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Beleg gesucht für: seele
Belege des Suchbegriffs aus ausgewählten Texten (vollständig: Caes.Gall., Cic.Arch., Cic.S.Rosc., Cic.Lael.)
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in primis hoc volunt persuadere non interire animas, sed ab aliis post mortem transire ad alios, atque hoc maxime ad virtutem excitari putant metu mortis neglecto. Caes.Gall.6,14,5Besonders davon suchen sie zu überzeugen, dass die menschliche Seele unsterblich sei und nach dem Tod von einem Körper in den anderen wandere; so, glauben sie, erhalte man einen Antrieb zur Tapferkeit, wenn man die Furcht vor dem Tod vergesse.
tanta tamen universae Galliae consensio fuit libertatis vindicandae et pristinae belli laudis recuperandae, ut neque beneficiis neque amicitiae memoria moverentur omnesque et animo et opibus in id bellum incumberent. Caes.Gall.7,76,2Allein in ganz Gallien herrschte damals eine so große Übereinstimmung in dem Bestreben, die Freiheit zu verteidigen und den früheren Kriegsruhm wiederzugewinnen, dass man weder an erhaltene Wohltaten noch an Freundschaft dachte; jeder widmete sich mit ganzer Seele und aller Macht diesem Krieg.
sed multi mortales, dediti ventri atque somno, indocti incultique vitam sicuti peregrinantes transigere; quibus profecto contra naturam corpus voluptati, anima oneri fuit. eorum ego vitam mortemque iuxta aestumo, quoniam de utraque siletur. Sall.Cat.2,8Aber viele Sterbliche sind, indem sie dem Bauch und dem Schlaf frönen, ohne Geistes- und Herzensbildung, gerade wie durch ein fremdes Land, so durch ihr Leben gewandelt; Ihnen war - wahrlich ganz widernatürlich - der Leib Freude, die Seele Bürde. Ihr Leben und ihr Sterben wiegt bei mir gleich viel, weil von beidem niemand spricht.
avaritia pecuniae studium habet, quam nemo sapiens concupivit: ea quasi venenis malis inbuta corpus animumque virilem effeminat, semper infinita, insatiabilis est, neque copia neque inopia minuitur. Sall.Cat.11,3Das Wesen der Habsucht besteht dagegen im Bemühen um Geld, dessen Besitz kein Weiser je für ein Glück gehalten hat. Wie ein böser Gifttrank entnervt sie Leib und Seele des Mannes, findet nie ein Ziel, eine Befriedigung und wird weder durch Überfluss noch durch Mangel gemindert.
vel imperatore vel milite me utimini: neque animus neque corpus a vobis aberit. Sall.Cat.20,16Nehmt mich zum Feldherrn oder Soldaten. Sowohl Seele als auch Leib gehören euch.
Neque enim assentio iis, qui haec nuper disserere coeperunt cum corporibus simul animos interire atque omnia morte deleri; Cic.Lael.13.aIch stimme nämlich denjenigen nicht zu, die in neueren Zeiten beweisen wollten, mit dem Körper sterbe zugleich auch die Seele, und nach dem Tod sei alles aus.
vel eius, qui Apollinis oraculo sapientissimus est iudicatus, qui non tum hoc, tum illud, ut in plerisque, sed idem semper, animos hominum esse divinos, iisque, cum ex corpore excessissent, reditum in caelum patere, optimoque et iustissimo cuique expeditissimum. Cic.Lael.13.dteils jener Mann, den Apollons Spruch für den weisesten erklärt hat, der nicht, wie die meisten, bald diese, bald jene Auffassung vertrat, sondern stets dieselbe: die Seele des Menschen sei göttlich und es stehe ihr nach ihrer Trennung vom Körper die Rückkehr in den Himmel offen, und der Weg dahin sei für alle Rechtschaffenen und Guten am wenigsten beschwerlich.
cuius disputationis fuit extremum fere de immortalitate animorum, quae se in quiete per visum ex Africano audisse dicebat. Cic.Lael.14.bder Schluss dieser Unterredung handelte von der Unsterblichkeit der Seele – dies, versicherte er, habe er nachts in einem Traumgesicht von Scipio Africanus, dem Älteren, gehört.
Id si ita est, ut optimi cuiusque animus in morte facillime evolet tamquam e custodia vinclisque corporis, cui censemus cursum ad deos faciliorem fuisse quam Scipioni? Cic.Lael.14.cIst es nun wirklich wahr, dass die Seele der Besten sich im Tod am leichtesten aus dem Kerker und aus den Banden des Körpers emporschwingt, wem mag wohl dieser Aufschwung zu den Göttern leichter gewesen sein als Scipio?
Sin autem illa veriora, ut idem interitus sit animorum et corporum nec ullus sensus maneat, ut nihil boni est in morte, sic certe nihil mali; Cic.Lael.14.eWenn aber die andere Meinung der Wahrheit näher kommt, nach der Leib und Seele vergehen, ohne dass ein Bewusstsein bleibt, so liegt im Tod zwar nichts Gutes, aber doch auch nichts Schlimmes.
Quapropter a natura mihi videtur potius quam ab indigentia orta amicitia, applicatione magis animi cum quodam sensu amandi quam cogitatione, quantum illa res utilitatis esset habitura. Cic.Lael.27.aDaher scheint mir der Ursprung der Freundschaft mehr in einem Naturtrieb zu liegen als in dem zeitlichen Bedürfnis; mehr in einem mit dem Trieb zu lieben verbundenen Streben der Seele nach Vereinigung als in der Berechnung besonderer Vorteile, die sie gewähren werde.
qui et se ipse diligit et alterum anquirit, cuius animum ita cum suo misceat, ut efficiat paene unum ex duobus. Cic.Lael.81.bDieser liebt sich selbst und sucht einen anderen auf, dessen Seele er so innig mit der seinen verbindet, dass er aus zwei Seelen gleichsam eine schafft!
Nam cum amicitiae vis sit in eo, ut unus quasi animus fiat ex pluribus, qui id fieri poterit, si ne in uno quidem quoque unus animus erit idemque semper, sed varius, commutabilis, multiplex? Cic.Lael.92.bDas Wesen der Freundschaft besteht ja gerade darin, dass aus mehreren Seelen gleichsam eine wird; wie ist dies aber möglich, wenn nicht einmal in jedem einzelnen die Seele sich immer gleich bleibt, sondern wechselhaft, veränderlich und vielgestaltig ist?
Quid enim potest esse tam flexibile, tam devium quam animus eius qui ad alterius non modo sensum ac voluntatem sed etiam vultum atque nutum convertitur? Cic.Lael.93.aWas kann nämlich so biegsam und so unstet sein, wie die Seele dessen, der sich nicht bloß nach dem Sinn und Willen des andern, sondern auch nach dessen Wink und Miene richtet?
[Cic.div.2,2,3] Primus enim est de contemnenda morte, secundus de tolerando dolore, de aegritudine lenienda tertius, quartus de reliquis animi perturbationibus, quintus eum locum complexus est, qui totam philosophiam maxime inlustrat: docet enim ad beate vivendum virtutem se ipsa esse contentam.  Cic.div.2,2,3Denn das erste handelt von der Verachtung des Todes, das zweite von der Ertragung des Schmerzes, das dritte von der Linderung des Kummers, das vierte von den übrigen Leidenschaften der Seele; das fünfte umfasst den Gegenstand, der auf die ganze Philosophie das meiste Licht wirft; denn es zeigt, dass zum glückseligen Leben die Tugend sich selbst genug ist.
itaque aiunt hanc quasi naturalem atque insitam in animis nostris inesse notionem, ut alterum esse appetendum, alterum aspernandum sentiamus. Cic.fin.1,31,2Daher sagen sie, es liege in unserer Seele diese gleichsam natürliche und angeborene Vorstellung, dass das eine begehrenswert, das andere verabscheuenswürdig sei.
inesse enim necesse est in eo, qui ita sit affectus, et firmitatem animi nec mortem nec dolorem timentis, quod mors sensu careat, dolor in longinquitate levis, in gravitate brevis soleat esse, ut eius magnitudinem celeritas, diuturnitatem allevatio consoletur. Cic.fin.1,40,3Denn wer sich in einem solchen Zustand befindet, dem muss notwendigerweise die Stärke einer Seele beiwohnen, die wieder den Tod noch den Schmerz fürchtet, weil im Tod kein Gefühl ist und der lange Schmerz leicht, der heftige aber kurz zu sein pflegt, so, dass über die Heftigkeit seine Kürze und über die Länge seine Leichtigkeit tröstet.
