De Catilinae coniuratione
Die Catilinarische Verschwörung
56-61
Catilinas Niederlage bei Pistoria
Niederwerfung der Catilinarier auf dem Feld (55-61):
Catilinas legt Zeugnis ab für die Bewährung der römischen Art im Stadium des Verfalls.
- Die soldatische Haltung
- Formieren und kluges Taktieren,
- Zurückweisung von Sklaven,
- Catilina stellt sich dem Kampf, als er sich eingeschlossen sieht.
- Seine Ansprache an die Soldaten vor dem Kampf zeigt
- Nüchternheit im Urteil,
- Rückhaltlose Offenheit: Es gibt keine andere Möglichkeit als Kampf,
- Reichtum, Glanz, Ruhm, Freiheit und Vaterland sind lohnende Ziele.
- Die Schlacht führt unmittelbar zum Nahkampf. Catilina fällt in tapferem Kampf.
- Das Schlachtfeld bietet einen erschütterndes Bild von der Tapferkeit der unterlegenen Truppe. Trauer und Freude halten sich im Lager die Waage.
Zusammenfassung zu J.Vogt (39-71)
(
56,1) Dum ea Romae geruntur, Catilina ex omni copia, quam et ipse adduxerat et Manlius habuerat, duas legiones instituit, cohortis pro numero militum conplet. (
56,2) deinde, ut quisque voluntarius aut ex sociis in castra venerat, aequaliter distribuerat, ac brevi spatio legiones numero hominum expleverat, quom initio non amplius duobus milibus habuisset. (
56,3) sed ex omni copia circiter pars quarta erat militaribus armis instructa; ceteri, ut quemque casus armaverat, sparos aut lanceas, alii praeacutas sudis portabant. (
56,4) sed postquam Antonius cum exercitu adventabat, Catilina per montis iter facere, modo ad urbem, modo Galliam vorsus castra movere, hostibus occasionem pugnandi non dare. sperabat propediem magnas copias sese habiturum, si Romae socii incepta patravissent. (
56,5) interea servitia repudiabat, quoius initio ad eum magnae copiae concurrebant, opibus coniurationis fretus, simul alienum suis rationibus existumans videri causam civium cum servis fugitivis communicavisse.
LVI (1) Während dies zu Rom vorfiel, bildete
Catilina aus der ganzen Masse, die er sowohl selbst herbeigeführt, als auch
Manlius unter sich gehabt hatte, zwei Legionen und teilt die Gesamtzahl der Soldaten zu gleichen Teilen in Cohorten ein. (2) Sobald dann Leute freiwillig oder aus dem Kreis der Mitverschwörer ins Lager gekommen waren, hatte er sie den Abteilungen gleichmäßig zugewiesen und in kurzer Zeit die Legionen nach der Zahl der Leute aufgefüllt, während er zuerst nicht mehr als zweitausend Mann gehabt hatte. (3) Doch von der ganzen Masse war nur etwa ein Viertel mit Kriegswaffen ausgerüstet, der Rest trug, je nachdem der Zufall jedem eine Waffe in die Hand gespielt hatte, Spieße oder Lanzen, andere zugespitzte Zaunpfähle. (4) Seit nun
Antonius mit dem Heer im Anmarsch war, zog
Catilina bald in Richtung Hauptstadt, bald nach Gallien hin, bot aber den Feinden nirgends die Möglichkeit zu einem Treffen. Er hoffte in Kürze starke Truppen zu haben, wenn die Mitverschwörer in Rom ihre Absichten verwirklicht hätten. (5) Inzwischen wies er Sklaven zurück, von denen ihm anfänglich große Scharen zuströmten; dabei vertraute er auf die Mittel der Verschwörung und war zugleich überzeugt, der Anschein, der habe entlaufene Sklaven an den Interessen der Bürger beteiligt, widerstreite seinen Zwecken.
