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PLATONS STAAT

ALS EINFÜHRUNG IN VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GRUNDBEGRIFFE


8. Lohnarbeit. Erster Abschluss (ἡ τελέα πόλις) Frage nach der Gerechtigkeit

 

Einleitung | Bedarf | Arbeitsteilung | Wachstum | Welthandel I | Welthandel II | Währung | Abschluss | Standard | Prosperität | Krieg | Schema

 

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Wachstumsgrenze, Gerechtigkeit, Verteilung, Distribution, Ertrag, Lohn, Lohnarbeit, Arbeitsmarkt

 

371e-372a4: Grenze des Wachstums? Wo zeigt sich Gerechtigkeit?
Ἔτι δή τινες, ὡς ἐγᾦμαι, εἰσὶ καὶ ἄλλοι διάκονοι, οἳ ἂν τὰ μὲν τῆς διανοίας (e) μὴ πάνυ ἀξιοκοινώνητοι ὦσιν, τὴν δὲ τοῦ σώματος ἰσχὺν ἱκανὴν ἐπὶ τοὺς πόνους ἔχωσιν· οἳ δὴ πωλοῦντες τὴν τῆς ἰσχύος χρείαν, τὴν τιμὴν ταύτην μισθὸν καλοῦντες, κέκληνται, ὡς ἐγᾦμαι, μισθωτοί· ἦ γάρ;
Πάνυ μὲν οὖν.
Πλήρωμα δὴ πόλεώς εἰσιν, ὡς ἔοικε, καὶ μισθωτοί.
Δοκεῖ μοι.
Ἆρ' οὖν, ὦ Ἀδείμαντε, ἤδη ἡμῖν ηὔξηται ἡ πόλις, ὥστ' εἶναι τελέα;
Ἴσως.
Ποῦ οὖν ἄν ποτε ἐν αὐτῇ εἴη ἥ τε δικαιοσύνη καὶ ἡ ἀδικία; καὶ τίνι ἅμα ἐγγενομένη ὧν ἐσκέμμεθα;
Ἐγὼ μέν, ἔφη, (372a) οὐκ ἐννοῶ, ὦ Σώκρατες, εἰ μή που ἐν αὐτῶν τούτων χρείᾳ τινὶ τῇ πρὸς ἀλλήλους.
Ἀλλ' ἴσως, ἦν δ' ἐγώ, καλῶς λέγεις· καὶ σκεπτέον γε καὶ οὐκ ἀποκνητέον.

 

Nachdem die Frage der ἀρχή und der αὔξησις des Staates die bisherige Diskussion beherrscht hat, drängt sich allmählich die Frage nach seinem τέλος in den Vordergrund: Der Rest der Bewohner, der noch keinem spezifizierten Berufsfeld zugeschlagen ist, wird unter dem komplementären Begriff des Lohnarbeiters (μισθωτός) subsumiert.

Mag auch Lohnarbeit, weil sie keine Spezialkenntnisse erfordert, von Platon als intellektuell (τὰ μὲν τῆς διανοίας) wenig hochstehend gewertet werden, so besteht doch ein unabweisbarer gesellschaftlicher Bedarf (τὴν τῆς ἰσχύος χρείαν). Dass Platon sich die entsprechende Bedarfsdeckung, also die Vermittlung der Arbeit, in Form eines Marktes ("Arbeitsmarkt") vorstellt, machen das marktspezifische πωλεῖν und die Definition des Lohnes (μισθός) als τιμή also als Preis der Arbeit deutlich.

