Die Gesprächsrunde konstituiert sich
Cic.rep.1,14-18: Das Eintreffen der Gäste
1,14-18
9. (14) Nam cum P. Africanus hic, Pauli filius, feriis Latinis Tuditano consule et Aquilio constituisset in hortis esse
familiarissimique eius ad eum frequenter per eos dies ventitaturos se esse dixissent, Latinis ipsis mane ad eum primus sororis filius venit Q. Tubero; quem cum comiter Scipio appellavisset libenterque vidisset, Quid tu, inquit, tam mane, Tubero? dabant enim hae feriae tibi oportunam sane facultatem ad
explicandas tuas litteras.
Tum ille: Mihi vero omne tempus est ad meos libros vacuum; numquam enim sunt illi occupati; te autem permagnum est nancisci otiosum, hoc praesertim motu rei publicae.
Tum Scipio: Atqui nactus es, sed mehercule otiosiorem opera quam animo.
Et ille: At vero animum quoque relaxes oportet; sumus enim multi, ut constituimus, parati, si tuo commodo fieri potest, abuti tecum hoc otio.
Scipio: Libente me vero, ut aliquid aliquando de doctrinae studiis admoneamur.
9. (14) Da nämlich
Publius
Africanus, der Sohn des
Paulus, unter dem Konsulat des
Tuditanus und
Aquilius (
129), sich vorgenommen hatte, die
latinischen
Ferien auf seinen Gütern zuzubringen und seine vertrautesten Freunde ihm zugesagt hatten, sie wollten sich im Laufe dieser Tage zahlreich bei ihnen einfinden, kam gerade an (ersten) Tag des
Latinerfestes zu ihm früh morgens zuerst der Sohn seiner Schwester,
Quintus
Tubero.
Scipio grüßte ihn freundlich, bezeugte ihm Freude über seinen Besuch und sagte: Bist du es, und so früh, meint
Tubero? Du hättest in diesen Ferien bequem Gelegenheit gehabt, dich recht gemütlich mit seinen Studien zu beschäftigen. -
Nun, erwiderte er, an meine Bücher kann ich zu jeder Zeit gehen, denn sie sind nie von Geschäften in Beschlag genommen; aber dich einmal unbeschäftigt zu treffen, das muss man für ein hohes Glück schätzen, besonders bei den gegenwärtigen Bewegungen im Staat. -
Nun freilich, du findest mich so; aber doch ist meine Muße mehr äußerlich als innerlich (denn mein Gemüt ist beschäftigt genug). -
Ei, erwiderte
Tubero, du musst auch deinem Gemüt Entspannung gönnen; denn wir haben uns, unser viele, entschlossen, wenn es dir nicht ganz unten gelegen ist, deine gegenwärtige Muße in Beschlag zu nehmen. -
Dagegen wende ich nichts ein; komme ich dadurch doch auch einmal wieder zu einer wissenschaftlichen Unterhaltung.
10. (15) Tum ille: Visne igitur, quoniam et me quodam modo invitas et tui spem das, hoc primum, Africane, videamus, ante quam veniunt alii, quidnam sit, de isto altero sole quod nuntiatum est in senatu? neque enim pauci neque leves sunt, qui se duo soles vidisse dicant, ut non tam fides non habenda quam ratio quaerenda sit.
Hic Scipio: Quam vellem Panaetium nostrum nobiscum haberemus! qui cum cetera, tum haec caelestia vel studiosissime solet quaerere. Sed ego, Tubero, (nam tecum aperte, quod sentio, loquar) non nimis adsentior in omni isto genere nostro illi
familiari, qui, quae vix coniectura qualia sint possumus suspicari, sic adfirmat, ut oculis ea cernere videatur aut tractare plane manu. Quo etiam sapientiorem Socratem soleo iudicare, qui omnem eius modi curam deposuerit eaque, quae de natura quaererentur, aut maiora, quam hominum ratio consequi posset, aut nihil omnino ad vitam hominum adtinere dixerit.
