A. Sendschreiben des Aulus Hirtius an seinen Freund Balbus
(1) Coactus adsiduis tuis vocibus, Balbe, cum cotidiana mea recusatio non difficultatis excusationem, sed inertiae videretur deprecationem habere, difficillimam rem suscepi. (2) Caesaris nostri commentarios rerum gestarum Galliae, non conparentibus ‹eis, quae› superioribus atque insequentibus eius scriptis ‹intercedant›, contexui novissimumque imperfectum ab rebus gestis Alexandriae confeci usque ad exitum non quidem civilis dissensionis, cuius finem nullum videmus, sed vitae Caesaris. (3) quos utinam qui legent scire possint, quam invitus susceperim scribendos, quo facilius caream stultitiae atque arrogantiae crimine, qui me mediis interposuerim Caesaris scriptis. (4) constat enim inter omnes nihil tam operose ab aliis esse perfectum, quod non horum elegantia commentariorum superetur. (5) qui sunt editi ne scientia tantarum rerum scriptoribus deesset, adeoque probantur omnium iudicio, ut praerepta, non praebita facultas scriptoribus videatur. (6) cuius tamen rei maior nostra quam reliquorum est admiratio; ceteri enim quam bene atque emendate, nos etiam quam facile atque celeriter eos perfecerit scimus. (7) erat autem in Caesare cum facultas atque elegantia summa scribendi, tum verissima scientia suorum consiliorum explicandorum. (8) mihi ne illud quidem accidit, ut Alexandrino atque Africano bello interessem; quae bella quamquam ex parte nobis Caesaris sermone sunt nota, tamen aliter audimus ea, quae rerum novitate aut admiratione nos capiunt, aliter quae pro testimonio sumus dicturi. (9) sed ego nimirum dum omnes excusationis causas colligo, ne cum Caesare conferar, hoc ipso crimen arrogantiae subeo, quod me iudicio cuiusquam existimem posse cum Caesare comparari. vale.
(1) Gezwungen durch deine stets wiederholte Aufforderung, indem es sonst scheinen könnte, meiner täglichen Weigerung liege nicht sowohl Entschuldigung mit der Schwierigkeit der Aufgabe zu Grunde, als vielmehr eine Ablehnung aus Trägheit, habe ich die schwierigste Sache unternommen. (2) Ich habe diesen kurzen Abriss der Kriegstaten unseres
Cäsar in
Gallien verfasst, weil sonst seine vorausgehenden und nachfolgenden Schriften nicht zusammenhängen; ich habe den letzten unvollendeten Teil seiner Geschichte von den Zeiten des alexandrinischen Krieges an ergänzt, nicht zwar bis auf das Ende der bürgerlichen Unruhen, das wir gar nicht absehen, sondern bis zum Tod
Cäsars. (3) Möchten doch auch meine Leser eine Vorstellung davon haben, wie ungern ich an diese Arbeit ging; ich würde dann desto leichter gesichert sein gegen die Beschuldigung der Torheit und der Anmaßung, als ob ich mich mitten zwischen
Cäsars eigene Schriften eingedrängt hätte. (4) Denn so viel Mühe sich auch andere Geschichtsschreiber in ihren Werken gaben, so übertrifft sie doch bekanntlich
Cäsar alle an Geschmack, (5) während er doch nur zu dem Zweck schrieb, dem Geschichtsschreiber die Kenntnis seiner Taten an die Hand zu geben. Deshalb steht seine Schrift bei allen so hoch, dass man annimmt, er habe die nachfolgenden Geschichtsschreiber eher gehemmt als unterstützt. (6) Diese Vorzüge müssen übrigens wir mehr bewundern als sonst jemand. Denn anderen ist es zwar deutlich, wie fein und richtig er schrieb; wir dagegen wissen auch, mit welcher Leichtigkeit und Schnelligkeit er sein Werk verfasste. (7)
Cäsar besaß nämlich nicht nur die größte Gewandtheit und geschmackvollste Schönheit in der Darstellung, sondern auch die einsichtsvollste Wahrhaftigkeit in der Darlegung seiner Pläne und Taten. (8) Ich dagegen befinde mich schon deshalb im Nachteil, weil ich den Krieg in Ägypten und Afrika nicht mitgemacht habe. Wenn uns diese Kriege zum Teil auch selbst aus
Cäsars Mund bekannt sind, so merken wir doch ganz anders auf dasjenige, was uns durch seine Neuheit und das Wunderbare anspricht, und ganz anders auf das, worüber wir ein Zeugnis ablegen müssen. (9) Doch, während ich mich so auf alle Weise gegen einen Vergleich mit
Cäsar zu verwahren suche, setze ich mich offenbar dem Vorwurf der Anmaßung aus, indem ich eben dadurch anzunehmen scheine, als könne mich wirklich jemand mit
Cäsar vergleichen. Lebe wohl!
B. 8,1-25: Unterwerfung der Bellovaker
8,1-3: Die
Gallier planen neue Kriege.
Cäsar unterwirft die
Biturigen.
(8,1,1) Omni Gallia devicta Caesar cum a superiore aestate nullum bellandi tempus intermisisset militesque hibernorum quiete reficere a tantis laboribus vellet, complures eodem tempore civitates renovare belli consilia nuntiabantur coniurationesque facere. (2) cuius rei verisimilis causa adferebatur, quod Gallis omnibus cognitum esset neque ulla multitudine in unum locum coacta resisti posse Romanis nec si diversa bella complures eodem tempore intulissent civitates, satis auxilii aut spatii aut copiarum habiturum exercitum populi Romani ad omnia persequenda; (3) non esse autem alicui civitati sortem incommodi recusandam, si tali mora reliquae possent se vindicare in libertatem.
(1,1) So hatte also
Cäsar ganz
Gallien überwunden und wünschte, da er seit dem Sommer des vorigen Jahres ohne Unterbrechung Krieg geführt hatte, seinem Heer nach so großen Anstrengungen die Ruhe des Winterlagers zu verschaffen. Da erhielt er Nachricht, dass zu gleicher Zeit mehrere Völkerschaften von neuem an Feindseligkeiten dächten und sich zu diesem Zweck miteinander verbündeten. (2) Als wahrscheinlicher Grund wurde angeführt, dass alle
Gallier in Folge ihrer Erfahrungen überzeugt seien, man könne den Römern auch mit dem größten vereinigten Heer die Spitze nicht bieten, während umgekehrt, wenn mehrere Staaten an verschiedenen Punkten den Krieg begännen, das römische Heer nicht genug Hilfe, Zeit und Truppen haben werde, um alle die einzelnen Kriege mit Kraft zu führen. (3) Jedes Volk, glaubten überdies diese
Gallier, müsse das ihm zufallende Ungemach gerne tragen, wenn durch einen solchen Zeitgewinn die übrigen ihre Freiheit retten könnten.
(8,2,1) Quae ne opinio Gallorum confirmaretur, Caesar M. Antonium quaestorem suis praefecit hibernis. ipse cum equitum praesidio pridie Kalendas Ianuarias ab oppido Bibracte proficiscitur ad legionem XIII, quam non longe a finibus Haeduorum conlocaverat in finibus Biturigum, eique adiungit legionem undecimam, quae proxima fuerat. (2) binis cohortibus ad impedimenta tuenda relictis reliquum exercitum in copiosissimos agros Biturigum inducit, qui cum latos fines et complura oppida haberent, unius legionis hibernis non potuerant contineri quin bellum pararent coniurationesque facerent.
(2,1) Um diese Meinung nicht weiter aufkommen zu lassen übergab
Cäsar dem Quaestor Marcus Antonius sein eigenes Winterlager und brach, von der Reiterei begleitet, am letzten Dezember aus Bibracte zur 13. Legion auf, die er nicht weit von den Grenzen der
Häduer in das Land der
Biturigen gelegt hatte; mit dieser verband der dann die nächstgelegene elfte Legionen. (2) Zwei Kohorten blieben beim Gepäck, das übrige Heer führte er mitten in das überaus reiche Land der
Biturigen; denn diese waren im Besitz eines ausgedehntem Gebietes und mehrerer Festungen und ließen sich durch eine einzige Legion, die bei ihnen lag, vom Krieg und der Empörung nicht abhalten.
