Ego vero si velim et nostrae civitatis exemplis uti et aliarum, plura proferre possim detrimenta publicis rebus quam adiumenta, per homines eloquentissimos importata; sed ut reliqua praetermittam, omnium mihi videor, exceptis, Crasse, vobis duobus, eloquentissimos audisse Ti. et C. Sempronios, quorum pater, homo prudens et gravis, haudquaquam eloquens, et saepe alias et maxime censor saluti rei publicae fuit: atque is non accurata quadam orationis copia, sed nutu atque verbo libertinos in urbanas tribus transtulit, quod nisi fecisset, rem publicam, quam nunc vix tenemus, iam diu nullam haberemus. At vero eius filii diserti et omnibus vel naturae vel doctrinae praesidiis ad dicendum parati, cum civitatem vel paterno consilio vel avitis armis florentissimam accepissent, ista praeclara gubernatrice, ut ais, civitatum eloquentia rem publicam dissipaverunt. Cic.de_orat.1,38. | Ja, wenn ich mich auf Beispiele unserer und anderer Staaten berufen wollte, so könnte ich mehr Nachteile als Vorteile anführen, die dem Gemeinwesen durch die beredtesten Männer gebracht sind; doch um anderes zu übergehen, so waren, wie ich glaube, unter allen Rednern, die ich gehört habe, wenn ich euch beide, Crassus, ausnehme, die größten die beiden Sempronier, Tiberius und Gaius, deren Vater, ein verständiger und achtungswürdiger Mann, aber keineswegs beredt, die Wohlfahrt des Staates sowohl zu anderen Zeiten oft als ganz besonders während seiner Zensur förderte. Und dieser hat nicht durch eine sorgfältige Fülle der Rede, sondern durch einen Wink und ein Wort die Freigelassenen in die städtischen Zünfte versetzt. Hätte er dies nicht getan, so würden wir den Staat, den wir jetzt kaum noch behaupten können, schon längst gar nicht mehr haben. Aber seine beredten und mit allen Gaben der Natur und allen Hilfsmitteln der Gelehrsamkeit zum Reden ausgerüsteten Söhne haben, da sie doch den Staat durch die Klugheit ihres Vaters und durch die Waffen ihres Großvaters in der höchsten Blüte überkommen hatten, durch diese deine Lenkerin der Staaten, wie du die Beredsamkeit nennst, das Vermögen des Staates zerrüttet. |
Atque haud scio an minus vobis hoc sim probaturus; equidem non dubitabo, quod sentio, dicere: physica ista ipsa et mathematica et quae paulo ante ceterarum artium propria posuisti, scientiae sunt eorum, qui illa profitentur, inlustrari autem oratione si quis istas ipsas artis velit, ad oratoris ei confugiendum est facultatem. Cic.de_orat.1,61. | Und vielleicht dürfte ich euch hiervon nicht ganz überzeugen; doch ich will keinen Anstand nehmen, meine Ansicht mitzuteilen. Die Physik und Mathematik selbst, sowie das, was du kurz zuvor als das Eigentum anderer Wissenschaften aufstelltest, gehört der Kenntnis derer an, die sie zu ihrem Berufsgeschäft machen; will aber jemand eben diese Wissenschaften durch den Vortrag beleuchten, so muss er zu der Geschicklichkeit des Redners seine Zuflucht nehmen. |
Hoc loco Sulpicius 'insperanti' inquit 'mihi et Cottae, sed valde optanti utrique nostrum cecidit, ut in istum sermonem, Crasse, delaberemini; nobis enim huc venientibus satis iucundum fore videbatur, si, cum vos de rebus aliis loqueremini, tamen nos aliquid ex sermone vestro memoria dignum excipere possemus; ut vero penitus in eam ipsam totius huius vel studi vel artifici vel facultatis disputationem paene intimam veniretis, vix optandum nobis videbatur. Cic.de_orat.1,96. | Hier ergriff Sulpicius das Wort: "Gegen meine und des Cotta Hoffnung, aber nach unser beider sehnlichstem Wunsch hat es sich gefügt, Crassus, dass ihr auf diese Unterredung verfielt. Denn als wir hierher kamen, erschien es uns schon erfreulich genug, wenn wir bei eurem Gespräch über andere Gegenstände doch etwas der Erinnerung Würdiges aus eurer Unterredung erhaschen könnten; dass ihr euch aber fast bis zum Kern der Untersuchung über diese ganze Wissenschaft – oder soll ich sagen: Kunst, oder Fertigkeit? – vertiefen würdet, das glaubten wir kaum wünschen zu dürfen. |
Ego enim, qui ab ineunte aetate incensus essem studio utriusque vestrum, Crassi vero etiam amore, cum ab eo nusquam discederem, verbum ex eo numquam elicere potui de vi ac ratione dicendi, cum et per me ipsum egissem et per Drusum saepe temptassem; quo in genere tu, Antoni, - vere loquar - numquam mihi percontanti aut quaerenti aliquid defuisti et persaepe me, quae soleres in dicendo observare, docuisti. Cic.de_orat.1,97. | Denn ich, der ich von Jugend an euch beiden von ganzem Herzen zugetan war, ja zu Crassus die innigste Liebe hegte, konnte, obwohl ich nirgends von seiner Seite wich, ihm doch nie ein Wort über den kunstmäßigen Lehrgang der Beredsamkeit entlocken, sooft ich auch teils selbst ihm meinen Wunsch mitgeteilt, teils ihn durch den Drusus angegangen hatte. In dieser Hinsicht hast du, Antonius, ich will die Wahrheit sagen, nie meine Erkundigungen oder Fragen unbefriedigt gelassen, und sehr oft belehrtest du mich über die Beobachtungen, die du beim Reden zu machen pflegtest. |
