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C.Sallustius Crispus

De Catilinae coniuratione
Die Catilinarische Verschwörung
14-16
Catilina als Repräsentant der verkommenen Zeit

 

 
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Catilinas Anhang (14-16) [vgl. Cic.Catil.1,13]
  1. Am deutlichsten erscheint Catilina als Exponent seiner Zeit in der Schilderung seines Anhangs:
    1. Gefolgschaftsbildung im Stadium der sittlichen Entartung. Verbrecher, Schandbuben, Verschuldete sind die Trabanten des Häuptlings. Planmäßiges Trainieren besonders der Jugend zum Verbrechen. Sogar die Bande der Familie zerstört er durch die Ermordung seines Sohnes.
  2. Mit diesem Anhang wagt er den Staatsstreich, als
    1. die Gesellschaft von Wirtschaftsnor und Verschuldung bedrückt war,
    2. die alten Sullaner auf neuen Bürgerkrieg lauerten,
    3. Italien ohne militärischen Schutz war.

Zusammenfassung zu J.Vogt (39-71)

 

(14,1)  In tanta tamque conrupta civitate Catilina, id quod factu facillumum erat, omnium flagitiorum atque facinorum circum se tamquam stipatorum catervas habebat. (14,2)  nam quicumque inpudicus, adulter, ganeo manu, ventre, pene bona patria laceraverat, quique alienum aes grande conflaverat, quo flagitium aut facinus redimeret, (14,3)  praeterea omnes undique parricidae, sacrilegi, convicti iudiciis aut pro factis iudicium timentes, ad hoc, quos manus atque lingua periurio aut sanguine civili alebat, postremo omnes, quos flagitium, egestas, conscius animus exagitabat, ii Catilinae proxumi familiaresque erant. (14,4) quod si quis etiam a culpa vacuos in amicitiam eius inciderat, cottidiano usu atque inlecebris facile par similisque ceteris efficiebatur. ( 14,5) sed maxume adulescentium familiaritates adpetebat: eorum animi molles etiam et [aetate] fluxi dolis haud difficulter capiebantur. (14,6)  nam ut quoiusque studium ex aetate flagrabat, aliis scorta praebere, aliis canes atque equos mercari; postremo neque sumptui neque modestiae suae parcere, dum illos obnoxios fidosque sibi faceret. (14,7)  scio fuisse nonnullos, qui ita existumarent iuventutem, quae domum Catilinae frequentabat, parum honeste pudicitiam habuisse; sed ex aliis rebus magis, quam quod quoiquam id conpertum foret, haec fama valebat.
XIV (1) Da nun das Volk so mächtig und so verdorben war, hielt sich Catilina, was ganz leicht zu beschaffen war, Scharen von Lotterbuben und Verbrechern aller Art als ständige Begleiter, wie Leibwächter. (2) Denn alle Ehebrecher, Schlemmer, Spieler, die mit Knöcheln, Schlampen, Huren ihr Erbe verzettelt hatten, alle, die große Schulden gemacht hatten, um sich von Prügelstrafe und Brandmarkung loszukaufen, (3) aus allen Ländern alle Meuchelmörder und Tempelräuber, Verbrecher, die überführt waren oder wegen ihrer Taten in Angst vor den Gerichten schwebten, ferner alle, die mit der Hand oder der Zunge durch Meineid oder Bürgermord ihr Brot erwarben, kurz alle, die Schmach, Dürftigkeit, Gewissen nagte, waren Catilinas nächste Freunde und Vertraute. (4) Wenn aber einer noch frei von Schuld unter seine Freunde geraten war, so wurde er durch den täglichen Umgang und die Verführung schnell den anderen ebenbürtig gemacht. (5) Am meisten aber suchte sich Catilina in das Vertrauen junger Männer zu stehlen. Solche bildsame, jugendlich schwankende Seelen ließen sich ohne Mühe in seinen Schlingen fangen. (6) Je nach ihrer Jugendpassion verschaffte er den einen Dirnen, anderen kaufte er Hunde und Pferde, kurz: keine Ausgabe, keine Dienstwilligkeit ließ er sich verdrießen, um sie nur an sich zu ketten und sie sich treu und ergeben zu machen. (7) Ich weiß, es haben manche geglaubt, dass es die jungen Leute, die in Catilina Haus ein- und ausgingen, mit der Keuschheit nicht so ernst nahmen; doch dieses Gerücht fand aus anderen Gründen Glauben, als dass einer tatsächliche Beweise dafür gehabt hätte.  
(15,1)  Iam primum adulescens Catilina multa nefanda stupra fecerat, cum virgine nobili, cum sacerdote Vestae, alia huiusce modi contra ius fasque. (15,2)  postremo captus amore Aureliae Orestillae, quoius praeter formam nihil umquam bonus laudavit, quod ea nubere illi dubitabat timens privignum adulta aetate, pro certo creditur necato filio vacuam domum scelestis nuptiis fecisse. (15,3) quae quidem res mihi in primis videtur causa fuisse facinus maturandi. ( 15,4) namque animus inpurus, dis hominibusque infestus, neque vigiliis neque quietibus sedari poterat: (15,5)  ita conscientia mentem excitam vastabat. igitur colos exanguis, foedi oculi, citus modo, modo tardus incessus: prorsus in facie voltuque vecordia inerat.
XV (1) Schon in früher Jugend hatte Catilina viel ruchlose Unzucht getrieben, mit einer adligen Frau, mit einer Priesterin der Vesta, und dergleichen anderes, das göttlichem und menschlichem Recht Hohn sprach. (2) Zuletzt war er von Liebe zu Aurelia Orestilla gefesselt, an der kein braver Mann je etwas zu rühmen fand als ihre Schönheit; weil jene aber aus Besorgnis vor dem bereits erwachsenen Stiefsohn Bedenken trug, ihn zu heiraten, machte er, wie man ganz gewiss glaubt, durch Ermordung des Sohnes das Haus für die gottlose Ehe frei. (3) Diese Tat halte ich für eine der stärksten Triebfedern zur Beschleunigung seines Unternehmens. (4) Das unreine Herz, mit Göttern und Menschen verfeindet, konnte in der Nacht weder im Wachen noch im Schlafen Ruhe finden. (5) Das Gewissen erregte sein Denken und machte es wüst. Daher seine blutlose Farbe, sein widerlicher Blick, sein bald rennender, bald schleppender Gang; kurz: in Antlitz und Miene waren von Wahnwitz gekennzeichnet.  
(16,1)   Sed iuventutem, quam, ut supra diximus, inlexerat, multis modis mala facinora edocebat. (16,2)  ex illis testis signatoresque falsos commodare; fidem fortunas pericula vilia habere; post ubi eorum famam atque pudorem adtriverat, maiora alia imperabat. (16,3)  si causa peccandi in praesens minus suppetebat, nihilo minus insontis sicuti sontis circumvenire iugulare: scilicet ne per otium torpescerent manus aut animus, gratuito potius malus atque crudelis erat. (16,4)  His amicis sociisque confisus Catilina, simul quod  aes alienum per omnis terras ingens erat et quod plerique Sullani milites, largius suo usi, rapinarum et victoriae veteris memores civile bellum exoptabant, opprimundae rei publicae consilium cepit. (16,5)  in Italia nullus exercitus, Cn. Pompeius in extremis terris bellum gerebat; ipsi consulatum petenti magna spes, senatus nihil sane intentus: tutae tranquillaeque res omnes, sed ea prorsus opportuna Catilinae.
XVI (1) Den jungen Leute nun, die er, wie oben erwähnt, an sich gelockt hatte, brachte er auf vielerlei Art verbrecherisches Handeln bei. (2) Aus ihnen rekrutierte er falsche Zeugen und Urkundenfälscher. Er ließ sie Kredite, Vermögen, peinliche Prozesse in den Wind schlagen; sobald er ihren Ruf und ihr Gewissen geschädigt hatte, befahl er ihnen noch Schlimmeres. (3) Gab es für den Augenblick keinen Anlass zu einem Verbrechen, belauerte und würgte er trotzdem Leute, die ihm nichts getan hatten, wie Gegner; natürlich handelte er, damit nicht beim Feiern Hand und Herz die Gelenkigkeit verlören, lieber ohne Bezahlung schlecht und unmenschlich. (4) Im Vertrauen auf diese Freunde und Genossen, ferner weil in allen Ländern ungeheuere Schulden waren und weil die ehemaligen Soldaten des Sulla, nachdem sie ihr Gut verloren hatten, in Erinnerung an den nach dem früheren Sieg gewonnenen Raub einen Bürgerkrieg herbeisehnten, entwarf er den Plan, die Macht im Staat rasch an sich zu reißen. (5) In Italien stand kein Heer; Gnaeus Pompeius führte in den fernsten Ländern Krieg; Catilina selbst hatte für eine Bewerbung um das Konsulat die besten Aussichten; der Senat war auf gar nichts gefasst, überall Sicherheit und Ruhe -  aber gerade so war es Catilina ganz gelegen.

