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Delphi - Marmaria-Bezirk
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Referat Nr. 8: Tempelbau
Henning Danckert - MSS 12 - 1999/2000
 

Athena Pronaia: Plan

Temenos der Athena Pronaia

  1. Tor zum Gymnasium und zum Apollonbezirk
  2. Gebäude des 5. Jh. v. Chr. (nicht bei Pausanias) Wohnung der Priesterschaft (?)
  3. Jüngerer Tempel (III) der Athena Pronaia (4. Jh.)
  4. Tholos (Anf. 4. Jh.)
  5. Treppe zur Temenosterrasse
  1. Schatzhaus von Massilia (od. Ionisches od. Äolisches Schatzhaus)
  2. Dorisches Schatzhaus (Athen?)
  3. Fundament
  4. Reste der archaischen Begrenzungsmauer aus Porosstein
  5. Alter Porostempel der Athena Pronaia (II) (um 510); darunter archaischer Vorgängertempel (I), um 650 - 630 v. Chr.)
  1. Platz mit Altären für Athena
  2. Östlicher Zugang zum Temenos
  3. Terrasse mit Schatzhaus (Temenos des Phylakos?)
  4. wie 13
  5. Heilige Straße entlang der Peribolosmauer aus klassischer Zeit
  6. Peribolosmauer aus hellenistischer Zeit

IIIb. Das Heiligtum im Marmaria - Bezirk:

Der Name Marmaria bedeutet in etwa soviel wie „Ort, wo man Marmor findet" und war einst als Heiliger Bereich der Athena geweiht.

Tholos01 Tholos02

Die Tholos der Marmaria

Tholos03

Da auf diesem 150 m x 50 m weite Areal Idolfiguren aus mykenischer Zeit gefunden wurden, ist anzunehmen, dass wohl schon zu dieser frühen Zeit eine Kultstätte an diesem Ort existiert haben muss.

Das Heiligtum der Athene bleibt in Delphi jedoch nur zweitrangig, wie auch ihr Beiname, Athena Pronaia, (Athene vor dem Tempel, Tempelwächterin) und der Mythos begründen. Nachdem nämlich Athene dem delphischen „Hauptgott" Apollon beim Kampf gegen den Drachen Python geholfen hatte, überließ der siegreiche Gott ihr aus Dankbarkeit dieses Heiligtum.

Ihr zweiter Beiname, Athena Pronoia, ( Athene, die Voraussehende ) ist nicht nur ein Wortspiel, sondern sie wird in diesem Sinn auch mit zwei Erdrutschen, die Delphi in den Jahren 480 v. Chr. bzw. 279 v. Chr. vor dem Angriff der Perser bzw. der Gallier bewahrten, in Verbindung gebracht.

Eingefasst wird der gesamte Heilige Bezirk von einer aus dem 5. Jahrhundert stammenden Terrassenmauer. Es finden sich die Fundamente mehrer Tempel und Altäre. Pausanias lässt sowohl die Altäre unerwähnt als auch die Tholos, die für uns heute zu einem Wahrzeichen für Delphi geworden ist. 

Paus.10, 8, 6:  ἐσελθόντι δὲ ἐς τὴν πόλιν εἰσὶν ἐφεξῆς ναοί:
  • καὶ ὁ μὲν πρῶτος αὐτῶν ἐρείπια ἦν, [nicht eindeutig zu bestimmen, vielleicht (10)]
  • ὁ ἐπὶ τούτῳ δὲ κενὸς καὶ ἀγαλμάτων καὶ ἀνδριάντων· [nicht eindeutig zu bestimmen]
  • ὁ δὲ αὐτῶν τρίτος καὶ ὁ τέταρτος, ὁ μὲν τῶν ἐν Ῥώμῃ βασιλευσάντων εἶχεν οὐ πολλῶν τινῶν εἰκόνας, ὁ τέταρτος δὲ Ἀθηνᾶς καλεῖται Προνοίας. [3: nicht eindeutig zu bestimmen; 4: wahrscheinlich der ältere Athena-Tempel (II) ]
  • τῶν δὲ ἀγαλμάτων τὸ ἐν τῷ προνάῳ Μασσαλιωτῶν ἀνάθημά ἐστι, μεγέθει τοῦ ἔνδον ἀγάλματος μεῖζον. [...] [7] τῶν μὲν δὴ Μασσαλιωτῶν χαλκοῦν τὸ ἀνάθημά ἐστι· χρυσοῦ δὲ ἀσπίδα ὑπὸ Κροίσου τοῦ Λυδοῦ τῇ Ἀθηνᾷ τῇ Προνοίᾳ δοθεῖσαν, ἐλέγετο ὑπὸ τῶν Δελφῶν ὡς Φιλόμηλος αὐτὴν ἐσύλησε.
  • πρὸς δὲ τῷ ἱερῷ τῆς Προνοίας Φυλάκου τέμενός ἐστιν ἥρωος· καὶ ὁ Φύλακος οὗτος ὑπὸ Δελφῶν ἔχει φήμην κατὰ τὴν ἐπιστρατείαν σφίσιν ἀμῦναι τὴν Περσῶν.

Betritt man das Gelände vom Eingang über die Straße her, sieht man zunächst die Übereste eines Heroons, vermutlich des von Phylakos, der die Stadt 480. v. Chr. tapfer gegen die Persern verteidigte. Die anderen Gebäudefundamente werden als Heroone der Gallier-Verteidiger beschrieben.