Nunc, quoniam uterque vestrum patefecit earum ipsarum rerum aditum, quas quaerimus, et quoniam princeps Crassus eius sermonis ordiendi fuit, date nobis hanc veniam, ut ea, quae sentitis de omni genere dicendi, subtiliter persequamini; quod quidem si erit a vobis impetratum, magnam habebo, Crasse, huic palaestrae et Tusculano tuo gratiam et longe Academiae illi ac Lycio tuum hoc suburbanum gymnasium anteponam.' Cic.de_orat.1,98. | Jetzt nun, da ihr beide den Zugang gerade zu den Gegenständen, die wir zu wissen wünschen, eröffnet habt und Crassus zu dieser Unterredung Veranlassung gegeben hat, erweist uns die Gefälligkeit, eure Ansichten über die gesamte Beredsamkeit gründlich auseinanderzusetzen! Sind wir so glücklich, dieses von euch zu erlangen, so werde ich, Crassus, dieser Schule und deinem Tusculanum von Herzen Dank wissen, und dein Gymnasium hier in der Nähe der Stadt jener Akademie und jenem Lyceum bei weitem vorziehen." |
Quod si te, Cotta, arbitrarer aut te, Sulpici, de eis rebus audire velle, adduxissem huc Graecum aliquem, qui nos istius modi disputationibus delectaret; quod ne nunc quidem difficile factu est: est enim apud M. Pisonem adulescentem iam huic studio deditum, summo homo ingenio nostrique cupidissimus, Peripateticus Staseas, homo nobis sane familiaris et, ut inter homines peritos constare video, in illo suo genere omnium princeps.' Cic.de_orat.1,104. | Hätte ich nun geglaubt, du, Cotta, oder du, Sulpicius, hättet über dergleichen Dinge hören wollen, so hätte ich einen Griechen hierher gebracht, der euch mit derartigen Vorträgen unterhalten konnte, und dies ist auch jetzt nicht schwer auszuführen. Es lebt nämlich bei dem jungen Marcus Piso, der sich bereits dieser Wissenschaft widmet, einem Mann von ausgezeichneter Begabung und der mir, sehr ergeben ist, der Peripatetiker Staseas, der mir sehr befreundet ist und sich nach dem einstimmigen Urteil der Sachkundigen in seinem Fach unter allen am meisten auszeichnet." |
'Dicam equidem, quoniam institui, petamque a vobis,' inquit 'ne has meas ineptias efferatis; quamquam moderabor ipse, ne ut quidam magister atque artifex, sed quasi unus ex togatorum numero atque ex forensi usu homo mediocris neque omnino rudis videar non ipse a me aliquid promisisse, sed fortuito in sermonem vestrum incidisse. Cic.de_orat.1,111. | "Gut", sagte er, "ich will es tun, weil ich nun einmal den Anfang gemacht habe; nur muss ich euch bitten, diese meine Torheiten nicht auszuplaudern. Doch werde ich mir selbst ein Maß setzen, damit ich nicht wie ein Lehrmeister und Kunstkenner aufzutreten scheine, sondern wie ein schlichter Römer, der sich durch die gerichtliche Übung einige Bildung angeeignet hat und nicht ganz unwissend ist und der nicht aus eigenem Antrieb etwas verheißen hätte, wenn er nicht zufällig in euer Gespräch geraten wäre. |
quem vero non pudet, - id quod in plerisque video - hunc ego non reprehensione solum, sed etiam poena dignum puto. Equidem et in vobis animum advertere soleo et in me ipso saepissime experior, ut et exalbescam in principiis dicendi et tota mente atque artubus omnibus contremiscam; adulescentulus vero sic initio accusationis exanimatus sum, ut hoc summum beneficium Q. Maximo debuerim, quod continuo consilium dimiserit, simul ac me fractum ac debilitatum metu viderit.' Cic.de_orat.1,121. | Wer sich aber nicht schämt, wie ich es bei gar vielen sehe, den halte ich nicht allein des Tadels, sondern auch der Strafe für würdig. Ich wenigstens pflege es an euch zu bemerken und mache auch an mir selbst sehr oft die Erfahrung, dass ich am Anfang der Rede erblasse und in meinem ganzen Inneren und an allen Gliedern erzittere. Als ganz junger Mensch aber verlor ich zu Anfang einer Anklage147 so alle Fassung, dass ich dem Quintus Maximus von Herzen dafür dankbar war, dass er sogleich die Richterversammlung entließ, sobald er mich von Furcht entkräftet und geschwächt sah." |
Hic omnes adsensi significare inter sese et conloqui coeperunt; fuit enim mirificus quidam in Crasso pudor, qui tamen non modo non obesset eius orationi, sed etiam probitatis commendatione prodesset. Tum Antonius 'saepe, ut dicis,' inquit 'animadverti, Crasse, et te et ceteros summos oratores, quamquam tibi par mea sententia nemo umquam fuit, in dicendi exordio permoveri; Cic.de_orat.1,122. | Hier drückten alle ihren Beifall aus, indem sie sich zunickten und miteinander redeten. Denn Crassus besaß eine wunderbare Schüchternheit, die jedoch seinem Vortrag nicht nachteilig, sondern vielmehr dadurch, dass sie seine innere Gediegenheit empfahl, vorteilhaft war. Hierauf sagte Antonius: "Oft habe ich, wie du sagst, die Bemerkung gemacht, Crassus, dass du und andere ausgezeichnete Redner, wiewohl dir meines Erachtens nie einer gleich kam, euch beim Beginn der Rede beunruhigt fühltet. |
