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Gaius Plinius Caecilius Secundus

Epistulae
Buch 1

 

 
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(1,1) C. PLINIUS SEPTICIO <CLARO> SUO S.
AN
SEPTICIUS (CLARUS)
(1) Frequenter hortatus es, ut epistulas, si quas paulo curatius scripsissem, colligerem publicaremque. Collegi non servato temporis ordine - neque enim historiam componebam -, sed ut quaeque in manus venerat. (2) Superest, ut nec te consilii nec me paeniteat obsequii. Ita enim fiet, ut eas, quae adhuc neglectae iacent, requiram et, si quas addidero, non supprimam. Vale.
(1) Schon oft hast du mich ermuntert, meine etwas sorgfältiger geschriebenen Briefe zu sammeln und zu veröffentlichen. Ich habe sie gesammelt, allerdings nicht in zeitlicher Anordnung - ich wollte ja keine Geschichte schreiben -, sondern wie mir jeder unter die Hand kam. (2) Es bleibt zu hoffen, dass du deinen Rat, ich meine Bereitschaft nicht bereue. Nur so wird es mir möglich sein, auch die noch zu sammeln, die ich bisher unbeachtet liegen ließ, und die nicht zu unterdrücken, die ich vielleicht noch schreibe. Lebe wohl!

 

(1,6) C. PLINIUS CORNELIO TACITO SUO S.
AN
CORNELIUS TACITUS
(1) Ridebis, et licet rideas. Ego, ille quem nosti, apros tres et quidem pulcherrimos cepi. "Ipse?" inquis. Ipse; non tamen ut omnino ab inertia mea et quiete discederem. Ad retia sedebam; erat in proximo non venabulum aut lancea, sed stilus et pugillares; meditabar aliquid enotabamque, ut si manus vacuas, plenas tamen ceras reportarem. (2) Non est, quod contemnas hoc studendi genus; mirum est, ut animus agitatione motuque corporis excitetur; iam undique silvae et solitudo ipsumque illud silentium, quod venationi datur, magna cogitationis incitamenta sunt. (3) Proinde cum venabere, licebit auctore me, ut panarium et lagunculam sic etiam pugillares feras: experieris non Dianam magis montibus quam Minervam inerrare. Vale.
(1) Du wirst lachen, lache nur! Ich, den du kennst, habe drei Wildschweine gefangen, und zwar Prachtexemplare. "Du selbst?" fragst du? - Ich selbst, ohne jedoch ganz aus meiner geruhsamen Muße zu treten. Ich saß bei den Netzen. Neben mir nicht Jagdspieß oder Speer, sondern Griffel und Schreibtafel; ich durchdachte etwas und schrieb es nieder, um, wenn auch mit leerer Hand, so doch mit voller Tafel heimzukommen. (1) Diese Art zu studieren darfst du mir nicht verachten! Durch die Anstrengung und Bewegung wird der Geist wunderbar angeregt. Dann - ringsum der Wald, die Einsamkeit und die Stille selbst, die man auf die Jagd verwendet, all das fördert mächtig das Denken. (3) Folge also, wenn du jagst, meinem Rat und nehme nicht nur Speisekorb und Flasche, sondern auch deine Schreibtafel mit! Du wirst die Erfahrung machen, dass Minerva nicht weniger durch die Berge schweift als Diana. Lebe wohl!

 

