1-155: Cumas advectus Aeneas, antrum Sibyllae petit: peractoque de more sacrificio, Phoebi oraculum consulit. Ibi et instantia pericula et futuri bellum eventum discit. | ||
Sic fatur lacrimans, classique immittit habenas
et tandem Euboicis Cumarum adlabitur oris. obvertunt pelago proras; tum dente tenaci ancora fundabat navis et litora curvae |
Also spricht er und weint; dann lässt er der Flotte die Zügel,
Und zum euboiischen Strand von Cumae gleitet er endlich. Gegen das Meer hin schwenkt man den Bug; mit beißendem Zahne Festigt der Anker das Schiff; es reihn die gebogenen Steven |
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praetexunt puppes. iuvenum manus emicat ardens
litus in Hesperium; quaerit pars semina flammae abstrusa in venis silicis, pars densa ferarum tecta rapit silvas inventaque flumina monstrat. at pius Aeneas arces quibus altus Apollo |
Sich dem Gestad entlang. Heraus springt glühend die Jugend
An den hesperischen Strand. Ein Teil lockt schlummernder Funken Saat aus den Adern des Kieselgesteins; durch des Wildes Behausung Pirscht, durch das Dickicht ein Teil und zeigt das entdeckte Gewässer. Aber der fromme Aineias, er eilt zu der Burg, wo der hohe |
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praesidet horrendaeque procul secreta Sibyllae,
antrum immane, petit, magnam cui mentem animumque Delius inspirat vates aperitque futura. iam subeunt Triviae lucos atque aurea tecta. Daedalus, ut fama est, fugiens Minoia regna |
Phoibos thront, und fern zu der riesigen Kluft der Sibylla,
Wo sich die grause verbirgt, der Delos' Seher den großen Geist und Verstand einhaucht und den Blick aufschließt in die Zukunft. Und schon nahen sie Trivias Hain und dem goldenen Tempel. Daidalos, wie man erzählt, aus Minos' Reichen entfliehend, |
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praepetibus pennis ausus se credere caelo
insuetum per iter gelidas enavit ad Arctos, Chalcidicaque levis tandem super astitit arce. redditus his primum terris tibi, Phoebe, sacravit remigium alarum posuitque immania templa. |
Wagte, zum Himmel hinan sich auf hurtigen Flügeln zu schwingen,
Schwamm zu dem eisigen Bär auf nimmer betretenen Pfaden Und stand schwebend zuletzt hoch über der chalkischen Feste. Hier, wo zuerst er betreten das Land, weiht dir er der Schwingen Rudergerät, o Apoll, und erhebt den gewaltigen Tempel. |
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in foribus letum Androgeo; tum pendere poenas
Cecropidae iussi - miserum! - septena quotannis corpora natorum; stat ductis sortibus urna. contra elata mari respondet Cnosia tellus: hic crudelis amor tauri suppostaque furto |
Gleich am Portal ist Androgeos' Tod; dann sieht man des Kekrops
Enkel als Buße der Schuld - entsetzlich - die jährlichen sieben Kinder bezahlen; es steht mit gezogenen Losen die Urne. Hoch von jenseits hebt aus dem Meere das gnosische Land sich. Hier ist die grässliche Brunst der Pasiphae, trügrisch dem Stiere |
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Pasiphae mixtumque genus prolesque biformis
Minotaurus inest, Veneris monimenta nefandae, hic labor ille domus et inextricabilis error; magnum reginae sed enim miseratus amorem Daedalus ipse dolos tecti ambagesque resolvit, |
Untergeschoben, die Doppelgestalt des gemischten Geschlechtes,
Minotaurus ist hier, als Denkmal schändlicher Liebe; Hier das Gebäude der Qual und das nie zu entwirrende Irrsal. Daidalos aber, gerührt durch die innige Liebe der Fürstin, Löste der Gänge Gewirr und die Listen des Baus, mit dem Faden |
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caeca regens filo vestigia. tu quoque magnam
partem opere in tanto, sineret dolor, Icare, haberes. bis conatus erat casus effingere in auro, bis patriae cecidere manus. quin protinus omnia perlegerent oculis, ni iam praemissus Achates |
Lenkend den irrenden Schritt. Für dich auch war in dem großen
Kunstwerk sicher ein Platz, o Ikaros, litte der Gram es. Zweimal hatt' er versucht, in Gold zu bilden den Unfall, Zweimal versagte dem Vater die Hand. Gern würden die Blicke Alles durchlaufen sofort; doch siehe, da nahet Achates, |
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adforet atque una Phoebi Triviaeque sacerdos,
Deiphobe Glauci, fatur quae talia regi: "non hoc ista sibi tempus spectacula poscit; nunc grege de intacto septem mactare iuvencos praestiterit, totidem lectas ex more bidentis." |
Den voraus er gesandt, und Deiphobe, Tochter des Glaukos,
Phoibos' und Trivias Priesterin; sie aber sprach zu dem König: "Nicht ist die jetzige Zeit zu solcher Betrachtung geeignet. Besser ihr schlachtet zuerst aus nimmer belasteter Herde Sieben der Farren und ebensoviel erlesene Lämmer." |
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talibus adfata Aenean - nec sacra morantur
iussa viri - Teucros vocat alta in templa sacerdos. Excisum Euboicae latus ingens rupis in antrum, quo lati ducunt aditus centum, ostia centum, unde ruunt totidem voces, responsa Sibyllae. |
Also sprach sie zum König gewandt. Man verzögert das Opfer
Länger auch nicht, und die Priesterin ruft zum Tempel die Teukrer. In den euboiischen Fels ist die riesige Grotte gehauen, Der man durch hundert von Schlünden sich naht und hundert geräumge Mündungen. Jeder enttönt ein Hall, das Orakel Sibyllens. |
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ventum erat ad limen, cum virgo "poscere fata
tempus" ait; "deus ecce deus!" cui talia fanti ante fores subito non vultus, non color unus, non comptae mansere comae; sed pectus anhelum, et rabie fera corda tument, maiorque videri |
Als sie zur Schwelle gelangt, ruft jene: "Den Spruch zu erbitten
Ist jetzt Zeit. Sieh, siehe der Gott!" - Da so vor der Tür sie Spricht, ist plötzlich Gesicht und Farb' ihr gänzlich verwandelt, Bleibt ihr das Haar nicht mehr in Ordnung, der keuchende Busen Schwillt und das tobende Herz in Wut; viel größer erscheint sie, |
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nec mortale sonans, adflata est numine quando
iam propiore dei. "cessas in vota precesque, Tros" ait "Aenea? cessas? neque enim ante dehiscent attonitae magna ora domus." et talia fata conticuit. gelidus Teucris per dura cucurrit |
Mehr als menschlich ihr Ton, da schon sie des nahenden Gottes
Geist anweht: "Wie? Zögerst du noch mit Gebet und Gelübden, Troer Aineias, zögerst du noch? Denn es öffnet die großen Schlünde das donnernde Haus nicht eher." Da so sie geredet, Schwieg sie still. Ein eisiger Graus durchrieselt der Teukrer |
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ossa tremor, funditque preces rex pectore ab imo:
"Phoebe, gravis Troiae semper miserate labores, Dardana qui Paridis derexti tela manusque corpus in Aeacidae, magnas obeuntia terras tot maria intravi duce te penitusque repostas |
Hartes Gebein, und es fleht aus innerstem Busen der König:
"Phoibos, der immer ein Herz du gezeigt für Ilions Nöte, Der du des Paris Hand und den Dardanerpfeil auf Achilleus' Busen gelenkt, du leitetest mich durch alle die Meere, Die weithin umschlingen das Land, fern zu dem versteckten |
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Massylum gentis praetentaque Syrtibus arva:
iam tandem Italiae fugientis prendimus oras. hac Troiana tenus fuerit fortuna secuta; vos quoque Pergameae iam fas est parcere genti, dique deaeque omnes, quibus obstitit Ilium et ingens |
Feld der Massyler, zur Flur, die am Rande der Syrten sich hinstreckt.
Endlich erfass ich den Saum des entfliehenden Italerlandes; Möge bis hierher nur das troianische Glück uns gefolgt sein! Ihr auch solltet fortan euch des Pergamervolkes erbarmen, Götter und Göttinnen all, die ihr Troia gehasst und den hohen |
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gloria Dardaniae. tuque, o sanctissima vates,
praescia venturi, da - non indebita posco regna meis fatis - Latio considere Teucros errantisque deos agitataque numina Troiae. tum Phoebo et Triviae solido de marmore templum |
Ruhm des dardanischen Stamms. Auch du, o heilge Prophetin,
Die du das Künftige weißt, gib (denn vom Geschicke verheißen Ward mir bereits dies Reich) in Latium Sitze den Teukrern, Sitze der irrenden Schar der von Troia geflüchteten Götter. Dann wird, Trivia, dir und dem Phoibos ein Tempel aus stolzem |
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instituam festosque dies de nomine Phoebi.
te quoque magna manent regnis penetralia nostris: hic ego namque tuas sortis arcanaque fata dicta meae genti ponam, lectosque sacrabo, alma, viros. foliis tantum ne carmina manda, |
Marmor geweiht und ein Fest, das nach Phoibos' Namen genannt wird.
Dein auch harrt ein stattlicher Herd in unseren Reichen; Hier will jegliches Los, wie all die geheimen Orakel, Die du meinem Geschlecht je gabst, ich bewahren, erlesne Männer, o Holde, dir weihn; doch vertrau nicht den Blättern die Sprüche, |
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ne turbata volent rapidis ludibria ventis;
ipsa canas oro." finem dedit ore loquendi. At Phoebi nondum patiens immanis in antro bacchatur vates, magnum si pectore possit excussisse deum; tanto magis ille fatigat |
Dass nicht wirr sie entflattern, ein Spiel für die räubrischen Winde;
Sing, ich bitte dich, selbst." So macht' er ein Ende der Rede. Doch noch fügte die Seherin nicht sich dem Phoibos und raste Wild umher in der Kluft, ob den mächtigen Gott aus der Brust nicht Wieder sie schüttle; doch zaust ihr jener den schäumenden Mund nur |
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os rabidum, fera corda domans, fingitque premendo.
ostia iamque domus patuere ingentia centum sponte sua vatisque ferunt responsa per auras: "o tandem magnis pelagi defuncte periclis - sed terrae graviora manent -, in regna Lavini |
Ärger darum und bändigt ihr Herz und gewöhnt es dem Zügel.
Und schon öffnen von selbst sich die hundert gewaltigen Tore Rings um den Bau und senden der Seherin Spruch durch die Lüfte: "O du, endlich befreit von den großen Gefahren des Meeres - Schwerere bleiben zu Lande dir noch -, in Laviniums Reich wird |
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Dardanidae venient - mitte hanc de pectore curam -,
sed non et venisse volent. bella, horrida bella, et Thybrim multo spumantem sanguine cerno. non Simois tibi nec Xanthus nec Dorica castra defuerint; alius Latio iam partus Achilles, |
Dardanos' Volk einziehn: die Sorge verscheuch aus dem Busen.
Aber es wird ihr Kommen sie reun. Krieg, grausige Kriege Seh ich und Thybris' Strom, wie er schäumt von der Fülle des Blutes. Simoïs fehlt dort nicht noch Xanthos, das dorische Lager Fehlt dort nicht; in Latium droht ein zweiter Achilleus, |
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natus et ipse dea; nec Teucris addita Iuno
usquam aberit, cum tu supplex in rebus egenis quas gentis Italum aut quas non oraveris urbes! causa mali tanti coniunx iterum hospita Teucris externique iterum thalami. |
Auch von göttlicher Mutter entstammt. Es lässt von den Teukrern
Dort auch Iuno nicht ab, wenn du schutzflehend in Trübsal Keine italische Stadt, kein Volk zu bitten verschmähest. Weibliche Gastfreundschaft bringt wieder den Teukrern das Unheil, Wieder des Fremdlings Ehegemach. |
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tu ne cede malis, sed contra audentior ito,
qua tua te Fortuna sinet. via prima salutis, quod minime reris, Graia pandetur ab urbe." Talibus ex adyto dictis Cumaea Sibylla horrendas canit ambages antroque remugit, |
Weiche dem Unglück nicht - nein, geh ihm kühner entgegen,
Als dein Geschick dir erlaubt. Zuerst wird die Straße zum Heile, Was du am wenigsten denkst, ein griechischer Ort dir eröffnen." Also singt aus geweihtem Versteck die kumäische Jungfrau Grausige Rätsel und lässt durch die Wölbung brüllend sie hallen, |
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obscuris vera involuens: ea frena furenti
concutit et stimulos sub pectore vertit Apollo. ut primum cessit furor et rabida ora quierunt, incipit Aeneas heros: "non ulla laborum, o virgo, nova mi facies inopinave surgit; |
Wahrheit, in Dunkel gehüllt; so schüttelt der Rasenden Zügel
Phoibos und bohrt ihr tief in die Brust der Begeisterung Stachel. Als sich ihr Toben gelegt und der schäumende Mund sich beruhigt, Spricht Aineias, der Held: "O Jungfrau, keine der Mühen Zeigt mir neue Gestalt und kommt mir wider Erwarten. |
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omnia praecepi atque animo mecum ante peregi.
