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Der mykenische Palast: Pylos
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Referat: 

Tobias Scheschkowski - MSS 12 - 1999/2000

  1. Nestorpalast
  2. Nähere Umgebung

Nestorpalast

Lage:

../imag01/Pylos1.jpgDer mykenische Palast von Epano Englianos liegt an der Westküste der Peloponnes. genauer gesagt 17 km nördlich von Pylos und 43 km südlich von Kiparissia. 
Er liegt auf einem ca. 170 m langen und 90 m breiten Plateau, welches außer auf der Ostseite steil abfällt. Die ganze Palastanlage ist mit einem (modernen ) Schutzdach versehen, das die Vorstellung des Palastes in seinem ursprünglichen Ausgrabungszustand erlaubt.
Die Funde sind in Chora, 4 km nördlich von Epano Englianos in einem kleinen Museum ausgestellt. 

Die Lage des Palastes ist umstritten. Kompromissthese:

Vorgeschichte:

Nestor, der Sohn des Neleus, hat bereits an den Abenteuern der Frühzeit teilgenommen:

Er nimmt mit 90 Schiffen am Trojanischen Krieg teil, ist kluger Ratgeber und kehrt unversehrt zurück. Telemach besucht ihn in Pylos, um Kunde von seinem Vater einzuholen. 

Plan:

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Hauptgebäude:
  1. Propylon 
  2. Hof zum Megaron
  3. Megaron
    1. Vorhalle (Aithusa)
    2. Vestibül (Prodomos)
    3. Thronsaal (Domos) mit Opferherd (Eschara)
  4. Archiv (Linear-B-Täfelchen)
  5. Archiv (Linear-B-Täfelchen)
  6. Vorratskammer
  7. Warteraum
  8. Treppe
  9. Geräteraum (Gefäßfunde)
  10. Geräteraum (Gefäßfunde)
  11. Geräteraum (Gefäßfunde)
  12. Ölmagazin
  13. Ölmagazin
  14. Ölmagazin
  15. Ölmagazin
  1. Treppe
  2. Ruheraum des Königs
  3. Ruheraum des Königs
  4. Ruheraum des Königs
  5. Vorzimmer des Königs
  6. Hof des Königs
  7. Bad (Telemach bei seinem Besuch)
  8. Megaron der Königin
  9. Wohnraum der Königin
  10. Wohnraum der Königin
  11. Hof der Königin
  12. Raum der Palastwache
  13. Raum der Palastwache
  14. Vorhalle mit Treppe zum Obergeschoss und Zugang zu den Nebenräumen
  15. Weinmagazin
 SW-Gebäude:
  1. Hof 
    (37: Rampe)
  2. Vorraum zum Megaron (Aithusa)
  3. Megaron (Domos) 
    (38: Badezimmer)
  4. Weinlager

NO-Gebäude:

  1. Kleines Heiligtum
  2. Werkstatt

 

 

nach: 
  • K.P. Kontorlis: Die mykenische Kultur, Athen 1974
  • R. Speich: Südgriechenland, Peloponnes II, Stuttgart (Kohlhammer) 1980

Rundgang:

grim/g00.02s.05.jpgTobias ist verantwortlich für Referat und Rundgang. Seine Führung ist, wie immer, souverän.

Der ganze Palastkomplex lässt sich in vier Teile untergliedern ( s. Plan ):

  • Hauptgebäude
  • Südwestgebäude
  • Gebäude mit Werkstätten
  • Weinlager (30)

Der Palast hatte keine "kyklopische" Ummauerung, wie sie von Mykene oder Tiryns geläufig ist. Man betritt das Ausgrabungsgelände über einen Hof, der mit Stuckpflaster bedeckt war. Danach schließt sich ein Propylon (1) an. Innen und außen trug in der Mitte je eine kannelierte, mit Stuck überzogene Holzsäule, deren Standflächen gut zu erkennen sind, das Vordach. An dem nördlichen Durchgang des Propylons gibt es links eine kleine Plattform, die wohl als Stand für eine Wache diente. Aus der südlichen Vorhalle des Propylons führt links eine Tür zu zwei zusammenhängenden Räumen (4 und 5), die der Verwaltung (Warenbestand und Landnutzung) dienten. In ihnen fanden sich über 1000 Tontäfelchen in sogenanntem Linear-B. Der Text enthält überwiegend statistische Angaben über Abgaben und Vorräte. Die Täfelchen haben sich erhalten, weil der Ton bei einem Großfeuer um 1200 gebrannt wurde. Der hintere Raum (5) war an drei Seiten mit Bänken ausgestattet.

