leib. Mit Bewunderung fühlet sich Aison Ganz so wieder wie einst vor vierzig entwichenen Jahren. Liber, welcher geschaut aus der Höhe das seltsame Wunder, |
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Wurde gemahnt, so könnten verjüngt auch werden die Ammen, Die ihn genährt, und erhielt von der Kolcherin, was er begehrte. |
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3. Pelias (297-349) | |
Dass nicht raste die List, gibt Zwietracht vor mit dem Gatten Tückisch das phasische Weib und flicht zu des Pelias Schwelle, Flehend um Schutz, und dieweil ihn selber beschwerte das Alter, |
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Nehmen die Töchter sie auf. Bald hatte der Mädchen Vertrauen Freundschaft heuchelnd erlangt die verschlagene Fremde von Kolchis, Während sie nun anführt mit den rühmlichsten ihrer Verdienste Und es verweilend beschreibt, wie sie Aisons Gebrechen hinwegnahm, Ward allmählich erregt in Pelias' Töchtern die Hoffnung, |
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Dass durch ähnliche Kunst ihr Vater sich könne verjüngen. Bittend verheißen sie ihr für die Gunst, was nur sie bedinge. Stumm bleibt einige Zeit Medea und scheint zu erwägen, Ernst annehmend, und hält die verlangenden Herzen in Spannung. Bald dann sagte sie zu und sprach: "Dass diesem Verüben |
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Um so mehr ihr vertraut, so soll der bejahrteste Führer
Eueres wolligen Viehs durch Zauber zum Lamm sich verwandeln." Gleich wird jetzt gebracht ein Widder, von zahllosen Jahren Kraftlos, mächtig gekrümmt das Gehörn um die Wölbung der Schläfe. Als in den mageren Hals das haimonische Messer Medea |
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Hatte gesenkt und befleckt mit kärglichem Blute das Eisen, Tut sie die Glieder des Tiers und zugleich heilkräftige Säfte In hohlgehendes Erz. Klein werden die Teile des Leibes, Und es entweicht das Gehörn und samt dem Gehörne die Jahre, Und aus dem Kessel hervor lässt zartes Geblök sich vernehmen. |
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Bald, wie sie ob des Geblöks sich verwundern, entspringet ein Lämmlein, Hüpft mutwillig davon und sucht milchgebendes Euter. Pelias' Töchter ersehn es erstaunt, und weil die Verheißung Durch den Erfolg sich bewährt, wird dringlicher noch ihr Begehren. Dreimal hatte, getaucht in iberische Fluten, die Rosse |
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Phoibos entjocht. Als hell in der vierten der Nächte die Sterne Flimmerten, setzt trugvoll die Kolcherin lauteres Wasser Über die knisternde Glut und Wirkung entbehrende Kräuter. Längst nun hatte betäubt, abspannend die Glieder, den König Und mit dem König zugleich die Wache todähnlicher Schlummer, |
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Den Bannsprüche bewirkt und die Macht zwangübender Zunge.
In das Gemach auf Geheiß mit der Kolcherin traten die Töchter Und umstanden das Bett. "Was nun, Feigherzige, säumt ihr?", Sagte sie, "zücket das Schwert; lasst rinnen das alte Gcblüte, Dass ich mit Jünglingsblut neu fülle die ledigen Adern. |
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Jetzo in euerer Hand steht Leben und Alter des Vaters.
Wenn ihr ihn liebt und nicht euch hingebt eiteler Hoffnung, Leistet dem Vater den Dienst und vertreibt mit den Waffen das Alter, Und mit dem stechenden Stahl lasst aus die verdorbenen Säfte." Rasch durch lieblose Tat will jede beweisen die Liebe; |
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Schuld übt jede, der Schuld zu entgehn. Doch keine vermochte Selber zu sehn, wie sie führte den Streich, und sie wenden das Antlitz; Blindlings stoßen sie zu wegsehend mit grausamer Rechten. Schwimmend im Blut will noch, auf die Beuge des Armes sich stützend, Pelias halb zerfleischt sich im Bett aufrichten, und mitten |
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Unter den Schwertern gestreckt die erblassenden Arme beginnt er: "Töchter, was wollt ihr tun? Was waffnet zum Morde des Vaters Euere Hand?" Da sank den Betörten der Mut und die Rechte. Ehe noch weiter er sprach, schnitt Gurgel und Worte Medea Schleunig ihm ab und warf den Zerfetzten in siedende Wellen. |
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4. Medea auf der Flucht (350-424) | |
Hätte sie nicht in die Luft sich begeben mit fliegenden Schlangen, Wäre sie nicht von der Strafe befreit. Ob Pelions Wäldern Und dem philyrischen Sitz hin flieht sie und über den Othrys, Über die Gegend, bekannt durch des alten Kerambos Verwandlung, Der, auf Flügeln empor durch Schickung der Nymphen gehoben, |
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Als einströmendes Meer die gewichtige Erde verschüttet, Unverschüttet entging den deukalionischen Wogen. Links dann ließ sie vom Weg die aiolische Pitane liegen Und das versteinerte Bild des gedehnt daliegenden Drachen Und den idaiischen Hain, wo Liber versteckte den Farren, |
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Welchen gestohlen der Sohn, in Gestalt des betrüglichen Hirsches,
Auch, wo weniger Sand den Vater des Korythos zudeckt, Ferner die Flur, die Maira geschreckt durch neues Gebelle, Und des Eurypylos Stadt, wo Hörner die koischen Mütter Trugen am Haupt zur Zeit, als Herkules' Schar sich entfernte, |
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Rhodos, dem Phoibos geweiht, und Ialysos' Volk, die Telchinen, Deren mit Blicken allein schon alles bestrickende Augen Iupiter hassend ersah und begrub in den Wellen des Bruders. Über Karthaia hinweg auf der lang schon blühenden Kea Eilet sie, wo sich dereinst Alkidamas sollte verwundern, |
