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Gaius Iulius Caesar

De bello Gallico
(4,1-4,38)

 

Das vierte Kriegsjahr: 55 v.Chr.

II.) 4,20-4,38 Erster Britannienfeldzug.

Deutsche Übersetzung bearbeitet nach Baumstark

zu "Caesar" und "Baumstark"
3148
Baumstark, A.
Des Gaius Iulius Caesar Denkwürdigkeiten des Gallischen und des Bürgerkriegs, übersetzt von A. Baumstark
Stuttgart (Metzler) 1854
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Gallien
Britannien

 

  1. Das vierte Kriegsjahr: 55 v.Chr.: Kämpfe gegen die Germanen, Rheinüberquerung. - Erster Britannienfeldzug
    1. 4,1-19: Kämpfe gegen die Germanen, Rheinüberquerung.
    2. 4,20 - 4,38: Erster Britannienfeldzug
      1. 4,20-4,22: Vorbereitungen und Erkundungen zum Britannienfeldzug.
      2. 4,23: Ãœberfahrt nach Britannien
      3. 4,24-4,27: Der Versuch der Britannier, die römische Landung zu verhindern scheitert. Bitte um Frieden.
      4. 4,28-4,29: Sturmschäden an Cäsars Flotte.
      5. 4,30-4,33: Neuer Angriffsversuch der Britannier und Gegenmaßnahmen Cäsars. Bedrängnis der siebten Legion.
      6. 4,34-4,36: Cäsar führt die siebte Legion ins Lager zurück und schlägt den Anfriff der Britannier auf das Lager zurück. Erneuerung des Friedens, Rückkehr nach Gallien.
      7. 4,37-4,38: Auseinandersetzung mit den Morinern und Menapiern. Winterquartiere, Dankfest.

4. Buch (pars II)

I. Caesar Usipetes et Tencteros devicit, et ponte in Rheno flumine facto in Germaniam transit.
XXI. Ab Ubiis in Galliam reversus
XXIII. e Morinis in Britanniam traicit
XXIV. atque aegre in terram exposito exercitu
XXVII. incolas in deditionem accipit.
XXX. Qui tamen, quod afflictam tempestate Romanam classem equitatumque abesse viderent, animati rebellant.
XXXV. Sed denuo subacti
XXXVI. obsides tradunt: Caesarque in Galliam redit.

 

