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Gaius Iulius Caesar

De bello Gallico 
(1,26-1,29)

 

Der Ausgang des Helvetierkrieges

Deutsche Übersetzung bearbeitet nach Baumstark

zu "Caesar" und "Baumstark"
3148
Baumstark, A.
Des Gaius Iulius Caesar Denkwürdigkeiten des Gallischen und des Bürgerkriegs, übersetzt von A. Baumstark
Stuttgart (Metzler) 1854
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Gallien

 

 
 (1,26,1) Ita ancipiti proelio diu atque acriter pugnatum est. diutius cum sustinere nostrorum impetus non possent, alteri se, ut coeperant, in montem receperunt, alteri ad impedimenta et carros suos se contulerunt. (2)  nam hoc toto proelio, cum ab hora septima ad vesperum pugnatum sit, aversum hostem videre nemo potuit. (3)  ad multam noctem etiam ad impedimenta pugnatum est, propterea quod pro vallo carros obiecerant et e loco superiore in nostros venientes tela coniciebant et nonnulli inter carros rotasque mataras ac tragulas subiciebant nostrosque vulnerabant. (4)  diu cum esset pugnatum, impedimentis castrisque nostri potiti sunt. ibi Orgetorigis filia atque unus e filiis captus est. (5)  ex eo proelio circiter milia hominum cxxx superfuerunt eaque tota nocte continenter ierunt. nullam partem noctis itinere intermisso in fines Lingonum die quarto pervenerunt, cum et propter vulnera militum et propter sepulturam occisorum nostri triduum morati eos sequi non potuissent. (6)  Caesar ad Lingonas litteras nuntiosque misit, ne eos frumento neve alia re iuvarent: qui si iuvissent, se eodem loco quo Helvetios habiturum. ipse triduo intermisso cum omnibus copiis eos sequi coepit.
(1)  Lange und heftig war diese Doppelschlacht. Als aber der Feind den Angriff der Römer nicht länger aushalten konnte, zogen sich die einen, wie vorher, auf die Anhöhe, die anderen (Boier und Tulinger) wendeten sich zum Gepäck und zu den Wagen; (2)  denn niemand konnte den Feind eigentlich fliehen sehen, obwohl die ganze Schlacht von ein Uhr nachmittags bis zum Abend gedauert hatte. (3)  Bis tief in die Nach hielt auch der Kampf bei dem Gepäck an, weil die Feinde ihre Wagen als einen Wall gegen die anrückenden Römer vorgeschoben hatten und von der Anhöhe herab Geschosse auf sie schleuderten. Manche schossen auch mit ihren leichten Wurfspießen zwischen den Wagen und Rädern durch und verwundeten Cäsars Leute. (4)  Erst nach langem Kampf bemächtigten sich die Römer des Gepäcks und des Lagers. Hier wurde die Tochter des Orgetorix und einer seiner Söhne gefangen; (5)  etwa 130.000 Feinde überlebten dieses Treffen. Diese zogen in der selben Nacht unablässig weiter, machten in den folgenden Nächten nie längeren Halt und kamen so am vierten Tag in das Gebiet der Lingonen, während die Römer wegen der Verwundeten, und um ihre Toten zu begraben, drei Tage auf der Stelle bleiben mussten, ohne sie verfolgen zu können. (6)  Durch schriftliche Befehle und mündliche Botschaften untersagte Cäsar den Lingonen, die Helvetier mit Getreide oder sonst wie zu unterstützen, und erklärte, wenn sie es doch täten, werde er sie gleich den Helvetiern als Feinde behandeln. Er selbst brach nach einer Unterbrechung von drei Tagen mit seinem ganzen Heer auf, um sie zu verfolgen.
 (1,27,1) Helvetii omnium rerum inopia adducti legatos de deditione ad eum miserunt. (2)  qui cum eum in itinere convenissent seque ad pedes proiecissent suppliciterque locuti flentes pacem petissent atque eos in eo loco, quo tum essent, suum adventum exspectare iussisset, paruerunt. (3)  eo postquam Caesar pervenit, obsides, arma, servos, qui ad eos perfugissent, poposcit. (4)  dum ea conquiruntur et conferuntur, nocte intermissa circiter hominum milia sex eius pagi, qui Verbigenus appellatur, sive timore perterriti, ne armis traditis supplicio adficerentur, sive spe salutis inducti, quod in tanta multitudine dediticiorum suam fugam aut occultari aut omnino ignorari posse existimarent, prima nocte e castris Helvetiorum egressi ad Rhenum finesque Germanorum contenderunt.