Statue contra aliquem confectum tantis animi corporisque doloribus, quanti in hominem maximi cadere possunt, nulla spe proposita fore levius aliquando, nulla praeterea neque praesenti nec expectata voluptate, quid eo miserius dici aut fingi potest? Cic.fin.1,41,2Stelle dagegen einen anderen, der durch so große Schmerzen der Seele und des Körpers, wie sie nur immer einen Menschen treffen können, gänzlich erschöpft, ohne alle Hoffnung auf Erleichterung, überdies ohne allen Genuss eines gegenwärtigen oder zukünftigen Vergnügens: lässt sich etwas Elenderes anführen oder denken als er?
nam neque laborum perfunctio neque perpessio dolorum per se ipsa allicit nec patientia nec assiduitas nec vigiliae nec ea ipsa, quae laudatur, industria, ne fortitudo quidem, sed ista sequimur, ut sine cura metuque vivamus animumque et corpus, quantum efficere possimus, molestia liberemus. Cic.fin.1,49,2Denn weder die Verrichtung von Arbeiten noch die Erduldung von Schmerzen hat an und für sich etwas Anlockendes, auch nicht die Ausdauer, die Beharrlichkeit, die Nachtwachen noch die so gerühmte Tätigkeit, ja selbst die Tapferkeit nicht; sondern dem gehen wir nach, um ohne Sorge und Furcht zu leben und Seele und Körper, soviel wir es erreichen können, von Beschwerden zu befreien.
itaque non ob ea solum incommoda, quae eveniunt inprobis, fugiendam inprobitatem putamus, sed multo etiam magis, quod, cuius in animo versatur, numquam sinit eum respirare, numquam adquiescere. Cic.fin.1,53,5Demnach glauben wir, dass nicht allein wegen der Nachteile, die den Schlechten widerfahren, die Schlechtigkeit zu fliehen sei, sondern weit mehr noch, weil sie den, in dessen Seele sie wohnt, nie zu Atem, nie zur Ruhe kommen lässt.
animi autem voluptates et dolores nasci fatemur e corporis voluptatibus et doloribus -- itaque concedo, quod modo dicebas, cadere causa, si qui e nostris aliter existimant, quos quidem video esse multos, sed imperitos --, quamquam autem et laetitiam nobis voluptas animi et molestiam dolor afferat, eorum tamen utrumque et ortum esse e corpore et ad corpus referri, nec ob eam causam non multo maiores esse et voluptates et dolores animi quam corporis. Cic.fin.1,55,3Wir gestehen, dass die Vergnügungen und Schmerzen der Seele ihren Grund in den Genüssen und den Schmerzen des Körpers haben. Darum räume ich ein, was du eben behauptet hast, dass die von unserer Schule mit ihrer Sache durchfallen, die eine anderer Ansicht haben – und es gibt deren viele, aber es sind Unkundige. Obwohl aber die Lust der Seele uns Freude und der Schmerz Beschwerde bereitet, so behaupte ich doch, dass beides seinen Ursprung im Körper hat und sich auf den Körper bezieht. Darum aber leugne ich nicht, dass die Genüsse und Schmerzen der Seele ungleich größer sind als die des Körpers;
nam corpore nihil nisi praesens et, quod adest, sentire possumus, animo autem et praeterita et futura. Cic.fin.1,55,4Denn mit dem Körper können wir nichts als das Gegenwärtige und Anwesende empfinden, mit der Seele hingegen auch das Vergangene und Zukünftige.
ut enim aeque doleamus animo, cum corpore dolemus, fieri tamen permagna accessio potest, si aliquod aeternum et infinitum impendere malum nobis opinemur. Cic.fin.1,55,5Gesetzt, wir empfänden gleichen Schmerz der Seele wie des Körpers, so kann ich dies doch sehr steigern, wenn wir glauben, dass uns irgendein ewiges und unendliches Übel bedroht.
Iam illud quidem perspicuum est, maximam animi aut voluptatem aut molestiam plus aut ad beatam aut ad miseram vitam afferre momenti quam eorum utrumvis, si aeque diu sit in corpore. Cic.fin.1,56,1Das ist also jetzt einleuchtend, dass die größte Lust oder Beschwerde der Seele mehr Einfluss auf das glückselige oder unglückselige Leben hat als beides, wenn es gleich lang im Körper stattfindet.
cum enim certe nihil homini possit melius esse quam vacare omni dolore et molestia perfruique maximis et animi et corporis voluptatibus, videtisne, quam nihil praetermittatur, quod vitam adiuvet, quo facilius id, quod propositum est, summum bonum consequamur? Cic.fin.1,57,6Denn da es sicherlich für den Menschen nichts Besseres geben kann, als frei zu sein von allem Schmerz und Ungemach und die größten Vergnügungen der Seele und des Körpers zu genießen, seht ihr nicht, wie hier gar nichts übergangen wird, was das Leben fördert, um mit Leichtigkeit das uns vorgesteckte Ziel, das höchste Gut zu erreichen?
Quodsi corporis gravioribus morbis vitae iucunditas impeditur, quanto magis animi morbis impediri necesse est! Cic.fin.1,59,1Wenn nun durch schwere Krankheit des Körpers die Annehmlichkeit des Lebens gestört wird, wie viel mehr muss sie durch Krankheiten der Seele gestört werden!
accedunt aegritudines, molestiae, maerores, qui exedunt animos conficiuntque curis hominum non intellegentium nihil dolendum esse animo, quod sit a dolore corporis praesenti futurove seiunctum. Cic.fin.1,59,3Hier zu kommen alle Arten von Kummer, Verdruss, Trauer, die das Gemüt des Menschen zerreißen und durch Sorge aufreiben, wenn sie nicht einsehen, dass die Seele keinen Grund hat, Schmerz zu empfinden, solange man nicht wirklich einen körperlichen Schmerz empfindet oder einen solchen zu befürchten hat.
nam cum solitudo et vita sine amicis insidiarum et metus plena sit, ratio ipsa monet amicitias comparare, quibus partis confirmatur animus et a spe pariendarum voluptatum seiungi non potest. Cic.fin.1,66,4Da nämlich die Einsamkeit und ein Leben ohne Freunde voll von Nachstellungen und Furcht ist, so mahnt die Vernunft selbst, sich Freundschaften zu verschaffen, durch die die Seele sich gekräftigt fühlt und die Hoffnung, angenehmen Genuss zu erzielen, nicht verlieren kann.
praeclare enim Epicurus his paene verbis: 'Eadem', inquit, 'scientia confirmavit animum, ne quod aut sempiternum aut diuturnum timeret malum, quae perspexit in hoc ipso vitae spatio amicitiae praesidium esse firmissimum.' Cic.fin.1,68,3Denn vortrefflich äußert sich Epikur fast wörtlich so: "Derselbe Grundsatz, der die Seele kräftigt, dass sie kein Übel als ewig oder langwierig fürchtet, ist es auch, der uns die Einsicht verschafft, dass in dieser Lebenszeit selbst der Schutz, den Freundschaft bietet, der festeste ist."
