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Publius Ovidius Naso

METAMORPHOSES - Verwandlungen

LIBER VI - lateinisch - deutsch

2. Niobe (6,146-312)

 
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Lydia tota fremit, Phrygiaeque per oppida facti
rumor it et magnum sermonibus occupat orbem.
ante suos Niobe thalamos cognoverat illam,
tum cum Maeoniam virgo Sipylumque colebat;
Durch ganz Lydien geht und Phrygiens Städte die Kunde
Solchen Geschicks und erfüllt mit Gerede die Weite der Länder.
Niobe hatte gekannt die Gewandelte vor der Vermählung,
Als in Maionien noch am Sipylos wohnte die Jungfrau.
nec tamen admonita est poena popularis Arachnes,
cedere caelitibus verbisque minoribus uti.
multa dabant animos; sed enim nec coniugis artes
nec genus amborum magnique potentia regni
sic placuere illi, quamvis ea cuncta placerent,
Doch nicht ward sie gemahnt von der Strafe der Landesgenossin,
Himmlischen nachzustehn und minder vermessen zu reden.
Vieles erweckte den Stolz; doch weder die Künste des Gatten,
Noch ihr beider Geschlecht und die Größe des mächtigen Reiches
Freueten so ihr Gemüt, obwohl das alles sie freute,
ut sua progenies; et felicissima matrum
dicta foret Niobe, si non sibi visa fuisset.
nam sata Tiresia venturi praescia Manto
per medias fuerat divino concita motu
vaticinata vias: 'Ismenides, ite frequentes
Wie der Kinder Besitz, und Niobe wäre von allen
Glücklichste Mutter genannt, wenn sie nicht sich selbst es geschienen.
Denn des Teiresias Kind, die zukunftwissende Manto,
Schritt in den Gassen einher, weil göttlicher Drang sie ergriffen,
Mit dem begeisterten Ruf: "Kommt, all' ihr ismenischen Weiber,
et date Latonae Latonigenisque duobus
cum prece tura pia lauroque innectite crinem:
ore meo Latona iubet.' paretur, et omnes
Thebaides iussis sua tempora frondibus ornant
turaque dant sanctis et verba precantia flammis.
Bringt der Latona zugleich und den beiden Latonagezeugten
Rauch mit frommem Gebet, und das Haar durchflechtet mit Lorbeer.
Solches gebietet Latona durch mich." Die thebanischen Frauen
Folgen gesamt, und geschmückt mit gebotenem Laube die Schläfen
Bringen sie heiligem Brand Weihrauch und bittende Worte.
Ecce venit comitum Niobe celeberrima turba
vestibus intexto Phrygiis spectabilis auro
et, quantum ira sinit, formosa; movensque decoro
cum capite inmissos umerum per utrumque capillos
constitit, utque oculos circumtulit alta superbos,
Da kommt Niobe her, umringt von der Schar des Gefolges,
Prächtig im phrygischen Kleid, das reich mit Golde durchwirkt war,
Schön, soweit es der Zorn zuließ; bewegend das schmucke
Haupt mit dem lockigen Haar, das über die Schultern herabfiel,
Stand sie, gehoben das Haupt, und rief, stolz wendend die Blicke:
'quis furor auditos' inquit 'praeponere visis
caelestes? aut cur colitur Latona per aras,
numen adhuc sine ture meum est? mihi Tantalus auctor,
cui licuit soli superorum tangere mensas;
Pleiadum soror est genetrix mea; maximus Atlas
"Welch ein verblendeter Wahn, den gesehenen Göttern gehörte
Vorzuziehn! Warum ist Latona geehrt an Altären,
Und mir huldigt ihr nicht mit Weihrauch? Mir ist der Erzeuger
Tantalos, welcher allein beim Mahl mit den Göttern gesessen.
Nah den Pleiaden verwandt ist die Zeugerin. Atlas der starke
est avus, aetherium qui fert cervicibus axem;
Iuppiter alter avus; socero quoque glorior illo.
me gentes metuunt Phrygiae, me regia Cadmi
sub domina est, fidibusque mei commissa mariti
moenia cum populis a meque viroque reguntur.
Ist mein Ahn, der trägt mit dem Nacken die Achse des Aithers.
