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Isthmia: Isthmische Spiele
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Museum Isthmia

Referat
Isthmia: Isthmische Spiele
Philipp J. Schäfer, MSS11 - 1999/2000
 

Museum von Isthmia
Bildquelle:
http://www.culture.gr/2/21/211/21104m/e211dm06.html
 
(zur altgriechischen Schrift)

Lageplan Isthmia
  1. Kiras Vrissi
  2. Museum
  3. Eingang
  4. Poseidontempel
  5. Palaimonion
  6. Theater
  7. Römisches Bad
  8. Byzant. Festung
  9. Röm. Stadion
  10. Isthmia
  11. Kanal
  12. Saronischer Golf
  1. nach Loutraki
  1. nach Athen
  1. nach Korinth
Lageplan nach 
R. Speich II, S. 59

„Zum Kampf der Wagen und Gesänge,
Der auf Korinthus’ Landesenge
Der Griechen Stämme froh vereint,
Zog Ibykus, der Götterfreund…"

Die Isthmien kennen wir, wenn überhaupt, am ehesten durch den Mund Schillers, vielzitiert, der in seinen „Kranichen des Ibykus" das Schicksal des „Götterfreundes" und dessen Rache besingt. Wenn es ihm auch weniger um den Schauplatz selbst geht, so erfahren wir doch auch schon in seiner Ballade etwas über einen Teil dieser Festspiele, die neben den Olympischen Spielen, den Pythischen und den Nemeischen zu den vier großen panhellenischen des Altertums zählten; denn er erzählt uns über die musischen Agone.

Um die Stiftung der Isthmien selbst ranken sich die Mythen und es ist wohl unmöglich, die zutreffende Schilderung ausfindig zu machen: So seien es entweder Poseidon und Helios gewesen, die sie gemeinsam ins Leben riefen, nachdem die beiden die Landenge friedlich unter sich aufgeteilt hatten; oder aber Poseidon allein, Sisyphos oder dessen Sohn Glaukos, die die Spiele zu Ehren des im Meer ertrunkenen Sohn des Athamas, Melikertes-Palaimon, begründeten; oder doch Theseus, der Sohn des Poseidon oder des Aigeus (Plut.Thes.25,5-7), im Jahre 1258 vor Christi Geburt, wie es aus der parischen Mamorchronik hervorgeht? Auf jeden Fall sollen sie unter dem Schutze des Herrn der Meere gestanden haben, die ursprünglichen Leichenfeiern, und so wurde auch ihm dort geopfert.

Die modernere Geschichtswissenschaft fand freilich heraus, dass diese Festspiele aus einer lokalen Sportveranstaltung hervorgingen, die, wahrscheinlich von Kypselos abgesetzt, unter der Herrschaft seiner Erben (610-540) während ihrer Regentschaft Höhepunkt in den Jahren 581/80 wieder eingeführt und in eine große allgemeingriechische umgestaltet wurde, wie sie sich über mehrere Jahrhunderte halten sollte. Bezüglich der Jahreszeit, in der sie stattfanden, sind die Isthmien den Monaten April, Mai oder Juni zuzuordnen, oder genauer, so glaubte man Unger und dessen ausführlichen Untersuchungen in seiner „Philologie", dem 8. Tag des attischen Monats Munichion, der etwa einem der Tage in der letzten Aprilwoche entspricht. Und doch ist es unwahrscheinlich, dass die gesamten Festivitäten, während deren im Übrigen Gottesfriede herrschte, nur einen Tag in Anspruch genommen haben sollten.

