Quid vero? clarissima M'. Curi causa Marcique Coponi nuper apud centumviros quo concursu hominum, qua exspectatione defensa est? Cum Q. Scaevola, aequalis et conlega meus, homo omnium et disciplina iuris civilis eruditissimus et ingenio prudentiaque acutissimus et oratione maxime limatus atque subtilis atque, ut ego soleo dicere, iuris peritorum eloquentissimus, eloquentium iuris peritissimus, ex scripto testamentorum iura defenderet negaretque, nisi postumus et natus et, ante quam in suam tutelam veniret, mortuus esset, heredem eum esse posse, qui esset secundum postumum et natum et mortuum heres institutus; ego autem defenderem eum hac tum mente fuisse, qui testamentum fecisset, ut, si filius non esset, qui in suam tutelam veniret, M'. Curius esset heres, num destitit uterque nostrum in ea causa in auctoritatibus, in exemplis, in testamentorum formulis, hoc est, in medio iure civili versari? Cic.de_orat.1,180. | Was geschah ferner in der berühmten Rechtssache des Manius Curius und des Marcus Coponius, die unlängst vor den Centumvirn verhandelt wurde? Wie strömten die Menschen zusammen, wie erwartungsvoll hörte man die Verteidigung an! Quintus Scaevola, mein Alters- und Amtsgenosse, ein Mann, der in der Kenntnis der Rechtswissenschaft alle übertrifft, sich durch Scharfsinn und Einsicht auszeichnet, seine Reden mit der größten Sorgfalt und Genauigkeit ausarbeitet und, wie ich zu sagen pflege, unter den Rechtsgelehrten der größte Redner und unter den Rednern der größte Rechtsgelehrte ist, dieser also verteidigte die Rechte der Testamente nach dem Buchstaben der geschriebenen Worte und behauptete, dass, wenn nicht der nach dem Tod des Vaters erwartete und geborene Sohn, bevor er zur Mündigkeit gelangt, gestorben wäre, der nicht Erbe sein könne, der erst nach der Geburt und dem Tod des erwarteten Sohnes zum Erben eingesetzt worden sei. Ich hingegen behauptete in meiner Verteidigung, der Erblasser habe damals die Absicht gehabt, dass, wenn kein Sohn da wäre, der zur Mündigkeit gelangte, Manius Curius Erbe sein solle. Beriefen wir beide uns bei dieser Verhandlung nicht unaufhörlich auf Rechtserklärungen, auf Beispiele, auf Testamentsformeln, das heißt auf Beweise aus dem Innersten des bürgerlichen Rechtes? |
Quid? de libertate, quo iudicium gravius esse nullum potest, nonne ex iure civili potest esse contentio, cum quaeritur, is, qui domini voluntate census sit, continuone, an, ubi lustrum sit conditum, liber sit? Quid? quod usu memoria patrum venit, ut paterfamilias, qui ex Hispania Romam venisset, cum uxorem praegnantem in provincia reliquisset, Romae alteram duxisset neque nuntium priori remisisset, mortuusque esset intestato et ex utraque filius natus esset, mediocrisne res in contentionem adducta est, cum quaereretur de duobus civium capitibus et de puero, qui ex posteriore natus erat, et de eius matre, quae, si iudicaretur certis quibusdam verbis, non novis nuptiis fieri cum superiore divortium, in concubinae locum duceretur? Cic.de_orat.1,183. | Wie? Wenn es die Freiheit eines Menschen gilt – und ein wichtigerer Gegenstand kann schwerlich vor die richterliche Entscheidung kommen –, muss nicht da der Streit nach dem bürgerlichen Recht geführt werden, wenn es sich fragt, ob der, welcher mit Erlaubnis seines Herrn seinen Namen bei dem Censor in die öffentliche Schätzungsliste einschreiben ließ, von Stund an seine Freiheit erlangt habe oder erst nach beendigtem Sühnopfer? Was soll ich ferner von dem Fall sagen, der sich zur Zeit unserer Väter ereignet hat? Ein Familienvater, der aus Spanien nach Rom gekommen war, hatte seine Frau in der Provinz schwanger zurückgelassen und in Rom eine andere geheiratet, ohne der ersteren einen Scheidebrief zuzuschicken; darauf war er ohne Testament verstorben, nachdem ihm jede der beiden Frauen einen Sohn geboren hatte. War es hier ein geringfügiger Gegenstand, der zum Streit Veranlassung gab, da es sich um die bürgerliche Wohlfahrt zweier Bürger handelte, des von der letzten Frau geborenen Sohnes und dessen Mutter, die, wenn das Urteil dahin ausfiel, dass die Ehescheidung von der früheren Frau durch eine gewisse Formel und nicht durch eine neue Heirat erfolge, als Beischläferin betrachtet werden musste? |
