|
Referat: Mykenischer Palast (I. Pylos, II. Mykene, III. Tiryns) Tobias Scheschkowski - MSS 12 - 1999/2000 |
Der spätantike Autor Lukian legt Hermes folgende Würdigung Mykenes in den Mund. Hermes äußert sich gegenüber Charon, der sich für einen Tag Urlaub in der Unterwelt genommen hat, und sich die Besonderheiten des menschlichen Lebens erklären lässt (Lukian.Char.23): | |
Μυκήνας δὲ καὶ Κλεωνὰς αἰσχύνομαι δεῖξαί σοι, καὶ μάλιστα τὸ Ἴλιον. ἀποπνίξεις γὰρ εὖ οἶδ' ὅτι τὸν Ὅμηρον κατελθὼν ἐπὶ τῇ μεγαληγορίᾳ τῶν ἐπῶν. πλὴν ἀλλὰ πάλαι μὲν ἦσαν εὐδαίμονες, νῦν δὲ τεθνᾶσι καὶ αὗται· ἀποθνήσκουσι γάρ, ὦ πορθμεῦ, καὶ πόλεις ὥσπερ ἄνθρωποι | Mykenai und Kleonai schäme ich mich dir zu zeigen und am meisten Troia; denn ich bin gewiss, du würdest, wenn du (in die Unterwelt) zurückkommst, den Homer erdrosseln, dass er so viel Aufhebens von solchen Kleinigkeiten gemacht hat. Gleichwohl waren sie einst in blühendem Zustand; aber nun sind sie tot: denn auch Städte, lieber Charon, sterben wie einzelne Menschen |
Mykene liegt verdeckt, von der Ebene aus hinter einem
davor stehenden Hügel auf einer 278 m hohen Erhebung im nordöstlichen Winkel der
Argolis. Durch die günstige Lage hatte man keine Einsicht in die Burg von der
See und von der Ebene. Andererseits war diese erhöhte Lage günstig, da sie
einen weiten Blick in Argolis erlaubte.
|
Ursprünglich bewohnten die Pelasger die Argolis. Diese wurden dann von Danaos unterworfen, der vor seinem Bruder, König Aigyptos, aus Afrika floh und in Argos König wurde. Die Töchter des Danaos, die 50 Danaiden wurden gezwungen die 50 Söhne des Aigyptos zu heiraten. Die Danaiden töteten aber in der Hochzeitsnacht ihre Männer, außer Hypermestra, die ihren Mann Lynkeus verschonte.
Dieser Lynkeus wird nach 50 Jahren schließlich Thronfolger des Danaos. Ihm werden durch seine Frau 2 Söhne geschenkt: Proitos, der Tiryns gründet, und Akrisios, der Argos gründet.
Seinem zweiten Sohn (Akrisios) wurde schon vor der Geburt geweissagt, dass er durch die Hand seines Enkels sterben werde. Aus diesem Grunde sperrte er seine Tochter Danae in ein unterirdisches Verließ das mit Wänden aus Erz gepanzert war, auf dass sie von keinem Mann berührt werde. Dennoch gelangte Zeus, als goldener Regen verwandelt, in ihr Verließ und zeugte den Sohn Perseus (...). Als jener herangewachsen war, kam er nach Argos (zur Burg Larissa), um die Wettkämpfe zu besuchen. Als er selbst den Diskus warf, traf dieser seinen Großvater und tötete ihn - womit sich die Prophezeiung also erfüllte. Nachdem er in die Heimat zurückgekehrt war, gründet er mit der Hilfe der Kyklopen (kyklopische Mauern) Mykene.
Perseus hatte ebenfalls Söhne, (Sthenelos und Eurystheus) die aber die Herrschaft über Mykene an die Pelopiden - Atreus und Thyestes - abgeben mussten.
Unter diesen Brüdern gab es schon seit jeher Streitigkeiten. Der Höhepunkt dieser Auseinandersetzungen war, dass Atreus die Söhne seines Bruders Thyestes umbrachte und ihm zum Essen reicht. Atreus wird von Aigisthos erschlagen, der der Sohn von Thyestes mit seiner eigenen Tochter Pelopeia ist, der Gemahlin des Atreus. Ein Sohn des Atreus ist Agamemnon, der sagenhafte Führer der Griechen gegen Troja. Agamemnon wird nach seiner Rückkehr aus Troja von seiner eigenen Frau Klytaimestra auf Anstiftung ihres Liebhabers Aigisthos ermordet. Sein Sohn Orestes rächt ihn, indem er seine Mutter und ihren Liebhaber umbringt. Daraufhin wird Orestes von den Erinnyen verfolgt. Schließlich wird er auf dem Areopag in Athen mit Hilfe des Apollon und der Athene freigesprochen. Mit diesem Freispruch endet der lange und tragische Fluch des Atridengeschlechts.