   
4,20-4,22: Vorbereitungen und Erkundungen zum Britannienfeldzug.
(4,20,1) Exigua parte aestatis reliqua Caesar, etsi in his locis, quod omnis Gallia ad septentriones vergit, maturae sunt hiemes, tamen in Britanniam proficisci contendit, quod omnibus fere Gallicis bellis hostibus nostris inde subministrata auxilia intellegebat (2) et, si tempus anni ad bellum gerendum deficeret, tamen magno sibi usui fore arbitrabatur, si modo insulam adisset, genus hominum perspexisset, loca portus aditus cognovisset. (3) quae omnia fere Gallis erant incognita. neque enim temere praeter mercatores adit ad illos quisquam, neque iis ipsis quicquam praeter oram maritimam atque eas regiones, quae sunt contra Galliam, notum est. (4) itaque evocatis ad se undique mercatoribus, neque quanta esset insulae magnitudo neque quae aut quantae nationes incolerent neque quem usum belli haberent aut quibus institutis uterentur neque qui essent ad maiorum navium multitudinem idonei portus, reperire poterat.
20. Obwohl der Sommer zu Ende ging und in ganz Gallien, das nördlich liegt, der Winter früh anfängt, schickte sich Cäsar dennoch zu einem Zug nach Britannien an, weil er wusste, dass die Gallier in allen Kriegen mit den Römern in der Regel von dieser Insel Unterstützung erhalten hatten. (2) Für den Fall übrigens, dass die Jahreszeit zur Führung eines Krieges sei nicht ausreichen sollte, glaubte er, einen bedeutenden Nutzen davon zu haben, wenn er auch nur auf der Insel landen, ihre Bevölkerung kennenlernen und die ganze Örtlichkeit, die Häfen und Landungsplätze besichtigen würde; (3) den Galliern nämlich waren so ziemlich alle diese Dinge ganz unbekannt. Denn es begibt sich außer den Handelsleuten nicht leicht jemand nach Britannien, und selbst solchen Leuten ist höchstens die Küste mit denjenigen Gegenden der Insel bekannt, die Gallien gegenüberliegen. (4) Obgleich deshalb Cäsars überallher aus Gallien Handelsleute zu sich gerufen hatte, konnte er doch nicht erfahren, wie groß die Insel sei, welche einzelne und wie bedeutende Volksstämme dort wohnten, welche Tüchtigkeit im Krieg und was für eine Verfassung sie hätten oder welche Häfen im Stande wären, eine bedeutende Zahl Schiffe zu fassen.
 (4,21,1) Ad haec cognoscenda, priusquam periculum faceret, idoneum esse arbitratus C. Volusenum cum navi longa praemittit, (2) huic mandat uti exploratis omnibus rebus ad se quam primum revertatur. (3) ipse cum omnibus copiis in Morinos proficiscitur, quod inde erat brevissimus in Britanniam traiectus. (4) huc naves undique ex finitimis regionibus et, quam superiore aestate ad Veneticum bellum fecerat classem, iubet convenire. (5) interim consilio eius cognito et per mercatores perlato ad Britannos a compluribus eius insulae civitatibus ad eum legati veniunt, qui polliceantur obsides dare atque imperio populi Romani obtemperare. (6) quibus auditis liberaliter pollicitus hortatusque, ut in ea sententia permanerent, eos domum remittit (7) et cum iis una Commium, quem ipse Atrebatibus superatis regem ibi constituerat, cuius et virtutem et consilium probabat, et quem sibi fidelem esse arbitrabatur, cuiusque auctoritas in his regionibus magni habebatur, mittit. (8) huic imperat, quas possit, adeat civitates horteturque, ut populi Romani fidem sequantur, seque celeriter eo venturum nuntiet. (8) Volusenus perspectis regionibus omnibus, quantum ei facultatis dari potuit, qui navi egredi ac se barbaris committere non auderet, quinto die ad Caesarem revertitur, quaeque ibi perspexisset, renuntiat
21. Um sich hierüber zu unterrichten, ehe er in eigener Person die gefahrvolle Unternehmungen begann, wurde Gaius Volusenus, den er hierzu für geeignet hielt, mit einem Kriegsschiff vorausgeschickt. (2) Ihm gab er den Auftrag, alles genau zu erforschen und möglichst bald zurückzukehren; (3) Cäsar selbst zog in das Land der Moriner, wo man die kürzeste Ãœberfahrt nach Britannien hat. (4) Dorthin mussten von allen Seiten der ganzen Umgegend Schiffe kommen und dazu jene Flotte stoßen, die im vorigen Jahr gegen die Veneter ausgerüstet worden war. (5) Als unterdessen seine Absicht bekannt und durch Handelsleute den Britanniern mitgeteilt wurde, schickten mehrere Volksstämme der Insel Gesandte zu ihm, mit dem Versprechen, sie wollten Geiseln stellen und sich der Oberhoheit des römischen Volkes unterwerfen. (6) Cäsar schenkte ihnen Gehör, eröffnete ihnen freundliche Aussichten für die Zukunft und ermunterte sie zu Beständigkeit in ihrem Entschluss. Dann entließ er sie in ihrer Heimat. (7) Er gab ihnen einen gewissen Commius mit, den er über die unterworfenen Atrebaten als König gesetzt hatte und von dessen persönlicher Tapferkeit und Klugheit er eine günstige Meinung hatte. Ãœberdies hegte er Zutrauen zu seiner Treue; auch kannte er seinen großen Einfluss in jenen Gegenden. (8) Diesem Mann gab er den Auftrag, sich mit recht vielen Völkerschaften in Verbindung zu setzen, sie aufzufordern, sich unter Roms Schutz zu begeben und ihnen zu melden, dass Cäsar bald selbst erscheinen werde. (8) Nachdem Volusenus die Gegenden Britanniens so gut kennen gelernt hatte, als es ihm möglich war, ohne es zu wagen, aus dem Schiff zu steigen und sich den Bewohnern anzuvertrauen, kehrte er am fünften Tag zu Cäsar zurück und teilte ihm seine Wahrnehmungen mit.
 (4,22,1) Dum in his locis Caesar navium parandarum causa moratur, ex magna parte Morinorum ad eum legati venerunt, qui se de superioris temporis consilio excusarent, quod homines barbari et nostrae consuetudinis imperiti bellum populo Romano fecissent, seque ea quae imperasset facturos pollicerentur. (2) hoc sibi Caesar satis opportune accidisse arbitratus, quod neque post tergum hostem relinquere volebat neque belli gerendi propter anni tempus facultatem habebat neque has tantularum rerum occupationes Britanniae anteponendas iudicabat, magnum iis numerum obsidum imperat. quibus adductis eos in fidem recipit. (3) navibus circiter LXXX onerariis coactis, contractisque quot satis esse ad duas transportandas legiones existimabat, quicquid praeterea navium longarum habebat, id quaestori legatis praefectisque tribuit. (4) huc accedebant XVIII onerariae naves, quae ex eo loco a milibus passuum octo vento tenebantur, quominus in eundem portum venire possent; has equitibus tribuit. (5) reliquum exercitum Q. Titurio Sabino et L. Aurunculeio Cottae legatis in Menapios atque in eos pagos Morinorum, a quibus ad eum legati non venerant, ducendum dedit; (6) P. Sulpicium Rufum legatum cum eo praesidio, quod satis esse arbitrabatur, portum tenere iussit.
22. Während Cäsar sich in jenen Gegenden aufhielt und mit der Ausrüstung seiner Flotte beschäftigt war, kamen von einem großen Teil der Moriner Gesandte zu ihm, um sich wegen ihres früheren Benehmens zu entschuldigen, da sie als unerfahrene Fremde mit den Grundsätzen des römischen Volkes unbekannt gewesen seien und so Feindseligkeiten angefangen hätten; dabei versprachen sie für die Zukunft Gehorsam. (2) Dies kam dem Feldherrn zu gelegener Zeit, weil er nicht gern einen Feind im Rücken ließ und wegen der vorgerückten Jahreszeit auch nicht leicht einen Krieg durchführen konnte, am wenigsten aber so geringfügigen Unternehmungen seine Absichten wegen Britannien unterordnen wollte. Er ließ sich also von ihnen eine bedeutende Zahl Geiseln stellen und nahm das Volk selbst unter den Schutz der römischen Hoheit. (3) Nachdem man unterdessen etwa 80 Lastschiffe aufgetrieben und zusammengebracht hatte, die zur Ãœberfahrt von zwei Legionen hinreichten, teilte er, was an Kriegsschiffen vorhanden war, dem Quaestor, den Legaten und den Obersten der Reiterei zu. (4) 18 weitere Lastschiffe, die in einer Entfernung von 8 Meilen durch ungünstigen Wind zurückgehalten wurden und nicht in den selben Hafen einlaufen konnten, wurden der Reiterei zugeteilt. (5) Den übrigen Teil des Landheeres mussten die Legaten Quintus Titurius Sabinus und Lucius Aurunculeius Cotta zu den Menapiern und in diejenigen Bezirke der Moriner führen, aus denen keine Gesandte vor ihm erschienen waren. (6) Der Legat Publius Sulpicius Rufus hatte mit einer hinreichenden Mannschaft den Hafen zu decken.