Iupiter auch ist mein Ahn, und ich rühme mich seiner als Schwähers.
Mich scheut Phrygiens Volk, mir steht zu Gebote des Kadmos
Königsitz, und die Mauern, gefügt von den Saiten des Gatten,
Werden beherrscht von mir und dem Mann mit den Stämmen des Landes.
in quamcumque domus adverti lumina partem,
inmensae spectantur opes; accedit eodem
digna dea facies; huc natas adice septem
et totidem iuvenes et mox generosque nurusque!
quaerite nunc, habeat quam nostra superbia causam,
Wohin immer den Blick in den Räumen des Hauses ich wende,
Stellt unendliches Glück sich dar. Auch blühende Schönheit,
Göttinnen ziemend, ist mein, und Jünglinge sieben und Töchter
Gleichviel rechnet dazu und bald Eidame und Schnuren.
Fragt denn nun, ob der Grund zu meinem Stolze berechtigt,
nescio quoque audete satam Titanida Coeo
Latonam praeferre mihi, cui maxima quondam
exiguam sedem pariturae terra negavit!
nec caelo nec humo nec aquis dea vestra recepta est:
exsul erat mundi, donec miserata vagantem
Und dann wagt es und zieht mir vor die Titane Latona,
Die ein Koios gezeugt, und der die geräumige Erde,
Als in den Nöten sie war, die kärgliche Stätte geweigert.
Himmel und Wasser und Land war euerer Göttin verschlossen,
Und es verstieß sie die Welt, bis der Schweifenden Delos in Mitleid
"hospita tu terris erras, ego" dixit "in undis"
instabilemque locum Delos dedit. illa duorum
facta parens: uteri pars haec est septima nostri.
sum felix (quis enim neget hoc?) felixque manebo
(hoc quoque quis dubitet?): tutam me copia fecit.
Zurief: ‚Fremd irrst du auf dem Festland, ich in den Wogen",
Und ihr bewegliche Statt einräumte. Mutter von zweien
Wurde sie dort: das ist von meinen Geburten ein Siebtel.
Mein ist das Glück - wer leugnet es wohl? -, und glücklich verbleib' ich:
Des auch bin ich gewiss. Mich sichert die Fülle des Segens;
maior sum quam cui possit Fortuna nocere,
multaque ut eripiat, multo mihi plura relinquet.
excessere metum mea iam bona. fingite demi
huic aliquid populo natorum posse meorum:
non tamen ad numerum redigar spoliata duorum,
Ich bin höher, als dass Fortuna vermöchte zu schaden.
Vieles entreiße sie mir, viel mehr doch muss sie mir lassen.
Über die Furcht ist hinaus mein reicher Besitz. Und gesetzt auch,
Einige könnt' ich vielleicht einbüßen vom Volke der Kinder,
Nie doch werd' ich so arm, dass zwei nur blieben, Latonas
Latonae turbam, qua quantum distat ab orba?
ite - satis, properate, sacri - laurumque capillis
ponite!' deponunt et sacra infecta relinquunt,
quodque licet, tacito venerantur murmure numen.
Sämtliche Schar. Wie viel sind die wohl besser als keine?
Lasset den heiligen Dienst! Schnell geht, und leget den Lorbeer
Ab von dem Haupt!" Sie legen ihn ab, verlassen die Feier;
Aber mit stillem Gebet - das dürfen sie - flehn sie zur Gottheit.
  Tisis (204-312)  
Indignata dea est summoque in vertice Cynthi
Zorn ist der Göttin erregt, und hoch auf dem Gipfel des Kynthos
talibus est dictis gemina cum prole locuta:
'en ego vestra parens, vobis animosa creatis,
et nisi Iunoni nulli cessura dearum,
an dea sim, dubitor perque omnia saecula cultis
arceor, o nati, nisi vos succurritis, aris.
Trat zu den Zwillingen sie und sprach die folgenden Worte:
"Ich, die Mutter ihr nennt, die stolz auf eure Geburt ist
Und nur Iuno allein, sonst keiner der Göttinnen, nachsteht,
Soll nicht Göttin sein, und von immer geehrten Altären
Werd' ich verdrängt, o Kinder, wenn ihr nicht meiner euch annehmt.
nec dolor hic solus; diro convicia facto
Tantalis adiecit vosque est postponere natis
ausa suis et me, quod in ipsam reccidat, orbam
dixit et exhibuit linguam scelerata paternam.'