'Num tu igitur' inquit Sulpicius 'me aut hunc Cottam ius civile aut rem militarem iubes discere? Nam quis ad ista summa atque in omni genere perfecta potest pervenire?' Tum ille 'ego vero,' inquit 'quod in vobis egregiam quandam ac praeclaram indolem ad dicendum esse cognovi, idcirco haec exposui omnia; nec magis ad eos deterrendos, qui non possent, quam ad vos, qui possetis, exacuendos accommodavi orationem meam; et quamquam in utroque vestrum summum esse ingenium studiumque perspexi, tamen haec, quae sunt in specie posita, de quibus plura fortasse dixi, quam solent Graeci dicere, in te, Sulpici, divina sunt; Cic.de_orat.1,131. | "Nun", sagte Sulpicius, "so gibst du wohl mir oder dem Cotta hier den Rat, das bürgerliche Recht oder den Kriegsdienst zu erlernen? Denn wer möchte imstande sein, jene Höhe allseitiger Vollendung zu erreichen?" Hierauf erwiderte jener: "Ja, wahrlich gerade deshalb habe ich dieses alles auseinandergesetzt, weil ich in euch ausgezeichnete und herrliche Anlagen zur Beredsamkeit erkannte, und ich hatte in meinem Vortrag die Absicht, nicht so sehr diejenigen abzuschrecken, welche keine natürlichen Anlagen besitzen, als vielmehr euch, die ihr sie besitzt, anzuspornen, und wiewohl ich in jedem von euch die schönsten Geistesgaben und den größten Eifer finde, so sind doch die Vorzüge, welche im Äußeren liegen, worüber ich vielleicht mehr gesagt habe, als die Griechen zu sagen pflegen, in dir, Sulpicius, ganz unvergleichlich. |
Sed profecto studia nihil prosunt perveniendi aliquo, nisi illud, quod eo, quo intendas, ferat deducatque, cognoris. Qua re quoniam mihi levius quoddam onus imponitis neque ex me de oratoris arte, sed de hac mea, quantulacumque est, facultate quaeritis, exponam vobis non quandam aut perreconditam aut valde difficilem aut magnificam aut gravem rationem consuetudinis meae, qua quondam solitus sum uti, cum mihi in isto studio versari adulescenti licebat. Cic.de_orat.1,135. | Aber wahrlich, der Eifer, nach einem Ziel zu gelangen, hilft nichts, wenn man nicht auch den Weg kennt, der nach dem Ziel führt und leitet. Weil ihr mir nun insofern eine minder drückende Last auferlegt, als ihr von mir nicht über die Redekunst selbst, sondern nur über meine Geschicklichkeit, wie gering sie auch immerhin sein mag, belehrt zu werden wünscht, so will ich euch mein gewöhnliches Verfahren auseinandersetzen, das weder tiefe Geheimnisse enthält noch mit großen Schwierigkeiten verbunden ist noch sich durch Großartigkeit und Erhabenheit auszeichnet, wie ich es einst zu befolgen pflegte, als es mir in meiner Jugend noch erlaubt war, dieser Wissenschaft obzuliegen." |
perdiscendum ius civile, cognoscendae leges, percipienda omnis antiquitas, senatoria consuetudo, disciplina rei publicae, iura sociorum, foedera, pactiones, causa imperi cognoscenda est; libandus est etiam ex omni genere urbanitatis facetiarum quidam lepos, quo tamquam sale perspergatur omnis oratio. Effudi vobis omnia quae sentiebam, quae fortasse, quemcumque patremfamilias adripuissetis ex aliquo circulo, eadem vobis percontantibus respondisset.' Cic.de_orat.1,159. | Gründlich muss man das bürgerliche Recht erlernen, sich mit den Gesetzen bekannt machen, das ganze Altertum erforschen, vom Gewohnheitsrecht des Senats, von der Verfassung des Staates, von den Rechten der Bundesgenossen, von den Bündnissen und Verträgen und von allem, worauf die Wohlfahrt des Staates beruht, sich Kunde verschaffen und aus dem ganzen Umfang der feinen Bildung gefällige, anmutige und sinnreiche Witzworte sammeln, mit denen, wie mit Salz, der ganze Vortrag durchwürzt werde. So habe ich denn nun alle meine Ansichten vor euch ausgeschüttet, Ansichten, die euch vielleicht jeder schlichte Hausvater, den ihr in irgendeiner Gesellschaft aufgreifen mochtet, auf eure Fragen in gleicher Weise mitgeteilt haben würde." |
Haec cum Crassus dixisset, silentium est consecutum; sed quamquam satis eis, qui aderant, ad id, quod erat propositum, dictum videbatur, tamen sentiebant celerius esse multo quam ipsi vellent ab eo peroratum. Tum Scaevola 'quid est, Cotta?' inquit 'quid tacetis? Nihilne vobis in mentem venit, quod praeterea ab Crasso requiratis?' Cic.de_orat.1,160. | Als Crassus dieses gesagt hatte, trat Stillschweigen ein. Aber obwohl den Anwesenden die vorgelegte Frage zur Genüge beantwortet zu sein schien, so meinten sie doch, er habe seinen Vortrag weit schneller beendet, als sie es wünschten. Hierauf sagte Scaevola: "Warum, Cotta, schweigst du? Fällt euch nichts ein, worüber ihr außerdem noch den Crassus befragen möchtet?" |
