15. Regifugium (2,685-710) | |||
Nunc mihi dicenda est
regis fuga; traxit ab illa
sextus ab extremo nomina mense dies.
ultima Tarquinius Romanae gentis habebat
regna, vir iniustus, fortis ad arma tamen.
ceperat hic alias, alias everterat urbes, |
Regifugium (regis fuga), das Fest der "Königsflucht" am 24. Febr. ist in seiner Bedeutung nicht umfassend geklärt. Gleiches gilt auch vom Fest der Volksflucht (Poplifugia) am 5. Juli. Ovid bringt es in Verbindung mit dem Sturz des Tarquinius Superbus. | Jetzt von des Königs
Flucht soll singen das Lied; denn der sechste
Tag von dem Ende des Monds führet den Namen
nach ihr.
Letzter der Könige war Tarquinius über der Römer
Volk, zwar nicht dem Gesetz, aber den Waffen
gerecht.
Einige Städte bezwang er bereits, und zerstöret die andern |
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et Gabios turpi fecerat arte suos.
namque trium minimus, proles manifesta Superbi,
in medios hostes nocte silente venit.
nudarant gladios: 'occidite' dixit 'inermem:
hoc cupiant fratres Tarquiniusque pater,
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Gabii ist eine latinische Stadt auf dem Weg von Rom nach Praeneste. Vgl. die ausführliche Darstellung bei Liv.1,53f, der auch die hinterlistige und unrömische Art dieser Kriegslist herausstellt. Herodot 5,92 erzählt eine ähnliche Geschichte von Thrasybulos von Milet. Der jüngste Sohn des Tarquinius ist Sextus. Während sich die Einflussnahme des Sextus bei Livius über lange Zeit hinzieht, ist bei Ovid die Überlistung in die eine Trugrede konzentriert. Sie ist somit der Sinonrede in Vergils Aeneis vergleichbar. |
Hätt' er; durch schmähliche List nannt' er
auch Gabii sein.
Nämlich der jüngste der drei, des Superbus echtester Sprössling,
Kam zu der feindlichen Schar mitten in schweigender
Nacht.
Schwerter umklirrten ihn schon: "Ja," sprach er, "ermordet
mich Armen!
Mag mit den Brüdern es doch wünschen der Vater
Tarquin,
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qui mea crudeli laceravit
verbere terga'
dicere ut hoc posset, verbera passus erat.
luna fuit: spectant iuvenem, gladiosque recondunt,
tergaque, deducta veste, notata vident:.
flent quoque et, ut secum tueatur bella, precantur. |
Welcher mich also (ihr
seht's) grausam mit der Geißel zerschlagen."
Glaublich zu machen das Wort, hatt' er geduldet
die Schmach.
Mondschein wars: anschau'n sie den Mann und verbergen die Schwerter:
Wie sie die Kleider entfernt, traten die Striemen
hervor.
Weinend umstehen sie ihn, ihn umwerbend als Waffengenossen; |
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callidus ignaris adnuit ille viris.
iamque potens misso genitorem appellat amico,
perdendi Gabios quod sibi monstret iter.
hortus odoratis suberat cultissimus herbis,
sectus humum rivo lene sonantis aquae:
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Arglos steh'n sie, und er nickt das berückende
Ja.
Bald steht mächtig er da, und er schickt einen Freund zu dem Vater,
Der soll deuten, wie er Gabii bringe zu Fall.
Nah war, herrlich bestellt, voll duftender Blumen ein Garten;
Sanft hinrieselnden Stroms floss in der Mitte
ein Bach.
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illic Tarquinius mandata
latentia nati
accipit et virga lilia summa metit.
nuntius ut rediit decussaque lilia dixit,
filius 'agnosco iussa parentis' ait.
nec mora, principibus caesis ex urbe Gabina, |
Wie dort meldet des
Sohns Botschafter den heimlichen Auftrag,
Schlägt mit der Gerte Tarquin Kronen der Lilien
ab.
Heim ist der Bote gekehrt, und vom Köpfen der Lilien hört ihn
Melden der Herr: "Ich versteh'",
sprach er, "des Vaters Geheiß."
Ohne Verzug hinmordet er dann die gabinischen Edlen: |
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traduntur ducibus moenia nuda suis.
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So, der Verteidiger bar, fällt von den Feinden
die Stadt.
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