Nec vero perturbationes animorum, quae vitam insipientium miseram acerbamque reddunt, quas Graeci πάθη appellant , —poteram ego verbum ipsum interpretans morbos appellare, sed non conveniret ad omnia; Cic.fin.3,35,1Aber auch nicht die Leidenschaften der Seele, die das Leben der Toren elend und bitter machen, die die Griechen πάθη nennen. Ich könnte sie in wörticher Übersetzung Krankheiten nennen, aber das würde nicht insgesamt passen;
omnesque eae sunt genere quattuor, partibus plures, aegritudo, formido, libido, quamque Stoici communi nomine corporis et animi ἡδονήν appellant, ego malo laetitiam appellare, quasi gestientis animi elationem voluptariam. Cic.fin.3,35,5Insgesamt gibt es vier Arten und mehrere Untergruppen, Kummer, Angst, Begierde, und die, die die Stoiker mit einem für Körper und Seele gemeinsamen Begriff ἡδονή nennen, ich aber lieber Freude nennen will, gleichsam eine willentliche Erhebung der verzückten Seele.
2014.11.26 Me.d. Franciscus pontifex Argentorati ad parlamentarios Europaeos orationem habuit, qua Europam cum vetula attenuata, quae vigorem atque ardorem amisisset, comparans monuit, ne etiam animam suam deperderet. Virtutes Europaeos et speciem optimae societatis non iam valere, sed segregationem et solitudinem grassari. Europam domicilium et sedes dignitatis uniuscuiusque civis fieri debere. Qua oratione Papa animos audientium vehemeter permovisse dicitur. Post etiam Consiliatores Europaeos allocutus Papa dixit pacem bonum esse, quod et identitem affectandum esset et summa vigilantia indigeret. Argentinenses pontifici se in ecclesia cathedrali convenire non vacavisse perdoluerunt. 2014.11.26Papst Franciscus hielt in Straßburg vor dem Europäischen Parlament eine Rede, in der er Europa mit einer herabgekommenen Alten verglich, die Kraft und Schwung eingebüßt habe, und warnte Europa davor, jetzt auch seine Seele zu verlieren. Europäische Werte und das Ideal der gelungenen Gesellschaft hätten keine Geltung mehr. Vereinzelung und Einsamketi würden um sich greifen. Europa müsse Heimat und Mittelpunkt der Würde eines jeden Menschen werden. Mit dieser Rede soll der Papst seine Zuhörer sehr beeindruckt haben. Danach sprach er auch zu den Mitgliedern des Europarates. Er sagte, der Frieden sei ein Gut, das man ständig neu gewinnen müsse und das größter Wachsamkeit bedürfe. Die Strßburger bedauerten sehr, dass der Papst nicht die Zeit fand, sie in der Kathedrale zu treffen.
[5,23,3] Sed dum bono tanto percita saucia mente fluctuat, lucerna illa sive perfidia pessima sive invidia noxia sive quod tale corpus contingere et quasi basiare et ipsa gestiebat, evomuit de summa luminis sui stillam ferventis olei super umerum dei dexterum. (Apul.met.5,23,3) Apul.met.5,23,3[5,23,3] Doch während sie mit wunder Seele in solchem Vergnügen schwelgt, speit jene Laterne, sei’s aus tückigem Verrat, sei’s aus sträflichem Neid oder weil sie selbst solchen Körper berühren und gleichsam küssen mochte, von der Spitze ihrer Flamme einen Tropfen heißes Öl auf die rechte Schulter des Gottes.
[Cic.off.1,66,1] Omnino fortis animus et magnus duabus rebus maxime cernitur, quarum una in rerum externarum despicientia ponitur, cum persuasum est nihil hominem, nisi quod honestum decorumque sit, aut admirari aut optare aut expetere oportere, nullique neque homini neque perturbationi animi nec fortunae succumbere. Cic.off.1,66,1Überhaupt erkennt man die starke und große Seele hauptsächlich an zwei Merkmalen: das eine ist Geringschätzung der äußeren Dinge, die auf der Überzeugung beruht, dass man nur das Sittlich-Gute und Ehrenvolle bewundern, wünschen und erstreben dürfe, und sich weder einem Menschen, noch einer Leidenschaft, noch einem Zufall unterwerfen dürfe.
[Cic.off.1,67,2] In eo est enim illud, quod excellentes animos et humana contemnentes facit. Cic.off.1,67,2Denn darin liegt das, was die Seele auszeichnet und sie das bloß Menschliche geringachten lässt.
Sin fugiendum id quidem censet, sed multo illa peiora, mortem, paupertatem, dolorem, errat in eo, quod ullum aut corporis aut fortunae vitium vitiis animi gravius existimat. Cic.off.3,26,3Meinte er aber, es sei zwar ein Übel, aber Tod, Armut, Schmerz seien doch noch viel schrecklicher, so irrt er darin, dass er einen Körper- oder Vermögensschaden stärker gewichtet als einen an seiner Seele.
Ab iis enim constitutam inter homines societatem evertunt, cuius societatis artissimum vinculum est magis arbitrari esse contra naturam hominem homini detrahere sui commodi causa quam omnia incommoda subire vel externa vel corporis vel etiam ipsius animi, quae vacent iustitia. Cic.off.3,28,5Denn sie zerstören die von den Göttern gestiftete Verbindung der Menschen untereinander, deren festestes Band auf der Ansicht beruhen sollte, dass die Verkürzung eines Menschen durch einen Menschen um seines Vorteils willen unnatürlicher sei, als jeder Schaden an Vermögen, Körper oder sogar Seele, insofern dabei keine Gerechtigkeit verletzt wird.
[Cic.rep.10081] neque enim hac nos patria lege genuit aut educavit, ut nulla quasi alimenta exspectaret a nobis, ac tantummodo nostris ipsa commodis serviens tutum perfugium otio nostro suppeditaret et tranquillum ad quietem locum, sed ut plurimas et maximas nostri animi, ingenii, consilii partis ipsa sibi ad utilitatem suam pigneraretur, tantumque nobis in nostrum privatum usum, quantum ipsi superesse posset, remitteret. Cic.rep.1,8Denn nicht unter der Voraussetzung hat das Vaterland uns erzeugt und erzogen, dass es von uns keine Art von Erziehungsgeld erwartete, und bloß unserer Behaglichkeit Vorschub leiste, und und einen gesicherten Zufluchtsort für ein Leben in Musse und einen ungestörten Ruhesitz gewähre; nein, sondern um recht viele und die bedeutendsten Kräfte unserer Seele, unseres Geistes und unserer Einsicht zu seinem Nutzen in Anspruch zu nehmen, für unsere persönlichen Zwecke aber uns so viel Spielraum zu lassen, als es, ohne sich selbst zu beeinträchtigen, gewähren konnte.
enimvero militiam ipsam gravem, infructuosam: denis in diem assibus animam et corpus aestimari: hinc vestem arma tentoria, hinc saevitiam centurionum et vacationes munerum redimi. at hercule verbera et vulnera, duram hiemem, exercitas aestates, bellum atrox: aut sterilem pacem sempiterna. Tac.ann.1,17,4.Sei doch in Wahrheit der Dienst an sich schon schwer und undankbar. Auf zehn As pro Tag werde Seele und Leib veranschlagt. Damit müsse man Kleidung, Wasser und Zelt, damit den schonungslosen Hauptmann und jeweilige Befreiung vom (gewöhnlichen) Dienst erkaufen. Aber, beim Herkules, Schläge und Wunden, harte Winter und geplagte Sommer, schreckenvoller Krieg und im anderen Fall dürer Frieden, das gehe ewig fort.
tua, dive Auguste, caelo recepta mens, tua, pater Druse, imago, tui memoria isdem istis cum militibus, quos iam pudor et gloria intrat, eluant hanc maculam irasque civilis in exitium hostibus vertant. Tac.ann.1,43,3.Deine Seele, göttlicher Augustus, die jetzt in den Himmel aufgenommen ist, dein Bild, Vater Drusus, dein Andenken möge mit diesen deinen alten Kriegern, in die jetzt Schamgefühl und Ruhmbegierde einzieht, den Makel auswaschen und den Grimm gegen Mitbürger zum Verderben für die Feinde werden lassen!