grim/g00.02s.01.jpg grim/g00.02s.04.jpg grim/g00.02s.03.jpg
Blick über den Hof (2) auf die Vorhalle des Megarons (3a) Der Treppenaufgang (16) Das Megaron mit dem Altar in der Mitte. An Philipps Standplatz befand sich der Thron

Schreitet man durch das Propylon durch, befindet man sich im Innenhof (2). Rechts vom Innenhof betritt man eine Vorhalle, die mit zwei Säulen abgestützt ist. Von dort gelangte man in die Privat- und Nebenräume (17 –25) und über eine Treppe ins Obergeschoss. Links vom Hof gab es eine Warteraum (7) für die Besucher des Königs. In ihm fand man eine Eckbank und einen Ständer für zwei Weingefäße. Im Raum dahinter (6) befand sich eine Art Geschirrkammer, die mit hunderten von Trinkgefäßen gefüllt war. Am nördlichen Ende des Hofes schließt sich die Aithusa (3a) (= eine Vorhalle) an. Wie beim Propylon (2) gibt es auch hier eine kleine Plattform für eine Wache (ebenfalls wie in 3b). Danach gelangt man in den Vorraum (3b), von dem links und rechts Türen in die Seitenflügel des Palastes führen. 

grim/g00.02s.03.jpgDas Megaron des Königs mit dem runden Altar (Feuerstelle) in der Mitte. An Philipps Standplatz stand der Thron

Nach dem Vorraum kommt schließlich der Thronsaal (3c). In der Mitte des Thronsaals befand sich ein großer runder Herd, dessen aufgewölbter Rand im Laufe der Zeit immer wieder mit dem selben Stuckmuster (Flammen und Spiralen) überzogen wurde. Vier stucküberzogenen Holzsäulen standen im Geviert um ihn herum und trugen das offene Dach. An der rechten Wandseite stand höchstwahrscheinlich der Thron (Greifenfresko), was eine Vertiefung anzeigt. Links vom Thron befindet sich der sog. Libations-Graben. Dies ist eine kleine „Rutschbahn", auf der der König Weinopfer von Thron in den Herd liefen ließ. Dies hatte den Vorteil, dass der König nicht aufstehen musste, um sein Opfer zu entrichten. (Trankopfer waren in mykenischer und minoischer Zeit üblich). Wie alle runden Herde, war auch dieser von vier Säulen umgeben. Über dem Herd, ragte, von den Säulen gestützt, eine Dachlaterne, durch die der Rauch abziehen konnte. Zu beiden Seiten des Thronsaales verliefen lange schmale Gänge; sie betrat man nicht vom Thronsaal selbst, sondern vom Vorraum aus. In den Räumlichkeiten (9) hinter dem linken Gang wurden mehr als 6000 (Trink-) Gefäße gefunden - insbesondere Kyliken. Hinter dem Thronraum liegen zwei Räume (12,13), in denen Ölgefäße in den Boden eingelassen sind. Ebenfalls wurden sich auf die Vorratshaltung des Öls beziehende Tontäfelchen gefunden. Die Räumlichkeiten (14/15) auf der rechten Seite des Megarons dienten auch zur Aufbewahrung von Gefäßen. Auf beiden Seiten des Vorraums (3b) gab es Treppen (8/16), die in die oberen Gemächer führten.

grim/g00.02s.07.jpgBlick auf das Badezimmer (22) und den dahinter liegenden Saal der Königin (23) mit dem Altar

Auf der Höhe des Innenhofes  befindet sich rechts ein Vorraum (20). Durch ein Portal auf der rechten Seite gelangt man zu einer, von einer Säule gestützten Vorhalle und zu einem Hof (21). Durch eine weitere Tür im Vorraum (20) kommt man in das Badezimmer (22). Jenes ist besonders sehenswert, da es noch gut erhalten ist. In ihm befinden sich eine Badewanne und zwei Wassergefäße. In südlicher Richtung davon befindet sich der Saal der Königin (23). Er ist ebenfalls mit einem runden Herd ausgestattet, in der Gesamtheit aber wesentlich kleiner. Verzierungen und Fresken waren reichhaltig und mit den selben Mustern wie die des Megarons (3c). Der Saal der Königin war durch den Mittelhof (2) und Vorhalle (29) erreichbar. Neben dem Raum 24, der einst einen reichverzierten Fußboden hatte, lag ein Raum (25). Er wird entweder für eine Toilette oder einen Waschraum gehalten, da er im Boden einen Abfluss hat. Beide Räume (24/ 25) liegen direkt an der Südmauer des Saales der Königin. Von diesem Saal führt eine Tür in südöstlicher Richtung auf einen von Mauern umgebenen Hof (26). In der Vorhalle (29) gibt es eine weiterer Tür, die in das Obergeschoss (28) führt. Dieser Raum im Obergeschoss war ein in sich geschlossener Komplex und diente vielleicht der Palastwache als Unterkunft.