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Dass sich gewandelt der Leib der Tochter zur friedlichen Taube. Hyries See drauf wird sie gewahr und das kyknische Tempe, Wo sich der plötzliche Schwan aufhielt. Dort hatte dem Knaben Phyllios Vögel gezähmt und einen gebändigten Löwen Auf sein Geheiß ihm geschenkt, auch einen der Stiere gebändigt, |
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Wie er geheischt, und erzürnt, dass immer die Liebe verschmäht war, Seinem Verlangen den Stier, die letzte Belohnung, verweigert. Da sprach Kyknos erbost: "Du wirst es bcreun!" Und er warf sich Hoch vorn Felsen hinab. Sie glaubten ihn alle gefallen, Aber er schwebte als Schwan in der Luft auf schneeigen Flügeln. |
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Ganz in Tränen zerschmolz, unkundig der Rettung, die Mutter Hyrie, und es entstand gleichnamig ein See an der Stätte. Pleuron ist nahe dabei, wo Kombe, des Ophios Tochter, Einst mit zitterndem Flug sich entzog den Streichen der Söhne. Dann auch schaut sie die Flur der letoischen Kalaurea, |
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Zeuge des samt der Gattin zum Vogel verwandelten Königs;
Rechts Kyllene sodann, wo Buhle der Mutter Menephron War in späterer Zeit nach Sitte vernunftloser Tiere. Auch den Kephisos erblickt sie von fern, wie er weint um den Enkel, Welchem Apollo verlieh die Gestalt der gedunsenen Robbe, |
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Und des Eumelos Haus, der den Sohn in den Lüften beklagte.
Ephyre endlich erreicht, die pirenische Stadt, das beschwingte Drachengespann, wo einst nach der Alten Bericht in der Urzeit Sterbliche wuchsen hervor aus regengenähreten Pilzen. Doch als kolchisches Gift aufzehrte die neue Gemahlin |
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Und das gedoppelte Meer sah lodern des Königes Hofburg,
Netzt mit dem Blut der Söhne das Schwert die entartete Mutter; Grässlich gerächt dann nimmt sie die Flucht vor den Waffen Iasons. Schleunig von hinnen geführt vom Gespann der titanischen Drachen Tritt sie in Pallas' Burg, die dich, pflichttreueste Phene, |
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Oftmals sah im Verein mit dir, Greis Periphas, fliegen,
Auch auf Flügeln gewiegt die Enkelin sah Polypemons. Dort nimmt Aigeus sie auf, nur darob Tadel verdienend. Wirt nicht blieb er allein: zur Gemahlin erhob er Medea. |
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5. Theseus und Aegeus (404-452) | |
Theseus auch war da, zur Zeit für den Vater ein Fremdling, | |
Er, des rüstige Kraft die Gestade des Isthmos gesichert.
Ihn ist Medea gewillt zu verderben und mischt Akoniton, Welches mit sich ehdem sie gebracht von der skythischen Küste. Jenes, vermeldet die Mär, sei aus des echidnischen Hundes Zähnen erzeugt. Schwarz gähnt ein Geklüft mit finsterem Schlunde |
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Und abschüssigem Pfad, auf dem der tirynthische Halbgott,
Ob er sich sträubt zu meiden den Tag und die blendenden Strahlen, Hielt die Augen verdreht, an stählerner Kette gezwungen Kerberos mit sich zog, der tobend in wütendem Zorne Ringsum füllte die Luft mit Gebell aus dreifacher Kehle, |
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Während das grüne Gefild er bespritzte mit weißlichem Geifer. Der, wie man glaubt, ward hart, und aus fruchtbar treibendem Boden Sog er den nährenden Stoff und gewann so Kraft zu verderben. Weil im harten Gestein das Gewächs ausdauernd hervorsprosst, Nennt es das ländliche Volk Akonit. Das reichte der Vater |
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Aigeus selber dem Sohn als Feind, betört von der Gattin, Theseus hielt in der Rechten bereits nichts ahnend den Becher, Als an dem elfenen Griff des Schwertes erkannt' der Erzeuger Seines Geschlechtes Beweis und den Greuel vom Munde hinwegstieß. Zeitig entzog sich dem Tod in gezaubertem Nebel Medea. |
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Aber der Vater, obgleich er sich freut des geretteten Sohnes,
Denkt mit Entsetzen zurück, wie er konnte verüben die Untat, Da so wenig gefehlt. Die Altäre versieht er mit Feuer, Reichlich beschenkt er die Götter dazu, und im fleischigen Nacken Spüren die Rinder das Beil, mit Bändern umwunden die Hörner. |
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Festlicher hat kein Tag - so sagt man - geschienen als jener Über Erechtheus' Volk. So Väter wie niedere Menge Kommen zu Schmaus und Gelag', und sie einen die Stimmen zum Liede, Während der Wein aufmuntert den Geist: "Dich, herrlicher Theseus, Staunet Marathon an in dem Blut des kretischen Stieres, |
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Und dass Kromyon pflügt vor dem Schwein gesichert der Landmann, Ist dein Werk und Verdienst. Durch dich auch sah des Vulcanus Keulenbewaffneten Spross Epidauros' Gefilde erliegen, Sah der kephisische Strand erliegen den Quäler Prokrustes; Kerkyons Tod auch sah die Ceres geweihte Eleusis. |
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Sinis hast du besiegt, der riesige Stärke missbrauchte,
Der Baumstämme vermocht' zu krümmen und Fichten vom Wipfel Niedergedrückt, dass weit sie verstreuten zerrissene Leiber. Sicher und frei ist der Weg nach Alkathoes Lelegermauern, Seit du Skeiron gestürzt, und die Ruhstatt wird von dem Lande, |
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Wird von der Woge versagt den getrennten Gebeinen des Räubers. Als die lange geirrt, ließ Zeit sie erstarren zu Klippen, Wie man erzählt, und den Klippen verblieb der Name des Skeiron. Wollten wir zählen Verdienste und Jahre von dir, vor den Taten Ständen die Jahre zurück. Für dich, o rüstiger Streiter, |
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Beten wir alle gesamt; dir weihen wir Gaben des Bacchus."
