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Im selben Jahr erbat das
Volk der Cherusker von Rom einen König, nachdem es in inneren Kriegen sene Edlen
verloren hatte und nur noch ein Sprössling königlichen
Stammes übrig war, der sich Rom aufhielt und Italicus hieß. Er war ein Sohn des Flavus,
des Bruders des Arminius,
mütterlicherseits stammte der von Actumerus,
einem Fürsten der Chatten.
Er war von Gestalt ein schöner Mann und im Umgang mit Waffen
und Pferd nach heimischer und römischer Art wohlgeübt.
Der Kaiser stattete ihn also mit mit Geld aus, gab ihm eine Leibwache und ermahnte
ihn, den Ehrensitz bei seinem Volk hohen Sinnes einzunehmen. Er
sei der erste, der sich als gebürtiger Römer, nicht als
Geisel, sondern als Bürger auf einen ausländischen Thron
begebe. Anfangs war seine Ankunft den Germanen auch erfreulich;
man huldigte ihm und verehrte ihn, weil er, ohne in die Streitigkeiten
verwickelt zu sein, allen gleiche Gunst zuwendete; bald übte
er Leutseligkeit und Mäßigung, was dort nirgends Anstoß
erregt, bald - und noch häufiger - Trunkliebe und
wilde Lust, was bei Barbaren gefällt. Schon war sein Name bei
den Nachbarn, schon in weiterer Ferne groß geworden, als die,
denen die Parteiumtriebe Lust und Leben gewesen waren, seine Macht
beargwöhnten, sich zu den angrenzenden Völkern begaben
und hier beteuerten, Germanien werde seine alte Freiheit genommen,
während sich die römische Macht erhebe. Ob sich denn kein
Einheimischer finde, der den ersten Platz ausfüllen könne?
ob man durchaus den Abkömmling des Kundschaftreiters Flavus über alle zusammen erheben müsse? Umsonst stelle man den
Namen des Arminius obenan. Wäre auch dessen
Sohn im Feindesland aufgewachsen und auf ihren Thron gekommen,
- auch ihn habe man zu fürchten, weil er durch Verpflegung,
Unterwürfigkeit, Lebensweise und sonstigen Einfluss des Auslandes
angesteckt wäre. Sollte sich aber in Italicus seines Vaters Sinn herausstellen, so habe keiner feindseliger als
sein Vater gegen Vaterland und heimische Götter die Waffen
geführt.
(11,16)
Eodem anno Cheruscorum gens regem Roma petivit, amissis per interna
bella nobilibus et uno reliquo stirpis regiae, qui apud urbem habebatur
nomine Italicus. paternum huic genus e Flavo fratre Arminii, mater
ex Actumero principe Chattorum erat; ipse forma decorus et armis
equisque in patrium nostrumque morem exercitus. igitur Caesar auctum
pecunia, additis stipatoribus, hortatur gentile decus magno animo
capessere: illum primum Romae ortum nec obsidem, sed civem ire externum
ad imperium. ac primo laetus Germanis adventus atque eo, quod nullis
discordiis imbutus pari in omnis studio ageret, celebrari, coli,
modo comitatem et temperantiam, nulli invisa, saepius vinolentiam
ac libidines, grata barbaris, usurpans. iamque apud proximos, iam
longius clarescere, cum potentiam eius suspectantes, qui factionibus
floruerant, discedunt ad conterminos populos ac testificantur adimi
veterem Germaniae libertatem et Romanas opes insurgere. adeo neminem,
isdem in terris ortum, qui principem locum impleat, nisi exploratoris
Flavi progenies super cunctos attollatur? frustra Arminium praescribi:
cuius si filius hostili in solo adultus in regnum venisset, posse
extimesci, infectum alimonio, servitio, cultu, omnibus externis:
at si paterna Italico mens esset, non alium infensius arma contra
patriam ac deos penatis quam parentem eius exercuisse.