(1,9) C. PLINIUS MINICIO FUNDANO SUO S.
AN
MINICIUS FUNDANUS
(1) Mirum est, quam singulis diebus in urbe ratio aut constet aut constare videatur, pluribus iunctisque non constet. (2) Nam si quem interroges "Hodie quid egisti?", respondeat: "Officio togae virilis interfui, sponsalia aut nuptias frequentavi, ille me ad signandum testamentum, ille in advocationem, ille in consilium rogavit." (3) Haec quo die feceris, necessaria, eadem, si cotidie fecisse te reputes, inania videntur, multo magis, cum secesseris. Tunc enim subit recordatio: "Quot dies quam frigidis rebus absumpsi!"
(1) Es ist seltsam, wie in der Stadt für jeden einzelnen Tag die Rechnung stimmt oder zu stimmen scheint, aber nicht stimmt, wenn man mehrere zusammennimmt. (2) Denn fragt man einen: "Was hast du heute getan?" antwortet er wohl: "Ich wohnte pflichtgemäß der Anlegung einer Männertoga bei, ich habe eine Verlobung oder eine Hochzeit besucht; dieser bat mich als Zeugen zu einem Testament, jeder als Beistand vor Gericht und jener suchte meinen Rat." (3) Alles dies ist notwendig, wenn man es tut; wenn man aber bedenkt, dass man es alle Tage tut, so erscheint es sinnlos, besonders wenn man sich aus der Stadt zurückgezogen hat. Dann erst wird einem bewusst: "Wie viele Tage habe ich doch mit wie frostigen Dingen hingebracht!"
(4) Quod evenit mihi, postquam in Laurentino meo aut lego aliquid aut scribo aut etiam corpori vaco, cuius fulturis animus sustinetur. (5) Nihil audio, quod audisse, nihil dico, quod dixisse paeniteat; nemo apud me quemquam sinistris sermonibus carpit, neminem ipse reprehendo, nisi tamen me, cum parum commode scribo; nulla spe nullo timore sollicitor, nullis rumoribus inquietor: mecum tantum et cum libellis loquor. (6) O rectam sinceramque vitam! O dulce otium honestumque ac paene omni negotio pulchrius! O mare, o litus, verum secretumque μουσεῖον, quam multa invenitis, quam multa dictatis! (7) Proinde tu quoque strepitum istum inanemque discursum et multum ineptos labores, ut primum fuerit occasio, relinque teque studiis vel otio trade. (8) Satius est enim, ut Atilius noster eruditissime simul et facetissime dixit, otiosum esse quam nihil agere. Vale.
(4) So geht es mir, wenn ich auf meinem Laurentinum etwas lese oder schreibe oder auf meinen Körper Zeit verwende, den der Geist zu seiner Unterstützung braucht. (5) Ich höre nichts, was mich gehört zu haben, ich sage nichts, was mich gesagt zu haben reut. Keiner setzt jemanden vor mir mit böswilligem Gerede herab, ich selbst tadele keinen außer mir, wenn ich nicht geschickt genug schreibe; keine Hoffnung, keine Furcht plagt mich, kein Geschwätz regt mich auf: nur mit mir und meinen Büchern rede ich. (6) O du reines, unverfälschtes Leben! O du süße, ehrenhafte Muße, fast schöner als jedes Geschäft! O Meer, o Küste! Du wahrhafter und heimlicher Musensitz! Wie vieles lasst ihr mich finden, lasst ihr mich schreiben! (7) Darum verlasse auch du bei erster Gelegenheit diesen Lärm, dieses nutzlose Herumrennen, diese abgeschmackte Geschäftigkeit und ergib dich der Wissenschaft oder der Muße! (8) Denn besser ist es, wie unser Atilius so gelehrt wie witzig sagte, der Muße zu leben als nichts zu tun! Lebe wohl!

 

