top

Lateinische Übungstexte zu Ciceros Reden mit einer wörtlichen deutschen Übersetzung und Anmerkungen.

 

Besonders zur Vorbereitung auf das Latinum 

 
(Cic.Verr.1,47-50)

 

Cic.Verr.1,47-50

Cicero hat Anklage wegen Amtsmissbrauchs gegen den Optimaten Verres vor einem Gericht erhoben, das ausschließlich aus Senatoren besteht, also aus Mitgleidern des Standes gebildet ist, dem der Angeklagte selbst angehört. In seiner Rede weist er darauf hin, wie sehr Glaubwürdigkeit und Ansehen des Gerichtes von dem Urteil abhängen wird, das es fällt.

(47) Hoc est iudicium, in quo vos de reo, populus Romanus de vobis iudicabit. In hoc homine statuetur, possitne senatoribus iudicantibus homo nocentissimus pecuniosissimusque damnari. Deinde est eius modi reus, in quo homine nihil sit praeter summa peccata maximamque pecuniam, ut, si liberatus sit, nulla alia suspicio nisi ea, quae turpissima est, residere possit; non gratia, non cognatione, non aliis recte factis, non denique aliquo mediocri vitio tot tantaque eius vitia sublevata esse arbitrantur. (48) Postremo ego causam sic agam, iudices, eius modi res, ita notas, ita testatas, ita magnas, ita manifestas proferam, ut nemo a vobis, ut istum absolvatis per gratiam, conetur contendere. [...]
(49) Vos aliquot iam per annos conceptam huic ordini turpitudinem atque infamiam delere ac tollere potestis. Constat inter omnes post haec constituta iudicia, quibus nunc utimur, nullum consilium hoc splendore atque hac dignitate fuisse. Hic si quid erit offensum, omnes homines non iam ex eodem ordine alios magis idoneos, quod fieri non potest, sed alium omnino ordinem ad res iudicandas quaerendum esse arbitrabuntur.
(50) Quapropter primum ab dis immortalibus, quod sperare mihi videor, hoc idem, iudices, opto, ut in hoc iudicio nemo improbus praeter eum, qui iam pridem inventus est, reperiatur; deinde si plures improbi fuerint, hoc vobis, hoc populo Romano, iudices, confirmo vitam mehercule mihi prius quam vim perseverantiamque ad illorum improbitatem persequendam defuturam esse.
(47) Dies ist ein Rechtsfall, in dem ihr über den Angeklagten, (aber) das römische Volk über euch urteilen wird. Bei diesem Menschen wird sich entscheiden, ob ein höchst schuldiger und zugleich sehr reicher Mann durch ein Senatorengericht (abl.abs.: wenn Senatoren Richter sind) verurteilt werden kann. Sodann ist der Angeklagte von der Art, dass nichts an diesem Menschen <zu finden> ist außer den größten Vergehen und sehr viel Geld, so dass sich, wenn er freigesprochen wird (worden ist), nur der schändlichste Verdacht (kein anderer Verdacht außer dem, der der schändlichste ist), festsetzen kann; man wird nämlich nicht glauben, dass durch Gefälligkeit, durch Verwandtschaft, durch andere rechtschaffene Handlungen, durch einen weniger wichtigen Fehler seine so vielen und großen Vergehen aufgewogen wurden. (48) Schließlich werde ich den Prozess (die Sache) so führen, ihr Richter, (und) Dinge von der Art, so bekannt, so bezeugt, so gewichtig, so offenkundig vortragen, dass niemand versuchen wird, von euch zu verlangen, dass ihr ihn aus Gefälligkeit freisprecht. [...]
(49) Ihr könnt die schon seit einigen Jahren an diesem Stand haftende Schande und Schmach endgültig tilgen (Hendiadyoin statt 'tilgen und beseitigen'). Es ist allgemein bekannt (es steht unter allen fest, wird von niemandem bezweifelt), dass seit der Einführung der Gerichtsverfassung, die wir jetzt verwenden, keine Versammlung von solchem (diesem) Glanz und solcher (dieser) Würde war (oder: dass es keine... gegeben hat). Wenn hier etwas anstößig sein wird, so wird alle Welt (werden alle Leute) glauben, man dürfe nicht mehr andere, geeignetere (Vertreter) aus dem selben Stand suchen, was nicht möglich ist (geschehen kann), sondern müsse zur Prozessführung einen ganz anderen Stand suchen.
(50) Daher erbitte ich zuerst eben das von den unsterblichen Göttern, was ich auch erhoffen zu dürfen glaube, ihr Richter, dass man (nämlich) in diesem Verfahren keinen Schurken findet außer dem, den man schon längst gefunden hat; Wenn sich dann aber mehrere Schurken finden sollten, so versichere ich (dies) euch, so (dies) dem römischen Volk, dass mir, bei Gott (Herkules), eher die Lebenskraft (das Leben) ausgeht (ausgehen wird) als die Kraft und die Beharrlichkeit, die Schurkerei von jenen zu verfolgen.
in hoc homine: gemeint ist Verres. - statuere: h.: „entscheiden“ - in quo = ut in eo - contendere ab aliquo: „von jem. verlangen“ - post haec constituta iudicia: „nach Einsetzung dieser Gerichte“; zur Sache: 81 v. Chr. hatte Sulla die Gerichtsbarkeit wieder ausschließlich den Senatoren übertragen. - hic: Adverb - offendi: „Anlass zum Ärgernis geben“ - idoneos: ergänzen Sie „quaerendos esse“.
[ Homepage | Inhalt | Klassen | Hellas 2000 | Stilistik | Latein | Lat.Textstellen | Griechisch | Griech.Textstellen  | Varia | Mythologie | Ethik | Bibliographie | Literaturabfrage ]

 

Site-Suche:
Benutzerdefinierte Suche
bottom © 2000 - 2024 - /lattxt/CicVerr1_47.php - Letzte Aktualisierung: 17.07.2024 - 16:08