Die Atriden mussten später den zurückgekehrten Herakliden weichen (Nachkommen des Herakles, der von seinem Onkel Eurystheus aus Argos vertrieben worden war).
3000 v.Chr. 2000 v.Chr. 1600 v.Chr. 16. - 1500 v.Chr. 1350 v.Chr. 1250 v.Chr. 1200 v.Chr. 1100 v. Chr. 1000 v.Chr. 500 v.Chr. 300 v.Chr. |
Der Hügel von Mykene ist schon besiedelt Achäer erscheinen 1. Blüte (mykenische Zeit) 1. bedeut. Königsgrab 1. Befestigung des Berggipfels entstand die heutige Befestigung der Akropolis Erbauung des Palastes (höchste Blüte) Brand (Verlassung der Akropolis) Eroberung der Dorier (Rückkehr der Herakliden) 80 Mann bei Thermopylen Entstehung außerhalb und innerhalb eines neuen Dorfes |
Das Löwentor | |
Eingangsbereich (1-5) Südost-Quartier (6-11) |
Palast (12-24) | Ostseite der Burg (25-34) |
|
|
|
Der Palast von Mykene ist nicht nur auf einer Ebene - im Vergleich wie ein Bungalow - gebaut, sondern erstreckt sich über mehrere Terrassen, die durch Stützmauern hergestellt sind. Der Palast ist seit seiner Erbauung nicht unverändert geblieben. Das auf dem Gipfel liegende Wohnquartier ist fast vollständig durch archaische und hellenistische Bauten unkenntlich gemacht worden. In gutem Zustand dagegen ist noch der Thronsaal im Südflügel. Die sehr großen Schäden, die die gesamte Gebäudegruppe erlitten hat, machen eine exakte Rekonstruktion des Palastes unmöglich, mag man auch noch so viel Phantasie aufwenden. Nach Berechnungen von Fachleuten umfasste der Palast ein Gebiet von 80 m x 130 m.
Von der großen Rampe her kommend erreicht man zu aller erst das Propylon - die Eingangshalle (12). Vor diesem Propylon treffen der Weg des Löwentores auf den Weg des Nordtores (32). Auf beiden Seiten des Propylons gab es einst Hallen, die mit je einer Säule gestützt wurden. Durch die Eingangshalle gelangt man zu einem schmalen Weg (13), der sich entlang der westlichen Stützmauer der oberen Terrasse zieht. Auf der linken Seite zweigt ein Gang ab - der Nordkorridor (14) -, der zu den Gemächern auf dem Gipfel führt. Geht man noch einige Schritte weiter, so eröffnet sich auf der selben Seite das Westportal (15), wo auch heute noch ein großer, von zwei Mauern flankierter Schwellenstein liegt. An dieser Stelle beginnt der Südkorridor, der in einem Raum mit einer Eckbank (16) endet. Hinter dem Treppenhaus ist ein Raum erkennbar, der vielleicht der Schauplatz vom Mord des Agamemnon durch Klytaimestra war. Dieser Raum hatte einen Fußboden von rot-gefärbten Mörtel und wird als das Badezimmer (17) angesehen.
Unterhalb des Badezimmers und des Südkorridors liegen die Repräsentationsräume. Um diese zu erreichen musste man nach dem Westportal durch einen schmalen und gewinkelten Gang rechts abbiegen. Zuerst stößt man auf den großen Palasthof (18) mit den Maßen 12 x 15 m. Der Boden bestand hier aus buntverziertem Mörtel. Im Süden des Hofes war eine niedrige Brüstung. Von hier aus hatte man gute Sicht ins Tal und über die Argolis. Im Westen des Hofes befanden sich Räume, die mit dem großen Treppenhaus, das aus der Spätzeit des Palastes stammt (19) in Verbindung standen (das Treppenhaus ist heute dem Besucher nicht mehr zugänglich).
|
Der untere, noch sichtbare Treppenlauf war aus Stein, der obere zurücklaufende aus Holz hergestellt. Der zweite Treppenabsatz führte über den Treppenanfang hinweg zu einem Vorraum. Hinter diesem Vorraum lagen zwei rechteckige Räume, von denen nur noch einer erhalten ist und wohl ein Empfangszimmer (20) gewesen war.