(
57,1) Sed postquam in castra nuntius pervenit Romae coniurationem patefactam, de Lentulo et Cethego ceterisque, quos supra memoravi, supplicium sumptum, plerique, quos ad bellum spes rapinarum aut novarum rerum studium inlexerat, dilabuntur; reliquos Catilina per montis asperos magnis itineribus in agrum Pistoriensem abducit eo consilio, uti per tramites occulte perfugeret in Galliam Transalpinam. (
57,2) at Q. Metellus Celer cum tribus legionibus in agro Piceno praesidebat, ex difficultate rerum eadem illa existumans, quae supra diximus, Catilinam agitare. (
57,3) igitur ubi iter eius ex perfugis cognovit, castra propere movit ac sub ipsis radicibus montium consedit, qua illi descensus erat in Galliam properanti. (
57,4) neque tamen Antonius procul aberat, utpote qui magno exercitu locis aequioribus expeditus in fuga sequeretur. (
57,5) sed Catilina postquam videt montibus atque copiis hostium sese clausum, in urbe res advorsas, neque fugae neque praesidi ullam spem, optumum factu ratus in tali re fortunam belli temptare, statuit cum Antonio quam primum confligere. (
57,6) itaque
contione advocata huiusce modi orationem habuit:
LVII (1) Als aber in das Lager die Botschaft gelangt war, die Verschwörung in Rom sei entdeckt und an
Lentulus,
Cethegus und den anderen, die ich
vorher genannt habe, die Todesstrafe vollzogen, zerstreuten sich die meisten, die die Aussicht auf Raub oder der Wunsch nach einer Revolution zum Krieg gelockt hatte. Den Rest führt
Catilina über unwegsame Gebirge in Eilmärschen in das Gebiet von
Pistoria, in der Absicht, sich auf Schleichwegen unbemerkt die Flucht ins jenseitige Gallien zu ermöglichen. (2) Aber
Quintus Metellus Celer hatte mit drei Legionen das
Picenische besetzt gehalten, wobei er aus
Catilinas schwieriger Lage geschlossen hatte, er werde genau das machen, was ich oben gesagt habe. (3) Als er daher von Überläufern von seinem Abmarsch erfuhr, rückte er rasch aus und lagerte dicht am Fuß der Berge, wo jener auf seinem Eilmarsch nach Gallien in die Ebene hinabsteigen musste. (4) Aber auch
Antonius war nicht weit zurückgeblieben, da er mit einem starken Heer in ebeneren Gegenden unbehindert den Flüchtigen nachsetzte. (5) Sobald nun
Catilina sah, dass er durch die Gebirge und die feindlichen Truppen eingeschlossen war, dass sich in der Hauptstadt alles gegen ihn gewendet hatte und keine Aussicht auf ein Entkommen oder Hilfe bestand, hielt er es für das Beste, unter solchen Bedingungen das Kriegsglück zu versuchen, und beschloss,
Antonius so bald als möglich ein Treffen zu liefern. (6) Deshalb berief er eine Heeresversammlung und hielt eine Rede folgenden Inhalts.
(
58,1) 'Conpertum ego habeo, milites, verba virtutem non addere, neque ex ignavo strenuom neque fortem ex timido exercitum oratione imperatoris fieri. (
58,2) quanta quoiusque animo audacia natura aut moribus inest, tanta in bello patere solet. quem neque gloria neque pericula excitant, nequiquam hortere: timor animi auribus officit. (
58,3) sed ego vos, quo pauca monerem, advocavi, simul uti causam mei consili aperirem.
LVIII (1) Ich weiß zwar gewiss, Soldaten, dass Worte keine Tapferkeit einflößen, dass durch die Rede des Feldherrn kein feiges Heer tüchtig, kein ängstliches mutig wird. (2) Nur so viel Kühnheit pflegt im Kampf hervorzutreten, wie nach Charakter oder Gewöhnung in eines jeden Herzen wohnt. Wen weder Ruhm noch Gefahr reizt, den wird man vergeblich ansprechen. Die Furcht im Herzen verschließt seine Ohren. (3) Doch habe ich euch gerufen, um euch einige Hinweise zu geben und euch zugleich den tieferen Grund meines Planes zu eröffnen.