Auf der linken Seite des Hauptgebäudes befindet sich das Südwestgebäude. Man erreicht es durch eine Rampe (37), die  zu einem geräumigen Hof (31) führt. In nordwestlicher Richtung befindet sich die Vorhalle (32). Diese ist 70 m2 groß und mit Säulen ausgestattet. Im rechten Winkel zur Vorhalle befindet sich ein weiterer großer Saal  (33). Er wird für den älteren Thronsaal gehalten, da das Südwestgebäude vor dem Hauptgebäude erbaut wurde. Die Anordnung beider Thronsäle ist jedoch verschieden: die Anordnung des Thronsaalkomplexes im Südwestgebäude ist winklig, hingegen richten sich alle Räume im Hauptgebäude um das Megaron (axiale Anordnung). Die winklige Anordnung der Räume ist die ältere Form der mykenischen Paläste. In nordwestlicher Richtung der Vorhalle gelangt man in das Wohnquartier. Außer einem Badezimmer (38) sind kein Räume mehr identifizierbar. Gleich nach der Tür in der Vorhalle (32) gibt es auf der linken Seite einen in das Obergeschoss führenden Treppenaufstieg. Nordöstlich vor dem Hauptgebäudes befinden sich links u. rechts zwei Weinkeller (34/30), wobei der auf der rechten Seite (30) größer ist und eine Vorhalle hat.

Zur rechten des Hauptgebäudes befanden sich wohl die Werkstätten (36). Tontäfelchen und Siegelabdrücke weisen auf die Funktion der Räume bzw. Bauten hin. Man erreicht sie über eine Rampe (zwischen 26 und 35) neben dem Hauptgebäude. In diesem Komplex gibt es einen kleinen Raum (35), der als heiliger Schrein (evtl. mit einer Altarbasis?) angesehen wird.

grim/g00.02s.08.jpgDas Kuppelgrab in unmittelbarer Nähe des Palastes grim/g00.02s.09.jpg
auf der Treppe vor dem Museum in Chora

 

Ausgrabungen:

Nachdem einige mykenische Kuppelgräber zwischen der Bucht von Navarino und Chora bekannt geworden waren, entdeckte 1939 C.W. Blegen von der Universität Cincinnati zusammen mit dem griechischen Archäologischen Dienst den Palast. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Ausgrabungen wieder aufgenommen.

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Zur näheren Umgebung

  1. Paläokastro: Auf dem Koryphasion lag bereits in der Antike eine gleichnamige Stadt. Teile ihrer Akropolismauer haben sich erhalten. Sie wurde im 2. Messenischen Krieg von Sparta erobert. Die Bevölkerung  siedelte nach Süditalien um. Das Kastell stammt aus den Jahren 1287-1289. Weil die nördliche Hafeneinfahrt verlandete, verlor das Kastell seine Funktion. Die Türken bauten deswegen im Süden der Bucht 1572 das neue Kastell "Neokastro". 
  2. Nestorhöhle: Im Norden wird die Navarinobucht vom Kap Koryphasion überragt. An seinem Nordhang befindet sich die sogenannte "Nestorhöhle", in der sich Siedlungsspuren seit der Jungsteinzeit erhalten haben. 
  3. Sphakteria: Auf der vorgelagerten Insel Sphakteria wurde im Peloponnesischen Krieg  425 v. Chr. die spartanische Besatzung 72 Tage lang von dem athenischen Strategen Demosthenes belagert. Thuk.4,8,6 in diesem Zusammenhang zur Lage von Sphakteria:
    ἡ γὰρ νῆσος ἡ Σφακτηρία καλουμένη τόν τε λιμένα παρατείνουσα καὶ ἐγγὺς ἐπικειμένη ἐχυρὸν ποιεῖ καὶ τοὺς ἔσπλους στενούς, τῇ μὲν δυοῖν νεοῖν διάπλουν κατὰ τὸ τείχισμα τῶν ᾿Αθηναίων καὶ τὴν Πύλον, τῇ δὲ πρὸς τὴν ἄλλην ἤπειρον ὀκτὼ ἢ ἐννέα· ὑλώδης τε καὶ ἀτριβὴς πᾶσα ὑπ' ἐρημίας ἦν καὶ μέγεθος περὶ πέντε καὶ δέκα σταδίους μάλιστα.
grim/g00.02s.17.jpg grim/g00.02s.14.jpg grim/g00.02s.16.jpg
Das Paläokastro Nestorhöhle am Fuß des Koryphaions Vor dem Eingang zur Nestorhöhle

