Nos personalia non concoquimus. Nostri consocii (Google, Affilinet) suas vias sequuntur: Google, ut intentionaliter te proprium compellet, modo ac ratione conquirit, quae sint tibi cordi. Uterque consocius crustulis memorialibus utitur. Concedis, si legere pergis.
De Catilinae coniuratione Die Catilinarische Verschwörung 1-4 Prooemium
Das Prooemium
Das Prooemium zeigt die Gedankenführung Sallusts vom Allgemeinen zum Besonderen
Das menschliche Dasein erhöht durch gloria Rang und Sinn.
Dazu stehen entsprechend dem menschlichen Dualismus von Geist und Körper zwei Möglichkeiten zur Verfügung, doch nur der Ruhm geistiger Leistung ist dauerhaft.
Die Unsicherheit des geschichtlichen Lebens beruht darauf, dass die beim Machtgewinn bewiesene Geisteskraft der politischen Führer im Frieden erschlafft und dieser sittliche Verfall die Umwälzung nach sich zieht.
Sich durch Leistung einen Namen zu machen ist die einzige Möglichkeit zu überleben. Wege dorthin:
Laufbahn des Redners und Staatsmanns,
Verdienste in Krieg und Frieden,
Das Unternehmen der Geschichtsschreibung (am schwierigsten).
Im Anschluss daran kennzeichnet Sallust in einer persönlichen Wendung seinen eigenen Weg zur Geschichtsschreibung.
Griechisches (platonisches) Gedankengut im Prooemium:
menschlicher Dualismus,
Beispiele aus der Geschichte,
Formulierung der persönlichen politischen Erfahrung.
Römische Lebensanschauung:
Res publica als Lebensmitte,
Gloria als Grundlage höherer Existenz,
Forderung nach praktischer virtus des Politikers,
Bewertung der Geschichtsschreibung als vollwertiger Leistung (negotium).
Aus dem allgemeinen Inhalt seiner Arbeit, der Geschichte des römischen Volkes greift Sallust als Sonderthema seiner Monographie die Catilinarische Verschwörung heraus. Begründet ist dies in der EInzigartigkeit des Ereignisses (nach Verbrechen und Gefahr).
(1) Omnis homines, qui sese student praestare ceteris animalibus, summa ope niti decet, ne vitam silentio transeant veluti pecora, quae natura prona atque ventri oboedientia finxit. (2) sed nostra omnis vis in animo et corpore sita est: animi imperio, corporis servitio magis utimur; alterum nobis cum dis, alterum cum beluis commune est. (3) quo mihi rectius videtur ingeni quam virium opibus gloriam quaerere et, quoniam vita ipsa, qua fruimur, brevis est, memoriam nostri quam maxume longam efficere. (4) nam divitiarum et formae gloria fluxa atque fragilis est, virtus clara aeternaque habetur.
I (1) Für alle Menschen, die sich bemühen, über den übrigen Lebewesen zu stehen, ist es Pflicht, mit aller Macht darum zu ringen, nicht unbemerkt durch das Leben zu wandeln, gerade wie das Vieh, das die Natur so geschaffen hat, dass es nur vornüber blickt und dem Bauche frönt. (2) Unser Wesen aber besteht aus Geist und Leib. Richtiger ist in uns der Geist der Herr, der Leib der Knecht: jenen haben wir von den Göttern, diesen mit den Tieren gemeinsam. (3) Deshalb halte ich es für besser, durch geistige als durch sinnliche Mittel Ruhm zu erstreben, das heißt, weil das uns verliehene Leben selbst kurz ist, der Erinnerung an uns eine möglichst lange Dauer zu verschaffen. (4) Denn der Ruhm von Reichtum und Schönheit ist schillernd und vergänglich, an der Tugend hat etwas in ewiger Klarheit Glänzendes.
(5) Sed diu magnum inter mortalis certamen fuit, vine corporis an virtute animi res militaris magis procederet. (6) nam et prius quam incipias consulto, et ubi consulueris mature facto opus est. (7) ita utrumque per se indigens alterum alterius auxilio eget.
(5) Lange freilich war unter den Menschen gewaltiger Streit, ob das Glück im Krieg mehr von der Körperkraft oder von der Geistestüchtigkeit bedingt sei. (6) Natürlich: ehe man handelt tut überlegter Rat Not, hat man beraten, rasches Handeln. (7) Also ist beides für sich allein unzulänglich. Das eine braucht des anderen Hilfe.
