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Publius Vergilius Maro
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Dieser Ekloge liegt die Landverteilung in Oberitalien an die Veteranen des Augustus zugrunde, die von den Einheimischen als Katastrophe erlebt wurde. Auch Vergil war zunächst betroffen, erhielt aber später seinen Besitz zurück. In der Gestalt des Tityrus hat er sein eigenes Glück dargestellt. Im Gegensatz zu ihm wird der Hirte Meliboeus verdrängt und muss mit seinen Ziegen seine Heimat verlassen. Meliboeus begegnet Tityrus auf seiner Flucht und erfährt von ihm, wie er zu dem Glück kam, weiterhin seine Rinder weiden und musizieren zu dürfen, und wem er es zu verdanken hat. Die Ekloge schließt mit der Einladung des Tityrus an Meliboeus, die Nacht in seiner Hütte zu verbringen. Doch für Meliboeus gibt es auch für die kurze Spanne einer Nacht keine Rückkehr mehr in die heile, an das Goldene Zeitalter gemahnende Welt der Hirten.
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Meliboeus | Meliboeus | |
Tityre, tu patulae recubans sub tegmine fagi
silvestrem tenui musam meditaris avena; nos patriae finis et dulcia linquimus arva. nos patriam fugimus: tu, Tityre, lentus in umbra |
Tityrus, unter dem Dach der gebreiteten Buche gelagert;
Sinnst du, ein ländliches Lied zarthalmigem Rohr zu entlocken. Wir, aus der Väter Bezirk und liebem Gefilde vertrieben, Fliehen das Heimatland: Du lehrest gemächlich im Schatten |
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5 |
formosam resonare doces Amaryllida silvas.
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Tönen des Hains Nachhall Amaryllis', der Lieblichen, Namen..
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Tityrus |
Tityrus | |
O Meliboee, deus nobis haec otia fecit.
namque erit ille mihi semper deus, illius aram saepe tener nostris ab ovilibus imbuet agnus. ille meas errare boves, ut cernis, et ipsum |
O Meliboeus, ein Gott hat so uns Muße gewähret.
Denn stets wird er ein Gott mir sein: aus unseren Hürden Wird oft seinen Altar ein Lamm mit Blute besprengen. Jener vergönnt mir die Rinder umher, du siehst es, zu weiden. |
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10 |
ludere, quae vellem, calamo permisit agresti.
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Auch mir selber, nach Lust auf ländlichem Rohre zu spielen.
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Meliboeus | Meliboeus | |
Non equidem invideo, miror magis: undique totis
usque adeo turbatur agris. en ipse capellas protinus aeger ago, hanc etiam vix, Tityre, duco. hic inter densas corylos modo namque gemellos, |
Nicht missgönn' ich es dir: mehr staun' ich: tobet ja ringsum
Ach, der gewaltige Sturm auf der Flur! Ich selber in Missmut, Siehst du, treibe die Ziegen voran; die führe ich kaum mit, Die zwo Junge, die Hoffnung der Herd', im Haselgebüsche, |
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15 |
spem gregis, a, silice in nuda conixa reliquit.
saepe malum hoc nobis, si mens non laeva fuisset, de caelo tactas memini praedicere quercus. sed tamen iste deus, qui sit, da, Tityre, nobis. |
Weh, auf nacktem Gestein vor kurzem gebar und zurückließ!
Oft hätt' dieses Geschick mich gemahnet, wäre der Sinn nicht Stumpf mir gewesen, ein Blitz, der Eichen getroffen, erinnert. Doch sprich, wer ist der Gott, o Tityrus, den du mir nanntest? |
Tityrus | Tityrus | |
Urbem, quam dicunt Romam, Meliboee, putavi
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Drüben die Stadt, man nennet sie Roma, wähnt' ich in Einfalt,
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20 |
stultus ego huic nostrae similem, quo saepe solemus
pastores ovium teneros depellere fetus. sic canibus catulos similes, sic matribus haedos noram, sic parvis componere magna solebam. verum haec tantum alias inter caput extulit urbes, |
Gleiche der unseren hier, Meliboeus, wo wir die zarten
Kinder der wolligen Herde so oft hintreiben, wir Hirten. Also Müttern die Böckchen und also Hunden die Hündlein Dacht' ich ähnlich, verglich oft so mit Großem das Kleine. Aber so hoch hob jene das Haupt vor anderen Städten, |
25 |
quantum lenta solent inter viburna cupressi.