unum oro: quando hic inferni ianua regis dicitur et tenebrosa palus Acheronte refuso, ire ad conspectum cari genitoris et ora contingat; doceas iter et sacra ostia pandas. |
All das sah ich voraus und kämpft' es durch in der Seele;
Eines nur bitt ich: da hier, wie man sagt, sich des stygischen Königs Tor auftut und der finstere Sumpf und Acherons Mündung, Lass vor das Antlitz mich und den Blick des geliebten Erzeugers Treten und zeige den Weg und öffne die heiligen Tore. |
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illum ego per flammas et mille sequentia tela
eripui his umeris medioque ex hoste recepi; ille meum comitatus iter maria omnia mecum atque omnis pelagique minas caelique ferebat, invalidus, viris ultra sortemque senectae. |
Hab ich doch ihn durch den Brand und die tausend verfolgenden Waffen
Hier auf den Schultern entführt und mitten entrafft aus den Feinden. Er hat jegliches Meer in meiner Begleitung durchzogen, Alle Gefahren der See und des Himmels ertragen, er selber Krank und schwach, weit über das Maß und die Kräfte des Greisen; |
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quin, ut te supplex peterem et tua limina adirem,
idem orans mandata dabat. gnatique patrisque, alma, precor, miserere - potes namque omnia, nec te nequiquam lucis Hecate praefecit Avernis -, si potuit manis accersere coniugis Orpheus |
Er trug endlich mir auf, voll Demut deine Behausung
Aufzusuchen und dich. Drum fleh ich, erbarme des Vaters Dich und des Sohns huldreich - denn alles vermagst du, umsonst hat Hekate nicht den avernischen Hain dir zur Pflege befohlen -, Wenn im Vertraun auf das thrakische Spiel und die klingenden Saiten |
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Threicia fretus cithara fidibusque canoris,
si fratrem Pollux alterna morte redemit itque reditque viam totiens. quid Thesea, magnum quid memorem Alciden? et mi genus ab Iove summo." Talibus orabat dictis arasque tenebat, |
Orpheus einst der Gemahlin Geist von den Schatten geholt hat,
Pollux den Bruder erkauft durch wechselnden Tod und den Weg nun Hin und zurück so oft vollbringt. Was nenn ich den Theseus? Was den Alkiden? Auch ich bin entstammt vom Höchsten der Götter." Also fleht' er zu ihr und fasste das Horn des Altares. |
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cum sic orsa loqui vates: "sate sanguine divum,
Tros Anchisiade, facilis descensus Averno: noctes atque dies patet atri ianua Ditis; sed revocare gradum superasque evadere ad auras, hoc opus, hic labor est. pauci, quos aequus amavit |
Aber die Seherin sprach: "O Sohn des Troianers Anchises,
Göttlichem Blut entsprosst, leicht steigst du hinab zum Avernus; Tag und Nacht steht offen das Tor zum finsteren Pluto. Aber den Schritt zurück zu den himmlischen Lüften zu wenden, Das ist die schwierigste Kunst. Nur wenige, Iovis Erkorne, |
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Iuppiter aut ardens evexit ad aethera virtus,
dis geniti potuere. tenent media omnia silvae, Cocytusque sinu labens circumvenit atro. quod si tantus amor menti, si tanta cupido est bis Stygios innare lacus, bis nigra videre |
Söhne der Götter, die glühender Mut zum Aither hinauftrug,
Haben's vermocht. Von Wald ist weithin alles umgeben, Und der Kokytos schleicht ringsum in schwarzer Umkreisung. Doch wenn solches Gelüst dich beseelt und solche Begierde, Zweimal die stygischen Seen zu durchschwimmen und zweimal den schwarzen |
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Tartara, et insano iuvat indulgere labori,
accipe quae peragenda prius. latet arbore opaca aureus et foliis et lento vimine ramus, Iunoni infernae dictus sacer; hunc tegit omnis lucus et obscuris claudunt convallibus umbrae. |
Tartaros anzuschaun und der rasenden Mühe zu frönen,
Höre denn, was du zuvor zu tun hast. Golden mit zähen Reisern und Blättern versteckt sich ein Zweig auf schattigem Baume: Iuno, der stygischen, ist er geweiht; es bedeckt ihn der ganze Hain, und schattiger Wald umschließt ihn im dunkelen Tale. |
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sed non ante datur telluris operta subire
auricomos quam quis decerpserit arbore fetus. hoc sibi pulchra suum ferri Proserpina munus instituit. primo avulso non deficit alter aureus, et simili frondescit virga metallo. |
Doch ist keinem erlaubt, in die Tiefen der Erde zu dringen,
Wenn er zuvor nicht des Baums goldhaarige Sprossen gepflückt hat, Die zum Ehrengeschenk sich die schöne Proserpina weihn lässt. Pflückt man den Zweig, so wächst sogleich nach dem ersten ein zweiter, Golden wie jener; es schlägt ein Reis von demselben Metall aus. |
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ergo alte vestiga oculis et rite repertum
carpe manu; namque ipse volens facilisque sequetur, si te fata vocant; aliter non viribus ullis vincere nec duro poteris convellere ferro. praeterea iacet exanimum tibi corpus amici |
Spähe daher hoch aus mit dem Blick und, wenn du ihn findest,
Pflück ihn ab mit der Hand ; denn er folgt dir leicht und von selber, Wenn das Geschick dich ruft. Sonst wirst du mit keiner Gewalt ihn Zwingen; du könntest ihn selbst mit dem härtesten Eisen nicht abhaun. Übrigens liegt auch noch - was du selbst nicht weißt - die entseelte |
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- heu nescis - totamque incestat funere classem,
dum consulta petis nostroque in limine pendes. sedibus hunc refer ante suis et conde sepulcro. duc nigras pecudes; ea prima piacula sunto. sic demum lucos Stygis et regna invia vivis |
Leiche des Freundes dir nah und entheiligt die sämtliche Flotte,
Während du Rat dir erholst und an unsere Schwelle dich heftest. Bring zum gebührenden Sitz ihn zuvor und birg in der Gruft ihn, Führe zum Opfer zuerst Vieh her, doch schwarzes, als Sühne. So erst wirst du die Haine der Styx, unwegsam für alle |
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aspicies." dixit, pressoque obmutuit ore.
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Lebende, schaun." So redete sie, brach ab und verstummte.
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156-235: Miseni cadaver in litore inventum comburit, reliquiasque sub proximo monte sepelit, qui Miseni nomen ab illo obtinuit. Inde columbarum ductu ad aureum ramum pervenit | ||
Aeneas maesto defixus lumina vultu
ingreditur linquens antrum, caecosque volutat eventus animo secum. cui fidus Achates it comes et paribus curis vestigia figit. |
Und mit betrübtem Gesicht und zu Boden geschlagenen Augen
Geht Aineias, verlässt das Geklüft und erwägt in des Geistes Tiefen den dunkeln Erfolg. Es schreitet der treue Achates Neben ihm her mit Bedacht, in gleiche Gedanken versunken. |
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multa inter sese vario sermone serebant,
quem socium exanimum vates, quod corpus humandum diceret. atque illi Misenum in litore sicco, ut venere, vident indigna morte peremptum, Misenum Aeoliden, quo non praestantior alter |
Mancherlei werfen sie hin in verschiednem Gespräch miteinander,
Wen mit dem toten Genossen, dem noch zu bestattenden Leichnam, Wohl die Sibylle gemeint. Da sehn sie auf trocknem Gestade, Wie sie sich nahn, entrafft von schmählichem Tod den Misenus, Aiolos' Sohn: kein andrer verstand, mit schmetterndem Erzklang |
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aere ciere viros Martemque accendere cantu.
Hectoris hic magni fuerat comes, Hectora circum et lituo pugnas insignis obibat et hasta. postquam illum vita victor spoliavit Achilles, Dardanio Aeneae sese fortissimus heros |
Besser zu wecken das Heer und zu Mavors' Werk zu entflammen.
Hektors, des großen, Genoss war er einst, in Hektors Umgebung Zog er zum Streit, gleichmäßig gewandt mit dem Speer und Signalhorn. Doch seit jener des Lebens beraubt durch den Sieger Achilleus, Hatte dem Dardanerspross Aineias der tapfere Kriegsheld |
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addiderat socium, non inferiora secutus.
sed tum, forte cava dum personat aequora concha, demens, et cantu vocat in certamina divos, aemulus exceptum Triton, si credere dignum est, inter saxa virum spumosa immerserat unda. |
Sich zum Begleiter gesellt, ja, keinem geringeren Führer.
Doch jetzt, da er das Meer durchtönt mit gewundener Muschel Und, der Vermessne, zum Kampf im Blasen die Götter herausruft, Stellt voll Neid im Geklipp - sofern dem Gerüchte man traun darf - Triton ihm nach und versenkt in schäumender Woge den Helden. |
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ergo omnes magno circum clamore fremebant,
praecipue pius Aeneas. tum iussa Sibyllae, haud mora, festinant flentes aramque sepulcri congerere arboribus caeloque educere certant. itur in antiquam silvam, stabula alta ferarum; |
Alle erheben ein großes Geschrei; doch der fromme Aineias
Jammert zumeist. Dann ohne Verzug vollziehen sie weinend Rasch der Sibylla Geheiß, wetteifernd den Totenaltar ihm Aus Baumstämmen zu baun und hoch zum Himmel zu häufen. Und in das alte Gehölz, in des Waldtiers hohe Behausung, |
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procumbunt piceae, sonat icta securibus ilex
fraxineaeque trabes cuneis et fissile robur scinditur, advolvunt ingentis montibus ornos. Nec non Aeneas opera inter talia primus hortatur socios paribusque accingitur armis. |
Ziehn sie; es stürzen die Fichten; der Eichbaum dröhnt von dem Axtschlag.
Eschen zerspaltet der Keil zu Gebälk; Steineichen zersplittern, Und von den Berghöhn wälzt man herbei hochstämmige Ulmen. Auch Aineias steht nicht zurück: er ermahnt die Genossen Selbst als der erste zum Werk, mit denselbigen Waffen gerüstet. |
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atque haec ipse suo tristi cum corde volutat
aspectans silvam immensam, et sic forte precatur: "si nunc se nobis ille aureus arbore ramus ostendat nemore in tanto! quando omnia vere heu nimium de te vates, Misene, locuta est." |
Und er erwägt bei sich selbst den Gedanken im trauernden Herzen,
Als den unendlichen Wald er betrachtet, und bricht in den Wunsch aus: "Wenn sich der goldene Zweig doch jetzt auf dem Baum in der großen Waldung uns zeigte, da alles bisher von dir, o Misenus, Ach! zu wahr sich erwies, was die Seherin uns prophezeit hat l" |
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vix ea fatus erat, geminae cum forte columbae
ipsa sub ora viri caelo venere volantes, et viridi sedere solo. tum maximus heros maternas agnovit avis laetusque precatur: "este duces, o, si qua via est, cursumque per auras |
Und kaum hatte das Wort er gesprochen, als dicht vor des Mannes
Augen vom Himmel herab zwei flatternde Tauben sich schwangen Und in das Grün sich setzten. Sofort erkannte der Mutter Vögel der treffliche Held und brach in das frohe Gebet aus: "Oh, wenn ein Weg da ist, so führt mich und lenkt durch die Lüfte |
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derigite in lucos ubi pinguem dives opacat
ramus humum. tuque, o, dubiis ne defice rebus, diva parens." sic effatus vestigia pressit observans quae signa ferant, quo tendere pergant. pascentes illae tantum prodire volando |
Eueren Flug in den Hain, wo den nährenden Boden der reiche
Zweig umschattet, und du, o verlass in den Ängsten des Zweifels, Göttliche Mutter, mich nicht!" So sprach er und hemmte die Schritte, Sah nach den Zeichen genau, die sie gäben, wohin sie zur Atzung Flögen von hier. Doch schwangen so weit nur jene sich vorwärts, |
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quantum acie possent oculi servare sequentum.
inde ubi venere ad fauces grave olentis Averni, tollunt se celeres liquidumque per aëra lapsae sedibus optatis gemina super arbore sidunt, discolor unde auri per ramos aura refulsit. |
Dass die Verfolgenden leicht sie im Auge zu halten vermöchten.
Als des avernischen Sees pesthauchende Kluft sie erreichten, Hoben sie rasch sich empor, und, die flüchtigen Lüfte durchgleitend, Wählten zum Sitz sie den Wipfel des doppelgestaltigen Baumes, Wo durch die Zweige das Gold abstach mit schimmerndem Glänze. |
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quale solet silvis brumali frigore viscum
fronde virere nova, quod non sua seminat arbos, et croceo fetu teretis circumdare truncos, talis erat species auri frondentis opaca ilice, sic leni crepitabat brattea vento. |
So wie die Mistel im Wald beim Froste des Winters mit neuem
Grün sich belaubt, das nicht aus dem Stamme des Baumes entsprossen, Und um den rundlichen Ast sich mit safranfarbnem Gezweig schlingt, So war der Schimmer des goldenen Laubs inmitten der dunkeln Eiche, so regte das Blech sich knisternd beim leisesten Winde. |
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corripit Aeneas extemplo avidusque refringit
cunctantem, et vatis portat sub tecta Sibyllae. Nec minus interea Misenum in litore Teucri flebant et cineri ingrato suprema ferebant. principio pinguem taedis et robore secto |
Und gleich fasst es Aineias und reißt mit Begierde den zähen
Ast sich .herab und trägt ihn sofort ins Haus der Sibylle. Aber die Teukrer indes, wehklagend am Strand um Misenus, Brachten dem Staub - dankloses Geschäft - noch die letzte der Ehren. Erstlich errichteten sie von harzigen Kiefern und eichnen |
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ingentem struxere pyram, cui frondibus atris
intexunt latera et feralis ante cupressos constituunt, decorantque super fulgentibus armis. pars calidos latices et aëna undantia flammis expediunt, corpusque lavant frigentis et unguunt. |
Balken ein riesiges Scheitergerüst, dem die Seiten mit schwarzem
Laub sie bekleiden, am vorderen Rand hin Grabeszypressen Hoch aufpflanzen und dann mit funkelnden Waffen ihn schmücken. Einige rüsten indes heiß sprudelnde Kessel und warmes Wasser und waschen den Leib des Erstarrten und reiben mit Salböl |
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Seufzend ihn, legen aufs Pfühl die bejammerten Glieder und werfen
Purpurne Kleider darauf, die bekannten Gewänder des Toten. Andere heben alsdann auf die Schultern die riesige Bahre - Trauriger Dienst! - und nach Ahnherrnbrauch mit gewendetem Antlitz Strecken die Fackel sie aus zum Brand. Es lodern in Menge |
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turea dona, dapes, fuso crateres olivo.
postquam conlapsi cineres et flamma quievit, reliquias vino et bibulam lavere favillam, ossaque lecta cado texit Corynaeus aëno. idem ter socios pura circumtulit unda |
Weihrauch, Opfer von Speisen und Öl, aus Krügen gespendet.
