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Publius Vergilius Maro

Aeneis

LIBER I - lateinisch - deutsch

Schiffbruch und Landung in Karthago

lat. - dtsch. | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII
lateinisch: | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII
deutsch: | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII
Kompos.: | I-XII | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII
Eclog: | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X
 
1 Arma virumque cano, Troiae qui primus ab oris
Italiam fato profugus Laviniaque venit
litora, multum ille et terris iactatus et alto
vi superum, saevae memorem Iunonis ob iram,
Waffen besing ich und ihn, der zuerst von Troias Gestaden
Durch das Geschick landflüchtig Italien und der Laviner
Küsten erreicht, den lange durch Meer' und Länder umhertrieb
Göttergewalt ob des dauernden Grolls der erbitterten Iuno.
5 multa quoque et bello passus, dum conderet urbem
inferretque deos Latio; genus unde Latinum
Albanique patres atque altae moenia Romae.
Musa, mihi causas memora, quo numine laeso
quidve dolens regina deum tot volvere casus
Vieles erduldet' er auch im Krieg, bis die Stadt er gegründet
Und die Penaten gebracht nach Latium, dem die Latiner,
Albas Väter, entstammt und Roms hochragende Mauern.
Sag, o Muse, mir an, weshalb, verletzt in der Gottheit
Oder im Herzen gekränkt, der Unsterblichen Fürstin den frömmsten
10 insignem pietate virum, tot adire labores
impulerit. tantaene animis caelestibus irae?
Urbs antiqua fuit - Tyrii tenuere coloni -
Karthago, Italiam contra Tiberinaque longe
ostia, dives opum studiisque asperrima belli,
Mann so viel Drangsale bestehn und Mühen erdulden
Ließ. Ist wirklich der Zorn so groß in den himmlischen Seelen?
Fern gegenüber Italiens Strand und der Mündung des Thybris
Lag vor alters die Stadt Karthago - tyrische Pflanzer
Wohnten daselbst - an Besitztum reich und geübt in des Krieges
15 quam Iuno fertur terris magis omnibus unam
posthabita coluisse Samo. hic illius arma,
hic currus fuit; hoc regnum dea gentibus esse,
si qua fata sinant, iam tum tenditque fovetque.
progeniem sed enim Troiano a sanguine duci
Rauhem Geschäft. Sie erkor, so sagt man, Iuno vor allen
Ländern, vor Samos selbst, sich zum Sitz. Hier hatte die Waffen,
Hier sie den Wagen; die Herrschaft der Welt, wenn das Schicksal es wollte,
Hier zu begründen, war damals schon ihr Dichten und Trachten.
Aber sie hatte gehört, dass ein Stamm aus troischem Blute
20 audierat Tyrias olim quae verteret arces;
hinc populum late regem belloque superbum
venturum excidio Libyae; sic volvere Parcas.
id metuens veterisque memor Saturnia belli,
prima quod ad Troiam pro caris gesserat Argis -
Sprosse, bestimmt, dereinst zu zerstören die tyrische Feste.
Von ihm werd ein Geschlecht, weit herrschend und stolz in den Waffen,
Kommen, dem Libyerland zum Verderb -: so spännen die Parzen.
Dieses befürchtend und stets sich erinnernd des früheren Krieges,
Den sie zuerst bei Troia geführt für das teuere Argos –
25 necdum etiam causae irarum saevique dolores
exciderant animo; manet alta mente repostum
iudicium Paridis spretaeque iniuria formae
et genus invisum et rapti Ganymedis honores:
his accensa super iactatos aequore toto
Denn noch waren die Gründe des Zorns und die grimmigen Schmerzen
Nimmer entfallen dem Geist; sie bewahrt im tiefen Gemüte
Paris' kränkenden Spruch und der Schönheit schnöde Verachtung,
All das verhasste Geschlecht, Ganymedes' Raub und Erhebung –
Darum entbrannt, jagt jetzt Saturnia über die Tiefen,
30 Troas, reliquias Danaum atque immitis Achilli,
arcebat longe Latio, multosque per annos
errabant acti fatis maria omnia circum.
tantae molis erat Romanam condere gentem.
Vix e conspectu Siculae telluris in altum
Was von Troern den Griechen entging und dem grimmen Achilleus,
Wehrte sie weit von Latium ab, dass, verfolgt vom Geschicke,
Jahr auf Jahr ringsum durch alle die Meere sie irrten.
Solch mühseliges Werk war die Stiftung des Römergeschlechtes.
Kaum erst segelten sie aus Sicht des sikulischen Landes
35 vela dabant laeti et spumas salis aere ruebant,
cum Iuno aeternum servans sub pectore vulnus
haec secum: "mene incepto desistere victam
nec posse Italia Teucrorum avertere regem!
quippe vetor fatis. Pallasne exurere classem
Froh auf die Höhe, mit ehernem Bug aufwühlend den Salzschaum,
Als zu sich selbst - in der Brust für ewig die Wunde bewahrend -
Iuno sprach: "Ich sollte besiegt aufgeben den Vorsatz?
Von Italien nicht abwenden den teukrischen König,
Weil das Geschick es versagt? Und Pallas konnte der Griechen
40 Argivum atque ipsos potuit summergere ponto
unius ob noxam et furias Aiacis Oilei?
ipsa Iovis rapidum iaculata e nubibus ignem
disiecitque rates evertitque aequora ventis,
illum exspirantem transfixo pectoreflammas
Flotte verbrennen, die Mannschaft selbst im Meere versenken
Einzig wegen der Schuld und Wut des oïlischen Aias?
Selber ja schleuderte sie Zeus' flammenden Strahl aus den Wolken,
Warf das Geschwader umher und wühlte die Flut durch den Sturm auf.
Ihn, der, die Schläfe durchbohrt, aushauchte die Flammen, ergriff sie
45 turbine corripuit scopuloque infixit acuto;
ast ego, quae divum incedo regina Iovisque
et soror et coniunx, una cum gente tot annos
bella gero. et quisquam numen Iunonis adorat
praeterea aut supplex aris imponet honorem?"
Mit des Orkanes Gewalt und spießt' ihn auf spitzigem Riffe:
Ich, die als Königin ich herschreite der Götter, als Iovis
Schwester und Ehegemahl, ich stehe seit Jahren mit einem
Volk in Krieg. Wer wird noch die Gottheit ferner der Iuno
Anflehen? Wer den Altar kniebeugend mit Gaben ihr ehren?"
50 Talia flammato secum dea corde volutans
nimborum in patriam, loca feta furentibus Austris,
Aeoliam venit. hic vasto rex Aeolus antro
luctantis ventos tempestatesque sonoras
imperio premit ac vinclis et carcere frenat.
Solcherlei sinnt für sich zornflammenden Herzens die Göttin,
Und zum Land des Gewölks, dem Geburtsort rasender Stürme,
Geht nach Aiolia sie. Aiolos hält in der weiten
Felskluft dort halsstarrige Wind' und brausende Wetter
Streng in Zucht und zügelt die Schar mit Kerker und Banden.
55 illi indignantes magno cum murmure montis
circum claustra fremunt; celsa sedet Aeolus arce
sceptra tenens mollitque animos et temperat iras.
ni faciat, maria ac terras caelumque profundum
quippe ferant rapidi secum verrantque per auras;
Sie, voll Grimm und Groll laut murrend, umtosen des Berges
Sichern Verschluss ringsum, da auf ragendem Fels mit dem Zepter
Aiolos thront, zur Ruhe sie stimmt und ihr Zürnen beschwichtigt.
Tät er es nicht, so rissen sie Meer und Land und des Himmels
Tiefen dahin im Flug und schleiften sie mit durch die Lüfte.
60 sed pater omnipotens speluncis abdidit atris
hoc metuens molemque et montis insuper altos
imposuit, regemque dedit qui foedere certo
et premere et laxas sciret dare iussus habenas.
ad quem tum Iuno supplex his vocibus usa est:
Solches befürchtend, verbarg sie der Welt allmächtiger Vater
Unter das schwarze Geklüft und häufte des hohen Gebirges
Masse darauf und ernannte den Herrn, der nach sicherer Satzung
Bändigen könnte die Schar auf Geheiß und lockern die Zügel.
Zu ihm wendete jetzt mit flehenden Worten sich Iuno:
65 "Aeole, namque tibi divum pater atque hominum rex
et mulcere dedit fluctus et tollere vento,
gens inimica mihi Tyrrhenum navigat aequor
Ilium in Italiam portans victosque penatis:
incute vim ventis submersasque obrue puppis,
"Aiolos - denn dir gab ja des Götter- und Menschengeschlechts Herr
Über die Fluten Gewalt, sie zu zähmen durch Wind und zu heben -
Ein mir verhasstes Geschlecht durchschifft die tyrrhenischen Wogen.
Ilion führt es zum Italerland und die flüchtigen Götter.
Fülle die Stürme mit Kraft, stürz um und begrabe die Schiffe,
70 aut age diversos et dissice corpora ponto.
sunt mihi bis septem praestanti corpore Nymphae,
quarum quae forma pulcherrima Deiopea,
conubio iungam stabili propriamque dicabo,
omnis ut tecum meritis pro talibus annos
Oder zerstreue die Schar und säe die Leichen im Meer aus.
Zweimal sieben der Nymphen von ganz ausnehmender Schönheit
Hab ich; die schönste davon an Gestalt ist Deïopeia.
Sie nun geb ich in dauerndem Bund dir als Gattin zu eigen,
Dass für solches Verdienst auf immer mit dir sie vereinigt
75 exigat et pulchra faciat te prole parentem."
Aeolus haec contra: "tuus, o regina, quid optes
explorare labor; mihi iussa capessere fas est.
tu mihi quodcumque hoc regni, tu sceptra Iovemque
concilias, tu das epulis accumbere divum
Leb und durch ein schönes Geschlecht zum Vater dich mache."
Aiolos sagte darauf: "Dein Amt, o Königin, ist es,
Was dir gefällt zu prüfen: doch meins, zu tun, was befohlen.
Was ich an Herrschergewalt nur besitze, das Zepter und Iovis
Gunst - ich verdanke sie dir; du riefst mich zum Mahle der Götter,
80 nimborumque facis tempestatumque potentem."
Haec ubi dicta, cavum conversa cuspide montem
impulit in latus; ac venti velut agmine facto,
qua data porta, ruunt et terras turbine perflant.
incubuere mari totumque a sedibus imis
Setztest mich ein zum Herrscher des Regengewölks und der Stürme."
Sprach's und stieß mit gewendetem Speer in die Seite des hohlen
Berges, und sieh, wo das Tor sich öffnet, da stürzen die Winde
Wie zum Kampfe heraus und durchwehn im Wirbel den Erdkreis.
Werfen sich flugs auf das Meer, und tief vom untersten Grunde
85 una Eurusque Notusque ruunt creberque procellis
Africus, et vastos volvunt ad litora fluctus.
insequitur clamorque virum stridorque rudentum;
eripiunt subito nubes caelumque diemque
Teucrorum ex oculis; ponto nox incubat atra;
Wühlet der Ost es auf und der Süd, und mit wetternden Stößen
Africus, weit zum Strand aufwälzend gewaltige Wogen.
Bald auch erhebt sich der Männer Geschrei und das Knarren der Taue.
Plötzlich verhüllet Gewölk vor den Augen der Teukrer des Himmels
Licht und den Tag, und schwarz legt über die Fluten die Nacht sich.
90 intonuere poli et crebris micat ignibus aether
praesentemque viris intentant omnia mortem.
extemplo Aeneae solvuntur frigore membra;
ingemit et duplicis tendens ad sidera palmas
talia voce refert: "o terque quaterque beati,
Donner erkracht vom Pol; rings zuckt von Blitzen der Aither:
Alles bedroht handgreiflich mit Tod und Verderben die Männer.
Eisiger Schrecken durchbebet sofort dem Aineias die Glieder,
Und tief seufzend erhebt zu den Sternen empor er die Arme,
Während er also spricht: "O dreimal selig und viermal,
95 quis ante ora patrum Troiae sub moenibus altis
contigit oppetere! o Danaum fortissime gentis
Tydide! mene Iliacis occumbere campis
non potuisse tuaque animam hanc effundere dextra,
saevus ubi Aeacidae telo iacet Hector, ubi ingens
Denen das Schicksal den Tod vor Troias ragenden Mauern
Unter den Augen der Väter gegönnt! Du, des Dardanervolkes
Tapferster, Tydeus' Sohn! warum nicht ich auf den Fluren
Ilions blieb, nicht erleget von dir aushauchte die Seele!
Dort, wo Hektors Grimm vom Schwerte des Aiakosenkels,
100 Sarpedon, ubi tot Simois correpta sub undis
scuta virum galeasque et fortia corpora volvit!"
Talia iactanti stridens Aquilone procella
velum adversa ferit, fluctusque ad sidera tollit.
franguntur remi, tum prora avertit et undis
Wo Sarpedon, der riesige, fiel, wo des Simoïs Wirbel
Schilde und Helme genug hinwälzt und tapfere Leiber."
Da er noch also sprach, da schlägt mit zischender Windsbraut
Ihm in die Segel der Nord und empört zu den Sternen die Fluten.
Fort sind die Ruder geknickt; um dreht er den Bug und den Wellen
105 dat latus, insequitur cumulo praeruptus aquae mons.
hi summo in fluctu pendent; his unda dehiscens
terram inter fluctus aperit, furit aestus harenis.
tris Notus abreptas in saxa latentia torquet
- saxa vocant Itali mediis quae in fluctibus Aras,
Gibt er die Seite, worauf jäh schwellend ein Wassergebirg folgt.
Hoch auf dem Kamme der Flut schwebt der, dem zeiget die Woge,
Tief sich spaltend, den Grund, es rast im Sande die Brandung.
Dreimal reißt ihn im Wirbel der Süd auf verborgene Klippen,
Klippen inmitten der Flut, die der Italer nennt "die Altäre",
110 dorsum immane mari summo -, tris Eurus ab alto
in brevia et Syrtis urget, miserabile visu,
inliditque vadis atque aggere cingit harenae.
unam, quae Lycios fidumque vehebat Oronten,
ipsius ante oculos ingens a vertice pontus
Die, ein gewaltiger Rücken, dem Meer nah ragen; der Ostwind
Treibt drei Schiff' auf die Bank und die Syrtcn - entsetzlicher Anblick! -,
Haut in den Grund sie hinein und umwallt ringsum sie mit Triebsand.
Eins, das die Lykierschar und den treuen Orontes ihm führte,
Trifft die unendliche Flut von oben, ihm selbst vor den Augen,
115 in puppim ferit: excutitur pronusque magister
volvitur in caput, ast illam ter fluctus ibidem
torquet agens circum et rapidus vorat aequore vertex.
apparent rari nantes in gurgite vasto,
arma virum tabulaeque et Troia gaza per undas.
Grad auf den Spiegel; es fliegt von dem Stoß kopfüber der Schiffer
Jäh umschlagend hinab; doch das Schiff dreht selbst auf der Stelle
Dreimal der Schwall rundum, und der reißende Wirbel verschlingt es.
Hier und dort nur sieht auf verödetem Schlunde man Schwimmer,
Waffen von Männern, Gebälk und troische Schätz' in den Wogen.
120 iam validam Ilionei navem, iam fortis Achatae,
et qua vectus Abas, et qua grandaevus Aletes,
vicit hiems; laxis laterum compagibus omnes
accipiunt inimicum imbrem rimisque fatiscunt.
Interea magno misceri murmure pontum
Jetzo bewältigt der Sturm Ilioneus' tüchtiges Fahrzeug,
Jetzo des tapfern Achates, des Abas, des greisen Aletes
Schiffe; denn sämtlich ziehn durch der Seiten gelockerte Planken
Feindlichen Regen sie ein und klaffen von Spalten zerrissen.
Doch inzwischen gewahrt Neptun, dass mit lautem Gebrause
125 emissamque hiemem sensit Neptunus et imis
stagna refusa vadis, graviter commotus, et alto
prospiciens summa placidum caput extulit unda.
disiectam Aeneae toto videt aequore classem,
fluctibus oppressos Troas caelique ruina;
Tobt durcheinander die See, dass der Sturm los ist und aus tiefstem
Grunde der Schwall sich ergießt; er ist heftig bewegt, und, die Meerflut
Hütend, erhebt er sein friedliches Haupt aus der obersten Welle.
Rings auf der Fläche verstreut erblickt er Aineias' Geschwader,
Siehet die Troer besiegt von der Flut und des Himmels Herabsturz;
130 nec latuere doli fratrem Iunonis et irae.
Eurum ad se Zephyrumque vocat, dehinc talia fatur:
"Tantane vos generis tenuit fiducia vestri?
iam caelum terramque meo sine numine, venti,
miscere et tantas audetis tollere moles?
Iunos Zorn und Betrug ist nicht verborgen dem Bruder.
Euros und Zephyros rief er herbei und redete also:
"Seid ihr besessen so ganz vom Hochmut eures Geschlechtes?
Ohne mein göttlich Geheiß schon wagt ihr, Himmel und Erde
Umzustürzen, ihr Wind', und solchen Tumult zu erheben?
135



