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Lateinische Übungstexte zu Ciceros Reden mit einer wörtlichen deutschen Übersetzung und Anmerkungen.

 

Besonders zur Vorbereitung auf das Latinum 

 
(Cic.div. in Caec.19-21)

  

Cic.div.in Caec.

Anfang 70 v.Chr. reicht Cicero als Anwalt der Städte Siziliens die Klage gegen Verres bei dem zuständigen Gerichtshof ein. Verres versucht zunächst durch eine konkurrierende Scheinklage, die sein Helfershelfer Gaius Caecilius Niger als Strohmann einbringen soll, Cicero auszuschalten. Dadurch wird ein Vorverfahren notwendig, in dem Cicero sich als Ankläger durchsetzen muss. Die Rede, die er zu diesem Zweck hielt, heißt "Divinatio in Q.Caecilium". Daraus ist folgender Abschnitt entnommen:

(19) Sicilia tota si una voce loqueretur, hoc diceret: 'Quod auri, quod argenti, quod ornamentorum in meis urbibus, sedibus, delubris fuit, quod in una quaque re beneficio senatus populique Romani iuris habui, id mihi tu, C. Verres, eripuisti atque abstulisti; quo nomine abs te sestertium miliens ex lege repeto.' Si universa, ut dixi, provincia loqui posset, hac voce uteretur: quoniam id non poterat, harum rerum actorem, quem idoneum esse arbitrata est, ipsa delegit. Wenn ganz Sizilien mit einer Stimme spräche, würde es folgendes sagen: "Was ich an Gold, was an Silber, was an Kunstwerken in meinen Städten, Wohnsitzen, Tempeln hatte, was ich in einem jeden Fall durch die Gunst des Senats und des römischen Volkes an Rechten hatte, das hast du mir, Gaius Verres, entrissen und weggenommen; mit diesem Anspruch fordere ich von dir nach dem Gesetz 100 Mio. Sesterzien zurück." Wenn, wie gesagt, die gesamte Provinz so sprechen könnte, würde sie diese Worte gebrauchen: Weil sie aber dies nicht konnte, wählte sie selbst als Anwalt dieser Interessen den aus, den sie für geeignet hielt (von dem sie glaubte, er sei geeignet).
(20) In eius modi re quisquam tam impudens reperietur, qui ad alienam causam, invitis iis, quorum negotium est, accedere aut adspirare audeat? Si tibi, Q. Caecili, hoc Siculi dicerent: 'Te non novimus, nescimus, qui sis, numquam te antea vidimus; sine nos per eum nostras fortunas defendere, cuius fides est nobis cognita,' nonne id dicerent, quod cuivis probare deberent? Nunc hoc dicunt, utrumque se nosse; alterum se cupere defensorem esse fortunarum suarum, alterum plane nolle. (20) Wird sich in einer derartigen Sache jemand so Unverschämtes finden, dass er es wagt, sich gegen den Willen derer, die zuständig sind, an an den fremden Fall heranzumachen oder (auch nur) damit zu liebäugeln? Wenn zu dir, Quintus Caecilius, die Sizilier sagten, "dich kennen wir nicht, wir wissen nicht, wer du bist, wir haben dich niemals zuvor gesehen; lasse uns unser Vermögen durch den verteidigen, dessen Zuverlässigkeit uns bekannt ist!", würden sie nach nicht etwas sagen, was sie jedem begreiflich machen müssten? Nun (aber) sagen sie, dass sie beide kennen; dass sie von dem einen wünschen, dass er der Verteidiger ihres Vermögens sei, es von dem anderen aber absolut nicht wünschten.
(21) Cur nolint, etiamsi taceant, satis dicunt; verum non tacent. Tamen iis invitissimis te offeres? tamen in aliena causa loquere? tamen eos defendes, qui se ab omnibus desertos potius quam abs te defensos esse malunt? tamen iis operam tuam pollicebere, qui te neque velle sua causa nec, si cupias, posse arbitrantur? Cur eorum spem exiguam reliquarum fortunarum, quam habent in legis et in iudici severitate positam, vi extorquere conaris? cur te interponis invitissimis iis, quibus maxime lex consultum esse vult? cur, de quibus in provincia non optime es meritus, eos nunc plane fortunis omnibus conaris evertere? cur iis non modo persequendi iuris sui, sed etiam deplorandae calamitatis adimis potestatem? Warum sie es nicht wünschen, sagen sie, auch wenn sie schweigen, zur Genüge; aber sie schweigen nicht. Dennoch trägst du dich ihnen gegen ihren erklärte Ablehnung an? Dennoch wirst du in einem fremden Fall reden? Dennoch wirst du diejenigen verteidigen, die lieber von allen im Stich gelassen als von dir verteidigt werden wollen? Dennoch wirst du deine Dienste denen versprechen, die weder glauben, dass dir an ihrem Fall liegt, noch, wenn er dir am Herzen läge, es könntest? Warum versuchst du, ihnen die geringe Hoffnung auf ihr restliches Vermögen, die sie auf die Strenge des Gesetzes und des Gerichtes gründen, gewaltsam zu entreißen? Warum mischst du dich gegen den erklärten Willen derjenign ein, für die das Gesetz am meisten gesorgt wissen will? Warum versuchst du diejenigen, um die du dich in der Provinz nicht höchst verdient gemacht hast, jetzt vollständig um ihr ganzes Vermögen zu bringen? Warum nimmst du ihnen die Möglichkeit, nicht nur ihr Recht zu verfolgen, sondern sogar ihr Unglück zu beklagen?
 
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