accendebat haec onerabatque Seianus peritia morum Tiberii odia in longum iaciens, quae reconderet auctaque promeret. Tac.ann.1,69,05.Derjenige, der diese Funken anfachte und nährte, war Seianus. Er kannte die Sinnesweise des Tiberius und streute den Samen des Hasses in seine Seele, um ihn in späteren Tagen aus ihrem stillem Grund als reiche Saat hervorbrechen zu sehen.
fidem, libertatem, amicitiam, praecipua humani animi bona, tu quidem eadem constantia retinebis, sed alii per obsequium imminuent: inrumpet adulatio, blanditiae et pessimum veri adfectus venenum, sua cuique utilitas. etiam si ego ac tu simplicissime inter nos hodie loquimur, ceteri libentius cum fortuna nostra quam nobiscum; nam suadere principi, quod oporteat, multi laboris, adsentatio erga quemcumque principem sine adfectu peragitur.' Tac.hist.1,15,4.Treue, Freimut, Freundschaft, die edelsten Güter der menschlichen Seele, wirst zwar du immer mit derselben Festigkeit zu behaupten suchen, aber andere werden sie durch Unterwürfigkeit schwächen. Schmeichelei und Schöntuerei, das verderblichste Gift echter Sinnesart, Selbstsucht werden einreißen. Ich und du, wir reden zwar heute treuherzig miteinander; alle übrigen aber lieber mit unserer Würde als mit uns. Denn dem Fürsten raten, was die Pflicht verlangt, ist ein schwieriges Werk; Beistimmung jedem Fürsten, wie er auch sei, gegenüber geschieht ohne Herzensanteil."
[Cic.Tusc.1,18] Mors igitur ipsa, quae videtur notissima res esse, quid sit, primum est videndum. sunt enim qui discessum animi a corpore putent esse mortem; sunt qui nullum censeant fieri discessum, sed una animum et corpus occidere, animumque in corpore extingui. qui discedere animum censent, alii statim dissipari, alii diu permanere, alii semper. quid sit porro ipse animus, aut ubi, aut unde, magna dissensio est. aliis cor ipsum animus videtur, ex quo excordes, vecordes concordesque dicuntur et Nasica ille prudens bis consul 'Corculum' et 'egregie cordatus homo, catus Aelius Sextus'. Cic.Tusc.1,18Nun, was der Tod selbst ist, so bekannt es auch scheint, das müssen wir zuerst sehen. Denn nach einigen ist der Tod eine Trennung der Seele vom Körper; nach anderen gibt es keine Trennung, sondern Seele und Körper gehen zugleich unter und jene wird in diesem vernichtet. Diejenigen die die Ansicht haben, dass die Seele sich trennt, lassen diese sich entweder sogleich auflösen oder erst nach längerer Zeit, oder sie behaupten zum Teil ihre ewige Fortdauer. Nicht weniger groß ist aber über das Wesen, den Sitz und den Ursprung der Seele der Widerstreit der Meinungen. Einigen scheint das Herz selbst die Seele zu sein, daher die Ausdrücke “herzlos, feigherzig, einherzig”; und jener kluge Nasica, der zweimal Konsul war, hieß “Herzchen” und “der vortrefflich beherzte Mann Catus Aelius Sextus.”
[Cic.Tusc.1,19] Empedocles animum esse censet cordi suffusum sanguinem; aliis pars quaedam cerebri visa est animi principatum tenere; aliis nec cor ipsum placet nec cerebri quandam partem esse animum, sed alii in corde, alii in cerebro dixerunt animi esse sedem et locum; animum autem alii animam, ut fere nostri declarat nomen: nam et agere animam et efflare dicimus et animosos et bene animatos et ex animi sententia; ipse autem animus ab anima dictus est; Zenoni Stoico animus ignis videtur. X. sed haec quidem quae dixi, cor, cerebrum, animam, ignem volgo, reliqua fere singuli. ut multo ante veteres, proxime autem Aristoxenus, musicus idemque philosophus, ipsius corporis intentionem quandam, velut in cantu et fidibus quae harmonia dicitur: sic ex corporis totius natura et figura varios motus cieri tamquam in cantu sonos. Cic.Tusc.1,19Empedokles hielt die Seele für das unter dem Herzen strömende Blut; anderen schien ein Teil des Gehirns das Wesentliche der Seele auszumachen. Wieder andere wollen weder vom Herzen, noch von einem Teil des Gehirns als Seele wissen, sondern im Herzen oder im Gehirn suchen sie Sitzt und Ort der Seele. Andere glauben, die Seele sei an den Hauch oder Atem gebunden, was in lateinischer Sprache schon durch die verwandten Wörter animus und anima bezeichnet wird; weswegen auch den “Atem aushauchen” und “den Geist aufgeben” dasselbe ausdrückt. Der Stoiker Zeno hielt die Seele für Feuer. X. Doch, was ich soeben von Herz, Blut, Gehirn, Hauch, Feuer sprach, sind allgemeine Ansichten; individuelle dagegen folgende. So haben manche Alte schon zuvor, und ihnen zunächst dann Aristoxenoss, ein Musiker und Philosoph zugleich, von einer gewissen Stimmung des Körpers selbst gesprochen; und wie bei Gesang und Saitenspiel (was dort Harmonie genannt wird) so werden aus dem Wesen und dem Bau des ganzen Körpers verschiedene Schwingungen hervorgebracht, gleich wie beim Gesang die Töne.
[Cic.Tusc.1,20] hic ab artificio suo non recessit et tamen dixit aliquid, quod ipsum quale esset erat multo ante et dictum et explanatum a Platone. Xenocrates animi figuram et quasi corpus negavit esse ullum, numerum dixit esse, cuius vis, ut iam ante Pythagorae visum erat, in natura maxuma esset. eius doctor Plato triplicem finxit animum, cuius principatum, id est rationem, in capite sicut in arce posuit, et duas partes parere voluit, iram et cupiditatem, quas locis disclusit: iram in pectore, cupiditatem supter praecordia locavit. Cic.Tusc.1,20Dieser Mann entfernte sich nicht von seiner Kunst und doch sagte er etwas, über dessen Beschaffenheit schon zuvor und deutlicher Platon geredet hatte. Xenokrates leugnete, dass die Seele eine Gestalt und Körperlichkeit habe, er nannte sie eine Zahl; denn die Kraft der Zahl hatte er, wie schon zuvor Pythagoras, in der ganzen Natur als höchst bedeutend erkannt. Sein Lehrer Platon dachte sich eine dreifache Seele: ihrem ersten Teil, d.h. der Vernunft, wies er den Sitz im Haupte, wie in einer Burg an; die beiden anderen Teile, Affekt und Begierde betrachtete er als unterworfen, trennte den Sitz beider und ließ den Affekt in der Brust, die Begierde unter dem Zwerchfell wohnen.
[Cic.Tusc.1,21] Dicaearchus autem in eo sermone, quem Corinthi habitum tribus libris exponit, doctorum hominum disputantium primo libro multos loquentes facit; duobus Pherecratem quendam Phthiotam senem, quem ait a Deucalione ortum, disserentem inducit nihil esse omnino animum, et hoc esse nomen totum inane, frustraque animalia et animantis appellari, neque in homine inesse animum vel animam nec in bestia, vimque omnem eam, qua vel agamus quid vel sentiamus, in omnibus corporibus vivis aequabiliter esse fusam nec separabilem a corpore esse, quippe quae nulla sit, nec sit quicquam nisi corpus unum et simplex, ita figuratum ut temperatione naturae vigeat et sentiat. Cic.Tusc.1,21Dikaiarchos führte in jenem Gespräch, das er, als zu Korinth zwischen einigen Gelehrten gehalten in drei Büchern darstellt, und in dessen erstem Buch er mehrere reden lässt, in den zwei folgenden einen gewissen Pherekrates, einen Alten aus Phtia der von Deukalion stammen sollte, redend ein: die Seele sei überhaupt nichts, und das sei ganz und gar nur ein eitler Name und umsonst spreche man von beseelten Wesen; weder im Menschen sei eine Seele, noch im Tier; und jene ganze Kraft der Tätigkeit und der Empfindung sei in allen lebendigen Körpern gleichmäßig verteilt und vom Körper unabtrennbar, eben deswegen, weil sie für sich nicht bestehe und nichts sei als der eine und einfache Körper, so gebildet, dass er durch die Organisation der Natur lebe und empfinde.