adiectura preces erat his Latona relatis:
Nicht das kränkt mich allein; auch Schmähungen fügte zum Frevel
Tantalos' Tochter hinzu, und unter die eigenen Kinder
Stellte sie euch, und verwaist - das falle zurück auf sie selber –
Nannte sie mich und bewies, die Verruchte, die Zunge des Vaters."
Bitten mit diesem Bericht noch wollte vereinen Latona.
'desine!' Phoebus ait, 'poenae mora longa querella est!'
dixit idem Phoebe, celerique per aera lapsu
contigerant tecti Cadmeida nubibus arcem.
Planus erat lateque patens prope moenia campus,
adsiduis pulsatus equis, ubi turba rotarum
"Lass", sprach Phoibos, "Verzug nur brächte der Strafe die Klage."
Phoibe stimmt ihm bei, und in schleunigem Flug durch die Lüfte
Hatten, in Wolken gehüllt, sie erreicht die kadmeische Feste.
Weithin dehnte sich aus an den Mauern ein offenes Blachfeld,
Fort und fort von den Rossen gestampft, wo der Räder Getümmel
duraque mollierat subiectas ungula glaebas.
pars ibi de septem genitis Amphione fortes
conscendunt in equos Tyrioque rubentia suco
terga premunt auroque graves moderantur habenas.
e quibus Ismenus, qui matri sarcina quondam
Und der zermalmende Huf daliegende Schollen gelockert.
Mutige Rosse besteigt von den sieben Erzeugten Amphions
Dort ein Teil, und von tyrischem Stoff rotglänzenden Rücken
Sitzen sie auf und lenken von Gold schwer wiegende Zügel.
Jetzt, wie einer davon, den einst als früheste Bürde
prima suae fuerat, dum certum flectit in orbem
quadripedis cursus spumantiaque ora coercet,
'ei mihi!' conclamat medioque in pectore fixa
tela gerit frenisque manu moriente remissis
in latus a dextro paulatim defluit armo.
Niobe trug, Ismenos, den Lauf des trabenden Tieres
Hielt im gemessenen Kreis und das schäumende Maul ihm bezähmte,
Rief er: "Weh mir!" aus und trug in der Mitte des Busens
Haftenden Pfeil, und aus sterbender Hand loslassend die Zügel
Sank er vom Bug rechtshin allmählich hinab auf die Seite.
proximus audito sonitu per inane pharetrae
frena dabat Sipylus, veluti cum praescius imbris
nube fugit visa pendentiaque undique rector
carbasa deducit, ne qua levis effluat aura:
frena tamen dantem non evitabile telum
Sipylos, diesem zunächst, der hörte das Klirren des Köchers,
Floh, die Zügel verhängt, wie der Steuerer, ahnend das Wetter,
Flieht, wenn er schaut das Gewölk, und alle die hangenden Segel
Lässt von den Rahen herab, auf dass kein Lüftchen entschlüpfe.
Aber der Jagende ward von dem unvermeidlichen Pfeile
consequitur, summaque tremens cervice sagitta
haesit, et exstabat nudum de gutture ferrum;
ille, ut erat, pronus per crura admissa iubasque
volvitur et calido tellurem sanguine foedat.
Phaedimus infelix et aviti nominis heres
Dennoch erreicht, und zitternd am Schaft saß oben im Nacken
Fest das Geschoss, und nackt stand vor aus der Kehle das Eisen.
Vorgeneigt, wie er war, stürzt über die Mähn' am gestreckten
Hals er hinab und befleckt mit rauchendem Blute die Erde.
Tantalos, der von dem Ahn den Namen geerbt, und der arme
Tantalus, ut solito finem inposuere labori,
transierant ad opus nitidae iuvenale palaestrae;
et iam contulerant arto luctantia nexu
pectora pectoribus, cum tento concita nervo,
sicut erant iuncti, traiecit utrumque sagitta.
Phaidimos hatten gerad', einstellend bisherige Übung,
Sich zu der Jünglinge Lust, zum glänzenden Ringen gewendet,
Und schon hielten sie sich und rangen in enger Umschlingung,
Brust anstemmend an Brust, als sausend vom schnellenden Strange,
So wie sie waren verschränkt, ein Pfeil durchbohrte die beiden.
ingemuere simul, simul incurvata dolore
