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Cicero: De finibus bonorum et malorum

Cicero: Vom höchsten Gut und größten Übel

Cic.fin.1,47-49

Mäßigung und Tapferkeit in ihrem Verhältnis zur Lust

 
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Torquatus setzt seinen Vortrag über die Lehre Epikurs fort und zeigt, dass die Tugenden der Mäßigung (temperantia) und Tapferkeit (fortitudo) nicht um ihrer selbst willen erstrebt werden, sondern im Dienst der Lust (voluptas) stehen.

Cicero: De finibus bonorum et malorum

Cic.fin.1,47-49

Mäßigung und Tapferkeit in ihrem Verhältnis zur Lust

 

Cicero: Vom höchsten Gut und größten Übel

Cic.fin.1,47-49

Mäßigung und Tapferkeit in ihrem Verhältnis zur Lust

47,1
Eademque ratione ne temperantiam quidem propter se expetendam esse dicemus, sed quia pacem animis afferat et eos quasi concordia quadam placet ac leniat.Und auf gleiche Weise werden wir behaupten, dass auch die Mäßigkeit nicht um ihrer selbst willen zu erstreben ist, sondern, weil sie dem Gemüt Frieden bringt und es gleichsam durch Eintracht mit sich selbst versöhnt und besänftigt.
47,2
temperantia est enim, quae in rebus aut expetendis aut fugiendis ut rationem sequamur monet.Denn die Mäßigung ist es, die uns bei der Wahl der Dinge, die wir begehren oder fliehen müssen, mahnt, der Stimme der Vernunft zu folgen.
47,3
nec enim satis est iudicare, quid faciendum non faciendumve sit, sed stare etiam oportet in eo, quod sit iudicatum.Denn es genügt nicht, zu beurteilen, was zu tun oder zu unterlassen ist, sondern man muss auch zu seinem Urteil stehen.
47,4
plerique autem, quod tenere atque servare id, quod ipsi statuerunt, non possunt, victi et debilitati obiecta specie voluptatis tradunt se libidinibus constringendos nec quid eventurum sit provident ob eamque causam propter voluptatem et parvam et non necessariam et quae vel aliter pararetur et qua etiam carere possent sine dolore tum in morbos gravis, tum in damna, tum in dedecora incurrunt, saepe etiam legum iudiciorumque poenis obligantur.Die meisten aber werden, weil sie ihren eigenen Entschluss nicht behaupten und bewahren können, durch das sich ihnen darbietende Trugbild der Lust besiegt und überwältigt und ergeben sich der Dienstbarkeit der Leidenschaften, ohne die Folgen vorauszusehen, und geraten aus diesem Grund wegen einer geringen und nicht notwendigen Lust, die auch auf andere Weise gewonnen oder auch ohne Schmerz entbehrt werden könnte, bald in schwere Krankheiten, bald in Verluste, bald in Schande; oft verfallen sie sogar den Strafen der Gesetze und Gerichte.
48,1
Qui autem ita frui volunt voluptatibus, ut nulli propter eas consequantur dolores, et qui suum iudicium retinent, ne voluptate victi faciant id, quod sentiant non esse faciendum, ii voluptatem maximam adipiscuntur praetermittenda voluptate.Wer hingegen die Vergnügungen so genießen will, dass sie für ihn keine Schmerzen zur Folge haben, und wer seinem Urteil treu bleibt, um nicht, durch die Lust besiegt, etwas zu tun, wovon er einsieht, dass er es nicht tun dürfe, der erringt die höchste Lust durch Verzicht auf Lust.
48,2
idem etiam dolorem saepe perpetiuntur, ne, si id non faciant, incidant in maiorem.Ebenso erduldet er oft auch einen Schmerz, um nicht, wenn er es nicht täte, in einen größeren zu verfallen.
48,3
ex quo intellegitur nec intemperantiam propter se esse fugiendam temperantiamque expetendam, non quia voluptates fugiat, sed quia maiores consequatur.Hieraus erhellt, dass die Unmäßigkeit nicht um ihrer selbst willen zu verabscheuen sowie dass die Mäßigkeit zu erstreben ist, nicht weil sie die Vergnügungen verabscheut, sondern weil sie größere erlangt.
49,1
Eadem fortitudinis ratio reperietur.Ein gleiches Verhältnis wird auch bei der Tapferkeit stattfinden.
49,2
nam neque laborum perfunctio neque perpessio dolorum per se ipsa allicit nec patientia nec assiduitas nec vigiliae nec ea ipsa, quae laudatur, industria, ne fortitudo quidem, sed ista sequimur, ut sine cura metuque vivamus animumque et corpus, quantum efficere possimus, molestia liberemus.Denn weder die Verrichtung von Arbeiten noch die Erduldung von Schmerzen hat an und für sich etwas Anlockendes, auch nicht die Ausdauer, die Beharrlichkeit, die Nachtwachen noch die so gerühmte Tätigkeit, ja selbst die Tapferkeit nicht; sondern dem gehen wir nach, um ohne Sorge und Furcht zu leben und Seele und Körper, soviel wir es erreichen können, von Beschwerden zu befreien.
49,3
ut enim mortis metu omnis quietae vitae status perturbatur, et ut succumbere doloribus eosque humili animo inbecilloque ferre miserum est, ob eamque debilitatem animi multi parentes, multi amicos, non nulli patriam, plerique autem se ipsos penitus perdiderunt, sic robustus animus et excelsus omni est liber cura et angore, cum et mortem contemnit;Denn so, wie durch die Furcht vor dem Tod der ganze Zustand eines ruhigen Lebens getrübt wird, und so, wie den Schmerzen zu unterliegen und sie mit verzagtem und schwachem Gemüt zu ertragen kläglich ist und wegen dieser Schwäche des Gemüts viele ihre Eltern, viele ihre Freunde, einige ihr Vaterland, die meisten aber sich selbst gänzlich zu Grunde gerichtet haben: so ist ein starker und erhabener Geist frei von aller Sorge und Angst, indem er den Tod verachtet.
49,4
qua qui affecti sunt in eadem causa sunt, qua ante quam nati, et ad dolores ita paratus est, ut meminerit maximos morte finiri, parvos multa habere intervalla requietis, mediocrium nos esse dominos, ut, si tolerabiles sint, feramus, si minus, animo aequo e vita, cum ea non placeat, tamquam e theatro exeamus.Im Tod befindet sich ja der Mensch in gleicher Lage wie vor seiner Geburt, und gegen die Schmerzen ist er gerüstet durch den Gedanken, dass die größten durch den Tod ihr Ende finden, die kleinen viele Pausen der Ruhe haben, über die mittelmäßigen wir Meister sind, so dass, wenn sie erträglich sind, wir sie ertragen, andernfalls, mit Gleichmut aus dem Leben, wenn es nicht mehr gefällt, wie aus einem Theater heraustreten.
49,5
quibus rebus intellegitur nec timiditatem ignaviamque vituperari nec fortitudinem patientiamque laudari suo nomine, sed illas reici, quia dolorem pariant, has optari, quia voluptatem.Hieraus erst sieht man, dass um ihrer selbst willen weder Furcht und Feigheit Tadel, noch Tapferkeit und Ausdauer Lob verdienen, sondern dass man jene verwirft, weil sie Schmerz, diese sich erwählt, weil sie Lust erzeugen.
     