(1,10) C. PLINIUS ATTIO CLEMENTI SUO S.
AN
ATTIUS CLEMENS
(1) Si quando urbs nostra liberalibus studiis floruit, nunc maxime floret. (2) Multa claraque exempla sunt; sufficeret unum, Euphrates philosophus.
(1) Wenn je die freien Wissenschaften in unserer Stadt blühten, so blühen sie jetzt aufs schönste. (2) Von den vielen glänzenden Beispielen genügt eines: der Philosoph Euphrates.
Hunc ego in Syria, cum adulescentulus militarem, penitus et domi inspexi, amarique ab eo laboravi, etsi non erat laborandum. Est enim obvius et expositus, plenusque humanitate, quam praecipit. (3) Atque utinam sic ipse, quam spem tunc ille de me concepit, impleverim, ut ille multum virtutibus suis addidit! aut ego nunc illas magis miror, quia magis intellego. (4) Quamquam ne nunc quidem satis intellego; ut enim de pictore scalptore fictore nisi artifex iudicare, ita nisi sapiens non potest perspicere sapientem.
Diesen lernte ich in Syrien, als ich dort in meiner Jugend Kriegsdienst tat, eindringlich, nämlich in seinem Hause kennen. Ich bemühte mich, seine Zuneigung zu gewinnen, auch wenn das nicht mühsam war; denn er ist offen, zuvorkommend und besitzt in Fülle die Humanität, die er lehrt. (3) Hoffentlich habe ich selbst die Hoffnung, die jener damals von mir hegte, so erfüllt, wie er selbst seine Vorzüge weiter ausgebildet hat! Vielleicht bewundere ich sie jetzt noch mehr, weil ich sie besser verstehe. (4) Und doch verstehe ich sie auch jetzt noch nicht genug. Denn wie einen Maler, Gemmenschneider, Bildhauer nur ein Künstler zu würdigen versteht, so kann einen Weisen nur ein Weiser durchschauen.
(5) Quantum tamen mihi cernere datur, multa in Euphrate sic eminent et elucent, ut mediocriter quoque doctos advertant et afficiant. Disputat subtiliter graviter ornate, frequenter etiam Platonicam illam sublimitatem et latitudinem effingit. Sermo est copiosus et varius, dulcis in primis, et qui repugnantes quoque ducat impellat. (6) Ad hoc proceritas corporis, decora facies, demissus capillus, ingens et cana barba; quae licet fortuita et inania putentur, illi tamen plurimum venerationis acquirunt. (7) Nullus horror in cultu, nulla tristitia, multum severitatis; reverearis occursum, non reformides. Vitae sanctitas summa; comitas par: insectatur vitia non homines, nec castigat errantes sed emendat. Sequaris monentem attentus et pendens, et persuaderi tibi, etiam cum persuaserit, cupias.
(5) So viel jedoch mir zu sehen vergönnt ist, besitzt Euphrates so viele herausragende und glänzende Eigenschaften, dass sie auch weniger Gelehrte anziehen und einnehmen müssen. Er redet mit Scharfsinn, Würde und Geschmackt; oft erreicht er sogar jene bekannte Erhabenheit und Gedankenfülle Platons. Seinen Vortrag kennzeichnen Reichtum und Abwechslung und besonders so viel Anmut, dass er sogar seine Gegener anzieht und hinreißt. (6) Hinzu kommt sein hoher Wuchs, sein schönes Gesicht, sein langes Haar, sein großer grauer Bart: scheinbar zufällige und unbedeutende Dinge, die ihn jedoch höchst ehrwürdig machen. (7) Nichts Abschreckendes in seinem Äußeren, nichts Finsteres, großer Ernst; seine Nähe flößt Achtung, nicht Furcht ein; seine Sitten so rein als liebenswürdig. Er verfolgt das Laster, nicht den Menschen; die Verirrten züchtigt er nicht, sondern bessert sie. Seinen Mahnungen folgt man mit gespannter Aufmerksamkeit und wünscht, noch immer überzeugt zu werden, wenn man es schon ist.
(8) Iam vero liberi tres, duo mares, quos diligentissime instituit. Socer Pompeius Iulianus, cum cetera vita tum vel hoc uno magnus et clarus, quod ipse provinciae princeps inter altissimas condiciones generum non honoribus principem, sed sapientia elegit.
(8) Er hat drei Kinder, zwei Knaben, die er sehr sorgfältig erzieht. Sein Schwiegervater, Pompeius Iulianus, ist durch sein ganzes Leben, besonders aber dadurch groß und ausgezeichnet, dass er als der erste Mann in der Provinz unter den glänzendsten Bewerbungen nicht den vornehmsten an Rang, sondern an Weisheit zum Tochtermann auswählte.
(9) Quamquam quid ego plura de viro, quo mihi frui non licet? An ut magis angar, quod non licet? Nam distringor officio, ut maximo sic molestissimo: sedeo pro tribunali, subnoto libellos, conficio tabulas, scribo plurimas sed illitteratissimas litteras. (10) Soleo non numquam - nam id ipsum quando contingit! - de his occupationibus apud Euphraten queri. Ille me consolatur, affirmat etiam esse hanc philosophiae et quidem pulcherrimam partem, agere negotium publicum, cognoscere, iudicare, promere et exercere iustitiam, quaeque ipsi doceant in usu habere. (11) Mihi tamen hoc unum non persuadet, satius esse ista facere quam cum illo dies totos audiendo discendoque consumere.
(9) Doch was rede ich noch länger von einem Mann, dessen Umgang ich nicht genießen kann? Etwa um mich noch mehr zu grämen, dass ich es nicht kann? Ein ebenso wichtiges wie mühseliges Amt beschäftigt mich ganz und gar: Da sitze ich zu Gericht, unterzeichne Schriften, erstelle Rechnungen, schreibe eine Menge Briefe, aber ganz unwissenschaftliche. (10) Manchmal - doch wie selten glückt mir selbst dies - beklage ich mich bei Euphrates über diese Beschäftigungen. Er tröstet mich, behauptet, das gehöre auch zur Philosophie und sei ihr schönster Teil: Staatsgeschafte zu treiben, zu untersuchen, zu richten, die Gerechtigkeit zu pflegen und zu handhaben, und das auszuführen, was die Philosophen lehren. (11) Allein davon aber kann er mich nicht überzeugen, dass es besser sei, diese Dinge zu treiben, als bei ihm ganze Tage mit Hören und Lernen zuzubringen.
Quo magis te, cui vacat, hortor, cum in urbem proxime veneris - venias autem ob hoc maturius -, illi te expoliendum limandumque permittas. (12) Neque enim ego, ut multi, invideo aliis bono, quo ipse careo, sed contra: sensum quendam voluptatemque percipio, si ea, quae mihi denegantur, amicis video superesse. Vale.
Um so mehr aber rate ich dir, der du Muße hast, sobald du in die Stadt kommst - und komme deshalb um so eher! - dich ihm zur Ausbildung und Verfeinerung zu überantworten. (12) Denn ich missgönne anderen nicht, wie viele sonst, ein Gut, das ich entbehre. Im Gegenteil: ich empfinde gewissermaßen Genuss und Vergnügen, wenn ich sehe, dass das, was mir versagt ist, meinen Freunden zuteil wird. Lebe wohl!

 

Übersetzung: auf der Grundlage von C.F.A. Schott

 

Sententiae excerptae:
Lat. zu "Plin" und "epist.1,"
Literatur:
zu "Plin" und "epist.1,"
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