(8,3,1) Repentino adventu Caesaris accidit, quod imparatis disiectisque accidere fuit necesse, ut sine timore ullo rura colentes prius ab equitatu opprimerentur quam confugere in oppida possent. (2) namque etiam illud vulgare incursionis hostium signum, quod incendiis aedificiorum intellegi consuevit, Caesaris erat interdicto sublatum, ne aut copia pabuli frumentique, si longius progredi vellet, deficeretur aut hostes incendiis terrerentur. (3) multis hominum milibus captis perterriti Bituriges, qui primum adventum potuerant effugere Romanorum, in finitimas civitates aut privatis hospitiis confisi aut societate consiliorum confugerant. (4) frustra: nam Caesar magnis itineribus omnibus locis occurrit nec dat ulli civitati spatium de aliena potius quam de domestica salute cogitandi. qua celeritate et fideles amicos retinebat et dubitantes terrore ad condiciones pacis adducebat. (5) tali condicione proposita Bituriges cum sibi viderent clementia Caesaris reditum patere in eius amicitiam finitimasque civitates sine ulla poena dedisse obsides atque in fidem receptas esse, idem fecerunt.
(3,1) Bei dem plötzlichen Erscheinen
Cäsars wurden die ruhigen Bewohner des offenen Landes, was bei unvorbereiteten und verstreut Wohnenden notwendig geschehen musste, von der römischen Reiterei überfallen, bevor sie sich in die festen Plätze flüchten konnten. (2) Denn
Cäsar hatte auch das gewöhnliche Merkzeichen feindlicher Ãœberfällen, die Brandstiftung, ausdrücklich verboten, um nicht von Vorräten verlassen zu sein, wenn er noch weiterrücken sollte, und um die Feinde nicht durch Sengen und Brennen in Schrecken zu setzen. (3) Viele tausend Menschen wurden gefangen; die übrigen
Biturigen, die dem ersten Einfall der Römer entwischten, flohen erschrocken in die Nachbarstaaten, um dort entweder in Folge von Privatverbindungen oder wegen der allgemeinen Teilnahme an der Empörung Schutz zu suchen. (4) Umsonst. Denn in Eilmärschen trat
Cäsar überall in den Weg; keiner Völkerschaft ließ er Zeit mehr, an die Rettung anderer als an ihre eigene zu denken. Durch diese Schnelligkeit erhielt er sich seine alten Freunde und brachte die etwa wankenden durch den Schrecken in friedliche Stimmung. (5) Die
Biturigen, die auf diese Weise sahen, dass Ihnen durch
Cäsars gnädige Gesinnung die Rückkehr zu dessen Freundschaft möglich sei, indem ihre Nachbarn, ohne eine weitere Strafe, bloß nach Stellung von Geiseln wieder unter römischer Oberhoheit gekommen waren, folgten diesem Beispiel.
8,4-5: Kämpfe gegen die Carnuten
(8,4,1) Caesar militibus pro tanto labore ac patientia, qui brumalibus diebus, itineribus difficillimis, frigoribus intolerandis studiosissime permanserant in labore, bis centenos sestertios, centurionibus tot milia nummum praedae nomine condonata pollicetur legionibusque in hiberna remissis ipse se recipit die XXXX. Bibracte. (2) ibi cum ius diceret, Bituriges ad eum legatos mittunt auxilium petitum contra Carnutes, quos intulisse bellum sibi querebantur. (3) qua re cognita, cum dies non amplius decem et octo in hibernis esset moratus, legiones XIIII. et VI. ex hibernis ab Arari educit, quas ibi conlocatas explicandae rei frumentariae causa superiore commentario demonstratum est. ita cum duabus legionibus ad persequendos Carnutes proficiscitur.
(4,1)
Cäsars Krieger hatten in diesen Tagen des höchsten Winters auf den beschwerlichsten Märschen unter fast unerträglicher Kälte alle Mühe mit der größten Ergebung ertragen. Zur Belohnung dafür sicherte er jedem gemeinen Mann 200 Sesterze und jedem Hauptmann 2000 Sesterzen als Beute zu. Die Legionen zogen nun wieder in ihre Winterlager, er selbst kam am 40. Tag nach Bibracte. (2) Als er dort der Rechtspflege oblag, baten ihn die
Biturigen durch eine Gesandtschaft um Hilfe gegen die Carnuten, von denen sie bekriegt würden. (3) Es waren nun erst 18 Tage seit seiner Rückkehr; und schon wieder führte er die 14. und 6. Legion aus ihrem Winterlager an die
Saône; denn dort standen sie, wie oben (7,90) bemerkt, um die Verpflegung des Heeres zu erleichtern. Es galt nun den Carnuten.
(8,5,1) Cum fama exercitus ad hostes esset perlata, calamitate ceterorum docti Carnutes desertis vicis oppidisque, quae tolerandae hiemis causa constitutis repente exiguis ad necessitatem aedificiis incolebant - nuper enim devicti complura oppida dimiserant -, dispersi profugiunt. (2) Caesar erumpentes eo maxime tempore acerrimas tempestates cum subire milites nollet, in oppido Carnutum Cenabo castra ponit atque in tecta partim Gallorum, partim quae coniectis celeriter stramentis tentoriorum integendorum gratia erant inaedificata, milites conpegit. (3) equites tamen et auxiliarios pedites in omnes partes mittit, quascumque petisse dicebantur hostes; nec frustra: nam plerumque magna praeda potiti nostri revertuntur. (4) oppressi Carnutes hiemis difficultate, terrore periculi, cum tectis expulsi nullo loco diutius consistere auderent nec silvarum praesidio tempestatibus durissimis tegi possent, dispersi magna parte amissa suorum dissipantur in finitimas civitates.
(5,1) Beim Gerücht vom Heranrückenden des Heeres verließen die Carnuten, durch das Schicksal der übrigen bedenklich gemacht, ihre Ortschaften und Städte und flohen nach allen Seiten. Denn bei ihrer vorigen Besiegung hatten sie mehrere, feste Plätze verlassen müssen und jetzt wohnten sie in schwachen, notdürftigen Häusern, die man eiligst gegen die Kälte des Winters gebaut hatte. (2) Es war damals gerade die Zeit des heftigsten Unwetters, dem
Cäsar seine Leute nicht aussetzen wollte. Er bezog also die Festung Cenabum und verlegte die Krieger teils in die Hütten der
Gallier, teils in darangebaute Zelte, über die man in aller Eile Stroh zur Bedeckung geworfen hatte. (3) Doch schickte er seine Reiterei und das Fußvolk der Hilfstruppen nach allen Seiten, wohin der Feind geflohen war. Der Erfolg war, dass man in der Regel mit Beute beladen zurückkamen. (4) Der harte Winter, der Schrecken vor der Gefahr überwältigte die Carnuten, die, aus ihren Wohnsitzen vertrieben, nirgends längere Zeit zu verweilen wagten und bei dem heftigen Unwetter auch in ihren Wäldern keinen Schutz finden konnten. So ging der größte Teil von ihnen zu Grunde und der Rest zerstreute sich dahin und dorthin zu den Nachbarn.
8,6-10: Aktionen gegen die Bellovaker
(8,6,1) Caesar tempore anni difficillimo, cum satis haberet convenientes manus dissipare, ne quod initium belli nasceretur, quantumque in ratione esset, exploratum haberet sub tempus aestivorum nullum summum bellum posse conflari, C. Trebonium cum duabus legionibus, quas secum habebat, in hibernis Cenabi conlocavit; (2) ipse cum crebris legationibus Remorum certior fieret Bellovacos, qui belli gloria Gallos omnes Belgasque praestabant, finitimasque his civitates duce Correo Bellovaco et Commio Atrebate exercitus comparare atque in unum locum cogere, ut omni multitudine in fines Suessionum, qui Remis erant attributi, facerent impressionem, pertinere autem non tantum ad dignitatem, sed etiam ad salutem suam iudicaret nullam calamitatem socios optime de republica meritos accipere, (3) legionem ex hibernis evocat rursus undecimam, litteras autem ad C. Fabium mittit, ut in fines Suessionum legiones duas, quas habebat, adduceret, alteramque ex duabus a T. Labieno arcessit. (4) ita quantum hibernorum opportunitas bellique ratio postulabat, perpetuo suo labore invicem legionibus expeditionum onus iniungebat.
