Cic.Mur.83,9 | |
Während Ciceros Konsulat im Jahr 63 v.Chr. wurde L. Murena, der designierte Konsul des Jahres 62 v.Chr., wegen Bestechung bei der Amtsbewerbung angeklagt. Ankläger war Servius Sulpicius, ein angesehener Patrizier, der bei dieser Bewerbung unterlegen war. Cicero, der zwar Sulpicius beim Wahlkampf unterstützt hatte, dem aber wegen der Catilinarischen Verschwörung an der Kontinuität seiner Innenpolitik gelegen war, übernahm die Verteidigung des L. Murena. Hier eine Passage aus dem Schlusswort: |
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Quamquam huiusce rei potestas omnis in vobis sita est, iudices; totam rem publicam vos in hac causa tenetis, vos gubernatis. Si L. Catilina cum suo consilio nefariorum hominum, quos secum eduxit, hac de re posset iudicare, condemnaret L. Murenam, si interficere posset, occideret. Petunt enim rationes illius, ut orbetur auxilio res publica, ut minuatur contra suum furorem imperatorum copia, ut maior facultas tribunis plebis detur depulso adversario seditionis ac discordiae concitandae. Idemne igitur delecti ex amplissimis ordinibus honestissimi atque sapientissimi viri iudicabunt ,quod ille importunissimus gladiator, hostis rei publicae, iudicaret? Mihi credite, iudices, in hac causa non solum de L. Murenae, verum etiam de vestra salute sententiam feretis. In discrimen extremum venimus; nihil est iam, unde nos reficiamus aut ubi lapsi resistamus. Non solum minuenda non sunt auxilia, quae habemus, sed etiam nova, si fieri possit, comÂparanda. Hostis est enim non apud Anienem, quod bello Punico gravissimum visum est, sed in urbe, in foro - di immortales! sine gemitu hoc dici non potest - non nemo etiam in illo sacrario rei publicae, in ipsa, inquam, curia non nemo hostis est. Di faxint ut meus collega, vir fortissiÂmus, hoc Catilinae nefarium latrocinium armatus opprimat! ego togatus vobis bonisque omnibus adiutoribus hoc periculum, quod conceptum res publica parturit, consilio discutiam et comprimam. | Indes ist die Macht in dieser Angelegenheit ganz bei euch gelegen, ihr Richter; ihr haltet in diesem Prozess den ganzen Staat (freier: ihr habt ... den Staat ganz in euren Händen), ihr sitzt am Steuerruder (w. ihr steuert ihn). Wenn L. Catilina mit seiner „Ratsversammlung“ von ruchlosen Menschen, die er mit sich (aus Rom) geführt hat, über diese Angelegenheit ein Urteil abgeben könnte, würde er L. Murena verurteilen, er würde (ihn), wenn er (ihn) töten könnte, töten. Denn die Vorteile jenes streben (danach), dass der Staat der Hilfe beraubt wird, dass gegen seine Raserei die Menge der Feldherrn verringert wird, (schließlich) dass den Volkstribunen eine größere Möglichkeit gegeben wird, Aufstand und Zwietracht zu erregen, wenn (nachdem) der Gegner vertrieben (o. aus seinem Amt verdrängt) worden ist. Werden daher die aus den angesehensten Ständen gewählten sehr ehrenhaften und weisen Männer dasselbe Urteil abgeben (w. dasselbe urteilen), das jener äußerst rücksichtslose Gladiator, ein Staatsfeind, abgeben würde? Glaubt mir, ihr Richter, in diesem Prozess werdet ihr nicht nur über Murenas, sondern auch über euer Wohlergehen abstimmen. Wir sind in äußerste Gefahr geraten; nichts gibt es mehr, womit (w. woher) wir uns erholen, oder wo wir, wenn wir gefallen sind, uns wieder aufrichten könnten. Nicht nur dürfen die Hilfstruppen (o. Hilfen), die wir haben, nicht verringert werden, sondern es müssen auch neue, wenn es geschehen könnte, erworben werden. Denn der Feind liegt nicht am Anio, was im Punischen Krieg als das schlimmste erschien, sondern in der Stadt, auf dem Forum - unsterbliche Götter! dies kann nicht ohne Stöhnen ausgesprochen werden - mancher (befindet sich) sogar in jenem Heiligtum des Staates, in dem Ratshaus, so behaupte ich, selbst hält sich mancher Feind auf. Mögen es die unsterblichen Götter geben, dass meine Amtskollege, ein sehr tapferer Mann, diese ruchlose Räuberbande des Catilina bewaffnet (o. in einem Waffengang) überwältigt! Ich werde als römischer Bürger mit eurem und aller Gutgesinnten Beistand diese Gefahr, womit die res publica schwanger geht und die sie zu gebären droht, mit meinem Rat zertrümmern und niederschlagen. |
quamquam zu Beginn eines HS: „indes“ - huiusce rei: res h.: „Angelegenheit“ - consilium: h. „Rat“ (sversammlung) - eduxit: Catilina hat nach der Aufdeckung der Verschwörung Rom verlassen und sich zu seinem Heer in Etrurien begeben (jedoch nicht, ohne einige Anführer der Verschwörung in Rom zurückgelassen zu haben). - petere: „erstreben“ - ratio: h. „Vorteil“ - apud Anienem: im Jahr 211 v.Chr. marschierte Hannibal unerwartet gegen Rom und schlug 3 km von Rom am Anio sein Lager auf. - non nemo: „mancher“ - faxint = fecerint - quod conceptum ... parturit: „(die Gefahr), womit die res publica schwanger geht und die sie zu gebären droht“. |
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