In das Gejubel des Volks und die andachtvollen Gebet Stimmt die Burg, und rings in der Stadt wohnt nirgends die Trauer. |
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6. Minos rüstet gegen Athen (453-489) | |
Aber es freute sich nicht - so ist kein reines Behagen, Und in die Lust drängt immer sich ein die Bekümmernis - Aigeus |
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Unbesorgten Gemüts, dass glücklich der Sohn ihm erhalten. Minos rüstet zum Krieg, der, mächtig an Streitern und Schiffen, Kraft doch hatte zumeist durch den Zorn im Vatergemüte, Seines Androgeos Tod mit berechtigten Waffen zu rächen. Vorher wirbt er jedoch zu der Fehde befreundete Mächte; |
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Wo ihm der Weg freisteht, durcheilt er die Flut mit den Segeln. Anaphe zieht er heran und Astypalaia zum Bündnis, Astypalaia durch Krieg, durch Verheißungen Anaphes Eiland, Mykonos' niedrigen Sitz und das kreidige Land von Kimolos, Kythnos' blühende Flur und die flache Seriphos und Syros, |
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Paros das Marmorland und Siphnos, verraten von Arne,
Die nach des Goldes Empfang, das die Frevlerin geizig gefordert, Als der Vogel erschien, der Gold noch liebt, in Verwandlung, Schwarz an den Füßen und schwarz mit Gefieder bekleidet, als Dohle. Didymai nicht indes, noch Tenos, Oliaros, Andros, |
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Gyaros, noch Peparethos, ergiebig an glatten Oliven,
Geben der gnosischen Macht Zuwachs. Nun steuert zur Linken Minos Oinopia zu, dem Gebiete der Aiakiden. Denn Oinopia nannt' es die Vorzeit, aber Aigina Wurde von Aiakos selbst nach der Mutter geheißen das Eiland. |
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Hastig, den Helden zu sehn, des Ruf so weit sich verbreitet,
Drängt man sich. Telamon kommt und jünger als Telamon Peleus Ihm entgegengeeilt und der dritte der Sprösslinge, Phokos. Aiakos selbst auch tritt, von der Bürde des Alters gehindert, Wankend heraus und fragt, was jenen bewogen zu kommen. |
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An sein Leid als Vater gemahnt seufzt tief und erwidert
Also der Held, dem hundert an Zahl die Stämme gehorchen: "Fördre den Waffen den Sieg, die wegen des Sohns ich erhoben, Hilf in der Fehde der Pflicht! Mein Wunsch ist Trost für das Grabmal." Drauf der aisopische Spross: "Untunliches, Minos, verlangst du, |
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Was mein Volk nicht darf; denn es ist den kekropischen Männern
Enger als dieses vereint kein Land. So sind wir im Bündnis." Barsch geht jener und spricht: "Dir kommt noch sicher dein Bündnis Teuer zu stehn." Doch scheint es ihm rätlicher, Fehde zu drohen Als zu erheben und hier vorher zu vergeuden die Kräfte. |
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7. Cephalus bei Aeacus (490-865) | |
Fern noch konnte man sehn das Geschwader der lyktischen Schiffe Von der oinopischen Stadt, als rasch mit schwellendem Segel Nahend ein attisches Schiff einläuft im befreundeten Hafen, Welches den Kephalos trug und zugleich Aufträge der Heimat. Aiakos' Söhne, wiewohl gar lange sie nicht ihn gesehen, |
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Kennen den Kephalos doch und geleiten ihn, als sie die Rechte Grüßend gereicht, in des Vaters Palast. Der stattliche Heros, Der noch immer bewahrt Merkmale der früheren Schönheit, Tritt in das Haus, und haltend den Zweig vom heimischen Ölbaum Hat er, der ältere Mann, zwei Jüngere, Klytos und Butes, |
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Neben sich rechts und links, die rüstigen Söhne des Pallas. | |
8. Aegina auf Athens Seite (501-516) | |
Als sie Worte getauscht, wie sie bringt die erste Begegnung, Richtete Kephalos aus die Bestellung des Kekropiden: Hilfe begehrt er und mahnt an den Bund und die Rechte der Väter, Warnt auch, dass der Besitz der gesamten Achaia das Ziel sei. |
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Als wohlredend er so den gegebenen Auftrag gefördert,
Sagte, die Linke gestützt auf den Griff des gebietenden Szepters, Aiakos: "Heischt nicht erst, nehmt hin, ihr Athener, den Beistand; Achtet als euer getrost, was bietet die Insel an Streitmacht. Möge sie ziehen gesamt: so steht es mit unserem Reiche. |
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Rüstiges Volk fehlt nicht. Für den Feind noch bleiben mir Mannen. Glücklich ist, Dank den Göttern, die Zeit, nichts leihend zum Vorwand." "Ja, so möge sich dir", sprach Kephalos, "immer an Bürgern Mehren die Stadt. Hoch war ich erfreut, als jüngst ich gekommen, Da so stattlich an Wuchs, so gleich im Alter die Jugend |
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Zu mir eilte herbei. Doch viele vermiss' ich darunter,
Die bei dem ersten Besuch in euerer Stadt ich gesehen." |
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9. Pest auf Aegina (517-660) | |
Aiakos seufzt' und begann mit bekümmerter Stimme zu reden:
"Erst war traurige Zeit, doch besseres Los ist gekommen. Könnt' ich das letztere nur euch ohne das Frühere kundtun! |
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Sei denn alles erzählt. Euch nicht zu ermüden mit Umschweif: Die du vermissest, gedenk im Gemüt, sind Staub und Gebeine, Und wie ein kärglicher Teil sind die von dem ganzen Verluste! Grässliche Seuche befiel mein Volk durch der feindlichen Iuno Zorn, die hasste das Land, das führte den Namen der Buhle. |