Iam vero ipsa per sese quantum adferat eis, qui ei praesunt, honoris, gratiae, dignitatis, quis ignorat? Itaque, ut apud Graecos infimi homines mercedula adducti ministros se praebent in iudiciis oratoribus, ei, qui apud illos πραγματικoί vocantur, sic in nostra civitate contra amplissimus quisque et clarissimus vir, ut ille, qui propter hanc iuris civilis scientiam sic appellatus a summo poeta est:
egregie cordatus homo, catus Aelius Sextus,
multique praeterea, qui, cum ingenio sibi auctore dignitatem peperissent, perfecerunt ut in respondendo iure auctoritate plus etiam quam ipso ingenio valerent. Cic.de_orat.1,198. | Ferner, wer weiß nicht, wie viel Ehre, Gunst und Ansehen diese Kenntnis an und für sich denen gewährt, die in dem Besitz derselben sind? Bei den Griechen freilich leisten Menschen aus dem geringsten Stand – sie heißen bei ihnen Pragmatiker (Geschäftsführer) – für einen geringen Lohn den Rednern in den Gerichten ihre Dienste; aber in unserem Staat findet gerade das Gegenteil statt. Denn die angesehensten und berühmtesten Männer, wie jener, der wegen seiner Kenntnis im bürgerlichen Recht so von dem größten Dichter gepriesen wird:
Trefflich verständiger und sehr kundiger Aelius Sextus,
und außerdem viele andere brachten es, nachdem sie sich durch ihre Geistesgaben Ansehen erworben hatten, bei der Erteilung von Rechtsbescheiden dahin, dass sie durch ihre Rechtsaussprüche mehr noch als durch ihre Geistesgaben zu hoher Geltung gelangten. |
Iam illa non longam orationem desiderant, quam ob rem existimem publica quoque iura, quae sunt propria civitatis atque imperi, tum monumenta rerum gestarum et vetustatis exempla oratori nota esse debere; nam ut in rerum privatarum causis atque iudiciis depromenda saepe oratio est ex iure civili et idcirco, ut ante diximus, oratori iuris civilis scientia necessaria est, sic in causis publicis iudiciorum, contionum, senatus omnis haec et antiquitatis memoria et publici iuris auctoritas et regendae rei publicae ratio ac scientia tamquam aliqua materies eis oratoribus, qui versantur in re publica, subiecta esse debet. Cic.de_orat.1,201. | Ferner bedarf das keiner weitläufigen Auseinandersetzung, warum ich der Ansicht bin, dass auch die öffentlichen Rechte, die dem Staat und dem Reich eigentümlich sind, sowie auch die Denkmäler der Geschichte und die Beispiele des Altertums dem Redner bekannt sein müssen. Denn so wie bei den Verhandlungen von Privatangelegenheiten und vor Gericht die Rede oft aus dem bürgerlichen Recht geschöpft werden muss und deshalb, wie ich zuvor bemerkte, dem Redner die Kenntnis des bürgerlichen Rechtes notwendig ist, so müssen in den öffentlichen Verhandlungen vor Gericht, in den Volksversammlungen, im Senat die ganze neue und ältere Geschichte, die Ansprüche des Staatsrechtes, die Staatswissenschaft den Rednern, die sich mit den öffentlichen Angelegenheiten beschäftigen, gleichsam als Redestoff zu Gebote stehen. |