Die Lokalitäten - wie eingangs Schiller schon erwähnte, auf dem korinthischen Isthmus, nahe dem heutigen Kanal gelegen und nur eine Viertelstunde vom Dorfe Kalamaki entfernt - seien im Folgenden auf dem Stande französischer Grabungsarbeiten aus den achtziger Jahren beschrieben: Der Festplatz im Ganzen liegt dar in der Form eines sich von Norden nach Süden erstreckenden, unregelmäßigen Fünfecks, das einem Halbmond nicht unähnlich sieht; eingefasst ist es von Doppelmauern, die eine beachtliche Dicke von zwei Metern und zwanzig Zentimetern aufweisen, zwar wahrscheinlich erst aus der Zeit Augustus’ stammen, aber genau den Platz älterer griechischer einnehmen, wie sie im Jahre 146 vor Christi Geburt zusammen mit Korinth der Zerstörungswut der Römer unter Mummius zum Opfer fielen. Von der griechischen Anlage zeugt noch heute das Tor an der Südseite, das ehemalige Haupttor, das dem Stadion nahe liegt, im Gegensatz zu der übrigen Mauer aber eine Dicke von drei Metern und siebzig Zentimetern vorzeigen kann. Ein weiteres Tor findet sich im Westen; dieses liegt in der Nähe des Theater. In späterer Zeit verlegten die Römer das Triumphtor in den Nordosten, da dort, wo früher eine undurchlässige Mauer dem Feinde Einhalt gebot, nun keine Gefahr mehr drohte. Dies ist wohl die ἱερὰ εἴσοδος, das große Gewölbe für Wagen mit den Seiteneingängen links wie rechts für Fußgänger, unter der Pausanias stand, als er auf den Weg zum Poseidontempel blickte.

Diesen Weg säumten aneinandergereihte Fichten und die Statuen siegreicher Athleten; zu dessen Rechten lag der erwähnte dorische Prostylos oder Amphiprostylos des Poseidon, aus der Mitte des sechsten Jahrhunderts, ein kleiner Tempel mit vier Frontsäulen, die je sechzehn Einkerbungen aufweisen, wodurch eine genauere zeitliche Einordnung erst möglich ist; zu dessen Linken fand sich das zweite Heiligtum, ein dem Palaimon geweihter Rundtempel, wie wir von zeitgenössischen Münzen wissen: darauf zu sehen sind drei ionischen Säulen zu beiden Seiten des Eingangs, mit je vierundzwanzig Einkerbungen, und Delphinen als Schmuck der Dachkuppel; Pausanias berichtet weiter von einem Altar der Kyklopen.

Neben den beiden Tempeln, dem schon erwähnten Stadion und Ibykus’ Theater, an dessen Stelle wir heute nur noch die Reste einer darübergebauten römischen Anlage besichtigen können, befinden sich weiterhin ein Hippodrom, Herbergen für fremde Athleten, die καταλύσεις, und die οἶκοι ἐγκριτήριοι, Stätten, in denen dieselben zur Zulassung für die Wettkämpfe untersucht und geprüft wurden, in der großen Einfriedung durch die gewaltigen Mauern.

Die Organisation und Ausrichtung der Isthmien oblag Korinth, das auch die bekränzten ἀγωνοθέται aus den eigenen Reihen rekrutierte, bis die Argiver im Jahre 390 die Festleitung an sich rissen, was aber durch den antalkidischen Frieden 4 Jahre später (387) wieder revidiert wurde. Selbst nach der Zerstörung Korinths fanden die Spiele weiterhin statt; auch ein dem Erdboden angeglichener Kampfplatz konnte niemanden davon abhalten, sich zu Ehren der Götter und des eigenen Ruhmes wegen mit anderen zu messen. 228 bedankten sich die Korinther bei den Römern für die Befreiung von den Illyrern mit der Berechtigung, an den Isthmien teilzunehmen. In den zehn Dekaden zwischen 146 und 46 vor Christi Geburt richteten allerdings die Sikyoner das Fest aus.

Genaue Angaben zur Zahl und Tätigkeit der Kampfrichter sind uns nicht überliefert, wir wissen allerdings, dass dieselbe Person mehrmals wiedergewählt werden konnte. Darüber hinaus ist bekannt, dass besondere Boten mit einer Einladung in die auswärtigen Gemeinden entsandt wurden, die darauf wiederum abgeordnete Festgesandschaften zurückschickten. Den Ehrenvorsitz unter diesen Gesandtschaften, die προεδρία, nahm ihm Übrigen - wie sollte es auch anders sein - Athen ein (Plut.Thes.25,7). Eingeladen wurden alle griechischen Stämme, mit Ausnahme der Eleer, hinzu kamen, wie gesagt, ab dem Jahre 228 auch die Römer.