membra solo posuere, simul suprema iacentes
lumina versarunt, animam simul exhalarunt.
adspicit Alphenor laniataque pectora plangens
advolat, ut gelidos conplexibus adlevet artus,
Beide stöhnten zugleich; die im Schmerz sich windenden Glieder
Ließen sie sinken zugleich und verdrehten, gestreckt an den Boden,
Sterbend die Augen zugleich und verhauchten die Seele gemeinsam.
Diese gewahrt Alphenor, und wund sich schlagend den Busen
Eilt er hinzu, sie umarmend die kalten Glieder zu heben.
inque pio cadit officio; nam Delius illi
intima fatifero rupit praecordia ferro.
quod simul eductum est, pars et pulmonis in hamis
eruta cumque anima cruor est effusus in auras.
at non intonsum simplex Damasicthona vulnus
Er auch fällt bei dem liebenden Dienst; denn der delische Jüngling
Bohrt in die innerste Brust ihm das unheilschwangere Eisen.
Mit dem entzogenen geht ein Stück von der Lunge, am Haken
Haftend, heraus, und das Blut strömt aus in die Luft mit dem Leben.
Doch nicht warf in den Staub ein einziger Schuss Damasichthon,
adficit: ictus erat, qua crus esse incipit et qua
mollia nervosus facit internodia poples.
dumque manu temptat trahere exitiabile telum,
altera per iugulum pennis tenus acta sagitta est.
expulit hanc sanguis seque eiaculatus in altum
Wallenden Haars. Ihn traf das Geschoss am beginnenden Schenkel,
Wo sich das sehnige Knie einbiegt zur weichen Vertiefung.
Während herauszuziehn er versucht die verderbliche Waffe,
Dringt ihm ein anderer Pfeil in den Hals bis an das Gefieder.
Wieder hinaus stößt diesen das Blut, und im treibenden Sprudel
emicat et longe terebrata prosilit aura.
ultimus Ilioneus non profectura precando
bracchia sustulerat 'di' que 'o communiter omnes,'
dixerat ignarus non omnes esse rogandos
'parcite!' motus erat, cum iam revocabile telum
Spritzt es empor und zerteilt weithin mit dem Strahle die Lüfte.
Der noch übrig allein, Ilioneus streckte die Arme
Flehend umsonst und rief: "O, all ihr Götter gemeinsam", -
Wusst' er doch nicht, dass Gebet nicht wäre vonnöten zu allen, -
"Schonung!" Gerührt war jetzt, da er nicht mehr konnte das Eisen
non fuit, arcitenens; minimo tamen occidit ille
vulnere, non alte percusso corde sagitta.
Fama mali populique dolor lacrimaeque suorum
tam subitae matrem certam fecere ruinae,
mirantem potuisse irascentemque, quod ausi
Hemmen, der schießende Gott; doch litt von gelindester Wunde
Jener den Tod, denn es schnitt in das Herz nur wenig die Spitze.
Jammern des Volks und Gerücht von dem Leid und der Ihrigen Tränen
Brachten vom plötzlichen Fall bald sichere Kunde der Mutter,
Und sie erstaunt, dass solches vermocht die Götter, und eifert,
hoc essent superi, quod tantum iuris haberent;
nam pater Amphion ferro per pectus adacto
finierat moriens pariter cum luce dolorem.
heu! quantum haec Niobe Niobe distabat ab illa,
quae modo Latois populum submoverat aris
Dass sie es hätten gewagt, dass soviel Recht sie besäßen.
Denn der Gemahl Amphion, die Brust durchstoßen vom Stahle,
Hatte verscheidend zugleich mit dem Leben geendet die Trauer.
Wie war Niobe jetzt der anderen Niobe ungleich,
Die noch eben das Volk wegtrieb von Latonas Altären
et mediam tulerat gressus resupina per urbem
invidiosa suis; at nunc miseranda vel hosti!
corporibus gelidis incumbit et ordine nullo
oscula dispensat natos suprema per omnes;
a quibus ad caelum liventia bracchia tollens
Und in der Mitte der Stadt mit erhobenem Nacken einherschritt,
Weckend der Ihrigen Neid, nun mitleidswürdig dem Feinde.
Über die Leichname wirft sie sich hin, und ohne zu wählen
Spendet sie Küsse umher an alle die Söhne zum Abschied.