Als dann erloschen der Brand und die Asche zusammengefallen, Gießen sie Wein auf den durstigen Staub und die heiligen Reste, Und Korynaios verschließt das Gebein in eherner Urne. Dann mit lauterem Nass dreimal die Genossen umschreitend, |
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spargens rore levi et ramo felicis olivae,
lustravitque viros dixitque novissima verba. at pius Aeneas ingenti mole sepulcrum imponit suaque arma viro remumque tubamque monte sub aërio, qui nunc Misenus ab illo |
Sprengt er sie leicht mit dem Tau und dem Zweige des glücklichen Ölbaums,
Reinigt und weihet die Schar und redet die Worte des Abschieds. Aber Aineias erhebt mit riesiger Schüttung das Grabmal, Legt auf den Hügel die Waffen des Manns nebst Ruder und Tuba Unter dem luftigen Berg, der nunmehr selber Misenus |
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dicitur aeternumque tenet per saecula nomen.
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Heißt und für ewige Zeit nach dem Namen des Helden genannt wird.
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236-336: Ramo aureo decerpto, mactatisque hostiis deos inferos veneratus, Sibylla duce per Averni fauces ad inferos tendit. | ||
His actis propere exsequitur praecepta Sibyllae.
spelunca alta fuit vastoque immanis hiatu, scrupea, tuta lacu nigro nemorumque tenebris, quam super haud ullae poterant impune volantes |
Dieses getan, vollbringt er in Hast die Gebote Sibyllas.
Hoch zur Höhle gewölbt war ein Fels mit grausigem Schlunde, Gähnend umhegt von finsterem Wald und schwarzen Gewässern. Straflos konnte darüber hinweg kein Vogel den Fittich |
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tendere iter pennis: talis sese halitus atris
faucibus effundens supera ad convexa ferebat. [unde locum Grai dixerunt nomine Aornum.] quattuor hic primum nigrantis terga iuvencos constituit frontique invergit vina sacerdos, |
Schwingen zum Flug - so giftig ergoss sich der Hauch aus den schwarzen
Schlünden empor und strömte hinauf zur oberen Wölbung - Deshalb wurde der Ort Aornos genannt von den Griechen. Hierher stellte die Priesterin erst vier Farren mit schwarzem Rücken zum Opfer, begoss mit Wein dann die Stirne der Tiere, |
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et summas carpens media inter cornua saetas
ignibus imponit sacris, libamina prima, voce vocans Hecaten caeloque Ereboque potentem. supponunt alii cultros tepidumque cruorem succipiunt pateris. ipse atri velleris agnam |
Zwickte die Spitzen des Haars inmitten der Hörner und warf es
Auf den Altar in die heilige Glut als erste der Spenden. Hekate rief sie dabei, die im Erebos herrscht und im Himmel. Andere setzen den Stahl an die Kehlen und lassen in Schalen Strömen das lauwarme Blut. Aineias schlachtet ein schwarzes |
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Aeneas matri Eumenidum magnaeque sorori
ense ferit, sterilemque tibi, Proserpina, vaccam; tum Stygio regi nocturnas incohat aras et solida imponit taurorum viscera flammis, pingue super oleum fundens ardentibus extis. |
Lamm für die Furienmutter und ihre erhabene Schwester
Selbst mit dem Schwert und ein trockenes Rind dir, Plutos Gemahlin. Nachtaltäre dann baut er zum Dienst für den stygischen König, Häuft in die Flammen des Herds das gesamte Gekröse der Stiere Und gießt fettiges Öl auf die brennenden Massen des Fleisches. |
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ecce autem primi sub limina solis et ortus
sub pedibus mugire solum et iuga coepta moveri silvarum, visaeque canes ululare per umbram adventante dea. "procul, o procul este, profani," conclamat vates, "totoque absistite luco; |
Doch nun sieh: beim frühesten Schein der erwachenden Sonne
Brüllt tief unter den Füßen der Grund; es erbeben des Waldes Berghöhn: Hundegeheul durchhallet die Schatten des Haines, Da sich die Göttin naht. "Bleibt fern, Unheilige, fliehet!" Ruft die Prophetin. "Weicht ringsum aus des Haines Umhegung! |
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tuque invade viam vaginaque eripe ferrum:
nunc animis opus, Aenea, nunc pectore firmo." tantum effata furens antro se immisit aperto; ille ducem haud timidis vadentem passibus aequat. Di, quibus imperium est animarum, umbraeque silentes |
Und du schreite den Weg und reiß aus der Scheide das Eisen.
Jetzt, Aineias, bedarf es des Muts und entschlossenen Herzens." Also sprach sie und stürzt sich verzückt in die offene Höhle; Und er eilet ihr nach nicht weniger mutigen Schrittes. Götter, die über die Seelen ihr herrscht, ihr schweigenden Schatten, |
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et Chaos et Phlegethon, loca nocte tacentia late,
sit mihi fas audita loqui, sit numine vestro pandere res alta terra et caligine mersas. Ibant obscuri sola sub nocte per umbram perque domos Ditis vacuas et inania regna: |
Chaos und Phlegethon, ihr, die weithin Stille der Nacht deckt:
Lasst mich verkündigen, was ich gehört, und gestattet mir gnädig, Dass ich erschließe, was tief mit Finsternis decket der Abgrund. Einsam schritten sie hin, von Nacht umhüllt, durch die Schatten Und durch das nichtige Reich und die öde Behausung des Pluto, |
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quale per incertam lunam sub luce maligna
est iter in silvis, ubi caelum condidit umbra Iuppiter, et rebus nox abstulit atra colorem. vestibulum ante ipsum primisque in faucibus Orci Luctus et ultrices posuere cubilia Curae, |
Wie bei des trügrischen Monds unsicherem Licht durch die Wälder
Führet der Weg, wenn Zeus mit Schatten umhüllet den Himmel Und schwarz dunkelnde Nacht den Gestalten die Farbe geraubt hat. Im Vorhause bereits, in den Eingangsschlünden des Orkus, Haben ihr Lager der Gram und die rächenden Ängste gebettet, |
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pallentesque habitant Morbi tristisque Senectus,
et Metus et malesuada Fames ac turpis Egestas, terribiles visu formae, Letumque Labosque; tum consanguineus Leti Sopor et mala mentis Gaudia, mortiferumque adverso in limine Bellum, |
Hausen mit bleichem Gesicht Krankheiten, bekümmertes Alter,
Übelberatender Hunger und Furcht und schmählicher Mangel, Schreckengestalten, entsetzlich zu schaun: der Tod und die Mühsal; Dann der Verwandte des Todes, der Schlaf, und hämische Freude Und todbringender Krieg, der drohend die Schwelle besetzt hält. |
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ferreique Eumenidum thalami et Discordia demens
vipereum crinem vittis innexa cruentis. in medio ramos annosaque bracchia pandit ulmus opaca, ingens, quam sedem Somnia vulgo vana tenere ferunt, foliisque sub omnibus haerent. |
Drauf der Erinnyen Zellen von Stahl, die rasende Zwietracht,
Die sich ihr Schlangengelock mit blutigen Binden durchflochten. Aber inmitten des Raums streckt riesig und düster die alten Arme ein Ulmbaum aus, den, wie man berichtet, die eiteln Träume zum Sitz sich ersehn, wo rings an den Blättern sie hangen. |
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multaque praeterea variarum monstra ferarum,
Centauri in foribus stabulant Scyllaeque biformes et centumgeminus Briareus ac belua Lernae horrendum stridens, flammisque armata Chimaera, Gorgones Harpyiaeque et forma tricorporis umbrae. |
Manch graunhaftes Gebild, Untiere verschiedener Formen
Lagern am Tor: Zentauren und doppelgestaltige Skyllen, Briareos, hundertgelenkig, der Lindwurm auch aus dem Sumpfe Lernaes mit grausem Gezisch und die flammenbewehrte Chimaira, Auch Gorgonen, Harpyen, Geryons dreileibiges Schreckbild. |
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corripit hic subita trepidus formidine ferrum
Aeneas strictamque aciem venientibus offert, et ni docta comes tenuis sine corpore vitas admoneat volitare cava sub imagine formae, inruat et frustra ferro diverberet umbras. |
Hastig in plötzlichem Schreck greift hier Aineias zum Schwerte,
Streckt den gezogenen Stahl entgegen dem nahenden Schwarme, Und wenn die Führerin nicht ihn kundig belehrte, dass ohne Körper im hohlen Gebilde der Form Scheinleben nur flattre, Stürzt' er hinein und zerschlug umsonst mit dem Eisen die Schatten. |
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Hinc via Tartarei quae fert Acherontis ad undas.
turbidus hic caeno vastaque voragine gurges aestuat atque omnem Cocyto eructat harenam. portitor has horrendus aquas et flumina servat terribili squalore Charon, cui plurima mento |
Hier ist der Weg, der zur Flut des tartarischen Acheron leitet,
Wo vom Schlamme getrübt mit gewaltigem Wirbel der Abgrund Siedet und sämtlichen Sand ausspeit in das Bett des Kokytos. Dieses Gewässer bewacht und die Ströme der schaurige Fährmann Charon, mit grässlichem Schmutze bedeckt. Dicht wuchert der graue |
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canities inculta iacet, stant lumina flamma,
sordidus ex umeris nodo dependet amictus. ipse ratem conto subigit velisque ministrat et ferruginea subvectat corpora cumba, iam senior, sed cruda deo viridisque senectus. |
Bart und verworren ums Kinn; es starrt in Flammen sein Auge.
Schmutzig, im Knoten geschürzt, hängt schlaff von den Schultern der Mantel; Selber regiert mit der Stang' er den Kahn und bedient ihn mit Segeln, Um im berußten Gefäß stromüber zu fahren die Leichen, Freilich ein Greis, doch rüstig und frisch ist das Alter des Gottes. |
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huc omnis turba ad ripas effusa ruebat,
matres atque viri defunctaque corpora vita magnanimum heroum, pueri innuptaeque puellae, impositique rogis iuvenes ante ora parentum: quam multa in silvis autumni frigore primo |
Hierher stürzte der sämtliche Schwärm, sich zum Ufer ergießend,
Männer und Fraun und, dem Leben entrafft, hochherziger Helden Leiber mit Knaben vermischt, Jungfraun und Jünglingsgestalten, Die auf das Leichengerüst man gelegt vor den Augen der Eltern, Weniger nicht als im Wald beim Beginne des Frostes zur Herbstzeit |
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lapsa cadunt folia, aut ad terram gurgite ab alto
quam multae glomerantur aves, ubi frigidus annus trans pontum fugat et terris immittit apricis. stabant orantes primi transmittere cursum tendebantque manus ripae ulterioris amore. |
Blätter den Boden bestreun, als Vögel in wimmelndem Knäuel
Landwärts ziehn von der Höhe der Flut, wenn die Kälte des Jahres Über die Meere sie scheucht und zu sonnigen Ländern entsendet. Und dastehn sie und flehn zuerst hinüberzusetzen, Zum jenseitigen Strand voll Sehnsucht streckend die Arme. |
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navita sed tristis nunc hos nunc accipit illos,
ast alios longe summotos arcet harena. Aeneas miratus enim motusque tumultu "dic," ait, "o virgo, quid vult concursus ad amnem? quidve petunt animae? vel quo discrimine ripas |
Bald nimmt die, bald jene der Fährmann grämlich im Kahn auf,
Andere treibt er zurück und hält weithin sie vom Strand ab. Aber Aineias, erstaunt und bewegt von dem wilden Getümmel, Rief: "O Jungfrau, sprich, was bedeutet am Strome der Aufruhr? Um was bitten die Seelen? Was sondert sie, dass vom Gestade |
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hae linquunt, illae remis vada livida verrunt?"
olli sic breviter fata est longaeva sacerdos: "Anchisa generate, deum certissima proles, Cocyti stagna alta vides Stygiamque paludem, di cuius iurare timent et fallere numen. |
Jene sich wenden und diese die grämliche Flut mit dem Ruder
Fegen?" Und kurz antwortet darauf die bejahrte Prophetin: "Oh, des Anchises' Sohn, wahrhaftiger Sprössling der Götter, Hier siehst du des Kokytos Tiefen, die stygischen Sümpfe: Meineid wagt kein Gott bei dem heiligen Namen zu schwören. |
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haec omnis, quam cernis, inops inhumataque turba est;
portitor ille Charon; hi, quos vehit unda, sepulti. nec ripas datur horrendas et rauca fluenta transportare prius quam sedibus ossa quierunt. centum errant annos volitantque haec litora circum; |
Sämtliche Schar, die du siehst, ist hilflos, ohne Bestattung;
Charon steuert das Boot; die die Flut trägt, sind die Begrabnen. Aber es wird zum grausigen Strand durch die rauschenden Fluten Niemand übergesetzt, bis still im Grab sein Gebein ruht. Ein Jahrhundert umirrt und umflattert er dieses Gestade: |
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tum demum admissi stagna exoptata revisunt."
constitit Anchisa satus et vestigia pressit multa putans sortemque animo miseratus iniquam. cernit ibi maestos et mortis honore carentis Leucaspim et Lyciae ductorem classis Oronten, |
Dann erst lässt man ihn zu, die ersehnten Gewässer zu schauen."