Durch diese und ähnliche
Reden brachten sie große Heerhaufen zusammen, und nicht geringere
folgten Italicus.
Denn nicht wider ihren Willen, erinnerte er, sei er ins Land eingefallen,
er sei berufen worden, weil er ja im Adel des Geschlechtes den andern
vorangehe. Sie sollten seine Tapferkeit auf die Probe stellen, ob
er sich seines Onkels Arminius,
seines Großvaters Actumerus würdig erweise. Auch seines Vaters brauche er sich nicht zu
schämen, dass er seinem Wort, das er mit Zustimmung der Germanen
den Römern gegebenen habe, nie untreu geworden sei. Das Wort
Freiheit schützen die zu Unrecht vor, die, selbst entartet,
dem Gemeinwesen verderblich, ihre Hoffnung nur auf Zwietracht gründeten.
Ein lebhaftes Beifallsgeschrei erhob sich daraufhin und in einer
für Barbaren großen Schlacht blieb der König Sieger.
Dann verfiel er von seinem Glück verführt in Übermut
und wurde vertrieben; mit Hilfe der Langobarden wurde er wieder eingesetzt, brachte aber im Guten wie im Schlechten
den Cheruskern nur
Zerrüttung ihres Wohlstandes.
(11,17)
His atque talibus magnas copias coegere, nec pauciores Italicum
sequebantur. non enim inrupisse ad invitos sed accitum memorabat,
quando nobilitate ceteros anteiret: virtutem experirentur, an dignum
se patruo Arminio, avo Actumero praeberet. nec patrem rubori, quod
fidem adversus Romanos volentibus Germanis sumptam numquam omisisset.
falso libertatis vocabulum obtendi ab iis, qui privatim degeneres,
in publicum exitiosi, nihil spei nisi per discordias habeant. adstrepebat
huic alacre vulgus; et magno <ut> inter barbaros proelio victor
rex, dein secunda fortuna ad superbiam prolapsus pulsusque ac rursus
Langobardorum opibus refectus per laeta per adversa res Cheruscas
adflictabat.
Zur selben Zeit machten die Chauken, da sie durch
keine innere Zwietracht abgelenkt und durch den Tod des Sanquinius,
solange Corbulo noch nicht da war, ermutigt waren, einen Einfall in Niedergermanien.
Ihr Anführer war Gannascus,
seiner Herkunft nach ein Canninefate,
der im römischen Hilfsheer gedient hatte, dann überlief
und mit leichten Schiffen, um Beute zu machen, besonders die Küsten
der Gallier ausplünderte, die er als reich und und unkriegerisch
kannte. Aber nachdem Corbulo die Provinz betreten hatte, entwickelte er eine ungemeine Tätigkeit,
die ihm bald auch zu großem Ruhm verhalf - eben in diesem
Feldzug legte er nämlich den Grund dazu, - führte
den Rhein hinunter Dreirudrer
und was er sonst an brauchbaren Schiffen auftreiben konnte, durch
Flussbette und Kanäle herbei, versenkte die feindlichen Kähne,
verjagte den Gannascus und führte, nachdem für die nächste Zeit die Ruhe
hergestellt war, die Legionen, die für Arbeit und Anstrengung
zu schlapp geworden waren und nur Lust zu plündern hatten,
zur alten Zucht zurück. Keiner durfte mehr auf dem Zug vom
Heer weggehen, noch ohne Geheiß sich in einen Kampf einlassen.
Feldposten, Wachen, Verrichtungen mussten bei Tag und bei Nacht
in voller Rüstung ausgeführt werden. Man erzählt,
ein Soldat sei, weil er ohne Schwert, ein anderer, weil er nur mit
einem Dolch bewaffnet schanzte, mit dem Tod bestraft worden. Das
wäre freilich übertrieben gewesen und ist vielleicht erfunden.