Dann zum Himmel gestreckt die geröteten Arme beginnt sie:
'pascere, crudelis, nostro, Latona, dolore,
pascere' ait 'satiaque meo tua pectora luctu!
dum pars nostra iacet, et dum per funera septem
efferor: exsulta victrixque inimica triumpha!
cur autem victrix? miserae mihi plura supersunt,
"Weide dich nun an unserem Schmerz, grausame Latona,
Weide," sagt sie, " dein hartes Herz an unserer Trauer,
Während ein Teil von uns liegt und getragen ich werde in sieben
Leichen zu Grab. Frohlock' und jauchze, du siegende Feindin!
Doch wie, Siegerin du? Mir bleibt mehr übrig im Elend,
quam tibi felici; post tot quoque funera vinco!'
Dixerat, et sonuit contento nervus ab arcu;
qui praeter Nioben unam conterruit omnes:
illa malo est audax. stabant cum vestibus atris
ante toros fratrum demisso crine sorores;
Als dein eigen im Glück. Nach soviel Leichen noch sieg' ich."
Niobe sprach's. Da tönt am gespannten Bogen die Sehne,
Dass jedweder erbebt, nur Niobe nicht, vor Entsetzen.
Unglück hat sie gestählt. In schwarze Gewänder gekleidet
Standen mit hangendem Haar an den Bahren der Brüder die Schwestern.
e quibus una trahens haerentia viscere tela
inposito fratri moribunda relanguit ore;
altera solari miseram conata parentem
conticuit subito duplicataque vulnere caeco est.
[oraque compressit, nisi postquam spiritus ibat]
Eine davon, ausziehend den Pfeil, der stak im Geweide,
Starb verblutend dahin, auf den Bruder gesenkt mit dem Antlitz.
Eine, zu trösten bemüht die unglückselige Mutter,
War urplötzlich verstummt, und gekrümmt von verborgener Wunde
Hielt sie die Lippen gepresst, bis dass ihr entflohen der Atem.
haec frustra fugiens collabitur, illa sorori
inmoritur; latet haec, illam trepidare videres.
sexque datis leto diversaque vulnera passis
ultima restabat; quam toto corpore mater,
tota veste tegens 'unam minimamque relinque!
Fliehend umsonst sank diese dahin; auf der Schwester verhauchte
Jene den Geist; die hält sich versteckt; die irrt in Verzweiflung.
Sechs nun litten den Tod, an verschiedenen Wunden erlegen;
Nur die Letzte verblieb, die ganz mit dem Leibe die Mutter,
Ganz mit dem Kleide bedeckt, "O, lass mir die eine, die Jüngste!"
de multis minimam posco' clamavit 'et unam.'
dumque rogat, pro qua rogat, occidit: orba resedit
exanimes inter natos natasque virumque
deriguitque malis; nullos movet aura capillos,
in vultu color est sine sanguine, lumina maestis
Ruft sie, "Eine ja nur von den Vielen, die Jüngste begehr' ich."
Während sie fleht, sinkt auch die Erflehte. Zwischen den Toten
Saß sie vereinsamt da, bei dem Mann, den Söhnen und Töchtern,
Und ward starr von dem Weh. Kein Haar regt wehender Luftzug;
Blutes beraubt ist bleich das Gesicht; aus traurigen Wangen
stant inmota genis, nihil est in imagine vivum.
ipsa quoque interius cum duro lingua palato
congelat, et venae desistunt posse moveri;
nec flecti cervix nec bracchia reddere motus
nec pes ire potest; intra quoque viscera saxum est.
Stiert untätiger Blick. Nichts Lebendes ist an dem Bilde.
Auch die Zunge sogar wird mit dem erharschenden Gaumen
Innen zu Stein, und den Adern gebricht das Vermögen zu schlagen.
Nicht mehr beugt sich der Hals; nicht dreht sich der Arm im Gelenke,
Noch kann schreiten der Fuß, und Gestein auch sind die Geweide.
flet tamen et validi circumdata turbine venti
in patriam rapta est: ibi fixa cacumine montis
liquitur, et lacrimas etiam nunc marmora manant.
Doch hat Tränen sie noch, und ein Wirbel gewaltigen Sturmes
Reißt sie zum Heimatland. Dort fest auf dem Gipfel des Berges
Steht sie und weint, und Zähren verströmt noch heute der Marmor.
 