10. (15) Nun, sprach jener, weil du mich doch gewissermaßen aufrufst und Hoffnung gibst, du werdest zu haben sein, wollen wir nicht, mein
Africanus, bevor noch die anderen kommen, uns erst darüber verständigen, was es denn mit jener Nebensonne für eine Bewandtnis habe, von der im Senat die Meldung erstattet wurde. Denn es sind nicht wenige und unbedeutende Gewährsmänner, die behaupten, zwei Sonnen gesehen zu haben behaupten, so dass wir ihnen weniger den Glauben versagen dürfen als nach den Gründen dieser Erscheinung tragen müssen. -
Wie sehr wünschte ich, erwiderte
Scipio, wir hätten unseren
Panaitios hier bei uns! Das ist ein Mann, der unter anderen besonders auch über dergleichen Ereignisse am Himmel vorzüglich eifrig nachzudenken pflegt. Wiewohl ich, mein
Tubero, (denn ich äußere hier unter vier Augen meine Ansicht ganz unverhohlen,) jenem unserem guten Freund in Beziehung auf jenes ganze Gebiet der Forschung nicht so ganz Recht geben kann, da er sich über Dinge, über deren Wesen wir kaum Ahnungen und Vermutungen wagen dürfen, so entscheidend ausspricht, dass man meinen sollte, er sehe sie mit leibhaften Augen oder könne sie gar mit Händen greifen. Gerade darum erkläre ich gewöhnlich den
Sokrates für um so weiser, da er sich des Nachfragen nach allen dergleichen Dingen enthalten und geradezu behauptet hat, die Forschungen über das Wesen der Naturerscheinungen überstiegen entweder die menschlichen Geisteskräfte oder sie seien ohne allen Einfluss auf das Leben der Menschen (als Menschen).
(16) Dein Tubero: Nescio, Africane, cur ita memoriae proditum sit, Socratem omnem istam disputationem reiecisse et tantum de vita et de moribus solitum esse quaerere. Quem enim auctorem de illo locupletiorem Platone laudare possumus? cuius in libris multis locis ita loquitur Socrates, ut etiam, cum de moribus, de virtutibus, denique de re publica disputet, numeros tamen et geometriam et harmoniam studeat Pythagorae more coniungere.
Tum Scipio: Sunt ista, ut dicis; sed audisse te credo, Tubero, Platonem Socrate mortuo primum in Aegyptum discendi causa, post in Italiam et in Siciliam contendisse, ut Pythagorae inventa perdisceret, eumque et cum Archyta Tarentino et cum Timaeo Locro multum fuisse et Philolai commentarios esse nanctum, cumque eo tempore in iis locis Pythagorae nomen vigeret, illum se et hominibus Pythagoreis et studiis illis dedisse. Itaque cum Socratem unice dilexisset eique omnia tribuere voluisset, leporem Socraticum subtilitatemque sermonis cum obscuritate Pythagorae et cum illa plurimarum artium gravitate contexuit.
(16) Ich weiß doch nicht, mein
Africanus, sagte darauf
Tubero, warum denn so bestimmt dem
Sokrates nachgesagt wird, er habe alle dergleichen Erörterungen verworfen und in der Regel nur über das menschliche Leben von seiner moralischen Seite Untersuchungen angestellt. Denn, sprich, können wir über ihn einen vollgültigeren Gewährsmann anführen, als
Platon? Und doch spricht
Sokrates in dessen Schriften an gar vielen Stellen, selbst wo er über Sittlichkeit, Tugend, ja über Staat und Verfassung sich auslässt, dennoch so, dass er sich offenbar Mühe gibt, nach
pythagoreischer Weise, auf arithmetische, geometrische und musikalische Verhältnisse anzuspielen und sie einzuflechten.
Richtig, antwortete
Scipio, so verhält es sich. Allein du hast doch, glaube ich, mein
Tubero, schon gehört, das
Platon sich nach dem Tod des
Sokrates, um seine Kenntnisse zu erweitern, erst nach
Ägypten, später nach
Italien und
Sizilien begeben habe, um sich eine gründliche Kenntnis von den Entdeckungen des
Pythagoras zu verschaffen; dass er viel Umgang mit dem
Archytas von
Tarent und mit den
Timaios von
Lokroi gehabt, auch sich die Aufsätze und Studien des
Philolaos zu verschaffen gewusst habe und, da um jene Zeit in diesen Gegenden der Name des
Pythagoras hochgefeiert war, sich ganz besonders an
Pythagoreer und das Studium ihrer Lehren gehalten habe. Demzufolge hat er denn, bei seiner so innigen Liebe zu
Sokrates, den er zum Träger des Besten, was er wusste, zu machen gesonnen war, die sokraktische Anmut und Feinheit des Ausdrucks mit dem Tiefsinn des
Pythagoras und jenem Vollgehalt vielseitiger Kenntnisse verwebt.