Verum, quoniam sententiae atque opinionis meae voluistis esse participes, nihil occultabo et, quoad potero, vobis exponam, quid de quaque re sentiam. Antoni incredibilis quaedam et prope singularis et divina vis ingeni videtur, etiam si hac scientia iuris nudata sit, posse se facile ceteris armis prudentiae tueri atque defendere; quam ob rem hic nobis sit exceptus; ceteros vero non dubitabo primum inertiae condemnare sententia mea, post etiam impudentiae; Cic.de_orat.1,172. | Doch weil ihr nun einmal meine Ansicht und Meinung wissen wollt, so will ich nichts verhehlen und euch nach Kräften meine Gedanken über jeden einzelnen Gegenstand auseinandersetzen. Des Antonius unglaubliche und fast einzige und unvergleichliche Geisteskraft scheint, auch wenn sie von dieser Kenntnis des Rechtes entblößt ist, sich leicht durch die übrigen Waffen der Einsicht schützen und verteidigen zu können. Darum wollen wir mit ihm eine Ausnahme machen; aber alle anderen werde ich ohne Bedenken durch meine Stimme zuerst der Trägheit, dann aber auch der Unverschämtheit schuldig erklären. |
Hanc vim si quis existimat aut ab eis, qui de dicendi ratione scripserunt, expositam esse aut a me posse exponi tam brevi, vehementer errat neque solum inscientiam meam sed ne rerum quidem magnitudinem perspicit: equidem vobis, quoniam ita voluistis, fontis, unde hauriretis, atque itinera ipsa ita putavi esse demonstranda, non ut ipse dux essem, quod et infinitum est et non necessarium, sed ut commonstrarem tantum viam et, ut fieri solet, digitum ad fontis intenderem.' Cic.de_orat.1,203. | Wer nun meint, diese Kunst sei von denen, welche über die Redekunst geschrieben haben, entwickelt worden oder könne von mir in so kurzer Zeit entwickelt werden, der irrt sich sehr und begreift nicht meine Unkenntnis, ja kaum die Größe der Sachen. Ich glaubte, weil ihr es ja so wünschtet, euch die Quellen, aus denen ihr schöpfen könnt, und die Pfade selbst bezeichnen zu müssen, aber nicht so, um selbst euer Führer auf denselben zu sein, was unendlich schwierig und nicht notwendig ist, sondern nur, um euch den Weg nach den Quellen zu weisen und, wie man zu tun pflegt, einen Fingerzeig zu geben." |
'Mihi vero' inquit Mucius 'satis superque abs te videtur istorum studiis, si modo sunt studiosi, esse factum; nam, ut Socratem illum solitum aiunt dicere perfectum sibi opus esse, si qui satis esset concitatus cohortatione sua ad studium cognoscendae percipiendaeque virtutis; quibus enim id persuasum esset, ut nihil mallent esse se, quam bonos viros, eis reliquam facilem esse doctrinam; sic ego intellego, si in haec, quae patefecit oratione sua Crassus, intrare volueritis, facillime vos ad ea, quae cupitis, perventuros, ab hoc aditu ianuaque patefacta.' Cic.de_orat.1,204. | "Ich aber sollte meinen", versetzte Mucius, "du habest der Lernbegierde dieser jungen Männer, wenn sie anders lernbegierig sind, reichlich Genüge geleistet. Denn so wie man von Sokrates erzählt, er habe zu sagen gepflegt, seine Arbeit sei vollendet, wenn jemand durch seine Ermahnung hinlänglich zu dem Streben angefeuert sei, die Tugend kennen zu lernen und in sich aufzunehmen; denn wem die Überzeugung beiwohne, dass er nichts lieber zu sein wünsche als ein guter Mann, dem sei die übrige Lehre leicht – so weiß ich, dass auch ihr, wenn ihr die Bahn betreten wollt, die euch Crassus durch seinen Vortrag eröffnet hat, ihr sehr leicht zum Ziel eurer Wünsche gelangen werdet, da er euch ja den Zugang und die Tür dazu eröffnet hat." |
'Quid si,' inquit Crassus 'quoniam ego, quo facilius vos apud me tenerem, vestrae potius obsecutus sum voluntati, quam aut consuetudini aut naturae meae, petimus ab Antonio, ut ea, quae continet neque adhuc protulit, ex quibus unum libellum sibi excidisse iam dudum questus est, explicet nobis et illa dicendi mysteria enuntiet?' 'Ut videtur,' inquit Sulpicius; 'nam Antonio dicente etiam quid tu intellegas, sentiemus.' Cic.de_orat.1,206. | "Nun", sagte Crassus, "um euch leichter bei mir zu behalten, bin ich euch willfährig gewesen und habe weniger auf meine Gewohnheit und Natur Rücksicht genommen; wie wäre es nun, wenn wir den Antonius bäten, das, was er bei sich zusammenhält und noch nicht zum Vorschein gebracht hat, wovon ihm, wie er kurz zuvor klagte, eine kleine Schrift entschlüpft ist, uns zu entwickeln und jene Geheimnisse der Beredsamkeit kundzutun?" "Wie es dir beliebt", erwiderte Sulpicius. "Denn aus dem Vortrag des Antonius werden wir auch deine Ansichten kennen lernen."
