19. Liberalia (3,713-790) | |||
Tertia post Idus lux
est celeberrima Baccho:
Bacche, fave vati, dum tua festa cano!
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Bacchus, es naht
dein festlicher Tag, nach den Iden der dritte;
Nahe dem Sänger mit Huld, während das Fest
er besingt!
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nec referam Semelen,
ad quam nisi fulmina secum
Iuppiter adferret, parvus inermis eras;
nec, puer ut posses maturo tempore nasci,
expletum patrio corpore matris opus.
Sithonas et Scythicos longum narrare triumphos |
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Semele lass ich beiseit.
Wehrlos schon warst du als Kindlein,
Wäre mit blitzendem Strahl Jupiter nicht ihr
genaht.
Nicht auch red' ich davon, wie du unreif wuchsest in Vaters
Schoße, damit du als Kind zeitig erblicktest
das Licht;
Nicht von Triumphen im Sithonerland und an deinen Gestaden, |
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et domitas gentes, turifer Inde, tuas.
tu quoque Thebanae mala praeda tacebere matris,
inque tuum furiis acte, Lycurge, genus.
ecce, libet subitos pisces Tyrrhenaque monstra
dicere; sed non est carminis huius opus.
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Weihrauchtragender Sindh, noch in der Skythen
Gebiet,
Dich auch, klägliche Beute der thebischen Mütter, verschweig'
ich,
Auch wie Lykurgus gerast gegen das eigene
Kind.
Zwar von der wimmelnden Schar der zu Fischen verwünschten Tyrrhener
Säng' ich so gern; nur nicht diesem Gesange
geziemt's.
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carminis huius opus
causas exponere, quare
vilis anus populos ad sua liba vocet.
ante tuos ortus arae sine honore fuerunt,
Liber, et in gelidis herba reperta focis.
te memorant, Gange totoque Oriente subacto, |
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Diesem Gesang geziemt's
zu entfalten, warum zu den eignen
Kuchen das ärmliche Weib rufe die Menge heran.
Liber, bevor du warst, ward nicht der Altäre geachtet:
Glutlos starrte der Herd, Gräser erwuchsen
darauf.
Du erst legtest beiseite, so heißt's, Erstlinge dem großen |
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primitias magno seposuisse Iovi:
cinnama tu primus captivaque tura dedisti
deque triumphato viscera tosta bove.
nomine ab auctoris ducunt libamina nomen
libaque, quod sanctis pars datur inde focis;
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Jupiter, als dir der Ost, als dir der Ganges
erlag.
Du erst weihtest den Zimt und den Weihrauch, den du erbeutet;
Brachtest als Opfer den Stier, der dir, dem
Sieger, gefolgt.
Drum von dem Gründer entnahm man die Namen für Spenden und Kuchen,
Weil man ein Teilchen davon opfert auf heiligem
Herd.
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liba deo fiunt, sucis
quia dulcibus idem
gaudet, et a Baccho mella reperta ferunt.
ibat harenoso satyris comitatus ab Hebro
(non habet ingratos fabula nostra iocos);
iamque erat ad Rhodopen Pangaeaque florida ventum: |
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Kuchen verehrt man dem
Gott; denn Bacchus erfreut sich am Süßen;
Selber den Honig zuerst fand nach der Sage
der Gott.
Einst in der Satyrn Geleit kam her er vom sandigen Hebrus
(Unsere Fabel ist gar voll von ergötzlichem
Scherz);
Schon war Rhodope nah' und Pangäus' blumige Höhen; |
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aeriferae comitum concrepuere manus.
ecce novae coeunt volucres tinnitibus actae,
quosque movent sonitus aera, sequuntur apes;
colligit errantes et in arbore claudit inani
Liber, et inventi praemia mellis habet.
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Erzener Becken Getös weckt die begleitende
Schar.