Und Anchises' Sohn stand still und hemmte die Schritte, Tief nachsinnend im Geist und das harte Verhängnis bejammernd. Und Leukaspis sieht er daselbst und der lykischen Flotte Führer Orontes, betrübt und der Ehre des Todes entbehrend, |
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quos simul a Troia ventosa per aequora vectos
obruit Auster, aqua involvens navemque virosque. |
Welche der Süd, da von Troia her durch das stürmende Meer sie
Fuhren, ergriff und Schiff und Mann in die Fluten hinabschlang. |
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337-383: Palinurum, quod sepulcri honore careret, circa Stygiam paludem oberrantem invenit eumque una in ulteriorem ripam traicere cupientem Sibylla prohibet, cenotaphiique et exsequiarum spe consolatur. | ||
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Ecce gubernator sese Palinurus agebat,
qui Libyco nuper cursu, dum sidera servat, exciderat puppi mediis effusus in undis. |
Siehe, da kam Palinurus, der jüngst noch führte das Steuer
Und, auf der libyschen Fahrt in der Sterne Betrachtung versunken, Jäh vom Hinterverdeck in die Mitte der Wogen gestürzt war. |
hunc ubi vix multa maestum cognovit in umbra,
sic prior adloquitur: "quis te, Palinure, deorum eripuit nobis medioque sub aequore mersit? dic age. namque mihi, fallax haud ante repertus, hoc uno responso animum delusit Apollo, |
Wie er den Trauernden kaum in der Tiefe des Schattens erkannte,
Sprach er zuerst ihn an: "Palinurus, wer von den Göttern Raubte dich uns? Wer riss dich hinab in die Mitte des Meeres? Auf und sprich! Denn Apollon, der sonst doch nimmer als unwahr Sich mir erwies, hat durch diesen Bericht allein mich betrogen, |
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qui fore te ponto incolumem finisque canebat
venturum Ausonios. en haec promissa fides est?" ille autem: "neque te Phoebi cortina fefellit, dux Anchisiade, nec me deus aequore mersit. namque gubernaclum multa vi forte revulsum, |
Da er mir sang, dass du heil durch das Meer zu Ausoniens Grenzen
Würdest gelangen; und nun ist dies des Versprechens Erfüllung?" Jener darauf: "O fürstlicher Sohn des Anchises, Apollons Dreifuß täuschte dich nicht, noch versenkt' ein Gott mich im Meere. Denn da das Steuer, an dem als Wächter ich hing und womit ich |
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cui datus haerebam custos cursusque regebam,
praecipitans traxi mecum. maria aspera iuro non ullum pro me tantum cepisse timorem, quam tua ne spoliata armis, excussa magistro, deficeret tantis navis surgentibus undis. |
Lenkte die Fahrt, durch das schwere Gewicht ausriss aus den Fugen,
Zog ich im Sturz es hinab mit mir. Beim stürmischen Meere Schwör ich, dass Furcht für das eigene Heil mich minder bewegte, Als dass dein Schiff, des Gerätes beraubt und des Führers verlustig, Nicht aushielte, wenn gar zu hoch sich die Wogen erhöben. |
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tris Notus hibernas immensa per aequora noctes
vexit me violentus aqua; vix lumine quarto prospexi Italiam summa sublimis ab unda. paulatim adnabam terrae; iam tuta tenebam, ni gens crudelis madida cum veste gravatum |
Heftiger Südwind trieb im Verlauf drei stürmischer Nächte
Durch die unendliche See mich umher. Kaum sah ich am vierten Morgen Italien hoch vom Kamme der Wog' in der Ferne. Doch allmählich schwamm ich ans Land. Schon war ich im Sichern, Hätte nicht grausames Volk, da beschwert vom triefenden Kleide |
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prensantemque uncis manibus capita aspera montis
ferro invasisset praedamque ignara putasset. nunc me fluctus habet versantque in litore venti. quod te per caeli iucundum lumen et auras, per genitorem oro, per spes surgentis Iuli, |
Dennoch mit klammernder Hand ich die zackigen Felsen erfasste,
Beute vermutet bei mir und mit Waffen sich auf mich geworfen. Jetzt bin ein Raub ich der Flut; mich wälzen am Ufer die Winde. Drum bei dem freundlichen Licht und den Lüften des Himmels, bei deinem Vater beschwör ich dich jetzt, bei Askanios' steigender Hoffnung, |
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eripe me his, invicte, malis: aut tu mihi terram
inice, namque potes, portusque require Velinos; aut tu, si qua via est, si quam tibi diva creatrix ostendit - neque enim, credo, sine numine divum flumina tanta paras Stygiamque innare paludem -, |
Reiß aus dem Unheil mich, Siegreicher, und wirf auf den Leichnam
Erde. Du kannst es; zurück nur fahre zum Hafen von Velia; Oder, wenn irgend es geht, wenn ein Mittel die göttliche Mutter Dir angibt - denn gewiss, nicht ohne den Willen der Götter Wagst du den furchtbaren Strom und den stygischen Sumpf zu durchschwimmen - |
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da dextram misero et tecum me tolle per undas,
sedibus ut saltem placidis in morte quiescam." talia fatus erat coepit cum talia vates: "unde haec, o Palinure, tibi tam dira cupido? tu Stygias inhumatus aquas amnemque severum |
Gib mir Armen die Hand und nimm mich mit durch die Wogen,
Dass ein friedlicher Sitz mir im Tod doch Ruhe verleihe." Also sprach er, und so antwortete drauf die Prophetin: "Woher kommt, Palinurus, dir solch unselig Verlangen? Ohne Bestattung denkst du den Styx und der Furien finstre |
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Eumenidum aspicies, ripamve iniussus adibis?
desine fata deum flecti sperare precando, sed cape dicta memor, duri solacia casus. nam tua finitimi, longe lateque per urbes prodigiis acti caelestibus, ossa piabunt |
Ströme zu schaun, und bevor man dich ruft, zum Ufer zu kommen?
Fruchtlos hoffst du, der Götter Geschick durch Bitten zu wenden. Aber vernimm und behalte das Wort als Trost in dem Unglück. Denn das benachbarte Volk, durch himmlische Wunder geängstigt, Sühnt bald weit und breit in den Städten dir deine Gebeine, |
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et statuent tumulum et tumulo sollemnia mittent,
aeternumque locus Palinuri nomen habebit." his dictis curae emotae pulsusque parumper corde dolor tristi; gaudet cognomine terra. |
Richtet ein Grab dir auf und weiht Festopfer dem Grabe,
Und in Ewigkeit trägt Palinurus' Namen die Stätte." Durch dies Wort ist sein Kummer verscheucht und im trauernden Herzen Etwas erleichtert der Schmerz; es erfreut ihn des Ortes Benennung. |
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384-547: Post haec Stygem traiectus Aeneas, Cerberoque medicatis offis sopito, per loca infantium, eorumque, qui falso crimine damnati supplicium luerant, iter faciens, pervenit ad sedem eorum, qui amoris impatientia manus sibi consciverant (384-449). Ibi Elisam conspicatus cum ei se purgare vellet, illa indignabunda conspectum eius effugit (450-476). inde progressus Deiphobum in sedibus eorum, qui bello aliquando claruerant, multis vulneribus lacerum conspicit, necisque eius indignum modum ab ipso edocetur (477-534). | ||
Ergo iter inceptum peragunt fluvioque propinquant.
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Also schreiten sie nun auf dem Weg und nähern dem Fluss sich.
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navita quos iam inde ut Stygia prospexit ab unda
per tacitum nemus ire pedemque advertere ripae, sic prior adgreditur dictis atque increpat ultro: "quisquis es, armatus qui nostra ad flumina tendis, fare age, quid venias, iam istinc et comprime gressum. |
Als von der stygischen Flut fernher sie der Schiffer erblickte,
Wie durch den schweigenden Wald sie den Schritt hinlenkten zum Ufer, Spricht er zuerst von selber sie an mit scheltenden Worten: "Wer du auch seist, der du hier in Waffen zu unserem Strom kommst, Sag' mir, was dein Begehr; doch von drüben! - und halte den Schritt an! |
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umbrarum hic locus est, somni noctisque soporae:
corpora viva nefas Stygia vectare carina. nec vero Alciden me sum laetatus euntem accepisse lacu, nec Thesea Pirithoumque, dis quamquam geniti atque invicti viribus essent. |
Dies ist der Schatten Gebiet, der betäubenden Nacht und des Schlummers.
Lebenden Körpern versagt ist die Fahrt auf stygischem Floße. Nicht viel Freud' auch hatt ich davon, da ich einst den Alkiden Hier auf den Seen, den Theseus auch und Peirithoos aufnahm, Wenn auch von Göttern erzeugt und an Kraft unbesiegbar sie waren. |
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Tartareum ille manu custodem in vincla petivit
ipsius a solio regis traxitque trementem; hi dominam Ditis thalamo deducere adorti." quae contra breviter fata est Amphrysia vates: "nullae hic insidiae tales - absiste moveri -, |
Jener ergriff und steckt' in Ketten des Tartaros Wächter;
Schleppte den Bebenden stracks hinweg vom Throne des Königs; Diese versuchten aus Plutos Gemach zu entführen die Fürstin." Kurz antwortete drauf die amphrysische Seherin also: "Nichts droht hier von solcherlei List (lass schwinden die Sorge) |
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nec vim tela ferunt; licet ingens ianitor antro
aeternum latrans exsanguis terreat umbras, casta licet patrui servet Proserpina limen. Troius Aeneas, pietate insignis et armis, ad genitorem imas Erebi descendit ad umbras. |
Noch von Waffengewalt; es belle der riesige Wächter
Ewig aus seinem Geklüft und schrecke die starrenden Schatten; Mag Proserpina keusch in des Oheims Schwelle sich halten! Wisse, der Troer Aineias, durch Frömmigkeit groß und durch Kriegsruhm, Steigt zum Erzeuger hinab, zu des Erebos untersten Schatten. |
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si te nulla movet tantae pietatis imago,
at ramum hunc" - aperit ramum qui veste latebat - "agnoscas." tumida ex ira tum corda residunt; nec plura his. ille admirans venerabile donum fatalis virgae longo post tempore visum |
Kann dich der Anblick auch so frommer Gesinnung nicht rühren,
Wirst du den Zweig (und sie zeigte den Zweig, den im Kleid sie versteckt hielt,) Sicher doch kennen." Da legt' sich der Zorn im schwellenden Herzen. Mehr nicht sprach sie, und er, des verhängnisvollen Gezweiges Heilige Gabe bestaunend, die längst nicht mehr er gesehen, |
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caeruleam advertit puppim ripaeque propinquat.
inde alias animas, quae per iuga longa sedebant, deturbat laxatque foros; simul accipit alveo ingentem Aenean. gemuit sub pondere cumba sutilis et multam accepit rimosa paludem. |
Wendet das grünliche Boot herum und nähert dem Strand sich,
Jagt dann die Seelen hinweg, die in Reihen entlang auf den Bänken Saßen, und räumt das Verdeck und nimmt den gewaltigen Helden Auf in den bauchigen Kahn, dass das binsengeflochtene Fahrzeug Seufzt von der Last und das Wasser des Sumpfs durch die Ritzen hineindringt. |
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tandem trans fluvium incolumis vatemque virumque
informi limo glaucaque exponit in ulva. Cerberus haec ingens latratu regna trifauci personat adverso recubans immanis in antro. cui vates horrere videns iam colla colubris |
Endlich setzt er den Mann und die Seherin sicher am andern
Ufer des Stroms im grünlichen Schilf und schmutzigen Schlamm aus. Mit drei Rachen durchhallt das Gebiet laut bellend der große Kerberos, grausig gestreckt in entgegenliegender Höhle, Und schon sträubt sich sein Hals von den Nattern; da wirft die Prophetin, |
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melle soporatam et medicatis frugibus offam
obicit. ille fame rabida tria guttura pandens corripit obiectam, atque immania terga resolvit fusus humi totoque ingens extenditur antro. occupat Aeneas aditum custode sepulto |
Die es gewahrt, schlafbringenden Teig aus magischen Kräutern
Und aus Honig ihm vor. Mit dreifach klaffenden Schlünden Schnappt er danach in hungriger Wut; dann dehnt er den grausen Rücken und streckt sich mit riesigem Leib durch das ganze Geklüft hin. Jetzt, da der Wächter betäubt, eilt rasch Aineias zum Eingang |
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evaditque celer ripam inremeabilis undae.
Continuo auditae voces vagitus et ingens infantumque animae flentes, in limine primo quos dulcis vitae exsortis et ab ubere raptos abstulit atra dies et funere mersit acerbo; |
Und vom Ufer hinweg des Gewässers, das keinen zurückträgt.
Stimmen nun hört man sofort und gewaltiges Kindergewimmer, Säuglingsseelen, sogleich am Eingang weinend und klagend, Sie, die, des freundlichen Lebens beraubt, vom Busen der Eltern Raffte der finstere Tag, in den bitteren Tod sie versenkend. |
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hos iuxta falso damnati crimine mortis.
nec vero hae sine sorte datae, sine iudice, sedes: quaesitor Minos urnam movet; ille silentum consiliumque vocat vitasque et crimina discit. proxima deinde tenent maesti loca, qui sibi letum |
Ihnen zunächst die auf falschen Verdacht zum Tode verdammt sind.
Doch nicht ohne Gericht und Verlosung erhalten den Platz sie! Minos verhört sie und schüttelt die Urne und wählt aus den stillen Scharen den Rat sich aus und forscht nach der Schuld und der Führung. Dicht angrenzend dann folgt das Gebiet der Betrübten, die selber |
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insontes peperere manu lucemque perosi
proiecere animas. quam vellent aethere in alto nunc et pauperiem et duros perferre labores! fas obstat, tristisque palus inamabilis undae alligat et novies Styx interfusa coercet. |
Ohne Verschuldung dem Tod sich geweiht, die müde des Lebens
Von sich geworfen den Geist. Wie wünschten sie droben im Aither Nunmehr der Armut Los und die härtesten Mühen zu tragen! Göttliche Satzung verwehrt es, und herzlos hält sie mit grimmer Woge der Sumpf und der Styx mit neunfach flutender Strömung. |
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Nec procul hinc partem fusi monstrantur in omnem
Lugentes campi; sic illos nomine dicunt. hic quos durus amor crudeli tabe peredit secreti celant calles et myrtea circum silva tegit; curae non ipsa in morte relinquunt. |
Und nicht weit von hier nach jeglicher Seite sich dehnend
Zeigt sich das Klagegefild - denn also lautet sein Name. Sie, die mit grausamem Gift unglückliche Liebe verzehrte, Weilen in heimlichen Gängen daselbst und von Myrtengebüschen Rings umhegt; es verlässt sie die Sehnsucht selber im Tod nicht. |
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his Phaedram Procrinque locis maestamque Eriphylen
crudelis nati monstrantem vulnera cernit, Euadnenque et Pasiphaen; his Laodamia it comes et iuvenis quondam, nunc femina, Caeneus rursus et in veterem fato revoluta figuram. |
Phaidra sieht er und Prokris hier; er sieht Eriphyle
Trauernden Blicks, wie die Wunde sie zeigt, die der grausame Sohn schlug; Siehet Euadne dann und Pasiphae; Laodameia Geht mit ihnen und sie, die ein Jüngling einst, doch ein Weib jetzt, Durch das Geschick in die frühre Gestalt sich verwandelte, Kainis. |
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inter quas Phoenissa recens a vulnere Dido
errabat silva in magna; quam Troius heros ut primum iuxta stetit agnovitque per umbras obscuram, qualem primo qui surgere mense aut videt aut vidisse putat per nubila lunam, |
Unter der Schar durchirrt die phoinikische Dido mit frischer
Wunde die weiten Gehege des Hains. Da der troische Held jetzt Neben sie trat und zuerst durch den Schatten sie dunkel erkannte - Wie durch trübes Gewölk man den Mond im Beginne des Monats Aufgehn sieht, ja oft nur glaubt, man hab ihn gesehen -, |
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demisit lacrimas dulcique adfatus amore est:
"infelix Dido, verus mihi nuntius ergo venerat exstinctam ferroque extrema secutam? funeris heu tibi causa fui? per sidera iuro, per superos et si qua fides tellure sub ima est, |
Brach in Tränen er aus und sprach mit schmeichelnder Liebe:
"Unglückselige Dido, so ist es denn wahr, was die Botschaft Meldete, dass du dahin, dass vom eigenen Stahl du gefallen? Weh, gab ich dir den Grund zum Tod? Ich schwör's bei den Sternen, Schwör's bei der himmlischen Schar und wenn Glauben noch unter der Erde |
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invitus, regina, tuo de litore cessi.
sed me iussa deum, quae nunc has ire per umbras, per loca senta situ cogunt noctemque profundam, imperiis egere suis; nec credere quivi hunc tantum tibi me discessu ferre dolorem. |
Wohnt, nur gezwungen entwich ich, o Königin, deinem Gestade.
