Vorsokratische Philosophie
(VS 22) Herakleitos
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Index der berücksichtigten Fragmente
(VS22B93)
Plut. de Pyth. or. 21 p.404D
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ὁ ἄναξ, οὗ τὸ μαντεῖόν ἐστι τὸ ἐν Δελφοῖς,
οὔτε λέγει οὔτε κρύπτει ἀλλὰ σημαίνει. |
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σημαίνειν
- ein Zeichen (Hinweis, Indiz) geben, andeuten |
3.
Gruppe (Logos-Lehre): 22 B123, 22
B 54, 22 B22, 22B18, 22B86, 22B107, 22 B 93,
22 B 101(7)
Obwohl in allen Gegenständen
anwesend, ist der Logos doch nicht immer aus der Oberfläche der Sache
greifbar, sondern "pflegt" sich zu verbergen, nämlich im
Innern der Sache; darum ist auch die "unsichtbare Fügung (einer
jeden Sache) fester als die offenbare" (22
B 54). Da der Logos (die innere Struktur, die Fügung) innerhalb
der Sache steckt, muss man diese erst in ihre Grundbestandteile zerlegen,
wenn es sich um einen Gegenstand handelt, oder aber denkend zerlegen und
analysierend, wenn es sich um einen Begriff oder ein Wort handelt. Der
in der Sache (gleich Apollon im Orakel) steckende Logos sagt weder alles,
noch verbirgt er alles, sondern deutet an, gibt ein σῆμα (σημαίνει) (22
B 93). Es obliegt den Menschen, die innere Physis einer jeden Sache
zu erfassen.
(VS22B94)
Plut. de exil. 11 p.604A
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Ἥλιος γὰρ οὐχ ὑπερβήσεται μέτρα· εἰ
δὲ μή, Ἐρινύες μιν Δίκης ἐπίκουροι ἐξευρήσουσιν. |
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ὁ (ἡ)
ἐπίκουρος - Helfer(in) | ἐξευρίσκειν - ausfindig machen |
(VS22B97)
Plut. an seni resp 7 p.787C
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κύνες γὰρ καταβαΰζουσιν, ὧν ἂν μὴ γινώσκωσι. |
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καταβαΰζω
τινός - belle jdn. an |
(VS22B101 | VS22B119 | VS22B115)
Plut. adv. Colot. 20.118C | Stob.Flor. IV 40,23 | Stob.Flor. I 189a
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ἐδιζησάμην ἐμεωυτόν>. - ἦθος ἀνθρώπῳ
δαίμων. - ψυχῆς ἐστι λόγος ἑαυτὸν αὔξων. |
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δίζημαι
- suchen, untersuchen, erforschen (bes. durch Befragen des Orakels)
| τὸ ἦθος - Wesen, Charakter, Eigenart, Individualität |
ὁ δαίμων - h.: Schicksal |
(VS22B103)
Porphyr. zu Ξ 200
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ξυνὸν γὰρ ἀρχὴ καὶ πέρας ἐπὶ κύκλου
περιφερείας |
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ἡ περιφέρεια
- Umfang (eines Kreises) |
(VS22B104)
Procl. in Alc. I p.525,21
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τίς γὰρ αὐτῶν νόος ἢ φρήν; δήμων ἀοιδοῖσι
πείθονται καὶ διδασκάλῳ χρείωνται ὁμίλῳ οὐκ εἰδότες ὅτι "οἱ
πολλοὶ κἀκοί, ὀλίγοι δὲ ἀγαθοί" |
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ἡ φρην
- Verstand | ὁ ὅμιλος - Menge, Masse |
(VS22B112)
Stob.Flor. I 178
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τὸ φρονεῖν ἀρετὴ μεγίστη, καὶ σοφίη
ἀληθέα λέγειν καὶ ποιεῖν κατὰ φύσιν ἐπαίοντας. |
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φρονεῖν
- denken, verständig sein (Hss.: σωφρονεῖν) ἡ φύσις
- Das Wesen der Dinge | ἐπαΐειν - hinhören auf etw.; sc.
<τῆς φύσεως> |
(VS22B114)
Stob.Flor. I 179
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ξὺν νόῳ λέγοντας ἰσχυρίζεσθαι χρὴ τῷ
ξυνῷ πάντων, ὅκωσπερ νόμῳ πόλις, καὶ πολὺ ἰσχυροτέρως. τρέφονται
γὰρ πάντες οἱ ἀνθρώπειοι νόμοι ὑπὸ ἑνὸς τοῦ θείου· κρατεῖ γὰρ
τοσοῦτον, ὁκόσον ἐθέλει καὶ ἐξαρκεῖ πᾶσι καὶ περιγίνεται. |
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ἰσχυρίζεσθαι
- sich stark machen, sich stützen auf | τὸ ξυνὸν πάντων -
das allen Gemeinsame (Wortspiel: ξὺν νῷ - ξυνῷ!) | ἐξαρκεῖν -
ausreichen, genügen; Genüge tun | περιγίγνεσθαι - überlegensein,
sich behaupten |
Zur Anerkennung der neuen
Logoslehre sollte auch die folgende (falsche) Schlussfolgerung dienen:
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Jedermann, der mit
Verstand reden (und tun) will, muss sich auf das stützen, was
allen (Bürgern) gemeinsam ist (so wie z.B. die Stadt auf ihr
Grundgesetz). Das Gemeinsame ist ein heiliges Prinzip, daher ist es
Pflicht, dem Gemeinsamen zu folgen.
-
Nun sehen wir, dass
der Logos allgemein gültig (ξυνός) ist. Folglich ist es Pflicht
der Menschen, nach dem Logos zu leben. Dies ist die einzige mögliche,
allgemein anerkannte Religionsweisheit (φρόνησις). Trotzdem benehmen
sich die meisten, als ob sie eine eigene, private Religionsweisheit
hätten.
Die Allanwesenheit, die
allgemeine Gültigkeit des Logos ist der Grund der Einheit dieser
Weltordnung: 1. im metaphysischen Sinn: alles ist eins (22
B 50), d.h. hinter der Pluralität der Welt besteht eine zugrundeliegende
Einheit aller Dinge; 2. im epistemologischen Sinn (22
B 89): Jene, die den Logos erkannt haben, werde so, wie die Erwachten,
eine Weltordnung besitzen: die Schlafenden wenden sich ein jeder in seine
eigene irreale Traumwelt ab
(VS22B123)
Themist. Or.5 p.69
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φύσις δὲ καθ’ Ἡράκλειτον κρύπτεσθαι
φιλεῖ |
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(VS22B125)
Theophr. de vertig.91
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καὶ ὁ κυκεὼν διίσταται <μὴ> κινούμενος. |
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ὁ
κυκεών - Mischtrank | διίστασθαι - auseinander treten, sich zersetzen |
Sententiae excerptae: Griech. zu "Heraklit" |