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Gaius Suetonius Tranquillus

Divus Claudius (10 v.Chr.- 54 n.Chr.)

10-13: Claudius wird Kaiser. Sein Verhältnis zum Senat, Ehrungen seiner Verwandten und erste Regierungsmaßnahmen

 

 
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Erhebung zum Kaiser und Sicherung der Macht

10. Nachdem er (Claudius) unter solchen Verhältnissen den größten Teil seines Lebens verbracht hatte, kam er in seinem fünfzigsten Jahr durch einen äußerst merkwürdigen Zufall zur Regierung. Als die Verschwörer ihn samt allen übrigen von Gaius unter dem Vorwand fernhielten, dass dieser allein sein wolle, hatte er sich in den sogenannten Pavillon des Hermes zurückgezogen. Nicht lange darauf kroch er, durch den Lärm des Mordes erschreckt, auf die nächstgelegene Terrasse und verbarg sich zwischen den Vorhängen der Tür. (10,1) Per haec ac talia maxima aetatis parte transacta quinquagesimo anno imperium cepit quantumvis mirabili casu. exclusus inter ceteros ab insidiatoribus Gai, cum quasi secretum eo desiderante turbam submoverent, in diaetam, cui nomen est Hermaeum, recesserat; neque multo post rumore caedis exterritus prorepsit ad solarium proximum interque praetenta foribus vela se abdidit.
In diesem Versteck fand ihn zufällig ein gemeiner Soldat, der vorbeieilte, weil er seine Füße bemerkte: er wollte wissen, wer er sei, erkannte ihn, zog ihn aus seinem Versteck hervor und begrüßte ihn, obwohl er ihm zu Füßen fiel, als Imperator. Dann führte er ihn zu seinen anderen Kameraden, die noch völlig unschlüssig waren und bloß Drohungen ausstießen. Von ihnen wurde er in eine Sänfte gesetzt und, weil seine Diener entflohen waren, auf ihren Schultern, wobei sie miteinander abwechselten, ins Lager getragen; er war niedergeschlagen voll Angst, und die scharenweise entgegen kommenden Menschen bejammerten ihn, als werde er unschuldig zur Hinrichtung geführt. (10,2) latentem discurrens forte gregarius miles, animadversis pedibus, e studio sciscitandi quisnam esset, adgnovit extractumque et prae metu ad genua sibi adcidentem imperatorem salutavit. hinc ad alios commilitones fluctuantis nec quicquam adhuc quam frementis perduxit. ab his lecticae impositus et, quia sui diffugerant vicissim succollantibus in castra delatus est tristis ac trepidus, miserante obvia turba, quasi ad poenam raperetur insons.
Er wurde ins Lager eingelassen und übernachtete in der Hauptwache, wobei er weit weniger Hoffnung fühlte als Zutrauen. Denn Konsuln und Senat hatten mit den Stadtkohorten das Forum und Capitol besetzt und waren entschlossen, die allgemeine Freiheit wieder herzustellen; auch er selbst wurde durch die Volkstribunen in die Kurie bestellt, um seinen Rat abzugeben, gab aber zur Antwort, er werde gewaltsam unter dem Druck der Umstände zurückgehalten. (10,3) receptus intra vallum inter excubias militum pernoctavit, aliquanto minore spe quam fiducia. nam consules cum senatu et cohortibus urbanis forum Capitoliumque occupaverant asserturi communem libertatem; accitusque et ipse per tribunos plebis in curiam ad suadenda, quae viderentur, vi se et necessitate teneri respondit.
Aber am folgenden Tag ließ es der Senat über dem ermüdenden Meinungsstreit der verschiedenen Parteien an einer energischen Umsetzung seines Vorhabens fehlen. Andererseits forderte die umstehende Volksmenge lebhaft einen gemeinsamen Regenten und rief seinen Namen. Da gestattete Claudius, dass die in Waffen versammelten Soldaten ihm den Huldigungseid leisteten und versprach jedem einzelnen von ihnen fünfzehntausend Sesterzen - der erste Kaiser, der die Treue seiner Soldaten auch mit Geld erkaufte. (10,4) verum postero die et senatu segniore in exequendis conatibus per taedium ac dissensionem diversa censentium et multitudine, quae circumstabat, unum rectorem iam et nominatim exposcente, armatos pro contione iurare in nomen suum passus est promisitque singulis quina dena sestertia, primus Caesarum fidem militis etiam praemio pigneratus.
11. Nachdem seine Herrschaft gesichert war, hielt er nichts für wichtiger, als die Erinnerung an die zwei Tage, während deren man über die Veränderung der Verfassung beratschlagt hatte, auszulöschen. So verkündete er denn, er wolle alles, was man in dieser Zeit gesagt und getan habe, für immer vergeben und vergessen, und hielt sein Wort. Nur einige Tribunen und Centurionen aus der Zahl derer, die sich gegen Gaius verschworenen hatten, ließ er umbringen, teils um ein Exemepl zu statuieren, teils weil er erfahren hatte, dass sie auch seinen Tod verlangt hatten. (11,1) Imperio stabilito nihil antiquius duxit quam id biduum, quo de mutando rei publicae statu haesitatum erat, memoriae eximere. omnium itaque factorum dictorumque in eo veniam et oblivionem in perpetuum sanxit ac praestitit, tribunis modo ac centurionibus paucis e coniuratorum in Gaium numero interemptis, exempli simul causa et quod suam quoque caedem depoposcisse cognoverat.