|
verum hoc ingrediar ad ea, quae vultis, audacius, quod idem mihi spero usu esse venturum in hac disputatione, quod in dicendo solet, ut nulla exspectetur ornata oratio: neque enim sum de arte dicturus, quam numquam didici, sed de mea consuetudine; ipsaque illa, quae in commentarium meum rettuli, sunt eius modi, non aliqua mihi doctrina tradita, sed in rerum usu causisque tractata; quae si vobis, hominibus eruditissimis, non probabuntur, vestram iniquitatem accusatote, qui ex me ea quaesieritis, quae ego nescirem; meam facilitatem laudatote, cum vobis non meo iudicio, sed vestro studio inductus non gravate respondero.' Cic.de_orat.1,208. | Doch ich will um so dreister auf euer Verlangen eingehen, weil es, wie ich hoffe, bei der gegenwärtigen Unterredung ebenso der Fall sein wird, wie es bei meiner öffentlichen Rede zu sein pflegt, dass man keinen geschmückten Vortrag von mir erwartet. Ich gedenke ja nicht von der Kunst zu reden, die ich nie erlernt habe, sondern von meiner Gewohnheit, wie denn auch das, was ich in meinen Leitfaden aufgenommen habe, von derselben Art ist, nicht durch gelehrten Unterricht mir mitgeteilt, sondern auf Erfahrung und wirklichen Rechtsverhandlungen beruhend. Findet dieses nun bei euch so gelehrten Männern keine Billigung, so müsst ihr eure eigene Unbilligkeit anschuldigen, da ihr mich um Dinge befragt, die ich nicht weiß, und meine Nachgiebigkeit loben, wenn ich euch nicht aus eigenem Entschluss, sondern auf euer Verlangen ohne viele Umstände Rede stehe." |
[1] Si vales, bene est. Existimaram pro mutuo inter nos animo et pro reconciliata gratia nec absentem me a te ludibrio laesum iri nec Metellum fratrem ob dictum capite ac fortunis per te oppugnatum iri; quem si parum pudor ipsius defendebat, debebat vel familiae nostrae dignitas vel meum studium erga vos remque publicam satis sublevare: nunc video illum circumventum, me desertum, a quibus minime conveniebat. Cic.ad fam.5,1,1. | Hoffentlich geht es Dir gut. Ich hätte geglaubt, dass Du mich in Anbetracht unserer gegenseitigen Hochachtung und wiedergewonnenen Sympathie nicht in meiner Abwesenheit dem kränkenden Spott preisgeben und wegen eines Wortes Leben und Vermögen meines Bruders Metellus angreifen würdest. Wenn ihn schon seine eigene von Scheu geprägte Zurückhaltung nicht schützte, so hätte ihm doch wenigstens das Ansehen unserer Familie und mein Engagement für Euch und die Republik hinreichend Erleichterung verschaffen müssen. Nun muss ich erleben, dass er von denen eingekreist und ich von denen im Stich gelassen bin, von denen es am wenigsten hätte geschehen dürfen. |
De me autem, ut iam cum utroque vestrum loquar, sic habetote: Cic.Lael.10.b | was aber meine Person anbelangt, so vernehmt – dies sei euch beiden gesagt – folgendes: |
Quid dicam de moribus facillimis, de pietate in matrem, liberalitate in sorores, bonitate in suos, iustitia in omnes? nota sunt vobis. Cic.Lael.11.e | Was soll ich von seinem gefälligen Charakter sagen? Was von seiner zärtlichen Liebe gegen seine Mutter? Was von seiner Freigebigkeit gegen seine Schwestern? Wie gütig er sich gegen die Seinen bewies? Wie gerecht gegen alle Menschen? – Euch sind dies bekannte Dinge. |
Quam ob rem, quae disputari de amicitia possunt, ab eis censeo petatis, qui ista profitentur; Cic.Lael.17.c | Holt euch darum, denke ich, die möglichen Belehrungen über die Freundschaft bei denen, die sich öffentlich zu dieser Kunst bekennen. |
ego vos hortari tantum possum, ut amicitiam omnibus rebus humanis anteponatis; Cic.Lael.17.d | Ich meinerseits kann euch nur die Empfehlung geben, die Freundschaft allen anderen menschlichen Gütern vorzuziehen. |
Hactenus mihi videor de amicitia, quid sentirem, potuisse dicere; si quae praeterea sunt (credo autem esse multa), ab iis, si videbitur, qui ista disputant, quaeritote. Cic.Lael.24.g | Soweit, glaube ich, meine Gedanken über die Freundschaft euch mitteilen zu können. Was die übrigen Punkte anlangt, – es gibt wohl noch viele –, so möget ihr, wenn es euch beliebt, diejenigen befragen, die über solche Materien wissenschaftliche Vorträge halten. |
Ortum quidem amicitiae videtis, nisi quid ad haec forte vultis. Cic.Lael.32.h | Hiermit habe ich euch den wahren Ursprung der Freundschaft vor Augen gelegt; wenn ihr nicht etwa noch einiges dazu vermisst. |
Quam ob rem id primum videamus, si placet, quatenus amor in amicitia progredi debeat. Cic.Lael.36.a | Wir wollen daher, wenn es euch beliebt, zunächst untersuchen, wie weit die Liebe in der Freundschaft gehen darf. |
Atque, ut ad me redeam, meministis, Q. Maximo, fratre Scipionis, et L. Mancino consulibus, quam popularis lex de sacerdotiis C. Licini Crassi videbatur! Cic.Lael.96.d | Um wieder auf mich zu kommen: Ihr werdet euch erinnern, wie sehr jenes Gesetz über die Priesterämter, das Gaius Licinius Crassus im Konsulatsjahr des Quintus Maximus - der Bruders von Scipio - und des Lucius Mancinus eingebracht hatte, auf die Volksgunst berechnet schien. |