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Während es menschliches Los noch schien und der großen Verheerung Anlass dunkel blieb, ward gegengekämpft von der Heilkunst; Machtlos aber erlag vor der siegenden Plage die Hilfe. Anfangs lagerte sich mit drückendem Dunste der Himmel Über dem Land und verschloss in den Wolken erschlaffende Schwüle. |
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Während der Mond viermal mit vereinigten Hörnern die Scheibe Füllte, verengt viermal abließ von der Fülle der Scheibe, Wehte beharrlicher Süd Tod bringend mit glühendem Hauche. Zweifel ist nicht, dass Quellen und Seen auch Schaden genommen, Da auf den Fluren umher, die keiner bestellte, von Schlangen |
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Kroch zahlloses Gezücht und die Wasser verdarb mit dem Gifte. Leichen von Hunden zuerst und Gevögel und Schafen und Rindern Zeugten und fallendes Wild von der Macht der einbrechenden Krankheit. Während der Arbeit sieht mit Bestürzung der ratlose Pflüger Fallen den kräftigen Stier und inmitten der Furche sich strecken. |
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Krankes Geblök stößt aus das vliestragende Vieh, und die Wolle Fällt von selber herab und von Siechtum schwinden die Leiber. Sonst voll feurigen Muts und an Ruhm so reich in der Rennbahn, Stöhnt untüchtig zum Sieg und der früheren Ehren vergessend Jetzt an der Krippe das Ross, unrühmlichen Todes zu sterben. |
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Grimmig zu werden vergisst der Eber, dem Laufe die Hindin Sich zu vertraun, und der Bär zu befallen das rüstige Hornvieh. Schlaff ist alles und schwach. In den Wäldern, auf Fluren und Wegen Liegt abscheuliches Aas, und die Luft ist verpestet vom Moder. Seltsam hört es sich an: kein Hund, kein gieriger Vogel |
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Rührte daran, kein graulicher Wolf. In Verwesung zergehend
Sandt' es verderblichen Dunst und verbreitete weit die Vergiftung. Jetzto verheerender noch zu dem unglückseligen Landvolk Dringet die Pest und herrscht in den Mauern der räumigen Hauptstadt. Trocken vom Brande zuerst verschmachten die inneren Teile; |
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Zeichen ist Röte der Haut und glutdurchdrungener Atem.
Rauh ist die Zunge geschwellt, und es lechzt von den dörrenden Winden Offen der Mund und zieht mit dem Atem verderbliche Luft ein. Weder vermögen ein Bett, noch Kleider zu dulden die Kranken, Sondern sie drücken die Brust hart wider die Erde, und nicht wird |
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Kalt vom Boden der Leib, heiß wird von dem Leibe der Boden. Auch kein Helfer ist nah; denn es bricht die vernichtende Plage Ein auf die Heilenden selbst, und den Kundigen schadet das Wissen. Jeder, je näher er steht, je treuer er wartet des Kranken, Fällt so schneller dem Tod zum Raub. Als nun der Genesung |
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Hoffnung entflohn und das Ende der Qual sie sehen im Grabe, Folgen sie ihrem Gelüst, und es kümmert sie nimmer, was fromme; Denn nichts frommte ja mehr. Allorts an Quellen und Flüssen Liegen sie ohne Bedacht auf Scham und an räumigen Brunnen, Wo nicht eher der Durst durch Trinken erlischt als das Leben. |
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Mancher, vom Trunke beschwert, kann nicht aufstehen und findet Gleich im Wasser den Tod; doch so auch trinken es andre. Oft von dem Lager empor - so ist es verhasst den Gequälten – Springen sie, oder wenn nicht ausreichen zum Stehen die Kräfte, Wälzen sie hin auf dem Boden den Leib und wollen dem Hause |
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Jeder entfliehn. Sein eigenes Haus scheint jedem verderblich,
Und weil dunkel der Grund, ist der Ort in Verdacht, der bekannt war. Halbtot irrten umher, die Kraft noch hatten zu stehen; Andere sah man in Not, wie sie weinten, am Boden sich wanden, Wie sie im Kampf mit dem Tod die ermatteten Augen verdrehten. |
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Oder sie streckten empor zu dem hangenden Himmel die Arme, Hier und dort, wo der Tod sie ereilte, den Geist aushauchend. Wie war da mir zu Mut! Nicht anders, als dass ich das Leben Trug als Last und der Meinen Geschick selbst wünschte zu teilen. Immer, wohin sich der Blick auch wendete, lag an der Erde |
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Niedergeworfenes Volk, wie wenn von den schwankenden Ästen
Faulendes Obst abfällt und geschüttelte Eckern vom Eichbaum. Drüben erblickst du erhöht auf Stufen den stattlichen Tempel: Iupiter nennt ihn sein. Wer hat nicht eitelen Weihrauch Jenem Altar gebracht? Wie oft, wenn dort der Erzeuger |
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Rettung erfleht für den Sohn im Gebet, für den Gatten die Gattin, Gaben das Leben sie auf an dem unerbittlichen Altar, Während sich unverzehrt noch Weihrauch fand in den Händen. Oft, zum Tempel geführt, auch stürzten, während der Priester Sprach das Gebet und lauteren Wein goss zwischen die Hörner, |
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Vorher, ohne den Streich zu erwarten, erlesene Stiere.
