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Publius Vergilius Maro
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Das persönliche GLück, das Vergil in seiner 1. Ekloge feiert, dauerte nicht lange. Nach der Ablösung des in Ungnade gedallenen Asinius Pollio durch Alfenus Varus drohte Mantua durch eine erneute Landzuteilung an die Veteranen betroffen zu werden. Dabei ging die größere Gefahr von Antonius Musa aus, der Varus unterstellt war. Der Centurio Arrius hätte, als er das Gut des Dichters übernehmen wollte, dieser sich aber weigerte, es zu verlassen, Vergil beinahe getötet. Der Dichter befahl seinen Sklaven, Arrius vorerst Folge zu leisten, und reiste, um dies abzuwenden, nach Rom und schrieb dort, während er im Haus seines Lehrers Siro wohnte, diese neunte Ekloge (Mitte 40
v.Chr.). In ihr versucht er nicht ohne Erfolg glaubhaft zu machen, dass er sein Gut gegen Octavianus' Willen eingebüßt hat, und diesen für sein Anliegen zu gewinnen.
Der alte Sklave Moeris verwaltet in der Abwesenheit seines Herren Menalcas (Maske für Vergil) das Gut und ist dabei, die Zicklein dem neuen Herrn in Mantua zuzuführen. Zu ihm gesellt sich der junge, liedbegeisterte Lycidas. Moeris erzählt ihm auf seine Frage hin von seinem und seines Herren Unglück. Das vermeintliche Glück des Menalcas habe sich nicht bewahrheitet, weil Hirtenlieder gegenüber Waffengewalt ebenso hilflos seien wie die Taube gegenüber dem Adler (1-16). Als das Gespräch auf die Dichtung des Menalcas gekommen ist, tragen beide Hirten zu seinem Lob (17-50) Abschnitte daraus vor. Dabei handelt es sich zum Teil um Übertragungen aus Theokrit, zum Teil um Vergils eigene Verse:
Beide gehen ihren Weg im Zwiegespräch weiter. Moeris beklagt den Verlust seines animus und entzieht sich mit dieser Entschuldigung trotz günstiger äußerer Umstände dem Wunsch des Lycidas nach weiterem Gesang. Er vertröstet ihn auf die Rückkehr des Menalcas, mit dem auch die Gelegenheit zum Singen wieder zurückkehre.
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Lycidas, Moeris
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Lycidas, Moeris
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Lycidas | Lycidas | ||
Quo te, Moeri, pedes? an, quo via ducit, in urbem?
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Moeris, wohin? Wohl gehst du zur Stadt, wohin dich der Weg führt?
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Moeris | Moeris | ||
O Lycida, vivi pervenimus, advena nostri,
quod nunquam veriti sumus, ut possessor agelli diceret: "haec mea sunt; veteres migrate coloni." |
Lycidas, ach! wir haben erlebt, was wir nimmer befürchtet,
Dass ein Fremdling, Besitz ergreifend von unserem Gütchen, Sprach: "Dies alles ist mein, zieht aus, ihr alten Besteller!" |
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5 |
nunc victi tristes, quoniam fors omnia versat,
hos illi - quod nec vertat bene - mittimus haedos. |
Trauernd, ein Raub der Gewalt, weil alles verkehret das Schicksal,
Senden wir ihm - nicht glücklich gedeih's ihm - Böckchen: du siehst sie. |
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Lycidas | Lycidas | ||
Certe equidem audieram, qua se subducere colles
incipiunt mollique iugum demittere clivo, usque ad aquam et veteres iam fracta cacumina fagos |
Hatt' ich doch wirklich gehört, wo die Hügel sich mählich verlieren, |
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10 |
omnia carminibus vestrum servasse Menalcan.
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Hab' euch eures Menalcas Gesang jüngst alles gerettet.
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Moeris | Moeris | ||
Audieras, et fama fuit; sed carmina tantum
nostra valent, Lycida, tela inter Martia, quantum Chaonias dicunt aquila veniente columbas. quod nisi me quacumque novas incidere lites |
Wohl war's Sage; du höretest recht. Doch unsre Gesänge
Gelten, o Lycidas, unter des Mavors Waffen so viel nur Als, wie es heißt, wenn naht ein Adler, chaonische Tauben. Hätte mich nicht linksher von gehöhleter Eiche die Krähe |
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15 |
ante sinistra cava monuisset ab ilice cornix,
nec tuus hic Moeris nec viveret ipse Menalcas. |
Jeglichenfalls zu verhüten gemahnt die Erneuung des Streites,
Wär' nicht hier dein Moeris, noch selbst Menalcas am Leben. |
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Lycidas | Lycidas | ||
Heu! cadit in quemquam tantum scelus? heu! tua nobis
paene simul tecum solacia rapta, Menalca? quis caneret Nymphas? quis humum florentibus herbis |
Ach, kann irgend ein Mensch so freveln? O wehe, so ward denn
Um ein kleines mit dir dein Trost uns entrissen Menalcas! Würde noch einer die Nymphen besingen, und blühende Kräuter |
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20 |
spargeret, aut viridi fontes induceret umbra?
vel quae sublegi tacitus tibi carmina nuper, cum te ad delicias ferres Amaryllida nostras: "Tityre, dum redeo - brevis est via - pasce capellas; et potum pastas age, Tityre, et inter agendum |
Streu'n auf die Flur, und mit schattendem Grün umziehen die Quellen?
Würd' auch singen, was ich weghaschte dir neulich im Stillen, Als du hin dich begabst zu unserer Lust, Amaryllis? "Weide du - kurz ist mein Weg - bis ich wieder gekommen, die Ziegen, Tityrus: treibe die satten zur Tränk', und während du treibest, |
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25 |
occursare capro - cornu ferit ille - caveto."
