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5. Markt, Welthandel, Import, Export, Dienstleistung I, Tertiärbereich
Ein Markt für Außenhandel entsteht. Auch dabei handelt es sich um eine zwingende Konsequenz aus dem Prinzip der Arbeitsteilung, in der Sondernform der "territorialen" Arbeitsteilung. Die Weltwirtschaft steht in Analogie zum binnenwirtschaftlichen System: Sie ist notwendig, weil kein Land für sich autark ist. Wie einzelne Personen eine unterschiedliche φύσις haben, so auch einzelne πόλεις (Staatsgebiete): "Jedes Gebiet (als Einheit) spezialisiert sich auf die standortmäßig günstigste Produktion" (Gabler). Also muss sich auch ein überregionaler Markt entwickeln, der dem Ausgleich der regional verschiedenen Produktionsfaktoren dient.
Wie weit trägt die Analogie? Werden sich supranational auch Organisations- und Strukturschemata wie im Innenbereich der Polis entwickeln? Treten die Handel treibenden Völker ebenfalls in eine verantwortliche soziale Beziehung zueinander, bzw. in eine Rechtsgemeinschaft ein? Welche Folgen ergeben sich für die nationale Souveränität? Oder wo sollte der qualitative Unterschied, die spezifische Differenz zwischen der binnenwirtschaftlich strukturierten Polis bzw. einem analog strukturieren Weltwirtschaftssystem liegen?
Die Chancen und Risiken der weltwirtschaftlichen Verflechtung werden heute intensiv unter dem Stichwort der "Globalisierung" diskutiert.
Die Erschließung eines neuen Marktes schafft durch Wachstum wieder neue Arbeitsplätze, und zwar in doppelter Hinsicht: Um die Handelsbilanz ausgleichen zu können, muss die Inlandsproduktion im Niveau gesteigert werden (÷sa, Mengenwachstum); zum anderen muss sich die Wirtschaft mit Produktveränderungen den spezifischen Bedürfnissen des Auslandsmarktes anpassen (oåa, Produktinnovationen).
Der Welthandel ist also eine wichtige Stütze für das Wirtschaftswachstum (zumindest wenn die Deckung der Binnennachfrage noch Kapazitäten offen lässt). Vom Ansatz her scheint er bei Platon aber nur komplementäre Funktion zu haben, d.h. er leistet die Bedarfsdeckung, die der Binnenmarkt mangels Autarkie nicht leisten kann. So führt er nicht unmittelbar zu einem Wettbewerb mit einheimischen Gütern. Dies weist auf eine protektionistische Grundausrichtung hin. Andererseits gilt im Zuge der Arbeitsteilung das Effizienzprinzip: der soll den Markt bedienen, der aufgrund seiner spezifischen Voraussetzungen am effizientesten wirtschaftet. Dies spricht für einen liberalen (kompetitiven) Welthandel, für einen freien Wettbewerb offener Märkte, dem die Devise zugrunde liegt, ein dynamisches Welthandelssystem sei kein bloßes Nullsummenspiel sondern ein Gewinn für alle an ihm teilnehmenden Volkswirtschaften.
[...] Freihandel ist kein Nullsummenspiel. Durch die Verhinderung weiterer Erleichterungen haben alle verloren. [...] Kinderarbeit, Umweltverschmutzung und mangelnde Sozialstandards sind reale Probleme. Es ist noch viel zu tun. Doch die Verhinderung weiteren Handels verhindert die Entwicklung und engt die Möglichkeiten ein, gerade diese Probleme in den Entwicklungsländern anzugehen. Was nützt es einem Kind, wenn es nicht mehr arbeiten muss, wenn es dafür verhungert? Nur Fortschritt und Entwicklung können die Lage der Ärmsten verbessern. Ohne Handel aber ist dies nicht zu erreichen. Länder, die offen am Welthandel teilnehmen, wuchsen in den siebziger und achtziger Jahren sechs mal schneller als diejenigen, die sich hinter Barrieren versteckten. [...]
Es überrascht, dass Platon vor dem Binnenmarkt den Außenmarkt entstehen lässt, da der Binnenmarkt eine unmittelbare Konsequenz aus dem Prinzip der Arbeitsteilung ist: Angebot und Nachfrage müssen zusammengebracht werden. Gehen wir zunächst davon aus, dass Platon diesen Prototyp von Binnenmarkt als Austausch von Naturalien zwischen wenigen Privatpersonen zurückstellt, bis er einen institutionellen Charakter gewinnt, wie er dem Außenhandel von vornherein zukommt. Dies ist dann gegeben, wenn der Austausch der Waren nicht mehr einfach zwischen den Produzenten erfolgen kann, sondern die Entwicklung eines eigenen Dienstleistungssegmentes erforderlich wird.
Dieses Vorgehen entspräche somit der Disposition des Gesamtwerkes über den Staat, der Methode, eine Schrifttafel zunächst in ihrer Ausführung in Großbuchstaben zu studieren (Welthandel) und die so gewonnenen Erkenntnisse dann analog auf die klein geschriebene Tafel (Binnenmarkt) zu übertragen (368d)
Wenn die Güter die Produktionssphäre verlassen haben, werden sie zum Kauf angeboten, in der Hoffnung, dass eine entsprechende Nachfrage vorhanden ist. Jedes Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage bezeichnet man als Markt.
Auf dem Markt bildet sich aus Angebot und Nachfrage der Preis des Gutes. Der Preis ist der Geldbetrag, den man für die Hingabe eines Gutes erlangt. Dabei ist zu beachten, dass der Geldbetrag nur angenommen wird, weil man mit seiner Hilfe jederzeit andere Güter kaufen kann. Insofern ist der Preis (= Tauschwert) zugleich die Gütermenge, die man gegen Hingabe des verkauften Gutes erhält.
[Aufgabe des Marktes ist es, das Problem des "WAS, WIE und FÜR WEN" zu lösen.]
Um das Bemerkenswerte an dieser Tatsache begreifen zu können, wollen wir die Stadt New York betrachten. Ohne einen ständigen Strom von Gütern in die Stadt und aus der Stadt heraus stünde sie innerhalb einer Woche am Rande des Verhungerns. Sie braucht eine Fülle von Nahrungsmitteln der richtigen Art und Menge. Tag für Tag und Monat für Monat sind aus den umliegenden 50 Staaten und den entlegensten Winkeln der Welt Güter mit dem Bestimmungsort New York unterwegs.
Wie ist es möglich, dass 10 Millionen Menschen nachts ruhig schlafen können, ohne ständig mit Furcht und Schrecken an einen Zusammenbruch des komplizierten Wirtschaftsablaufs denken zu müssen, von dem das Leben der Stadt abhängt? Zu unserer Überraschung stellen wir fest, dass sämtliche damit verbundenen Tätigkeiten ohne Ausübung von Zwang oder zentrale Lenkung von irgendeiner Seite ablaufen.
Aufgaben:
Sententiae excerptae:
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