(1) igitur initio reges ‑ nam in terris nomen imperi id primum fuit ‑ divorsi pars ingenium, alii corpus exercebant: etiam tum vita hominum sine cupiditate agitabatur; sua quoi que satis placebant. (2) postea vero quam in Asia Cyrus, in Graecia Lacedaemonii et Athenienses coepere urbis atque nationes subigere, lubidinem dominandi causam belli habere, maxumam gloriam in maxumo imperio putare, tum demum periculo atque negotiis conpertum est in bello plurumum ingenium posse. (
3) quod si regum atque imperatorum animi virtus in pace ita ut in bello valeret, aequabilius atque constantius sese res humanae haberent, neque aliud alio ferri neque mutari ac misceri omnia cerneres. (4) nam imperium facile iis artibus retinetur, quibus initio partum est. (
5) verum ubi pro labore desidia, pro continentia et aequitate lubido atque super bia invasere, fortuna simul cum moribus inmutatur. (6) ita imperium semper ad optumum quemque a minus bono transfertur. (7) Quae homines arant, navigant, aedificant, virtuti omnia parent. (8) sed multi mortales, dediti ventri atque somno, indocti incultique vitam sicuti peregrinantes transigere; quibus profecto contra naturam corpus voluptati, anima oneri fuit. eorum ego vitam mortemque iuxta aestumo, quoniam de utraque siletur. (9) verum enim vero is demum mihi vivere atque frui anima videtur, qui aliquo negotio intentus praeclari facinoris aut artis bonae famam quaerit.
II (1) Im Anfang förderten denn die Könige - dies war der erste Herrschertitel auf Erden - in entgegengesetzter Weise die einen das Geistige, de andren das Leibliche. Noch lebten die Menschen ohne Begehrlichkeit, jeder war mit dem Seinen zufrieden. (2) Seitdem aber in Asien Kyros, in Griechenland die Lakedaimonier und Athener das Beispiel gegeben hatten, Städte und Völker zu unterjochen, die Lust zu gebieten als Ursache zum Krieg zu nehmen, den größten Ruhm in die größte Herrschaft zu setzen, da erst machte man durch Gefahr und Not die Erfahrung, dass der Geist im Krieg den Ausschlag gibt. (3) Würde nun die Geistesenergie der Könige und Befehlshaber ebenso im Frieden wie im Krieg aushalten, so wären die Verhältnisse in der Menschenwelt fester und unveränderlicher, man würde nicht immer jedes an einen anderen Platz gerückt, nicht immer alles durcheinander geworfen und gewandelt sehen. (4) Denn leicht wird die Macht mit den Grundsätzen, mit denen sie zuerst gewonnen wurde, auch behauptet. (5) Wo aber freilich Tätigkeit durch Faulhaut, Selbstbeherrschung und Billigkeit durch Genusssucht und Launenhaftigkeit verdrängt sind, da wandelt sich mit den Sitten zugleich das Glück - (6) und die Macht fällt vom weniger Tüchtigen immer dem Tüchtigsten zu. (7) Alles Ackern, Schiffen, Bauen der Menschen ist durch die Geisteskraft bedingt. (8) Aber viele Sterbliche sind, indem sie dem Bauch und dem Schlaf frönen, ohne Geistes- und Herzensbildung, gerade wie durch ein fremdes Land, so durch ihr Leben gewandelt; Ihnen war - wahrlich ganz widernatürlich - der Leib Freude, die Seele Bürde. Ihr Leben und ihr Sterben wiegt bei mir gleich viel, weil von beidem niemand spricht. (9) In der Tat lebt aber nach meiner Überzeugung, das heißt, genießt sein Leben nur derjenige, der unter einiger Mühe mit Energie den Ruhm einer herrlichen Tat oder einer edlen Kunst erstrebt.
(1) Sed in magna copia rerum aliud alii natura iter ostendit. pulchrum est bene facere rei publicae, etiam bene dicere haud absurdum est; vel pace vel bello clarum fieri licet; et qui fecere et qui facta aliorum scripsere, multi laudantur. (2) ac mihi quidem, tametsi haudquaquam par gloria sequitur scriptorem et auctorem rerum, tamen in primis arduom videtur res gestas scribere: primum quod facta dictis exequenda sunt; dein quia plerique, quae delicta reprehenderis, malevolentia et invidia dicta putant, ubi de magna virtute atque gloria bonorum memores, quae sibi quisque facilia factu putat, aequo animo accipit, supra ea veluti ficta pro falsis ducit.