Non enim causidicum nescio quem neque clamatorem aut rabulam hoc sermone nostro conquirimus, sed eum virum, qui primum sit eius artis antistes, cuius cum ipsa natura magnam homini facultatem daret, auctor tamen esse deus putatur, ut id ipsum, quod erat hominis proprium, non partum per nos, sed divinitus ad nos delatum videretur; deinde, qui possit non tam caduceo quam nomine oratoris ornatus incolumis vel inter hostium tela versari; tum, qui scelus fraudemque nocentis possit dicendo subicere odio civium supplicioque constringere; idemque ingeni praesidio innocentiam iudiciorum poena liberare; idemque languentem labentemque populum aut ad decus excitare aut ab errore deducere aut inflammare in improbos aut incitatum in bonos mitigare; qui denique, quemcumque in animis hominum motum res et causa postulet, eum dicendo vel excitare possit vel sedare. Cic.de_orat.1,202. | Denn nicht ist es ein alltäglicher Sachwalter und Schreier oder Rechtsschwätzer, den wir in unserem Gespräch aufsuchen, sondern ein Mann, der zuerst in der Kunst ein Meister ist, deren Erfindung, wenn auch die Natur dem Menschen dazu große Fähigkeiten verlieh, doch einem Gott zugeschrieben wird, so dass selbst das, was Eigentum des Menschen war, nicht durch uns gewonnen, sondern durch göttliche Eingebung zu uns gebracht erschien; ein Mann, der zweitens nicht so sehr durch den Heroldstab als vielmehr durch den Namen des Redners, mit dem er geschmückt ist, selbst unter den Schwertern der Feinde sich unverletzt bewegen kann; ein Mann, der ferner Tücke und Ränke des Missetäters durch die Rede dem Hass der Bürger bloßstellen und durch Strafen zügeln sowie auch durch den Schutz seines Geistes die Unschuld von der Strafe der Gerichte befreien und auch ein erschlaffendes und strauchelndes Volk entweder zum Ehrgefühl erwecken oder vom Irrtum abführen oder gegen Übeltäter entflammen oder die gereizte Stimmung desselben gegen Gute besänftigen kann; ein Mann, der endlich jede Gemütsstimmung, wie sie Zeit und Umstände erfordern, in den Menschen durch die Rede entweder hervorrufen oder stillen kann. |
[Cic.fin.1,32,2] Nemo enim ipsam voluptatem, quia voluptas sit, aspernatur aut odit aut fugit, sed quia consequuntur magni dolores eos, qui ratione voluptatem sequi nesciunt; neque porro quisquam est, qui dolorem ipsum, quia dolor sit, amet, consectetur, adipisci velit, sed quia non numquam eius modi tempora incidunt, ut labore et dolore magnam aliquam quaerat voluptatem. Cic.Fin.1,32,2 | Niemand verachtet, hasst oder meidet nämlich Lust an sich, weil sie Lust ist, sondern weil schweres Leid denen folgt, die Lust nicht vernünftig zu verfolgen verstehen. Ferner liebt keiner, verfolgt oder sucht den Schmerz an sich zu erlangen, weil er Schmerz ist, sondern weil mitunter die Umstände es erfordern, eine große Lust durch eine schmerzliche Mühe zu gewinnen. |
Quid? haec ut omittam, quam graves, quam difficiles plerisque videntur calamitatum societates! ad quas non est facile inventu, qui descendant. Cic.Lael.64.b | Ferner – um das übrige auszulassen: wie lästig, wie drückend ist für die meisten die Teilnahme am Unglück! Dazu wird sich nicht leicht jemand bequemen. |
Cavendum vero, ne etiam in graves inimicitias convertant se amicitiae; ex quibus iurgia, maledicta, contumeliae gignuntur. Cic.Lael.78.b | Ferner hüte man sich, dass Freundschaften in bittere Feindschaften umschlagen. Daraus entstehen nur Zänkereien, Schmähungen und Beschimpfungen. |
erat porro nemo in quem ea suspicio conveniret. Cic.S.Rosc.64.d | Es war ferner niemand da, auf den der Verdacht passte. |
iam quos nemo propter ignobilitatem nominat, sescenti sunt, qui inter sicarios et de veneficiis accusabant; qui omnes, quod ad me attinet, vellem viverent. Cic.S.Rosc.90.b | Ferner gibt es viele Hunderte, deren Namen wegen ihrer geringen Berühmtheit niemand nennt, die bei Meuchelmord und Giftmischerei die Ankläger machten. Von mir aus sollten diese alle noch am Leben sein! |
res porro abs te eius modi postulabatur, ut nihil interesset, utrum eam rem recusares an de maleficio confiterere. Cic.S.Rosc.120.a | Es wurde ferner eine solche Sachen von dir verlangt, dass die Verweigerung mit dem Geständnis der Missetat gleichbedeutend war. |