Haec habui, de amicitia quae dicerem. Vos autem hortor, ut ita virtutem locetis, sine qua amicitia esse non potest, ut ea excepta nihil amicitia praestabilius putetis. Cic.Lael.104.e | Dies sind meine Gedanken über die Freundschaft, die ich euch vortragen wollte. Euch aber ermahne ich der Freundschaft, denn sie ist ohne die Tugend nicht möglich, nach der Tugend den höchsten Rang beizulegen. |
credo vos, iudices, mirari, quid sit, quod, cum tot summi oratores hominesque nobilissimi sedeant, ego potissimum surrexerim, is qui neque aetate neque ingenio neque auctoritate sim cum his, qui sedeant, comparandus. Cic.S.Rosc.1.a | Ihr wundert euch vielleicht, Richter, wie es kommt, dass, da so viele treffliche Redner und Männer aus den edelsten Geschlechtern hier sitzen, gerade ich mich erhebe, da ich mich doch weder an Alter, noch an Talent noch Ansehen mit denen, die hier sitzen, messen kann. |
is a vobis, iudices, hoc postulat, ut, quoniam in alienam pecuniam tam plenam atque praeclaram nullo iure invaserit, quoniamque ei pecuniae vita Sex. Rosci obstare atque officere videatur, deleatis ex animo suo suspicionem omnem metumque tollatis; Cic.S.Rosc.6.b | Dieser verlangt von euch, ihr Richter, dass ihr, weil er sich eines fremden, so reichen und ansehnlichen Vermögens widerrechtlich bemächtigt hat, und weil er meint, das Leben des Sextus Roscius stehe diesem Besitz im Wege, sein Gemüt aller Besorgnisse und Furcht entledigt: |
hunc sibi ex animo scrupulum, qui se dies noctesque stimulat ac pungit ut evellatis, postulat, ut ad hanc suam praedam tam nefariam adiutores vos profiteamini. Cic.S.Rosc.6.d | Diesen Stachel, der ihn Tag und Nacht sticht und beunruhigt, sollt ihr, so wünscht er es, ihm aus dem Herzen reißen, ihr sollt euch als Helfer eines ruchlosen Raubes erklären. |
si vobis aequa et honesta postulatio videtur, iudices, ego contra brevem postulationem adfero et, quo modo mihi persuadeo, aliquanto aequiorem. Cic.S.Rosc.7.a | Wenn euch, ihr Richter, diese Forderung billig und ehrsam scheinen sollte, so bringe ich dagegen eine kurze und, wie ich überzeugt bin, um vieles billigere Forderung. |
deinde a vobis, iudices, ut audacium sceleri resistatis, innocentium calamitatem levetis et in causa Sex. Rosci periculum, quod in omnis intenditur, propulsetis. Cic.S.Rosc.7.c | dann verlange ich von euch, ihr Richter, dass ihr euch dem Frevel jener Frechen widersetzt, dass ihr das Missgeschick der Unschuldigen erleichtert und in der Sache des Roscius eine Gefahr abwehrt, von der alle bedroht werden. |
sin aliud agitur nihil, nisi ut eis ne quid desit, quibus satis nihil est, si hoc solum hoc tempore pugnatur, ut ad illam opimam praeclaramque praedam damnatio Sex. Rosci velut cumulus accedat, nonne cum multa indignatum vel hoc indignissimum est, vos idoneos habitos, per quorum sententias iusque iurandum id adsequantur, quod antea ipsi scelere et ferro adsequi consuerunt? Cic.S.Rosc.8.b | Wenn es aber nur darum geht, dass Leuten, die nie genug bekommen können, nichts abgeht, wenn es bei der jetzigen Auseinandersetzung nur darum geht, dass die Verurteilung des Sextus Roscius jenen reichen und herrlichen Raub vollends kröne, ist dann nicht neben so manchem Unwürdigen das zumeist Unwürdigste, dass man euch für fähig hält, durch eure Stimme und euren Eid das jenen zu verschaffen, was sie vorher selbst durch Frevel und Gewalt sich zu verschaffen gewohnt waren? |
qui ex civitate in senatum propter dignitatem, ex senatu in hoc consilium delecti estis propter severitatem, ab his hoc postulare homines sicarios atque gladiatores, non modo ut supplicia vitent, quae a vobis pro maleficiis suis metuere atque horrere debent, verum etiam ut spoliis ex hoc iudicio ornati auctique discedant? Cic.S.Rosc.8.c | dass Meuchelmörder und Klopffechter von euch, die ihr aus der Bürgerschaft wegen eures Ansehens in den Senat, aus dem Senat wegen eurer Strenge zu dieser Beratung erkoren wurdet, dass sie von euch verlangen, nicht nur der Strafe zu entgehen, die sie für ihre Missetaten von euch fürchten und mit Entsetzen erwarten sollten, sondern sogar mit dem Raub des Sextus Roscius geschmückt und bereichert von dieser Gerichtssitzung wegzugehen? |
quapropter vos oro atque obsecro, iudices, ut attente bonaque cum venia verba mea audiatis. Cic.S.Rosc.9.d | Daher bitte ich euch inständig, ihr Richter, dass ihr mit Aufmerksamkeit und gütiger Nachsicht meine Worte anhört. |
sin a vobis, id quod non spero, deserar, tamen animo non deficiam et id, quod suscepi, quoad potero, perferam. Cic.S.Rosc.10.c | Würde ich aber, was ich nicht hoffe, von euch verlassen, so werde ich meinen Mut doch nicht verlieren und, was ich auf mich genommen habe, so gut ich kann, zu Ende bringen. |
petimus abs te, M. Fanni, a vobisque, iudices, ut quam acerrime maleficia vindicetis, ut quam fortissime hominibus audacissimis resistatis, ut hoc cogitetis: Cic.S.Rosc.12.b | Ich verlange von dir, Marcus Fannius, und von euch, ihr Richter, dass ihr die Verbrechen mit größter Strenge rügt, dass ihr den überfrechen Menschen möglichst entschlossen Widerstand leistet und Folgendes bedenkt: |