(6,1)
Cäsar wollte in dieser schlimmem Jahreszeit bloß die sich etwa zusammenziehenden Mannschaften der
Gallier auseinanderhalten, um einen neuen Krieg zu verhindern, indem er, so weit man berechnen konnte, die Ãœberzeugung hegte, ein Hauptkrieg werde auch um die Sommerzeit nicht ausbrechen. Er setzte also den Gaius Trebonius mit zwei bei ihm befindlichen Legionen zu Cenabum ins Winterlager. (2) Da indessen die Remer wiederholt Nachricht gaben, die Bellovaker, die an Kriegsruhm alle
Kelten und
Belger übertrafen, rüsteten in Verbindung mit ihren Nachbarn unter der Führung ihres Landsmannes Correus und des Atrebaten Commius ein Heer, das sich jetzt bereits zusammenziehe, um die Suessionen, Schutzgenossen der Remer, zu bedrängen, so meinte
Cäsar, nicht allein seine Ehre, sondern auch seine Sicherheit erfordere es, dass er so höchst verdiente Bundesgenossen des römischen Volkes gegen solche Misshandlung schütze. (3) Er zog deshalb die elfte Legionen wieder aus ihrem Standquartier an sich und ließ dem Gaius Fabius den Befehl zugehen, mit seinen zwei Legionen in das Gebiet der Suessionen zu rücken;
Labienus musste ebenfalls eine von seinen zwei Legionen senden. (4) Während also der Feldherr nie Ruhe hatte, legte er die Last dieser kleinen Feldzüge seinen Legionen nur abwechselnd auf, insoweit dies die Lage der Strandquartiere und der Kriegsplan gestattete.
(8,7,1) His copiis coactis ad Bellovacos proficiscitur castrisque in eorum finibus positis equitum turmas dimittit in omnes partes ad aliquos excipiendos, ex quibus hostium consilia cognosceret. (2) equites officio functi
renuntiant paucos in aedificiis esse inventos atque hos non qui agrorum colendorum causa remansissent - namque esse undique diligenter demigratum -, sed qui speculandi causa essent remissi. (3) a quibus Caesar cum quaereret, quo loco multitudo esset Bellovacorum quodve esset consilium eorum, inveniebat Bellovacos omnes, qui arma ferre possent, in unum locum convenisse itemque Ambianos, Aulercos, Caletos, Veliocasses, Atrebates; (4) locum castris excelsum in silva circumdata palude delegisse, impedimenta omnia in ulteriores silvas contulisse. complures esse principes belli auctores, sed multitudinem maxime Correo obtemperare, quod ei summo esse odio nomen populi Romani intellexissent. (5) paucis ante diebus ex his castris Commium discessisse ad auxilia Germanorum adducenda, quorum et vicinitas propinqua et multitudo esset infinita. (6) constituisse autem Bellovacos omnium principum consensu, summa plebis cupiditate, si, ut diceretur, Caesar cum tribus legionibus veniret, sese offerre ad dimicandum, ne miseriore ac duriore postea condicione cum toto exercitu decertare cogerentur; (7) si maiores copias adduceret, in eo loco permanere quem delegissent, pabulatione autem, quae propter anni tempus cum exigua tum disiecta esset, et frumentatione et reliquo commeatu ex insidiis prohibere Romanos.
(7,1) Mit diesen vereinigten Streitkräften ging es nun gegen die Bellovaker, bei denen
Cäsar ein festes Lage bezog, während seine Reitergeschwader nach allen Seiten hin streifen und Gefangene machen mussten, durch die man die Pläne des Feindes zu erfahren hoffte. (2) Die Reiter taten ihre Schuldigkeit und brachten die Nachricht, man habe nur ganz wenige Leute in den Häusern angetroffen, die jedoch nicht des Ackerbaus wegen zurückgeblieben waren (denn alles bis auf das kleinste sei ausgeräumt), sondern als Kundschafter zurückgeschickt worden seien. (3)
Cäsar, der sie befragte, wo die Heeresmasse der Bellovaker stände und welchen Plan sie hätten, erhielt zur Antwort, alle waffenfähigen Bellovaker hätten sich an einem Punkt versammelt; ebenso die Ambianen, Aulerker, Caleten, Veliokassen, Atrebaten; (4) das Lager liege auf einer waldigen Höhe, um die sich ein Sumpf ziehe, über den schwer zu kommen sei. Die Habe sei in die entfernteren Waldungen gebracht worden. Zwar ständen an der Spitze mehrere Häuptlinge, doch gehorche man allgemein am meisten dem Correus, weil man wisse, dass er die Römer am glühendsten hasse. (5) Der Atrebate Commius sei vor wenigen Tagen aus diesem Lager abgegangen, um Hilfstruppen der
Germanen anzuwerben, die ganz in der Nähe wohnten und eine zahllose Bevölkerung hätten. (6) Für den Fall, dass
Cäsar, wie es heiße, nur mit drei Legionen anrücke, seien die Bellovaker unter Einwilligung aller Häuptlinge und leidenschaftlichem Verlangen des Volkes entschlossen, ein entscheidendes Treffen zu wagen, um sich nicht später zu einem ungünstigeren und härteren Kampf mit dem gesamten römischen Heer gezwungen zu sehen. (7) Rücke aber
Cäsar mit größeren Streitkräften an, so wollten sie an dem gewählten Ort bleiben und den Römern durch Hinterlist die Zufuhr des Getreides und der übrigen Lebensmittel, sowie das Futterholen unmöglich machen, das ohnehin zu dieser Jahreszeit ärmlichen ausfalle und mit weiter Zerstreuung der Mannschaft verbunden sei.
(8,8,1) Quae Caesar consentientibus pluribus cum cognosset atque ea quae proponerentur consilia plena prudentiae longeque a temeritate barbarorum remota esse iudicaret, omnibus rebus inserviendum statuit quo celerius hostes contempta suorum paucitate prodirent in aciem. (2) singularis enim virtutis veterrimas legiones VII., VIII., VIIII. habebat, summae spei delectaeque iuventutis XI., quae octavo iam stipendio tamen in conlatione reliquarum nondum eandem vetustatis ac virtutis ceperat opinionem. (3) itaque consilio advocato rebus iis, quae ad se essent delatae, omnibus expositis animos multitudinis confirmat. si forte hostes trium legionum numero posset elicere ad dimicandum, agminis ordinem ita constituit, ut legio VII., VIII., VIIII. ante omnia irent impedimenta, deinde omnium impedimentorum agmen, quod tamen erat mediocre, ut in expeditionibus esse consuevit, cogeret XI., ne maioris multitudinis species accidere hostibus posset, quam ipsi depoposcissent. (4) hac ratione paene quadrato agmine instructo in conspectum hostium celerius opinione eorum exercitum adducit.
(8,1) Dies erfuhr
Cäsar aus den übereinstimmenden Aussagen mehrerer Kriegsgefangen. Da ihm nun diese Pläne äußerst klug und weit entfernt von der gewöhnlichen Unbesonnenheit dieser Völker erschienen, wollte er alles aufbieten, dass der Feind die Schwäche der römischen Streitkräfte verachte und zu einem Treffen schreite. (2) Die siebte, achte und neunte Legionen, die er bei sich hatte, waren äußerst tapfer und durch langen Dienst bewährt; die elfte Legionen, die aus der hoffnungsvollsten und auserlesensten Mannschaft bestand, hatte zwar schon acht Dienstjahre, genoss aber im Vergleich mit den übrigen noch nicht den Ruf der selben Kriegserfahrung und Tapferkeit. (3) Er berief daher eine Versammlung, der er die erhaltenen Nachrichten alle mit teilte und suchte den Mut seiner Scharen zu stärken. In der Erwartung, den Feind durch die Dreizahl der Legionen zum Kampf zu verleiten, ordnete er den Marsch so, dass die siebte, achte und neunte Legion miteinander zogen, dann das gesamte, jedoch, wie bei kleineren Zügen gewöhnlich, unbedeutende Gepäck folgte, die elfte Legionen aber den Zug schloss. So erschienen dem Feind nur so viele Truppen, als er sich selbst gewünscht hatte. (4) Die Form des Marsches war rechteckig und man war schneller, als die
Gallier es je erwartet hatten, in Ihrer Nähe.