III (1) Doch bei der reichen Fülle des Lebens weist die Natur jeden auf einen anderen Weg. Schön ist's, ein guter Staatsmann zu sein, auch ein guter Redner zu sein, steht wohl an; im Krieg wie im Frieden kann man berühmt werden. Sowohl von denen, die Taten vollbracht, als auch von denen, die Taten anderer aufgeschrieben haben, werden viele gepriesen. (2) Wird nun auch nicht gleicher Ruhm dem Darsteller wie dem Helden der Geschichte zuteil, so erachte ich es doch für äußerst gewagt, Geschichte zu schreiben; erstens, weil durch Worte ein vollkommen lebendig treues Bild von Taten zu geben ist, zweitens, weil die meisten von dem, was man als Vergehen tadelt, annehmen, es sei aus Böswilligkeit und Hass erwähnt, wenn man aber von großer Tugend und Ruhmestat edler Menschen berichtet, jeder nur das ohne weiteres hinnimmt, was er auch für sich selbst für leicht ausführbar hält, was aber darüber hinausgeht, für erdichtet und falsch erklärt.
(3) Sed ego adulescentulus initio, sicuti plerique, studio ad rem publicam latus sum, ibique mihi multa advorsa fuere. nam pro pudore, pro abstinentia, pro virtute audacia, largitio, avaritia vigebant. (4) quae tametsi animus aspernabatur insolens malarum artium, tamen inter tanta vitia inbecilla aetas ambitione conrupta tenebatur; (5) ac me, quom ab relicuorum malis moribus dissentirem, nihilo minus honoris cupido eadem, quae ceteros, fama atque invidia vexabat.
(3) Ich nun wurde als ganz junger Mann wie die meisten zuerst aus Neigung in das Staatsleben getrieben; in diesem aber war mir vieles widerwärtig. Denn nicht Gewissen, nicht Redlichkeit, nicht Geisteskraft, nur Frechheit, Bestechungslust, Habsucht galten. (4) Und wenn sich auch mein Herz, schlechter Praktiken ungewohnt, von alle dem fernhielt, so hielt doch trauriger Ehrgeiz meine zum Widerstand unfähige Jugend in dem so lasterhaften Leben fest; (5) und so brachte mich, obgleich ich die sonstigen schlechten Gewohnheiten verschmähte, doch dasselbe Trachten nach Ehre und der selbe böse Ruf wie alle anderen ins Unglück.
(1) igitur ubi animus ex multis miseriis atque periculis requievit et mihi relicuam aetatem a re publica procul habendam decrevi, non fuit consilium socordia atque desidia bonum otium conterere, neque vero agrum colundo aut venando, servilibus officiis, intentum aetatem agere; (
2) sed a quo incepto studioque me ambitio mala detinuerat, eodem regressus statui res gestas populi Romani carptim, ut quaeque memoria digna videbantur, perscribere, eo magis, quod mihi a spe, metu, partibus rei publicae animus liber erat. (3) Igitur de Catilinae coniuratione, quam verissume potero, paucis absolvam; (4) nam id facinus in primis ego memorabile existumo sceleris atque periculi novitate. (5) de quoius hominis moribus pauca prius explananda sunt, quam initium narrandi faciam.
IV (1) Als nun mein Herz nach vielen Leiden und Gefahren Ruhe gewonnen und ich den Entschluss gefasst hatte, für meine ganze übrige Lebenszeit mich dem Staatsleben völlig zu entziehen, war es nicht meine Absicht, kopflos und faul die schöne Muße zu vergeuden, aber auch nicht mit Ackerbau und Jagd, Verrichtungen für Sklaven, voll Unruhe meine Zeit hinzubringen, (2) sondern ich nahm mir vor, zu meinem erwählten Lieblingsberuf, von dem mich der böse Ehrgeiz abgebracht hatte, zurückzukehren und die Geschichte des römischen Volkes zu schreiben, und zwar in Auswahl, was mir jeweils als das Denkwürdigste erschien; um so mehr als ich innerlich frei war von Hoffnungen, Befürchtungen und staatlichen Parteiinteressen. (3) So will ich denn von der Verschwörung des Catilina möglichst wahrheitsgetreu kurz aber vollständig berichten. (4) Denn diese Tat halte ich wegen ihrer Ruchlosigkeit und Gefährlichkeit für eine der denkwürdigsten. (5) Doch ehe ich mit der Erzählung beginne, muss ich über den Charakter dieses Menschen einigen Aufschluss geben.