 
 
Sententiae excerptae:
Lat. zu "Ov" und "met"
49
bella gerant alii, tu, felix Austria, nube! bella gerant alii, Protesilaus amet!)
Andere mögen Krieg führen, du, glückliches Österreich heirate! Andere mögen Krieg führen, du Protesilaos liebe!)
*Ov.her.13,82

224
perlucidior vitro
durchsichtiger als Glas
Hor.c.1,18,16 (cf.Ov.met.13,791)

105
Labitur occulte fallitque volatilis aetas.
Unbemerkt entgleitet und täuscht uns die flüchtige Zeit.
Ov.met.10,519

120
nihil est annis velocius
nichts ist schneller als die Jahre
Ov.met.10,520

860
Qui timet amicum, vim non novit nominis.
Wer Angst hat vor dem Freund, verkennt des Wortes Sinn.
Publil.Syr.Q40


Literatur:
zu "Ov" und "Niobe"
4211
Giebel, Marion
Ovid, mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt on Marion Giebel.
Reinbek (rororo monographien 460) 1991

4182
Ovid / Albrecht
Metamorphosen : lateinisch, deutsch / P. Ovidius Naso. Ãœbers. und hrsg. von Michael von Albrecht,
Stuttgart : Reclam, 2010

4194
Ovid / Anderson
Ovid's Metamorphoses. Ed. with introduction and commentary by William Scovil Anderson Books 1-5. Book 6-10.
University of Oklahoma Press, 1972 ff.

4185
Ovid / Benedicter, Maier, Rieger
Ovid, Metamorphosen und andere Dichtungen mit Begleittexten, bearbeitet von Benedicter, Maier, Rieger
Bamberg : Buchner, 1/1988 (Ratio 15)

4184
Ovid / Bernert
Ovidius, Auswahl aus den Metamorphosen, Fasten und Tristien; mit einem Anhang: Fabeln des Phaedrus. Text / Kommentar. Neu hg. v. Dr. Ernst Bernert
Paderborn, Schöningh

4193
Ovid / Bömer
Publius Ovidius Naso. Metamorphosen, Kommentar. I. Buch 1-3, 1966 II. Buch 4-5,1976 III. Buch 6-7 IV. Buch 8-9, 1977 V. Buch 10-11, 1980 VI. Buch 12-13, 1982 VII. Buch 14-15, 1986.
Heidelberg, Winter, 1966-1986

4191
Ovid / Borgmann
P. Ovidius Naso, Metamorphosen und Elegien. Auswahl v. Dr. J. Borgmann. Text- und Komentarheft.
Heidelberg, Quelle & Meyer, 5, A.

4195
Ovid / Bosselaar
P. Ovidii Nasonis Metamorphoseon libri I-XV. Textus et commentarius. Naar de Editie van D.E. Bosselaar in vijfde Druck uitgegeven door Boricus A. van Proosdij.
Leiden 1968.

4196
Ovid / Breitenbach
Publius Ovidius Naso: Metamorphosen. Epos in 15 Büchern. Übersetzt und hg. von Hermann Breitenbach.
Zürich 2,1964.