Die Feierlichkeiten selbst begannen mit einem Opfer für Poseidon, dem viel Erwähnten, oder für Melikertes; direkt im Anschluss eröffnete ein Herold kraft eines Trompetensignals und einer bestimmten Formel die Wettkämpfe. Zu deren Reihenfolge und den allgemeinen Kampfgesetzen schweigt die Überlieferung, Pausanias gibt uns aber wieder einmal einen Wink ins Detail, indem er berichtet, dass ein Athlet am gleichen Tag an mehreren Wettkämpfen teilnehmen durfte. Eine erschlossene Kampfliste könnte die folgende sein: στάδιον, δίαυλος, δρόμος ἵππος, δόλιχος ἄνδρας, δρόμος ἐπόπλιος, δίσκος, πάλη ἄνδρας, πυγμή, πένταθλον ἄνδρας, παγκράτιον, κῆρυξ, σαλπιστής (gymnische Agone); ἅρμα, κέλης, νεῶν ἅμιλλα ἱππικοὶ ἀγῶνες); κιθαρῳδός, αὐλῳδός, αὐλητής, χοραύλης, Vorträge, τραγῳδία, Malen μουσικοὶ ἀγῶνες). Für diese Wettkämpfe wurden alle Athleten selbstverständlich in Altersklassen eingeteilt, in die der Knaben (παῖδες), Unbärtigen (ἀγένειοι) und die der Männer (ἄνδρες).

Als Siegespreis wurde nach Plutarch ein Palmzweig in die Hand des siegreichen Athleten und ein Fichtenkranz auf dessen Haupt ausgelobt; die Fichte wurde zwischenzeitlich durch Eppich ersetzt, der allerdings, anders als der Siegeskranz bei den Nemeen, getrocknet überreicht wurde. Zur Ehre des Siegers gereichte aber weit mehr als der eher symbolische Wert dieser Auszeichnungen: Die Zuschauern bejubelten, die Heimatstadt verehrte und die Dichter verewigten ihn.

Aus ganz Griechenland und von weiter her strömten die Zuschauer und Gäste, ihr Andrang nahm mehr und mehr zu. So verkündeten bezeichnenderweise der Römer Titus Q. Flaminius im Jahre 196 vor, wie auch Kaiser Nero im Jahre 69 nach Christi Geburt die Freiheit Griechenlands nicht in Athen oder in Olympia, sondern auf Korinths Isthmus. Das Festgetriebe wurde im Laufe der Jahre immer bunter, bald glich das Treiben dem eines Jahrmarktes: Beim Apollontempel schrieen Sophisten einander an; Schriftsteller lasen ihre geschmacklose Ware vor; Dichter suchten ihre Zuhörer zu ergötzen; Hexenmeister, Wahrsager, Advokaten und Krämer boten ihre Dienste an (Dion Chrys. 8,9). Diese Entwicklung blieb jedoch nicht im Bereiche des Erträglichen stehen, sondern die Feier artete aus. Das repräsentativste Beispiel dafür ist wiederum der römische Kaiser Nero, der einen Sieg bei den Isthmien durch Bestechung errang, um sein Prestige aufzupolieren; doch auch "normale" Athleten wurden käuflich. Schlussendlich wurden die Spiele auch immer mehr des Griechischen entfremdet: Als Beispiel hierfür stehe das von den Römern eingeführte Tierhetzen, das der griechischen Art nicht im Entferntesten entspricht. Immerhin und allem zum Trotz wurden die Isthmischen Spiele noch in der späten Kaiserzeit des Römischen Reiches ausgetragen, wie wir von Iulian erfahren.

Quellen:

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