(8,9,1) Cum repente instructas velut in acie certo gradu legiones accedere Galli viderent, quorum erant ad Caesarem plena fiduciae consilia perlata, sive certaminis periculo sive subito adventu sive exspectatione nostri consilii copias instruunt pro castris nec loco superiore decedunt. (2) Caesar etsi dimicare optaverat, tamen admiratus tantam multitudinem hostium valle intermissa magis in altitudinem depressa quam late patente castra castris hostium confert. (3) haec imperat vallo pedum duodecim muniri, loriculam pro hac ratione eius altitudinis inaedificari, fossam duplicem pedum quinum denum lateribus deprimi derectis, turres excitari crebras in altitudinem trium tabulatorum, pontibus traiectis constratisque coniungi, quorum frontes viminea loricula munirentur, (4) ut ab hostibus duplici fossa, duplici propugnatorum ordine defenderentur, quorum alter ex pontibus, quo tutior altitudine esset, hoc audacius longiusque permitteret tela, alter qui propior hostem in ipso vallo conlocatus esset, ponte ab incidentibus telis tegeretur. portis fores altioresque turres imposuit.
(9,1) Als nun der Feind, dessen zuversichtliche Pläne
Cäsar kannte, sah, wie die Legionen, gleichsam als stünden sie schon im Treffen, geordnet und festen Schrittes anrückten, stellte er sich vor seinem Lager in Schlachtordnung auf und verließ die erhöhte Stellung nicht, entweder geschreckt durch die Gefahr des neuen Kampfes und
Cäsars plötzliches Erscheinen oder in Erwartung dessen , was die Römer nun tun würden. (2)
Cäsar, der freilich eine Schlacht gewünscht hatten, fand eben doch die Menge der Feinde sehr groß und schlug deshalb diesseits eines Tales, das mehr in die Tiefe gesenkt als in die Breite geöffnet war, sein Lager dem feindlichen gerade gegenüber auf. (3) Dies wurde mit einem zwölf Fuß hohen Wall befestigt und oben an der Fläche des Walles ringsherum eine verhältnismäßige Brustwehr mit Schießscharten geführt. Dazu kam noch ein doppelter Graben, fünfzehn Fuß tief, mit senkrechten Wänden, viele Türme, drei Stockwerke hoch, die mit übergeworfenen und überdeckten Brücken verbunden wurden, deren eine Seite dem Feind zugekehrt, man mit Brustwehren aus Ruten deckte. (4) So wurde das Lager gegen den Feind durch den doppelten Graben und durch eine doppelte Reihe der Verteidiger geschützt. Je höher und gesicherter die einen dieser Verteidiger standen, desto kühner und entfernter sendeten sie ihre Geschosse auf den Feind von den Brücken aus; die anderen hingegen, die auf dem Wall selbst, also dem Feind näher waren, wurden gegen die kommende Geschosse durch die über ihnen schwebende Brücke gedeckt. An den Toren des Lagers (vgl. 2,24) brachte man förmliche Türen und höhere Türme an.
(8,10,1) Huius munitionis duplex erat consilium. namque et operum magnitudinem et timorem suum sperabat fiduciam barbaris adlaturum, et cum pabulatum frumentatumque longius esset proficiscendum, parvis copiis castra munitione ipsa videbat posse defendi. (2) interim crebro paucis utrimque procurrentibus inter bina castra palude interiecta contendebatur. quam tamen paludem nonnumquam aut nostra auxilia Gallorum Germanorumque transibant acriusque hostes insequebantur, aut vicissim hostes eandem transgressi nostros longius submovebant. (3) accidebat autem cotidianis pabulationibus - id quod accidere erat necesse, cum raris disiectisque ex aedificiis pabulum conquireretur - ut impeditis locis dispersi pabulatores circumvenirentur. (4) quae res etsi mediocre detrimentum iumentorum ac servorum nostris adferebat, tamen stultas cogitationes incitabat barbarorum, atque eo magis quod Commius, quem profectum ad auxilia Germanorum arcessenda docui, cum equitibus venerat. qui tametsi numero non amplius erant quingenti, tamen Germanorum adventu barbari inflabantur.
(10,1) Der Zweck dieser Befestigung war ein doppelter. Denn erstens hoffte
Cäsar, dass die Größe der Werke und der Schein, als fürchteten sich die Römer, den Feind zuversichtlicher machen würden. Zweitens aber sollte sich das Lager auch bei weniger Mannschaft durch seine eigene Festigkeit verteidigen können, für den Fall, dass man, um Futter und Getreide zu holen, sich etwas weiter entfernen musste. (2) Indessen fielen häufig kleine Gefechte vor, da immer nur wenige auf beiden Seiten aus den Linien traten, weil zwischen den beiden Lagern ein Sumpf war. Manchmal gingen jedoch über diesen
Cäsars gallische und
germanische Hilfsvölker und verfolgten den Feind etwas hitziger; manchmal dagegen setzten die Feinde hinüber und stießen die Römer etwas zurück. (3) Das Futter musste man aus einzelnen weit voneinander liegenden Gehöften holen; es war also natürlich, dass bei diesen täglichen Streifzügen, die wegen der Schwierigkeit des Ortes getrennten Sammler aufgehoben wurden. (4) So unbedeutend der damit verbundene Verlust an Tieren und Soldaten für die Römer war, ebenso sehr nahm der törichte Stolz des Feindes zu; besonders da Commius, der bekanntlich (vgl. 8,7) ging, um
germanische Hilfsscharen anzuwerben, bereits mit einer Truppe Reiter zurückgekommen war. Es belief sich ihre Zahl und zwar nicht über 500; dennoch wurden bei ihrem Erscheinen die
Gallier zuversichtlicher.
8,11-13:
Cäsar lässt Trebonius mit drei Legionen zu sich stoßen. Niederlage der römischen Reiterei. Sieg der
Germanen über die Bellovaker
(8,11,1) Caesar cum animadverteret hostem complures dies castris palude et loci natura munitis se tenere neque oppugnari castra eorum sine dimicatione perniciosa nec locum munitionibus claudi nisi a maiore exercitu posse, litteras ad Trebonium mittit, ut quam celerrime posset legionem XIII., quae cum T. Sextio legato in Biturigibus hiemabat, arcesseret atque ita cum tribus legionibus magnis itineribus ad se veniret. (2) ipse equites invicem Remorum ac Lingonum reliquarumque civitatum, quorum magnum numerum evocaverat, praesidio pabulationibus mittit, qui subitas hostium incursiones sustinerent.
(11,1) Der Feind stand schon mehrere Tage in seinem Lager, das durch den Sumpf und die Örtlichkeit überhaupt fest war.
Cäsar sah, dass man einen Sturm darauf nur unter verderblichem Kampf wagen würde, und dass nur ein bedeutendes Heer im Stande wäre, den Ort mit Umschanzungen förmlich einzuschließen. Er schrieb deshalb dem Trebonius, schleunigst die 13. Legion, die unter dem Befehl des Legaten Titus Sextius bei den
Biturigen stand, an sich zu ziehen und dann mit den drei Legionen in den größten Eilmärschen zu ihm zu stoßen. (2) Beim Futterholen zog er als Bedeckung abwechselnd die zahlreiche Reiterei der Remer, Lingonen und der übrigen verbündeten Stämme mit, um die plötzlichen Angriffe des Feindes abzuwehren.
(8,12,1) Quod cum cotidie fieret ac iam consuetudine diligentia minueretur - quod plerumque accidit diuturnitate -, Bellovaci delecta manu peditum cognitis stationibus cotidianis equitum nostrorum silvestribus locis insidias disponunt eodemque equites postero die mittunt, (2) qui primum elicerent nostros; insidiae deinde circumventos adgrederentur. (3) cuius mali sors incidit Remis, quibus ille dies fungendi muneris obvenerat. namque hi, cum repente hostium equites animadvertissent ac numero superiores paucitatem contempsissent, cupidius insecuti a peditibus undique sunt circumdati. (4) quo facto perturbati celerius quam consuetudo fert equestris proelii, se receperunt amisso Vertisco principe civitatis praefecto equitum. (5) qui cum vix equo propter aetatem posset uti, tamen consuetudine Gallorum neque aetatis excusatione in suscipienda praefectura usus erat neque dimicari sine se voluerat. (6) inflantur atque incitantur hostium animi secundo proelio, principe et praefecto Remorum interfecto, (7) nostrique detrimento admonentur diligentius exploratis locis stationes disponere ac moderatius cedentem insequi hostem.