quos ego - sed motos praestat componere fluctus.
post mihi non simili poena commissa luetis.
maturate fugam regique haec dicite vestro:
non illi imperium pelagi saevumque tridentem,
sed mihi sorte datum. tenet ille immania saxa,
Ha! Ihr sollt - doch besser, ich glätte die taumelnden Fluten.
Künftig kommt ihr mir nicht davon mit ähnlicher Strafe.
Jetzt macht schleunigst euch fort und sagt dies eurem Gebieter:
Nicht ihm schenkte die Herrschaft des Meers und den grimmigen Dreizack,
Mir vielmehr das Geschick. Sein Reich sind die grausigen Klippen,
140



vestras, Eure, domos; illa se iactet in aula
Aeolus et clauso ventorum carcere regnet."
Sic ait, et dicto citius tumida aequora placat
collectasque fugat nubes solemque reducit.
Cymothoe simul et Triton adnixus acuto
Die ihr, Euros, bewohnt. Dort prahl in der eigenen Hofburg
Aiolos, und in des Kerkers Verschluss regier er die Winde!"
Sprach's, und eh er's gesagt, hat die schwellende Flut er beruhigt,
Hat das Gewölk er zerstreut, und hell scheint wieder die Sonne.
Triton müht mit Kymothoe sich: von dem spitzigen Felsgrat
145



detrudunt navis scopulo; levat ipse tridenti
et vastas aperit Syrtis et temperat aequor
atque rotis summas levibus perlabitur undas.
ac veluti magno in populo cum saepe coorta est
seditio saevitque animis ignobile vulgus
Schieben die Schiffe sie ab; er selbst hebt nach mit dem Dreizack,
Bahnt durch die Wüste der Syrten den Weg und ebnet die Fläche,
Leicht mit flüchtigem Rad durchgleitend die Spitzen der Wellen.
Und wie oft, wenn des Aufruhrs Sturm sich erhebt durch ein großes
Volk, wenn mit rasendem Sinn schon tobet der niedere Pöbel -
150



iamque faces et saxa volant, furor arma ministrat;
tum, pietate gravem ac meritis si forte virum quem
conspexere, silent arrectisque auribus astant;
ille regit dictis animos et pectora mulcet:
sic cunctus pelagi cecidit fragor, aequora postquam
Schon leiht Waffen die Wut, schon schleudert man Brände und Steine –
Dann, wenn ein Mann auftritt, durch Verdienst und edle Gesinnung
Ehrfurchtsvoll, gleich still und lauschenden Ohres sie dastehn,
Da mit Worten die Geister er lenkt und die Herzen beschwichtigt:
Also sank das Gekrach auch des Meers, als, über die Fläche
155



prospiciens genitor caeloque invectus aperto
flectit equos curruque volans dat lora secundo.
Defessi Aeneadae quae proxima litora cursu
contendunt petere, et Libyae vertuntur ad oras.
est in secessu longo locus: insula portum
Schauend, bei heiterer Luft nun wieder der Vater dahinfuhr
Und vor dem Wagen behend am Zaum umschwenkte die Rosse.
Aber Aineias' Schar, die ermüdete, nimmt zu dem nächsten
Ufer den Lauf und wendet sofort sich zu Libyens Strande.
Tief im Versteck ist der Ort, ein Eiland, das mit der Breite
160



efficit obiectu laterum, quibus omnis ab alto
frangitur inque sinus scindit sese unda reductos.
hinc atque hinc vastae rupes geminique minantur
in caelum scopuli, quorum sub vertice late
aequora tuta silent; tum silvis scaena coruscis
Vortritt, bildet den Hafen; an ihm bricht jegliche Woge,
Die von der Höh andringt, und zerteilt nun kommt in die Bucht sie.
Hier wie dort droht wüstes Gestein, dröhn doppelte Klippen
Hoch zum Himmel empor, und weit umragt von den Felshöhn
Schweigt die geglättete Bucht. Darüber mit schwankenden Wipfeln
165



desuper, horrentique atrum nemus imminet umbra.
fronte sub adversa scopulis pendentibus antrum;
intus aquae dulces vivoque sedilia saxo,
Nympharum domus. hic fessas non vincula navis
ulla tenent, unco non alligat ancora morsu.
Ragt wandartig ein düsterer Hain mit schaurigen Schatten.
Unter der Wand wölbt vorn sich zur Grotte die hangende Klippe:
Sitze darin aus lebendigem Fels und liebliche Quellen,
Hier ist der Nymphen Behausung. Es hält kein Tau das erschöpfte
Schiff hier fest, noch bannt mit krummem Gebiss es der Anker.
170



huc septem Aeneas collectis navibus omni
ex numero subit, ac magno telluris amore
egressi optata potiuntur Troes harena
et sale tabentis artus in litore ponunt.
ac primum silici scintillam excudit Achates
Hierher steuert Aineias, nachdem er von allen den Schiffen
Sieben zusammengebracht. Sehnsüchtig begehrend zu landen,
Steigen die Dardaner aus, und, den Sand, den erwünschten, betretend,
Strecken am Ufer sie froh die vom Meer durchrüttelten Glieder.
Aber Achates schlug zuerst aus dem Kiesel den Funken,
175



succepitque ignem foliis atque arida circum
nutrimenta dedit rapuitque in fomite flammam.
tum Cererem corruptam undis Cerealiaque arma
expediunt fessi rerum, frugesque receptas
et torrere parant flammis et frangere saxo.
Fasste das Feuer mit Laub, und, ringsum trockene Nahrung
Hüllend, entfacht' er behend im Zunder die flackernde Flamme.
Ceres' Frucht, durch die Nässe versehrt, die Geräte der Ceres
Holt man, wie sehr auch müde, heraus. Die geretteten Körner
Schickt man zu rösten sich an mit der Glut und am Stein zu zermalmen.
180