 

 
4,23: Ãœberfahrt nach Britannien
(4,23,1) His constitutis rebus nactus idoneam ad navigandum tempestatem tertia fere vigilia naves solvit equitesque in ulteriorem portum progredi et naves conscendere et se sequi iussit. (2) a quibus cum paulo tardius esset administratum, ipse hora diei circiter quarta cum primis navibus Britanniam attigit atque ibi in omnibus collibus expositas hostium copias armatas conspexit. (3) cuius loci haec erat natura atque ita montibus angustis mare continebatur, uti ex locis superioribus in litus telum adigi posset. (4) hunc ad egrediendum nequaquam idoneum locum arbitratus, dum reliquae naves eo convenirent, ad horam nonam in ancoris exspectavit. (5) interim legatis tribunisque militum convocatis, et quae ex Voluseno cognovisset et quae fieri vellet ostendit monuitque, uti rei militaris ratio maximeque ut maritimae res postularent, ut, quam celerem atque instabilem motum haberent, ad nutum et ad tempus omnes res ab iis administrarentur. (6) his dimissis et ventum et aestum uno tempore nactus secundum dato signo et sublatis ancoris circiter milia passuum septem ab eo loco progressus, aperto ac plano litore naves constituit.
23. Als nach diesen Anordnungen günstiger Wind eintrat, lichtete Cäsar etwa um die dritte Nacht Wache die Anker und ließ die Reiter in den Hafen abgehen, um jene 18 Transportschiffe zu besteigen und ihm zu folgen. (2) Während die Reiterei etwas langsam zu Werke gehen, kann Cäsar selbst ungefähr um zehn Uhr morgens mit den ersten Schiffen an der britannischen Küste an und er blickte dort die auf allen Hügeln aufgestellte Streitmacht der Feinde in den Waffen. (3) Die Örtlichkeit jener Gegend war aber so beschaffen: eng anliegende Berge schlossen das Meer so sehr ein, dass man von ihren Höhen mit den Wurfwaffen den Rand der Küste erreichen konnte. (4) Weil Cäsar diesen Ort gar nicht günstig zur Landung fand, wartete er bis drei Uhr nachmittags vor Anker auf die Ankunft der übrigen Schiffe. (5) Inzwischen berief er die Legaten und Tribunen zu sich, teilte ihnen den Bericht des Volusenus und seinen eigenen Plan mit und forderte sie auf, alle seine Befehle auf den Wink und pünktlich zu befolgen, wie dies die Ordnung des Kriegswesen überhaupt, insbesondere der Seekrieg verlange, die ihm eine besonders schnelle und unstete Beweglichkeit eigen sei. (6) Kaum war jeder dieser Befehlshaber wieder an seinem Posten, als zu ein und derselben Zeit günstiger Wind und Fluten eintrat. Schnell waren auf ein Zeichen hin die Anker gelichtet, und die Flotte legte, nachdem man etwa sieben Meilen weitergefahren war, an einem freien und flachen Gestade an.

 