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als die Zypresse sich hebt vor schmiegsamen Reben des Waldes.
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Meliboeus | Meliboeus | |
Et quae tanta fuit Romam tibi causa videndi?
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Und welch wichtiger Grund trieb wohl dich, Rom zu besuchen?
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Tityrus | Tityrus | |
Libertas, quae sera tamen respexit inertem,
candidior postquam tondenti barba cadebat, respexit tamen et longo post tempore venit, |
Freiheit war es, die spät, doch endlich den Säumigen ansah,
Als mir ergrauend der Bart schon fiel vom scherenden Messer. Doch sah jene mich an und erschien nach langem Verzuge, |
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30 |
postquam nos Amaryllis habet, Galatea reliquit.
namque, fatebor enim, dum me Galatea tenebat, nec spes libertatis erat nec cura peculi. quamvis multa meis exiret victima saeptis pinguis et ingratae premeretur caseus urbi, |
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35 |
non umquam gravis aere domum mihi dextra redibat.
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Nie doch kehrte zurück von Gelde beladen die Hand mir.
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Meliboeus | Meliboeus | |
Mirabar, quid maesta deos, Amarylli, vocares;
cui pendere sua patereris in arbore poma. Tityrus hinc aberat. ipsae te, Tityre, pinus, ipsi te fontes, ipsa haec arbusta vocabant. |
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Tityrus | Tityrus | |
40 |
Quid facerem? neque servitio me exire licebat
nec tam praesentis alibi cognoscere divos. hic illum vidi iuvenem, Meliboee, quotannis bis senos cui nostra dies altaria fumant, hic mihi responsum primus dedit ille petenti: |
Was zu tun? Nicht konnt' ich mich ja entwinden der Knechtschaft,
Noch sonst irgend erschaun so sichtbar waltende Götter. Dort, Meliboeus, erblickt' ich den Jüngling, welchem der Tage Zweimal sechs alljährlich Gedüft von unserm Altar wallt. Als ich ihn bat, gab jener zuerst mir also die Antwort: |
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"pascite ut ante boves, pueri, submittite tauros."
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"Weidet, ihr Jungen, das Vieh, wie zuvor: zieht Stiere zum Nachwuchs!"
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Meliboeus | Meliboeus | |
Fortunate senex! ergo tua rura manebunt
et tibi magna satis, quamvis lapis omnia nudus limosoque palus obducat pascua iunco. non insueta gravis temptabunt pabula fetas |
Glücklich, du Alter! So bleibest du denn im Besitze der Fluren,
Räumig genug für dich, wenn schon rings nacktes Gestein und Voll schlammliebender Binsen ein Sumpf umziehet die Weiden. Nicht ungewohntes Gespross wird trächtige Rinder verlocken, |
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50 |
nec mala vicini pecoris contagia laedent.
fortunate senex! hic inter flumina nota et fontis sacros frigus captabis opacum. hinc tibi, quae semper, vicino ab limite saepes Hyblaeis apibus florem depasta salicti |
Noch des benachbarten Viehs ansteckende Seuche sie treffen.
O glückseliger Greis! Hier zwischen den traulichen Flüssen Und an heiligen Quellen genießt du schattige Kühle. Dort, wo von je vom Heckengebüsch, abscheidend die Grenzflur Blüte des Weidengezweigs abweiden hybläische Bienen, |
55 |
saepe levi somnum suadebit inire susurro.
hinc alta sub rupe canet frondator ad auras, nec tamen interea raucae, tua cura, palumbes nec gemere aëria cessabit turtur ab ulmo. |
Wird dich leises Gesums' oftmals einladen zum Schlafe.