Aeneas scopulum interea conscendit, et omnem
prospectum late pelago petit, Anthea si quem
iactatum vento videat Phrygiasque biremis
aut Capyn aut celsis in puppibus arma Caici.
navem in conspectu nullam, tris litore cervos
Doch Aineias besteigt inzwischen den Fels, um die Aussicht
Rings zu gewinnen aufs Meer, ob nicht vielleicht er den Antheus
Sähe vom Winde gejagt und die phrygischen Doppelgaleeren
Oder den Kapys, Kaikos' Wehr auf ragendem Spiegel.
Doch kein Schiff ist in Sicht. Drei Hirsche nur sieht am Gestade
185



prospicit errantis; hos tota armenta sequuntur
a tergo et longum per vallis pascerentur agmen.
constitit hic arcumque manu celerisque sagittas
corripuit fidus quae tela gerebat Achates,
ductoresque ipsos primum capita alta ferentis
Fern er irren; als Nachtrab folgt im Rücken ein ganzes
Rudel; so weidet der Zug, lang hin sich streckend, im Talgrund.
Still nun steht er; es greift zum Bogen die Hand und den raschen
Pfeilen - der treue Achates trug für ihn die Geschosse.
Erstlich erlegt er die Führer, die stolz auf ragenden Häuptern
190



cornibus arboreis sternit, tum vulgus et omnem
miscet agens telis nemora inter frondea turbam;
nec prius absistit quam septem ingentia victor
corpora fundat humi et numerum cum navibus aequet;
hinc portum petit et socios partitur in omnis.
Wiegen ihr ästig Geweih, dann scheucht er das Volk und den ganzen
Schwärm durcheinander im schattigen Hain, mit den Waffen sie hetzend.
Eher nicht lässt er ab, bis sieben gewaltige Leiber
Er zu Boden gestreckt, dass die Zahl gleichkomme den Schiffen,
Eilt zum Hafen alsdann und verteilt sie allen Gefährten;
195



vina bonus quae deinde cadis onerarat Acestes
litore Trinacrio dederatque abeuntibus heros
dividit, et dictis maerentia pectora mulcet:
"O socii - neque enim ignari sumus ante malorum -,
o passi graviora, dabit deus his quoque finem.
Dann auch den Wein, den in Krügen gefüllt der gute Akestes
Am trinakrischen Strande, der Held, den Scheidenden schenkte,
Ihn auch teilt er und sänftigt so die bekümmerten Herzen:
"Teure Gefährten - wir sind ja nicht unkundig im Leiden –
Ihr, die ihr Schlimmres erlebt, ein Gott wird dieses auch enden.
200



vos et Scyllaeam rabiem penitusque sonantis
accestis scopulos, vos et Cyclopia saxa
experti: revocate animos maestumque timorem
mittite; forsan et haec olim meminisse iuvabit.
per varios casus, per tot discrimina rerum
Ihr seid Skyllas Wut und den lärmdurchschütterten Riffen
Nahe gekommen, ihr habt die kyklopische Felsenbehausung
Kennen gelernt. Fasst wiederum Mut, lasst ab von der trüben
Furcht. Vielleicht wird einst die Erinnrung daran euch ergötzen.
Durch manch Wechselgeschick, durch bedrängter Entscheidungen viele
205



tendimus in Latium, sedes ubi fata quietas
ostendunt; illic fas regna resurgere Troiae.
durate, et vosmet rebus servate secundis."
Talia voce refert curisque ingentibus aeger
spem vultu simulat, premit altum corde dolorem.
Ziehen nach Latium wir, wo das Schicksal ruhige Sitze
Sicher verheißt. Dort darf von neuem sich Troia erheben.
Macht euch hart und erhaltet euch selbst für bessere Zeiten!"
Also lautet sein Wort, und siech von unsäglichem Kummer
Zeigt er Hoffnung im Blick; tief birgt er den Schmerz in dem Busen.
210



illi se praedae accingunt dapibusque futuris:
tergora diripiunt costis et viscera nudant;
pars in frusta secant veribusque trementia figunt,
litore aëna locant alii flammasque ministrant.
tum victu revocant viris, fusique per herbam
Die nun wenden zur Beute sich jetzt und des Mahles Beschickung,
Ziehn von den Rippen das Fell und entblößen der Tiere Gekröse.
Andre zerstückeln das Fleisch und lassen an Spießen es schwingen,
Kessel dann stellt ein Teil an den Strand und besorget das Feuer.
Und nun stärken sie sich durch Speis, und im Rasen gelagert
215



implentur veteris Bacchi pinguisque ferinae.
postquam exempta fames epulis mensaeque remotae,
amissos longo socios sermone requirunt,
spemque metumque inter dubii, seu vivere credant
sive extrema pati nec iam exaudire vocatos.
Füllet sie Bakchos' alterndes Nass und saftiges Wildbret.
Als dann der Hunger gestillt durch das Mahl und die Tische entfernt sind,
Denken mit Schmerz sie im langen Gespräch der verlornen Gefährten,
Zwischen Befürchtung geteilt und Hoffnung, ob sie noch leben,
Ob sie das Schlimmste betraf - nie mehr sie den Rufenden hören.
220



praecipue pius Aeneas nunc acris Oronti,
nunc Amyci casum gemit et crudelia secum
fata Lyci fortemque Gyan fortemque Cloanthum.
Et iam finis erat, cum Iuppiter aethere summo
despiciens mare velivolum terrasque iacentis
Aber der fromme Aineias zumeist, er beseufzt in der Stille
Jetzo des kühnen Orontes Geschick und des Amykos, jetzo
Lykos' traurigen Fall und den tapfern Kloanthes und Gyas.
Also endete dies, als Iupiter hoch aus dem Aither
Über das segelumflatterte Meer und die ruhenden Länder,
225



litoraque et latos populos, sic vertice caeli
constitit et Libyae defixit lumina regnis.
atque illum talis iactantem pectore curas
tristior et lacrimis oculos suffusa nitentis
adloquitur Venus: "o qui res hominumque deumque
Über die Küsten und Völker umher ausschaut, auf des Himmels
Scheitel gestellt, und den Blick fest richtet auf Libyens Reiche.
Ihm nun, da in der Brust er solcherlei Sorgen bewegte,
Nahet bekümmert, den strahlenden Blick mit Tränen umgossen,
Venus und redet ihn an: "O du, der Menschen und Götter
230



aeternis regis imperiis et fulmine terres,
quid meus Aeneas in te committere tantum,
quid Troes potuere, quibus tot funera passis
cunctus ob Italiam terrarum clauditur orbis?
certe hinc Romanos olim volventibus annis,
Du mit ewgem Gebote regierst und sie schreckst mit dem Blitze,
Sage, was mein Aineias an dir so Großes verschuldet
Oder die Troer, dass sie, die so viel Tote betrauert,
Wegen Italien man ausschließt ringsum von dem Erdkreis?
Und doch sollten von hier mit kreisenden Jahren die Römer,
235



hinc fore ductores, revocato a sanguine Teucri,
qui mare, qui terras omnis dicione tenerent,
pollicitus - quae te, genitor, sententia vertit?
hoc equidem occasum Troiae tristisque ruinas
solabar fatis contraria fata rependens;
Sollten die Feldherrn kommen, von Teukros' wiedererwecktem
Stamm, die Länder und Meer festhielten in jedem Gehorsam –
Also versprachst du. Was hat dir den Sinn, o Erzeuger, geändert?
Damit tröstet ich mich ob Troias Fall und der grausen
Trümmer, indem ich Geschick mit Geschick wog; aber dasselbe
240



nunc eadem fortuna viros tot casibus actos
insequitur. quem das finem, rex magne, laborum?
Antenor potuit mediis elapsus Achivis
Illyricos penetrare sinus atque intima tutus
regna Liburnorum et fontem superare Timavi,
Schicksal verfolgt auch jetzt die durch so viel Nöte getriebnen
Männer. Wann machst du den Mühn, o erhabener König, ein Ende?
Konnte doch, mitten entschlüpft durch das Heer der Achiver, Antenor
In die illyrische Bucht eindringen und bei dem versteckten
Reich der Liburner vorbei und Timavus' Quellen gelangen,
245



unde per ora novem vasto cum murmure montis
it mare proruptum et pelago premit arva sonanti.
hic tamen ille urbem Patavi sedesque locavit
Teucrorum et genti nomen dedit armaque fixit
Troia, nunc placida compostus pace quiescit:
Der mit lautem Getöse des Bergs sich jäh in das Meer stürzt
Durch neun Mündungen und das Gefild mit rauschender Flut deckt!
Und hier baut' er die Stadt Patavium, gründete Sitze
Hier für die Teukrer, benannte das Volk; die troianische Wehr hing
Hier er auf und ruht jetzt aus, in Frieden bestattet.
250



nos, tua progenies, caeli quibus adnuis arcem,
navibus - infandum! - amissis unius ob iram
prodimur atque Italis longe disiungimur oris.
hic pietatis honos? sic nos in sceptra reponis?"
Olli subridens hominum sator atque deorum
Wir, dein Geschlecht, dem selbst du die Feste des Himmels gewährtest,
Werden, o Schmach, nach der Schiffe Verlust verraten um einer
Einzigen Zorn und weit vom italischen Strande verschlagen.
Ist das der Frömmigkeit Lohn? Verleihst du so uns das Zepter?"
Und mild lächelt sie an der Erzeuger der Menschen und Götter
255



vultu, quo caelum tempestatesque serenat,
oscula libavit natae, dehinc talia fatur:
"parce metu, Cytherea, manent immota tuorum
fata tibi; cernes urbem et promissa Lavini
moenia, sublimemque feres ad sidera caeli
Mit dem Blick, der Himmelsgewölb und Wetter erheitert.
Leise dann küsst' auf den Mund er die Tochter und redete also:
"Lass von der Furcht, Kytherea, unwandelbar bleibet der Deinen
Schicksal; du wirst noch die Stadt Lavinium und die verheißnen
Mauern erschaun. Du trägst empor zu den Sternen des Himmels
260



magnanimum Aenean; neque me sententia vertit.
hic tibi - fabor enim, quando haec te cura remordet,
longius et volvens fatorum arcana movebo -
bellum ingens geret Italia populosque ferocis
contundet moresque viris et moenia ponet,
Deinen erhabnen Aineias; mein Sinn hat nicht sich geändert.
Er - ich will es gestehn, da so sehr dich peinigt die Sorge,
Ja, ich will das verhüllte Geschick noch weiter entrollen –
Führt noch gewaltige Krieg' in Italien, bändigt die wilden
Völker und gründet Gesetz' und schützende Mauern den Männern,
265



tertia dum Latio regnantem viderit aestas
ternaque transierint Rutulis hiberna subactis.
at puer Ascanius, cui nunc cognomen Iulo
additur - Ilus erat, dum res stetit Ilia regno -,
triginta magnos volvendis mensibus orbis
Bis in Latium ihn drei Sommer als König gesehen,
Dreimal ins Wintergezelt die gebändigten Rutuler zogen.
Aber der Knab Askanios, jetzt Iulus geheißen -
Ilos war er, solange das Reich von Ilion blühte –
Wird mit Herrschergewalt dreimal zehn Jahre der Monde
270



imperio explebit, regnumque ab sede Lavini
transferet, et Longam multa vi muniet Albam.
hic iam ter centum totos regnabitur annos
gente sub Hectorea, donec regina sacerdos
Marte gravis geminam partu dabit Ilia prolem.
Kreislauf füllen und wird, sein Reich von Laviniums Sitze
Weiter verlegend mit Macht, aufbauen die Feste von Alba.
Drei Jahrhunderte lang wird stets hier bleiben die Herrschaft
Unter des Hektor Geschlecht, bis die fürstliche Priesterin endlich,
Ilia, schwanger von Mars ein Zwillingspaar auf die Welt bringt.
275



inde lupae fulvo nutricis tegmine laetus
Romulus excipiet gentem et Mavortia condet
moenia Romanosque suo de nomine dicet.
his ego nec metas rerum nec tempora pono:
imperium sine fine dedi. quin aspera Iuno,
Dann führt, prangend im bräunlichen Pelz der ernährenden Wölfin,
Romulus weiter den Stamm. Er wird die mavortischen Mauern
Gründen und Romas Volk nach dem eigenen Namen benennen.
Diesem bestimm ich kein Ziel im Raum, kein Ziel in den Zeiten:
Herrschaft hab ich ohn End' ihm verliehn. Selbst Iuno, die harte,
280



quae mare nunc terrasque metu caelumque fatigat,
consilia in melius referet, mecumque fovebit
Romanos, rerum dominos gentemque togatam.
sic placitum. veniet lustris labentibus aetas
cum domus Assaraci Pthiam clarasque Mycenas
Welche durch Meer und Land und Himmel Entsetzen verbreitet,
Wird zu besserem Rat sich verstehn, mit mir noch beschützen
Romas Volk, die Beherrscher der Welt, die togaumwallten.
Dies ist mein Spruch. Einst nahet die Zeit bei entrollenden Lustren,
Da Assarakos' Haus das erlauchte Mykenai und Phthia
285



servitio premet ac victis dominabitur Argis.
nascetur pulchra Troianus origine Caesar,
imperium Oceano, famam qui terminet astris,
Iulius, a magno demissum nomen Iulo.
hunc tu olim caelo spoliis Orientis onustum
Beugt ins Joch und als Herr dem geknechteten Argos gebietet.
Dann sprosst auf aus schönem Geschlecht der troianische Caesar,
Dessen Gebot bis zum Ozean reicht, des Ruhm zu den Sternen,
Iulius, auch sein Nam' entstammt vom großen lulus.
Ruhig empfängst du ihn einst, der beschwert mit des Ostens Trophäen
290



accipies secura; vocabitur hic quoque votis.
aspera tum positis mitescent saecula bellis:
cana Fides et Vesta, Remo cum fratre Quirinus
iura dabunt; dirae ferro et compagibus artis
claudentur Belli portae; Furor impius intus
Nahet, im Himmel; auch er wird einst mit Gelübden gerufen.
Dann, von Kriegen erlöst, wird sanfter die störrige Menschheit;
Treue, die Greisin, und Vesta, Quirin, mit Remus, dem Bruder,
Geben Gesetze; mit Stahl und klemmenden Riegeln geschlossen
Bleiben die grausigen Tore des Kriegs; drin sitzt die verruchte
295



saeva sedens super arma et centum vinctus aënis
post tergum nodis fremet horridus ore cruento."
Haec ait et Maia genitum demittit ab alto,
ut terrae utque novae pateant Karthaginis arces
hospitio Teucris, ne fati nescia Dido
Wut auf der grimmigen Wehr, und hinter dem Rücken, mit hundert
Ehernen Knoten umstrickt, schnaubt blutigen Schlundes das Scheusal."
Sprach's und sandte der Maia Sohn von der Höhe des Himmels,
Dass sich Gebiet und Burg des neuen Karthago den Teukrern
Gastlich eröffnete, nicht, unkundig der Götterverheißung,
300



finibus arceret. volat ille per aëra magnum
remigio alarum ac Libyae citus astitit oris.
et iam iussa facit, ponuntque ferocia Poeni
corda volente deo; in primis regina quietum
accipit in Teucros animum mentemque benignam.
Dido sie hielte zurück. Auf rudernden Schwingen die weite
Luft durchfliegend, gelangt er behend zu Libyens Küsten.
Und er erfüllt das Geheiß; es entsagen die Pöner dem wilden
Sinn nach dem Willen des Gotts. Vor allem die Königin neigt sich
Gegen die Teukrer mit stillem Gemüt und freundlichem Herzen.
305