(
58,4) Scitis equidem, milites, socordia atque ignavia Lentuli quantam ipsi nobisque cladem adtulerit, quoque modo, dum ex urbe praesidia opperior, in Galliam proficisci nequiverim. (
58,5) nunc vero quo loco res nostrae sint, iuxta mecum omnes intellegitis. (
58,6) exercitus hostium duo, unus ab urbe, alter a Gallia obstant; diutius in his locis esse, si maxume animus ferat, frumenti atque aliarum rerum egestas prohibet; (
58,7) quocumque ire placet, ferro iter aperiundum est. (
58,8) quapropter vos moneo, uti forti atque parato animo sitis et, quom proelium inibitis, memineritis vos divitias, decus, gloriam, praeterea libertatem atque patriam in dextris vostris portare. (
58,9) si vincimus, omnia nobis tuta erunt: conmeatus abunde, municipia atque coloniae patebunt; si metu cesserimus, eadem illa advorsa fient, (
58,10) neque locus neque amicus quisquam teget, quem arma non texerint. (
58,11) praeterea, milites, non eadem nobis et illis necessitudo inpendet: nos pro patria, pro libertate, pro vita certamus; illis supervacuaneum est pugnare pro potentia paucorum.
(4) Ihr wisst, Soldaten, welch harten Schlag die Kopflosigkeit und Erbärmlichkeit des
Lentulus ihm selbst und uns zugefügt zugefügt hat, und wie ich, während ich aus der Hauptstadt Verstärkung erwartete, nicht an den Marsch nach Gallien denken konnte. (5) Wie es aber jetzt mit uns steht, seht ihr alle so gut wie ich: (6) Zwei feindliche Heere versperren uns, das eine nach der Hauptstadt hin, das andere nach Gallien hin, den Weg. Länger in dieser Gegend zu bleiben verbietet uns, wenn wir es noch so sehr wünschten, der Mangel an Getreide und anderen Dingen. (7) Wohin immer wir zu gehen beschließen, wir müssen uns den Weg mit der Waffe freikämpfen. (8) Daher ermahne ich euch, starken und entschlossenen Mut zu beweisen und, sobald ihr in den Kampf geht, daran zu denken, dass Reichtum, Ehre, Ruhm, ja Freiheit und Vaterland in euren Händen liegen. (9) Siegen wir, sind wir gerettet: Proviant im Überfluss, die Municipien und Kolonien werden uns offen stehen. Weichen wir furchtsam, wendet sich eben dies alles gegen uns: (10) kein Ort, kein Freund wird den schützen, den seine Waffen nicht geschützt haben. (11) Außerdem, Soldaten, bedrängt uns ein ganz anderer Zwang als jene: Wir kämpfen um Vaterland, um Freiheit, um Leben; jene drängt nichts, für die Macht einiger weniger zu kämpfen.
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58,12) quo audacius adgredimini memores pristinae virtutis. (
58,13) licuit vobis cum summa turpitudine in exilio aetatem agere, potuistis nonnulli Romae amissis bonis alienas opes expectare: (
58,14) quia illa foeda atque intoleranda viris videbantur, haec sequi decrevistis. (
58,15) si haec relinquere voltis, audacia opus est: nemo nisi victor pace bellum mutavit. (
58,16) nam in fuga salutem sperare, quom arma, quibus corpus tegitur, ab hostibus avorteris, ea vero dementia est. (
58,17) semper in proelio iis maxumum est periculum, qui maxume timent: audacia pro muro habetur.
(12) Greift deswegen um so mutiger an, denkt an eure altbewährte Tapferkeit! (13) Es stand euch frei, in größter Schmach in der Verbannung zu leben; einige von euch hätten in Rom ihr Vermögen preisgeben und auf fremde Gaben warten können; (14) weil euch das für schmählich und Männern unerträglich galt, habt ihr beschlossen, diesen Fahnen zu folgen. (15) Wollt ihr sie verlassen, braucht ihr Mut: nur der Sieger vertauscht den Krieg mit dem Frieden. (16) Denn in der Flucht seine Rettung zu erhoffen, wenn man die Waffen, die den Körper schützen, von den Feinden abwendet, das ist reiner Wahnwitz. (17) Immer droht im Kampf denen die größte Gefahr, die sich am meisten fürchten. Mut ist wie eine Schutzmauer.
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58,18) Quom vos considero, milites, et quom facta vostra aestumo, magna me spes victoriae tenet. (
58,19) animus, aetas, virtus vostra me hortantur, praeterea necessitudo, quae etiam timidos fortis facit. (
58,20) nam multitudo hostium ne circumvenire queat, prohibent angustiae loci. (
58,21) quod si virtuti vostrae fortuna inviderit, cavete inulti animam amittatis, neu capti potius sicuti pecora trucidemini, quam virorum more pugnantes cruentam atque luctuosam victoriam hostibus relinquatis.'