[Cic.Tusc.1,22] Aristoteles, longe omnibus Platonem semper excipio praestans et ingenio et diligentia, cum quattuor nota illa genera principiorum esset complexus, e quibus omnia orerentur, quintam quandam naturam censet esse, e qua sit mens; cogitare enim et providere et discere et docere et invenire aliquid et tam multa [alia] meminisse, amare, odisse, cupere, timere, angi, laetari, haec et similia eorum in horum quattuor generum inesse nullo putat; quintum genus adhibet vacans nomine et sic ipsum animum endelecheian appellat novo nomine quasi quandam continuatam motionem et perennem. XI. Nisi quae me forte fugiunt, haec sunt fere de animo sententiae. Democritum enim, magnum illum quidem virum, sed levibus et rotundis corpusculis efficientem animum concursu quodam fortuito, omittamus; nihil est enim apud istos, quod non atomorum turba conficiat. Cic.Tusc.1,22Aristoteles, weit unter allen (den Platon nehme ich immer aus) der ausgezeichnetste an Geist und an Sorgfalt der Untersuchung, fügt zu den bekannten vier Elementen, aus denen alles entstand, noch ein fünftes Urwesen, als das Element des Geistes, hinzu. Denn Denken, Vorhersehen, Lernen, Lehren, Erfinden und so vieles andere (Sich Erinnern, Lieben, Hassen, Verlangen, Fürchten, Sich Grämen, Sich Freuen) dies und Ähnliches meinte er, sei nicht begründet in der Natur von irgend einem dieser vier Elemente, weswegen er ein fünftes, namenloses, hinzusetzt und so die Seele selbst mit dem neuen Wort Entelechie benennt, um ihre ununterbrochene und stets fortdauernde Bewegung auszudrücken. XI. Irre ich mich nicht, so sind dies ungefähr die Ansichten über die Seele. Denn den Demokrit, sonst zwar ein großer Mann, der sich aber eine Seele aus glatten und runden Körperchen bildet nach einem zufälligen Zusammentreffen, ddieen wollen wir übergehen: gibt es doch bei jenen Philosophen nichts, was nicht die Verwirrung der Atome hervorbringen könnte
[Cic.Tusc.1,23] Harum sententiarum quae vera sit, deus aliqui viderit; quae veri simillima, magna quaestio est. utrum igitur inter has sententias diiudicare malumus an ad propositum redire? Cuperem equidem utrumque, si posset, sed est difficile confundere. quare si, ut ista non disserantur, liberari mortis metu possumus, id agamus; sin id non potest nisi hac quaestione animorum explicata, nunc, si videtur, hoc, illud alias. Quod malle te intellego, id puto esse commodius; efficiet enim ratio ut, quaecumque vera sit earum sententiarum quas eui, mors aut malum non sit aut sit bonum potius. Cic.Tusc.1,23Welche nun von jenen Ansichten wahr ist, mag ein Gott wissen; welche die wahrscheinlichste ist, ist eine große Frage. Wollen wir also lieber zwischen jenen Ansichten entscheiden oder zu unserem Gegenstand zurückkehren? – Ich wünschte, wo möglich, beides; aber die Verbindung ist schwierig. Können wir daher auch ohne Verhandlungen über jenen Punkt von der Furcht des Todes befreit werden, so lass uns hierbei stehen bleiben; ist aber dies unmöglich ohne vorangegangene Entwicklung der Untersuchung über das Wesen der Seele, so nehmen wir jetzt, wenn die es gefällt, dieses vor jenes ein andermal. – Was du, wie ich sehe, vorziehst, halte ich auch für passender. Denn unsere Schlussreihe wird es dartun, dass, welchen der aufgeführten Ansichten immer die wahre sei, der Tod entweder kein Übel ist oder sogar ein Gut.
[Cic.Tusc.1,24] nam si cor aut sanguis aut cerebrum est animus, certe, quoniam est corpus, interibit cum reliquo corpore; si anima est, fortasse dissipabitur; si ignis, extinguetur; si est Aristoxeni harmonia, dissolvetur. quid de Dicaearcho dicam, qui nihil omnino animum dicat esse? his sententiis omnibus nihil post mortem pertinere ad quemquam potest; pariter enim cum vita sensus amittitur; non sentientis autem nihil est ullam in partem quod intersit. reliquorum sententiae spem adferunt, si te hoc forte delectat, posse animos, cum e corporibus excesserint, in caelum quasi in domicilium suum pervenire. Me vero delectat, idque primum ita esse velim, deinde, etiamsi non sit, mihi persuaderi tamen velim. Quid tibi ergo opera nostra opus est? num eloquentia Platonem superare possumus? evolve diligenter eius eum librum, qui est de animo: amplius quod desideres nihil erit. Feci mehercule, et quidem saepius; sed nescio quo modo, dum lego, adsentior, cum posui librum et mecum ipse de inmortalitate animorum coepi cogitare, adsensio omnis illa elabitur. Cic.Tusc.1,24Ist Herz, Blut oder Gehirn die Seele, so wird sie eben als etwas Körperliches mit dem übrigen Körper untergehen; ist sie Hauch, so wird sie vielleicht sich zerstreuen; wenn Feuer, erlöschen; wenn des Aristoxenos Harmonie, sich auflösen. Was sage ich von Dikaiarch, der geradezu behauptet, die Seele sei nichts? Allen diesen Ansichten zufolge kann nach dem Tod nichts mehr Beziehung auf irgend einen haben; denn zugleich mit dem Leben geht die Empfindung verloren; und ohne Empfindung gibt es nichts für uns, dass uns irgendwie anregte. Die Ansichten der übrigen gewähren Hoffnung, wenn dich dies etwa erfreut, dass die Seelen nach ihrem Austritt aus dem Körper in den Himmel als ihren eigentümlichen Wohnort gelangen können. – Gewiss erfreut mich dies; und ich wünsche an erster Stelle, dass es so sei, und dann,, falls es nicht so wäre, dass ich doch die Überzeugung gewänne. – Nun, was bedarfst du unserer Hilfe? Können wir es an Beredsamkeit dem Platon zuvortun? Schlage mit Sorgfalt sein Buch über die Seele auf und du wirst nichts weiter zu wünschen haben. – Das habe ich wahrlich schon, und mehr als einmal getan. Aber ich weiß nicht wie, während des Lesens stimme ich bei; lege ich das Buch weg und denke ich bei mir selbst über die Unsterblichkeit nach, so entschwindet alle jene Zustimmung. –
[Cic.Tusc.1,27] Itaque unum illud erat insitum priscis illis, quos cascos appellat Ennius, esse in morte sensum neque excessu vitae sic deleri hominem, ut funditus interiret; idque cum multis aliis rebus, tum e pontificio iure et e caerimoniis sepulcrorum intellegi licet, quas maxumis ingeniis praediti nec tanta cura coluissent nec violatas tam inexpiabili religione sanxissent, nisi haereret in eorum mentibus mortem non interitum esse omnia tollentem atque delentem, sed quandam quasi migrationem commutationemque vitae, quae in claris viris et feminis dux in caelum soleret esse, in ceteris humi retineretur et permaneret tamen. Cic.Tusc.1,27So war denn jenes eine eingepflanzt den alten Vorfahren, die Ennius Cascos nennt: es bleibe im Tod die Empfindung, und niemals werde beim Scheiden von dieser Welt der Mensch bis zum gänzlichen Untergang vertilgt. Dies lässt sich teils aus manchen anderen Umständen, teils aus dem priesterlichen Recht und den heiligen Verordnungen wegen der Gräber erkennen, Verordnungen, die die größten Geister nicht mit so viel Sorgfalt beobachtet und an denen Verletzung sie nicht eine so wenig durch Sühne tilgbare Sündenschuld gebunden hätten, wäre nicht tief in ihre Seele die Überzeugung gedrückt gewesen, der Tod sei kein Untergang, der alles aufhebe und vertilge, sondern nur gleichsam eine Wanderung,, eine Veränderung des Lebens, bei ruhmvollen Männern und Frauen ein Führer zum Himmel, während die übrigen an der Erde festgehalten werden, jedoch so, dass sie noch fortdauern.