ego haec a Chrysogono mea sponte remoto Sex. Roscio quaero, primum, qua re civis optimi bona venierint, deinde, qua re hominis eius, qui neque proscriptus neque apud adversarios occisus est, bona venierint, cum in eos solos lex scripta sit; deinde, qua re aliquanto post eam diem venierint, quae dies in lege praefinita est, deinde, cur tantulo venierint. Cic.S.Rosc.130.a | Ich richte nun für mich, ohne Rücksicht auf Sextus Roscius, folgende Fragen an Chrysogonus: Erstens, warum sind die Güter eines ganz rechtschaffenen Bürgers verkauft worden? Sodann, warum sind die Güter eines Mannes verkauft worden, der weder geächtet, noch bei den Feinden getötet wurde, obwohl sich doch das Gesetz nur auf solche bezieht? Ferner, warum sind sie einige Zeit nach dem Tag, der im Gesetz bestimmt ist, verkauft worden? Endlich, warum sind sie für einen solchen Spottpreis verkauft worden? |
quid praeterea caelati argenti, quid stragulae vestis, quid pictarum tabularum, quid signorum, quid marmoris apud illum putatis esse? Cic.S.Rosc.133.c | Ferner, was meint ihr, dass er an ziselierem Silber besitzt, an Teppichen, an Gemälden, an Statuen, an Marmor? |
[Cic.div.2,6,2] Dabunt igitur mihi veniam mei cives, vel gratiam potius habebunt, quod, cum esset in unius potestate res publica, neque ego me abdidi neque deserui neque adflixi neque ita gessi quasi homini aut temporibus iratus, neque porro ita aut adulatus aut admiratus fortunam sum alterius, ut me meae paeniteret. Cic.div.2,6,2 | Es werden mir daher meine Mitbürger verzeihen oder vielmehr Dank wissen, dass, als der Staat in der Gewalt eines einzigen war, ich mich weder verbarg noch mich aufgab, noch an mir verzweifelte, noch mich so benahm, als ob ich dem Mann oder den Zeiten zürnte, noch ferner so schmeichelte oder das Schicksal des anderen bewunderte, als ob ich mit meinem eigenen unzufrieden wäre. |
[Cic.fin.1,3,2] Etenim si delectamur, cum scribimus, quis est tam invidus, qui ab eo nos abducat? sin laboramus, quis est, qui alienae modum statuat industriae? Cic.Fin.1,3,2 | Wenn wir ferner an schriftstellerischer Arbeit Vergnügen finden, wer möchte so missgünstig sein, uns davon abzuziehen? Wenn wir uns aber hierbei abmühen, wer dürfte der Tätigkeit eines anderen ein Maß setzen? |
quicquid porro animo cernimus, id omne oritur a sensibus; qui si omnes veri erunt, ut Epicuri ratio docet, tum denique poterit aliquid cognosci et percipi. Cic.fin.1,64,2 | Was wir ferner mit dem Geist sehen, das entspringt alles aus den sinnlichen Wahrnehmungen; und wenn diese sämtlich wahrhaftig sind, wie Epikurs Lehre zeigt, dann erst wird eine Erkenntnis und Wahrnehmung möglich sein. |
quis porro, praeter periculum horridi et ignoti maris, Asia aut Africa aut Italia relicta Germaniam peteret, informem terris, asperam caelo, tristem cultu aspectuque, nisi si patria sit? Tac.Germ.2,2 | Wer hätte ferner, ganz abgesehen von der Gefährlichkeit eines unwirtlichen und unbekannten Meeres, Asien, Afrika oder Italien verlassen sollen - um nach Germanien zu ziehen, in das wüste Land mit rauem Himmel, abschreckend für den Anbau und den Anblick, - außer wenn man es zum Vaterland hat? |
2014.12.07 So.d. Francogallicus praeses Franciscus Hollande a Quazachia Parisios revertens ex inopinato Moscoviae substitit et Vladimirum Putin convenit. Hollande se velle una cum Putin nuntium relaxationis declarare dixit. Etiam Putin placabilius quam diebus ante se res perbrevi ad melius versum iri sperare pronuntiavit: et Russiam et Francogalliam caedem statim finiendam esse censere. Paucis horis ante Ucrainicus praeses Poroshenko inter se et separatistas de indutiarum servandarum condicionibus convenisse in medium protulerat: ad hoc Martis die subsequente Minscii de novo foedere inter Ucrainam et rebelles et regimen Russicum et Organizationem ab Securitate et Cooperatione in Europa actum iri. Quid vero prosunt verba, nisi res sequentur? 