Doch hat diese Erfindung ihren Grund in der Strenge des Feldherrn,
und es lässt sich an ihr ablesen, wie ernst und unerbittlich
gegen schwere Vergehen der war, dem man so viel Härte auch
bei Unerheblichem zutraute.
(11,18)
Per idem tempus Chauci nulla dissensione domi et morte Sanquinii
alacres, dum Corbulo adventat, inferiorem Germaniam incursavere
duce Gannasco, qui natione Canninefas, auxiliare stipendium meritus,
post transfuga, levibus navigiis praedabundus Gallorum maxime oram
vastabat, non ignarus ditis et imbellis esse. at Corbulo provinciam
ingressus magna cum cura et mox gloria, cui principium illa militia
fuit, triremis alveo Rheni, ceteras navium, ut quaeque habiles, per aestuaria et fossas
adegit; luntribusque hostium depressis et exturbato Gannasco, ubi
praesentia satis composita sunt, legiones operum et laboris ignavas,
populationibus laetantis, veterem ad morem reduxit, ne quis agmine
decederet nec pugnam nisi iussus iniret. stationes vigiliae, diurna
nocturnaque munia in armis agitabantur; feruntque militem, quia
vallum non accinctus, atque alium, quia pugione tantum accinctus
foderet, morte punitos. quae nimia et incertum an falso iacta originem
tamen e severitate ducis traxere; intentumque et magnis delictis
inexorabilem scias, cui tantum asperitatis etiam adversus levia
credebatur.
Übrigens wirkte dieser
Schrecken auf unsere Truppen und den Feind verschieden. Wir festigten
unsere Tapferkeit, die Barbaren büßten an ihrem trotzigen
Mut ein. Auch das Volk der Friesen,
die seit der Empörung, die mit der Niederlage des Lucius Apronius begonnen hatte, feindselig oder doch nicht mehr recht zuverlässig
waren, stellte Geiseln und ließ sich in den von Corbulo angewiesenen Ländereien nieder. Er gab ihnen auch einen Senat,
Beamte und Gesetze. Damit sie nicht wieder ungehorsam würden,
richtet er eine feste Besatzung ein, nachdem er Leute ausgeschickt
hatte, die die Großchauken zur Unterwerfung verleiten und zugleich mit einer List gegen Gannascus vorgehen sollten. Die List gelang und war gegenüber einem treubrüchigen
Überläufer auch nicht unanständig. Aber dass er getötet
wurde, rief bei den Chauken Aufregung hervor und Corbulo streute damit den Samen der Empörung aus, für viele (in
Rom) eine frohe Kunde, für einzelne aber auch missliebig. Wozu
er nur den Feind reize? Gehe es schief, so falle der Schaden auf
das Gemeinwesen, gehe es gut, dann sei ein so ausgezeichneter Mann
eine Gefahr für den Frieden und für einen untätigen
Kaiser nur schwer erträglich. So untersagte denn auch Claudius neue Gewaltanwendung gegen die germanischen Provinzen und befahl
sogar, die Besatzungstruppe hinter den Rhein zurückzuziehen.
(11,19)
Ceterum is terror milites hostisque in diversum adfecit: nos virtutem
auximus, barbari ferociam infregere. et natio Frisiorum, post rebellionem clade L. Apronii
coeptam infensa aut male fida, datis obsidibus consedit apud agros
a Corbulone descriptos: idem senatum, magistratus, leges imposuit.
ac ne iussa exuerent, praesidium immunivit, missis, qui maiores
Chaucos ad deditionem pellicerent, simul Gannascum dolo adgrederentur.
nec inritae aut degeneres insidiae fuere adversus transfugam et
violatorem fidei. sed caede eius motae Chaucorum mentes, et Corbulo
semina rebellionis praebebat, ut laeta apud plerosque, ita apud
quosdam sinistra fama. cur hostem conciret? adversa in rem publicam
casura: sin prospere egisset, formidolosum paci virum insignem et
ignavo principi praegravem. igitur Claudius adeo novam in Germanias
vim prohibuit, ut referri praesidia cis Rhenum iuberet.