atque ut facilius intellegere possitis, iudices, ea, quae facta sunt, indigniora esse quam haec sunt, quae dicimus, ab initio res, quem ad modum gesta sit, vobis exponemus, quo facilius et huius hominis innocentissimi miserias et illorum audacias cognoscere possitis et rei publicae calamitatem. Cic.S.Rosc.14.a | Damit ihr nun umso leichter begreift, dass, was geschehen ist, noch weit empörender ist, als was ich sage, so will ich euch den Verlauf der Sache von Anfang an darlegen, damit ihr das Unglück dieses ganz schuldlosen Mannes, und die Frechheit jener Menschen, und den Notstand des Staates umso leichter erkennt. |
hoc consilio atque adeo hac amentia impulsi, quem ipsi, cum cuperent, non potuerunt occidere, eum iugulandum vobis tradiderunt. Cic.S.Rosc.29.a | Dieser Plan, ja diese Verrücktheit brachte sie dazu, denjenigen, den sie, so sehr sie es wünschten, nicht ermorden konnten, euch zum Hinschlachten zu überliefern. |
totam causam, iudices, explicemus atque ante oculos expositam consideremus; Cic.S.Rosc.34.d | Wir wollen die ganze Sache entwickeln und euch, ihr Richter, vor Augen legen und betrachten. |
non eodem modo de omnibus, ideo quod prima illa res ad meum officium pertinet, duas autem reliquas vobis populus Romanus imposuit; Cic.S.Rosc.36.a | Nicht auf dieselbe Weise darf ich über alles reden; denn jener erste Punkt gehört zu meiner Aufgabe; die beiden übrigen hat euch das römische Volk ans Herz gelegt. |
verum homines notos sumere odiosum est, cum et illud incertum sit, velintne ei sese nominari, et nemo vobis magis notus futurus sit, quam est hic Eutychus, et certe ad rem nihil intersit, utrum hunc ego comicum adulescentem an aliquem ex agro Veienti nominem. Cic.S.Rosc.47.b | Aber bekannte Leute anzuführen ist verfänglich, da man ja auch nicht wissen kann, ob sie genannt sein wollen. Auch wird euch keine Person so bekannt sein, wie jener Eutychus, und es tut ja nichts zur Sache, ob ich diesen Jüngling aus dem Lustspiel oder einen aus dem vejentischen Landgut nenne. |
ac non modo hoc patrum voluntate liberi faciunt, sed permultos et ego novi et, nisi me fallit animus, unus quisque vestrum, qui et ipsi incensi sunt studio, quod ad agrum colendum attinet, vitamque hanc rusticam, quam tu probro et crimini putas esse oportere, et honestissimam et suavissimam esse arbitrantur. Cic.S.Rosc.48.c | Aber nicht bloß der Wille der Väter ist es, was die Kinder bestimmt, jenes zu tun, sondern ich und jeder von euch, wofern ich nicht irre, kennt sehr viele, die aus sich heraus für diese Beschäftigung mit dem Landbau begeistert sind und dieses Landleben, das du für schmählich und als Gegenstand des Vorwurfs glaubst ansehen zu müssen, für sehr ehrenvoll und annehmlich halten. |
quod tametsi miserum et indignum est, feret tamen aequo animo, iudices, si per vos vitam et famam potest obtinere; Cic.S.Rosc.49.c | So traurig und unverdient dies Los ist, so wird er es sich doch gefallen lassen, wenn er durch euch, ihr Richter, sein Leben und seine Ehre retten kann. |
simillima est accusatorum ratio. Alii vestrum anseres sunt , qui tantum modo clamant, nocere non possunt, alii canes, qui et latrare et mordere possunt. Cic.S.Rosc.57.a | Ganz ähnlich ist das Verhältnis der Ankläger. Einige von euch sind Gänse, die nur schreien, aber nicht schaden können, andere sind Hunde, die sowohl bellen als beißen können. |
sin autem sic agetis, ut arguatis aliquem patrem occidisse neque dicere possitis, aut qua re aut quo modo, ac tantum modo sine suspicione latrabitis, crura quidem vobis nemo suffringet; Cic.S.Rosc.57.c | Wenn ihr aber so verfahrt, dass ihr jemanden des Vatermordes beschuldigt, ohne das Warum und Wie angeben zu können, und nur bellt (um zu bellen) ohne Verdachtsgründe, so wird euch zwar niemand die Beine zerschmettern; |
sed, si ego hos bene novi, litteram illam, cui vos usque eo inimici estis, ut etiam Kal. omnis oderitis, ita vehementer ad caput adfigent, ut postea neminem alium nisi fortunas vestras accusare possitis. Cic.S.Rosc.57.d | aber, wenn ich anders diese Männer recht kenne, werden sie euch jenen Buchstaben, dem ihr so gram seid, dass ihr sogar alle Kalenden hasst, so gewaltig auf die Stirn prägen, dass ihr in der Folge sonst niemanden als den Verfall eures eigenen Glücks werdet anklagen können. |
planum fac. nihil est; non, quicum deliberaverit, quem certiorem fecerit, unde istud vobis suspicari in mentem venerit. Cic.S.Rosc.58.c | Nun, so beweise es! Es liegt nichts vor; niemand, mit dem er sich darüber beraten, den er davon in Kenntnis gesetzt hätte; kein Grund, warum ein solcher Argwohn euch einfallen konnte. |
quid facitis? cur recusatis? dubitate etiam nunc, iudices, si potestis, a quo sit Sex. Roscius occisus, ab eone, qui propter illius mortem in egestate et in insidiis versatur, cui ne quaerendi quidem de morte patris potestas permittitur, an ab eis, qui quaestionem fugitant, bona possident, in caede atque ex caede vivunt. Cic.S.Rosc.78.a | Was tut ihr? Warum weigert ihr euch? Nun zweifelt noch, wenn ihr könnt, ihr Richter, wer den Sextus Roscius gemordet hat: War es der, der infolge dieses Todes in Armut lebt und seines Lebens nicht sicher ist; dem man nicht einmal gestattet, über den Tod seines Vaters eine Untersuchung anzustellen, oder sind es die, die sich der Untersuchung entziehen, seine Güter besitzen, unter Mordtaten und von Mordtaten leben? |
