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Lateinische Übungstexte zu Ciceros Reden mit einer wörtlichen deutschen Übersetzung und Anmerkungen.


Besonders zur Vorbereitung auf das Latinum 

(Cic.Arch.12-14)

 

Cic.Arch.12-14

Der Dichter A. Licinius Archias, geboren 120 v.Chr. in Antiochia in Syrien, kam schon früh nach Rom und trat dort in Beziehung zu Kreisen, die der griechischen Kultur besonders ergeben waren. Er lebte bereits 25 Jahre als römischer Bürger in Italien, als ein gewisser Grattius aus persönlichen Gründen dieses Bürgerrecht anfocht (62 v.Chr.). Cicero übernahm die Verteidigung, weil er dem griechisch hellenistisch gebildeten Archias sehr viel verdankte, was er im folgenden ausspricht.

Quaeres a nobis, Gratti, cur tantopere hoc homine delectemur: quia suppeditat nobis, ubi animus ex hoc forensi strepitu reficiatur et aures convicio defessae conquiescant. An tu existimas aut suppetere nobis posse, quod cottidie dicamus in tanta varietate rerum, nisi animos nostros doctrina excolamus, aut ferre animos tantam posse contentionem, nisi eos doctrina eadem relaxemus? Ego vero fateor me his studiis esse deditum. Quare quis tandem me reprehendat, si, quantum temporis alii tribuunt tempestivis conviviis, quantum alveolo, quantum pilae, tantum mihi egomet ad haec studia recolenda sumpsero?
Atque hoc eo mihi concedendum est magis, quod ex his studiis haec quoque crescit oratio et facultas, quae, quantacumque est in me, numquam amicorum periculis defuit. Quae si cui levior videtur, illa quidem certe, quae summa sunt, ex quo fonte hauriam, sentio. Quam multas nobis imagines non solum ad intuendum, verum etiam ad imitandum fortissimorum virorum expressas scriptores et Graeci et Latini reliquerunt! Quas ego mihi semper in administranda re publica proponens animum et mentem meam ipsa cogitatione hominum excellentium conformabam.
Haec studia adulescentiam alunt, senectutem oblectant, secundas res ornant, adversis perfugium ac solacium praebent, delectant domi, non impediunt foris, pernoctant nobiscum, peregrinantur, rusticantur.
Du wirst uns fragen, Grattius, warum wir uns so sehr an diesem Menschen erfreuen: weil er uns einen Platz gewährt, wo (unser / der) Geist sich von diesem politischen Lärm erholt und (unsere / die) durch Zank und Streit ermüdeten Ohren Ruhe finden. Glaubst du etwa, dass uns entweder das ausreichend zur Verfügung stehen könnte, was wir Tag für Tag bei der großen Vielfalt der Sachverhalte (Anforderungen o.a.) vortragen, wenn wir nicht unseren Geist durch die Wissenschaft bildeten, oder dass unser Geist die so große Anspannung ertragen könnte, wenn wir ihn nicht durch eben diese (w. dieselbe) Wissenschaft entspannten? Ich gestehe in der Tat, dass ich diesen Studien ergeben bin. Deshalb, wer sollte mich schließlich tadeln, wenn ich für meine Person mir soviel Zeit, wie andere früh am Tage beginnenden Gelagen zuwenden, wie (sie) dem Würfelspiel, wie (sie) dem Ballspiel (zuwenden), nehme (w. genommen haben werde), um diese Studien wieder vorzunehmen.
Und dies muss mir um so mehr zugestanden werden, weil aus diesen Studien auch diese Rede und Fähigkeit (zur Rede) erwächst, die, wie groß auch immer sie in mir ist, niemals den Gefahren der Freunde ihren Beistand versagte (w. fehlte). Wenn diese irgendeinem zu unbedeutend erscheint, so fühle ich allerdings gewiss, aus welcher Quelle ich jene höchsten Werte schöpfe. Wie viele ausdrucksvolle Bilder von sehr tüchtigen Männern haben uns, nicht zum Betrachten, sondern zur Nachahmung, sowohl die griechischen als auch die lateinischen Schriftsteller hinterlassen! Indem ich mir diese bei der Verwaltung des Staates vor Augen stellte, bildete (schulte) ich meinen Geist und meine Denkkraft durch das Denken an hervorragende Menschen.
Diese Studien nähren die Jugend, ergötzen das Alter, zieren das Glück, gewähren im Unglück (o. dem Unglück) Zuflucht und Trost, erfreuen zu Hause, sind in der Fremde nicht hinderlich, verbringen mit uns die Nacht, sind (mit uns) im Ausland, und verweilen (mit uns) auf dem Lande.
suppeditare (sc. locum), ubi: „einen Platz gewähren, wo“ - strepitus, us m.: „Lärm“ - refici h. reflexiv: „sich erholen“ - convicium, i n.: „Zank und Streit“ (sc. vor Gericht) - suppetere: h. „ausreichend zur Verfügung stehen“ - suppetere nobis posse, quod: ergänzen Sie vor quod ein „id“: id, quod ... = Subjektsakkusativ zu suppetere. - doctrina, ae f.: h.“Wissenschaft“ - contentio, onis f.: „Anspannung“ - relaxare: „entspannen“ - tempestivus, a, um: „früh am Tag beginnend“ - alveolus, i m.: „Würfelspiel“ - egomet: „ich für meinen Teil“ - recolere: „wieder vornehmen“ - eo ... magis (Hyperbaton): „um so mehr“ - levior (Nom.Sg.f.): „zu unbedeutend“ - illa quidem ... sentio: Stellen Sie um: sentio quidem certe, ex quo fonte hauriam illa, quae summa sunt. - illa, quae summa sunt: „jene höchsten Werte“ (= die politische Tätigkeit) - imagines ... expressas (Hyperbaton); expressus, a, um: „ausdrucksvoll“ - proponere: vor Augen stellen“ - conformare: „bilden, gestalten“ - adversis: sc. rebus - foris adv.: „draußen“ - pernoctare: „die Nacht verbringen“.
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