An der Ostseite des Hofes liegt das eigentliche Megaron - das mykenische Herrenhaus. Der Südostteil des Megarons war einst in die Chaos-Schlucht gestürzt, ist aber wieder rekonstruiert worden. Man betritt zunächst eine Vorhalle - die Aithusa (21), die nach dem Hof hin offen ist und durch zwei Säulen gestützt wurde. Hier fand man am Fuß der Säule auf der rechten Seite Spuren eines Altars, an der Innenseite der rechten Ante - ein Mauervorsprung - einen Alabasterblock mit beckenartiger Vertiefung und daneben den Sockel eines Thronsitzes. Offensichtlich lag hier ein Heiligtum, vielleicht das Original jenes Säulenheiligtums, dessen Abbild wir vom Tympanon - Giebelfeld des Tempels - des Löwentores her kennen." (so Hiller) Ein Durchgang erstreckte sich vom anderen Ende der Vorhalle auf den Südkorridor zum Zimmer mit der Eckbank (16) und zum Treppenhaus. |
Durch eine Tür, in der noch die Halterungslöcher für hölzerne Türpfosten erhalten sind, gelangt man in den Vorraum (22), der ebenfalls einen Fußboden aus farbigem Mörtel wie der Palasthof hatte. Durch eine weitere Tür gelangt man in das Hauptgemach (23) mit den Maßen 11,50 x 13 m. Dieser Saal war der Thronsaal des mykenischen Herrschers. Er war gestützt von vier Holzsäulen, die mit Bronzeblech beschlagen waren und deren Sockel heute man noch sehen kann. Zwischen ihnen lag der große Herd mit einem Durchmesser von 3,70m! (ähnlich vorzustellen wie den Herd des Palastes des Nestor in Epano Englianos) Die Überreste kann man jedoch nicht mehr sehen, da sie mit Erde abgedeckt sind. Die Oberfläche bestand aus bemaltem Mörtel mit Spiralen und Flammenmustern. Man konnte zehn Stuckschichten mit immer dem gleichen Muster übereinander erkennen.
Von dem Schmuck der Wände des Palastes wurden nur Bruchstücke von Wandgemälden gefunden (Nationalmuseum Athen). Sie zeigen Kampfspiele vor einem mehrstöckigen Palast, aus dessen Fenster die Hofdamen in kretischer Tracht zuschauen.
Das flache Dach hatte über dem Herd eine Öffnung, durch die der Rauch abzog. Ein Pfeilerraum unter dem Vorhof weist darauf hin, dass die komplette Anlage einen Vorgänger aus der Zeit um 1350 hatte. Der jetzige Bau stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde gegen 1000 niedergebrannt.
Genauso wie im Nestorpalast (siehe 3.) dürfte der Thron auch hier an der Südseite des Raumes (rechts) gestanden haben.
Wie schon in der Einleitung erwähnt, gibt es auf dem Gipfel kaum noch erkennbare Spuren. Bei genauerem Hinsehen, lassen sich jedoch die Fundamente der in Nordsüdrichtung orientierten Tempel (24) aus archaischer und hellenistischer Zeit erkennen. Der Tempel war wahrscheinlich der Athena oder der Hera geweiht.
Die Vorburg
Hinter der alten Ostmauer befindet sich eine Vorburg (29), die in unsicheren Zeiten um 1200 v. Chr. angelegt wurde und dafür sorgen sollte, dass man ungefährdet an Wasser kam. Man hatte eine ungefähr 350 m entfernte Quelle an den Fuß des Hügels in ein Brunnenhaus geleitet. Zu diesem führte ein gedeckter Gang, den man von außen nicht erkennen konnte, über 101 Stufen steil hinab. Noch heute ist er begehbar. Das Bild zeigt den Eingang. |
Im Südosten zieht sich innen entlang der Mauer eine Häuserzeile aus spätmykenischer Zeit. Das grünbestandene L-förmige Gebäude ist das "Haus der Kriegervase". |