2014.12.07 | Der französische Präsident Francois Hollande hat auf der Rückkehr aus Kasachstan überraschend in Moskau Halt gemacht und Wladimir Putin getroffen. Hollande sagte, er wolle zusammen mit Puntin eine Botschaft der Entspannung verkünden. Auch Putin verkündete versöhnlicher als in den Tagen zuvor, er hoffe darauf, dass sich die Umstände sehr bald zum Besseren wendeten: Beide, Russland und Frankreich seien dafür, dass das Blutbad sofort beendet werde. Wenige Stunden vorher hatte der Ukrainische Präsiden Poroschenko bekannt gemacht, er und die Separatisten hätten sich auf die Bedingungen der Einhaltung des Waffenstillstandes geeinigt. Ferner werde am kommenden Dienstag in Minsk ein neuer Vertrag zwischen der Ukraine, den Rebellen, der russischen Regierung und der OSZE verhandelt werden. Was aber nützen worte, wenn keine Taten folgen? |
[Cic.off.1,20,2] cuius partes duae: iustitia, in qua virtutis splendor est maximus, ex qua viri boni nominantur, et huic coniuncta beneficentia, quam eandem vel benignitatem vel liberalitatem appellari licet. Cic.off.1,20,2 | Es gibt zwei Hauptpflichten: die Gerechtigkeit, in der sich die Tugend im höchsten Glanze zeigt und durch die man den Namen des rechtschaffenen Mannes erhält; ferner die sich ihr genau anschließende Wohltätigkeit, die man auch Güte oder Freigebigkeit nennen kann. |
[Cic.off.1,22,1] Sed quoniam, ut praeclare scriptum est a Platone, non nobis solum nati sumus ortusque nostri partem patria vindicat, partem amici, atque, ut placet Stoicis, quae in terris gignantur, ad usum hominum omnia creari, homines autem hominum causa esse generatos, ut ipsi inter se aliis alii prodesse possent, in hoc naturam debemus ducem sequi, communes utilitates in medium adferre, mutatione officiorum, dando accipiendo, tum artibus, tum opera, tum facultatibus devincire hominum inter homines societatem.
Cic.off.1,22,1 | Da wir aber, wie Platon trefflich bemerkt, nicht für uns allein auf der Welt sind, sondern auch das Vaterland, die Eltern, die Freunde teilweise auf unser Dasein Anspruch erheben, da ferner, wie die Stoiker annehmen, die Erde alles, was sie erzeugt, zum Gebrauch der Menschen hervorbringt, und die Menschen selbst der Menschen wegen geschaffen sind, um sich gegenseitig nützen zu können, so ist es unsere Pflicht, hierin der Leitung der Natur zu folgen, zum Nutzen aller das Unsrige bereitzustellen, im Austausch gegenseitiger Pflichtleistungen zu geben und zu nehmen, und durch unsere Geschicklichkeit, durch unsere Anstrengung, durch die uns zu Gebote stehenden Mittel das Band der menschlichen Gesellschaft zu befestigen. |
[Cic.off.1,25,3] Delectant etiam magnifici apparatus vitaeque cultus cum elegantia et copia, quibus rebus effectum est, ut infinita pecuniae cupiditas esset. Cic.off.1,25,3 | Freude macht es ferner, sich prachtvoll einzurichten und ein kultiviertes Leben in Geschmack und Fülle zu führen. Doch Folge von all dem ist, dass die Begierde nach Geld weder Maß noch Ziel kennt. |
[Cic.off.1,41,1] Meminerimus autem etiam adversus infimos iustitiam esse servandam. Cic.off.1,41,1 | Erinnern wir uns ferner, dass wir auch gegen die niedrigsten Menschen gerecht sein müssen. |
[Cic.off.1,68,4] Cavenda etiam est gloriae cupiditas, ut supra dixi; eripit enim libertatem, pro qua magnanimis viris omnis debet esse contentio. Cic.off.1,68,4 | Ferner muss man sich vor dem Ehrgeiz hüten, wie ich bereits früher gesagt habe. Denn er gefährdet die Freiheit, für die sich großgesinnte Männer mit aller Kraft einsetzen müssen. |
Atque etiam in rebus prosperis et ad voluntatem nostram fluentibus superbiam magnopere, fastidium arrogantiamque fugiamus. Cic.off.1,90,1 | Ferner sollen wir auch im Glück, wenn alles nach Wunsch geht, Stolz, Geringschätzung anderer und Anmaßung aufs sorgfältigste meiden. |