 

Aufgaben:
  1. Stellen Sie die Begriffe aus dem Text zusammen, die
    1. den Eindruck nahe legen, dass die Staatsentwicklung mit dem jetzigen Stand ihren Abschluss gefunden hat!
    2. die Vermittlung von Arbeitskraft als marktwirtschaftlichen Vorgang kennzeichnen.
  2. Das Ziel eines stetigen Wirtschaftswachstums wird in den industrialisierten Volkswirtschaften  nicht weiter hinterfragt. Worin zeigt sich die kritische Haltung Platons?
  3. Nach dem vorläufigen Abschluss des Staatsaufbaus wird erneut die Frage nach der Gerechtigkeit aufgeworfen, zu deren Lösung das Staatsmodell eigentlich entworfen wurde. Stellen Sie Überlegungen an, durch welche bisherigen gesellschaftlichen Einrichtungen die Frage nach der Gerechtigkeit berührt ist! (Vgl. den Text zur "Theorie der Verteilung")
  4. Könnten Sie als Gesprächspartner die Frage nach dem Abschluss des Staatsaufbaus an diesem Punkt der Entwicklung bejahen oder sehen Sie Bedarf für einen weiteren Ausbau? 

 

Fourcans (S. 91): Besonderheiten des Arbeitsmarktes

Da es auf dem Arbeitsmarkt direkt um Menschen geht, ist dies ein ganz spezieller Markt mit gewissen Besonderheiten. Allerdings sollte man auch bei ihm, will man seine Mechanismen verstehen, das gute alte Gesetz von Angebot und Nachfrage nicht vergessen. Direkte staatliche Eingriffe oder ganz bestimmte wirtschaftliche, soziale oder ideologische Umstände können diese Mechanismen nämlich empfindlich durcheinanderbringen. Das geschieht zum Beispiel, wenn allzu strenge Bestimmungen bezüglich der Löhne erlassen oder wenn bestimmte Faktoren, die das Verhalten der Stellensuchenden oder -anbieter beeinflussen, verändert werden.

 

Aufgaben:
  1. Suchen Sie in der Tageszeitung Berichte, die belegen,
    1. dass und wie die Politik den Arbeitsmarkt zu beeinflussen sucht;
    2. dass die Höhe der Lohnkosten (wozu auch die Sozialabgaben gehören) den Arbeitsmarkt beeinflusst!
    3. dass die Tarifpolitik wegen ihres Einflusses auf den Arbeitsmarkt in der Diskussion steht.
  2. Diskutieren Sie die Frage, in welchem Verhältnis ein tariflich abgesichertes allgemein hohes Lohnniveau und (dadurch bedingte) Arbeitslosigkeit zueinander stehen bzw. stehen sollten!

 

Rose - Gäfgen (Sp. 1652): Die Theorie der Verteilung

Die Güterverteilung (Distribution) ist das Spiegelbild der Güterproduktion. Die in der Volkswirtschaft eingesetzten Produktionsfaktoren erstellen das Sozialprodukt, die Summe der erzeugten Güter und Dienstleistungen, und müssen nun ihrerseits aus dem Sozialprodukt für ihre Leistung eine Vergütung erhalten. Eine andere Quelle der Verteilung gibt es nicht; es kann nur soviel an die Produktionsfaktoren verteilt werden, wie vorher von ihnen erzeugt worden ist. Mit diesen Erörterungen ist nun zwar abgesteckt, was an die Gesamtheit der Produktionsfaktoren verteilt werden kann, es steht aber noch nicht fest, nach welchen Prinzipien sich die Einkommen der einzelnen Produktionsfaktoren bilden. Sinnvollerweise sollte sich der Preis des einzelnen Produktionsfaktors nach seinem Ertrag, nach seinem Anteil an der Erstellung des Sozialprodukts richten. Das gilt sowohl für den Lohn als Preis der Arbeit, für den Zins als Preis des Kapitals, für die Grundrente als Preis des Bodens als auch für das Unternehmereinkommen als Preis der Unternehmerleistung.