Ehrung seiner Verwandten

Darauf widmete er sich der Verpflichtung, seine Verwandten gebührend zu ehren, wie er denn keinen Schwur heiliger achtete und öfter brauchte als den: „Beim Augustus!" Seiner Großmutter Livia ließ er die Ehre der Vergöttlichung und beim Circusumzug einen von Elefanten gezogenen Wagen, ähnlich dem des Augustus, beschließen, seinen Eltern ein öffentliches Totenfest und dazu für seinen Vater jährliche Circusspiele an dessen Geburtstag und für seine Mutter einen Staatswagen, der ihr Bildnis durch den Circus führte, und den von ihr zu ihren Lebzeiten abgelehnten Beinamen Augusta. Zum Gedächtnis an seinen Bruder, das er bei jeder Gelegenheit feierte, ließ er bei dem neapolitanischen Wettstreit auch eine (von seinem Bruder) auf Griechisch verfasste Komödie aufführen und erteilte ihr nach einstimmigem Spruch der Richter den Siegespreis. (11,2) conversus hinc ad officia pietatis ius iurandum neque sanctius sibi neque crebrius instituit quam per Augustum. aviae Liviae divinos honores et circensi pompa currum elephantorum Augustino similem decernenda curavit; parentibus inferias publicas, et hoc amplius patri circenses annuos natali die, matri carpentum, quo per circum duceretur, et cognomen Augustae ab viva recusatum. a fratris memoria per omnem occasionem celebratam comoediam quoque Graecam Neapolitano certamine docuit ac de sententia iudicum coronavit.
Selbst Marcus Antonius ehrte er durch eine dankbare Erwähnung, indem er einmal in einem Edikt kundgab, er wünsche um so dringender, dass man den Geburtstag seines Vaters Drusus festlich begehe, als dieser auch der Geburtstag seines Großvaters Antonius sei. Den marmornen Ehrenbogen beim Theater des Pompeius, den der Senat dem Tiberius einst beschlossen, aber unvollendet gelassen hatte, ließ er fertigbauen. Und obgleich er alle Verordnungen des Gaius aufhob, verbot er doch, den Tag seiner Ermordung, obwohl es der Tag seines Regierungsantrittes war, unter die Festtage aufzunehmen. (11,3) ne Marcum quidem Antonium inhonoratum ac sine grata mentione transmisit, testatus quondam per edictum, tanto impensius petere se, ut natalem patris Drusi celebrarent, quod idem esset et avi sui Antonii. Tiberio marmoreum arcum iuxta Pompei theatrum, decretum quidem olim a senatu verum omissum, peregit. Gai quoque etsi acta omnia rescidit, diem tamen necis, quamvis exordium principatus sui, vetuit inter festos referri.
12. Dagegen zeigte er sich bei der Erhöhung der eigenen Würde zurückhaltend und bürgernah: er enthielt sich des Vornamens Imperator, lehnte übergroße Ehrungen ab und beging selbst die Vermählung seiner Tochter und den Geburtstag seines Enkels in aller Stille und nur mit einer häuslichen Feier. Keinen Verbannten rief er ohne Zustimmung des Senats zurück. Dass er den Oberbefehlshaber der Leibwache und deren Tribunen mit als Begleiter in die Kurie nehmen durfte und dass die richterlichen Entscheidungen seiner Prokuratoren gültig sein sollten, erbat er sich vom Senat als eine Vergünstigung. (12,1) At in semet augendo parcus atque civilis praenomine Imperatoris abstinuit, nimios honores recusavit, sponsalia filiae natalemque geniti nepotis silentio ac tantum domestica religione transegit. neminem exulum nisi ex senatus auctoritate restituit. ut sibi in curiam praefectum praetori tribunosque militum secum inducere liceret utque rata essent, quae procuratores sui in iudicando statuerent, precario exegit.
Das Recht, Markttage zu halten, erbat er für seine privaten Landgüter von den Konsuln. Den gerichtlichen Untersuchungen der Behörden wohnte er häufig als einfaches Ratsmitglied bei. Wenn sie öffentliche Schauspiele gaben, stand auch er mit den übrigen Zuschauern auf und ehrte sie mit Beifallsrufen und Händeklatschen. Als die Volkstribunen während einer Gerichtssitzung vor ihm erschienen, entschuldigte er sich, dass sie ihm ihren Vortrag wegen des engen Raumes notgedrungen im Stehen zu Gehör bringen müssten. (12,2) ius nundinarum in privata praedia a consulibus petit. cognitionibus magistratuum ut unus e consiliariis frequenter interfuit; eosdem spectacula edentis surgens et ipse cum cetera turba voce ac manu veneratus est. tribunis plebis adeuntibus se pro tribunali excusavit, quod propter angustias non posset audire eos nisi stantes.
Darum gewann er denn auch in kurzer Zeit so viel Liebe und Zuneigung, dass bei der Nachricht, er sei auf dedem Weg nach Ostia einem Anschlag zum Opfer gefallen, das Volk in großer Bestürzung nicht eher aufhörte, das Militär als Verräter und den Senat als Vatermörder auf das furchtbarste zu verwünschen, bis ein erster, ein zweiter, bald noch mehr Zeugen von den Behörden auf die Rednerbühne geführt wurden und versicherten, er sei wohlbehalten und bereits in der Nähe der Stadt. (12,3) quare in brevi spatio tantum amoris favorisque collegit, ut cum profectum eum Ostiam perisse ex insidiis nuntiatum esset, magna consternatione populus et militem quasi proditorem et senatum quasi parricidam diris execrationibus incessere non ante destiterit, quam unus atque alter et mox plures a magistratibus in rostra producti salvum et appropinquare confirmarent.