Hoch in der Luft singt dort baumscherend am Felsen der Landmann: Rastlos girren indes Waldtauben mit heiserem Tone, Welche so wert dir sind, und die Turtel von luftiger Ulme. |
Tityrus | Tityrus | |
Ante leves ergo pascentur in aethere cervi
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Drum soll eher der flüchtige Hirsch in den Lüften die Weide
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60 |
et freta destituent nudos in litore pisces,
ante pererratis amborum finibus exsul aut Ararim Parthus bibet aut Germania Tigrim, quam nostro illius labatur pectore vultus. |
Suchen, am Strande verlassen das Meer entblößete Fische,
Eher der Heimat beraubt vom Araris trinken der Parther, Oder den Tigris Germanias Sohn, durchstreifend die Grenzmark einer des andern, bevor sein Antlitz je mir entschwindet. |
Meliboeus | Meliboeus | |
At nos hinc alii sitientis ibimus Afros,
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Doch wir ziehen hinweg, zu den dürstenden Afrern die einen,
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65 |
pars Scythiam et rapidum cretae veniemus Oaxen
et penitus toto divisos orbe Britannos. en umquam patrios longo post tempore finis pauperis et tuguri congestum caespite culmen post aliquot mea regna videns mirabor aristas? |
Andre nach Skythien und zum Oaxes, strömend von Kreide,
Und zu Britanniern, weit sich scheidend von sämtlichem Erdkreis. Werd' ich das Heimatland, ach, wieder nach langem Verweilen, Und armseliger Hütte Gedeck, aus Rasen geschichtet, Je auch wenige Ähren, mein Reich einst, staunend erblicken? |
70 |
impius haec tam culta novalia miles habebit,
barbarus has segetes: en quo discordia civis produxit miseros; his nos consevimus agros! insere nunc, Meliboee, piros, pone ordine vites. ite meae felix quondam pecus, ite capellae. |
Wird dem verruchten Soldaten zum Raub so fleißiger Neubruch,
Und dem Barbaren die Saat? Ha, wohin unglückliche Bürger Hast du geführt, Zwietracht! Sieh, wem wir besäten die Felder! Pfropfe nun noch, Meliboeus, den Birnbaum! Ordne die Reben! Zeihet dahin, mein Ziegengeschlecht, einst glückliche Tiere! |
75 |
non ego vos posthac viridi proiectus in antro
dumosa pendere procul de rupe videbo; carmina nulla canam; non me pascente, capellae, florentem cytisum et salices carpetis amaras. |
Nicht mehr werd' ich hinfort, in umgrüneter Grotte gelagert,
Euch am buschigen Fels von fern herschwebend erblicken: Nimmer ertönt mein Lied: nicht mehr umhütet von mir, pflückt Ihr, o Ziegen , die Cytisusblüt' und bittere Weiden. |
Tityrus |
Tityrus | |
Hic tamen hanc mecum poteras requiescere noctem
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Aber du kannst ja bei mir die Nacht hier pflegen des Schlummers
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80 |
fronde super viridi: sunt nobis mitia poma,
castaneae molles et pressi copia lactis, et iam summa procul villarum culmina fumant maioresque cadunt altis de montibus umbrae. |
Auf grünlaubigem Lager: da sind mildschmeckende Äpfel,
Weiche Kastanien auch, und gefestete Milch zur Genüge: Schon auch rauchet das Dach an ländlichen Hütten von fernher: Größere Schatten bereits entsinken den ragenden Bergen. |
zu "Vergil" und "Osiander" 3537
Vergil / Osiander, Hertzberg
Die Gedichte des Publius Virgilius Maro:
Stuttgart, Metzler, 1853 |
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