Aber der Götter Geheiß, das hier mich drängt, durch die Schatten, Durch wüststarrendes Moor und der Nacht Abgründe zu wandeln, Trieb mich hinweg mit Gewalt. Auch konnt ich nimmer mir denken, Dass mein Scheiden dir so gewaltigen Kummer bereite. |
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siste gradum teque aspectu ne subtrahe nostro.
quem fugis? extremum fato quod te adloquor hoc est." talibus Aeneas ardentem et torva tuentem lenibat dictis animum lacrimasque ciebat. illa solo fixos oculos aversa tenebat |
Hemme den Schritt und entfliehe mir nicht aus den Blicken! Wen fliehst du?
Diesmal allein noch vergönnt dich anzureden mein Los mir!" Also versucht Aineias den scheel dreinschauenden, grimmen Geist mit freundlichem Wort zu besänftigen, selber in Tränen. Doch von ihm gewandt hielt fest sie am Boden die Augen |
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nec magis incepto vultum sermone movetur
quam si dura silex aut stet Marpesia cautes. tandem corripuit sese atque inimica refugit in nemus umbriferum, coniunx ubi pristinus illi respondet curis aequatque Sychaeus amorem. |
Und zeigt Mienen und Blick so wenig bewegt bei der Rede,
Als ob Kieselgestein dastand und marpesischer Marmor. Endlich macht sie sich auf und flieht feindselig von dannen, Fort in den schattigen Hain, wo ihr früherer Gatte Sychaeus Glut ihr erwidert mit Glut und in herzlicher Lieb' ihr begegnet. |
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nec minus Aeneas casu percussus iniquo
prosequitur lacrimis longe et miseratur euntem. Inde datum molitur iter. iamque arva tenebant ultima, quae bello clari secreta frequentant. hic illi occurrit Tydeus, hic inclutus armis |
Und Aineias, aufs tiefste bewegt durch ihr bitteren Unglück,
Sendet ihr Tränen noch weithin nach und herzliches Mitleid. Fort dann setzt den gegebenen Pfad er. Die letzten Gefilde Waren erreicht, wo im stillen Geheg' Kriegshelden sich sammeln. Hier tritt Tydeus ihm in den Weg und der waffenberühmte |
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Parthenopaeus et Adrasti pallentis imago,
hic multum fleti ad superos belloque caduci Dardanidae, quos ille omnis longo ordine cernens ingemuit, Glaucumque Medontaque Thersilochumque, tris Antenoridas Cererique sacrum Polyboeten, |
Parthenopaios; es naht die Gestalt ihm des bleichen Adrastos.
Dardanos' Enkel sind hier, die im Kriege gefallnen, auf Erden Bitter beweinten; er seufzt, wie sein Blick sie sämtlich in langen Reihen durchfliegt: Thersilochos hier, hier Glaukos und Medon, Drei von Antenors Stamm und, der Ceres geweiht, Polybotes; |
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Idaeumque etiam currus, etiam arma tenentem.
circumstant animae dextra laevaque frequentes, nec vidisse semel satis est; iuvat usque morari et conferre gradum et veniendi discere causas. at Danaum proceres Agamemnoniaeque phalanges |
Dann Idaios - noch steht auf dem Wagen er da in der Rüstung,
Schatten in dichtem Gedräng umstehn ihn zur Rechten und Linken. Und nicht ist's ihm genug, einmal sie zu sehn: er verweilte Gern noch und spräche sie an, und fragte, warum sie gekommen. Aber die Häupter des Danaervolks, Agamemnons Geschwader, |
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ut videre virum fulgentiaque arma per umbras,
ingenti trepidare metu; pars vertere terga, ceu quondam petiere rates, pars tollere vocem exiguam: inceptus clamor frustratur hiantis. Atque hic Priamiden laniatum corpore toto |
Wie durch die Schatten den Mann in der glänzenden Wehr sie erblickten,
Werden durchbebt von gewaltigem Schreck. Teils kehren, wie damals, Als zu den Schiffen sie flohn, sie den Rücken; die andern erheben Schwaches Geschrei; denn die Stimme versagt dem geöffneten Munde. Hier sah Priamos' Sohn, Deiphobos, er, der am ganzen |
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Deiphobum videt et lacerum crudeliter ora,
ora manusque ambas, populataque tempora raptis auribus et truncas inhonesto vulnere naris. vix adeo agnovit pavitantem ac dira tegentem supplicia, et notis compellat vocibus ultro: |
Körper zerfleischt dastand mit grausem zerrissenem Antlitz;
Wie das Gesicht, so die Hände; die Ohren ihm glatt von den beiden Schläfen gehaun und mit schändlichem Schnitt verstümmelt die Nase. Kaum noch erkennt er den Mann, wie er bebenden Leibes die grausen Wunden bedeckt, und redet zu ihm mit befreundeter Stimme: |
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"Deiphobe armipotens, genus alto a sanguine Teucri,
quis tam crudelis optavit sumere poenas? cui tantum de te licuit? mihi fama suprema nocte tulit fessum vasta te caede Pelasgum procubuisse super confusae stragis acervum. |
"Waffengewaltiger Held vom erhabenen Blute des Teukros,
Wer, Deiphobos, nahm an dir so grausame Rache? Wem war so dich zu schänden erlaubt? Mir kam das Gerücht zu, Dass, vom verwüstenden Mord der Pelasger erschöpft, in der letzten Nacht du zusammengestürzt auf der Leichen verworrenen Haufen. |
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tunc egomet tumulum Rhoeteo in litore inanem
constitui et magna manis ter voce vocavi. nomen et arma locum servant; te, amice, nequivi conspicere et patria decedens ponere terra." ad quae Priamides: "nihil o tibi, amice, relictum; |
Damals errichtet' ich dir am rhoiteischen Ufer ein leeres
Grab und rief dreimal mit erhobener Stimme die Manen. Namen und Waffen sind dort. Dich selbst, o Teurer, vermocht ich Nicht zu schaun und beim Scheiden im heimischen Grund zu bestatten." Priamos' Sohn sprach drauf: "Nichts hast du, Teurer, vergessen, |
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omnia Deiphobo solvisti et funeris umbris.
sed me fata mea et scelus exitiale Lacaenae his mersere malis; illa haec monimenta reliquit. namque ut supremam falsa inter gaudia noctem egerimus, nosti: et nimium meminisse necesse est. |
Hast dem Deiphobos alles gewährt und dem Schatten der Leiche.
Doch mein eignes Geschick und der Sparterin grauses Verbrechen Hat in die Schmach mich gestürzt, dies Schanddenkmal sich gestiftet. Denn wie in trügrischem Wahn wir jubelnd verbrachten die letzte Nacht, dies ist dir bekannt; zu fest nur bleibt die Erinnrung. |
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cum fatalis equus saltu super ardua venit
Pergama et armatum peditem gravis attulit alvo, illa chorum simulans euhantis orgia circum ducebat Phrygias; flammam media ipsa tenebat ingentem et summa Danaos ex arce vocabat. |
Als auf Pergamons Höhn sich das schicksalsschwangere Ross schon
Hatte geschwungen, im Bauch herschleppend bewaffnetes Fußvolk, Führte verstellt sie die phrygischen Fraun im bakchischen Reigen Unter Gejauchze zum Tanz; in der Mitte sie selbst, mit gewaltger Fackel bewehrt, womit sie die Danaer hoch von der Burg rief. |
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tum me confectum curis somnoque gravatum
infelix habuit thalamus, pressitque iacentem dulcis et alta quies placidaeque simillima morti. egregia interea coniunx arma omnia tectis emovet, et fidum capiti subduxerat ensem: |
Ich, von Sorgen erschöpft und von Schlummer bewältigt, verweilte
Im unseligen Ehegemach; fest hielt mich der süße Schlaf auf das Lager gebannt, der tief wie friedlicher Tod war. Sacht stiehlt unter dem Haupt die vortreffliche Gattin mein treues Schwert mir fort und räumt mir das Haus von sämtlichen Waffen, |
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intra tecta vocat Menelaum et limina pandit,
scilicet id magnum sperans fore munus amanti, et famam exstingui veterum sic posse malorum. quid moror? inrumpunt thalamo, comes additus una hortator scelerum Aeolides. di, talia Grais |
Ruft Menelaos alsdann herein und öffnet die Schwelle.
Hoffte sie doch, dass ein großes Geschenk sie ihrem Geliebten Brächte dadurch und den Ruf der vergangenen Sünden vertilgte. Und was mehr? Man dringt ins Gemach. Es erscheint als Begleiter Aiolos' Spross, der Vergehn Anstifter. Vergeltet den Griechen, |
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instaurate, pio si poenas ore reposco.
sed te qui vivum casus, age fare vicissim, attulerint. pelagine venis erroribus actus an monitu divum? an quae te fortuna fatigat, ut tristis sine sole domos, loca turbida, adires?" |
Götter, die Schuld, ist es ruchlos nicht, um Strafe zu bitten.
Doch du sage mir jetzt, durch welches Geschick du lebendig Kamst hierher. Vielleicht durch des Meers Irrfahrten getrieben? Oder auf Göttergeheiß? Welch Schicksal zwingt dich, das düstre Haus, wo die Sonne nicht scheint, dies trübe Gebiet zu betreten?" |
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Hac vice sermonum roseis Aurora quadrigis
iam medium aetherio cursu traiecerat axem; et fors omne datum traherent per talia tempus, sed comes admonuit breviterque adfata Sibylla est: "nox ruit, Aenea; nos flendo ducimus horas. |
Während des Wechselgesprächs war mit rosigen Rossen Aurora
Auf aitherischer Bahn durch des Weltalls Mitte gedrungen. Und wohl hätten sie ganz die verstattete Zeit noch verplaudert; Doch die Begleiterin treibt, Sibylla, ihn kurz mit dem Wort an: "Eilig entfliehet die Nacht; wir vertun mit Weinen die Stunden; |
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hic locus est, partis ubi se via findit in ambas:
dextera quae Ditis magni sub moenia tendit, hac iter Elysium nobis; at laeva malorum exercet poenas et ad impia Tartara mittit." Deiphobus contra: "ne saevi, magna sacerdos; |
Dies ist, Aineias, der Ort, von wo zwei Wege sich trennen,
Da zu der Rechten der Pfad zur Burg des gewaltigen Dis führt, Wo nach Elysium wir uns wenden - der linke den Bösen Strafen verhängt und in Tartaros' Nacht die Verdammten entsendet." Und Deiphobos sprach: "O zürne nicht, große Sibylla, |
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discedam, explebo numerum reddarque tenebris.
i decus, i, nostrum; melioribus utere fatis." tantum effatus, et in verbo vestigia torsit. |
Denn schon kehr ich zurück zu dem Schwarm in des Dunkels Umhüllung;
Geh, du unsere Zier, und sei dir holder das Schicksal." Also sprach er und hemmte den Schritt bei demselbigen Worte. |
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548-636: Relicto deinde ad laevam Tartaro, sceleratorumque poenas a Sibylla edoctus (548-627) ad Ditis ipsius moenia contendit, aureumque ramum in ipso regiae limine defigit (628-636). | ||
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Respicit Aeneas subito et sub rupe sinistra
moenia lata videt triplici circumdata muro, |
Aber Aineias erblickt, wie er umsieht, unter dem Felsen
Links ein geräumiges Schloss mit dreifachen Mauern umgürtet, |
quae rapidus flammis ambit torrentibus amnis,
Tartareus Phlegethon, torquetque sonantia saxa. porta adversa ingens solidoque adamante columnae, vis ut nulla virum, non ipsi exscindere bello caelicolae valeant; stat ferrea turris ad auras, |
Die ein reißender Strom mit wirbelnden Flammen umflutet
- Tartaros' Phlegethon ist's - und donnernde Felsen dahinwälzt. Vorn ein riesiges Tor; von gediegenem Stahle die Pfosten, Dass nicht Menschengewalt, ja selbst kein Himmelsgeborner Sie mit Eisen zerstört. Hoch ragt ein eiserner Turm auf, |
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Tisiphoneque sedens palla succincta cruenta
vestibulum exsomnis servat noctesque diesque. hinc exaudiri gemitus et saeva sonare verbera, tum stridor ferri tractaeque catenae. constitit Aeneas strepitumque exterritus hausit. |
Und Tisiphone sitzt, mit blutigem Kleide gegürtet,
Schlaflos Tag und Nacht in des Eingangs Hallen als Wache. Dorther hört man Gestöhn, laut knallende Hiebe von grimmen Peitschen, man hört das Gekreisch von Eisen und rasselnde Ketten. Und still steht Aineias und stutzt voll Schreck bei dem Lärmen: |
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"quae scelerum facies? o virgo, effare; quibusve
urgentur poenis? quis tantus plangor ad auras?" tum vates sic orsa loqui: "dux inclute Teucrum, nulli fas casto sceleratum insistere limen; sed me cum lucis Hecate praefecit Avernis, |
"Wie ist der Frevler Gestalt? o Jungfrau, sage mir, welche
Strafen bedrängen sie hier? wie erhebt solch Jammern zur Luft sich?" Und die Prophetin begann: "O erlauchtester Führer der Teukrer, Kein Unschuld'ger betritt nach der Satzung die Schwelle des Frevels. Doch als Hekate mich vorsetzte dem Hain des Avernus, |
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ipsa deum poenas docuit perque omnia duxit.