(18) Sehe ich auf euch, Soldaten, und wäge eure Taten ab, beseelt mich lebendige Hoffnung auf Sieg. (19) Euer Denken, euer Alter, eure Tapferkeit stimmt mich hoffnungsvoll, zu dem eure verzweifelte Lage, die auch Ängstliche tapfer macht. (20) Denn dass uns die Überzahl der Feinde umzingelt, verhindert die Enge des Platzes. (21) Sollte aber das Schicksal eurer Tapferkeit missgünstig sein, so gebt nicht ungerächt euer Leben hin, lasst euch nicht gefangen nehmen uns wie Tiere abschlachten, sondern kämpft nach Männer Art und lasst den Feinden einen blutigen und tränenreichen Sieg!"
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59,1) Haec ubi dixit, paululum conmoratus signa canere iubet atque instructos ordines in locum aequom deducit. dein remotis omnium equis, quo militibus exaequato periculo animus amplior esset, ipse pedes exercitum pro loco atque copiis instruit. (
59,2) nam, uti planities erat inter sinistros montis et ab dextra rupe aspera, octo cohortis in fronte constituit, reliquarum signa in subsidio artius conlocat. (
59,3) ab his centuriones, omnis lectos et evocatos, praeterea ex gregariis militibus optumum quemque armatum in primam aciem subducit. C. Manlium in dextra, Faesulanum quendam in sinistra parte curare iubet. ipse cum libertis et colonis propter aquilam adsistit, quam bello Cimbrico C. Marius in exercitu habuisse dicebatur.
LIX (1) Nachdem er dies gesagt hatte, ließ er nach einer kurzen Weile zum Appell blasen und führt die Reihen geschlossen an eine ebene Stelle. Dann ließ er von allen die Pferde weit wegbringen, damit dadurch die Gefahr für die Soldaten gleich sei und ihr Mut wachse; er selbst ordnet zu Fuß das Heer entsprechend dem Gelände und der Besonderheit seiner Truppen. (2) Da nämlich die Ebene links von Bergen und rechts von steilen Felswänden eingeschlossen war, stellte er acht Cohorten in das erste Treffen, die übrigen ließ er als Reserve enger zusammenrücken; (3) doch zieht er aus diesen die Centurionen, lauter ausgesuchte und altgediente Leute, außerdem von den gemeinen Soldaten alle Tüchtigen, soweit sie Waffen hatten, in das erste Glied vor.
Gaius
Manlius überträgt er den Befehl über den rechten, einem Faesulaner den über den linken Flügel; er selbst bezog in der Mitte der Freigelassenen und Siedler bei einem Adler Stellung, von dem man sagte,
Gaius
Marius habe ihn im
Krieg
gegen die Kimbern in seinem Heer gehabt. (vgl.
Cic.Catil.1,24)
(
59,4) at ex altera parte C. Antonius, pedibus aeger quod proelio adesse nequibat, M. Petreio legato exercitum permittit. (
59,5) ille cohortis veteranas, quas tumulti causa conscripserat, in fronte, post eas ceterum exercitum in subsidiis locat. ipse equo circumiens unum quemque nominans appellat, hortatur, rogat, ut meminerint se contra latrones inermis pro patria, pro liberis, pro aris atque focis suis certare. (
59,6) homo militaris, quod amplius annos triginta tribunus aut praefectus aut legatus aut praetor cum magna gloria in exercitu fuerat, plerosque ipsos factaque eorum fortia noverat: ea conmemorando militum animos adcendebat.
(4) Auf der Gegenseite übergibt
Gaius
Antonius, weil er Gicht hatte und nicht mitkämpfen konnte, dem Legaten
Marcus
Petreius das Kommando über das Heer. (5) Dieser stellt die Veteranenkohorten, die er wegen der Unruhen aufgeboten hatte, ins Vordertreffen, hinter sie das übrige Heer als Reserve. Er reitet durch die Reihen und ruft jeden einzelnen mit seinem Namen an, ermuntert, bittet sie, sie sollten nicht vergessen, dass sie gegen unbewaffnete Räuber für das Vaterland, für ihre Kinder, für ihre Altäre und Herde kämpften. (6) Als ein echter Kriegsmann kannte er, weil er länger als dreißig Jahre als Tribun, Präfekt, Legat oder Praetor mit großem Ruhm im Heer gedient hatte, die meisten persönlich und auch ihre tapferen Taten. Dadurch dass er sie in Erinnerung rief, entflammte er die Herzen der Soldaten.