4199
Ovid / Eichert
Vollständiges Wörterbuch zu den Verwandlungen des Publius Ovidius Naso
Hildesheim, Olms, 1972 (Ndr. Hannover 1878)

4200
Ovid / Gierig
P. Ovidii Nasonis Metamorphoses. Recensuit, varietate lectionis notisque instruxit Gottlieb Erdmann Gierig. Index verborum. Index nominum. I. Buch 1-7 II. Buch 8-15
Lipsiae (Sumtu E.B.Schwickerti) 3/1821

4192
Ovid / Haupt, Ehwald
Publius Ovidius Naso. Metamorphosen, hg. u. erkl. v. M. Haupt und R. Ehwald, korrig. und. bibliograph. erg. v. M.v.Albrecht. Bd. I: Buch 1-7 Bd. II: Buc 8-15-
Zürich, Dublin 5,1966

4187
Ovid / Hauser
Publius Ovidius Naso, Ausgewählte Dichungen. Mit Einleitung und Namensverzeichnis hg. v. G. Herzog-Hauser. 10. Aufl. durchgesehen v. Gr. H. Malicsek. Text- und Kommentarband
München, Freytag

4190
Ovid / Hoeber
Ovid, Ausgewählte Gedichte aus den Metamorphosen und Elegien, für den Schulgebrauch herausgegeben von Dr. Karl Hoeber, 17. u. 18. Auflage von Anton Pesch. Text- und Kommentarband
Münster, Aschendorff, 18/1949

4186
Ovid / Leitschuh
P. Ovidius Naso, Metamorphosen und Elegien, ausgewählt und erläutert von Max Leitschuh
Bamberg, Buchner 9/1969 (Schatz des Alterums 22)

4188
Ovid / Lorenz
Publius Ovidus Naso, Metamorphosen. Auswahl, eingeleitet und erläutert von Dr. Siegfried Lorenz.
Braunschweig [u.a.], Westermann, 5/1959

4201
Ovid / Rode, Fink
Ovid, Metamorphosen. Das Buch der Mythen und Verwandlungen. ach der ersten deutschen Prosaübersetzung durch August v. Rode neu übersetzt und herausgegeben v. Gerhard Fink.
Patros, Albatros, 2005

4197
Ovid / Rösch
Publius Ovidius Naso: Metamorphosen. In deutsche Hexameter übertragen und hg. von Erich Rösch. Mit einer Einführung von Niklas Holzberg.
München, Zürich 11,1988.

4204
Ovid / Rubricastellanus, Frei
P. Ovidii Nasonis Metamorphoses selectae, composuit Rubricastellanus, pinxit Martin Frei.
Stuttgart, Klett 1/1997

4203
Ovid / Siebelis, Polle, Stange
P. Ovidii Nasonis Metamorphoses. Auswahl für die Schulen mit Anmerkungen und eienm mythologisch-geographischen Register. Nach Joh.Siebelis und Frdr. Polle besorgt von O. Stange I: Buch 1-9; II: Buch 10-15.
Leipzig (Teubner) 1904

4189
Ovid / Slaby
P. Ovidius Naso. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk, Für den Schulgebrauch hg. und erläutert v. Helmut Slaby
Frankfurt [u.a.], Diesterweg 4,1972

4198
Ovid / Suchier
Publius Ovidius Naso. Metamorphosen. Ãœbers. v. R. Suchier
München 1959

4206
Ovid / Suchier
Publius Ovidius Naso, Metamorphosen, mit den Radierungen von pablo Picasso. Ãœbersetzung von Suchier.
Wiesbaden (Drei Lieien Verlag)

4208
Ovid / Voß
Ovid, Verwandlungen, übersetzt v. Joh. Hch. Voß (Auswahl)
Leipzi (Reclam 356-357a)

4207
Römisch, Egon
Metamorphosen Ovids im Unterricht. Mit einem eitrag von H. Meusel zur Wortschatzarbeit bei der Ovidlektüre.
Heidelberg, Kehrle (Didakt. 9) 1976

4213
Voit, L.
Die Niobe des Ovid
in: Gymn.64,1957, 135-149


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