Als ein Opfer ich selbst für mich und das Land und die Söhne Brachte dem Iupiter dar, ließ schauriges Brüllen das Opfer Hören, und plötzlich gestürzt, noch ehe das Beil es getroffen, Netzt' es mit wenigem Blut das untergehaltene Messer. |
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Aus dem Geweid' auch war untrügliche Götterverkündung
Nicht zu ersehn: in das Innerste drang das traurige Siechtum. Leichname sah ich dahin vor den heiligen Pfosten geworfen, Ja, vor dem Altar selbst, dass abscheuvoller der Tod sei. Selbst mit dem Strick schnürt mancher den Hals und vertreibt mit dem Tode |
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Furcht vor dem Tod und ruft freiwillig das kommende Schicksal.
Nicht mehr trägt man wie sonst mit Feier und Ehren die toten Leiber hinaus: Raum hatten ja nicht für die Züge die Tore. Unverscharrt teils liegen sie da, teils ohne Geschenke Nimmt sie der Holzstoß auf. Die besorgliche Scheu ist gewichen; |
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Streit hebt an um das Holz, und sie brennen im Feuer des andren. Niemand ist, der weint, und es irren, von keinem betrauert, Seelen von Kindern umher und Männern, von Knaben und Greisen. Wie für die Hügel der Raum, so mangelt das Holz für die Flammen. Sinnlos rief ich, vom Sturm so schrecklichen Jammers bewältigt: |
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‚Iupiter, ach, wofern nicht falsches Gerede verkündet,
Dass du Aigina umarmt vormals, die aisopische Jungfrau, Und mein Zeuger zu sein du nicht, Allvater, dich schämest: Gib mir die Meinen zurück; sonst birg auch mich in dem Grabmal!' Jener gewährte mit Blitz und erfreulichem Donner ein Zeichen. |
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,Wohl, ich vernehm's, so sprach ich, ,und mög' es ein glücklicher Ausspruch Deiner Gesinnung mir sein! Ich nehme zum Pfand die Verkündung.' Neben mir stand zur Zeit breitästig ein seltener Eichbaum: Iupiter war er geweiht und gekeimt von dodonischem Samen. Daran nahmen wir wahr Ameisen in langem Gewimmel, |
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Wie sie im winzigen Mund forttrugen gewaltige Körner
Und gleichmäßigen Pfad an der runzligen Rinde verfolgten. Mich nahm wunder die Zahl, und ich sprach: 'Lass, gütigster Vater, Soviel Bürger erstehn zum Ersatz den entvölkerten Mauern!' Sieh, da zittert und rauscht ohn' irgendein Wehen, die Äste |
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Regend, der mächtige Stamm. Schreck hielt mich gebannt, und ein Schauer Schüttelte mich, und das Haar war straff. Doch deckt' ich mit Küssen Brünstig die Erd' und das Holz, und ohne sie recht zu gestehen, Gab ich der Hoffnung mich hin und nährte den Wunsch im Gemüte. Nacht nun wird's, und den Leib, den quälende Sorgen ermüdet, |
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Fesselt der Schlaf. Da sah ich vor Augen die nämliche Eiche; Gleichviel Äste wie sonst und daran gleich viele der Tierchen Schien zu tragen der Baum, und ebenso schien er zu beben Und zu verstreun auf die Flur die körnerbeladene Reihe, Die dann plötzlich erwuchs und größer und größer erscheinend |
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Sich von dem Boden erhob und aufrecht stand mit dem Rumpfe Und mit der Dünne die Zahl der Füß' und die schwärzliche Farbe Wieder verlor und Menschengestalt erhielt an den Gliedern. Fort ist der Schlaf. Ich verwerfe den Traum im Wachen und klage, Dass bei den Himmlischen Schutz nicht sei. Horch, großes Getümmel |
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Füllte das Haus, und es war, als tönten mir menschliche Stimmen, Deren ich längst mich entwöhnt. Ich hielt auch das für ein Traumbild; Da kommt Telamon rasch und ruft, aufmachend die Türe: ,Draußen ist, Vater, zu sehn, was über Erwarten und Glauben. Geh nur hinaus!' Ich gehe hinaus, und wie ich die Männer |
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Hatte vermeint im Traum zu sehn, so ganz nach der Reihe Schau' und erkenn' ich sie jetzt. Sie nahen und grüßen den König. Iupiter zoll' ich den Dank, wie gelobt, und den neuen Bewohnern Teil' ich die Stadt und das Feld, das leer von den alten Bestellern, Und Myrmidonen benenn' ich das Volk, zu bezeichnen den Ursprung. |
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Kund ist dir die Gestalt; von früher das emsige Wesen Haben sie noch, ein karges Geschlecht, ausdauernd in Arbeit, Sparsam mit dem Erwerb und wohl das Erworbene wahrend. Die nun sollen mit dir, an Jahren sich gleich und an Mute, Ziehen zum Krieg, sobald sich der Ost, der glücklich dich brachte" – |
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Ostwind hatt' ihn gebracht - "demnächst umwandelt zum Südwind." | |
10. Cephalus und Phocus (661-865) | |