(
60,1) Sed ubi omnibus rebus exploratis Petreius tuba signum dat, cohortis paulatim incedere iubet; idem facit hostium exercitus. (
60,2) postquam eo ventum est, unde a ferentariis proelium conmitti posset, maxumo clamore cum infestis signis concurrunt; pila omittunt, gladiis res geritur. (
60,3) veterani pristinae virtutis memores comminus acriter instare, illi haud timidi resistunt: maxuma vi certatur. (
60,4) interea Catilina cum expeditis in prima acie vorsari, laborantibus succurrere, integros pro sauciis arcessere, omnia providere, multum ipse pugnare, saepe hostem ferire: strenui militis et boni imperatoris officia simul exequebatur. (
60,5) Petreius ubi videt Catilinam, contra ac ratus erat, magna vi tendere, cohortem praetoriam in medios hostis inducit eosque perturbatos atque alios alibi resistentis interficit. deinde utrimque ex lateribus ceteros adgreditur. (
60,6) Manlius et Faesulanus in primis pugnantes cadunt. (
60,7) Catilina postquam fusas copias seque cum paucis relicuom videt, memor generis atque pristinae suae dignitatis in confertissumos hostis incurrit ibique pugnans confoditur.
LX (1) Nachdem
Petreius alles hatte erkunden lassen, ließ er mit der Trompete das Zeichen geben und die Cohorten sich langsam in Bewegung setzen. Das Heer der Feinde macht das selbe. (2) Nachdem man sich so nahe gekommen war, dass die Plänkler den Kampf eröffnen konnten, stürmen sie unter lautem Kampfruf in frontalem Angriff aufeinander los. Sie lassen ihre Wurfspieße beiseite und kämpfen mit dem Schwert. (3) Die Veteranen kämpften im Bewusstsein ihrer altbewährten Tapferkeit verbissen Mann gegen Mann. Jene leisten ohne Angst Widerstand: man kämpft mit aller Kraft. (4) Dabei eilte
Catilina in Begleitung einer leicht beweglichen Schar durch das vorderste Treffen, leistete den Bedrängten Beistand, ersetzte die verwundeten durch frische Soldaten, traf für alle Fälle Vorkehrungen, kämpfte oft mit eigener Hand, schlug oft einen Feind nieder, kurz, erfüllte zugleich die Pflichten eines braven Soldaten und eines tüchtigen Feldherrn. (5) Sobald
Petreius sah, dass
Catilina wider Erwarten den kräftigsten Widerstand leistete, führte er die Leibkohorte gegen die Mitte des Feindes, bringt die Feinde dort in Unordnung und haut sie nieder, wenn sie hier oder dort noch Widerstand leisten. Dann greift er die übrigen auf beiden Seiten in der Flanke an. (6)
Manlius und der Faesulaner fallen mit als erste im Kampf. (7) Als
Catilina sah, dass seine Truppen geschlagen und er mit nur wenigen übrig war, stürzt er sich im Bewusstsein seiner Abstammung und seines früheren Glanzes in die dichtesten Reihe der Feinde und wird dort im Kampf zusammengehauen.
(
61,1) Sed confecto proelio, tum vero cerneres, quanta audacia quantaque animi vis fuisset in exercitu Catilinae. (
61,2) nam fere quem quisque vivos pugnando locum ceperat, eum amissa anima corpore tegebat. (
61,3) pauci autem, quos medios cohors praetoria disiecerat, paulo divorsius, sed omnes tamen advorsis volneribus conciderant. (
61,4) Catilina vero longe a suis inter hostium cadavera repertus est, paululum etiam spirans
ferociamque animi, quam habuerat vivos, in voltu retinens. (
61,5) postremo ex omni copia neque in proelio neque in fuga quisquam civis ingenuos captus est: (
61,6) ita cuncti suae hostiumque vitae iuxta pepercerant. (
61,7) neque tamen exercitus populi Romani laetam aut incruentam victoriam adeptus erat. nam strenuissumus quisque aut occiderat in proelio aut graviter volneratus discesserat. (
61,8) multi autem, qui e castris visundi aut spoliandi gratia processerant, volventes hostilia cadavera amicum alii, pars hospitem aut cognatum reperiebant; fuere item, qui inimicos suos cognoscerent. (
61,9) ita varie per omnem exercitum laetitia, maeror, luctus atque gaudia agitabantur.