 

Sententiae excerptae:
Lat. zu "Sall"
99
idem velle atque idem nolle, ea demum firma amicitia est.
dasselbe wollen und dasselbe nicht wollen, das erst ist feste Freundschaft
Sall.Cat.20,4


Literatur:
zu "Sall" und "Cat"
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Beobachtungen zur Caesarrede in der Coniuratio Catilinae des Sallust
in: Vretska: Festschr., Heidelberg 1970
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in: Herm. 130/2002, 265
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Heidelberg (Winter) 1964
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Büchner, K.
Römische Literaturgeschichte. Ihre Grundzüge in intrpretierender Darstellung
Stuttgart (Kröner, TB 199) 1967
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Cicero. Ein biographischer Versuch
Wiebaden (Steiner) 1969
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in: Röm.Geisteswelt, München 1965
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Klingner, Friedrich
Studien zur griechischen und römischen Literatur. Herausgegeben von Klaus Bartels, mit einem Nachwort von Ernst Zinn.
Zürich, Stuttgart (Artemis) 1964
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Sallusts Stellung zu Cato, Caesar, Cicero (Staatsdenken)
in: Klein: Staatsd., WBG 1966 (WdF 46)
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Plasberg, O.
Cicero in seinen Werken und Briefen
Darmstadt (WBG) 1962
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Seel, O.
Cicero. Wort, Staat, Welt
Stuttgart (Klett) 1967
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2807
Trassard, Francois, Royer, Sophie / Salles, Catherine
Leben im alten Griechenland.
Stuttgart 2005
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Vogt, J.
Cicero und Sallust über die Catilinarische Verschwörung
Darmstadt (WBG) 1966 [FfM 1938]
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