Cnosius haec Rhadamanthus habet durissima regna castigatque auditque dolos subigitque fateri quae quis apud superos furto laetatus inani distulit in seram commissa piacula mortem. |
Führte sie selbst mich umher, mir die Strafen der Götter zu zeigen.
Herrscher des grausamen Reichs ist Knossos' Fürst Rhadamanthys, Der den Betrug ausforscht und bestraft, und der Frevel Geständnis Auspresst, die in der oberen Welt ein Mensch, sich der eitlen Täuschung erfreuend, bis tief in den Tod zu sühnen verschoben. |
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continuo sontis ultrix accincta flagello
Tisiphone quatit insultans, torvosque sinistra intentans anguis vocat agmina saeva sororum. tum demum horrisono stridentes cardine sacrae panduntur portae. cernis custodia qualis |
Gleich ist bereit Tisiphone, die Rächerin, schwingt ihre Geißel
Über die Schuldigen hin voll Hohn, streckt aus mit der Linken Grimmige Nattern und ruft den wutschnaubenden Zug ihrer Schwestern. Und nun öffnet sich erst mit graunhaft kreischender Angel Knarrend das Tor. Sieh, welch ein Wächter des Eingangs |
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vestibulo sedeat, facies quae limina servet?
quinquaginta atris immanis hiatibus Hydra saevior intus habet sedem. tum Tartarus ipse bis patet in praeceps tantum tenditque sub umbras quantus ad aetherium caeli suspectus Olympum. |
Halle besetzt; sieh, welche Gestalt dort hütet die Schwelle!
Grimmiger noch hat drinnen mit schwarzaufgähnenden fünfzig Rachen die scheußliche Hydra den Sitz. Der Tartaros selbst dann öffnet sich jäh hinab zweimal so tief zu den Schatten, Als gen Himmel der Blick sich erhebt zum olympischen Aither. |
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hic genus antiquum Terrae, Titania pubes,
fulmine deiecti fundo volvuntur in imo. hic et Aloidas geminos immania vidi corpora, qui manibus magnum rescindere caelum adgressi superisque Iovem detrudere regnis. |
Tellus' altes Geschlecht ist hier, die Titanen, im tiefsten
Abgrund wälzen sie sich, vom Blitz hinuntergeschleudert. Hier auch sah ich das Paar der Aloeus-Enkel mit ries'gen Leibern, die einst es versucht, mit den Händen die Höhen des Himmels Niederzureißen und Zeus aus dem Reiche des Aithers zu stoßen, |
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vidi et crudelis dantem Salmonea poenas,
dum flammas Iovis et sonitus imitatur Olympi. quattuor hic invectus equis et lampada quassans per Graium populos mediaeque per Elidis urbem ibat ovans, divumque sibi poscebat honorem, |
Sah den Salmoneus hier, der zu grausamer Strafe verdammt ist,
Da des Olympos Geroll und Iovis Flammen er nachahmt. Mit vier Rossen vordem und geschwungener Fackel, so fuhr er Jubelnd einher durch das griechische Volk und mitten durch Elis' Stadt und verlangte für sich, wahnsinnig, die Ehren der Götter - |
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demens, qui nimbos et non imitabile fulmen
aere et cornipedum pulsu simularet equorum. at pater omnipotens densa inter nubila telum contorsit, non ille faces nec fumea taedis lumina, praecipitemque immani turbine adegit. |
Tor! der das Wettergewölk und den unnachahmlichen Blitzstrahl
Äffte durch Erzklang nach und den Trab harthufiger Rosse. Doch da schleudertest du, allmächtiger Vater, aus dichten Wolken den Strahl, nicht qualmendes Licht von Kienen und Fackeln, Und warfst jäh ihn hinab in gewaltsam drehendem Wirbel. |
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nec non et Tityon, Terrae omniparentis alumnum,
cernere erat, per tota novem cui iugera corpus porrigitur, rostroque immanis vultur obunco immortale iecur tondens fecundaque poenis viscera rimaturque epulis habitatque sub alto |
Dann war Tityos dort, der alles gebärenden Erde
Sprössling, zu sehen, des riesiger Leib neun Morgen des Grundes Völlig bedeckt; ihm zerhackt die unsterbliche Leber mit krummem Schnabel ein scheußlicher Geier, durchwühlt nach Fraß das Gekröse, Das ihm zur Pein sich wuchernd ersetzt und haust in der hohen |
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pectore, nec fibris requies datur ulla renatis.
quid memorem Lapithas, Ixiona Pirithoumque? quos super atra silex iam iam lapsura cadentique imminet adsimilis; lucent genialibus altis aurea fulcra toris, epulaeque ante ora paratae |
Brust; nie kommen die neu nachwachsenden Fasern zur Ruhe.
Nenn ich Peirithoos dir und Ixion noch, die Lapithen? Denen zu Häupten ein Fels schwarz droht und soeben zum Fall sich Neigt, als stürz' er bereits, rings strahlt mit festlich erhöhten Polstern das goldne Gestell, mit fürstlicher Pracht vor dem Mund schon |
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regifico luxu; Furiarum maxima iuxta
accubat et manibus prohibet contingere mensas, exsurgitque facem attollens atque intonat ore. hic, quibus invisi fratres, dum vita manebat, pulsatusve parens et fraus innexa clienti, |
Stehet gerüstet das Mahl, doch die größte der Furien legt sich
Neben sie hin und verwehrt, mit den Händen den Tisch zu berühren, Richtet sich auf und schwinget den Brand mit donnernder Stimme. Wer mit Hass und Neid im Leben die Brüder verfolgt hat, Wer mit Trug den Klienten berückt, wer den Vater geschlagen, |
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aut qui divitiis soli incubuere repertis
nec partem posuere suis - quae maxima turba est -, quique ob adulterium caesi, quique arma secuti impia nec veriti dominorum fallere dextras, inclusi poenam exspectant. ne quaere doceri |
Wer mit Gier sich allein der gewonnenen Schätze bemächtigt,
Nichts davon für die Seinen gespart - die Schar ist die größte -, Wer als Schänder der Ehe den Tod fand, wer mit verruchtem Krieg sich befasst und dem Herrn die verheißene Treue gebrochen -: Sämtlich harren sie hier in Haft auf die Strafen. Auf welche, |
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quam poenam, aut quae forma viros fortunave mersit.
saxum ingens volvunt alii, radiisque rotarum districti pendent; sedet aeternumque sedebit infelix Theseus, Phlegyasque miserrimus omnis admonet et magna testatur voce per umbras: |
Frage mich nicht, noch welcherlei Los und wie es sie plage.
Einen gewaltigen Fels wälzt der; ein anderer schwebt dort Um Radspeichen gespannt. Hier sitzt, um ewig zu sitzen, Theseus trauernden Blicks, und Phlegyas mahnt die Geplagten Alle und lässt den beschwörenden Ruf durch die Schatten erschallen: |
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"discite iustitiam moniti et non temnere divos."
vendidit hic auro patriam dominumque potentem imposuit; fixit leges pretio atque refixit; hic thalamum invasit natae vetitosque hymenaeos: ausi omnes immane nefas ausoque potiti. |
Lernt durch die Mahnung Gerechtigkeit üben und achten die Götter!
Der hat die Heimat verkauft um Gold und in des Gewaltherrn Hände gebracht, für Lohn die Gesetze bestimmt und vernichtet; Der sich frevelnd gedrängt in die bräutliche Kammer der Tochter, Jeder ein grauses Verbrechen gewagt und das Wagnis vollendet. |
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non, mihi si linguae centum sint oraque centum,
ferrea vox, omnis scelerum comprendere formas, omnia poenarum percurrere nomina possim." Haec ubi dicta dedit Phoebi longaeva sacerdos, "sed iam age, carpe viam et susceptum perfice munus; |
Ständen der Zungen mir hundert zu Dienst und hätt' ich der Stimmen
Hundert - und eisern dazu - nicht könnt ich der Frevel Gestalten Alle bezeichnen, noch jegliche Pein durchgehn mit dem Namen." Als ihm Apollons Priesterin so, die bejahrte, berichtet, Sprach sie: "Wohlan, jetzt geh, das begonnene Werk zu beenden. |
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acceleremus" ait; "Cyclopum educta caminis
moenia conspicio atque adverso fornice portas, haec ubi nos praecepta iubent deponere dona." dixerat et pariter gressi per opaca viarum corripiunt spatium medium foribusque propinquant. |
Lass uns eilen! Den Wall, aus kyklopischen Essen entsprungen,
Seh' ich bereits, und es starrt mir entgegen die Wölbung des Tores, Wo wir nach Vorschrift uns des Geschenks zu entledigen haben." Und gleichmäßigen Schritts im Dunkel des Weges durcheilen Bald sie den übrigen Raum und nähern der Pforte der Burg sich. |
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occupat Aeneas aditum corpusque recenti
spargit aqua ramumque adverso in limine figit. |
Rasch in den Eingang tritt Aineias und sprenget mit frischem
Wasser den Leib und befestigt den Zweig an der Schwelle des Tores. |
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637-678: Post haec ad fortunatorum sedes iter instituit, et a Musaeo ad patrem suum perducitur. | ||
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His demum exactis, perfecto munere divae,
devenere locos laetos et amoena virecta fortunatorum nemorum sedesque beatas. |
Nun erst, als es vollbracht, als die Gabe der Göttin entrichtet,
Treten sie ein in das heitre Gebiet, in des glücklichen Haines Anmutsvolles Geheg und der Seligen frohe Behausung. |
largior hic campos aether et lumine vestit
purpureo, solemque suum, sua sidera norunt. pars in gramineis exercent membra palaestris, contendunt ludo et fulva luctantur harena; pars pedibus plaudunt choreas et carmina dicunt. |
Hier umkleidet die Flur mit purpurnem Lichte der Aither,
Weiter gewölbt, mit besondrem Gestirn und besonderer Sonne. Einige üben den Leib auf der Kampfbahn hier in dem Rasen, Messen im Wettstreit sich und ringen im gelblichen Sande; Andere schwingen die Füße zum Tanz und stimmen ein Lied an, |
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nec non Threicius longa cum veste sacerdos
obloquitur numeris septem discrimina vocum, iamque eadem digitis, iam pectine pulsat eburno. hic genus antiquum Teucri, pulcherrima proles, magnanimi heroes nati melioribus annis, |
Während im wallenden Kleid der thrakische Priester, der sieben
Saiten Akkorde zum Takt des Gesangs melodisch sich reihn lässt, Bald mit den Fingern sie schlägt und bald mit dem libyschen Plektron. Hier weilt Teukros' altes Geschlecht, sein herrlicher Nachwuchs, Sie, die besseren Zeiten entstammt, hochherzige Helden, |
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Ilusque Assaracusque et Troiae Dardanus auctor.
arma procul currusque virum miratur inanis; stant terra defixae hastae passimque soluti per campum pascuntur equi. quae gratia currum armorumque fuit vivis, quae cura nitentis |
Ilos, Assarakos, Dardanos auch, der Troia gegründet.
Staunend erblicken von fern sie die Waffen und ledigen Wagen. Lanzen, gebohrt in den Grund, stehn hier; dort weiden die losen Rosse zerstreut durch die Flur. Die Lust an Wagen und Waffen, Die sie im Leben gehabt, die Sorgfalt, die sie der Pflege |
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pascere equos, eadem sequitur tellure repostos.
Conspicit, ecce, alios dextra laevaque per herbam vescentis laetumque choro paeana canentis inter odoratum lauris nemus, unde superne plurimus Eridani per silvam volvitur amnis. |
Glänzender Rosse geweiht, die begleitet sie unter die Erde.
Andere sieht er, die rechts und links im Grase gelagert Speisen und froh im Chor anstimmen den jubelnden Paian, Zwischen den Lorbeern dort im duftigen Hain, wo der volle Strom des Eridanos sich von den Höhn herab durch den Wald wälzt. |
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hic manus ob patriam pugnando vulnera passi,
quique sacerdotes casti, dum vita manebat, quique pii vates et Phoebo digna locuti, inventas aut qui vitam excoluere per artis quique sui memores aliquos fecere merendo: |
Hier ist die Schar, die im Kampf für die Heimat Wunden davontrug;
Die sich heilig bewährt als Priester, solange sie lebten, Die als Propheten sich fromm und des Phoibos würdig bewiesen Oder das Leben verschönt durch Künste, die selbst sie erfunden, Die sich ein Denkmal sonst durch Verdienst bei andern gestiftet, |
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omnibus his nivea cinguntur tempora vitta.
quos circumfusos sic est adfata Sibylla, Musaeum ante omnis - medium nam plurima turba hunc habet atque umeris exstantem suspicit altis -: "dicite, felices animae tuque optime vates, |
Alle sie tragen das Haupt umwunden mit schneeiger Binde.