[Cic.Tusc.1,57,7] nec vero fieri ullo modo posse, ut a pueris tot rerum atque tantarum insitas et quasi consignatas in animis notiones, quas ennoias vocant, haberemus, nisi animus, ante quam in corpus intravisset, in rerum cognitione viguisset. Cic.Tusc.1,57,7Auch hätten wir unmöglich von Jugend auf von so vielen und großen Dingen inwohnende und gleichsam versiegelte Begriffe, ἔννοιαι genannt, in der Seele, wenn nicht die Seele vor ihrem Eintritt in den Körper in der Erkenntnis der Dinge gelebt hätte.
[Cic.Tusc.1,58,1] cumque nihil esset, ut omnibus locis a Platone disseritur — nihil enim putat esse, quod oriatur et intereat, idque solum esse, quod semper tale sit, quale est, (idean appellat ille, nos speciem) —, non potuit animus haec in corpore inclusus adgnoscere, cognita attulit; Cic.Tusc.1,58,1Überhaupt, da es ein Nichts gibt, wie sich Platon überall äußert — denn ein Nichts ist ihm, was entsteht und wieder vergeht, während das allein Ist, was immer so ist, wie es ist (das nennt er Idee, wir Urbild): so konnte die Seele, im Körper eingeschlossen, von dergleichen nicht die Kenntnis erwerben;
[Cic.Tusc.1,58,3] neque ea plane videt animus, cum repente in tam insolitum tamque perturbatum domicilium inmigravit, sed cum se collegit atque recreavit, tum adgnoscit illa reminiscendo. ita nihil est aliud discere nisi recordari. Cic.Tusc.1,58,3Jedoch sieht die Seele nicht sogleich bei ihrem Eintritt in eine so ungewohnte und verstörte Behausung deutlich, sondern erkennt jenes erst, wenn sie sich gesammelt und erholt hat, durch Rückerinnerung. So ist denn Lernen nichts anderes als Sich-Erinnern.
[Cic.Tusc.1,60,3] illud, si ulla alia de re obscura adfirmare possem, sive anima sive ignis sit animus, eum iurarem esse divinum. Cic.Tusc.1,60,3Aber wenn ich überhaupt über etwas Unklares etwas behaupten könnte: so würde ich schwören, die Seele ist, – ob Luft, ob Feuer – göttlich.
[Cic.Tusc.1,61,1] quid igitur? utrum capacitatem aliquam in animo putamus esse, quo tamquam in aliquod vas ea, quae meminimus, infundantur? Cic.Tusc.1,61,1Wie? Wollen wir der Seele einen fassenden Raum beilegen, in den, wie in ein Gefäß die Gegenstände der Erinnerung eingegossen werden?
[Cic.Tusc.1,61,2] absurdum id quidem; qui enim fundus aut quae talis animi figura intellegi potest aut quae tanta omnino capacitas? Cic.Tusc.1,61,2Abgeschmackt! Denn wo ist ihr Boden oder welche Form einer solchen Seele ist denkbar? Oder überhaupt welches Fassungsvermögen?
[Cic.Tusc.1,61,3] an inprimi quasi ceram animum putamus, et esse memoriam signatarum rerum in mente vestigia? Cic.Tusc.1,61,3Oder nimmt die Seele vielleicht, wie Wachs, Eindrücke auf, und besteht das Gedächtnis in den Spuren der im Geist aufgezeichneten Dinge?
[Cic.Tusc.1,65,5] quae autem divina? vigere, sapere, invenire, meminisse. ergo animus qui , ut ego dico, divinus est, ut Euripides dicere audet, deus. Et quidem, si deus aut anima aut ignis est, idem est animus hominis. Cic.Tusc.1,65,5Was aber ist göttlich? Tätig sein, weise sein, erfinden, sich erinnern. Darum ist die Seele göttlich, wie ich sage; ein Gott, wie Euripides zu sagen wagt; und jedenfalls ist, wenn Gott luft- oder feuerartig ist, so auch die menschliche Seele.
[Cic.Tusc.1,65,6] nam ut illa natura caelestis et terra vacat et umore, sic utriusque harum rerum humanus animus est expers; Cic.Tusc.1,65,6Denn wie jenes himmlische Wesen rein von Erde und Feuchtigkeit ist, so ist auch die menschliche Seele ohne Anteil an diesen beiden Stoffen.
[Cic.Tusc.1,65,7] sin autem est quinta quaedam natura, ab Aristotele inducta primum, haec et deorum est et animorum. Cic.Tusc.1,65,7Gibt es aber einen fünften Urstoff, wie in Aristoteles zuerst aufführte, so bestehen aus diesem Götter und Seele.
[Cic.Tusc.2,11,1] M: Minime mirum id quidem. Nam efficit hoc philosophia: medetur animis, inanes sollicitudines detrahit, cupiditatibus liberat, pellit timores. Cic.Tusc.2,11,1M: Kein Wunder! Dies bewirkt die Philosophie: sie heilt die Seele, nimmt nichtigen Kummer, befreit von Begierden, treibt alle Furcht aus.
[Cic.Tusc.2,11,4] Te natura excelsum quendam videlicet et altum et humana despicientem genuit, itaque facile in animo forti contra mortem habita insedit oratio. Cic.Tusc.2,11,4Dir hat die Natur Größe und Höhe der Seele und Verachtung des Zeitlichen gegeben; darum haftete leicht in dem mutigen Geist die gegen den Tod gerichtete Rede.
Est enim animus in partis tributus duas, quarum altera rationis est particeps, altera expers. Cic.Tusc.2,47,3Denn die Seele besteht aus zwei Teilen, einem vernünftigen und einem vernunftslosen.
Haec ut imperet illi parti animi, quae oboedire debet, id videndum est viro. Cic.Tusc.2,47,7Dafür, dass diese jenem Teil der Seele gebietet, der gehorchen muss, hat der Mann zu sorgen.
Si turpissime se illa pars animi geret, quam dixi esse mollem, si se lamentis muliebriter lacrimisque dedet, vinciatur et constringatur amicorum propinquorumque custodiis; Cic.Tusc.2,48,2Wenn der Teil der Seele, den ich weichlich nannte, sich ganz schmählich verhält, wenn er sich Jammer und Tränen weibisch hingibt, werde er gefesselt und unter der Aufsicht von Freunden und Bekannten im Zaum gehalten.
Obversentur species honestae animo, Zeno proponatur Eleates, qui perpessus est omnia potius, quam conscios delendae tyrannidis indicaret; Cic.Tusc.2,52,1Der Seele sollen Tugendbilder vorgehalten werden: man stelle sich jenen Zenon von Elea vor, der alles lieber erduldete, als die zur Vertilgung der Tyrannei Verschworenen anzuzeigen.
Sunt enim quaedam animi similitudines cum corpore. Cic.Tusc.2,54,2Denn zwischen Seele und Körper gibt es gewisse Ähnlichkeiten.