 

Zur Wachstumsgrenze

Platon macht 423c (griech. Text) in einem Auftrag an die Wächter deutlich, dass über das Wachstum eines Staates nicht das quantitative Maß "groß" - "klein" bestimmt, sondern das qualitative Kriterium seiner Einheitlichkeit und Funktionsfähigkeit: Der Auftrag lautet: φυλάττειν παντὶ τρόπῳ, ὅπως μήτε σμικρὰ ἡ πόλις ἔσται μήτε μεγάλη δοκοῦσα, ἀλλά τις ἱκανὴ καὶ μία. Da aber die Funktionsfähigkeit des Staates per definitionem dann gegeben ist, wenn er den Bedarf seiner Bürger deckt, kann die Frage nach der Grenze des Wachstum nicht absolut, sondern nur in Relation zu Art und Umfang der subjektiven Bedürfnisse der Staatsbürger (Nachfrage) behandelt werden. Genau nach diesem Verfahren verläuft die αὔξησις der platonischen πόλις.

 

Aufgabe:
  1. Diskutieren Sie, ob, wie von Platon angenommen, die "Nachfrage" allein das "Wachstum" des Staates bedingt oder ob noch andere Implikationen anzunehmen sind! 

 

"Da sind aber, denke ich, noch andere Hilfskräfte, die zwar nicht genug Verstand haben, (e) um in der Gemeinschaft wertvoll zu sein, aber dafür hinreichende Körperkräfte für Arbeiten besitzen. Sie verkaufen die Nutznießung ihrer Kraft und werden, da sie den Ertrag Lohn nennen, Lohnarbeiter genannt. Nicht? "
"Ja!"
"So sind auch die Lohnarbeiter offenbar eine Ergänzung unseres Staates?"
"Ich denke!"
"Ist nun, mein Adeimantos, unser Staat schon so weit gewachsen, dass ihm nichts mehr fehlt?"
"Vielleicht!"
"Wo ist nun in ihm die Gerechtigkeit und die Ungerechtigkeit? Und in welchem der betrachteten Teile wohnt sie?"
(372a) "Ich wüsste nicht anders, mein Sokrates, als in ihrem gegenseitigen Bedürfnis zueinander."
"Vielleicht hast du recht!" antwortete ich.

 

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Sententiae excerptae:
Griech. zu "Platon" und "Staat"
Literatur:
zu "Platon" und "Staat"
802
Arends, J.E.M
Einheit der Polis. Eine Studie über Platons Staat
Leiden/New York (Brill) 1988; Mnemos.Suppl.106, Leiden (Brill) 1988
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zvab

1561
Ballauff, T.
Idee der Paideia.. zu Plat.Höhlengleichnis u.Parmenides Lehrged
Bonn 1949
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1008
Balzert, M.
Das 'Trojanische Pferd der Moral'. Die Gyges-Geschichte bei Platon und Cicero.
in: AU 39, 3/1996, 49-68
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zvab

1017
Demandt, A.
Der Idealstaat. Die politischen Theorien der Antike
Köln 1993
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2280
Hoffmann, Ernst
Platon
Zürich, Artemis 1950
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579
Meyerhöfer, H.
Platons Politeia - Ciceros De re publica. Versuch eines Vergleichs
in: Anr 33/4,1987,218
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4480
Neumann, Peter
Die Rezeption von Platons Atlantis in der 'Utopia' des Thomas Morus
GRIN Verlag , 1,2011
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2332
Pöhlmann, R.v.
Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der antiken Welt, I/II; 3. Aufl., durchges. u. um einen Anhang verm. v. Fr. Oertel. I-II
München (Beck) 1912; 3/1925
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2333
Pöhlmann, R.v.
Salin, E. Zenons Politeia. Xenophons Kyrupädie. Theopompos' Meropis
in: Platon u.die griechische Utopie, München 1921
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4481
Schölderle, Thomas
Utopia und Utopie: Thomas Morus, die Geschichte der Utopie und die Kontroverse um ihren Begriff
Baden-Baden : Nomos, 1,2011
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2642
Unruh, Peter
Sokrates und die Pflicht zum Rechtsgehorsam, eine Analyse von Platons "Kriton"
Baden-Baden: Nomos (Studien zur Rechtsphilosophie und Rechtstheorie 26) 2000
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zvab


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