11. (17) Haec Scipio cum dixisset, L. Furium repente venientem aspexit, eumque ut salutavit, amicissime adprehendit et in lecto suo conlocavit. Et cum simul P. Rutilius venisset, qui est nobis huius sermonis auctor, eum quoque ut salutavit, propter Tuberonem iussit adsidere.
Tum Furius: Quid vos agitis? num sermonem vestrum aliquem diremit noster interventus?
Minime vero, Africanus; soles enim tu haec studiose investigare, quae sunt in hoc genere, de quo instituerat paulo ante Tubero quaerere; Rutilius quidem noster etiam sub ipsis Numantiae moenibus solebat mecum interdum eius modi aliquid conquirere.
Quae res tandem inciderat? inquit Philus.
Tum ille: De solibus istis duobus; de quo studeo, Phile, ex te audire quid sentias.
11. (17) Als
Scipio dies gesprochen hatte, erblickte er auf einmal den eben eintretenden
Lucius Furius, begrüßte ihn, fasste ihn mit warmer Freundlichkeit bei der Hand und ließ ihn sich neben ihn selbst auf sein Polster setzen. Da zur gleichen Zeit
Publius Rutilius gekommen war, eben der, der mir, wie gesagt, die ganz Unterhaltung mitgeteilt hat, begrüßte er auch diesen und wies ihm seinen Platz neben dem
Tubero zu.
Nun, begann
Furius, was treibt ihr eben? Hat unser Dazwischenkommen eine von euch schon angesponnene Unterhaltung gestört?
Oh nein, erwiderte
Africanus; denn die kurz vorher von
Tubero aufgeworfene Frage gehört gerade in den Kreis von Gegenständen, die du mit besonderer Vorliebe zu untersuchen pflegst. Auch unser
Rutilius hier pflegte sogar unter den Mauern von
Numantia zuweilen über dergleichen Dinge sich mit mir in Untersuchungen einzulassen.
Nun, so sprich, sagte
Philus, was war denn der Gegenstand eurer Unterhaltung?
Die Doppelsonne, antwortete jener, du weißt ja; und ich möchte wirklich, meint
Philus auch deine Ansicht darüber vernehmen.
12. (18) Dixerat hoc ille, cum puer nuntiavit venire ad eum Laelium domoque iam exisse. Tum Scipio
calceis et vestimentis sumptis e cubiculo est egressus, et cum paululum inambulavisset in porticu, Laelium advenientem salutavit et eos, qui una venerant, Spurium Mummium, quem in primis diligebat, et C. Fannium et Quintum Scaevolam, generos Laelii, doctos adulescentes, iam aetate quaestorios; quos cum omnis salutavisset, convertit se in porticu et
coniecit in medium Laelium; fuit enim hoc in amicitia quasi quoddam ius inter illos, ut militiae propter eximiam belli gloriam Africanum ut deum coleret Laelius, domi vicissim Laelium, quod aetate antecedebat, observaret in parentis loco Scipio.
Dein cum essent perpauca inter se uno aut altero spatio conlocuti Scipionique eorum adventus periucundus et pergratus fuisset, placitum est, ut in aprico maxime pratuli loco, quod erat hibernum tempus anni, considerent; quod cum facere vellent, intervenit vir prudens omnibusque illis et iucundus et carus, M'. Manilius, qui a Scipione ceterisque amicissime consalutatus adsedit proximus Laelio.
12. (18) Kaum hatte er dies gesagt, da meldete ein Sklave,
Laelius komme zu ihm und sei bereits aus dem Haus herausgetreten. Da zog
Scipio Schuhe und ein Oberkleid an, trat aus dem Gemachs und begrüßte, nachdem er ein paar Mal in der Säulenhalle auf- und abgegangen war, den eintretenden
Laelius und seine Begleiter, den
Spurius Mummius, auf den er besonders viel hielt, den
Gaius Fannius und den
Quintus Scaevola, die Schwiegersöhne des
Laelius, gebildete junge Männer, schon im Quaestorenalter. Nachdem er sie alle begrüßt hatte, wendete er sich in der Säulenhalle um und nahm
Laelius so in die Mitte. Es bestand nämlich unter diesen beiden Männern in ihren freundschaftlichen Verhältnissen eine Art von (stillschweigender) Übereinkunft, dass im Feld
Laelius dem
Africanus wegen seines ausgezeichneten Kriegsruhms einen fast übermenschlichen Rang einräumte; wogegen
Scipio zu Hause den
Laelius, als den älteren, mit einer Art von kindlicher Achtung verehrte.