Deinde qui alterum violat, ut ipse aliquid commodi consequatur, aut nihil existimat se facere contra naturam aut magis fugienda censet mortem, paupertatem, dolorem, amissionem etiam liberorum, propinquorum, amicorum, quam facere cuiquam iniuriam. Cic.off.3,26,1 | Ferner, wer andere misshandelt, um für sich selbst einen Vorteil zu erlangen, glaubt entweder, nichts der Naturwidriges zu tun, oder er denkt, Tod, Armut, Schmerz, Verlust der Kinder, der Verwandten, der Freunde seien mehr zu meiden, als einem anderen Unrecht zu tun. |
Itemque, si ad honestatem nati sumus eaque aut sola expetenda est, ut Zenoni visum est, aut certe omni pondere gravior habenda quam reliqua omnia, quod Aristoteli placet, necesse est, quod honestum sit, id esse aut solum aut summum bonum, quod autem bonum, id certe utile, ita, quicquid honestum, id utile. Cic.off.3,35,4 | Ferner, wenn das Sittlich-Gute die Bestimmung unseres Daseins und entweder allein wert ist, dass wir danach streben, wie Zenon annimmt, oder wenn es, nach Ansicht des Aristoteles alles andere unverhältnismäßig überwiegt, so muss es notwendig entweder einziges oder doch höchstes Gut und also, da jedes Gut seinen Nutzen hat, zugleich auch nützlich sein. |
opes publicae continebantur, quantum civium sociorumque in armis, quot classes, regna, provinciae, tributa aut vectigalia, et necessitates ac largitiones. quae cuncta sua manu perscripserat Augustus addideratque consilium coercendi intra terminos imperii, incertum metu an per invidiam. Tac.ann.1,11,4. | Es enthielt die Kräfte und Hilfsquellen des Staates, die Zahl der Bürger und Bundesgenossen unter Waffen, wie viele Flotten Königreiche, Provinzen, ferner direkte und indirekte Steuern, notwendige und freiwillige Ausgaben. Dies alles hatte Augustus eigenhändig aufgezeichnet und den Rat beigefügt, - ob aus Besorgnis oder aus Neid bleibe dahingestellt - das Reich in den gegebenen Grenzen zu halten. |
sed Tiberius saepe apud se pensitato, an coerceri tam profusae cupidines possent, num coercitio plus damni in rem publicam ferret, quam indecorum adtrectare, quod non obtineret, vel retentum ignominiam et infamiam virorum inlustrium posceret, postremo litteras ad senatum composuit, quarum sententia in hunc modum fuit. Tac.ann.3,52,3. | Tiberius aber erwog hin und her, ob man denn auch so ganz ausschweifende Begierden einschränken könne, ob nicht am Ende die Einschränkung dem Staat mehr schade, ferner wie unrühmlich es sei, anzugreifen, was er nicht recht durchsetzen könne, oder, wenn doch durchgesetzt, die Schmach und Entehrung vornehmer Männer zur notwendigen Folge hätte. Zuletzt setzte er ein Schreiben an den Senat auf, mit folgendem Inhalt: |
Domuum et insularum et templorum, quae amissa sunt, numerum inire haud promptum fuerit: sed vetustissima religione, quod Servius Tullius Lunae, et magna ara fanumque, quae praesenti Herculi Arcas Euander sacraverat, aedesque Statoris Iovis vota Romulo Numaeque regia et delubrum Vestae cum penatibus populi Romani exusta; iam opes tot victoriis quaesitae et Graecarum artium decora, exin monumenta ingeniorum antiqua et incorrupta, ut quamvis in tanta resurgentis urbis pulchritudine multa seniores meminerint, quae reparari nequibant. Tac.ann.15,41,1. | Es dürfte nicht leicht sein, die Zahl der Paläste, Mietshäuser und Tempel anzugeben, die zugrunde gingen. Aber das uralte Heiligtum, das Servius Tullius der Luna, und der große Altar und der Tempel, die der Arkader Euander zur Feier der Anwesenheit des Herkules errichtet hatte, der von Romulus gelobte Tempel des Jupiter Stator, die Königsburg des Numa und der Vespatempel samt den Hausgöttern des römischen Volkes brannten ab. Ferner in so vielen Siegen errungene Kostbarkeiten, Schätze griechischer Kunst, sodann alte und unverfälschte Denkmäler genialer Köpfe, vieles ging unersetzlich verloren, so dass sich ältere Leute trotz der Pracht der wiedererstehenden Stadt daran erinnern mögen. |