Anschläge auf das Leben des Claudius

13. Dennoch blieb er doch auf Dauer nicht von Nachstellungen verschont, sondern sah sich sowohl von einzelnen als auch von Verschwörern und endlich durch Bürgerkrieg bedroht. Ein Mann aus dem Volk wurde mitten in der Nacht mit einem Dolch in der Nähe seines Schlafzimmers ergriffen; auch zwei Mitglieder des Ritterstandes ertappte man, die ihm ganz offen mit einem Dolch und einem Jagdmesser auflauerten, der eine, um ihn beim Verlassen des Theaters, der andere, um ihn bei einem Opfer am Marstempel anzugreifen. (13,1) Nec tamen expers insidiarum usque quaque permansit, sed et a singulis et per factionem et denique civili bello infestatus est. e plebe homo nocte media iuxta cubiculum eius cum pugione deprehensus est; reperti et equestris ordinis duo in publico cum dolone ac venatorio cultro praestolantes, alter ut egressum theatro, alter ut sacrificantem apud Martis aedem adoreretur.
Zu einem Umsturz verschworen sich Asinius Gallus und Statilius Corvinus, die Enkel der Redner Pollio und Messala, wobei sie mehrere eigene Freigelassene und Sklaven hinzuzogen. Einen Bürgerkrieg erregte Furius Camillus Scribonianus, der Legat von Dalmatien, der jedoch bereits fünf Tage später scheiterte, weil es die Legionen, die gemeutert hatten, wegen eines Wunderzeichens bereuten: als sie nämlich ihren Marsch zu dem neuen Kaiser antreten wollten, konnten aus Zufall und durch göttliche Fügung weder der Adler aufgeputzt noch die Feldzeichen aus dem Boden gezogen und fortgebracht werden. (13,2) conspiraverunt autem ad res novas Gallus Asinius et Statilius Corvinus, Pollionis ac Messalae oratorum nepotes, assumptis compluribus libertis ipsius atque servis. bellum civile movit Furius Camillus Scribonianus Dalmatiae legatus; verum intra quintum diem oppressus est legionibus, quae sacramentum mutaverant, in paenitentiam religione conversis, postquam denuntiato ad novum imperatorem itinere casu quodam ac divinitus neque aquila ornari neque signa convelli moverique potuerunt.
 

 

Deutsche Übersetzung nach: Stahr, A.  bearbeitet von E.Gottwein

 

Sententiae excerptae:
Lat. zu "Suet" und "Claud"
Literatur:
zu "Suet" und "Claud"
2140
Veit, Georg
Kaiser Claudius : zwischen Macht und Lächerlichkeit ; Texte von Sueton, Tacitus und Seneca mit Erläuterungen ; Arbeitsaufräge, Begleittexte, Lernwortschatz und Stilistik
Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1995
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