Als sie nun ein paar Gänge durchwandelt und einige Worte miteinander gewechselt hatten, sich
Scipio auch über ihre Ankunft sehr vergnügt und erfreut geäußert hatte, wurden sie einig, sich, weil es eben Winterszeit war, an dem sonnigsten Platz der kleinen Wiese niederzusetzen. Eben waren sie im Begriff dies zu tun, da trat noch
Manius Manilius zu ihnen, ein aussichtsvoller und der ganzen Gesellschaft sehr willkommener und lieber Mann, der sich dann, nachdem ihn
Scipio und die anderen auf das freundschaftlichste begrüßt hatten, unmittelbar neben
Laelius niederließ.
13. (19) Tum Philus: Non mihi videtur, inquit, quod hi venerunt, alius nobis sermo esse quaerendus, sed agendum accuratius et dicendum dignum aliquid horum auribus.
Hic Laelius: Quid tandem agebatis, aut cui sermoni nos intervenimus?
PH. Quaesierat ex me Scipio, quidnam sentirem de hoc, quod duo soles visos esse constaret.
L. Ain vero? Phile, iam explorata nobis sunt ea, quae ad domos nostras quaeque ad rem publicam pertineant? siquidem, quid agatur in caelo, quaerimus.
Et ille: An tu ad domos nostras non censes pertinere scire, quid agatur et quid fiat domi? quae non ea est, quam parietes nostri cingunt, sed mundus hic totus, quod domicilium quamque patriam di nobis communem secum dederunt, cum praesertim, si haec ignoremus, multa nobis et magna ignoranda sint. Ac me quidem, ut hercule etiam te ipsum, Laeli, omnisque avidos sapientiae cognitio ipsa rerum consideratioque delectat.
13. (19) Ich denke, begann
Philus, wir brauchen darum, weil diese (Freunde) gekommen sind, eben keinen anderen Unterhaltungsstoff aufzusuchen, sondern den Gegenstand nur noch gründlicher zu besprechen und darüber etwas zu sagen, was von ihnen gehört zu werden verdient.
Nun, fiel
Laelius ein, woran wart ihr denn eben? Worüber unterhieltet ihr euch denn, als wir euch unterbrachen?
Philus: Soeben hatte mich
Scipio gefragt, was ich denn von der von allen Seiten her bestätigten Nachricht halte, dass eine Doppelsonne gesehen worden sei.
Laelius: Wirklich,
Philus, sind wir schon so im Reinen mit dem, was unser Haus (unsere nächste Umgebung) und unser Vaterland angeht, dass wir uns mit unseren Untersuchungen bereits zum Himmel versteigern?
Nun, erwiderte jener, meinst du nicht, es gehöre auch das zu unserem Haus, dass wir wissen, was gerade zu Hause geschieht und vorgeht? Unser Haus aber nenne ich nicht den Raum den unsere (vier) Wände einschließen, sondern die ganze Welt, die uns von den Göttern zur gemeinsamen Wohnung und Heimat mit ihnen angewiesen ist; zumal da wir, wenn wir damit unbekannt sind, mit gar vielem und Bedeutendem unbekannt bleiben müssen. Ich meinesteils und wahrhaftig auch du,
Laelius, und alle, die nach Weisheit streben, wir finden an der Erkenntnis und Betrachtung der Dinge schon an sich ein Vergnügen.
( 20) Tum Laelius: Non impedio, praesertim quoniam feriati sumus; sed possumus audire aliquid an serius venimus?
PH. Nihil est adhuc disputatum, et, quoniam est integrum, libenter tibi, Laeli, ut de eo disseras, equidem concessero.
L. Immo vero te audiamus, nisi forte
Manilius interdictum aliquod inter duos soles putat esse componendum, ut ita caelum possideant, ut uterque possederit.
Tum
Manilius: Pergisne eam, Laeli, artem illudere, in qua primum excellis ipse, deinde sine qua scire nemo potest, quid sit suum, quid alienum? Sed ista mox; nunc audiamus Philum, quem video maioribus iam de rebus quam me aut quam P. Mucium consuli.
( 20) Ich habe nichts dagegen, antwortete
Laelius, besonders da wir gegenwärtig ja Ferien haben. Aber gibt es auch für uns noch etwas zu hören, oder sind wir zu spät gekommen?
Philus: bis jetzt habt ihr noch nichts versäumt und weil denn die Sache noch ganz unbesprochen ist, so möchte ich gar gern dich, mein
Laelius, als Sprecher darüber deine Stimme abgeben lassen.