At pius Aeneas per noctem plurima volvens,
ut primum lux alma data est, exire locosque
explorare novos, quas vento accesserit oras,
qui teneant - nam inculta videt -, hominesne feraene,
quaerere constituit sociisque exacta referre.
Aber der fromme Aineias, die Nacht durch vieles erwägend,
Fasst, sobald das erquickende Licht erschienen, den Vorsatz,
Auszuziehn und den Platz zu durchspähn, wer die neuen Gestade,
Denen er segelnd genaht - ob Menschen, ob Tiere - bewohne
(Denn nicht bebaut ist das Land) und den Seinigen Kunde zu bringen.
310



classem in convexo nemorum sub rupe cavata
arboribus clausam circum atque horrentibus umbris
occulit; ipse uno graditur comitatus Achate
bina manu lato crispans hastilia ferro.
cui mater media sese tulit obvia silva
Unter der Wölbung des Walds, in felsiger Kluft und von Bäumen
Rings und grausigen Schatten umhegt, verbirgt er die Flotte.
Selbst dann schreitet er fort, allein von Achates begleitet,
Und ihm schwingt in der Hand ein Paar breitschneidiger Speere.
Aber es tritt inmitten des Walds ihm entgegen die Mutter -
315



virginis os habitumque gerens et virginis arma
Spartanae, vel qualis equos Threissa fatigat
Harpalyce volucremque fuga praevertitur Hebrum.
namque umeris de more habilem suspenderat arcum
venatrix dederatque comam diffundere ventis,
Jungfraunhaft ist Gesicht und Tracht, jungfräulich die Waffen -
Wie die spartanische Maid, wie die Thrakerin, welche die Rosse
Tummelt, Harpalyke, die es im Flug aufnimmt mit dem Ostwind.
Denn, nach Gebrauch, von den Schultern der Jägerin hing ein behender
Bogen; das Haar war entfesselt, ein flatterndes Spiel für die Winde.
320



nuda genu nodoque sinus collecta fluentis.
ac prior "heus," inquit, "iuvenes, monstrate, mearum
vidistis si quam hic errantem forte sororum
succinctam pharetra et maculosae tegmine lyncis,
aut spumantis apri cursum clamore prementem."
Nackt war das Knie, und der wallende Bausch zum Knoten verschlungen.
Und sie begann: "Ihr Jünglinge sagt, ob eine von meinen
Schwestern ihr hier vielleicht habt irren gesehen; ein Köcher
Hing ihr am Gurt, er schürzt zugleich ein fleckiges Luchsfell -
Oder ob schreiend im Lauf sie hemmte den schäumenden Eber."
325



Sic Venus et Veneris contra sic filius orsus:
"nulla tuarum audita mihi neque visa sororum,
o quam te memorem, virgo? namque haud tibi vultus
mortalis, nec vox hominem sonat; o, dea certe:
an Phoebi soror? an Nympharum sanguinis una?
Also Venus, und Venus' Sohn antwortet' dagegen:
"Schwestern von dir sind nicht zu Auge noch Ohr mir gekommen,
O - wie nenn ich dich, Jungfrau, doch? denn sterblich fürwahr ist
Nicht dein Blick noch menschlich dein Laut - oh, sicherlich, Göttin,
Phoibos' Schwester vielleicht, vielleicht vom Geschlechte der Nymphen;
330



sis felix nostrumque leves, quaecumque, laborem
et quo sub caelo tandem, quibus orbis in oris
iactemur doceas: ignari hominumque locorumque
erramus vento huc vastis et fluctibus acti.
multa tibi ante aras nostra cadet hostia dextra."
Sei glückbringend und, wer du auch seist, erleichtre die Müh uns.
Sprich, wo unter dem Himmel, an welchem Gestade des Erdrunds
Wir uns treiben umher! Unkundig der Menschen und Orte,
Irren durch Sturm wir hierher und unendliche Fluten verschlagen:
Deinem Altar fällt einst manch Opfer von unserer Rechten."
335



Tum Venus: "haud equidem tali me dignor honore;
virginibus Tyriis mos est gestare pharetram
purpureoque alte suras vincire coturno.
Punica regna vides, Tyrios et Agenoris urbem;
sed fines Libyci, genus intractabile bello.
Venus darauf: "Nicht ist mir das Recht zu solcherlei Ehre.
Tyrischen Jungfraun ist es Gebrauch, den Köcher zu führen
Und mit purpurnem Schuh hochauf zu umschnüren die Waden.
Punisch Gebiet, Agenors Stadt und Tyrier siehst du,
Aber das Land ist libysch - ein Volk unnahbar im Kriege.
340



imperium Dido Tyria regit urbe profecta,
germanum fugiens. longa est iniuria, longae
ambages; sed summa sequar fastigia rerum.
huic coniunx Sychaeus erat, ditissimus auri
Phoenicum, et magno miserae dilectus amore,
Dido regiert dies Reich, hierher aus Tyros gekommen,
Da vor dem Bruder sie floh. Lang ist die Beleidigung, lang auch
Ist's zu erzählen, doch folg ich kurz den erheblichsten Zügen:
Mit ihr war Sychaeus vermählt, an Äckern der reichste
Mann der Phöniker, geliebt mit innigster Glut von der Armen,
345



cui pater intactam dederat primisque iugarat
ominibus. sed regna Tyri germanus habebat
Pygmalion, scelere ante alios immanior omnis.
quos inter medius venit furor. ille Sychaeum
impius ante aras atque auri caecus amore
Die ihm der Vater als Jungfrau gab und zur Ehe zuerst ihm
Weihte. Doch hatte das Reich von Tyros der eigene Bruder
Inne, Pygmalion, er, vor allen durch Greuel verrufen.
Zwischen den beiden entspann sich ein wütender Hass. Den Sychaeus
Mordete vor dem Altar, ruchlos und geblendet von Geldgier,
350



clam ferro incautum superat, securus amorum
germanae; factumque diu celavit et aegram
multa malus simulans vana spe lusit amantem.
ipsa sed in somnis inhumati venit imago
coniugis ora modis attollens pallida miris;
Jener geheim und aus dem Versteck; die Liebe der Schwester
Kümmert' ihn nicht. Noch lange verhehlt' er die Tat, da er schändlich
Mit Scheinhoffnungen oft die geängstigte Liebende täuschte.
Doch der Gemahl, der Bestattung beraubt, erschien ihr im Traumbild
Selber, das bleiche Gesicht vor ihr unheimlich erhebend,
355



crudelis aras traiectaque pectora ferro
nudavit, caecumque domus scelus omne retexit.
tum celerare fugam patriaque excedere suadet
auxiliumque viae veteres tellure recludit
thesauros, ignotum argenti pondus et auri.
Deckte den grausen Altar und die Brust, vom Stahle durchbohrt, auf.
Und zog völlig ans Licht den verborgenen Frevel des Hauses.
Hierauf riet er, in schleuniger Flucht zu verlassen die Heimat,
Und als Hilfe zur Fahrt erschloss aus dem Boden er alte
Schätze, die niemand gekannt, an Gold und Silber die Menge.
360



his commota fugam Dido sociosque parabat.
conveniunt quibus aut odium crudele tyranni
aut metus acer erat; navis, quae forte paratae,
corripiunt onerantque auro. portantur avari
Pygmalionis opes pelago; dux femina facti.
Hierdurch bestimmt, schritt Dido zur Flucht und gewann sich Gefährten.
Alle vereinigen sich, die erbitterter Hass des Tyrannen
Oder besondere Furcht aufregt. Was an Schiffen bereit lag,
Rafft man zusammen, belädt man mit Gold, Pygmalions Schätze
Trägt man, des Räubers, zum Meer. Es führt ein Weib zu der Tat an.
365



devenere locos ubi nunc ingentia cernes
moenia surgentemque novae Karthaginis arcem,
mercatique solum, facti de nomine Byrsam,
taurino quantum possent circumdare tergo.
sed vos qui tandem? quibus aut venistis ab oris?
Endlich landeten sie, wo du jetzt die gewaltigen Mauern
Siehst und die eben erstehende Burg des neuen Karthago,
Da von dem Grund so viel sie gekauft - man nennt mit der Tat ihn
Byrsa -, so viel ein Stierfell wohl zu umspannen vermöchte.
Aber wer seid denn ihr? Von welchen Gestaden gekommen?
370



quove tenetis iter?" quaerenti talibus ille
suspirans imoque trahens a pectore vocem:
"O dea, si prima repetens ab origine pergam
et vacet annalis nostrorum audire laborum,
ante diem clauso componet Vesper Olympo.
Oder wohin auf der Fahrt?" - Auf solcherlei Fragen versetzt ihr
Jener mit Seufzen und tief aus der Brust aufziehend die Stimme:
"Wenn ich, o Göttin, vom ersten Beginn anhebend erzählte,
Und du liehest das Ohr für die Chronik unserer Mühen,
Endete Vesper den Tag, zuvor den Olympos verschließend.
375



nos Troia antiqua, si vestras forte per auris
Troiae nomen iit, diversa per aequora vectos
forte sua Libycis tempestas appulit oris.
sum pius Aeneas, raptos qui ex hoste penatis
classe veho mecum, fama super aethera notus;
Wir, von Troia, der alten - sofern zufällig der Name
Troias zu Ohren euch kam - ausschiffend, durchkreuzten der Meere
Manche, bis Sturm hierher uns verschlug an die libysche Küste.
Ich bin Aineias; dem Feind entriss ich fromm die Penaten,
Mit mir führ ich sie fort; mein Ruhm drang über den Aither.
380



Italiam quaero patriam, et genus ab Iove summo.
bis denis Phrygium conscendi navibus aequor,
matre dea monstrante viam data fata secutus;
vix septem convulsae undis Euroque supersunt.
ipse ignotus, egens, Libyae deserta peragro,
Nach Italien will ich, dem Lande der Väter von Zeus her.
Mit zweimal zwölf Schiffen befuhr ich die phrygischen Wogen,
Nach der Verheißung Wort und geführt von der göttlichen Mutter.
Kaum noch sieben, zerzaust vom Ost und den Fluten, sind übrig;
Dürftig, von keinem gekannt, durchirr ich Libyens Wüsten,
385