 

Hom.Il.1,245-274: Achilleus und Agamemnon haben sich im Streit entzweit. Da ergreift Nestor das Wort. Er versucht, die beiden Streithähne zu einem Arrangement zu bewegen. 

(zur Übersetzung)

245 Ὣς φάτο Πηλείδης, ποτὶ δὲ σκῆπτρον βάλε γαίῃ
χρυσείοις ἥλοισι πεπαρμένον, ἕζετο δ' αὐτός·
Ἀτρείδης δ' ἑτέρωθεν ἐμήνιε· τοῖσι δὲ Νέστωρ
ἡδυεπὴς ἀνόρουσε λιγὺς Πυλίων ἀγορητής,
τοῦ καὶ ἀπὸ γλώσσης μέλιτος γλυκίων ῥέεν αὐδή·
250 τῷ δ' ἤδη δύο μὲν γενεαὶ μερόπων ἀνθρώπων
ἐφθίαθ', οἵ οἱ πρόσθεν ἅμα τράφεν ἠδ' ἐγένοντο
ἐν Πύλῳ ἠγαθέῃ, μετὰ δὲ τριτάτοισιν ἄνασσεν·
ὅ σφιν ἐὺ φρονέων ἀγορήσατο καὶ μετέειπεν·
ὦ πόποι ἦ μέγα πένθος Ἀχαιίδα γαῖαν ἱκάνει·
255 ἦ κεν γηθήσαι Πρίαμος Πριάμοιό τε παῖδες
ἄλλοι τε Τρῶες μέγα κεν κεχαροίατο θυμῷ
εἰ σφῶιν τάδε πάντα πυθοίατο μαρναμένοιιν,
οἳ περὶ μὲν βουλὴν Δαναῶν, περὶ δ' ἐστὲ μάχεσθαι.
ἀλλὰ πίθεσθ'· ἄμφω δὲ νεωτέρω ἐστὸν ἐμεῖο·
260 ἤδη γάρ ποτ' ἐγὼ καὶ ἀρείοσιν ἠέ περ ὑμῖν
ἀνδράσιν ὡμίλησα, καὶ οὔ ποτέ μ' οἵ γ' ἀθέριζον.
οὐ γάρ πω τοίους ἴδον ἀνέρας οὐδὲ ἴδωμαι,
οἷον Πειρίθοόν τε Δρύαντά τε ποιμένα λαῶν
Καινέα τ' Ἐξάδιόν τε καὶ ἀντίθεον Πολύφημον
265 Θησέα τ' Αἰγείδην, ἐπιείκελον ἀθανάτοισιν·
κάρτιστοι δὴ κεῖνοι ἐπιχθονίων τράφεν ἀνδρῶν·
κάρτιστοι μὲν ἔσαν καὶ καρτίστοις ἐμάχοντο
φηρσὶν ὀρεσκῴοισι καὶ ἐκπάγλως ἀπόλεσσαν.
καὶ μὲν τοῖσιν ἐγὼ μεθομίλεον ἐκ Πύλου ἐλθὼν
270 τηλόθεν ἐξ ἀπίης γαίης· καλέσαντο γὰρ αὐτοί·
καὶ μαχόμην κατ' ἔμ' αὐτὸν ἐγώ· κείνοισι δ' ἂν οὔ τις
τῶν οἳ νῦν βροτοί εἰσιν ἐπιχθόνιοι μαχέοιτο·
καὶ μέν μευ βουλέων ξύνιεν πείθοντό τε μύθῳ·
ἀλλὰ πίθεσθε καὶ ὔμμες, ἐπεὶ πείθεσθαι ἄμεινον·

Quellen zu Mykene, Tiryns und Nestorpalast waren:

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