(12,1) Dies geschah jeden Tag und man war schon deshalb, wie gewöhnlich in der Länge der Zeit, nicht mehr so sorgfältig. Da legten die Bellovaker, die die täglichen Posten von
Cäsars Reiterei kannten, auserlesenes Fußvolk in einem Gebüsch in Hinterhalt. Am folgenden Tag sandten sie auch ihre Reiter; (2) diese sollten die römische Bedeckung zuerst (in Richtung Hinterhalt) weglocken, dann aber die Leute im Hinterhalt sie umzingeln und angreifen. (3) Die Remer, die gerade an diesem Tag den Dienst hatten, traf dies unglückliche Los. Denn kaum hatten diese die feindliche Reiterei bemerkt, der sie an Zahl überlegen waren, so verachteten sie den Feind und ließen sich zu weit locken, und waren nun überall vom Fußvolk und schlossen. (4) Bestürzt hierüber zogen sie sich schneller zurück, als sonst die Reiterei im Treffen zu tun pflegt, und verloren namentlich ihren Häuptlinge Vertiscus, der die Reiterei befehligte. (5) Dieser Mann, seines hohen Alters wegen kaum fähig, zu Pferd zu sitzen, hatte sich, wie dies bei den
Galliern gewöhnlich ist, dennoch nicht von der Übernahme des Oberbefehls abhalten lassen, sondern wollte durchaus seine Landsleute in den Kampf begleiten. (6) Der Fall diese Häuptlings und Anführers und das übrige Glück in diesem Treffen machte den Feind aufgeblasen und übermütig, (7) während
Cäsars Leute durch diesen Verlust die Lehre erhielten, erst nach sorgfältiger Untersuchung der Gegend Stellungen zu nehmen und den weichenden Feind nicht zu hitzig zu verfolgen.
(8,13,1) Non intermittunt interim cotidiana proelia in conspectu utrorumque castrorum, quae ad vada transitusque fiebant paludis. (2) qua contentione Germani, quos propterea Caesar traduxerat Rhenum ut equitibus interpositi proeliarentur, cum constantius universi paludem transissent paucisque in resistendo interfectis pertinacius reliquam multitudinem essent insecuti, (3) perterriti non solum ii, qui aut comminus opprimebantur aut eminus vulnerabantur, sed etiam qui longius subsidiari consuerant, turpiter refugerunt nec prius finem fugae fecerunt saepe amissis superioribus locis, quam se aut in castra suorum reciperent aut nonnulli pavore coacti longius profugerent. (4) quorum periculo sic omnes copiae sunt perturbatae, ut vix iudicari posset utrum secundis parvulis rebus insolentiores an adversis mediocribus timidiores essent.
(13,1) Indessen hatte man täglich im Angesicht beider Lager kleine Gefechte an den seichten Stellen und Übergängen des Sumpfes. (2) Als nun einmal die
Germanen, die
Cäsar über den
Rhein hatte kommen lassen, um sie als Zwischenkämpfer zwischen der Reiterei zu gebrauchen (vgl. 1,48; 7,18), in einer Masse und mit entschiedenerem Ernst über den Sumpf gedrungen waren, die wenigen Feinde, die Widerstand leisteten, niedermachten, alle übrigen dagegen desto hartnäckiger verfolgten, (3) so gerieten nicht bloß jene in Bestürzung, die entweder in der Nähe angefallen oder aus der Ferne verwundet wurden, sondern auch diejenigen, die gewöhnlich in weiterer Entfernung als Nachhut aufgestellt waren. Alle ergriffen schmählich die Flucht, von der sie sich, indem sie eine Anhöhe nach der anderen verlassen mussten, nicht eher erholten, als bis sie sich in ihr Lager retteten. Manche flohen auch noch weiter in die Ferne, indem sie sich schämten, zu ihren Leuten zurückzukehren. (4) Durch dieses missliche Ereignis wurden die Feinde so bestürzt, dass man nicht wusste, ob Ihnen unbedeutende Vorteile größeren Übermut oder unwichtige Unfälle größere Furcht einflößten.
8,14-16: Die
Gallier beziehen ein noch besser gesichertes Lager
(8,14,1) Compluribus diebus isdem castris consumptis, cum propius accessisse legiones et C. Trebonium legatum cognossent, duces Bellovacorum veriti similem obsessionem Alesiae noctu dimittunt eos, quos aut aetate aut viribus inferiores aut inermes habebant, unaque reliqua impedimenta. (2) quorum perturbatum et confusum dum explicant agmen - magna enim multitudo carrorum etiam expeditos sequi Gallos consuevit - oppressi luce copias armatorum pro suis instruunt castris, ne prius Romani persequi se inciperent quam longius agmen impedimentorum suorum processisset. (3) at Caesar neque resistentes adgrediundos tanto collis ascensu iudicabat neque non usque eo legiones admovendas, ut discedere ex eo loco sine periculo barbari militibus instantibus non possent. (4) ita, cum palude impedita a castris castra dividi videret, quae transeundi difficultas celeritatem insequendi tardare posset, atque id iugum quod trans paludem paene ad hostium castra pertineret, mediocri valle a castris eorum intercisum animadverteret, pontibus palude constrata legiones traducit celeriterque in summam planitiem iugi pervenit, quae declivi fastigio duobus ab lateribus muniebatur. (5) ibi legionibus instructis ad ultimum iugum pervenit aciemque eo loco constituit, unde tormento missa tela in hostium cuneos conici possent.
(14,1) Als der Feind nun schon mehrere Tage in dem selben Lager aufgestellt war und das Anrücken des Legaten Gaius Trebonius vernahm, schickten die Führer der Bellovaker, die eine Einschließung wie die von Alesia (vgl. besonders 7,77) fürchteten, nachts alle älteren und schwächeren Leute, alle Unbewaffneten und den übrigen Tross weg. (2) Während sie jedoch diesen Zug voll Unordnung und Verwirrung entwickelten (denn selbst den leichter ziehenden
Galliern folgt immer eine große Menge Karen), wurden sie vom Tag überrascht und stellte nun vor ihrem Lager eine Schlachtlinie auf, damit die Römer nicht eher verfolgen könnten, als bis die Wegziehenden schon etwas weiter fort wären. (3)
Cäsar jedoch wollte bei dem so starken Steigen der Höhe, solange er Feind Widerstand leistete, nicht angreifen und auch die Weichenden nicht reizen. Zugleich wünschte er doch, seine Legionen so nahe zu bringen, dass der Feind, von den Römern verfolgt, nur mit Gefahr den Ort verlassen könnte. (4) Da sich aber der Sumpf zwischen beiden Lagern befand, durch dessen schwierigen Ãœbergang die Schnelligkeit des Verfolgers gehemmt werden mochte, und da
Cäsar bemerkte, dass eine Höhe, die sich jenseits des Sumpfes fast bis zum feindlichen Lager erstreckte, dennoch von diesem Lager durch ein unbedeutende Tal getrennt war, so schlug er Brücken über den Sumpf, führte die Legionen hinüber und gelangte schnell auf die Gipfelfläche jener Höhe, die von zwei Seiten durch schiefe Abdachung fest war. (5) Hier rückte er mit den fest geordneten Legionen an die äußerste Grenze der Höhe und stellte seine Schlachtlinie dort auf, wo das schwere Geschütz gegen die gedrängten feindlichen Haufen arbeiten konnte.
(8,15,1) Barbari confisi loci natura, cum dimicare non recusarent, si forte Romani subire collem conarentur, paulatimque copias distributas dimittere non auderent, ne dispersi perturbarentur, in acie permanserunt. (2) quorum pertinacia cognita Caesar XX cohortibus instructis castrisque eo loco metatis muniri iubet castra. (3) absolutis operibus pro vallo legiones instructas conlocat, equites frenatis equis in stationibus disponit. (4) Bellovaci cum Romanos ad insequendum paratos viderent neque pernoctare aut diutius permanere sine periculo eodem loco possent, tale consilium sui recipiendi ceperunt. (5) fasces ubi consederant - namque in acie considere Gallos consuesse superioribus commentariis Caesaris declaratum est - per manus stramentorum ac virgultorum quorum summa erat in castris copia, inter se traditos ante aciem conlocarunt extremoque tempore diei signo pronuntiato uno tempore incenderunt. (6) ita continens flamma copias omnes repente a conspectu texit Romanorum. quod ubi accidit, barbari vehementissimo cursu refugerunt.