 
4,24-4,27: Der Versuch der Britannier, die römische Landung zu verhindern scheitert. Bitte um Frieden.
(4,24,1) At barbari consilio Romanorum cognito, praemisso equitatu et essedariis, quo plerumque genere in proeliis uti consuerunt, reliquis copiis subsecuti nostros navibus egredi prohibebant. (2) erat ob has causas summa difficultas, quod naves propter magnitudinem nisi in alto constitui non poterant, militibus autem ignotis locis, impeditis manibus, magno et gravi onere armorum pressis simul et de navibus desiliendum et in fluctibus consistendum et cum hostibus erat pugnandum, (3) cum illi aut ex arido aut paulum in aquam progressi omnibus membris expeditis, notissimis locis audacter tela conicerent et equos insuefactos incitarent. (4) quibus rebus nostri perterriti atque huius omnino generis pugnae imperiti non eadem alacritate ac studio, quo in pedestribus uti proeliis consuerant, utebantur.
24. Die Feinde hatten jedoch die Absicht der Römer durchschaut und ihrer Reiterei zusammen mit den Wagenstreitern, deren sie sich gemeinhin in den Schlachten bedienen, vorausgeschickt. Dann folgten sie mit den übrigen Streitkräften und suchten die Landung zu verhindern. (2) Cäsar befand sich in einer sehr misslichen Lage, weil seine Schiffe ihrer Größe wegen nur in der hohen See haltmachen konnten, und seine Soldaten, unbekannt mit der Gegend, am freien Gebrauch der Hände gehindert und mit den vielen schweren Waffen belastet, zugleich von den Schiffen herabspringen, mitten in den Fluten festen Fuß fassen und mit den Feinden kämpfen mussten. (3) Diese waren am ganzen Körper unbehindert, mit den Gegenden wohlbekannt und schossen ihre Pfeile entweder vom trockenen Land oder nicht weit im Wasser mutig auf die Römer ab und sprengten mit ihren gut abgerichteten Pferden gerade auf sie los. (4) Dadurch gerieten die Römer in Schrecken und zeigten, durchaus unbekannt mit dieser Art des Kampfes, nicht den selben Schwung und Eifer, den sie bei Landtreffen zu entwickeln pflegten.
 (4,25,1) Quod ubi Caesar animadvertit, naves longas, quarum et species erat barbaris inusitatior et motus ad usum expeditior, paulum removeri ab onerariis navibus et remis incitari et ad latus apertum hostium constitui atque inde fundis, sagittis, tormentis hostes propelli ac submoveri iussit. quae res magno usui nostris fuit. (2) nam et navium figura et remorum motu et inusitato genere tormentorum permoti barbari constiterunt ac paulum modo pedem rettulerunt. (3) at nostris militibus cunctantibus maxime propter altitudinem maris, qui decimae legionis aquilam ferebat, obtestatus deos ut ea res legioni feliciter eveniret, 'desilite' inquit 'commilitones, nisi vultis aquilam hostibus prodere; ego certe meum rei publicae atque imperatori officium praestitero.' (4) hoc cum voce magna dixisset, se ex navi proiecit atque in hostes aquilam ferre coepit. (5) tum nostri cohortati inter se, ne tantum dedecus admitteretur, universi ex navi desiluerunt. (6) hos item ex proximis navibus cum conspexissent, subsecuti hostibus adpropinquaverunt
25. Kaum hatte Cäsar dies bemerkt, als er seine Kriegsschiffe, deren Gestalt dem Feind ungewohnt war und deren Bewegung eine leichtere Benutzung gewährte, ein wenig von den Frachtschiffen wegfahren und rasch vorwärts rudern ließ. Nachdem sie der nicht gedeckten Flanke der Feinde gegenüberstanden, suchte man mit Schleudern, Pfeilen und schwerem Geschütz die feindlichen Truppen aus ihrer Stellung zu bringen und zu verjagen. Dieser Versuch brachte den Römern Vorteil. (2) Die Britannier wurden nämlich durch die Gestalt der Kriegsschiffe, durch den Ruderschlag und das ihnen unbekannte schwere Geschütz so erschreckt, dass sie haltmachten und für den Augenblick wichen. (3) Als aber die römischen Soldaten besonders der Tiefe des Meeres wegen sich nicht rüstig zeigten, flehte der Adlerträger der zehnten Legion zu den Göttern und rief, dass sein Vorhaben zum Glück der Legion gelingen möge: "Kriegsgefährten, springt hinab, wenn ihr dem Feind euren Adler preisgeben wollt! Ich wenigstens werde meiner Pflicht gegen Vaterland und Feldherrn Genüge leisten." (4) Kaum hatte er dies mit lauter Stimme gesprochen, als er über Bord sprang und den Adler mitten in die Feinde hineintrug. (5) Jetzt forderten sich die Römer gegenseitig auf, keine solche Schande über sich kommen zu lassen, und sprangen alle zusammen von diesem Schiff herab. (6) Als dies die übrigen Soldaten auf den nächsten Schiffen der vordersten Reihe sahen, folgten sie dem Beispiel und gingen gegen den Feind.
 (4,26,1) Pugnatum est ab utrisque acriter. nostri tamen, quod neque ordines servare neque firmiter insistere neque signa subsequi poterant atque alius alia ex navi quibuscumque signis occurrerat se adgregabat, magnopere perturbabantur. (2) hostes vero notis omnibus vadis, ubi ex litore aliquos singulares ex navi egredientes conspexerant, (3) incitatis equis impeditos adoriebantur, plures paucos circumsistebant, alii ab latere aperto in universos tela coniciebant. (4) quod cum animadvertisset Caesar, scaphas longarum navium, item speculatoria navigia militibus compleri iussit, et quos laborantes conspexerat, his subsidia submittebat. (5) nostri simul in arido constiterunt, suis omnibus consecutis in hostes impetum fecerunt atque eos in fugam dederunt, neque longius prosequi potuerunt, quod equites cursum tenere atque insulam capere non potuerant. hoc unum ad pristinam fortunam Caesari defuit.
26. Von beiden Seiten wurde heftig gekämpft: die Römer gerieten aber in große Verwirrung, da sie weder Reihe und Glied halten, noch festen Fuß fassen, noch ihren Fahnen folgen konnten, sondern der eine aus dem, der andere aus jenem Schiff sich an das erste beste Feldzeichen, auf das er stieß, anschloss. (2) Dagegen sprengten die Feinde, denen alle Untiefen bekannt waren, so wie sie vom Ufer aus einzelne Römer ihre Schiffe verlassen sahen, (3) mit verhängten Zügeln auf sie los und griffen sie in dieser nachteiligen Lage an. Viele umringten wenige. Andere beschossen von ungedeckter Seite die ganze Masse. (4) Cäsar, der dies bemerkte, ließ die Boote der Kriegsschiffe sowie die Wachschiffe bemannen und denen, die im Gedränge waren, zugehen. (5) Sobald dann die Römer auf dem Trockenen standen und alle beieinander waren, geschah ein erster Angriff: Mann schlug den Feind in die Flucht, konnte ihn jedoch nicht weiter verfolgen, da es Cäsars Reiterei unmöglich gewesen war, die Richtung ihrer Fahrt zu behaupten und die Insel zu erreichen. Dies allein fehlte ihm zum früheren Kriegsglück.
 (4,27,1) Hostes proelio superati simulatque se ex fuga receperunt, statim ad Caesarem legatos de pace miserunt; obsides daturos quaeque imperasset sese facturos polliciti sunt. (2) una cum his legatis Commius Atrebas venit, quem supra demonstraveram a Caesare in Britanniam praemissum. (3) hunc illi e navi egressum, cum ad eos oratoris modo Caesaris mandata deferret, comprehenderant atque in vincula coniecerant. (4) tum proelio facto remiserunt et in petenda pace eius rei culpam in multitudinem contulerunt et propter imprudentiam ut ignosceretur petiverunt. (5) Caesar questus quod, cum ultro in continentem legatis missis pacem ab se petissent, bellum sine causa intulissent, ignoscere imprudentiae dixit obsidesque imperavit. (6) quorum illi partem statim dederunt, partem ex longinquioribus locis accersitam paucis diebus sese daturos dixerunt. (7) interea suos in agros remigrare iusserunt, principesque undique convenire et se civitatesque suas Caesari commendare coeperunt.
27. Sobald die Feinde im Treffen besiegt waren und sich von ihrer Flucht gesammelt und erholt hatten, schickten sie ohne Verzug Gesandte zu Cäsar, um Frieden von ihm zu erbitten, mit dem Versprechen, Geiseln zu stellen und sich allen seinen Befehlen zu unterwerfen. (2) Mit ihnen kam auch der Atrebaten Commius zurück, den Cäsar, wie oben gemeldet, nach Britannien vorausgeschickt hatte. (3) Die Britannier hatten diesen Mann alsbald nach seiner Landung, als er sich in der Eigenschaft eines Gesandten der Aufträge des römischen Feldherrn entledigen wollte, ergriffen und gefangen genommen. (4) Jetzt, nach dem Treffen, schickten sie ihn zurück, schoben bei der Bewerbung um Frieden die Schuld seiner Gefangennahme auf den großen Haufen und baten um Verzeihung für diese Unbesonnenheit. (5) Cäsar machte ihnen Vorwürfe darüber, dass sie vorher aus eigenem Antrieb Gesandte zu ihm nach Gallien geschickt und um Frieden gebeten, dann aber ohne Ursache Feindseligkeiten angefangen hätten. Dennoch wolle er ihrer Unbesonnenheit verzeihen; er verlangte Geiseln. (6) Einen Teil stellten sie sogleich; die übrigen wollten sie erst nach einigen Tagen bringen, da man sie aus entlegenen Gegenden holen müsse. (7)Indessen ließen sie die Leute in ihre Heimat zurückgehen, und die Häuptlinge kamen überallher zusammen, um sich und ihre Staaten Cäsars Wohlwollen zu empfehlen.