Europa atque Asia pulsus." nec plura querentem
passa Venus medio sic interfata dolore est:
"Quisquis es, haud, credo, invisus caelestibus auras
vitalis carpis, Tyriam qui adveneris urbem;
perge modo atque hinc te reginae ad limina perfer.
Aus Europa verbannt und Asien." Weitere Klagen
Duldete Venus nicht und sprach inmitten des Schmerzes:
"Wer du auch seist, nicht, glaub ich, verhasst den Unsterblichen atmest
Du die belebende Luft, da zur tyrischen Stadt du gekommen.
Geh nur zu und begib dich von hier zu der Königin Schwelle.
390



namque tibi reduces socios classemque relatam
nuntio et in tutum versis Aquilonibus actam,
ni frustra augurium vani docuere parentes.
aspice bis senos laetantis agmine cycnos,
aetheria quos lapsa plaga Iovis ales aperto
Denn ich verkündige dir, dass zurück die Gefährten gekommen
Und der gewendete Nord in den Hafen die Flotte geführt hat,
Wenn nicht die Eltern umsonst mich gelehrt, nach den Vögeln zu schauen.
Sieh, wie in jubelndem Zug zweimal zwölf Schwäne sich reihen,
Die, aus aitherischen Höhen entstürzt, jüngst Iupiters Vogel
395



turbabat caelo; nunc terras ordine longo
aut capere aut captas iam despectare videntur:
ut reduces illi ludunt stridentibus alis
et coetu cinxere polum cantusque dedere,
haud aliter puppesque tuae pubesque tuorum
Jagte am offenen Himmel. Den Grund jetzt haben in langem
Streifen zum Teil sie erreicht, teils schon zum Ziel sich ersehen.
Wie sie gerettet sich froh hinschwingen auf sausendem Fittich,
Wie sie das Himmelsgezelt im Schwarm mit Gesängen umkreisen,
Ähnlich wie sie ist die Mannschaft jetzt und die Flotte der Deinen
400



aut portum tenet aut pleno subit ostia velo.
perge modo et, qua te ducit via, derige gressum."
Dixit et avertens rosea cervice refulsit,
ambrosiaeque comae divinum vertice odorem
spiravere; pedes vestis defluxit ad imos,
Teils in den Hafen geeilt, teils naht sie mit schwellendem Segel.
Gehe denn zu und richte den Schritt, wohin dich der Weg führt."
Sprach's, und von ihm gewandt erstrahlt sie mit rosigem Nacken,
Und vom ambrosischen Haar umhaucht den erhabenen Scheitel
Göttlicher Duft; das Gewand fließt tief hinab zu den Füßen,
405



et vera incessu patuit dea. ille ubi matrem
agnovit tali fugientem est voce secutus:
"quid natum totiens, crudelis tu quoque, falsis
ludis imaginibus? cur dextrae iungere dextram
non datur ac veras audire et reddere voces?"
Und im Gange verrät wahrhaft sie als Göttin sich. Jener,
Da er die Mutter erkannt, verfolgt die Enteilende also:
"Warum täuschest auch du so oft grausam wie die andern
Mit Trugbildern den Sohn? Was lässt du die Rechte der Rechten
Nicht sich verbinden? Und stehst nicht Red' in der wirklichen Stimme?"
410



talibus incusat gressumque ad moenia tendit.
at Venus obscuro gradientis aëre saepsit,
et multo nebulae circum dea fudit amictu,
cernere ne quis eos neu quis contingere posset
molirive moram aut veniendi poscere causas.
Also klagt er sie an und richtet den Schritt zu den Mauern.
Aber mit dunkeler Luft hüllt Venus sie ein auf dem Wege
Und umgießet sie rings mit dichtestem Nebelgewande,
Dass sie niemand zu sehn, niemand zu berühren vermöchte
Oder zu hemmen den Weg und der Ankunft Grund zu erforschen.
415



ipsa Paphum sublimis abit sedesque revisit
laeta suas, ubi templum illi, centumque Sabaeo
ture calent arae sertisque recentibus halant.
Corripuere viam interea, qua semita monstrat,
iamque ascendebant collem, qui plurimus urbi
Selbst dann geht durch die Luft sie nach Paphos, und heiter begrüßt sie
Wieder den Sitz, wo ein Tempel ihr ragt und hundert Altäre
Dampfen sabäischcn Rauch und duften von frischen Gewinden.
Jene durcheilten indessen den Weg, den zeigte der Fußpfad,
Und schon stiegen sie auf zum Berg, der über die Stadt sich
420



imminet adversasque aspectat desuper arces.
miratur molem Aeneas, magalia quondam,
miratur portas strepitumque et strata viarum.
instant ardentes Tyrii: pars ducere muros
molirique arcem et manibus subvolvere saxa,
Ragend erhebt und von oben herab hinblickt auf die Feste.
Wunder ergreift bei dem Bau - Zelthütten vordem - den Aineias,
Wunder zugleich bei den Toren, dem Lärm, den gepflasterten Straßen.
Glühender Eifer bewegt die Tyrier; einige führen
Mauern zum Baue der Burg und wälzen Gestein mit den Händen;
425



pars optare locum tecto et concludere sulco;
iura magistratusque legunt sanctumque senatum.
hic portus alii effodiunt; hic alta theatris
fundamenta locant alii, immanisque columnas
rupibus excidunt, scaenis decora apta futuris:
Andere wählen den Platz für ein Haus und umziehn ihn mit Furchen.
Richter und Obherrn wählen sie schon und den heiligen Rat aus.
Hier gräbt Häfen man, hier senkt für die Theater die breiten
Fundamente man ein und haut die gewaltigen Säulen
Aus dem lebendigen Fels zum ragenden Schmuck für die Bühne:
430



qualis apes aestate nova per florea rura
exercet sub sole labor, cum gentis adultos
educunt fetus, aut cum liquentia mella
stipant et dulci distendunt nectare cellas,
aut onera accipiunt venientum, aut agmine facto
Wie bei des Sommers Beginn durch blumige Aun in der Sonne
Bienen sich tummeln bei ihrem Geschäft, wenn des Volkes gereifte
Brut sie führen hinaus und wenn sie den flüssigen Honig
Häufen, dass jegliche Zelle sich dehnt vom lieblichen Nektar,
Oder die Last abnehmen den Kommenden oder als Heerschar
435



ignavum fucos pecus a praesepibus arcent;
fervet opus redolentque thymo fraglantia mella.
"o fortunati, quorum iam moenia surgunt!"
Aeneas ait et fastigia suspicit urbis.
infert se saeptus nebula - mirabile dictu -
Ziehend die Drohnen, das lässige Vieh, von den Krippen vertreiben;
Heiß ist die Arbeit, des Thymians Hauch durchduftet den Honig.
"O Glückselige ihr, dass euch schon Mauern er stehen!"
Sprach Aineias und sah hinauf zu den Zinnen der Feste,
Und vom Nebel umhüllt - seltsam zu sagen -, begibt er
440



per medios, miscetque viris neque cernitur ulli.
Lucus in urbe fuit media, laetissimus umbrae,
quo primum iactati undis et turbine Poeni
effodere loco signum, quod regia Iuno
monstrarat, caput acris equi; sic nam fore bello
Mitten sich unter den Schwarm und wird von keinem gesehen.
Grad inmitten der Stadt war ein Hain mit üppigem Schatten,
Wo, durch Wirbel und Flut verschlagen, zuerst die Karthager
Gruben das Zeichen heraus, das ihnen die Königin Iuno
Früher verheißen; ein Rosshaupt war's: so werde das Volk auch
445



egregiam et facilem victu per saecula gentem.
hic templum Iunoni ingens Sidonia Dido
condebat, donis opulentum et numine divae,
aerea cui gradibus surgebant limina nexaeque
aere trabes, foribus cardo stridebat aënis.
Trefflich im Krieg und in Nahrung bequem Jahrhunderte dauern.
Hier nun gründete jetzt die Sidonierin einen gewaltgen
Tempel der Iuno, reich durch Geschenk' und die Würde der Göttin:
Ehern erhob sich die Schwell' auf Stufen, die Balken mit ehrnen
Klammern gefügt; es knarrte an ehernen Türen die Angel.
450



hoc primum in luco nova res oblata timorem
leniit, hic primum Aeneas sperare salutem
ausus et adflictis melius confidere rebus.
namque sub ingenti lustrat dum singula templo
reginam opperiens, dum quae fortuna sit urbi
Hier in dem Hain auch bot sich zuerst dem Aineias ein neuer
Anblick, welcher die Furcht ihm beschwichtigte. Rettung zu hoffen,
Wagte zuerst er hier und Vertrauen zu fassen im Unglück.
Denn indem er das einzelne prüft in dem mächtigen Tempel
Und, auf die Königin wartend, das Glück anstaunet des Ortes,
455



artificumque manus inter se operumque laborem
miratur, videt Iliacas ex ordine pugnas
bellaque iam fama totum vulgata per orbem,
Atridas Priamumque et saevum ambobus Achillem.
constitit et lacrimans "quis iam locus," inquit, "Achate,
Aller der Künstler Geschick vergleicht und die Mühe der Arbeit,
Sieht er die Schlachten von Ilion hier nach der Reihe geschildert,
Sieht er den Krieg, den der Ruf ringsum schon trug durch den Erdkreis,
Priamos und die Atriden - Achilleus, grollend auf beide.
Und still steht er und weint: "Wo ist, o Achates, auf Erden",
460



quae regio in terris nostri non plena laboris?
en Priamus. sunt hic etiam sua praemia laudi,
sunt lacrimae rerum et mentem mortalia tangunt.
solve metus; feret haec aliquam tibi fama salutem."
sic ait atque animum pictura pascit inani
Ruft er, "der Ort, der nicht schon voll ist unserer Kämpfe?
Priamos hier! Auch hier ist der Ruhm nicht ohne Belohnung.
Tränen sind hier und Herzen, gerührt von menschlichem Schicksal!
Lass von der Furcht: in etwas wird zum Heil dir der Ruhm sein."
Also ruft er und weidet den Geist an dem eiteln Gemälde,
465



multa gemens, largoque umectat flumine vultum.
namque videbat uti bellantes Pergama circum
hac fugerent Grai, premeret Troiana iuventus;
hac Phryges, instaret curru cristatus Achilles.
nec procul hinc Rhesi niveis tentoria velis
Oftmals seufzend, und netzt mit reichlichen Fluten das Antlitz.
Denn hier sah er im Kampf um Pergamons Mauern die Griechen
Fliehn, von der troischen Jugend bedrängt: dort aber die Phryger
Flüchtig enteilen, zu Wagen verfolgt vom bebuschten Achilleus.
Weinend erkannt er nicht fern davon am schneeigen Leinen
470



agnoscit lacrimans, primo quae prodita somno
Tydides multa vastabat caede cruentus,
ardentisque avertit equos in castra prius quam
pabula gustassent Troiae Xanthumque bibissent.
parte alia fugiens amissis Troilus armis,
Rhesos' Gezelt, das - grad im beginnenden Schlummer verraten -
Tydeus' Sohn, blutstarrend vom argen Gemetzel, verheerte.
Fort ins Lager dann trieb er die feurigen Rosse, bevor sie
Troias Futter geschmeckt und aus Xanthos' Wassern getrunken.
Troïlos dann auf der Flucht nach verlorenen Waffen, der arme
475



infelix puer atque impar congressus Achilli,
fertur equis curruque haeret resupinus inani,
lora tenens tamen; huic cervixque comaeque trahuntur
per terram, et versa pulvis inscribitur hasta.
interea ad templum non aequae Palladis ibant
Knabe, war dort in gar ungleichem Gefecht mit Achilleus.
Rücklings hängt, von den Rossen entrafft, er am ledigen Wagen,
Aber die Zügel noch fest in der Hand; ihm schleift auf der Erde
Nacken und Schopf; es zeichnet den Staub die gewendete Lanze.
Und mit entnesteltem Haar zum Tempel der grollenden Pallas
480



crinibus Iliades passis peplumque ferebant
suppliciter, tristes et tunsae pectora palmis;
diva solo fixos oculos aversa tenebat.
ter circum Iliacos raptaverat Hectora muros
exanimumque auro corpus vendebat Achilles.
Gehn inzwischen die ilischen Fraun und tragen den Peplos
Demutsvoll und zerknirscht, mit der Hand sich schlagend die Brüste.
Pallas wendet sich ab und heftet den Blick auf den Boden.
Dreimal hatte Achilleus bereits um Ilions Mauern
Hektor geschleift und verkaufte für Gold den erschlagenen Leichnam.
485



tum vero ingentem gemitum dat pectore ab imo,
ut spolia, ut currus, utque ipsum corpus amici
tendentemque manus Priamum conspexit inermis.
se quoque principibus permixtum agnovit Achivis,
Eoasque acies et nigri Memnonis arma.
Tief aus innerster Brust und furchtbar tönte sein Seufzen,
Wie er Gespann und Rüstung, wie selber den Leib er des Freundes,
Wie er den Priamos sieht, wehrlos ausstreckend die Hände.
Auch sich selbst im Gemeng mit den ersten Achivern erblickt er,
Und die eoische Schar und die Waffen des schwärzlichen Memnon.
490