Sieh, von dem Klingeln gelockt, schwärmt näher ein neues Geflügel;
Hinter dem tönenden Erz schwirren die Bienen
heran.
Doch den gesammelten Schwarm schließt ein in der Höhle des Baumes
Liber und wurde zum Lohn Finder des Honigs
dadurch.
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ut satyri levisque
senex tetigere saporem,
quaerebant flavos per nemus omne favos.
audit in exesa stridorem examinis ulmo,
aspicit et ceras dissimulatque senex;
utque piger pandi tergo residebat aselli, |
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Kaum noch kosten die
Süße der glatzige Greis und die Satyrn,
Suchen im Wald ringsum gelbliche Waben sie
schon.
Schwirrendes Summen vernimmt in verwitterter Ulme der Alte;
Wachs selbst sieht er darin; doch er behält
es für sich.
Faul, wie er eben so sitzt auf des Esels gebogenem Rücken, |
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adplicat hunc ulmo corticibusque cavis.
constitit ipse super ramoso stipite nixus,
atque avide trunco condita mella petit:
milia crabronum coeunt, et vertice nudo
spicula defigunt oraque sima notant.
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Bindet er fest an des Baums riesigen Borken
das Tier.
Oben sich stellt er darauf, und, sich haltend am ästigen Stamme,
Sucht in der Höhle Versteck gierig den Honig
er auf.
Hornisse schwärmen zu tausend hervor, und sie bohren den Stachel
Tief in die Glatze hinein, zeichnend das Affengesicht.
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ille cadit praeceps
et calce feritur aselli
inclamatque suos auxiliumque rogat.
concurrunt satyri turgentiaque ora parentis
rident: percusso claudicat ille genu.
ridet et ipse deus, limumque inducere monstrat; |
Jählings fällt er herab,
und es schlägt mit dem Huf ihn der Esel;
Schreiend um Hilfe, zu sich ruft er die Seinen
zurück.
Ringsher rennen die Satyrn herzu und verlachen des Alten
Dickes Gesicht. Der zieht hinkend den schmerzenden
Fuß.
Selber der Gott lacht auf, und sich Lehm auflegen ihn heißt er. |
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hic paret monitis et linit ora luto.
melle pater fruitur, liboque infusa calenti
iure repertori splendida mella damus.
femina cur praestet, non est rationis opertae:
femineos thyrso concitat ille choros.
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Jener gehorcht und mit Lehm schmiert er das
ganze Gesicht.
Honig genießet der Vater. Auf rauchende Kuchen gegossen,
Bringen dem Finder mit Recht glänzenden Honig
wird dar.
Nicht ist verborgen der Grund, weshalb eine Frau sie bereite:
Frauen ja bilden den Chor, welchen der Thyrsus
regiert.
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adplicat hunc ulmo corticibusque cavis.
constitit ipse super ramoso stipite nixus,
atque avide trunco condita mella petit:
milia crabronum coeunt, et vertice nudo
spicula defigunt oraque sima notant.
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Bindet er fest an des Baums riesigen Borken das Tier.
Oben sich stellt er darauf, und, sich haltend am ästigen Stamme,
Sucht in der Höhle Versteck gierig den Honig er auf.
Hornisse schwärmen zu tausend hervor, und sie bohren den Stachel
Tief in die Glatze hinein, zeichnend das Affengesicht.
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ille cadit praeceps et calce feritur aselli,
inclamatque suos auxiliumque rogat.
concurrunt satyri turgentiaque ora parentis
rident: percusso claudicat ille genu.
ridet et ipse deus, limumque inducere monstrat; |
Jählings fällt er herab, und es
schlägt mit dem Huf ihn der Esel;
Schreiend um Hilfe, zu sich ruft er die Seinen zurück.
Ringsher rennen die Satyrn herzu und verlachen des Alten
Dickes Gesicht. Der zieht hinkend den schmerzenden Fuß.