 

 4,28-4,29: Sturmschäden an Cäsars Flotte.
(4,28,1) His rebus pace confirmata post diem quartum, quam est in Britanniam ventum, naves XVIII de quibus supra demonstratum est, quae equites sustulerant, ex superiore portu leni vento solverunt. (2) quae cum adpropinquarent Britanniae et ex castris viderentur, tanta tempestas subito coorta est ut nulla earum cursum tenere posset, sed aliae eodem unde erant profectae referrentur, aliae ad inferiorem partem insulae, quae est propius solis occasum, magno suo cum periculo deicerentur. (3) quae tamen ancoris iactis cum fluctibus complerentur, necessario adversa nocte in altum provectae continentem petierunt.
28. Nachdem der Friede so bekräftigt war, segelten vier Tage nach Cäsars Ankunft in Britannien die 18 Frachtschiffe, die, wie oben erzählt, die Reiterei an Bord hatten, bei sanften Wind aus ihrem Hafen ab. (2) Als sie schon nahe bei der britannischen Küste waren und vom römischen Lager aus bemerkt wurden, erhob sich plötzlich ein so heftiger Sturm, dass keines von ihnen die Richtung behaupten konnte; sie wurden teils an den Ort ihrer Abfahrt zurückgetrieben, teils unter großer Gefahr an die nordwestliche Küste der Insel verschlagen. (3) Letztere warfen zwar Anker, aber von den Fluten bedeckt musste man notgedrungen, weil die Nacht das Missliche der Lage vermehrte, wieder in hohe See gehen und die Küste Galliens zu gewinnen suchen.
 (4,29,1) Eadem nocte accidit ut esset luna plena, qui dies maritimos aestus maximos in Oceano efficere consuevit, nostrisque id erat incognitum. (2) ita uno tempore et longas naves, quibus Caesar exercitum transportandum curaverat quasque in aridum subduxerat, aestus complebat, et onerarias quae ad ancoras erant deligatae, tempestas adflictabat, neque ulla nostris facultas aut administrandi aut auxiliandi dabatur. (3) compluribus navibus fractis reliquae cum essent funibus ancoris reliquisque armamentis amissis ad navigandum inutiles, magna, id quod necesse erat accidere, totius exercitus perturbatio facta est. (4) neque enim naves erant aliae, quibus reportari possent, et omnia deerant, quae ad reficiendas naves erant usui, et, quod omnibus constabat hiemari in Gallia oportere, frumentum his in locis in hiemem provisum non erat.
29. In der selben Nacht trat Vollmond ein, der gewöhnlich in jenem Meer die Flut sehr hoch steigen lässt, was die Römer nicht wussten. (2) Deshalb wurden zu gleicher Zeit die Kriegsschiffe, mit denen Cäsar das Heer übergesetzt hatte, und die nun auf dem trocknen Ufer standen, von der steigenden Flut überströmt und die vor Anker liegenden Frachtschiffe durch den Sturm beschädigt, während die Römer außerstande waren, Hand anzulegen oder Hilfe zu bringen. (3) Einige Schiffe scheiterten; die übrigen verloren ihre Anker mit dem ganzen Tau- und Takelwerk, wurden also zu Schiffahrt unbrauchbar. Dadurch geriet das ganze römische Heer natürlich in die größte Verlegenheit, (4) denn man hatte keine anderen Schiffe zur Rückfahrt und besaß zur Ausbesserung der noch übrigen keine Mittel. Auch war in diesen Gegenden nicht für Lebensmittel für den Winter gesorgt, weil kein Mensch daran zweifelte, dass man diese Jahreszeit wieder in Gallien zubringen werde.