   
Aufgabenvorschläge:
 
Übersetzung vonRaphael Kühner, bearbeitet von Egon Gottwein
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Sententiae excerptae:
Lat. zu "Cic" und "mod"
2024
qui vitiis modum apponit, is partem suscipit vitiorum
Wer Fehlern ein Maß setzt, ergreift Partei für die Fehler
Cic.Tusc.4,42,4


Literatur:
zu "Cic" und "fin"
683
Büchner, K.
Cicero. Bestand und Wandel seiner geistigen Welt
Heidelberg (Winter) 1964

708
Cicero, M.T. / Kühner, R.
Vom höchsten Gut und größl;ten Übel. De Finibus Bonorum et Malorum, übersetzt, eingeleitet und erläutert von Raphael Kühner
Berlin, Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung,o.J. (ca. 1914) / München Goldmann o.J. (Goldmanns Gelbe Taschenbücher, Nr. 1311)

4584
Cicero, M.T. / O. Weissenfels
Auswahl aus Ciceros Philosophischen Schriften, hgg. v. Oskar Weissenfels. 3. Aufl. besorgt v. Paul Wessner
Leipzig, Berlin (Teubner) 1910

481
Finckh, R.
Fragen an Cicero (Schülerwettbewerb "Lebendige Antike")
in: Gymn 89/1982

482
Fink, G.
Geld und Gloria..Gesichtspkte.bei..Ciceros Rede De imperio Cn.Pompei
in: AU XXIX 2/1986,30

4141
Fink, Gerhard
Fink, G.: Geld und gloria. Interpretationsgesichtspunkte bei der Lektüre von Ciceros Rede De imperio Cn. Pompei
in: AU 29, 2, l986, 30-36

496
Gelzer, M.
Cicero. Ein biographischer Versuch
Wiebaden (Steiner) 1969

499
Giancotti, F.
Innere Grundzug von "De finibus". Cicero
in: Büchner: Cicero, WBG 1971 (WdF 27)

500
Giebel, M.
Cicero
Reinbek (rm 261) 1989

4590
Ioannes ab Arnim (Hg.)
Stoicorum veterum fragmenta, collegit Ioannes ab Arnim. Volumen III: Chrysippi fragmenta moralia, fragmenta succcessorum Chrysippi
Stuttgart, Teubner1979

544
Klingner, F.
Cicero
in: Röm.Geisteswelt, München 1965

551
Kohns, H.P.
Res publica - res populi (zu Cic. rep I 39) (Staatsdefinition)
in: Gymn 77/1970

4589
Long, A.A. / Sedley, D.N.
Die hellenistischen Philosophen, Texte und Kommentare (nur deutsch), übers. v. Karlheinz Hülser
Stuttgart, Weimar (J.B.Metzler) 2000 (Cambridge 1987)

588
Pahnke, E.
Studien über Ciceros Kenntnis.. des Aristoteles u. Herkunft der Staatsdefinition
Diss. Freiburg 1962

589
Patzig, G.
Cicero als Philosoph am Beispiel der Schrift De finibus
in: Gymn 86/1979

593
Plasberg, O.
Cicero in seinen Werken und Briefen
Darmstadt (WBG) 1962

638
Seel, O.
Cicero. Wort, Staat, Welt
Stuttgart (Klett) 1967

641
Stark, R.
Ciceros Staatsdefinition
in: Klein: Staatsd., WBG 1966 (WdF 46)

4585
Süss, Wilhelm
Cicero. Eine Einführung in seine philosophischen Schriften (mit Ausschluss der staatsphilosophischen Werke)
Wiesbaden (Franz Steiner) 1966


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