(15,1) Der Feind vertraute auf seine Stellung und war zum Kampf bereit, wenn es die Römer etwa versuchten, den Hügel zu erstürmen; seine Streitkräfte nach und nach in einzelnen Abteilungen abgehen zu lassen, wagte er nicht, um nicht gerade durch diese Trennung in Verwirrung zu geraten. Man blieb also in Schlachtordnung stehen. (2)
Cäsar, der diese Hartnäckigkeit durchschaute, ließ 20 Kohorten unter den Waffen stehen und zugleich ein Lager abstecken und verschanzen. (3) Nach Vollendung dieser Arbeit stellte er die Legionen vor dem Wall in Schlachtordnung auf: die Reiter aber mussten mit gezäumten Pferden auf verschiedenen Posten Wache halten. (4) Die Bellovaker sahen nun die Römer zum Verfolgen bereit und konnten doch selbst ohne Gefahr weder die Nacht hier zubringen noch überhaupt länger in dem Ort ohne Mundvorrat verbleiben. Sie fassten also folgenden Rückzugsplan. (5) Früher schon wurde erwähnt, dass die
Gallier die Gewohnheit haben, in der Schlachtordnung zu sitzen. Ohne deshalb ihren Sitz zu verändern, reichten sich damals diese
gallischen Feinde Büschel Stroh und Reisig, woran man im Lager den größten Überfluss hatte, von Hand zu Hand und häuften sie vor ihrer Linie; bei anbrechende Nacht zündeten sie dann auf ein gegebenes Zeichen hin das Ganze in einem Augenblick an. (6) Die so ausgedehnte Flamme entzog plötzlich alle ihre Truppen den Augen der Römer, und nun nahmen sich eiligst die Flucht.
(8,16,1) Caesar etsi discessum hostium animadvertere non poterat incendiis oppositis, tamen id consilium cum fugae causa initum suspicaretur, legiones promovet, turmas mittit ad insequendum; ipse veritus insidias, ne forte in eodem loco subsistere hostis atque elicere nostros in locum conaretur iniquum, tardius procedit. (2) equites cum intrare fumum et flammam densissimam timerent ac si qui cupidius intraverant, vix suorum ipsi priores partes animadverterent equorum, insidias veriti liberam facultatem sui recipiendi Bellovacis dederunt. (3) ita fuga timoris simul calliditatisque plena sine ullo detrimento milia non amplius decem progressi hostes loco munitissimo castra posuerunt. (4) inde cum saepe in insidiis equites peditesque disponerent, magna detrimenta Romanis in pabulationibus inferebant.
(16,1) Obgleich schon
Cäsar ihren Abzug nicht sehen konnte, weil die Flamme im Weg stand, vermutete er doch, dass das Ganze nur geschehe, um ihre Flucht zu fördern. Die Legionen mussten deshalb vorrücken und die Reiterei den Feind verfolgen. Doch ging er mit dem Fußvolk nur langsam vorwärts, aus Furcht, es möchte der Feind vielleicht doch stehen bleiben und die Römer nur an einen ungünstigen Punkt locken wollen. (2) Ebenso fürchteten die Reiter, in den Rauch und die gewaltige Flammen einzudringen; denn wenn auch einige hitzig hineinjagten, so konnten sie kaum noch den Vorderteil ihrer eigenen Pferde erkennen. Aus Furcht vor einem Hinterhalt gestattete man also den Bellovakern die beste Gelegenheit, sich zurückzuziehen. (3) Auf dieser Flucht voll Furcht und List kamen sie nun unbeschädigt zehn Meilen weit vorwärts, wo sie an einem sehr festen Ort das Lager bezogen. (4) Von hier aus ließen sie häufig das Fußvolk und die Reiterei in den Hinterhalt ziehen und taten den Römern beim Futterholen großen Schaden.
8,17-19: Entscheidender Sieg über die Bellovaker
(8,17,1) Quod cum crebrius accideret, ex captivo quodam comperit Caesar Correum Bellovacorum ducem fortissimorum milia sex peditum delegisse equitesque ex omni numero mille, quos in insidiis eo loco conlocaret, quem in locum propter copiam frumenti ac pabuli Romanos pabulatum missuros suspicaretur. (2) quo cognito consilio Caesar legiones plures quam solebat educit equitatumque, qua consuetudine pabulatoribus mittere praesidio consuerat, praemittit; huic interponit auxilia levis armaturae; (3) ipse cum legionibus, quam potest maxime, adpropinquat.
(17,1) Nach häufigen Wiederholungen erfuhr
Cäsar durch einen Gefangenen, der Anführer der Bellovaker, Correus, habe aus dem Fußvolk 6000 der tapfersten ausgewählt und aus der gesamten Reiterei ein tausend; diese zusammen lege er immer dorthin in den Hinterhalt, wohin man wegen des Ãœberflusses an Getreide und Futter vermute, dass die Römer ziehen würden. (2) Hierauf ließ
Cäsar mehr Legionen als gewöhnlich aufbrechen und schickte ganz nach seiner bisherigen Gewohnheit die Reiterei als Bedeckung der Futtersammler voraus. Unter die Reiter steckte er leichtbewaffnetes Hilfsvolk (3) und rückte dann selbst so schnell wie möglich mit den Legionen nach.
(8,18,1) Hostes in insidiis dispositi, cum sibi delegissent campum ad rem gerendam non amplius patentem in omnes partes passibus mille, silvis undique impeditissimis aut flumine altissimo munitum, velut indagine hunc insidiis circumdederunt. (2) explorato hostium consilio nostri ad proeliandum animo atque armis parati, cum subsequentibus legionibus nullam dimicationem recusarent, turmatim in eum locum devenerunt. (3) quorum adventu cum sibi Correus oblatam occasionem rei gerendae existimaret, primum cum paucis se ostendit atque in proximas turmas impetum fecit. (4) nostri constanter incursum sustinent insidiatorum neque plures in unum locum conveniunt, quod plerumque equestribus proeliis cum propter aliquem timorem accidit, tum multitudine ipsorum detrimentum accipitur.
(18,1) Die Feinde im Hinterhalt standen auf einer absichtlich gewählten Fläche, die ringsherum nicht mehr als 1000 Schritte Ausdehnung hatte und von allen Seiten mit undurchdringlicher Waldung oder einem äußerst tiefen Fluss umgeben war. Diesen Ort hatten sie durch heimlich aufgestellte Mannschaft wie mit einem Jagdnetz eingeschlossen. (2)
Cäsars Reiterei, durch Mut und Waffen ganz zum Kampf bereit, wollte, da die Legionen nachfolgten und der Plan des Feindes bekannt war, keinen Kampf ausschlagen und kam in einzelnen Zügen an. (3) Correus, der darin eine Begünstigung seines Planes erblickte, zeigte sich sogleich mit einer kleinen Anzahl der Seinigen und stürmte auf die nächsten Reiterhaufen. (4) Die Römer hielten diesen Angriff tapfer aus, sammelten sich aber nicht in größerer Zahl an einem Punkt. Denn wenn dies bei Reitergefechten, wie häufig, geschieht, so entsteht schon durch die Menge selbst ein Nachteil.
(8,19,1) Cum dispositis turmis invicem rari proeliarentur neque ab lateribus circumveniri suos paterentur, erumpunt ceteri Correo proeliante ex silvis. fit magna contentione diversum proelium. (2) quod cum diutius pari Marte iniretur, paulatim ex silvis instructa multitudo procedit peditum, quae nostros cogit cedere equites. quibus celeriter subveniunt levis armaturae pedites, quos ante legiones missos esse docui, turmisque nostrorum interpositi constanter proeliantur. (3) pugnatur aliquamdiu pari contentione; deinde ut ratio postulabat proelii, qui sustinuerant primos impetus insidiarum, hoc ipso fiunt superiores, quod nullum ab insidiantibus imprudentes acceperant detrimentum. (4) accedunt propius interim legiones crebrique eodem tempore et nostris et hostibus nuntii adferuntur imperatorem instructis copiis adesse. (5) qua re cognita praesidio cohortium confisi nostri acerrime proeliantur, ne, si tardius rem gessissent, victoriae gloriam communicasse cum legionibus viderentur. (6) hostes concidunt animis atque itineribus diversis fugam quaerunt. nequiquam: nam quibus difficultatibus locorum Romanos claudere voluerant, his ipsi tenebantur. (7) victi tandem perculsique, maiore parte amissa quo fors tulerat, consternati profugiunt partim silvis petitis, partim flumine. (8) qui tamen in fuga a nostris acriter insequentibus conficiuntur, cum interim nulla calamitate victus Correus excedere proelio silvasque petere aut invitantibus nostris ad deditionem potuit adduci quin fortissime proeliando compluresque vulnerando cogeret elatos iracundia victores in se tela conicere.