Selber der Gott lacht auf, und sich Lehm auflegen ihn heißt er; |
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hic paret monitis et linit ora luto.
melle pater fruitur, liboque infusa calenti
iure repertori splendida mella damus.
femina cur praestet, non est rationis opertae:
femineos thyrso concitat ille choros.
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Jener gehorcht, und mit Lehm schmiert er das ganze
Gesicht.
Honig genießet der Vater. Auf rauchenden Kuchen gegossen,
Bringen dem Finder miet Recht glänzenden Honig wird dar.
Nicht ist verborgenen der Grund, weshalb eine Frau sie bereite:
Frauen ja bilden den Chor, welchen der Thyrsus regiert.
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cur anus hoc faciat,
quaeris? vinosior aetas
haec erat et gravidae munera vitis amans.
cur hedera cincta est? hedera est gratissima Baccho;
hoc quoque cur ita sit, discere nulla mora
est.
Nysiadas nymphas puerum quaerente noverca |
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Fragst du, warum eine
Alte? Nach Wein war lüsterner dieses
Alter und liebte zumal trächtiger Reben Geschenk.
Efeu schmückt sie; warum? Efeu ist des Bacchus Behagen.
Weshalb dieses so sei, sag' ich dir sonder
Verzug.
Efeu zogen dereinst, als den Stiefsohn suchte die Göttin, |
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hanc frondem cunis opposuisse ferunt.
Restat, ut inveniam, quare toga libera detur
Lucifero pueris, candide Bacche, tuo:
sive quod ipse puer semper iuvenisque videris,
et media est aetas inter utrumque tibi;
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Rings vor der Wiege des Kinds nysische Nymphen
hinauf.
Ãœbrig zu sagen ist noch, weshalb an die Knaben die freie
Toga verleiht dein Fest, glänzender Bacchus,
allein.
Sei's, dass, weil du als Knab' und Jüngling immer erscheinest,
Oder inmitten vielmehr beider an Alter du
stehst;
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seu, quia tu pater
es, patres sua pignora, natos,
commendant curae numinibusque tuis:
sive, quod es Liber, vestis quoque libera per te
sumitur et vitae liberioris iter:
an, quia, cum colerent prisci studiosius agros |
Sei's, weil Vater du
bist, deshalb dir zum Schutz und zum Schirme
Väter das teuerste Pfand legen, die Kinder,
ans Herz.
Oder man nimmt, weil Liber du bist, mit der freieren Kleidung
Freiere Bahnen zugleich an für das Leben durch
dich.
Sei's, dass es stammt aus der Zeit, wo reger man pflegte den Landbau, |
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et faceret patrio rure senator opus,
et caperet fasces a curvo consul aratro
nec crimen duras esset habere manus,
rusticus ad ludos populus veniebat in Urbem
sed dis, non studiis ille dabatur honor:
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Wo der Senator das Gut baute, vom Vater ererbt,
Selbst vom gebogenen Pflug der Konsul sofort nach den Faszen
Griff und die schwielige Hand nimmer gereichte
zum Schimpf.
Damals strömten zur Stadt nach den Spielen die ländlichen Scharen:
Freilich, der Glanz galt nur Göttern und nicht
der Partei.
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luce sua ludos uvae
commentor habebat,
quos cum taedifera nunc habet ille dea—
ergo, ut tironem celebrare frequentia possit,
visa dies dandae non aliena togae.
mite caput, pater, huc placataque cornua vertas |
Spiele beging man am
festlichen Tag für den Finder der Traube:
Jetzt, mit der Fackel bewehrt, teilt sie die
Göttin mit ihm.
Zahlreich konnte die Schar an dem Feste geleiten den Neuling;
Drum zu der Toga Geschenk wählte den Tag man
vielleicht.
Neige mir zu dein freundliches Haupt und die friedlichen Hörner, |
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et des ingenio vela secunda meo! |
Vater, und glückliche Fahrt leihe
dem sinnenden Geist! |