Mit dergleichen Gespräch und mit anderem kürzend die Stunden Füllten den Tag sie aus. Drauf weiht man dem Schmause des Tages Ende, dem Schlummer die Nacht. Licht goss goldstrahlcnd die Sonne; Stets noch wehte der Ost und verwehrte den Segeln die Rückfahrt. |
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Früh zu Kephalos gehen die jüngeren Söhne des Pallas; Dann zum Könige geht, von den Söhnen des Pallas begleitet, Kephalos. Aber es lag noch tief im Schlafe der König. Phokos, des Aiakos Sohn, empfängt an der Schwelle die Gäste – Telamon eben erlas für den Krieg mit dem Bruder die Mannschaft. |
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Mit in den inneren Raum nimmt Kekrops' Sprösslinge Phokos | |
11. Cephalus und Procris (671-758) | |
Zum prachtvollen Gemach. Dort setzt er mit ihnen sich nieder. Während sie saßen, gewahrt er den Spieß, den Aiolos' Enkel Trug in der Hand, aus seltsamem Holz, mit goldener Spitze. Als im gemeinen Gespräch nun einiges erst er geredet, |
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Sprach er: "Ich kenne den Wald gar wohl und des Wildes Erlegung; Aber aus welchem Gehölz dein Schaft wohl möge gehaun sein, Grübl' ich im Sinn schon längst. Denn wenn es ein eschener wäre, Müsst' er doch gelb aussehn; ein kornellener, zeigten sich Knoten. Nimmer erkenn' ich, woraus er gemacht. Doch schöner als dieses |
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Haben ein Wurfgeschoss nie meine Augen gesehen." Einer versetzte darauf von den attischen Brüdern: "Bewundern Wirst du die Güte des Speers noch mehr als die äußere Schönheit. Immer erreicht er das Ziel, und niemals lenkt ihn im Fluge Zufall. Blutig zurück auch fliegt er, da keiner ihn herholt." |
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Alles zu wissen begehrt nunmehr der nereische Jüngling,
Wie und warum und von wem er bekommen das prächtige Kleinod. Jener erzählt, was er fragt und das andre Bekannte; den Lohn nur, Welchen er gab, verschweigt er aus Scham, und ergriffen vom Schmerze Um den Verlust der Gemahlin beginnt er mit quellenden Tränen: |
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"Dieses Geschoss - wer hätt' es gedacht? -, o Göttingeborner, Macht mich weinen und wird's noch lang, wofern mir das Schicksal Lange zu leben vergönnt. Mir war's und der teueren Gattin Unheilvoll. O wär' es mir nie zum Geschenke geworden! Prokris war die Schwester, wenn mehr vielleicht dir zu Ohren |
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Oreithyia gelangt, der entführten Oreithyia, Würdiger, willst du Gestalt und Sitten der Beiden vergleichen, Selbst die Entführte zu sein. Die einte der Vater Erechtheus, Einte die Liebe mit mir. Ich hieß glückselig und war es, Wär' es vielleicht noch jetzt; doch anders gefiel es den Göttern. |
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Fortgang nahm nach dem Fest der Vermählung der andere Monat, Als mich, während das Garn vielendigen Hirschen ich stellte, Früh nach vertriebener Nacht von des immer begrünten Hymettos Oberstem Gipfel erblickt die safranfarb'ne Aurora Und trotz Wehrens entführt. Nicht wird mir die Göttin verargen |
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Treuen Bericht. Ob lieblich sie sei mit dem rosigen Antlitz,
Ob sie dem Licht und der Nacht angrenzend sich hält in der Mitte, Ob sie sich nährt von nektarischem Trank: ich liebte nur Prokris; Prokris trug ich im Sinn und Prokris beständig im Munde. Auf den geweihten Bund, das Liebesumfangen, das Brautbett |
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Wies ich hin und den ersten Verein im verlassenen Lager.
Nachgab jene und sprach: "Lass, Undankbarer, die Klage: Dir sei Prokris gewährt. Doch bald, wenn ich Richtiges ahne, Wird ihr Besitz dich gereun." Und sie ließ mich zürnend von hinnen. Während ich heimwärts ging und erwog die Worte der Göttin, |
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Stieg allmählich die Furcht, dass Prokris die ehlichen Pflichten Treu nicht habe bewahrt. In Verdacht wohl brachten die Treue Jugend und schöne Gestalt; den Verdacht ließ schweigen der Wandel. Aber ich war doch fern, und ein Beispiel gab des Vergehens Jene, von welcher ich kam, und wir Liebenden fürchten ja alles. |
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Kränkung zu suchen für mich und die züchtige Treu' zu berücken War ich gewillt mit Geschenk. Aurora begünstigt den Argwohn, Denn sie verleiht - so kam es mir vor - mir veränderte Bildung. Nicht zu erkennen betret' ich die pallasgeweihte Athenai, Und geh' ein in das Haus. Nichts zeugte von Schuld in dem Hause; |
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Ehrbar war's und in Angst, den geraubten Gebieter vermissend.