 

 
4,30-4,33: Neuer Angriffsversuch der Britannier und Gegenmaßnahmen Cäsars. Bedrängnis der siebten Legion.
(4,30,1) Quibus rebus cognitis principes Britanniae, qui post proelium ad Caesarem convenerant, inter se conlocuti, cum et equites et naves et frumentum Romanis deesse intellegerent et paucitatem militum ex castrorum exiguitate cognoscerent, quae hoc erant etiam angustiora quod sine impedimentis Caesar legiones transportaverat, ( 2) optimum factu esse duxerunt rebellione facta frumento commeatuque nostros prohibere et rem in hiemem producere, quod his superatis aut reditu interclusis neminem postea belli inferendi causa in Britanniam transiturum confidebant. (3) itaque rursus coniuratione facta paulatim ex castris discedere et suos clam ex agris deducere coeperunt.
30. Die britannischen Häuptlinge, die sich nach dem Treffen versammelt hatten, um Cäsars Forderungen zu genügen, bemerkten die missliche Lage der Römer, sahen, dass ihnen Reiter, Schiffe und Getreide fehlten, und schlossen aus der ganz geringen Ausdehnung des römischen Lagers auf eine geringe Zahl Soldaten, da dieses deshalb, weil Cäsar die Legionen ohne Gepäck herbeigeführt hatte, noch mehr zusammengedrängt war. (2) Sie beredeten sich also untereinander und beschlossen, den Frieden zu brechen, den Römern die Zufuhr abzuschneiden und den Krieg in den Winter hineinzuziehen, in der Ãœberzeugung, dass in Zukunft keiner mehr in feindlicher Absicht nach Britannien käme, wenn sie diese Römer besiegt oder doch von der Rückkehr abgeschnitten hätten. (3) Infolge dieser neuen Verschwörung entfernte sich einer nach dem anderen aus dem römischen Lager, um heimlich das Volk vom Land zusammen zu rufen.
 (4,31,1) At Caesar, etsi nondum eorum consilia cognoverat, tamen et ex eventu navium suarum et ex eo, quod obsides dare intermiserant, fore id quod accidit suspicabatur. (2) itaque ad omnes casus subsidia comparabat. nam et frumentum ex agris cotidie in castra conferebat et quae gravissime adflictae erant naves, earum materia atque aere ad reliquas reficiendas utebatur et quae ad eas res erant usui, ex continenti comportari iubebat. (3) itaque, cum summo studio a militibus administraretur, XII navibus amissis, reliquis ut navigari commode posset, effecit.
31. Obgleich Cäsar die Absichten dieser Leute noch nicht kannte, ließ ihn doch das Unglück seiner Flotte und das Zögern der Britannier bei der Stellung der übrigen Geiseln das vermuten, was in der Tat vorging. (2) Er suchte deshalb für alle Fälle Hilfsmittel bereitzustellen. So ließ er Tag für Tag aus der Umgegend Getreide ins Lager zusammenbringen und nahm von den am meisten beschädigten Schiffen Holz und Erz zur Ausbesserung der übrigen; auch wurde aus Gallien alles herbeigeschafft, was sonst zu dieser Arbeit nötig war. (3) Seine Soldaten bewiesen dabei den größten Eifer. Auf diese Weise verlor er nur 12 Schiffe und konnte mit den übrigen bequem abfahren.
 (4,32,1) Dum ea geruntur, legione ex consuetudine una frumentatum missa, quae appellabatur septima, neque ulla ad id tempus belli suspicione interposita, cum pars hominum in agris remaneret, pars etiam in castra ventitaret, ii qui pro portis castrorum in statione erant, Caesari nuntiaverunt pulverem maiorem, quam consuetudo ferret, in ea parte videri quam in partem legio iter fecisset. (2) Caesar id quod erat suspicatus, aliquid novi a barbaris initum consilii, cohortes, quae in stationibus erant, secum in eam partem proficisci, ex reliquis duas in stationem succedere, reliquas armari et confestim se subsequi iussit. (3) cum paulo longius a castris processisset, suos ab hostibus premi atque aegre sustinere et conferta legione ex omnibus partibus tela conici animadvertit. (4) nam quod omni ex reliquis partibus demesso frumento una pars erat reliqua, suspicati hostes huc nostros esse venturos noctu in silvis delituerant. (5) tum dispersos depositis armis in metendo occupatos subito adorti paucis interfectis reliquos incertis ordinibus perturbaverant, simul equitatu atque essedis circumdederant.
32. Während dieser Beschäftigung zog einmal, wie gewöhnlich, eine Legion auf Lebensmittel aus (es war die sogenannte siebte), indem man bisher keinen Grund gehabt hatte, Feindseligkeiten zu vermuten, weil ein Teil der Einwohner auf dem Land lebte, ein anderer Teil sogar häufig ins römische Lager kam. Plötzlich meldete der Wachtposten vor dem Lager, dass man in der Gegend, wohin die Legion ihre Richtung genommen hatte, eine ungewöhnlich starke Staubwolke sehe. (2) Cäsars vermutete ganz richtig ein Empörung von Seiten der Britannier und brach mit den Kohorten, die die Wache versahen, dorthin auf; von den übrigen Kohorten mussten zwei die Wache beziehen, die anderen zu den Waffen greifen und ihm unverzüglich folgen. (3) Kaum war eine Strecke vom Lager entfernt, als er sah, dass seine Leute von den Feinden hart bedrängt und fast nicht im Stande waren, sich zu halten, indem die Legion, ganz eng zusammengedrängt und von allen Seiten her beschossen wurde. (4) Da nämlich an den übrigen Punkten der Umgegend bereits alles Getreide abgemäht war und nur an einem Ort stand, hatten sich die Feinde, weil sie vermuteten, die Römer würden dorthin ziehen, bei Nacht in das Gebüsch versteckt. (5) Als dann die Römer ihre Waffen weggelegt und sich zerstreut hatten um die Frucht abzuschneiden, hatten die Britannier angegriffen, einige getötet und die übrigen, die außer Reih und Glied waren, in die größte Verwirrung gebracht; zugleich umzingelten sie diese mit ihrer Reiterei und den Streitwagen.
 (4,33,1) Genus hoc est ex essedis pugnae: primo per omnes partes perequitant et tela coniciunt atque ipso terrore equorum et strepitu rotarum ordines plerumque perturbant, et cum se inter equitum turmas insinuaverunt, ex essedis desiliunt et pedibus proeliantur. (2) aurigae interim paulum ex proelio excedunt atque ita currus conlocant, ut, si illi a multitudine hostium premantur, expeditum ad suos receptum habeant. (3) ita mobilitatem equitum, stabilitatem peditum in proeliis praestant ac tantum usu cotidiano et exercitatione efficiunt, uti in declivi ac praecipiti loco incitatos equos sustinere et brevi moderari ac flectere et per temonem percurrere et in iugo insistere et inde se in currus citissime recipere consuerint.
33. Der Kampf von diesen Streitwagen der Britannier ist von folgende Art: Am Anfang stürmen sie nach allen Seiten hin herum, schießen auf dem Feind und bringen ihn in der Regel schon durch den bloßen Schreck der Rosse und das Gerassel der Wagen die feindlichen Reihen in Verwirrung. Sobald sie sich dann zwischen die Reiterhaufen gedrängt haben, springen sie in von den Wagen herab und kämpfen zu Fuß. (2) Die Wagenlenker verlassen unterdessen allmählich das Treffen und stellen die Wagen so auf, dass die Kämpfe einen ganz leichten Rückzug zu ihren Leuten haben, wenn sie von der Masse der Feinde bedrängt werden. (3) So entwickeln sie in ihren Treffen die leichte Beweglichkeit der Reiterei und das feste Standhalten des Fußvolkes, da sie es durch tägliche Ãœbung und Anwendung zu der Fertigkeit bringen, selbst an abschüssigen und steilen Punkten die Pferde mitten in vollem Lauf anzuhalten, schnell zu lenken und umzuwenden, längs der Deichsel hinzulaufen, vorn auf dem Joch stehenzubleiben und sich von da mit der größten Schnelligkeit zurückzuziehen.