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Hüte dich ja, zu begegnen dem Bock: er stößt mit dem Horne."
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Moeris | Moeris | ||
Immo haec, quae Varo, necdum perfecta, canebat:
"Vare, tuum nomen, superet modo Mantua nobis, Mantua vae miserae nimium vicina Cremonae, cantantes sublime ferent ad sidera cycni." |
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Lycidas | Lycidas | ||
30 |
Sic tua Cyrneas fugiant examina taxos,
sic cytiso pastae distendant ubera vaccae: incipe, si quid habes. et me fecere poetam Pierides, sunt et mihi carmina, me quoque dicunt vatem pastores; sed non ego credulus illis. |
Mögen die Bienen vorbei am korsischen Taxus dir fliehen,
Und von Cytisus voll dir strotzen die Euter der Kühe: Auf, und beginn, was du weißt! Auch mich ja haben zum Dichter Musen geweiht, auch ich weiß Lieder, es nennen mich auch wohl Sänger die Hirten; jedoch nicht gern mag jenen ich glauben. |
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35 |
nam neque adhuc Vario videor nec dicere Cinna
digna, sed argutos inter strepere anser olores. |
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Moeris | Moeris | ||
Id quidem ago et tacitus, Lycida, mecum ipse voluto,
si valeam meminisse; neque est ignobile carmen. "huc ades, o Galatea; quis est nam ludus in undis? |
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40 |
hic ver purpureum, varios hic flumina circum
fundit humus flores; hic candida populus antro imminet, et lentae texunt umbracula vites: huc ades; insani feriant sine litora fluctus." |
Hier ist purpurner Lenz, hier streut buntfarbige Blumen
Um die Gewässer der Grund; hier raget die silberne Pappel Über der Grott': hier flicht die geschmeidige Rebe ein Laubdach. Komm hierher: lass toben die Flut und branden am Ufer! |
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Lycidas | Lycidas | ||
Quid, quae te pura solum sub nocte canentem
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Was doch war's, was in heiterer Nacht ich singen dich einsam
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45 |
audieram? numeros memini, si verba tenerem:
"Daphni, quid antiquos signorum suspicis ortus? Ecce Dionaei processit Caesaris astrum, astrum, quo segetes gauderent frugibus et quo duceret apricis in collibus uva colorem. |
hörte? Der Weise gedenk' ich noch wohl: nur fehlen die Worte.
" Daphnis, was blickst du empor zum Aufgang alter Gestirne? Sie da! Caesars Gestirn, der Dione entstammt, ist erschienen: Jenes Gestirn, das fröhlich Gedeihn gibt unseren Saaten, Das auch Farbe verleiht auf sonnigen Hügeln der Traube. |
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50 |
insere, Daphni, piros; carpent tua poma nepotes."
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Propf', o Daphnis, die Birnen: dein Obst wird pflücken der Enkel!"
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Moeris | Moeris | ||
Omnia fert aetas, animum quoque; saepe ego longos
cantando puerum memini me condere soles: nunc oblita mihi tot carmina; vox quoque Moerim iam fugit ipsa; lupi Moerim videre priores. |
Alles entraffet die Zeit, und den Geist mit. Wohl auch gedenk' ich 's,
Wie ich, Knab' im Gesang, langsonnige Tage verbrachte. Nun ist so mancher Gesang in Vergessenheit: selber die Stimme Will mit versagen; es sahen zuerst wohl Wölfe den Moeris |
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55 |
sed tamen ista satis referet tibi saepe Menalcas.
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Doch wird oft und genug dir Menalcas solches erzählen.
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Lycidas | Lycidas | ||
Causando nostros in longum ducis amores.
et nunc omne tibi stratum silet aequor, et omnes, aspice, ventosi ceciderunt murmuris aurae. hinc adeo media est nobis via; namque sepulcrum |
Wie du doch unseren Wunsch mit deiner Entschuldigung hinhältst!
Schweigt ja rings wie geebnet der See dort. Jeglichen Windes Stürmisches Brausen und Weh'n, sieh, wie sich's jetzo gelegt hat. Hier ist grade die Mitte des Wegs. Dort tauchet Bianors |
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60 |
incipit apparere Bianoris. hic, ubi densas
agricolae stringunt frondis, hic, Moeri, canamus; hic haedos depone, tamen veniemus in urbem. aut si, nox pluviam ne colligat ante, veremur, cantantes licet usque, minus via laedit, eamus: |
Grabmal eben empor. Hier, wo dichtsprossende Zweige
Schneidend der Landmann kappt, hier, Moeris, wollen wir singen. Lege die Böckchen nur hin: wir kommen ja wohl zu der Stadt noch. Fürchten wir aber, es ziehe die Nacht noch Regen zusammen, Gehen wir singen sofort: dann minder beschweret der Weg uns. |
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65 |
cantantes ut eamus, ego hoc te fasce levabo.
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Dass wir singen im Geh'n, lass jetzt mich der Last dich entheben.
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Moeris | Moeris | ||
Desine plura, puer, et, quod nunc instat, agamus:
carmina tum melius, cum venerit ipse, canemus. |
Jüngling, genug hiervon! Vollenden wir, was noch zu tun ist!
Kehret er selber zurück, so stimmen wir bessern Gesang an. |
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zu "Vergil" und "Osiander" 3537
Vergil / Osiander, Hertzberg
Die Gedichte des Publius Virgilius Maro:
Stuttgart, Metzler, 1853 |
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