LXI (1) Nach dem Ende der Schlacht aber - da erst konnte man sehen, wie großer Mut und wie große Energie im Heer des
Catilina gelebt hatte. (2) Denn fast jeder bedeckte die Stelle, die er lebend im Kampf eingenommen hatte, nach seinem Tod mit seinem Leichnam. (3) In der Mitte, die die Leibkohorte durchbrochen hatte, lagen wenige etwas weiter zerstreut, doch alle mit Wunden auf der Brust. (4)
Catilina wurde fern von seinen Leuten unter feindlichen Leichen aufgefunden; er atmete noch schwach und bewahrte in seinen Gesichtszügen die Leidenschaftlichkeit, die er im Leben gehabt hatte. (5) Überhaupt aber war aus der ganzen Masse weder im Treffen noch auf der Flucht auch nur ein freigeborener Bürger gefangen genommen worden. (6) So wenig hatten sie das eigene Leben und das der Feinde geschont. (7) Doch hatte auch das Heer des römischen Volkes keinen freudigen oder unblutigen Sieg errungen. Denn gerade die Tapfersten waren entweder im Kampf gefallen oder schwer verwundet ausgeschieden. (8) Viele aber, die aus dem Lager aus Neugier oder Lust am Plündern das Schlachtfeld besuchten, fanden, als sie die Leichen der Feinde umwendeten, teils einen Freund, teils einen Gastfreund oder Verwandten. Einige erkannten aber auch ihre persönlichen Feinde. (9) So herrschten denn durch das ganze Heer in buntem Wechsel Freude und Schmerz, Klage und Jubel.
Sententiae excerptae:Lat. zu "Sall"
99
idem velle atque idem nolle, ea demum firma amicitia est.
dasselbe wollen und dasselbe nicht wollen, das erst ist feste Freundschaft
Sall.Cat.20,4
Literatur:zu "Sall" und "Cat"
739
Ableitinger, D.
Beobachtungen zur Caesarrede in der Coniuratio Catilinae des Sallust
in: Vretska: Festschr., Heidelberg 1970
3421
Bruggisser, Ph.
Audacia in Sallusts 'Verschwörung des Catilina'
in: Herm. 130/2002, 265
683
Büchner, K.
Cicero. Bestand und Wandel seiner geistigen Welt
Heidelberg (Winter) 1964
1529
Büchner, K.
Römische Literaturgeschichte. Ihre Grundzüge in intrpretierender Darstellung
Stuttgart (Kröner, TB 199) 1967
496
Gelzer, M.
Cicero. Ein biographischer Versuch
Wiebaden (Steiner) 1969
500
Giebel, M.
Cicero
Reinbek (rm 261) 1989
544
Klingner, F.
Cicero
in: Röm.Geisteswelt, München 1965
3170
Klingner, Friedrich
Studien zur griechischen und römischen Literatur. Herausgegeben von Klaus Bartels, mit einem Nachwort von Ernst Zinn.
Zürich, Stuttgart (Artemis) 1964
563
Lämmli, F.
Sallusts Stellung zu Cato, Caesar, Cicero (Staatsdenken)
in: Klein: Staatsd., WBG 1966 (WdF 46)
593
Plasberg, O.
Cicero in seinen Werken und Briefen
Darmstadt (WBG) 1962
638
Seel, O.
Cicero. Wort, Staat, Welt
Stuttgart (Klett) 1967
2807
Trassard, Francois, Royer, Sophie / Salles, Catherine
Leben im alten Griechenland.
Stuttgart 2005
658
Vogt, J.
Cicero und Sallust über die Catilinarische Verschwörung
Darmstadt (WBG) 1966 [FfM 1938]
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