iam aqua privatorum licentia intercepta quo largior et pluribus locis in publicum flueret, custodes; et subsidia reprimendis ignibus in propatulo quisque haberet; nec communione parietum sed propriis quaeque muris ambirentur. Tac.ann.15,43,4. | Aufseher wurden bestellt, damit das Wasser, das bisher von Privaten nach Belieben aufgefangen wurde, reichlicher und auf mehr öffentliche Plätze fließe. Ferner sollte ein jeder Löschapparate im freien Hofraum haben; und die Häuser sollten keine gemeinsamen Wände haben, sondern ein jedes mit eigener Mauer umschlossen sein. |
Tum dona et grates deis decernuntur propriusque honos Soli (cui est vetus aedes apud circum, in quo facinus parabatur), qui occulta coniurationis numine retexisset; utque circensium Cerealium ludicrum pluribus equorum cursibus celebraretur mensisque Aprilis Neronis cognomentum acciperet; templum Saluti extrueretur eo loci, ex quo Scaevinus ferrum prompserat. Tac.ann.15,74,1. | Sodann wurden Geschenke und Dankesbezeugungen an die Götter beschlossen, dabei eine besondere Ehrenbezeugung dem Sonnengott – dieser hat einen alten Tempel im Zirkus, wo das Attentat ausgeführt werden sollte –, weil er durch sein Walten das Geheimnis der Verschwörung enthüllt habe; ferner sollten die Zirkusspiele beim Ceresfest mit einer größeren Zahl von Rennwagen gefeiert werden und der Monat April den Namen Neros erhalten; endlich sollte der Salus an der Stelle, wo Scaevinus den Dolch geholt hatte, ein Tempel errichtet werden. |
[Cic.Tusc.1,15] Ecquid ergo intellegis, quantum mali de humana condicione deieceris? Quonam modo? Quia, si mors etiam mortuis miserum esset, infinitum quoddam et sempiternum malum haberemus in vita; nunc video calcem, ad quam cum sit decursum, nihil sit praeterea extimescendum. sed tu mihi videris Epicharmi, acuti nec insulsi hominis ut Siculi, sententiam sequi. Quam? non enim novi. Dicam, si potero, Latine. scis enim me Graece loqui in Latino sermone non plus solere quam in Graeco Latine. Et recte quidem. sed quae tandem est Epicharmi ista sententia? 'Emori nolo, sed me esse mortuum nihil aestimo. 'Iam adgnosco Graecum. sed quoniam coegisti, ut concederem, qui mortui essent, eos miseros non esse, perfice, si potes, ut ne moriendum quidem esse miserum putem. Cic.Tusc.1,15 | VIII. Erkennst du nun nicht, welch ein großes Übel du vom menschlichen Schicksal hinweggestoßen hast? - Wieso? – Wäre der Tod auch für die Toten ein Unglück, so hätten wir ein unendliches und immer dauerndes Übel im Leben. Nun sitze ich doch das Ziel. Ist unser Lauf bis dahin vollendet, so haben wir nichts ferner zu fürchten. Aber du scheinst mir der Ansicht des Epicharmos zu folgen, eines scharfsinnigen und (er war ja aus Sizilien) nicht unfeinen Mannes. – Welcher? Ich kenne sie nicht. – Ich will sie dir, wenn ich kann, in unserer Sprache sagen. Denn du weißt, ich mag mich in unserer Rede eben so wenig griechischer, als in griechischer Reeder der Ausdrücke unserer Sprache bedienen. – Mit Recht. – Aber lass sie denn hören, die Ansicht des Epicharmos! – “Sterben mag ich nicht, jedoch gestorben zu sein, das achte ich nicht! – Nun erkenne ich das Griechischer. Aber weil du mich zum Geständnissen nötigst, dass die Gestorbenen nicht unglücklich seien, so bringe es nun auch dahin, wenn du kannst, dass ich auch nicht die Notwendigkeit zu sterben für ein Unglück halte. |