Als sie heran sich gedrängt, sprach so zu ihnen Sibylla, Doch zu Musaios zuerst - denn umwogt vom dichtesten Haufen Ragt' er empor mit den Schultern, dass hoch an ihm alles emporsah -: "Sagt mir, glückliche Seelen und du, o trefflichster Seher, |
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Wo und in welchem Gebiet weilt hier Anchises? Um ihn nur
Kamen wir her und durchschwammen des Erebos große Gewässer." Ihr antwortete kurz nur folgende Worte der Halbgott: "Keiner hat hier ein gesondertes Haus; in den schattigen Hainen Wohnen auf rasigen Polstern am Bachufersaum wir auf frischen |
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incolimus. sed vos, si fert ita corde voluntas,
hoc superate iugum, et facili iam tramite sistam." dixit, et ante tulit gressum camposque nitentis desuper ostentat; dehinc summa cacumina linquunt. |
Quelldurchrieselten Auen. Doch treibt im Herzen der Wunsch euch,
Steigt hin über den Berg, ich führ euch auf sicherem Pfade." Sprach's und eilte voran und zeigte von oben der Fluren Schimmernden Grund; dann stiegen hinab sie vom obersten Gipfel. |
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679-892: Ibi Anchises Aeneam filium animarum originem, purgationem et consummationem edocet, eique Albanorum Romanorumque regnum recensum facit, nobiliumque aliquos Romanorum nomina percurrens, ad Iulii Caesaris et Augusti laudes descendit (679-860). Marcellumque Octaviae filium, immatura morte praereptum, miris in caelum laudibus effert (860-883). | ||
At pater Anchises penitus convalle virenti
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Vater Anchises, versteckt im grünenden Tale, durchmustert
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inclusas animas superumque ad lumen ituras
lustrabat studio recolens, omnemque suorum forte recensebat numerum, carosque nepotes fataque fortunasque virum moresque manusque. isque ubi tendentem adversum per gramina vidit |
Eifrig die Seelen, die dort in Haft, dereinst in das obre
Licht hinaufzugehen bestimmt. Er betrachtete grade Alle der Seinigen Schar und die Reihen der teueren Enkel, Künftiges Glück und Geschick und Art und Kräfte der Männer. Wie er Aineias erblickt, der entgegen ihm kommt durch den Rasen, |
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Aenean, alacris palmas utrasque tetendit,
effusaeque genis lacrimae et vox excidit ore: "venisti tandem, tuaque exspectata parenti vicit iter durum pietas? datur ora tueri, nate, tua et notas audire et reddere voces? |
Streckt er die Arme nach ihm in lebendiger Hast; von den Wangen
Rollen ihm Tränen hinab, und es flieht dies Wort aus dem Mund ihm: "Endlich kommst du denn doch, es besiegt, wie dein Vater es hoffte, Liebe des Sohns den beschwerlichen Weg! Ich darf dein Gesicht schaun, Darf das befreundete Wort anhören und darf es erwidern. |
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sic equidem ducebam animo rebarque futurum
tempora dinumerans, nec me mea cura fefellit. quas ego te terras et quanta per aequora vectum accipio! quantis iactatum, nate, periclis! quam metui ne quid Libyae tibi regna nocerent!" |
Freilich dacht ich im Herzen mir wohl, es müsste so kommen,
Habe die Tage gezählt, und mein Sehnen hat nicht mich betrogen. Wieviel Länder indes und was für Meere durchfuhrst du Bis hierher! Wie große Gefahr ringsum dich bestürmte! Wie ich besorgte, dass Libyens Reich zum Schaden dir würde!" |
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ille autem: "tua me, genitor, tua tristis imago
saepius occurrens haec limina tendere adegit; stant sale Tyrrheno classes. da iungere dextram, da, genitor, teque amplexu ne subtrahe nostro." sic memorans largo fletu simul ora rigabat. |
Jener darauf: "Dein Bild, mein Erzeuger, dein trauerndes Bildnis
Trat mir oft in den Weg und hieß hierher mich enteilen. Im tyrrhenischen Meer ist die Flotte. Oh, reiche die Rechte, Reiche sie, Vater, mir dar und entzieh dich nicht der Umarmung!" Sprach's, und ein Strom von Tränen benetzt bei den Worten sein Antlitz. |
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ter conatus ibi colo dare bracchia circum;
ter frustra comprensa manus effugit imago, par levibus ventis volucrique simillima somno. Interea videt Aeneas in valle reducta seclusum nemus et virgulta sonantia silvae, |
Dreimal versucht' er ihm drauf mit den Armen den Hals zu umschlingen,
Dreimal griff er umsonst nach dem Bild, das den Händen entschlüpfte, Ähnlich dem Hauche der Luft, dem geflügelten Traume vergleichbar. Aber Aineias erblickt indes in den Gründen des Tales Einen umschlossenen Hain und Gebüsch mit rauschenden Wipfeln |
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Lethaeumque domos placidas qui praenatat amnem.
hunc circum innumerae gentes populique volabant: ac veluti in pratis ubi apes aestate serena floribus insidunt variis et candida circum lilia funduntur, strepit omnis murmure campus. |
Und den lethäischen Strom, der den friedlichen Sitzen vorbeischwimmt.
Um ihn flatterten rings unzählige Scharen und Völker, Ähnlich den Bienen zu schaun, die auf Wiesen im heiteren Sommer Allerlei Blumen zum Sitz sich wählen und rings um die weißen Lilien schwärmen. Es summt vom Geschwirr das ganze Gefilde. |
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horrescit visu subito causasque requirit
inscius Aeneas, quae sint ea flumina porro, quive viri tanto complerint agmine ripas. tum pater Anchises: "animae, quibus altera fato corpora debentur, Lethaei ad fluminis undam |
Grausen ergreift bei der plötzlichen Schau den Aineias: er weiß nicht,
Was es bedeutet, und fragt nach dem Grund, was dort für ein Fluss sei, Was für Männer den Strand in solchem Gewimmel erfüllen. Vater Anchises darauf: "Die Seelen, für welche das Schicksal Andere Leiber ersehn, sie wollen aus Lethes Gewässern |
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securos latices et longa oblivia potant.
has equidem memorare tibi atque ostendere coram iampridem, hanc prolem cupio enumerare meorum, quo magis Italia mecum laetere reperta." "o pater, anne aliquas ad caelum hinc ire putandum est |
Sorgenvertreibenden Trank und lange Vergessenheit schlürfen.
Längst schon wünscht ich, sie dir zu nennen und selber zu zeigen, Wünscht ich, der Meinen Geschlecht dir aufzuzählen, damit dich Mit mir vereint um so mehr die Entdeckung Italiens freute." "Und so gehn zu den Lüften hinauf, o Vater, denn wirklich |
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sublimis animas iterumque ad tarda reverti
corpora? quae lucis miseris tam dira cupido?" "dicam equidem nec te suspensum, nate, tenebo" suscipit Anchises atque ordine singula pandit. "Principio caelum ac terras camposque liquentis |
Einige Seelen von hier und kehren aufs neu in den trägen
Körper zurück? Wie rasend der Armen Begier nach dem Lichte!" "All das will ich dir sagen, mein Sohn, und die Zweifel dir lösen", Sprach Anchises und gab nach der Reih ihm von jeglichem Auskunft. "Erstlich den Himmel, das Land und die flüssigen Flächen des Meeres, |
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lucentemque globum lunae Titaniaque astra
spiritus intus alit, totamque infusa per artus mens agitat molem et magno se corpore miscet. inde hominum pecudumque genus vitaeque volantum et quae marmoreo fert monstra sub aequore pontus. |
Die hellleuchtende Scheibe des Monds und die riesige Sonne
Nährt von innen ein Hauch, und ein Geist, durch die Glieder ergossen, Regt den gewaltigen Stoff und mischt mit dem mächtigen Leib sich. Daher stammt denn der Menschen Geschlecht und Tier und Geflügel, Jegliches Wundergeschöpf, das mit marmorner Fläche die See birgt. |
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igneus est ollis vigor et caelestis origo
seminibus, quantum non noxia corpora tardant terrenique hebetant artus moribundaque membra. hinc metuunt cupiuntque, dolent gaudentque, neque auras dispiciunt clausae tenebris et carcere caeco. |
Feuriger Art ist die Kraft der Bewegung und himmlisch des Samens
Ursprung - würd' er nur nicht vom schädlichen Körper belastet, Stumpft' ihn der sterbliche Leib nicht ab und die irdischen Glieder! Daher Furcht und Begier und Schmerz und Freude, daher auch Sehn sie, im Dunkel versteckt und im finstern Gefängnis, die Luft nicht. |
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quin et supremo cum lumine vita reliquit,
non tamen omne malum miseris nec funditus omnes corporeae excedunt pestes, penitusque necesse est multa diu concreta modis inolescere miris. ergo exercentur poenis veterumque malorum |
Selbst wenn zuletzt mit dem Schimmer des Lichts ihr Leben dahinschied,
Sind doch die Armen noch nicht von jeglichem Übel und jedem Leiblichen Gift vollständig befreit. Was so lange vereint ist, Muss notwendig auch wunderbar tief miteinander verwachsen. Deshalb sind sie mit Strafen geplagt und zahlen des alten |
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supplicia expendunt: aliae panduntur inanes
suspensae ad ventos, aliis sub gurgite vasto infectum eluitur scelus aut exuritur igni: quisque suos patimur manis. exinde per amplum mittimur Elysium et pauci laeta arva tenemus, |
Unrechts Buße mit Pein. In die flüchtigen Winde gebreitet
Hängt ein Teil, im strudelnden Schlund spült andern des Frevels Schmutzige Flecken man aus, noch andere reinigt das Feuer. Jeder von uns trägt erst sein Strafanteil; dann entsendet Man in das weite Elysium uns, wo zerstreut wir die heitern |
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donec longa dies perfecto temporis orbe
concretam exemit labem, purumque relinquit aetherium sensum atque aurai simplicis ignem. has omnis, ubi mille rotam volvere per annos, Lethaeum ad fluvium deus evocat agmine magno, |
Fluren bewohnen, bis spät uns die Zeit nach vollendetem Kreislauf
Vom tief wurzelnden Schaden befreit, die aitherische Seele Rein zurück uns lässt und das einfach himmlische Feuer. Wenn sie zum tausendsten Mal dann das Jahr durchrollt mit dem Zeitrad, Ruft in Scharen der Gott sie gesamt zum lethäischen Strome, |
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scilicet immemores supera ut convexa revisant
rursus, et incipiant in corpora velle reverti." Dixerat Anchises natumque unaque Sibyllam conventus trahit in medios turbamque sonantem, et tumulum capit unde omnis longo ordine posset |
Dass in Vergessen gesenkt sie die himmlischen Wölbungen wieder
Schaun und in Körpergestalt zurückzukehren sich sehnen." Sprach's Anchises und zog mit dem Sohn zugleich die Sibylle Mitten hinein in die Scharen des Volks und den summenden Haufen. Eine Erhöhung besetzt er, von wo er der Kommenden lange |
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adversos legere et venientum discere vultus.
"Nunc age, Dardaniam prolem quae deinde sequatur gloria, qui maneant Itala de gente nepotes, inlustris animas nostrumque in nomen ituras, expediam dictis, et te tua fata docebo. |
Reihe von vorn zu durchschaun und die Mienen zu mustern vermöchte:
"Auf denn, ich will dir den Ruhm, der künftig des Dardanerstammes Harrt, und die Enkel, die einst aus italischem Volk uns entsprossen, Seelen von strahlendem Glanz, die unseren Namen ererben, Jetzo verkünden und auch dein eignes Geschick dir enthüllen. |
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ille, vides, pura iuvenis qui nititur hasta,
proxima sorte tenet lucis loca, primus ad auras aetherias Italo commixtus sanguine surget, Silvius, Albanum nomen, tua postuma proles, quem tibi longaevo serum Lavinia coniunx |
Dort der Jüngling, du siehst ihn gestützt auf den ehrenden Speerschaft,
Steht nach dem Los am nächsten dem Licht; er wird zu des Aithers Lüften zuerst vermischt mit italischem Blut sich erheben. Silvius ist's, dein spätester Sohn - albanisch sein Name -; Ihn wird, wenn du ein Greis, Lavinia, deine Gemahlin, |
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educet silvis regem regumque parentem,
unde genus Longa nostrum dominabitur Alba. proximus ille Procas, Troianae gloria gentis, et Capys et Numitor et qui te nomine reddet Silvius Aeneas, pariter pietate vel armis |
Dir im Wald zum König und Ahnen von Königen aufziehn,
Die, aus unserm Geschlecht, einst Alba Longa beherrschen. Der ihm zunächst ist Prokas, der Ruhm des troianischen Volkes, Kapys und Numitor dann, und Aineias Silvius, deinen Namen erneuernd, o Sohn, gleich strahlend durch Tugend und Kriegsruhm, |
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egregius, si umquam regnandam acceperit Albam.
qui iuvenes! quantas ostentant, aspice, viris atque umbrata gerunt civili tempora quercu! hi tibi Nomentum et Gabios urbemque Fidenam, hi Collatinas imponent montibus arces, |
Wenn jemals das Geschick ihm die Herrschaft Albas verleihn wird.
Was für Jünglinge das! Sieh, was für Kraft in der Haltung! Sieh, wie des Eichbaums friedliches Laub umschattet die Schläfe! Diese da sind's, die Gabii einst, Fidenae, Nomentum Und Collatias Burg auf den Höhn des Gebirges dir bauen, |
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Pometios Castrumque Inui Bolamque Coramque;
haec tum nomina erunt, nunc sunt sine nomine terrae. quin et avo comitem sese Mavortius addet Romulus, Assaraci quem sanguinis Ilia mater educet. viden, ut geminae stant vertice cristae |
Bola und Cora, Pometiis Stadt und Inuus' Feste,
Namen dereinst voll Ruhm, jetzt Fluren noch ohne Benennung. Ja, als Begleiter dem Ahn schließt dort der mavortische Spross sich Romulus an; ihn erzieht aus Assarakos' Blute die Mutter Ilia. Siehst du ihn wohl, wie vom Scheitel der doppelte Strahl flammt? |
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et pater ipse suo superum iam signat honore?
en huius, nate, auspiciis illa incluta Roma imperium terris, animos aequabit Olympo, septemque una sibi muro circumdabit arces, felix prole virum: qualis Berecyntia mater |
Schon mit dem ehrenden Schmuck ihn der Vater der Götter bezeichnet?
Seiner geheiligten Macht dankt Roma es, die erlauchte, Dass ihr Reich einst über die Welt, ihr Mut zum Olymp reicht. Sieben der Festen umschließt sie allein mit gürtender Mauer, Reich an Heldengeschlecht, wie auf hohem Gespann durch die Städte |
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invehitur curru Phrygias turrita per urbes
laeta deum partu, centum complexa nepotes, omnis caelicolas, omnis supera alta tenentis. huc geminas nunc flecte acies, hanc aspice gentem Romanosque tuos. hic Caesar et omnis Iuli |
Phrygiens zinnengekrönt Berekyntos' Mutter dahinzieht,
Stolz auf der Götter Geburt, es umarmen sie hundert der Enkel, Alle von himmlischem Blut, der aitherischen Höhen Bewohner. Und nun wende den Blick hierher, sieh dieses Geschlecht an, Sieh, dein römisches Volk; sieh Caesar hier und Iulus' |
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progenies magnum caeli ventura sub axem.
hic vir, hic est, tibi quem promitti saepius audis, Augustus Caesar, divi genus, aurea condet saecula qui rursus Latio regnata per arva Saturno quondam, super et Garamantas et Indos |
Sämtlichen Stamm, der einst zu des Himmels erhabenem Pol steigt.