Kaum gab vielfache List zu der Erechthide mir Zutritt. Wie ich sie sah, erstaunt' ich und hätte beinahe dem Vorsatz, Sie zu versuchen, entsagt; kaum könnt' ich mich halten, die Wahrheit Ihr zu gestehn, kaum, wie ich gesollt, ihr Küsse zu geben. |
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Traurig war ihr Gemüt, doch schöner als sie in der Trauer Ist wohl nimmer ein Weib; und sie glühte von heißem Verlangen Nach dem entführten Gemahl. Du magst urteilen, o Phokos, Wie liebreizend sie war, die reizend erschienen im Schmerze. Was erst soll ich erzählen, wie oft sie mit züchtiger Sitte |
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Mein Bemühn abwies, wie oft sie gesagt: 'Ich verbleibe Einem, wo immer er sei; mein soll nur einer sich freuen.' Welchem verständigen Mann nicht hätte zur Probe der Treue Solches genügt? Es genügt mir nicht, und schmerzliche Wunde Schlag' ich mir selbst, da ich Lohn für die Nacht ihr reichlich verheißend |
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Und stets mehrend den Preis am Ende sie bringe zum Wanken. ‚Leider ein anderer ist's!' so rief ich, ,der trügliche Buhle War dein eigner Gemahl. Mein Zeugnis, Falsche, entlarvt dich.' Sie sprach nichts; nur niedergedrückt von stiller Beschämung Floh sie den bösen Gemahl und die Arglist hegende Schwelle. |
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Hassend das Männergeschlecht, weil ich ihr bereitet die Kränkung, Schweifte sie in dem Gebirg, obliegend dem Werke Dianas. Nun, da verlassen ich war, drang noch viel stärkeres Feuer Mir in das Mark. Ich bekannte die Schuld und erflehte Verzeihung. Und ich gestand, dass Lohn mich selber zu gleichem Vergehen |
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Hätte vermocht, wenn Lohn so reich mir wäre geboten. Als ich solches bekannt und zuvor sie gerächt die Verführung, Wird sie versöhnt und verlebt glückselige Jahre der Eintracht. Auch, als hätte sie mir mit sich zu wenig gegeben, Gibt sie dazu mir den Hund, den früher die kynthische Göttin |
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Ihr mit den Worten geschenkt: 'Im Lauf wird keiner ihm gleich Sein', Gibt mir den Spieß auch noch, den hier in den Händen ich halte. |
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12. Laelaps (757-793) | |
Was mit dem andren Geschenk sich begeben, verlangst du zu wissen.
Hör' es denn an. Neu wird das Begebnis sein und befremdend. Jenen verfänglichen Spruch, den vorher keiner verstanden, |
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Hatte gelöst des Laios Sohn, und des Rätsels vergessend
Lag von der Höhe gestürzt die Verkünderin dunkeler Worte. Denn nicht straflos lässt dergleichen die heilige Themis. Gleich sucht heim ein schreckliches Tier die aonische Thebai, Und mit Verderben des Viehs und mit eigenem mästen den Unhold |
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Viele vom ländlichen Volk. Wir Jünglinge all' aus der Nähe Kommen herbei und umstellen den Raum mit weiter Umgarnung. Jener entzieht sich im hurtigen Satz leichtfüßig den Netzen, Über das hohe Geflecht der gestellten Garne sich schwingend. Jetzt von der Koppel entlässt man die Hunde; doch vor den Verfolgern |
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Flieht er behend und betrügt so schnell wie ein Vogel die Meute. Nunmehr fordern von mir einstimmig sie alle den Lailaps: Also hieß das Geschenk. Der ringt schon längst, von der Fessel Loszukommen, und spannt mit dem Halse die hemmende Leine. Kaum nun war er befreit, so konnten wir, wo er geblieben, |
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Nicht mehr sehn. Der glühende Sand wies deutlich die Fährte, Aber den Augen entrückt war Lailaps. Rascher als dieser Fliegt kein Speer, noch Kugeln versandt vom geschwungenen Riemen, Auch kein schwebendes Rohr, das schnellt der gortynische Bogen. Ragend inmitten der Flur ist ein spitzzugehender Hügel. |
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Diesen ersteig' ich und weide den Blick an dem seltenen Rennen, Wie bald schien von den Zähnen gepackt, bald wieder dem Bisse Sich zu entziehen das Tier. Gradaus nicht, noch in die Weite Flieht er mit schlauem Bedacht; des Verfolgenden Schnauze betrügend Dreht er sich hurtig im Kreis, dass Halt nicht finde der Gegner. |
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Dicht ist der Hund stets hinter ihm her, und dem Haltenden gleichend Hält er doch nicht und tut in die Luft nichts packende Bisse. Jetzt denn nahm ich zu Hilfe den Spieß. Weil den in der Rechten Wägend ich hob und die Finger versucht' in den Riemen zu fügen, Wandt' ich die Augen hinweg; und ich hatte sie kaum nach der Gegend |
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Wieder gelenkt, da sah ich, o Wunder, inmitten des Feldes Zwei Steinbilder: zu fliehn schien eines, das andre zu bellen. Denn dass beide zugleich als Sieger beständen im Wettlauf, Wollte ein Gott, wenn anders ein Gott auf jene Bedacht nahm." |
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13. Tod der Procris (794-865) | |
So weit sprach er und schwieg. "Was trägt", fragt Phokos, "der Jagdspieß | |
Aber für Schuld?" Und die Schuld des Spießes verkündet er also: "Freuden, o Phokos, und Glück sind Anfang unserer Leiden. Jene erzähl' ich zuerst. Wie gern, Aiakide, gedenk' ich Noch an die selige Zeit, wo ich in den ersten der Jahre War durch die Gattin beglückt und jene beglückt durch den Gatten! |
|
Beiderseitige Sorg' und gemeinsame Liebe verband uns.