 

 
4,34-4,36: Cäsar führt die siebte Legion ins Lager zurück und schlägt den Anfriff der Britannier auf das Lager zurück. Erneuerung des Friedens, Rückkehr nach Gallien.
(4,34,1) Quibus rebus perturbatis nostris [novitate pugnae] tempore opportunissimo Caesar auxilium tulit. namque eius adventu hostes constiterunt, nostri se ex timore receperunt. (2) quo facto ad lacessendum hostem et ad committendum proelium alienum esse tempus arbitratus suo se loco continuit et brevi tempore intermisso in castra legiones reduxit. (3) dum haec geruntur, nostris omnibus occupatis, qui erant in agris reliqui discesserunt. (4) secutae sunt complures dies continuae tempestates, quae et nostros in castris continerent et hostem a pugna prohiberent. (5) interim barbari nuntios in omnes partes dimiserunt paucitatemque nostrorum militum suis praedicaverunt, et quanta praedae faciendae atque in perpetuum sui liberandi facultas daretur, si Romanos castris expulissent, demonstraverunt. (6) his rebus celeriter magna multitudine peditatus equitatusque coacta ad castra venerunt.
34. Als unter solchen Umständen die Römer durch den ganz ungewohnten Kampf in Bestürzung waren, brachte ihnen Cäsar im wichtigsten Augenblick Hilfe; denn sogleich bei seinem Erscheinen machte der Feind Halt und die Römer ermannten sich. (2) Doch schien ihm der Zeitpunkt nicht günstig, um sich in ein Treffen einzulassen und den Feind zu reizen; deshalb hielt er sich ruhig in seiner Stellung und führte bald darauf die Legionen in ihr Lager. (3) Während die Römer durch diesen Vorfall bloß mit sich beschäftigt waren, verließen die übrigen Britannier ihre ländlichen Wohnsitze. (4) Doch konnten weder die Römer ihr Lager verlassen, noch die Feinde eine Schlacht beginnen, weil er mehrere Tage ohne Unterlass Unwetter tobten. (5) Die Britannier schickten unterdessen Boten nach allen Gegenden des Landes, hoben die geringe Anzahl der Römer hervor und suchten ihren Landsleuten zu zeigen, wie günstig die Gelegenheit sei, Beute zu machen und die Freiheit für alle Zukunft zu retten, wenn sie die Römer jetzt aus ihrem Lager trieben. (6) Auf diese Weise sammelte sich schnell eine große Masse Fußvolk und Reiterei, womit sie gegen Cäsars Lager anrückten.
 (4,35,1) Caesar etsi idem quod superioribus diebus acciderat, fore videbat, ut si essent hostes pulsi, celeritate periculum effugerent, tamen nactus equites circiter XXX, quos Commius Atrebas de quo ante dictum est secum transportaverat, legiones in acie pro castris constituit. (2) commisso proelio diutius nostrorum militum impetum hostes ferre non potuerunt ac terga verterunt. (3) quos tanto spatio secuti, quantum cursu et viribus efficere potuerunt, complures ex iis occiderunt, deinde omnibus longe lateque aedificiis incensis se in castra receperunt.
35. Cäsar wusste zwar, die Feinde würden, sobald er sie geschlagen hätte, wie in den letzten Tagen, durch die schnellste Flucht der Gefahr entgehen, weil er jedoch zufällig auch etwa 30 Reiter hatte, die mit dem schon erwähnten Atrebaten Commius auf die Insel gekommen waren, so stellte er seine Legionen vor dem Lager in Schlachtordnung auf. (2) Kaum hatte das Treffen begonnen, als die Feinde den stürmischen Angriff der Römer nicht länger aushalten konnten, sondern die Flucht ergriffen. (3) Man verfolgte sie so weit, wie es Schnelligkeit und Kräfte zuließen, und machte eine gute Zahl von ihnen nieder, zog sich aber wieder ins Lager zurück, nachdem alles bewohnte Gebiet weit und breit verheert und in Brand gesteckt war.
 (4,36,1) Eodem die legati ab hostibus missi ad Caesarem de pace venerunt. (2) his Caesar numerum obsidum quem ante imperaverat duplicavit eosque in continentem adduci iussit, quod propinqua die aequinoctii infirmis navibus hiemi navigationem subiciendam non existimabat. (3) ipse idoneam tempestatem nactus paulo post mediam noctem naves solvit. quae omnes incolumes ad continentem pervenerunt. (4) sed ex iis onerariae duae eosdem portus quos reliquae capere non potuerunt et paulo infra delatae sunt.
36. Am selben Tag schickten die Feinde Gesandte, um Frieden zu erbitten. (2) Cäsar erhöhte die früher verlangte Zahl der Geiseln auf das Doppelte und befahl, sie nach Gallien zu bringen, weil er sich bei der Ãœberfahrt mit seinen gebrechlichen Schiffen nicht den Stürmen der bevorstehenden Tag- und Nachtgleiche aussetzen wollte. (3) Dann bekam er günstigen Wind, lichtete bald nach Mitternacht die Anker und kam mit dem ganzen Geschwader wohlbehalten an der gallischen Küste an. (4) Doch wurden zwei Frachtschiffe, die nicht mit den übrigen den selben Hafen erreichen konnten, etwas weiter nach Norden verschlagen.

