Lateinische Übungstexte zu Livius mit einer wörtlichen deutlichen Übersetzung und Anmerkungen.

 

Besonders zur Vorbereitung auf das Latinum 

 

(Liv.9,30,3)

 

Liv.9,30,3-10
Auszug aus dem Bericht des Livius über das Jahr 311 v. Chr.:

 

Duo imperia eo anno dari coepta per populum, utraque pertinentia ad rem militarem: unum, ut tribuni militum seni deni in quattuor legiones a populo crearentur; alterum, ut duumviros navales classis ornandae reficiendaeque causa idem populus iuberet; lator huius plebisciti fuit M.Decius tribunus plebis. Eiusdem anni rem dictu parvam praeterirem, nisi ad religionem visa esset pertinere. Tibicines, quia prohibiti a proximis censoribus erant in aede Iovis vesci, quod traditum antiquitus erat, aegre passi Tibur uno agmine abierunt, adeo ut nemo in urbe esset, qui sacrificiis praecineret. Eius rei religio tenuit senatum legatosque Tibur miserunt: darent operam, ut ii homines Romanis restituerentur! Tiburtini benigne polliciti primum accitos eos in curiam hortati sunt, ut reverterentur Romam;  postquam perpelli nequibant, consilio haud abhorrente ab ingeniis hominum eos aggrediuntur. Die festo alii alios per speciem celebrandarum cantu epularum invitant, et vino, cuius avidum fere id genus est, oneratos sopiunt atque ita in plaustra somno vinctos coniciunt ac Romam deportant; nec prius sensere, quam plaustris in foro relictis plenos crapulae eos lux oppressit. Tum concursus populi factus  impetratoque, ut manerent, datum, ut triduum quotannis ornati cum cantu atque hac, quae nunc sollemnis est, licentia per urbem vagarentur, restitutumque in aede vescendi ius iis, qui sacris percinerent. Haec inter duorum ingentium bellorum curam gerebantur. Man fing in diesem Jahr an, zwei Amtsstellen durch das Volk zu vergeben, die sich beide auf das Militärwesen bezogen: die eine, dass je 16 Militärtribunen für vier Legionen vom Volk gewählt wurden; die andere, dass dasselbe Volk einen Zweiermagistrat für den Schiffsbau für die Ausstattung und Ausbesserung der Flotte genehmigte. Der Antragsteller dieses Volksentscheides war der Volkstribun M.Decius. Eine kaum erwähnenswerte Sache desselben Jahres würde ich übergehen, wenn sie sich nicht offenbar auf das Kultwesen bezogen hätte. Die Flötenbläser ärgerten sich, weil sie von den letzten Zensoren (daran) gehindert worden waren, im Tempel des Juppiter zu speisen, was seit alter Zeit hergebracht war, und gingen in einem Zug nach Tibur, so dass niemand in der Stadt war, der die Opferhandlungen mit Musik begleitete. Religiöses Bedenken wegen dieses Vorfalls beherrschte den Senat, und sie schickten Gesandte nach Tibur: sie (die Tiburtiner) sollten sich (darum) bemühen, dass diese Männer den Römern wieder zugestellt würden! Die Tiburtiner versprachen es bereitwillig und mahnten zuerst die in die Kurie Herbeigeholten, nach Rom zurückzukehren; nachdem sie nicht bewegt werden konnten, kamen sie ihnen durch einen Plan bei, der nicht im Widerspruch zu der Sinnesart der Menschen stand. An einem Festtag luden die einen die anderen ein, angeblich, um ein Gastmahl mit Flötenspiel zu feiern; und sie schläferten die vom Wein, nach dem dieses Völckchen in der Regel giert, Beschwerten ein und warfen die vom Schlaf Überwältigten (w. Gefesselten) auf Lastwagen und brachten sie nach Rom. Und nicht eher bemerkten sie (etwas), als das Tageslicht sie vollberauscht überaschte, da die Lastwagen auf dem Forum zurückgelassen worden waren. Da fand ein Auflauf des Volkes statt und, nachdem erreicht worden war, dass sie blieben, wurde ihnen zugestanden, dass sie drei Tage lang jährlich geschmückt mit Flötenspiel und diesem Mummenschanz, der jetzt üblich ist, durch die Stadt zögen; das Recht, im Tempel zu speisen, wurde denen wiedergegeben, die bei den Opferhandlungen vorspielten. Dies geschah unter der Sorge zweier großer Kriege.

 

imperium, i n.: hier "Amtsstelle" | coepta: sc. sunt | seni deni: "je sechszehn"  | duumviri navales: "Zweiermagistrat für den Schiffsbau" | iubere: hier "genehmigen" | plebiscitum, i n.: "Volksentscheid" | lator, is m.: "Antragsteller" | dictu: Sup. II nach parvam | religio, onis f.: hier "Kult" | tibicen, inis m.: "Flötenbläser"; vom Staat angestellt bei öffentlichen und religiösen Handlungen; | proximi censores: "die letzten Zensoren" | traditum erat: "es war herge- bracht" | aegre pati: "übel aufnehmen"; der quia-Satz hängt von aegre passi ab! | Tibur: Akk.; Latinerstadt 30km östlich von Rom; | adeo ut: "so (sehr) dass" | eius rei religio: "religiöses Bedenken wegen dieses Vorfalls" | miserunt: sc. patres | darent operam:  Subj.: Tiburtini | benigne: "bereitwillig" |acciere (accieo, accivi, accitum): "herbeirufen" | haud abhorrens a (m.Abl.): "nicht im Widerspruch stehend zu" | ingenium, i n.: hier"Sinnesart" | aggredi aliquem: "jemandem beikommen" | eos: sc. tibicines  | per speciem celebrandarum ... epularum: "angeblich um ... zu" | cantus, us m.: "Flötenspiel" | fere: "in der Regel" | plaustrum, i n.: "Lastwagen" | sensere: sc. tibicines  | crapula, ae f.: "Rausch" | lux, cis f.: "Tageslicht" | impetrato: abl. abs. | datum:  sc. eis est | licentia, ae f : "Mummenschanz"
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