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Griechische Tempelarchitektur
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Inhalt | Einleitung | Vorzeit | Tempeltypen | Peripteros | Dor.Ordnung | Ion.Ordnung | Vergleich | Anhang

VERGLEICH DER SÄULENORDNUNGEN

Abschließend sollen die ionische und dorische Säulenordnung miteinander verglichen werden. Schon Vitruv verglich die dorische Säule mit der Proportionierung und Kraft des Mannes und die ionische Säule mit der Anmut und Schönheit der Frau (Vitruv IV, Kap.1). Entsprechendes lässt sich auch über die gesamten Ordnungen sagen.

So schreibt auch Gisela N. Richter in ihrem Handbuch der griechischen Kunst: "In der Gesamtwirkung ist die ionische Ordnung anmutiger und weniger massiv als die dorische." (Handbuch der griechischen Kunst, S. 33 oben).

Diese Aussage lässt sich nun leicht belegen. Die ionischen Säulen sind in Relation zu ihrem U.D wesentlich höher als die dorischen. Diese Schlankheit wird zusätzlich durch die größere Zahl von Kanneluren und den damit verbundenen stärkeren Licht- und Schattenkontrasten betont, was die Rundung der Säule besser sichtbar macht und die Aufwärtsbewegung unterstützt. Die monumentale Ruhe der dorischen Tempel kann die ionische Ordnung aufgrund dieser Betonung nicht erreichen. Auch das ionische Gebälk ist insgesamt leichter und mutiger. Der massive, lastende dorische Architrav wird durch die Unterteilung in Faszien gebrochen und verliert seinen geschlossenen Eindruck auf den Beschauer. Das ionische Gebälk wird durch mannigfaltige dekorative Leisten aufgelockert und ist besonders in der kleinasiatischen, kaum dorisch beeinflussten Form kleinteiliger. So stehen sich z.B. der Triglyphenfries und der Zahnschnitt gegenüber. Fehlt zudem auch noch das Satteldach, so werden diese Eindrücke zusätzlich verstärkt.

Die Entwicklung der Proportionen innerhalb der Ordnungen verläuft in beiden Stilrichtungen ähnlich. In der Archaik wird die Monumentalität der dorischen Ordnung durch wuchtige und stämmige Säulen mit einem mächtigen Gebälk betont. In der Klassik wird diese starke Betonung reduziert. Bei den ionischen Säulen wird in Frühzeit und Archaik die Anmut und Schlankheit der Säulen herausgehoben. Das Gebälk tritt hinter die hohen Säulen zurück. Auch diese Hervorhebung wird in der Klassik aufgehoben. Die Klassik bewirkt außerdem in beiden Ordnungen eine Straffung der Glieder, so werden die in beiden Säulenordnungen, besonders in der Frühzeit, weit ausladenden Kapitelle näher an die Säule gerückt.

Zuletzt ist die ionische Ordnung vielfältiger als die dorische. Wie schon gezeigt wurde, existieren verschiedene Varianten.

Die Tempelarchitektur der Griechen ist jedoch nicht nur vom archäologischem Standpunkt aus interessant, denn ihre Bedeutung ist auch heute noch ungebrochen. Das griechische Proportionsempfinden, welches sich besonders in den griechischen Tempeln spiegelt, bestimmt, bedingt durch die Renaissance, noch heute unser ästhetisches Empfinden. Die zeitlosen Ideale der Tempelarchitektur, verwirklicht in beiden Säulenordnungen, sind in unserer heutigen Zeit noch gültig.

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