Dies hier, dies ist der Mann, den oft du dir hörtest verheißen, Caesar Augustus, des Göttlichen Sohn, der die goldenen Zeiten Wieder nach Latium bringt, zu der Flur, die früher Saturnus' Zepter beherrscht, der das Reich ausdehnt bis über der Inder |
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proferet imperium; iacet extra sidera tellus,
extra anni solisque vias, ubi caelifer Atlas axem umero torquet stellis ardentibus aptum. huius in adventum iam nunc et Caspia regna responsis horrent divum et Maeotia tellus, |
Und Garamanten Gebiet - das Land liegt außer der Sternbahn,
Außer den Pfaden der Sonn' und des Jahrs, wo der Träger des Himmels, Atlas, die Achse bewegt, die mit funkelnden Sternen besetzte. Auf sein Kommen sind schon mit Schreck die maiotischen Lande Durch Orakel gespannt und die kaspischen Reiche, des Nilstroms |
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et septemgemini turbant trepida ostia Nili.
nec vero Alcides tantum telluris obivit, fixerit aeripedem cervam licet, aut Erymanthi pacarit nemora et Lernam tremefecerit arcu; nec qui pampineis victor iuga flectit habenis |
Mündungen beben entsetzt ihm entgegen in sieben Gewässern.
So viel Land hat nicht vordem durchirrt der Alkide, Ob Erymanthos' Wald er auch reinigte, ob sein Geschoss auch Lerna erschreckt und die Hindin mit ehernen Füßen erlegt hat, Noch er, der im Triumph von Nysas ragendem Scheitel |
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Liber, agens celso Nysae de vertice tigris.
et dubitamus adhuc virtutem extendere factis, aut metus Ausonia prohibet consistere terra? quis procul ille autem ramis insignis olivae sacra ferens? nosco crinis incanaque menta |
Trieb mit dem Tigergespann, das mit Reben er zügelte, Liber.
Zaudern wir noch, durch Handeln der Tatkraft Raum zu bereiten? Oder verhindert uns Furcht, Ausoniens Land zu besetzen? Aber wer ist der dort, der geschmückt mit den Zweigen des Ölbaums Heilig Gerät herträgt? Ich kenne das Haar und das greise |
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regis Romani primam qui legibus urbem
fundabit, Curibus parvis et paupere terra missus in imperium magnum. cui deinde subibit otia qui rumpet patriae residesque movebit Tullus in arma viros et iam desueta triumphis |
Kinn des Königs von Rom, der die Stadt zuerst mit Gesetzen
Festigen wird, der aus ärmlichem Land von dem winzigen Cures Kommt zu der großen Gewalt. Ihm folgt alsdann in der Herrschaft Tullus: er stört aus der Muße das Land und treibt in die Waffen Rüstig das ruhende Volk und die Scharen, die schon der Triumphe |
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agmina. quem iuxta sequitur iactantior Ancus
nunc quoque iam nimium gaudens popularibus auris. vis et Tarquinios reges animamque superbam ultoris Bruti, fascisque videre receptos? consulis imperium hic primus saevasque securis |
Wieder entwöhnt. Gleich hinter ihm folgt dann Ancus, ein wenig
Prahlerisch, jetzt auch schon zu sehr sich freuend der Volksgunst. Willst die Tarquinier auch und die stolz sich erhebende Seele Brutus', des Rächers, du schaun und die wiedergewonnenen Ruten? Er wird die Konsulgewalt zuerst und die grimmigen Beile |
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accipiet, natosque pater nova bella moventis
ad poenam pulchra pro libertate vocabit, infelix, utcumque ferent ea facta minores: vincet amor patriae laudumque immensa cupido. quin Decios Drusosque procul saevumque securi |
Führen; er selbst als Vater den Aufruhr spinnenden Söhnen
Künden den strafenden Spruch, um die köstliche Freiheit zu retten. Unglückselger, wie immer die Tat ansehen die Enkel, Liebe zur Heimat siegt und des Ruhms maßlose Begierde. Siehe die Decier dort und Druser, mit grausamen Beilen, |
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aspice Torquatum et referentem signa Camillum.
illae autem paribus quas fulgere cernis in armis, concordes animae nunc et dum nocte prementur, heu quantum inter se bellum, si lumina vitae attigerint, quantas acies stragemque ciebunt, |
Sieh den Torquatus und ihn, der die Adler uns rettet, Camillus.
Aber die beiden, die dort herglänzen in gleicher Bewaffnung, Friedliche Seelen bis jetzt und solange die Nacht sie bedeckt hält, Welchen gewaltigen Krieg, weh, welches Gemetzel und Morden Werden, dereinst zum Licht und Leben gelangt, sie beginnen, |
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aggeribus socer Alpinis atque arce Monoeci
descendens, gener adversis instructus Eois! ne, pueri, ne tanta animis adsuescite bella neu patriae validas in viscera vertite viris; tuque prior, tu parce, genus qui ducis Olympo, |
Weil von Monoikos' Fels und dem Walle der Alpen der Schwäher
Steigt ins Tal, mit des Ostens Geschoss sich wappnet der Eidam! Kinder, gewöhnt das Gemüt doch nicht so schrecklichen Kriegen; Wendet die rüstige Kraft nicht gegen den Busen der Heimat! Du, du schone zuerst, des Stamm vom Olympos entsprossen, |
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proice tela manu, sanguis meus! -
ille triumphata Capitolia ad alta Corintho victor aget currum caesis insignis Achivis. eruet ille Argos Agamemnoniasque Mycenas ipsumque Aeaciden, genus armipotentis Achilli, |
Wirf, mein teures Geblüt, das Geschoss fort!
Zum Kapitol hinauf wird der im Triumphe den Wagen Lenken als Sieger Korinths, durch den Fall der Achaier verherrlicht. Der stürzt Argos in Staub, Agamemnons Feste, Mykenai, Und selbst Aiakos' Spross und des waffengewaltgen Achilleus, |
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ultus avos Troiae templa et temerata Minervae.
quis te, magne Cato, tacitum aut te, Cosse, relinquat? quis Gracchi genus aut geminos, duo fulmina belli, Scipiadas, cladem Libyae, parvoque potentem Fabricium vel te sulco, Serrane, serentem? |
Rächt Minervas entheiligtes Haus und die troischen Ahnherrn.
Darf ich den Cossus und dich, o erhabener Cato, vergessen? Oder der Gracchen Geschlecht, und der Feldschlacht Blitze, die beiden Scipiosprossen, der Libyer Sturz? Fabricius, mächtig Bei nur kleinem Besitz? Dich, Furchenbesäer Serranus? |
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quo fessum rapitis, Fabii? tu Maximus ille es,
unus qui nobis cunctando restituis rem. excudent alii spirantia mollius aera - credo equidem -, vivos ducent de marmore vultus, orabunt causas melius, caelique meatus |
Folg ich erschöpft euch, Fabier, noch; da, Maximus, stehst du,
Der vom Abgrund uns allein durch Zaudern den Staat reißt. Andere werden das Erz mit weicherem Atem beseelen, Sei's - und lebendiger Züge Gestalt abringen dem Marmor, Besser zu reden verstehn vor Gericht, mit dem Zirkel die Bahnen |
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describent radio et surgentia sidera dicent:
tu regere imperio populos, Romane, memento - hae tibi erunt artes -, pacique imponere morem, parcere subiectis et debellare superbos." Sic pater Anchises, atque haec mirantibus addit: |
Zeichnen des kreisenden Runds und das Nahn der Gestirne verkünden ;
Dein sei, Römer, das Amt, als Herrscher die Völker zu zügeln, Dies ist die Kunst, die dir ziemt, die Gesetze des Friedens zu schreiben, Dem, der gehorcht, zu verzeihn, Hoffärtige niederzukämpfen!" Vater Anchises sprach's, sie staunten, er redete weiter: |
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"aspice, ut insignis spoliis Marcellus opimis
ingreditur victorque viros supereminet omnis. hic rem Romanam magno turbante tumultu sistet eques, sternet Poenos Gallumque rebellem, tertiaque arma patri suspendet capta Quirino." |
"Sieh, wie Marcellus dort, mit den fürstlichen Spolien prangend,
Schreitet einher, wie als Sieger er hoch vor allen emporragt. Er bringt Romas Staat, den von großer Verwirrung bestürmten, Wieder, der Ritter, ins Gleis, schlägt Punier und gallische Meutrer, Weihet dem Vater Quirinus die dritten erbeuteten Waffen." |
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atque hic Aeneas - una namque ire videbat
egregium forma iuvenem et fulgentibus armis, sed frons laeta parum et deiecto lumina vultu - "quis, pater, ille, virum qui sic comitatur euntem? filius, anne aliquis magna de stirpe nepotum? |
Und Aineias sprach - denn er sah, wie jenem zur Seite
Herrlich von Wuchs und mit funkelnder Wehr ein Jüngling dahinschritt, Aber mit düsterer Stirn und den Blick zu Boden geschlagen -: "Wer ist jener, o Vater, der dort dem Helden sich anschließt? Ist es sein Sohn? Ein Enkel vielleicht aus dem großen Geschlechte? |
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qui strepitus circa comitum! quantum instar in ipso!
sed nox atra caput tristi circumvolat umbra." tum pater Anchises lacrimis ingressus obortis: "o gnate, ingentem luctum ne quaere tuorum; ostendent terris hunc tantum fata nec ultra |
Welch ein Geräusch ringsum von Begleitern? Wie stattlich er selber!
Doch um sein Haupt schwebt düstere Nacht mit traurigen Schatten." Vater Anchises begann - und Tränen entquollen den Blicken: "Frage mich nicht, o Sohn, nach der Deinen unendlicher Trauer! Zeigen nur wird das Geschick ihn der Welt; nicht länger auf Erden |
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esse sinent. nimium vobis Romana propago
visa potens, superi, propria haec si dona fuissent. quantos ille virum magnam Mavortis ad urbem campus aget gemitus! vel quae, Tiberine, videbis funera, cum tumulum praeterlabere recentem! |
Gönnt es ihm Raum. Zu mächtig erschien euch, Götter, der Römer
Starkes Geschlecht, wenn auch dieses Geschenk ihm zu eigen geblieben. Wie wird Klagegestöhn von Mavors' Feld zu der großen Stadt dann wogen! Und du, Tiberinus, welche Bestattung Wirst du sehn, wenn dem neu sich erhebenden Grab du vorbeiströmst! |
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nec puer Iliaca quisquam de gente Latinos
in tantum spe tollet avos, nec Romula quondam ullo se tantum tellus iactabit alumno. heu pietas, heu prisca fides invictaque bello dextera! non illi se quisquam impune tulisset |
Nein, kein Jüngling vom ilischen Stamm wird Latiums Ahnen
Zu so glänzender Hoffnung erhöhn, das romulische Land wird Keines der Pfleglinge so voll Stolz wie seiner sich rühmen. O solch frommes Gemüt! so biedere Treue! die Rechte Nimmer besiegt im Kampf! Nie hätte sich jenem in Waffen |
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obvius armato, seu cum pedes iret in hostem
seu spumantis equi foderet calcaribus armos. heu, miserande puer, si qua fata aspera rumpas, tu Marcellus eris. manibus date lilia plenis purpureos spargam flores animamque nepotis |
Straflos einer genaht, ob zu Fuß er dräng in die Feinde
Oder dem schäumenden Ross er den Sporn eindrückt' in die Flanken. Jüngling, des Mitleids wert, du wirst (o brächst du die harte Schickung!) Marcellus dereinst! Bringt Lilien ihm mit gefüllten Händen; ich streu auf den Weg ihm Purpurblumen, des Enkels |
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his saltem accumulem donis, et fungar inani
munere." sic tota passim regione vagantur aëris in campis latis atque omnia lustrant. quae postquam Anchises natum per singula duxit incenditque animum famae venientis amore, |
Geist durch das schwache Geschenk zu erfreun und der nichtigen Gabe
Pflicht zu erfüllen." So ziehn sie umher im Reiche des Nebels Rings durch das weite Gefild und spähn nach jeder Erscheinung. Als Anchises dem Sohn im einzelnen alles gezeigt hat Und das Gemüt ihm erfüllt mit der Liebe zum kommenden Ruhme, |
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exim bella viro memorat quae deinde gerenda,
Laurentisque docet populos urbemque Latini, et quo quemque modo fugiatque feratque laborem. |
Spricht von den Kriegen er drauf, die der Held bald habe zu führen,
Sagt ihm vom Volk des Laurentergebiets und der Stadt des Latinus, Und wie jegliche Müh er bestehn mag oder vermeiden. |
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893-901: Inde per eburneam portam ad superos egressus, socios revisit, relictisque Cumis Caietam petit. | ||
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Sunt geminae Somni portae, quarum altera fertur
cornea, qua veris facilis datur exitus umbris, |
Zwei sind der Tore des Schlafs, von denen das eine, so sagt man,
Hörnern ist, welchem bequem wahrhaftige Schatten entgleiten; |
altera candenti perfecta nitens elephanto,
sed falsa ad caelum mittunt insomnia Manes. his ibi tum natum Anchises unaque Sibyllam prosequitur dictis portaque emittit eburna, ille viam secat ad navis sociosque revisit. |
Glänzend das andre, aus libyschem Zahn, von vollendeter Arbeit,
Aber die Manen entsenden aus ihm nur täuschende Träume. Hierher führte den Sohn Anchises mit der Sibylle Bei dem Gespräch und entließ ihn jetzt durch die zweite der Pforten. Rasch nimmt jener den Weg zu den Schiffen zurück und den Freunden, |
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Tum se ad Caietae recto fert limite portum.
ancora de prora iacitur; stant litore puppes. |
Segelt der Küste entlang gradaus zum Hafen Caietas.
Wirft dann den Anker vom Bug und am Strand hin stehen die Hecke. |