Lateinische Übungstexte zu Livius mit einer wörtlichen deutschen Übersetzung und Anmerkungen.

 

Besonders zur Vorbereitung auf das Latinum 


(Liv.7,9,8)

 

Liv.7,9,8

361 v. Chr. rückten die Gallier ein weiteres Mal gegen Rom vor. Diesseits und jenseits des Anio-Flusses standen sich schließlich die feindlichen Heere gegenüber: "Die Brücke befand sich nun in der Mitte, und keine der beiden kriegsführenden Parteien wollte sie einreißen, damit es nicht so aussah, als habe man Angst. Es gab zahlreiche Kämpfe um den Besitz der Brücke, doch war nicht mit Sicherheit auszumachen, wer sich ihrer bemächtige, da das Kräfteverhältnis noch nicht hinreichend klar war." Livius berichtet weiter:

 

Tum eximia corporis magnitudine in vacuum pontem Gallus quidam processit et, quantum maxima voce potuit: "Quem nunc", inquit, "Roma virum fortissimum habet, procedat ad pugnam, ut noster duorum eventus ostendat, utra gens bello sit melior!" Diu inter primores iuvenum Romanorum silentium fuit, cum et abnuere certamen vererentur et praecipuam sortem periculi petere nollent; tum T. Manlius ex statione ad dictatorem pergit: "Iniussu tuo", inquit, "imperator, extra ordinem numquam pugnaverim, non si certam victoriam videam: si tu permittis, volo ego illi beluae ostendere, quando adeo ferox praesultat hostium signis, me ex ea familia ortum, quae Gallorum agmen ex rupe Tarpeia deiecit." Tum dictator: "Macte virtute", inquit, "ac pietate in patriam, T. Manli, esto! Perge et nomen Romanum invictum iuvantibus dis praesta!" Armant inde iuvenem aequales et adversus Gallum stolide laetum et linguam etiam ab inrisu exserentem producunt. Recipiunt inde se ad stationem; et duo in medio armati destituuntur, nequaquam visu ac specie pares. Corpus alteri magnitudine eximium, versicolori veste pictisque et auro caelatis refulgens armis; media in altero militaris statura modicaque in armis habilibus magis quam decoris species; non cantus, non exsultatio armorumque agitatio vana, sed pectus animorum iraeque plenum; omnem ferociam in discrimen ipsum certaminis distulerat. Da(nn) trat ein Gallier von außerordentlicher Körpergröße auf die leere (unbesetzte) Brücke und rief, so laut er konnte. "Der(jenige), den Rom jetzt als tapfersten Mann hat (b. der tapferste Mann, den Rom jetzt hat), soll zum Kampf vortreten, damit der Ausgang unseres Zweikampfes zeige (zeigt), welches der beiden Völker besser im Krieg (o.: im Krieg überlegener) ist!" Lange herrschte unter den Ersten der römischen jungen Männer Schweigen, weil sie sich sowohl fürchteten (o. sich scheuten), den Wettkampf abzulehnen, als auch einen besonderen Anteil an der Gefahr nicht erstreben wollten. Da machte sich T.Manlius von seinem Posten auf und sagte: "Ohne deinen Befehl, Feldherr, könnte ich wohl niemals außerhalb der Schlachtordnung kämpfen, nicht einmal dann, wenn ich den sicheren Sieg sähe: wenn du (es aber) erlaubst, will ich jenem Untier, weil es so (w. sehr) wild vor der feindlichen Front herspringt, zeigen, dass ich aus der(jenigen) Familie stamme, die die Schar Gallier vom tarpeischen Felsen herabgeworfen hat." Da sprach der Diktator: "Heil deiner Tapferkeit und deinem Pflichtgefühl gegenüber dem Vaterland, T.Manlius! Breche auf und erweise den römischen Namen als unbesiegt mit Hilfe der Götter!" Es rüsteten sodann den Jüngling die Kameraden (w. Altersgenossen) aus und geleiteten (ihn) gegen den Gallier, der sich tölpelhaft freute und sogar die Zunge zum Hohn herausstreckte. Von da (o. zeitl.: sodann) zogen sie sich zu ihrem Posten zurück; und die beiden wurden bewaffnet in der Mitte sich selbst überlasen, keineswegs in Anblick und Gestalt gleich. Der eine hatte einen außergewöhnlich großen Körper (w. einen an Größe außergewöhnlichen Körper), der durch ein buntes Gewand und bemalte und mit Gold verzierten Waffen glänzte; der andere hatte (w. in dem anderen war) einen (eher) mittelmäßigen Wuchs, und bescheiden war bei den mehr handlichen als verzierten Waffen das Äußere; es gab keinen Gesang, keinen Jubel und kein nichtiges Schütteln der Waffen, aber die Brust war voll Mut und Zorn; die ganze Wut hatte er für den Entscheidungskampf aufgespart.

 

quem ... habet: erg. davor "is" | noster duorum eventus: "der Ausgang unseres Zweikampfes" | praecipuam sortem: "einen besonderen Anteil" | extra ordinem: "außerhalb der Schlachtordnung"; T. Manlius gehörte zur Reiterei. | non si: "nicht einmal dann, wenn" | quando: "weil" / praesultare hostium signis: "vor der feindlichen Front herspringen" | ortum: sc. "esse" / rupes Tarpeia: "tarpeischer Fels"; steil abfallende Felswand des Capitols. Als die Gallier 387 v.Chr. Rom eingenommen hatten, zogen sich die Römer, die nicht fliehen wollten, auf das Capitol zurück. Der Versuch der Gallier, nachts das Capitol über den tarpeischen Felsen einzunehmen, scheiterte an der mutigen Abwehr des M. Manlius (Capitolinus). | macte virtute ac pietate ... esto!: "Heil deiner ....!" / pietas, atis f.: "Pflichtgefühl" | dis: = deis | aequalis, e: hier substantiviertes Adjektiv! | destituuntur: "sie wurden sich überlassen" (hist. Präsens) | corpus alteri  >magnitudine eximium: sc. "erat" | auro caelatus, a, um: "mit Gold verziert" | media in altero militaris statua: sc. "erat / modicus, a, um: "bescheiden" | decoris = decoratis | non cantus... : erg. jeweils "erat" | pectus... plenum: sc. "erat" | distulerat: sc. T. Manlius; differre in:  aufsparen für... 
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