Schon war Corbulo daran, sein Lager auf dem feindlichen Boden aufzuschlagen, als ihm
das Schreiben überbracht wurde. So viel Verdruss sich ihm bei
der überraschenden Nachricht aufdrängte, - Furcht
vor dem Kaiser, Verachtung von Seiten der Barbaren, Verhöhnung
bei den Bundesgenossen, - ließ er doch nichts anderes
verlauten als: "Wie glücklich waren doch die alten Heerführer
Roms!" und gab das Zeichen zu Rückzug. Damit aber das
Heer nicht von Müßiggang befallen würde, zog er
zwischen Maas und Rhein einen Kanal von 23 Meilen, der es ermöglichte, den Unwägbarkeiten
des Ozeans zu entgehen.
Die Insignien des Triumphes jedoch gestattete ihm der Kaiser, wenn
er ihm auch den Krieg verweigert hatte.
(11,20)
Iam castra in hostili solo molienti Corbuloni eae litterae redduntur.
ille re subita, quamquam multa simul offunderentur, metus ex imperatore,
contemptio ex barbaris, ludibrium apud socios, nihil aliud prolocutus
quam "beatos quondam duces Romanos," signum receptui dedit.
ut tamen miles otium exueret, inter Mosam Rhenumque trium et viginti
milium spatio fossam perduxit, qua incerta Oceani vitarentur. insignia
tamen triumphi indulsit Caesar, quamvis bellum negavisset.
Nicht lange danach erlangte Curtius Rufus die selbe Ehre. Er hatte auf dem Gebiet der Mattiaker af der Suche nach Silberadern Schächte ausheben lassen, die
für kurze Zeit eine geringe Ausbeute lieferten. Aber die Legionen
kostete es ihre Opfer und Anstrengungen, dass sie Wasserleitungen
graben und unterirdisch Erdarbeiten verrichten mussten, die schon
im Freien beschwerlich sind. Wegen dieser Plackereien, und weil
man in mehreren Provinzen Ähnliches erduldete, verfassten die
Soldaten im Namen der Heere ein geheimes Schreiben, in dem sie den
Kaiser baten, er möge doch denen, die er mit einem Heer betraue,
die Insignien des Triumphes vorher schon verleihen.
Nec multo post Curtius Rufus eundem honorem
adipiscitur, qui in agro Mattiaco recluserat specus quaerendis venis
argenti; unde tenuis fructus nec in longum fuit: at legionibus cum
damno labor, effodere rivos, quaeque in aperto gravia, humum infra
moliri. quis subactus miles, et quia pluris per provincias similia
tolerabantur, componit occultas litteras nomine exercituum, precantium
imperatorem, ut, quibus permissurus esset exercitus, triumphalia
ante tribueret.
Deutsche Übersetzung
nach: Strodtbeck,
G.F. bearbeitet von E.Gottwein
Cornelius Taciuts, Ab excessu divi Augusti (Annalen), Textauswahl und Namensverzeichnis von Hans Haas, Einleitung von Karl Meister, 3. Aufl., durchgesehen von Egon Römisch
P. Cornelius Tacitus. Annalen und Historien in Ausw. hrsg. von Carl Stegmann.
Heft 1: Tiberus: Annalen I-VI nebst Ergänzungen aus Velleius, Sueton und Dio Cassius : Text m. Einl. (B. G. Teubners Schülerausgaben griechischer und lateinischer Schriftsteller).
Heft 2: Nero (Annalen XII-XVI : Historien I-V)
Auswahl aus den Schriften des P. Cornelius Tacitus. Mit Einleitung und Namensverzeichnis herausgegeben von Dr. Friedrich Wotke. Text und Kommentar.
9. Auflage von Dr. H. Malicsek