 

 
4,37-4,38: Auseinandersetzung mit den Morinern und Menapiern. Winterquartiere, Dankfest.
(4,37,1) Quibus ex navibus cum essent expositi milites circiter trecenti atque in castra contenderent, Morini, quos Caesar in Britanniam proficiscens pacatos reliquerat, spe praedae adducti primo non ita magno suorum numero circumsteterunt ac, si sese interfici nollent, arma ponere iusserunt. (2) cum illi orbe facto sese defenderent, celeriter ad clamorem hominum circiter milia sex convenerunt. qua re nuntiata Caesar omnem ex castris equitatum suis auxilio misit. (3) interim nostri milites impetum hostium sustinuerunt atque amplius horis quattuor fortissime pugnaverunt et paucis vulneribus acceptis complures ex iis occiderunt. (4) postea vero, quam equitatus noster in conspectum venit, hostes abiectis armis terga verterunt magnusque eorum numerus est occisus.
37. Als die Soldaten, etwa 300, aus diesen beiden Schiffen ans Land gestiegen und auf dem Weg ins römische Lager waren, umringten sie die Moriner, mit denen Cäsar bei seiner Abreise nach Britannien in friedlichen Verhältnissen stand, aus Hoffnung auf Beute und verlangten, wenn ihnen ihr Leben lieb wäre, sollten sie die Waffen strecken. Anfangs waren es nur wenige Feinde. (2) Als aber die Römer Gegenwehr leisteten und einen Kreis schlossen, erschienen plötzlich auf den Ruf der ersten hin etwa 6000 Mann. Sobald Cäsar im Lager hiervon Nachricht erhielt, schickte er den Bedrängten seine ganze Reiterei zu Hilfe; (3) jene Soldaten aber hielten in der Zwischenzeit den Angriff des Feindes aus und kämpften länger als vier Stunden mit der größten Tapferkeit, wobei es nur wenige Wunden gab, während eine gute Anzahl Feinde fiel. (4) Sobald sich jedoch die römische Reiterei zeigte, warfen die Gallier ihre Waffen weg und ergriffen die Flucht, auf der eine bedeutende Anzahl umkam.
 (4,38,1) Caesar postero die T. Labienum legatum cum iis legionibus, quas ex Britannia reduxerat, in Morinos qui rebellionem fecerant misit. (2) qui cum propter siccitates paludum, quo se reciperent, non haberent, quo perfugio superiore anno erant usi, omnes fere in potestatem Labieni venerunt. (3) at Q. Titurius et L. Cotta legati qui in Menapiorum fines legiones duxerant, omnibus eorum agris vastatis, frumentis succisis, aedificiis incensis, quod Menapii se omnes in densissimas silvas abdiderant, ad Caesarem se receperunt. Caesar in Belgis omnium legionum hiberna constituit. (4) eo duae omnino civitates ex Britannia obsides miserunt, reliquae neglexerunt. his rebus gestis ex litteris Caesaris dierum viginti supplicatio ab senatu decreta est.
38. Am folgenden Tag musste auf Cäsars Befehl der Legat Titus Labienus mit den aus Britannien zurückgekommenen Legionen gegen die treulosen Moriner zu Feld ziehen. (2) Da diese Leute von dem Zufluchtsorte, dessen sie sich im vorigen Jahr bedient hatten, nun deshalb keinen Gebrauch machen konnten, weil ihre Sümpfe völlig ausgetrocknet waren, fielen sie fast alle in die Hände des Labienus. (3) Auf der anderen Seite hatten die Legaten Quintus Titurius und Lucius Cotta, die mit ihrer Legionen in das Gebiet der Menapier gerückt waren, alle ihre Felder verheert, das Getreide gemäht und die Gebäude niedergebrannt; doch begaben sie sich wieder zu Cäsar zurück, da sich die Menapier selbst insgesamt in die dichtesten Wälder zurückgezogen hatten. Hierauf ließ Cäsar alle seine Legionen bei den Belgern das Winterlager beziehen. (4) Dorthin sendeten ihm zwei britannische Völkerschaften die verlangten Geiseln; die übrigen alle taten dies nicht. Nach diesen Kriegstaten wurde auf den Bericht Cäsars durch den Senat ein zwanzigtägiges Dankfest verordnet.
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Sententiae excerptae:
Lat. zu "Caes.Gall.4"
Literatur:
zu "Caes.Gall.4" und "Britannien"
3134
Clasen, Adolf
Der Griff nach Britannien : Caesar als Anfangslektüre. Neue Wege bei der Caesar-Lektüre
Kiel, Schmidt und Klaunig, 1978
booklooker
zvab

3133
Ellis, Peter Berresford
Caesar's invasion of Britain
London : Constable, 1994
booklooker
zvab


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