Ut onera contentis corporibus facilius feruntur, remissis opprimunt, simillime animus intentione sua depellit pressum omnem ponderum, remissione autem sic urgetur, ut se nequeat extollere. Cic.Tusc.2,54,3Wird der Körper angespannt, trägt man eine Last leicht; ist er schlaff, drückt sie ihn zu Boden. Ebenso nimmt die Anspannung der Seele einer Belastung jeglichen Druck; durch Erschlaffung aber wird sie so bedrängt, dass sie sich nicht zu erheben vermag.
Cuius contentionis cum tanta vis sit, si gemitus in dolore ad confirmandum animum valebit, utemur; Cic.Tusc.2,57,3Da nun diese Spannung so große Wirkung hat, so werden wir das Seufzen anwenden, wenn es im Schmerz die Seele festigen kann;
Omnibus enim rebus, non solum dolori, simili contentione animi resistendum est. Cic.Tusc.2,58,2Denn allem, nicht bloß dem Schmerz, muss man mit ähnlicher Anspannung der Seele widerstehen.
Ex hoc cursu atque impetu animorum ad veram laudem atque honestatem illa pericula adeuntur in proeliis; Cic.Tusc.2,58,7Aufgrund dieses Anlaufs und Drangs der Seele nach wahrem Lob und Ehre stellt man sich jenen Gefahren in den Schlachten;
Atque in primis meditemur illud, ut haec patientia dolorum quam saepe iam animi intentione dixi esse firmandam, in omni genere se aequabilem praebeat. Cic.Tusc.2,65,1Vorrangig missen wir uns bewusst sein, dass diese Geduld gegenüber den Schmerzen, die – wie ich schon oft bemerkt habe – durch Anspannung der Seele zu festigen ist, sich über all gleich zeige.
[Cic.Tusc.3,1,1] Quidnam esse, Brute, causae putem, cur, cum constemus ex animo et corpore, corporis curandi tuendique causa quaesita sit ars atque eius utilitas deorum inmortalium inventioni consecrata, animi autem medicina nec tam desiderata sit, ante quam inventa, nec tam culta, posteaquam cognita est, nec tam multis grata et probata, pluribus etiam suspecta et invisa? Cic.Tusc.3,1,1Um den Körper zu behandeln und zu schützen, hat man eine eigene Kunst erfunden und die Erfindung ihres Nutzens wegen den unsterblichen Göttern geweiht; was soll ich nun, mein Brutus, für den Grund halten, dass die Heilung der Seele, da wir doch aus Seele und Leib bestehen, nicht ebenso vermisst wurde, ehe sie erfunden war, und, nachdem sie bekannt war, nicht ebenso geübt wurde; dass sie bei so vielen nicht auf Gegenliebe und Anerkennung stieß, von mehreren sogar verdächtigt und abgelehnt wurde?
[Cic.Tusc.3,1,2] An quod corporis gravitatem et dolorem animo iudicamus, animi morbum corpore non sentimus? Cic.Tusc.3,1,2Etwa darum, weil wir die Last und den Schmerz des Körpers mit der Seele beurteilen, aber die Krankheit der Seele mit dem Körper nicht fühlen?
[Cic.Tusc.3,1,3] Ita fit, ut animus de se ipse tum iudicet, cum id ipsum, quo iudicatur, aegrotet. Cic.Tusc.3,1,3So kommt es, dass die Seele erst dann über sich selbst urteilt, wenn derjenige Teil, mit dem geurteilt wid, schon krank ist.
[Cic.Tusc.3,3,1] Accedunt etiam poetae, qui, cum magnam speciem doctrinae sapientiaeque prae se tulerunt, audiuntur, leguntur, ediscuntur et inhaerescunt penitus in mentibus. Cic.Tusc.3,3,1Dazu kommen noch Dichter, die, wenn sie sich den hellen Glanz von Bildung und Weisheit zu geben wussten, gehört, gelesen und auswendig gelernt werden und so sich tief in der Seele verwurzeln.
[Cic.Tusc.3,4,5] utrum quod minus noceant animi aegrotationes quam corporis, an quod corpora curari possint, animorum medicina nulla sit? Cic.Tusc.3,4,5Etwa weil Krankheiten der Seele weniger schaden als die des Körpers? Oder weil der Körper geheilt werden kann, es für die Seele aber keine Arznei gibt?
[Cic.Tusc.3,5,1] At et morbi perniciosiores pluresque sunt animi quam corporis—hi enim ipsi odiosi sunt, quod ad animum pertinent eumque sollicitant—, 'animusque aeger', ut ait Ennius, 'semper errat neque pati neque perpeti potest, cupere numquam desinit.' Cic.Tusc.3,5,1Aber die Krankheiten der Seele sind doch gefährlicher, und sie sind zahlreicher, als die des Körpers. Denn gerade deswegen sind sie widrig, weil sie auf die Seele zielen und diese beunruhigen; und 'eine bekümmerte Seele irrt immer', wie Ennius sagt, 'kann weder dulden noch aushalten und zu begehren hört sie nimmer auf.'
[Cic.Tusc.3,5,3] Qui vero probari potest, ut sibi mederi animus non possit, cum ipsam medicinam corporis animus invenerit, cumque ad corporurn sanationem multum ipsa corpora et natura valeat nec omnes, qui curari se passi sint, continuo etiam convalescant, animi autem, qui se sanari voluerint praeceptisque sapientium paruerint, sine ulla dubitatione sanentur? Cic.Tusc.3,5,3Wie ließe sich aber nachweisen, dass die Seele sich selbst nicht heilen könne, da sie es ist, die auch die Heilkunst des Körpers erfand? Überdies trägt zur Genesung des Körpers viel der Körper selbst und die Natur bei und doch gesunden nicht sofort auch alle, die sich heilen lassen wollen; die Seelen dagegen, die sich geheiligt wissen wollen und den Vorschriften der Weisen gehorchen, werden ohne allen Zweifel gesund.
[Cic.Tusc.3,6,1] Est profecto animi medicina, philosophia; cuius auxilium non, ut in corporis morbis, petendum est foris, omnibusque opibus viribus, ut nosmet ipsi nobis mederi possimus, elaborandum est. Cic.Tusc.3,6,1Wahrlich die Arznei der Seele ist die Philosophie; ihre Hilfe darf man aber nicht, wie bei den körperlichen Krankheiten, auswärts suchen; sondern wir müssen mit aller Kraft darauf hinarbeiten, dass wir uns selbst heilen können.
Nam Peripatetici, familiares nostri, quibus nihil est uberius, nihil eruditius, nihil gravius, mediocritates vel perturbationum vel morborum animi mihi non sane probant. Cic.Tusc.3,22,3Denn die Peripatetiker, unsere Freunde, die sonst so gedankenreich, so gebildet, so gewichtig sind, werden mir wohl nie gemäßigte Leidenschaften oder Krankheiten der Seele schmackhaft machen.
Nam ut corpus, etiamsi mediocriter aegrum est, sanum non est, sic in animo ista mediocritas caret sanitate. Cic.Tusc.3,22,5Denn wie der Körper, wenn er auch nur mittelmäßig krank ist, nicht gesund ist, so fehlt es auch dem Mittelzustand der Seele an Gesundheit.
Hoc propemodum verbo Graeci omnem animi perturbationem appellant; vocant enim πάθος, id est morbum, quicumque est motus in animo turbidus. Cic.Tusc.3,23,1Mit diesem Wort bezeichnen die Griechen jede Leidenschaft der Seele. Denn sie sprechen von πάθος, d.h. Krankheit und meint jede stürmische Bewegung in der Seele.
Levationem autem aegritudinis in duabus rebus ponit, avocatione a cogitanda molestia et revocatione ad contemplandas voluptates. Cic.Tusc.3,33,1Erleichterung des Kummers, setzt er aber in zwei Methoden: in das Ablenken der Seele von dem Gedanken an Beschwerde und ins Hinlenken zur Betrachtung des Vergnügens.