(19,1) Als die Reiterhaufen an verschiedenen Punkten standen und immer nur wenige fochten, die dann wieder abgelöst und von den übrigen gegen Umzingelung geschützt South Wehen, so brach, während Correus focht, eine größere Anzahl Feinde aus dem Gehölz hervor. Nun begann der Kampf mit großer Anstrengung an verschiedenen Punkten. (2) Er dauerte ziemlich lange ohne Entscheidung des Sieges, bis die Masse des feindlichen Fußvolkes allmählich aus dem Gebüsch geordnet in den Kampf trat und die römische Reiterei zum Weichen brachte. Es kam ihr aber alsbald das leichtbewaffnete Fußvolk zu Hilfe, das, wie ich oben (8,17) bemerkt habe, vor den Legionen vorauszog und nun tapfer zwischen den Reiterhaufen kämpfte. (3) Jetzt blieb das Treffen wieder einige Zeit unentschieden; aber später wurden, wie es natürlich war, diejenigen Meister, die den ersten Angriff des Hinterhalts ausgehalten hatten; denn sie hatten sich durch ihre Besonnenheit gegen den Hinterhalt vor allem Schaden bewahrt. (4) Mittlerweile näherten sich die Legionen; auf Seiten der Römer und des Feindes vernahm man wiederholt, der Feldherr mit dem schlagfertigen Heer sei da. (5) Durch den möglichen Schutz ihres Fußvolkes ermutigt kämpften jetzt die römischen Reiter auf das tapferste, um nicht durch Langsamkeit eben diesem Fußvolk Anteil am Ruhm des Sieges zu lassen. (6) Die Feinde ließen den Mut sinken und flohen nach allen Seiten. Doch umsonst; denn durch die örtlichen Schwierigkeiten, die den Römern den Weg versperren sollten, wurden sie jetzt selbst zurückgehalten. (7) Immerhin aber gelang es ihnen, wenn auch besiegt und bestürzt, die Flucht zu gewinnen, doch mit dem Verlust des größten Teils, indem sie sich teils dem Gehölz, teils dem Fluss anvertrauten. (8) Die Römer aber verfolgten und mordeten. Correus dagegen, durch kein Unglück gebeugt, verließ den Kampfplatz nicht, versuchte auch im Wald keine Zuflucht und wollte von Aufforderungen zur Unterwerfung ebenso wenig wissen; in tapferstem Kampf verwundete er viele und zwang seine ergrimmten Sieger, auf ihn zu zielen (vgl. 8,21).
8,20-23: Die Bellovaker unterwerfen sich. Heimtücke des
Labienus
(8,20,1) Tali modo re gesta recentibus proelii vestigiis ingressus Caesar, cum victos tanta calamitate existimaret hostes nuntio accepto locum castrorum relicturos, quae non longius ab ea caede abesse plus minus VIII milibus dicebantur, tametsi flumine impeditum transitum videbat, tamen exercitu traducto progreditur. (2) at Bellovaci reliquaeque civitates repente ex fuga paucis atque his vulneratis receptis, qui silvarum beneficio casum evitaverant, omnibus adversis, cognita calamitate, interfecto Correo, amisso equitatu et fortissimis peditibus, cum adventare Romanos existimarent, concilio repente cantu tubarum convocato conclamant, legati obsidesque ad Caesarem mittantur.
(20,1)
Cäsar verfolgte nun den frischen Sieg. Er glaubte nämlich, dass die übrigen Bellovaker bei der Nachricht von der Niederlage den Ort, wo ihr Lager (8,16) stand, etwa 8 Meilen weit entfernt, verlassen würden. Obgleich ein schwieriger Fluss im Weg stand, setzte er doch mit dem Heer hinüber und rückte vor. (2) Die Bellovaker aber und ihre Verbündeten erhielten sogleich durch einige Flüchtlinge, die sich, obwohl sie verwundet waren, dennoch durch den Schutz des Waldes gerettet hatten, hiervon Nachricht. Da sie immer unglücklich und jetzt wieder besiegt worden waren, da sie besonders den Correus samt der Reiterei und dem tapfersten Fußvolk verloren hatten, zweifelten sie nicht mehr an
Cäsars Verfolgung, beriefen auf der Stelle durch den Schall der Trompete eine Versammlung und verlangten schreiend, dass man dem Römer Botschaft und Geiseln sende.
(8,21,1) Hoc consilio omnibus probato Commius Atrebas ad eos confugit Germanos, a quibus ad id bellum auxilia mutuatus erat. (2) ceteri e vestigio mittunt ad Caesarem legatos petuntque, ut ea poena sit contentus hostium, quam si sine dimicatione inferre integris posset, pro sua clementia atque humanitate numquam profecto esset inlaturus. (3) adflictas opes equestres [proelio] Bellovacorum esse; delectorum peditum multa milia interisse, vix refugisse nuntios caedis. (4) magnum tamen, ut in tanta calamitate, Bellovacos eo proelio commodum esse consecutos, quod Correus, auctor belli, concitator multitudinis, esset interfectus; numquam enim senatum tantum in civitate illo vivo quantum imperitam plebem potuisse.
(21,1) Infolge dieses allgemeinen Beschlusses floh der Atrebate Commius zu den
Germanen, bei denen er Hilfstruppen angeworben hatte. (2) Die übrigen dagegen sandten ohne alles Zögern eine Botschaft zu
Cäsar und baten ihn, mit derjenigen Bestrafung zufrieden zu sein, die er bei seiner Großmut und Menschenliebe gewiss niemals über sie verhängen würde, wenn er sie auch ohne Schlacht bei ihren vollen Kräften hätte züchtigen können. (3) Ihre Macht sei in dem Reitertreffen gebrochen worden, sie hätten viele tausend Mann auserlesenes Fußvolk verloren, kaum seien noch Boten der Niederlage übrig geblieben; (4) und dennoch hätten die Bellovaker, soweit es bei solchem Unglück noch möglich sei, dabei den größten Vorteil gehabt, dass der Anstifter dieses Krieges, Correus, der Aufwiegler des Volkes, den Tod gefunden habe. Denn solange dieser gelebt habe, habe in ihrem Staat die Regierung nie so viel vermocht wie der unerfahrene Pöbel.
(8,22,1) Haec orantibus legatis commemorat Caesar: eodem tempore superiore anno Bellovacos ceterasque Galliae civitates suscepisse bellum; pertinacissime hos ex omnibus in sententia permansisse neque ad sanitatem reliquorum deditione esse perductos. scire atque intellegere se causam peccati facillime mortuis delegari. (2) neminem vero tantum pollere, ut invitis principibus, resistente senatu, omnibus bonis repugnantibus infirma manu plebis bellum concitare et gerere posset; sed tamen se contentum fore ea poena, quam sibi ipsi contraxissent.
(22,1)
Cäsar erwähnte hierauf, dass die Bellovaker mit ihren Verbündeten das Jahr vorher zu der selben Zeit aufgestanden seien; unter allen seinen sie am hartnäckigsten bei ihren Gesinnungen verbliebenen und hätten sich durch die Unterwerfung der übrigen
Gallier keineswegs zu etwas Besserem bestimmen lassen. Er wisse gar wohl, dass man ganz leicht die Schuld einer Pflichtverletzung auf die Toten schieben könne; (2) doch sei niemand so mächtig, dass er, bloß vom gemeinen Haufen unterstützt, Krieg anfangen und führen könne, wenn die Häuptlinge nicht wollten, die Regierung des ablehne und alle Besseren sich dagegen erklärten. Übrigens wolle er mit der Bestrafung zufrieden sein, die sie sich selbst zugezogen hätten.