ducit Amazonidum lunatis agmina peltis
Penthesilea furens mediisque in milibus ardet,
aurea subnectens exsertae cingula mammae
bellatrix, audetque viris concurrere virgo.
Haec dum Dardanio Aeneae miranda videntur,
Im Amazonengeschwader mit halbmondförmigen Tartschen
Rast kampfglühend voran in den Tausenden Penthesileia,
Unter der nackenden Brust umschnürt vom goldenen Gürtel:
Kriegerisch wagt sich im Streit mit den Männern zu messen die Jungfrau.
Während der Dardaner dies, Aineias, staunend betrachtet,
495



dum stupet obtutuque haeret defixus in uno,
regina ad templum, forma pulcherrima Dido,
incessit magna iuvenum stipante caterva.
qualis in Eurotae ripis aut per iuga Cynthi
exercet Diana choros, quam mille secutae
Während vertieft er steht und gebannt von dem einzigen Anblick,
Schritt zu dem Tempel die Fürstin heran, hochprangend in Schönheit,
Dido, von großem Geleit umgeben der punischen Jugend;
Wie an Eurotas' Strand und wie auf den Höhen des Kynthos
Artemis führet den Reihn, der Tausende von Oreaden
500



hinc atque hinc glomerantur Oreades; illa pharetram
fert umero gradiensque deas supereminet omnis;
Latonae tacitum pertemptant gaudia pectus:
talis erat Dido, talem se laeta ferebat
per medios instans operi regnisque futuris.
Folgen, von hier und dort herwimmelnd; den Köcher im Nacken,
Geht sie und ragt im Gang hoch über die Göttinnen alle:
Freudengefühl durchbebt Latonas schweigenden Busen -
So war Dido zu schaun, so schritt in der Mitte von allen
Heiter sie her, nur bedacht auf das Werk und die künftige Herrschaft.
505



tum foribus divae, media testudine templi,
saepta armis solioque alte subnixa resedit.
iura dabat legesque viris, operumque laborem
partibus aequabat iustis aut sorte trahebat:
cum subito Aeneas concursu accedere magno
Dann vor der Göttin Tor inmitten der Halle des Tempels
Saß, von Waffen umhegt, auf erhabenem Throne sie nieder.
Recht und Gesetz gab dort sie dem Volk und verteilte der Werke
Arbeit teils nach billigem Maß und teils nach dem Lose -
Als Aineias plötzlich gewahrt, wie in mächtigem Auflauf
510



Anthea Sergestumque videt fortemque Cloanthum
Teucrorumque alios, ater quos aequore turbo
dispulerat penitusque alias avexerat oras.
obstipuit simul ipse, simul percussus Achates
laetitiaque metuque; avidi coniungere dextras
Antheus naht, Sergestus, der tapfre Kloanthes und andre
Teukrier mehr, die der schwarze Orkan weithin auf dem Meere
Hatte zerstreut und entführt nach völlig entlegenen Küsten.
Selber erstaunt er, es staunt mit ihm der betroffne Achates.
Froh und erschreckt zugleich glühn sehnsuchtsvoll sie, die Rechte
515



ardebant, sed res animos incognita turbat.
dissimulant et nube cava speculantur amicti
quae fortuna viris, classem quo litore linquant,
quid veniant; cunctis nam lecti navibus ibant
orantes veniam et templum clamore petebant.
Ihnen zu reichen; doch stehn sie verwirrt von der Neuheit der Sache.
Und so bleiben sie stehn und spähn, umhüllt von der Wolke,
Was mit den Männern geschehn, wo die Flotte sie haben gelassen,
Was sie führe hierher. Denn aus sämtlichen Schiffen erlesen
Kamen sie, Gnade zu flehn, und eilten mit Rufen zum Tempel.
520



Postquam introgressi et coram data copia fandi,
maximus Ilioneus placido sic pectore coepit:
"o regina, novam cui condere Iuppiter urbem
iustitiaque dedit gentis frenare superbas,
Troes te miseri, ventis maria omnia vecti,
Als sie betreten den Raum und ihnen zu reden erlaubt war,
Hob Ilioneus an, der Bejahrteste, ruhigen Herzens:
"Königin, du, der Zeus zu gründen erlaubte die neue
Stadt und durch Recht und Gesetz zu zügeln die trotzigen Völker,
Wir, unglückliche Troer, vom Sturm durch die Meere getrieben,
525



oramus: prohibe infandos a navibus ignis,
parce pio generi et propius res aspice nostras.
non nos aut ferro Libycos populare penatis
venimus, aut raptas ad litora vertere praedas;
non ea vis animo nec tanta superbia victis.
Flehen dich an: Halt ab den entsetzlichen Brand von den Schiffen,
Schone des frommen Geschlechts, sieh näher dir an unsere Lage!
Nicht mit Stahl zu verheeren des libyschen Volkes Penaten
Sind wir gekommen, noch Raub hinab zum Strande zu treiben:
Nicht ist solche Gewalt noch Hoffart Brauch der Besiegten.
530



est locus, Hesperiam Grai cognomine dicunt,
terra antiqua, potens armis atque ubere glaebae;
Oenotri coluere viri; nunc fama minores
Italiam dixisse ducis de nomine gentem.
hic cursus fuit,
Wisse, es ist ein Ort, den Hesperien nennen die Griechen:
Alt ist das Land und stark durch Waffen und üppiges Erdreich,
Von oinotrischen Männern bebaut; jetzt sagt man, die Spätern
Hätten Italien es vom Namen des Fürsten geheißen.
Dahin segelten wir:
535



cum subito adsurgens fluctu nimbosus Orion
in vada caeca tulit penitusque procacibus Austris
perque undas superante salo perque invia saxa
dispulit; huc pauci vestris adnavimus oris.
quod genus hoc hominum? quaeve hunc tam barbara morem
Als, mit plötzlicher Flut sich erhebend, der Regner Orion
In Untiefen uns trieb und im frechen Getümmel des Südwinds
Bei anwachsendem Schwall durch die Wogen verschlug und verworrne
Riffe. Wir wenige nur entschwammen zu euren Gestaden.
Was für ein Volk ist hier? und welch ein Land von Barbaren
540



permittit patria? hospitio prohibemur harenae;
bella cient primaque vetant consistere terra.
si genus humanum et mortalia temnitis arma,
at sperate deos memores fandi atque nefandi.
rex erat Aeneas nobis, quo iustior alter
Duldet den Brauch? Man treibt uns zurück vom gastlichen Sande,
Waffen erhebt man, versagt auf dem Rand uns zu stehen des Ufers.
Wenn ihr das Menschengeschlecht und sterbliche Waffen verachtet,
Fürchtet die Götter: denn wisst, sie gedenken des Rechts und des Unrechts.
König über uns war Aineias. Gerechter als er war
545



nec pietate fuit, nec bello maior et armis.
quem si fata virum servant, si vescitur aura
aetheria neque adhuc crudelibus occubat umbris,
non metus, officio nec te certasse priorem
paeniteat. sunt et Siculis regionibus urbes
Keiner noch frömmeren Sinns noch größer in Krieg und in Waffen.
Wenn das Geschick den Mann uns bewahrt, wenn der Lüfte des Aithers
Noch er genießt, noch nicht er erlegen den grausamen Schatten,
Nimmer dann fürcht ich, dich werd es gereun, kommst wirklich mit Diensten
Du ihm zuvor. Im Sikulerland sind Fluren und Städte
550



armaque Troianoque a sanguine clarus Acestes.
quassatam ventis liceat subducere classem
et silvis aptare trabes et stringere remos,
si datur Italiam sociis et rege recepto
tendere, ut Italiam laeti Latiumque petamus;
Gleichfalls und von troischem Blut der berühmte Akestes.
Lass an das Land uns ziehn die vom Sturme zerrüttete Flotte,
Lass uns im Walde Gebälk zuhaun und Ruder uns schnitzen.
Dass, wenn Italien uns nach des Königs und der Gefährten
Rettung winkt, wir froh zum italischen Latium steuern -
555



sin absumpta salus, et te, pater optime Teucrum,
pontus habet Libyae nec spes iam restat Iuli,
at freta Sicaniae saltem sedesque paratas,
unde huc advecti, regemque petamus Acesten."
talibus Ilioneus; cuncti simul ore fremebant
Doch wenn das Heil uns geraubt, wenn, teuerster Vater der Teukrer,
Libyens Meer dich begräbt, wenn die Hoffnung dahin auf lulus,
Wenigstens wir zu Sikaniens Sund und den gastlichen Sitzen,
Denen hierher wir entschifft, und zum König Akestes gelangen."
Dies Ilioneus' Wort, und Beifall murmelten alle
560



Dardanidae.
Tum breviter Dido vultum demissa profatur:
"solvite corde metum, Teucri, secludite curas.
res dura et regni novitas me talia cogunt
moliri et late finis custode tueri.
Dardaner ihm.
Dido darauf sprach kurz mit niedergeschlagenen Blicken:
"Bannt aus dem Herzen die Furcht, ihr Teukrer, entschlagt euch der Sorgen!
Harte Notwendigkeit zwingt und die Neuheit des Reichs mich zu solchen
Schritten, dass weit und breit ich durch Wächter die Grenzen beschütze.
565



quis genus Aeneadum, quis Troiae nesciat urbem,
virtutesque virosque aut tanti incendia belli?
non obtunsa adeo gestamus pectora Poeni,
nec tam aversus equos Tyria Sol iungit ab urbe.
seu vos Hesperiam magnam Saturniaque arva
Wem ist Aineias' Haus, wem Troias Stadt und der Troer
Männliches Tun nicht kund, samt all dem gewaltigen Kriegsbrand?
Nicht so stumpf ist das Herz uns Puniern, völlig so weit nicht
Schirrt von der tyrischen Stadt entfernt Hyperion die Rosse.
Ob ihr das große Hesperien nun und Saturnus' Gefilde,
570



sive Erycis finis regemque optatis Acesten,
auxilio tutos dimittam opibusque iuvabo.
vultis et his mecum pariter considere regnis?
urbem quam statuo, vestra est; subducite navis;
Tros Tyriusque mihi nullo discrimine agetur.
Ob ihr Eryx' Gebiet euch wählt und den König Akestes,
Werd ich sichren Geleits euch entlassen und tätig euch beistehn.
Wünscht ihr hier in dem Reich bei mir euch niederzulassen,
Ziehet die Schiff' ans Land: die Stadt, die ich baue, ist euer:
Troer und Tyrier will in keiner Beziehung ich scheiden.
575



atque utinam rex ipse Noto compulsus eodem
adforet Aeneas! equidem per litora certos
dimittam et Libyae lustrare extrema iubebo,
si quibus eiectus silvis aut urbibus errat."
His animum arrecti dictis et fortis Achates
Oh, und dass, von dem selbigen Sturm verschlagen, der König
Käm', Aineias, hierher! Gleich send ich Boten am Strand aus,
Welche das libysche Land in den äußersten Punkten durchforschen,
Ob er, gestrandet vielleicht, in Wäldern und Städten umherirrt."
Mutig gemacht durch das Wort, strebt lange der tapfre Achates
580



et pater Aeneas iamdudum erumpere nubem
ardebant. prior Aenean compellat Achates:
"nate dea, quae nunc animo sententia surgit?
omnia tuta vides, classem sociosque receptos.
unus abest, medio in fluctu quem vidimus ipsi
Schon und der Vater Aineias selbst sehnsüchtig die Wolke
Zu durchbrechen. Zuerst zu Aineias redet Achates:
"Welcher Gedanke, o Venus' Sohn, steigt jetzt dir im Geist auf?
Alles ist sicher umher; die Flott' und die Freunde gerettet.
Einer nur fehlt, den selbst inmitten der Flut wir versinken
585



submersum; dictis respondent cetera matris."
vix ea fatus erat cum circumfusa repente
scindit se nubes et in aethera purgat apertum.
restitit Aeneas claraque in luce refulsit
os umerosque deo similis; namque ipsa decoram
Sahen; es stimmt sonst alles genau mit den Worten der Mutter."
Und kaum sprach er das Wort, als plötzlich des Nebels Umhüllung
Auseinander sich tat und verschwamm in den offenen Aither.
Und Aineias stand hell glänzend im strahlenden Lichte,
Göttlich zu schaun an Schultern und Haupt; denn prangende Locken
590