ubi scopulum offendis 'eius modi, ut non modo ab hoc crimen resilire videas, verum omnem suspicionem in vosmet ipsos recidere intellegas. Cic.S.Rosc.79.e | Aber da stößt du auf eine solche Klippe, von der du nicht allein die Beschuldigung zurückprallen siehst, sondern auch bemerken musst, wie aller Verdacht auf euch selbst zurückfällt. |
vereor, ne aut molestus sim vobis, iudices, aut ne ingeniis vestris videar diffidere, si de tam perspicuis rebus diutius disseram. Cic.S.Rosc.82.a | Ich fürchte, euch beschwerlich zu fallen, ihr Richter, oder Misstrauen gegen eure Einsichten zu verraten, wenn ich über so klare Dinge länger sprechen wollte. |
nonne vobis haec, quae audistis, cernere oculis videmini, iudices? Cic.S.Rosc.98.b | Ist es euch nicht, ihr Richter, als ob ihr das, was ihr gehört habt, mit eigenen Augen seht? |
non versatur ante oculos vobis in caede Glaucia? non adest iste T. Roscius? non suis manibus in curru conlocat Automedontem illum, sui sceleris acerbissimi nefariaeque victoriae nuntium? Cic.S.Rosc.98.d | Seht ihr nicht bei dem Mord den Glaucia vor euch stehen, ist nicht Titus Roscius zugegen? Hebt er nicht mit eigenen Händen jenen Automedon, den Boten seines abscheulichen Frevels und verbrecherischen Sieges, auf den Wagen? |
nunc quid est, quod quisquam ex vobis audire desideret, cum, quae facitis, eius modi sint, ut ea dedita opera a nobis contra vosmet ipsos facere videamini? Cic.S.Rosc.104.d | Was kann man aber nun noch von euch zu hören wünschen, da ihr so vorgeht, als ob ihr absichtlich für uns gegen euch selbst wirken wolltet. |
Nisi intellexeritis, iudices, nullum esse officium, nullum ius tam sanctum atque integrum, quod non eius scelus atque perfidia violarit et imminuerit, virum optimum esse eum iudicatote. Cic.S.Rosc.109.b | Wofern ihr euch nicht überzeugt, dass es keine Verpflichtung, kein so heiliges unantastbares Recht gibt, das nicht durch seinen Frevel und seine Treulosigkeit verletzt und entweiht worden wäre, so möget ihr ihn für einen ganz rechtschaffenen Mann erklären. |
videte iam porro cetera, iudices, ut intellegatis fingi maleficium nullum posse, quo iste sese non contaminarit. Cic.S.Rosc.116.a | Betrachtet nun auch das übrige, ihr Richter, damit ihr euch überzeugt, dass dieser Mensch sich mit allen denkbaren Freveln befleckt hat. |
quid tandem, quaeso, iudices? num aut ille lanista omnino iam a gladio recessisse videtur aut hic discipulus magistro tantulum de arte concedere? Cic.S.Rosc.118.c | Wie, ihr Richter? oder scheint euch jener Fechtmeister schon ganz den Fechter abgelegt zu haben, oder jener Schüler dem Meister nur um weniges in der Kunst nachzustehen? |
servos ipsos, quod ad me attinet, neque arguo neque purgo; quod a vobis oppugnari video, ne in quaestionem dentur, suspiciosum est; Cic.S.Rosc.120.c | Die Sklaven selbst will ich für meine Person weder anschuldigen noch freisprechen. Aber verdächtig ist es, dass ich euch darauf beharren sehe, dass sie der peinlichen Frage nicht übergeben werden. |
quod vero apud vos ipsos in honore tanto sunt, profecto necesse est sciant aliquid, quod, si dixerint perniciosum vobis futurum sit. Cic.S.Rosc.120.d | Weil sie aber bei euch selbst so hoch geachtet sind, so müssen sie notwendig etwas wissen, dessen Angabe euch verderblich werden kann. |
meministis me ita distribuisse initio causam: in crimen cuius tota argumentatio permissa Erucio est, et in audaciam, cuius partes Rosciis impositae sunt. Cic.S.Rosc.122.d | Ich erinnerte euch, dass ich gleich anfangs den Rechtshandel so eingeteilt habe: in die Beweisführung, die dem Erucius übertragen wurde, und in den Punkt wegen der Frechheit, deren Rolle den Rosciern zugeteilt wurde. |
verum quaeso a vobis, iudices, ut haec pauca, quae restant, ita audiatis, ut partim me dicere pro me ipso putetis, partim pro Sex.Roscio. Cic.S.Rosc.129.a | Übrigens bitte ich euch, ihr Richter, dass ihr das wenige, was noch übrig ist, so anhört, dass ich teils für mich selbst, teils für Sextus Roscius spreche. |
ipse vero quem ad modum composito et delibuto capillo passim per forum volitet cum magna caterva togatorum, videtis, iudices; videtis, ut omnis despiciat, ut hominem prae se neminem putet, ut se solum beatum, solum potentem putet. Cic.S.Rosc.135.a | Wie er selbst mit wohlgeordnetem und gesalbtem Haar hier und da über das Forum hineilt mit einer großen Schar von Begleitern in der Toga, das ist euch, ihr Richter, bekannt. Ihr wisst auch, wie er auf jedermann herabsieht; wie er neben sich niemanden für einen Menschen gelten lässt, wie er sich allein für glücklich und mächtig hält. |
verum longe aliter est: nil horum est, iudices. non modo non laedetur causa nobilitatis, si istis hominibus resistetis, verum etiam ornabitur. Cic.S.Rosc.138.a | Aber es verhält sich ganz anders: Nichts davon findet statt, ihr Richter! Die Sache des Adels wird, wenn ihr euch jenen Menschen widersetzt, nicht nur nicht geschwächt, sondern gefördert werden. |
Konnte hier keine weiteren Belege finden
Konnte hier keine weiteren Belege finden
Konnte hier keine weiteren Belege finden
finn
Konnte hier keine weiteren Belege finden