Eo enim erant voltu, oratione, omni reliquo motu et statu, ut eos Argivos aut Sicyonios diceres, magisque me moverant Corinthi subito aspectae parietinae quam ipsos Corinthios, quorum animis diuturna cogitatio callum vetustatis obduxerat. Cic.Tusc.3,53,4Denn sie hatten eine solche Miene, Rede, Stellung und Bewegung überhaupt, dass man sie hätte für Argiver oder Sikyonier halten sollen; und mehr als selbst die Korinther erschütterte mich der plötzliche Anblick von Korinths Trümmern; ihre Seele hatte das anhaltende Bewusstsein wie mit einer alten Schwiele umzogen.
Ut enim id non potest, sic animus perturbatus et incitatus nec cohibere se potest nec, quo loco vult, insistere. Cic.Tusc.4,41,2Denn so wenig dies möglich ist, so wenig kann auch die leidenschaftlich verwirrte und erregte Seele an sich halten und, wo sie will, stillstehen;
- Quia motus turbulenti iactationesque animorum incitatae et impetu inconsiderato elatae rationem omnem repellentes vitae beatae nullam partem relinquunt. Cic.Tusc.5,15,3M. Weil wirre Gemütsregungen und das durch Triebe aufgereizte, ungestüme Umherwerfen der Seele, wobei keine Überlegung stattfindet, da sie alle Vernunft zurückstoßen, dem seligen Leben keinen Spielraum lassen.
Ut maris igitur tranquillitas intellegitur nulla ne minima quidem aura fluctus commovente, sic animi quietus et placatus status cernitur, cum perturbatio nulla est, qua moveri queat. Cic.Tusc.5,16,5Wie man nun die Meeresstille daran erkennt, dass kein, auch nicht der geringste, Luftzug die Wellen bewegt, so zeigt sich die ruhige und besänftigte Seele, wenn keine Leidenschaft da ist, durch die sie aufgeregt werden könnte.
etsi praestantia debent ea dici, quae habent aliquam comparationem, humanus autem animus decerptus ex mente divina cum alio nullo nisi cum ipso deo, si hoc fas est dictu, comparari potest. Cic.Tusc.5,38,5Auch wenn man "vorzüglich" nur das nennen sollte, was einen Vergleich zulässt: die menschliche Seele aber, gleichsam ein Ableger des göttlichen Geistes, lässt sich mit nichts anderem als mit der Gottheit selbst vergleichen, wenn dies zu sagen erlaubt ist.
Hic igitur si est excultus et si eius acies ita curata est, ut ne caecaretur erroribus, fit perfecta mens, id est absoluta ratio, quod est idem virtus. Cic.Tusc.5,39,1Wenn die Seele also gebildet und ihre Sehkraft so zugerichtet ist, dass sie sich von keinem Irrtum blenden lässt, wird sie vollendeter Geist, d.h. vollkommene Vernunft, oder, was dasselbe ist, Tugend.
Sic enim princeps ille philosophiae disserebat: qualis cuiusque animi adfectus esset, talem esse hominem; qualis autem homo ipse esset, talem eius esse orationem; orationi autem facta similia, factis vitam. Cic.Tusc.5,47,4Denn so sprach jener Fürst der Philosophie: Wie die Seele jedes Menschen gestimmt ist, so ist der Mensch; wie der Mensch aber selbst ist, so sei seine Rede; seiner Rede aber glichen die Handlungen, den Handlungen das Leben.
Adfectus autem animi in bono viro laudabilis; et vita igitur laudabilis boni viri; et honesta ergo, quoniam laudabilis. Ex quibus bonorum beatam vitam esse concluditur. Cic.Tusc.5,47,5Nun ist aber die Stimmung der Seele in einem guten Menschen löblich, folglich auch das Leben des Guten; und weil löblich, deswegen auch rechtschaffen; woraus folgt, dass das Leben der Guten glückselig sei. –
Etenim, pro deorum atque hominum fidem! parumne cognitum est superioribus nostris disputationibus, an delectationis et oti consumendi causa locuti sumus, sapientem ab omni concitatione animi, quam perturbationem voco, semper vacare, semper in animo eius esse placidissimarn pacem? Cic.Tusc.5,48,1Denn, um aller Götter und Menschen willen! Ließen unsere früheren Untersuchungen nicht genug erkennen, oder haben wir nur zum Vergnügen und Zeitvertreib gesagt, dass der Weise von aller Gemütserregung, die ich Leidenschaft nenne, immer frei ist, dass immer in seiner Seele der sanfteste Friede ist?
Si vitae modum actionemque quaerimus, alterius mens rationibus agitandis exquirendisque alebatur cum oblectatione sollertiae, qui est unus suavissimus pastus animorum, alterius in caede et iniuriis cum et diurno et nocturno metu. Cic.Tusc.5,66,4Wenn wir auf die Lebens- und Handlungsweise sehen, so wurde der Geist des einen durch Untersuchung und Erforschung der Zahlenverhältnisse genährt, zur Freude seines erfinderischen Geistes; – was der angenehmste Genuss der Seele ist; – der andere lebte in Mord und Unrecht, Tag und Nacht in Furcht.
Quo tandem igitur gaudio adfici necesse est sapientis animum cum his habitantem pernoctantemque curis! ut, cum totius mundi motus conversionesque perspexerit sideraque viderit innumerabilia caelo inhaerentia cum eius ipsius motu congruere certis infixa sedibus, septem alia suos quaeque tenere cursus multum inter se aut altitudine aut humilitate distantia, quorum vagi motus rata tamen et certa sui cursus spatia definiant — horum nimirum aspectus impulit illos veteres et admonuit, ut plura quaererent; Cic.Tusc.5,69,1Von welcher Freude nun muss des Weisen Seele erfüllt werden, wenn sie Tag und Nacht mit solchen Gedanken umgeht! Wenn er daher die Bewegung und Umdrehungen der ganzen Welt durchschaut; wenn er die unzähligen Sterne am Himmel, die an bestimmte Orte geheftet sind, mit eben dessen Bewegung übereinstimmen sieht, und dass sieben andere ihren Lauf beibehalten, die nach Höhe und Tiefe erheblich voneinander abstehen, deren schweifende Bewegungen dennoch bestimmte und feste Räume durchlaufen — Ihre Anschauung ist es, die jene Alten antrieb und ermunterte weiterzuforschen.
Haec tractanti animo et noctes et dies cogitanti existit illa a deo Delphis praecepta cognitio, ut ipsa se mens agnoscat coniunctamque cum divina mente se sentiat, ex quo insatiabili gaudio compleatur. Cic.Tusc.5,70,1Beschäftigt sich die Seele damit und denkt sie Tag und Nacht darüber nach, so entspringt jene vom Delphischen Gott geforderte Erkenntnis, der Mensch solle sich selbst erkennen und sich mit dem göttlichen Geist verbunden fühlen, wodurch er mit nie gesättigter Freude erfüllt wird.
Numquam naturam mos vinceret; est enim ea semper invicta; sed nos umbris deliciis otio languore desidia animum infecimus, opinionibus maloque more delenitum mollivimus. Cic.Tusc.5,78,2Nie würde die Sitte die Natur überwinden; denn diese bleibt immer unbesiegt; aber wir haben durch Illusion, Luxus, Untätigkeit, Schlaffheit, Trägheit unsere Seele krank und durch Scheinmeinungen und schlechte Sitten kraft- und widerstandslos gemacht.
Iam vero motus animi, sollicitudines aegritudinesque oblivione leniuntur traductis animis ad voluptatem. Cic.Tusc.5,110,1Ferner – Regungen, Ängste, Kummer werden durch Vergessen gemildert, indem die Seele zur Lust hinübergeführt wird.
In oculis tale nil fit; animus accipit, quae videmus. Cic.Tusc.5,111,4Derartiges geschieht nicht in den Augen; die Seele ist es, die, was wir sehen, aufnimmt.
Animo autem multis modis variisque delectari licet, etiamsi non adhibeatur aspectus. Cic.Tusc.5,111,5Die Seele kann sich aber noch auf vielfältig andere Art erfreuen, auch wenn sie das Sehen nicht heranzieht.
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