Iupiters Bett nicht hätte gewählt vor meiner Umarmung Prokris und mich kein Weib, ja wär' auch Venus gekommen, Je zu betören vermocht. Gleich brannte die Glut in den Herzen. Früh, wenn die Sonne zuerst die Gipfel der Berge bestrahlte, |
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Pflegt' ich mit Jünglingslust auf die Jagd in die Wälder zu gehen. Niemals ließ ich Gefolg', noch Rosse und witternde Hunde Mit mir ziehn, auch nie nachtragen geflochtene Garne; Sicher vertraut' ich dem Spieß. Wenn dann sich der Arm an des Wildes Morde Genüge getan, so sucht' ich mir Schatten und Kühle |
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Und frischgehenden Zug, der wehte vom luftigen Tale.
Säuselnde Luft war dann mir erwünscht in der Schwüle des Mittags; Auf sie wartet' ich nur; sie war nach den Mühen Erholung. ‚Liebliches Lüftchen, o komm und erfreue mich', pflegt' ich zu singen; Gar wohl weiß ich es noch, 'und schmiege dich mir an den Busen; |
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Lindere, wie du gewohnt, mir die Glut, daran ich verschmachte.' Mehr noch fügt' ich vielleicht - so riss mich fort das Verhängnis - Schmeichelnde Worte dazu, und vielleicht auch pflegt' ich zu sagen ,Du bist Wonne für mich; du gibst mir Erquickung und Labsal; Du machst, dass ich den Wald, dass einsame Stätten ich liebe; |
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Lechzend erstrebt mein Mund stets deinen erfrischenden Atem.'
Jemand aber vernahm mit betrogenem Ohre der Worte Doppelten Sinn, und er hält für eine der Nymphen das Lüftchen, Das ich zum öfteren rief, und vermeint, ich liebe die Nymphe. Schleunig zu Prokris begibt sich der allzu eifrige Bote |
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Nichtiger Schuld und erzählt das Gehörte mit flüsternder Zunge. Gläubig ist Liebe so leicht. Sie sank, da ihr wurde die Kunde, Plötzlich zu Boden im Schmerz und erwacht nach langer Betäubung, Jammert sie über ihr Los und nennt sich verfolgt von dem Schicksal, Klagt um gebrochene Treu, und gekränkt durch gewähntes Vergehen, |
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Fürchtet sie, was nicht ist, den körperentbehrenden Namen,
Und es verzehrt sie der Gram, als wäre die Buhle vorhanden. Oft hegt Zweifel jedoch und hofft sich zu irren die Ärmste, Schenkt dem Bericht nicht Glauben und will nicht eher verdammen, Bis sie es selber gesehn, das schuldige Tun des Gemahles. |
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Als nun wieder die Nacht vor dem Licht der Aurora gewichen,
Geh' ich hinaus und streife im Wald, und nach glücklichem Waidwerk Sag' ich, gelagert im Gras: 'Komm, Lüftchen, und schaffe mir Linderung.' Da kam's plötzlich mir vor, als ob ich inmitten der Worte Etwas wie Seufzen gehört. Gleichwohl: 'Komm, trautestes!' rief ich. |
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Wieder erhob sich ein leises Geräusch im gefallenen Laube, Und ich vermutet' ein Wild und versandte den flüchtigen Wurfspieß. Prokris war's, und gerad' in die Brust von dem Eisen getroffen Ruft sie: 'Wehe mir!' aus. So wie ich die Stimme der treuen Gattin erkannt, lief eilends ich hin, nicht mächtig der Sinne. |
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Schon halbtot, das bespritzte Gewand mit Blute befleckend,
Ziehend ihr eignes Geschenk - Unseliger ich! - aus der Wunde Find ich sie nun und richte den Leib, mir teurer als meiner, Auf mit behutsamer Hand. Zum Verband für die schreckliche Wunde Reiß' ich vom Busen das Kleid und suche zu stillen den Blutstrom, |
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Flehend, sie möge doch nicht so ganz mich Frevler verwaisen. Jene, der Kräfte beraubt und ringend bereits mit dem Tode, Sprach dies Wenige noch mühvoll: 'Bei dem Bunde des Lagers Bitt' ich flehentlich dich, bei den himmlischen Göttern und meinen, Auch bei dem, was Gutes ich je dir getan, bei der Liebe, |
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Die mir brachte den Tod, die jetzt noch währt, da ich sterbe: Lass nicht unser Gemach einnehmen als Gattin das Lüftchen!' So sprach Prokris, und nun erst merkt' und belehrt' ich, der Name Habe sie irre geführt. Doch was half noch diese Belehrung? Ach, sie sinkt, und es fliehn mit dem Blute die wenigen Kräfte. |
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Mich sieht immer sie an, so lang sie zu sehen vermögend,
Und sie verhaucht in mich und an meinem Munde die Seele. Ruhiger schien sie jedoch zu verscheiden mit heiterer Miene." So zu den Weinenden sprach mit Tränen der Heros, und siehe, Aiakos kommt mit dem Paar der Söhne zugleich und den neuen |
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Streitern und weist sie dem Kephalos zu mit den rüstigen Waffen. | |
Übersetzung nach R.Suchier bearbeitet von E.Gottwein |
Text und gegliederte Inhaltsangabe der Metamorphosen Ovids, Bücher I - XV | ||||||||||||||||
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