Laelius: Nein, dich wollen wir hören; es sei denn,
Manilius wäre der Meinung, es müsse zwischen den beiden Sonnen ein Interdikt (Schiedsspruch) eingelegt werden, auf Grund dessen sie den Besitz des Himmels so zusammen haben sollten, wie ihn beide bisher ausgeübt haben.
Wie, fiel
Manilius ein, hörst du nicht auf, mein
Laelius, dich über die Wissenschaft lustig zu machen, in der du erstens selbst ein Meister bist und ohne die überdies niemand wissen kann, was sein oder eines Fremden Eigentum ist? Doch hiervon gleich nachher. Jetzt lass uns einmal den
Philus vernehmen, der, wie ich sehe, bereits über wichtigere Gegenstände als ich oder als
Publius
Mucius zu Rate gezogen wird.
Aufgabenvorschläge:
- Stellen Sie die Reihenfolge fest in der die Gesprächsteilnehmer eintreffen! Informieren Sie sich über die Charakteristika der einzelnen Personen! Welche Beiträge kann man von ihnen zum Thema erwarten?
- Welche Atmosphäre herrscht im Haus des Gastgebers? Welche zwischenmenschlichen Bezüge werden sichtbar? Wie gehen die Besucher miteinander um? Worüber spricht man? Kann man hierbei von einer "humanen Grundeinstellung" sprechen?
- Der Gesprächskreis, der sich hier konstituiert, stellt den sogenannten "Scipionenkreis" dar. Dies wird nicht zuletzt daran deutlich, dass der griechische Philosoph Panaitios zumindest virtuell als Wunschpartner anwesend ist.
- Informieren Sie sich über die Bedeutung des Scipionenkreises für die kulturelle Öffnung Roms gegenüber der überlegenen griechischen Kultur und besonders für die "Einbürgerung der griechischen Philosophie in Rom" (R.Harder)
- Untersuchen Sie im einzelnen, in welchen Beiträgen oder Verhaltensweisen die Gesprächspartner sich erweisen als:
- ausgeprägte Römer,
- offen gegenüber der griechischen Kultur.
- Lässt sich die These durchhalten, dass sich in diesem Gesprächskreis auch so etwas wie eine "ideale Gesellschaft" konstituiert, die im Kleinen das ausgewogene Staatsgebilde repräsentiert, das Scipio später theoretisch und bezogen auf den römischen Staat darstellen wird?
- Welche Grundzüge des kleinen Kreises wären zumindest für das Ganze wünschenswert und realistisch?
- Als zentraler Aspekt scheint das Verhältnis von prinzipieller Gleichwertigkeit aller Gesprächsteilnehmer (aequitas) und zugleich der Beachtung ihrer unterschiedlichen Würde (dignitatis gradus) geeignet.
- Dieser Kreis zerfällt nicht, wie die "res publica" in ihrem momentanen Zustand in unvereinbare, sich bis aufs Blut befeindende Parteiungen (Doppelsonne) sondern verkörpert die "concordia" die
- der Staat definitionsgemäß (1,39) erfüllen muss und
- seit je das politische Programm Ciceros ausmachte.
- Der Gesprächskreis scheint Vorstellungen des modernen Begriffes der "Idealen Kommunikationsgemeinschaft" zu erfüllen.
- Dadurch, dass sich Rom dem Griechentum geöffnet hat, hat es sich "gebildet" und eine neue Eigenart entwickelt, indem die Bauern, Feldherrn und Rechtsgelehrten sich auch der Literatur, Kunst und Wissenschaft zuwandten.
- Vergleichen Sie damit die Bildungswirkung der Antike und des Griechischen in der Renaissance und im Humanismus!
- Diskutieren Sie die Frage, ob man sich heute noch ähnliche Bereicherungen vom Umgang mit der antiken Literatur versprechen kann!
Sententiae excerptae:Lat. zu "Cic" und "rep"
174
Talis est quaeque res publica, qualis eius aut natura aut voluntas, qui illam regit.
So ist jeder Staat, wie entweder der Charakter oder der Wille desjenigen, der ihn regiert.
Cic.rep.1,47
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Prudens - Gedanken zu Cicero, De re publica 2,64-70
in: AU XIII 1,17
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Cicero Somnium Scipionis - Gedanken zur Sphärenharmonie
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- /Lat/cic_rep/Cic_rep114.php - Letzte Aktualisierung: 17.07.2024 - 15:58