[Cic.Tusc.1,30] Ut porro firmissimum hoc adferri videtur cur deos esse credamus, quod nulla gens tam fera, nemo omnium tam sit inmanis, cuius mentem non imbuerit deorum opinio (multi de diis prava sentiunt —id enim vitioso more effici solet — omnes tamen esse vim et naturam divinam arbitrantur, nec vero id conlocutio hominum aut consessus efficit, non institutis opinio est confirmata, non legibus; omni autem in re consensio omnium gentium lex naturae putanda est) —quis est igitur, qui suorum mortem primum non eo lugeat, quod eos orbatos vitae commodis arbitretur? tolle hanc opinionem, luctum sustuleris. nemo enim maeret suo incommodo: dolent fortasse et anguntur, sed illa lugubris lamentatio fletusque maerens ex eo est, quod eum, quem dileximus, vitae commodis privatum arbitramur idque sentire. atque haec ita sentimus, natura duce, nulla ratione nullaque doctrina. Cic.Tusc.1,30 | Für die Unsterblichkeit lässt sich ferner derselbe, wie es scheint, sehr starke Grund anzuführen, der für den Glauben an das Dasein der Götter geltend gemacht wird: dass es nämlich kein so rohes Volk, überhaupt keinen so wilden Menschen gibt, dessen Geist die Vorstellung von Göttern nicht erfüllte. Viele zwar haben einen unrichtigen Begriff von den Göttern, eine Folge ihrer Verkehrtheit, doch glauben sie alle an göttliche Kraft und göttliches Wesen. Und nimmer bewirkt dies Verabredung der Menschen oder Übereinkunft; nicht durch Einrichtungen ist die Ansicht, nicht durch Gesetze befestigt. Aber in allen Dingen ist die Übereinstimmung aller Völker für ein Naturgesetz zu halten. Nun denn, wer bejammert den Tod der Seinen vor allen Dingen nicht darum, weil er meint, sie seien der Annehmlichkeiten des Lebens beraubt? Nimm ihm diese Meinung, so hebst du den Jammer auf; denn gerührt ist man nicht über das eigene Unglück. Man fühlt vielleicht Schmerzen und Beängstigung; aber jenes jammervolle Wehklagen, jene Tränen der Rührung kommen daher, weil wir glauben, unsere Geliebten seien der Annehmlichkeiten des Lebens beraubt und sie fühlten dies. Und so denken wir, weil es uns so natürlich ist, ohne Schlüsse, ohne Unterricht. |
[Cic.Tusc.1,62,1] Quid? illa vis quae tandem est, quae investigat occulta, quae inventio atque excogitatio dicitur? ex hacne tibi terrena mortalique natura et caduca concreta ea videtur? Cic.Tusc.1,62,1 | Ferner, worin besteht eigentlich jene Erfindungsgabe und jenes Denkvermögen – scheinen sie dir aus diesem sterblichen, vergänglichen Erdstoff zusammengesetzt? |
Quid vero? illum, quem libidinibus inflammatum et furentem videmus, omnia rabide adpetentem cum inexplebili cupiditate, quoque affluentius voluptates undique hauriat, eo gravius ardentiusque sitientem, nonne recte miserrimum dixeris? Cic.Tusc.5,16,2 | Ferner der, den wir von Lust entflammt und wie rasend sehen, der alles gierig begehrt mit unersättlichem Trieb und, in je größerer Fülle er die Lust von allen Seiten schöpft, desto heftiger und brennender dürstet, – soll man den nicht mit Recht ganz unglücklich nennen? |
Atque etiam omne bonum laetabile est; quod autem laetabile, id praedicandum et prae se ferendum; quod tale autem, id etiam gloriosum; si vero gloriosum, certe laudabile; quod laudabile autem, profecto etiam honestum; quod bonum igitur, id honestum. Cic.Tusc.5,43,3 | Ferner – alles Gute ist erfreulich; was aber erfreulich ist, verdient, gepriesen und herausgehoben zu werden; ein solches aber ist auch ruhmwürdig; ist es aber ruhmwürdig, so ist es gewiss auch löblich; was aber löblich ist, das ist gewiss auch sittlich gut; also was gut ist, das ist sittlich gut. |
Iam vero motus animi, sollicitudines aegritudinesque oblivione leniuntur traductis animis ad voluptatem. Cic.Tusc.5,110,1 | Ferner – Regungen, Ängste, Kummer werden durch Vergessen gemildert, indem die Seele zur Lust hinübergeführt wird. |
Tum, ut paulo ante caecos ad aurium traducebamus voluptatem, sic licet surdos ad oculorum. Cic.Tusc.5,117,1 | Ferner, wie wir eben gerade Blinde zum Vergnügen der Ohren hinüberführten, so können wir jetzt Taube zu dem der Augen hinüberführen. |
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