(1)  Die Helvetier schickten aus  Mangel an allem Gesandte zu Cäsar, um sich zu ergeben. (2)  Sie trafen ihn auf dem Marsch, warfen sich ihm zu Füßen und baten in demütigen Worten und unter Tränen um Frieden. Cäsar befahl, ihre Landsleute sollten an dem Ort, wo sie im Augenblick ständen, seine Ankunft erwarten; was auch geschah. (3)  Als er selbst dorthin kam, verlangte er von ihnen Geiseln, sowie ihre Waffen und alle römischen Sklaven, die etwa zu ihnen geflohen waren. (4)  Während man das alles zusammensuchte und zusammenschleppte, verließen mittlerweile etwa sechstausend Mann, die zum Stamm der Verbigener gehörten, beim Anbruch der Nacht das Lager der Helvetier und brachen gegen den Rhein und das germanische Gebiet auf. Dies taten sie entweder aus Furcht, nach der Auslieferung der Waffen von den Römern niedergehauen zu werden; oder die Hoffnung vollkommener Freiheit verleitete sie dazu, indem sie wähnen mochten, bei einer so großen Menge derer, die sich ergeben hatten, werde ihre Flucht entweder verborgen oder ganz unbemerkt bleiben.
 (1,28,1) Quod ubi Caesar resciit, quorum per fines ierant, his, uti conquirerent et reducerent, si sibi purgati esse vellent, imperavit; reductos in hostium numero habuit; (2)  reliquos omnes obsidibus, armis, perfugis traditis in deditionem accepit. (3)  Helvetios, Tulingos, Latobrigos in fines suos, unde erant profecti, reverti iussit et, quod omnibus frugibus amissis domi nihil erat, quo famem tolerarent, Allobrogibus imperavit, ut iis frumenti copiam facerent; ipsos oppida vicosque, quos incenderant, restituere iussit. (4)  id ea maxime ratione fecit, quod noluit eum locum, unde Helvetii discesserant, vacare, ne propter bonitatem agrorum Germani, qui trans Rhenum incolunt, suis finibus in Helvetiorum fines transirent et finitimi Galliae provinciae Allobrogibusque essent. (5)  Boios petentibus Haeduis, quod egregia virtute erant cogniti, ut in finibus suis conlocarent, concessit; quibus illi agros dederunt quosque postea in parem iuris libertatisque condicionem, atque ipsi erant, receperunt.
(1)  Als Cäsar dies erfuhr, befahl er denen, durch deren Gebiet sie gezogen waren, sie aufzubringen und zu ihm zurückzubringen, wenn man in seinen Augen nicht strafbar erscheinen wolle. Nachdem jene zurückgebracht waren, behandelte er sie als Feinde; (2)  die übrigen nahm er alle in seinen Schutz auf, nachdem man ihm Geiseln, Waffen und Überläufer übergeben hatte. (3)  Die Helvetier, Tulinger und Latobriger mussten auf seinen Befehl in ihre verlassene Heimat zurückkehren. Weil sie aber dort nach dem Verlust aller Früchte nichts vorrätig hatten, um ihren Hunger zu stillen, befahl er den Allobrogern, sie mit dem nötigen Getreide zu versorgen. Sie selbst mussten die Städte und Dörfer wieder herstellen, die sie verbrannt hatten. (4)  Dies verfügte Cäsar besonders deshalb, weil er nicht wollte, dass der von den Helvetiern verlassene Landstrich leer stehe, aus Furcht, es möchten die Germanen des rechten Rheinufers wegen der vorzüglichen Güte der Felder aus ihrer Heimat in das helvetische Gebiet ziehen und so Nachbarn des römischen Gallien und der Allobroger werden. (5)  Den Häduern erlaubte er auf ihre Bitte, die Boier wegen ihrer ausnehmenden und bewährten Tapferkeit in ihrem Gebiet anzusiedeln. Jene also gaben ihnen Felder und nahmen sie später in einerlei Verhältnis des Rechts und der Freiheit auf.
 (1,29,1) In castris Helvetiorum tabulae repertae sunt litteris Graecis confectae et ad Caesarem relatae, quibus in tabulis nominatim ratio confecta erat, qui numerus domo exisset eorum, qui arma ferre possent, et item separatim pueri, senes mulieresque. (2)  quarum omnium rerum summa erat capitum Helvetiorum milia ducenta sexaginta tria, Tulingorum milia xxxvi, Latobrigorum xiiii, Rauracorum xxiii, Boiorum xxxii; ex his, qui arma ferre possent, ad milia nonaginta duo. (3)  summa omnium fuerunt ad milia trecenta sexaginta octo. eorum, qui domum redierunt, censu habito ut Caesar imperaverat, repertus est numerus milium centum et decem.
(1)  Im Lager der Helvetier fanden sich Tafeln mit griechischer Schrift, die man Cäsar zustellte. Auf denselben war ausdrücklich berechnet, wie viel waffenfähige Männer Helvetien verlassen hatten; ebenso war die Anzahl der Knaben, der Greise und der Weiber besonders angegeben. (2)  Diese Berechnung belief sich für alles auf 263.000 Helvetier, 36.000 Tulinger, 14.000 Latobriger, 23.000 Rauraker, 32.000 Boier; die Zahl der Waffenfähigen betrug gegen 92.000. (3)  Im ganzen waren es 368.000 Köpfe. Die Anzahl derer, die in die Heimat zurückkehrten, betrug nach der Zählung, die auf Cäsars Befehl vorgenommen wurde, 110.000.
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Sententiae excerptae:
Lat. zu "Caes.Gall.1"
Literatur:
zu "Caes.Gall.1" und "Helvet"
1309
Gutenbrunner, S.
Ariovist und Caesar
in: Rh.Mus.96/1953,97-100
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zvab