caesariem nato genetrix lumenque iuventae
purpureum et laetos oculis adflarat honores:
quale manus addunt ebori decus, aut ubi flavo
argentum Pariusve lapis circumdatur auro.
tum sic reginam adloquitur cunctisque repente
Hatte die Mutter dem Sohn und den Purpurschimmer der Jugend
Selber verliehn und den Blick umhaucht mit heiterem Adel,
So wie der libysche Zahn vom Künstler verziert, wie mit gelbem
Gold, bald Silber gefasst, bald parischer Marmor umlegt wird.
Drauf zur Königin spricht urplötzlich, von all der Versammlung
595



improvisus ait: "coram, quem quaeritis, adsum,
Troius Aeneas, Libycis ereptus ab undis.
o sola infandos Troiae miserata labores,
quae nos, reliquias Danaum, terraeque marisque
omnibus exhaustos iam casibus, omnium egenos,
Nimmer erwartet, er so: "Hier bin ich, seht, den ihr suchet,
Ich, der Troianer Aineias, aus Libyens Wogen gerettet.
O du, die du allein Mitleid mit den grausigen Mühen
Troias fühlst, uns Danaerrest, zu Land und zu Wasser
Von Unfällen erschöpft und jeglicher Hilfe bedürftig,
600



urbe, domo socias, grates persolvere dignas
non opis est nostrae, Dido, nec quidquid ubique est
gentis Dardaniae, magnum quae sparsa per orbem.
di tibi, si qua pios respectant numina, si quid
usquam iustitiae est et mens sibi conscia recti,
Freundlich in Stadt und Haus aufnimmst - dir würdig zu danken,
Dido, vermögen wir nicht, noch wer sonst irgend am Leben
Vom dardanischen Volk, fernhin zersprengt durch den Erdkreis.
Mögen die Götter, wenn irgend ihr Blick sich neiget den Frommen,
Wenn etwas noch Gerechtigkeit gilt und gutes Gewissen,
605



praemia digna ferant. quae te tam laeta tulerunt
saecula? qui tanti talem genuere parentes?
in freta dum fluvii current, dum montibus umbrae
lustrabunt convexa, polus dum sidera pascet,
semper honos nomenque tuum laudesque manebunt,
Würdigen Lohn dir verleihn. In was für glücklichen Zeiten
Musst du geboren, von was für herrlichen Eltern erzeugt sein!
Ja, solang in das Meer noch ein Strom fließt, Schatten die Berghöhn
Kreisend umziehn, solange der Pol noch nährt die Gestirne,
Soll dir Ehr und Namen und Ruhm in Ewigkeit bleiben,
610



quae me cumque vocant terrae." sic fatus amicum
Ilionea petit dextra laevaque Serestum,
post alios, fortemque Gyan fortemque Cloanthum.
Obstipuit primo aspectu Sidonia Dido,
casu deinde viri tanto, et sic ore locuta est:
Was für ein Land auch immer mich ruft." Er sprach's, und die Rechte
Reicht er dem Freund Ilioneus hin, dem Serestos die Linke,
Und dann grüßt er die andern, den tapfern Kloanthes und Gyas.
Staunen ergriff, so wie sie ihn sah, die sidonische Dido,
Staunen sodann bei des Mannes Geschick, und sie redete also:
615



"quis te, nate dea, per tanta pericula casus
insequitur? quae vis immanibus applicat oris?
tune ille Aeneas quem Dardanio Anchisae
alma Venus Phrygii genuit Simoentis ad undam?
atque equidem Teucrum memini Sidona venire
"Welch ein Schicksal, o Venus' Sohn, verfolgt dich beständig
So durch Gefahr? Was treibt dich hierher zu den wilden Gestaden?
Bist du, Aineias, es nicht, den dem Dardanossohn Anchises
Venus, die hehre, gebar an des phrygischen Simoïs Wellen?
Ja, ich erinnre mich wohl, wie, verbannt aus dem Reiche des Vaters,
620



finibus expulsum patriis, nova regna petentem
auxilio Beli; genitor tum Belus opimam
vastabat Cyprum et victor dicione tenebat.
tempore iam ex illo casus mihi cognitus urbis
Troianae nomenque tuum regesque Pelasgi.
Teuker nach Sidon kam, um mit Hilfe des Belos ein neues
Reich zu gewinnen. Das fette Gefild von Zypern verheerte
Belos, mein Vater, und hielt als Sieger das Land in Gehorsam.
Seit der Zeit schon war mir der Fall der troianischen Feste,
War mir dein Name bekannt, samt aller troianischen Fürsten.
625



ipse hostis Teucros insigni laude ferebat
seque ortum antiqua Teucrorum a stirpe volebat.
quare agite, o tectis, iuvenes, succedite nostris.
me quoque per multos similis fortuna labores
iactatam hac demum voluit consistere terra;
Selber der Feind pries laut mit dem ehrendsten Lobe die Teukrer
Und hielt selbst sich vom alten Geschlecht der Teukrer entsprungen.
Drum, ihr Jünglinge, auf und tretet in unsere Behausung.
Mich auch trieb ein ähnlich Geschick durch mancherlei Mühsal,
Bis es zuletzt dies Land mir ersah zum dauernden Wohnsitz -
630



non ignara mali miseris succurrere disco."
sic memorat; simul Aenean in regia ducit
tecta, simul divum templis indicit honorem.
nec minus interea sociis ad litora mittit
viginti tauros, magnorum horrentia centum
Nicht unkundig der Not, lernt ich, den Bedrängten zu helfen."
Also spricht sie und führt in die Königsburg den Aineias.
Festliche Ehren bestimmt sie zugleich für die Tempel der Götter,
Schickt nicht minder inzwischen hinab zum Strand den Gefährten
Zwanzig Stier' und hundert gewaltige borstenumstarrte
635



terga suum, pinguis centum cum matribus agnos,
munera laetitiamque dii.
at domus interior regali splendida luxu
instruitur, mediisque parant convivia tectis:
arte laboratae vestes ostroque superbo,
Schweine, dazu mit den Müttern noch hundert gemästete Lämmer
Als ein Freudengeschenk für den Tag.
Aber im Inneren wird mit fürstlichem Prunke der Palast
Glänzend geschmückt, ein Gelag im mittelsten Raume gerüstet:
Teppiche, künstlich gewirkt, stolz prangend vom edelsten Purpur,
640



ingens argentum mensis, caelataque in auro
fortia facta patrum, series longissima rerum
per tot ducta viros antiqua ab origine gentis.
Aeneas - neque enim patrius consistere mentem
passus amor - rapidum ad navis praemittit Achaten,
Endlos Silbergeschirr auf den Tischen, im Golde der Ahnherrn
Tapfere Taten getrieben; es zieht der Ereignisse Reihe
Lang durch die Männer sich hin vom ersten Beginn des Geschlechtes.
Aber Aineias - es lässt sein väterlich Herz ihm nicht Ruhe -
Schickt den Achates rasch zu den Schiffen voran, dass er alles
645



Ascanio ferat haec ipsumque ad moenia ducat;
omnis in Ascanio cari stat cura parentis.
munera praeterea Iliacis erepta ruinis
ferre iubet, pallam signis auroque rigentem
et circumtextum croceo velamen acantho,
Gleich dem Askanios meld und ihn selbst zu den Mauern geleite.
Ganz an Askanios hängt die Sorge des zärtlichen Vaters.
Auch die Geschenke zugleich, aus Ilions Trümmern gerettet,
Heißt er ihn bringen: das Kleid, das prächtig von goldenen Bildern
Starrt, und den Schleier, umwebt mit safranfarbnem Akanthos,
650



ornatus Argivae Helenae, quos illa Mycenis,
Pergama cum peteret inconcessosque hymenaeos,
extulerat, matris Ledae mirabile donum;
praeterea sceptrum, Ilione quod gesserat olim,
maxima natarum Priami, colloque monile
Einst der argivischen Helena Schmuck, den die aus Mykenai,
Als sie nach Pergama ging und zur unrechtmäßigen Hochzeit,
Mit sich gebracht, ein köstlich Geschenk von Leda, der Mutter;
Ferner das Zepter, das früher des Priamos älteste Tochter
Führte, Ilione; dann ein Perlengehänge zum Halsschmuck,
655



bacatum, et duplicem gemmis auroque coronam.
haec celerans iter ad navis tendebat Achates.
At Cytherea novas artis, nova pectore versat
consilia, ut faciem mutatus et ora Cupido
pro dulci Ascanio veniat, donisque furentem
Endlich aus Edelgestein und Gold ein doppelter Haarreif.
Und zu den Schiffen enteilt Achates, dies zu besorgen.
Doch Kytherea bewegt in der Brust noch andere Pläne,
Andere List, dass Amor, Gestalt umtauschend und Antlitz,
Statt des Askanios komm und die Königin mit den Geschenken
660



incendat reginam atque ossibus implicet ignem.
quippe domum timet ambiguam Tyriosque bilinguis;
urit atrox Iuno et sub noctem cura recursat.
ergo his aligerum dictis adfatur Amorem:
"nate, meae vires, mea magna potentia, solus
Zu wahnsinniger Wut entflamm' und das Mark ihr versenge,
Da sie dem schwankenden Volk zweizüngiger Tyrier misstraut.
Iuno, die grimmige, drängt, und nachts kehrt wieder die Sorge;
Deshalb wendet sie jetzt sich so zum geflügelten Amor:
"Sohn, du all mein Können, du meine Gewalt, der allein du,
665



nate patris summi qui tela Typhoëa temnis,
ad te confugio et supplex tua numina posco.
frater ut Aeneas pelago tuus omnia circum
litora iactetur odiis Iunonis acerbae,
nota tibi, et nostro doluisti saepe dolore.
Sohn, die typhöischen Pfeile verlachst des erhabensten Vaters,
Zu dir flieh ich und fleh um Hilfe dein göttliches Wesen.
Wie dein Bruder Aineias zur See von Küste zu Küste
Ringsum wegen des Grolls der erbitterten Iuno gejagt wird,
Weißt du, und schmerzlich gefühlt hast oft du unsere Schmerzen.
670



hunc Phoenissa tenet Dido blandisque moratur
vocibus, et vereor quo se Iunonia vertant
hospitia: haud tanto cessabit cardine rerum.
quocirca capere ante dolis et cingere flamma
reginam meditor, ne quo se numine mutet,
Ihn hält Dido jetzt, die Phönikerin; schmeichelnde Worte
Fesseln ihn dort. Mir graut, was Iunos gastliche Schwelle
Für ihn bringe; sie wird bei so günstiger Wendung nicht träg sein.
Deshalb sinn ich, zuvor mit List zu fangen die Fürstin,
Sie zu umzingeln mit Brand, dass selbst kein Gott sie verwandle,
675



sed magno Aeneae mecum teneatur amore.
qua facere id possis nostram nunc accipe mentem:
regius accitu cari genitoris ad urbem
Sidoniam puer ire parat, mea maxima cura,
dona ferens pelago et flammis restantia Troiae;
Sondern so innig wie mich Aineias' Liebe sie fessle.
Wie du zum Ziel dies bringst, das vernimm nach meinen Gedanken.
In die sidonische Stadt auf den Ruf des geliebten Erzeugers
Schickt sich der fürstliche Knabe zu gehn, mein innigst geliebter,
Mit den Geschenken, die Troias Brand und den Fluten entgangen.
680



hunc ego sopitum somno super alta Cythera
aut super Idalium sacrata sede recondam,
ne qua scire dolos mediusve occurrere possit.
tu faciem illius noctem non amplius unam
falle dolo et notos pueri puer indue vultus,
Ihn, in Schlummer gewiegt, will hoch auf den Gipfel Kytheras
Oder im heiligen Sitz auf Idalions Höhn ich verbergen,
Dass er nicht merke die List und nicht dazwischen uns komme.
Du stiehlst seine Gestalt durch Trug nicht länger als eine
Nacht und trägst das bekannte Gesicht - als Knabe - des Knaben,
685



ut, cum te gremio accipiet laetissima Dido
regalis inter mensas laticemque Lyaeum,
cum dabit amplexus atque oscula dulcia figet,
occultum inspires ignem fallasque veneno."
paret Amor dictis carae genetricis, et alas
Dass, wenn höchlich erfreut auf den Schoß dich Dido genommen,
Neben Lyaios' Quell und zwischen den fürstlichen Tischen,
Wenn sie alsdann dich umarmt und zärtliche Küsse dir aufdrückt,
Du ihr verborgene Glut einhauchst und dein Gift sie berücke."
Amor, gehorsam dem Wort der geliebtesten Mutter, entkleidet
690



exuit et gressu gaudens incedit Iuli.
at Venus Ascanio placidam per membra quietem
inrigat, et fotum gremio dea tollit in altos
Idaliae lucos, ubi mollis amaracus illum
floribus et dulci aspirans complectitur umbra.
Gleich sich der Schwingen, erfreut im Schritt zu gehn des Iulus.
Doch dem Askanios flößt sanft atmende Ruh in die Glieder
Venus und trägt ihn gehegt in dem göttlichen Schoß zu den hohen
Hainen Idalias, wo mit Blüten und lieblichen Schatten
Majoran ihn umhaucht und in weicher Umfangung ihn bettet.
695