(8,23,1) Nocte insequenti legati responsa ad suos referunt; obsides conficiunt. concurrunt reliquarum civitatum legati, quae Bellovacorum speculabantur eventum. (2) obsides dant, imperata faciunt, excepto Commio, quem timor prohibebat cuiusquam fidei suam committere salutem. (3) nam superiore anno T. Labienus Caesare in Gallia citeriore ius dicente, cum Commium comperisset sollicitare civitates et coniurationem contra Caesarem facere, infidelitatem eius sine ulla perfidia iudicavit comprimi posse. (4) quem quia non arbitrabatur vocatum in castra venturum, ne temptando cautiorem faceret, C. Volusenum Quadratum misit qui eum per simulationem conloquii curaret interficiendum. ad eam rem delectos idoneos ei tradidit centuriones. (5) cum in conloquium ventum esset et ut convenerat manum Commii Volusenus adripuisset, centurio vel insueta re permotus vel celeriter a familiaribus prohibitus Commii conficere hominem non potuit; graviter tamen primo ictu gladio caput percussit. (6) cum utrimque gladii destricti essent, non tam pugnandi quam diffugiendi fuit utrorumque consilium: nostrorum, quod mortifero vulnere Commium credebant adfectum, Gallorum, quod insidiis cognitis plura quam videbant extimescebant. quo facto statuisse Commius dicebatur numquam in conspectum cuiusquam Romani venire.
(23,1) Die Botschaft kam in der Nacht darauf mit dieser Antwort bei ihren Leuten an und man brachte nun die bestimmte Zahl Geiseln auf. Dasselbe taten die Verbündeten der Bellovaker, bin nur deren Schicksal abgewartet hatten: (2) sie stellten Geiseln und unterwarfen sich. Commius allein machte eine Ausnahme, der sich niemandem anvertrauen wollte, eingeschüchtert durch einen früheren Vorfall. (3) Im letzten Jahr nämlich hatte, während
Cäsar in Oberitalien die Rechtspflege besorgte,
Titus
Labienus bei der Nachricht, dass Commius die
gallischen Völker aufwiegele und ein Empörung gegen
Cäsar anlege, geglaubt, man dürfe über den Treulosen herfallen, ohne sich einer Wortbrüchigkeit schuldig zu machen. (4) Weil
Labienus aber zugleich vermutete, dass Commius auf eine Einladung nicht im Lager erscheinen werde, schickte er, um ihn nicht durch einen solchen Versuch noch behutsamer zu machen, den Gaius Volusenus Quadratus, der ihn unter dem Vorwand einer Unterredung ermorden sollte. Auserlesene und tüchtige Centurionen begleiteten ihn. (5) Als man zusammengekommen war, und Volusenus nach der getroffenen Verabredung die Hand des Commius ergriffen hatte, konnte der (damit beauftragte) Centurio, entweder weil die Sache ihm doch ungewohnt war oder von den vertrauten Begleitern des Commius rasch verhindert, den Mann nicht völlig niederhauen; doch versetzte er ihm mit dem ersten Hieb eine schwere Kopfwunde. (6) Auf beiden Seiten zog man nun das Schwert, dachte aber nicht sowohl an den Kampf als an die Flucht, indem die Römer den Commius tödlich verwundet glaubten, die
Gallier aber an der bösen Absicht der Römer nicht zweifelten und noch mehr fürchteten, als was bereits geschehen war. Von dieser Seite an hatte, wie Mann sagte, Commius den festen Entschluss gefasst, einem Römer nie wieder unter die Augen zu treten.
8,24-25: Gesandtschaften
Cäsars. Erneut bleibt die Suche nach Ambiorix erfolglos
(8,24,1) Bellicosissimis gentibus devictis Caesar cum videret nullam iam esse civitatem quae bellum pararet quo sibi resisteret, sed nonnullos ex oppidis demigrare, ex agris diffugere ad praesens imperium evitandum, plures in partes exercitum dimittere constituit. (2) M. Antonium quaestorem cum legione duodecima sibi coniungit. C. Fabium legatum cum cohortibus XXV mittit in diversissimam partem Galliae, quod ibi quasdam civitates in armis esse audiebat neque C. Caninium Rebilum legatum, qui in illis regionibus erat, satis firmas duas legiones habere existimabat. (3) T. Labienum ad se evocat; legionem autem XV., quae cum eo fuerat in hibernis, in Galliam togatam mittit ad colonias civium Romanorum tuendas, ne quod simile incommodum accideret decursione barbarorum ac superiore aestate Tergestinis acciderat, qui repentino latrocinio atque impetu Illyriorum erant oppressi. (4) ipse ad vastandos depopulandosque fines Ambiorigis proficiscitur; quem perterritum ac fugientem cum redigi posse in suam potestatem desperasset, proximum suae dignitatis esse ducebat adeo fines eius vastare incolis aedificiis pecore, ut odio suorum Ambiorix, si quos Fortuna reliquos fecisset, nullum reditum propter tantas calamitates haberet in civitatem.
(24,1)
Cäsar konnte nach der Besiegung der tapfersten Stämme gewiss sein, dass keine Völkerschaft einen neuen Krieg gegen ihn beginnen werde; er bemerkte aber zugleich, dass die Leute, um sich der neuen Herrschaft zu entziehen, aus den Städten wanderten und aus dem Land flüchteten. Er beschloss deshalb, sein Heer nach verschiedenen Seiten zu verteilen. (2) Der Quaestor Marcus Antonius mit der 11. Legion blieb bei ihm; den Legaten Gaius Fabius schickte er an der Spitze von 25 Kohorten in den ganz entgegengesetzten Teil
Galliens (
Aquitanien), weil er von unruhigen Bewegungen der dortigen Stämme Nachricht hatte und die zwei Legionen des Legaten Gaius Caninius Rebilus, der dort stand, nicht für stark genug hielt. (3) Den
Titus
Labienus berief er zu sich; die 15. Legion aber, die unter seinem Kommando im Standlager gewesen war, schickte er nach Oberitalien, um die römischen Kolonialstädte dort vor einem ähnlichen Überfall der
Alpenvölker zu schützen, als es der war, der im letzten Sommer die Bewohner von Tergeste (Triest) getroffen hatte, die ganz unvermutet angegriffen und ausgeraubt worden waren. (4)
Cäsar selbst endlich brach auf, um das Land des Ambiorix zu plündern und zu verwüsten. Da er nicht hoffen konnte, ihn, der in Bestürzung stets auf der Flucht war, in seine Hände zu bekommen, glaubte er, die Ehre erfordere zunächst, dass er wenigstens dessen Land von Einwohnern, Häusern und Tieren so entblöße, dass Ambiorix seinen Leuten, wenn solche noch übrig blieben, verhasst werde und wegen des Unglücks, das er über sein Vaterland gebracht habe, nicht mehr zurückkehren dürfe.
(8,25,1) Cum in omnes partes finium Ambiorigis aut legiones aut auxilia dimisisset atque omnia caedibus, incendiis, rapinis vastasset, magno numero hominum interfecto aut capto Labienum cum duabus legionibus in Treveros mittit, (2) quorum civitas propter Germaniae vicinitatem cotidianis exercitata bellis cultu et feritate non multum a Germanis differebat neque imperata umquam nisi exercitu coacta faciebat.
(25,1) Als die Legionen und Hilfsvölker das ganze Land des Ambiorix nach allen Seiten hin durchstreift und mordend brandstiftend, plündernd verwüstet hatten, indem viel Volk gefangen oder niedergemacht wurde, so zog auf
Cäsars Befehl
Labienus in das Gebiet der Treverer. (2) Diese waren wegen der Nähe
Germaniens stets in Kriege verwickelt, in der Wildheit der Lebensweise von den
Germanen selbst nicht viel verschieden und nahmen nur, wenn sie mit Gewalt gezwungen wurden, die römischen Befehle an.
Lat. zu "Caes.Gall.8"
Göler, August v.
Cäsar's Gallischer Krieg im Jahre 51 v. Chr. Nach des Hirtius bell. gall. lib. VIII. bearbeitet ; nebst Erläuterungen über das römische Kriegswesen zu Cäsars Zeit, mit einer Karte und einem Plane.