3074
Jäkel, Werner
Der Auswanderungsplan der Helvetier. Interpretation zu Cesar BG. I 1-6
in: AU 1,1952, 4,40-57
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24
Krefeld, H. (Hg.)
Interpretationen lateinischer Schulautoren mit didaktischen Vorbemerkungen, unter Mitwirkung von,...
Frankfurt/M (Hirschgraben) 1968
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3216
Latacz, J.
Zu Caesars Erzählstrategie (BG.1,1-29: Helvetierfeldzug)
in: AU XXI 3/1978,54
booklooker
zvab

3270
Mensching, Eckart
Zu den Auseinandersetzungen um den Gallischen Krieg und die Considius-Episode (Caes.Gall.1,21-22).
in: Herm.112/1984, 53-65
booklooker
zvab

3243
Rüpke, J.
Gerechte Kriege.. Funktion der Götter in Caesars Helvetierfeldzug (BG.1)
in: AU XXXIII 5/1990,5
booklooker
zvab

3140
Stoessl, F.
Caesars Politik und Diplomatie im Helvetierkrieg
in: Schweiz.Beiträge z.allg.Gesch. 8,1950, S. 5ff.
booklooker
zvab

3139
Szidat, Joachim
Caesars diplomatische Tätigkeit im Gallischen Krieg
in: Hist. Einzelschriften 14, Steiner, Wiesbaden 1970
booklooker
zvab

3141
Täubler
Bellum Helveticum. Eine Cäsar-Studie
Zürich 1924
booklooker
zvab

3129
Walser, Gerold
Bellum Helveticum: Studien zum Beginn der Caesarischen Eroberung von Gallien
Stuttgart, Steiner, 1998
booklooker
zvab

3260
Wimmel, W.
Caesar und die Helvetier
in: Rh.Mus.123/1980,125/1982
booklooker
zvab


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