Iamque ibat dicto parens et dona Cupido
regia portabat Tyriis duce laetus Achate.
cum venit, aulaeis iam se regina superbis
aurea composuit sponda mediamque locavit,
iam pater Aeneas et iam Troiana iuventus
Und schon brachte, gehorsam dem Wort, Cupido des Königs
Gaben den Tyriern hin, froh unter Achates' Geleite.
Stattlich lag, als er kam, umwallt von stolzen Behängen,
Schon auf goldenem Pfühl die Königin mitten im Saale.
Vater Aineias bereits und die Schar der troianischen Jugend
700



conveniunt, stratoque super discumbitur ostro.
dant manibus famuli lymphas Cereremque canistris
expediunt tonsisque ferunt mantelia villis.
quinquaginta intus famulae, quibus ordine longam
cura penum struere et flammis adolere penatis;
Kommen herbei; man streckt sich zum Mahl auf purpurnen Decken.
Diener dann bringen das Nass für die Hand' und reichen der Ceres
Gab' aus den Körben herum und verteilen geschorenes Vliestuch.
Fünfzig Mägde sind da, um die Essvorräte in langen
Haufen zu reihn und die Glut auf dem Herd der Penaten zu schüren.
705



centum aliae totidemque pares aetate ministri,
qui dapibus mensas onerent et pocula ponant.
nec non et Tyrii per limina laeta frequentes
convenere; toris iussi discumbere pictis.
Mirantur dona Aeneae, mirantur Iulum,
Andere hundert und ebensoviel gleichaltrige Diener
Bringen die Fülle der Speisen zu Tisch und stellen die Becher.
Zahlreich strömen die Tyrier jetzt auch über die heitre
Schwelle herbei; man heißt sie sich reihn auf gemusterten Polstern.
Und sie bewundern Aineias' Geschenk, sie bewundern Iulus'
710



flagrantisque dei vultus simulataque verba,
pallamque et pictum croceo velamen acantho.
praecipue infelix, pesti devota futurae,
expleri mentem nequit ardescitque tuendo
Phoenissa, et pariter puero donisque movetur.
Zag' in dem feurigen Gott und die täuschenden Worte des Knaben:
Kleid und Schleier, gestickt mit safranfarbnem Akanthos.
Aber zumeist kann sie, die dem nahen Verderben geweiht ist,
Kann sich die arme Phönikerin nicht satt sehn; sie erglühet
Mehr und mehr bei der Schau, so erregt sie die Gab' und der Knabe.
715



ille ubi complexu Aeneae colloque pependit
et magnum falsi implevit genitoris amorem,
reginam petit. haec oculis, haec pectore toto
haeret et interdum gremio fovet inscia Dido
insidat quantus miserae deus. at memor ille
Dieser, da lang er umarmt an Aineias' Halse gehangen
Und er die Sehnsuchtsglut nun gestillt des getäuschten Erzeugers,
Geht zur Königin jetzt. Sie hängt mit den Augen, dem ganzen
Herzen an ihm; drückt oft an die Brust ihn, Dido, die arme,
Weiß nicht, welch ein Gott auf dem Schoß ihr sitze.
720



matris Acidaliae paulatim abolere Sychaeum
incipit et vivo temptat praevertere amore
iam pridem resides animos desuetaque corda.
Postquam prima quies epulis mensaeque remotae,
crateras magnos statuunt et vina coronant.
Doch jener Denkt an der Mutter Geheiß und beginnt allmählich Sychaeus'
Bild zu verlöschen und sucht durch lebende Liebe den lange
Rastenden Geist und das Herz, das der Glut entwöhnt, ihm zu rauben.
Aber sobald man ruht von dem Mahl und die Tafeln entfernt sind,
Stellt Mischkrüge man, tüchtige, auf und kränzet die Becher.
725



fit strepitus tectis vocemque per ampla volutant
atria; dependent lychni laquearibus aureis
incensi et noctem flammis funalia vincunt.
hic regina gravem gemmis auroque poposcit
implevitque mero pateram, quam Belus et omnes
Laut nun wird es im Haus: es wälzt sich der Schall durch die weiten
Hallen. Entzündet herab von golden getäfelter Decke
Schweben die Leuchter; des Wachslichts Strahl flammt nieder das Dunkel.
Siehe, die Königin heischt die von Gold und edlem Gesteine
Wuchtige Schale und füllt sie mit Wein, wie Belos und alle
730



a Belo soliti; tum facta silentia tectis:
"Iuppiter, hospitibus nam te dare iura loquuntur,
hunc laetum Tyriisque diem Troiaque profectis
esse velis, nostrosque huius meminisse minores.
adsit laetitiae Bacchus dator et bona Iuno;
Taten seit Belos' Zeit - und still wird's rings in dem Hause:
"Iupiter - denn du wahrst, so sagt man, die Rechte der Gäste -
Lass für die Tyrer den Tag und lass für die Männer von Troia
Festlich ihn sein, dass an ihn sich unsere Enkel erinnern.
Bakchos, der Bringer der Lust, sei mit uns und Iuno, die gute,
735



et vos o coetum, Tyrii, celebrate faventes."
dixit et in mensam laticum libavit honorem
primaque, libato, summo tenus attigit ore;
tum Bitiae dedit increpitans; ille impiger hausit
spumantem pateram et pleno se proluit auro;
Und ihr, Tyrer, begeht mit günstigem Sinn die Versammlung."
Sprach's und goss auf den Tisch die verehrende Spende des Trankes,
Und nach der Spende berührt sie zuerst ihn, nur mit den Lippen.
Dann mit ermunterndem Ruf dem Bitias reicht sie ihn. Dieser
Schlürft nicht müßig den Schaum und spület das sprudelnde Gold leer.
740



post alii proceres. cithara crinitus Iopas
personat aurata, docuit quem maximus Atlas.
hic canit errantem lunam solisque labores,
unde hominum genus et pecudes, unde imber et ignes,
Arcturum pluviasque Hyadas geminosque Triones,
Nach ihm die anderen Großen. Es schlägt der gelockte Iopas,
Er, den Atlas belehrt, der erhabne, die goldene Zither,
Singt von dem irrenden Mond, von den Mühen der Sonne, von wannen
Stamme der Menschen Geschlecht und Tier' und Regen und Feuer,
Singt von dem doppelten Bär, dem Arktur und den nassen Hyaden,
745



quid tantum Oceano properent se tingere soles
hiberni, vel quae tardis mora noctibus obstet;
ingeminant plausu Tyrii, Troesque sequuntur.
nec non et vario noctem sermone trahebat
infelix Dido longumque bibebat amorem,
Was in den Ozean sich zu tauchen die Sonne des Winters
So sich beeil und was aufhalte die langsamen Nächte.
Doppelten Beifall klatschen die Tyrer; es folgen die Troer.
Mit vielfachem Gespräch verkürzet die Nacht sich die arme
Dido alsdann, und trinkt in das Herz langdauernde Liebe;
750



multa super Priamo rogitans, super Hectore multa;
nunc quibus Aurorae venisset filius armis,
nunc quales Diomedis equi, nunc quantus Achilles.
"immo age et a prima dic, hospes, origine nobis
insidias" inquit "Danaum casusque tuorum
Vielerlei fragt von Priamos sie und vieles von Hektor,
Bald in welcherlei Wehr der Sohn Auroras gekommen,
Wie Diomedes' Gespann, wie groß Achilleus gewesen.
"Doch trag lieber du uns, o Gast, vom ersten Beginne",
Sprach sie, "der Danaer Trug und List, die Geschicke der Deinen
755

erroresque tuos; nam te iam septima portat
omnibus errantem terris et fluctibus aestas."
Und dein Irrsal vor. Denn schon ist der siebente Sommer,
Der in der Irre dich rings durch Meer und Länder umhertreibt."
 
   
  Lateinischer Text neu durchgesehen - Übersetzung nach W.Hertzberg bearbeitet von E.Gottwein
Sententiae excerptae:
Lat. zu "Verg" und "Aen.1,"
168
Quos ego!
Euch werde ich!
Verg.Aen.1,135

85
forsan et haec olim meminisse iuvabit.
vielleicht wird es einst Freude bereiten, sich auch daran zu erinnern.
Verg.Aen.1,203


Literatur:
zu "Verg" und "Aen.1,"
3543
Albrecht, Michael von
Vergil. Bucolica, Georgica, Aeneis. Eine Einführung.
Heidelberg (Winter, Heidelberger Studienhefte zur Altertumswissenschaft) 2006, 2/2007
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3877
Buchheit, V.
Das weitere Proömium der Aeneis (Aen.1,8-33). Naevius und Vergil
in: Verg.üb.d.Sendung.., Heidelberg 1963
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3649
Büchner, K.
P.Vergilius Maro. Der Dichter der Römer
Stuttgart, 3/1961 (SD aus der RE)
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3653
Conway. R.S.
P.Vergili Maronis Aeneidos Liber Primus
Cambridge 1935
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3773
Duhn, M.v.
Gleichnisse in den ersten sechs Büchern von Vergils Aeneis
Diss.Hamburg 1952
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3790
Halter, T.
Vergils Aeneis-Proömium. Eine Deutung
in: WStd 77/1964 S. -110
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3512
Jens, Walter
Der Eingang des dritten Buches der Aeneis
in: Philol. 97/1948, S.194-197
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3538
Klingner, Friedrich
Virgil. Bucolica, Georgica, Aeneis
Zürich, Stuttgart (Artemis) 1967
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Lausberg, M.
Iliadisches im ersten Buch der Aeneis
in: Gymn 90/1983
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Merguet,H.
Lexicon zu Vergilius
Leipzig 1912; ND: Darmstadt 1961
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Salvatore, A.
Virgilio Marone,Leneide Libro I.
Naples, 1947
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Stahl, H.P.
"Verteidigung" des 1. Buches der Aeneis
in: Herm.97,1969, S.346ff.
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3568
Vergil / Conington, Nettleship
Vergil (Publius Vergilius Maro): The Works of Virgil. With a Commentary by John Conington and Henry Nettleship. I-III.
London 3/1883-5/1898 (Ndr.: Hildesheim, Olms, 1963)
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3569
Vergil / Forbiger
P.Vergili Maronis opera. ad optimorum librorum fidem edidit perpetua et aliorum et sua adnotatione illustravit... Albertus Forbiger. Pars I: Bucolica et Georgica - ParsII: Aeneis I-VI Pars III: Aeneis VII-XII, carmina minora, dissertatio de Vergili vita et.. Indices.
Leipzig (Hinrichs) 4,1872-1875
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3570
Vergil / Heyne
P.Vergilii Maronis Opera, in tironum gratiam perpetua annotatione novis curis illustrata a Chr. Gottl. Heyne. Tomus I: P.Vergilii Maronis vita. Eclogen, Georgica, Aeneis I-IV. - Tomus II. Aeneis V-XII. Indices
Leipzig (Caspar Fritsch) 3,1800
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3537
Vergil / Osiander, Hertzberg
Die Gedichte des Publius Virgilius Maro:
  1. Die Idyllen und das Gedicht vom Landbau, übers. v. C.U.v.Osiander;
  2. Kleinere Gedichte, welche dem Virgil ugeschrieben werden, übers. v. W.Hertzberg;
  3. Die Aeneide, übers. v. W.Hertzberg
Stuttgart, Metzler, 1853
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3676
Weidner, A.
Commentar zu Vergil's AeneisBuch I und II.
Leipzig 1864
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3681
Williams, R.D.
The Pictures on Dido's Temple
in: CQ.N.S.X,1960,145ff.
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3682
Williams, R.D.
The Opening Scenes of the Aeneid
in: Procedings of the Virgil Society V (1965-66) 14ff
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