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An der Mauer nahe den Heroonen kennzeichnen archaische Inschriften verschiedene ältere Kultgottheiten dieses Bereiches, die auf den im Süden folgenden Altären verehrt wurden. Noch zu erkennen sind die Kulte der Athena Vargana (Athene, die Handwerkerin), der Athena Zosteria (die kämpferisch gegürtete Athene), des Zeus Polieus (Zeus, der Hüter der Stadt) und die wohl ältesten Kulte der Göttinnen Hygieia und Eileithyia, also der Göttin von Gesundheit bzw. Geburt.

Hinter diesem Altarfeld erstreckt sich ein um 510 v. Chr. erbauter Porossteintempel über eine Fläche von ca. 27 m x 13 m. Dies war das Athene Heiligtum (II) und zugleich der Nachfolgebau eines Tempels (I) aus der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr..

Tempel II war ein dorischer Peripteros mit Pronaos und zwei Säulen zwischen den Anten. Außen: 6 x 12 Säulen von ungefähr 4,5 m Höhe. Die Maße der Krepidoma: 27,45 m x 13.25 m. Er wurde jedoch bei dem Felssturz 480 v. Chr. [Hdt. 8, 39] (oder 373 v. Chr. infolge eines schweren Erdbebens) vernichtet. Das Fundament aus Kalkstein ist weitestgehend erhalten, die Säulen wurden unglücklicher Weise bei einem neuerlichen Erdrutsch 1905 komplett zerstört. Einige gefundene Fragmente der Giebelskulpturen lassen wegen ihrer großen Beschädigung keine Rückschlüsse auf die Giebelfelder mehr zu. Auffällig bei diesem Tempel ist, dass er kein Opisthodom besaß. 

Weil den Delphiern wegen der häufigen Erdrutsche gerade an dieser Stelle der Tempel zu gefährdet erschien, begann man bis 370 v. Chr. weiter westlich, in Richtung des Gymnasions, als Ersatz ein neues Tempel-Heiligtum (III) (3) zu errichten.

Aber auch von diesem Kalkstein-Tempel haben nur noch die Grundmauern die Jahrtausende überdauert. Daraus lässt sich trotzdem erschließen, dass dieser Tempel einmal ein sechssäuliger dorischer Prostylos war, d. h., dass ihm nur sechs Säulen frontal vorgelagert waren und dass er von keinem Säulenkranz umgeben war. Zudem war die dreitürige Cella mit 9,60 m ungewöhnlich breit und erinnerte so mehr an die Maße eines Ringhallen-Tempels mit 6 x 10 Säulen.

Zwischen diesen beiden Athene-Heiligtümern befinden sich noch zwei Schatzhäuser sowie die bekannte Tholos, die zum Wahrzeichen des modernen Delphi geworden ist.

Das dorische Schatzhaus datiert von 470 v. Chr. und bestand, ebenso wie das ionische, aus parischem Marmor. Mit einer Länge von 10,5 m war es einst fast zwei Meter länger als das ionische Schatzhaus und wirkte aufgrund seiner niedrigen Fassade und der dorischen Ordnung etwas gedrungener.

Das angeblich um 530 v. Chr. von Massalia gestiftete ionische Schatzhaus wird wegen seiner Kapitellform eines Blattkranzes oft auch als äolisch bezeichnet, wobei man dieses Kapitell eher der kykladischen Baukunst zuschreiben sollte.

Der Aufbau, Schmuckformen und die zweischalige Mauer-Bautechnik stellen einen Bezug zum Schatzhaus von Siphnos dar.

Der berühmte Rundtempel dieses Heiligtums, die Tholos (von Pausanias nicht genannt!), wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. von Baumeister Theodoros im attischen Stil errichtet und war einer uns nicht bekannten Gottheit geweiht. Auf einem dreistufigen Unterbau aus Tuffstein von 13,5 m Durchmesser erhebt sich die Cella, die innen wohl mit schwarzen Marmor ausgelegt sowie durch korinthische Halbsäulen geschmückt war. Die Außenwand der Cella war mit Triglyphen und Metopen auf einem dorischen Fries geschmückt.

Umrundet wurde sie von einem Peristyl aus 20, ungefähr 5,93 m hohen dorischen Säulen mit je 20 Kanneluren, von denen heute drei Stück wieder aufgerichtet sind.

Auch das Außengebälk war mit Fries, Triglyphen und ca. 40 Metopen verziert, die in Bruchstücken noch im Museum von Delphi zu sehen. Sie befassen sich mit einigen Kämpfen gegen die Amazonen und die Kentauren. Was die Eleganz dieses Bauwerks noch unterstrichen haben mag, war eventuell das Dach des Rundtempels, von dem jedoch nur ein paar Löwenköpfe, die als Wasserspeier dienten, erhalten geblieben sind.

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Rekonstruktion der Tholos

 

grim/g00.18s.08.jpgDas Gymnasion im Westen des Mamariabezirkes 

Paus.10, 8, 8: ἐν δὲ τοῦ γυμνασίου τῷ ὑπαίθρῳ πεφυκέναι ποτὲ ἀγρίαν φασὶν ὕλην, καὶ Ὀδυσσέα, ἡνίκα ὡς τὸν Αὐτόλυκον ἀφικόμενος μετὰ τοῦ Αὐτολύκου τῶν παίδων ἐθήρευε, τότε αὐτὸν τὸ τραῦμα τὸ ὑπὲρ τοῦ γόνατος ἐνταῦθα σχεῖν ὑπὸ τοῦ συός.

Quellen – Verzeichnis:

  1. K. Bötig: Griechenland: Festland und Peloponnes, Köln (DuMont) 1996
  2. C. und F. Burian: Der große Polyglott Reiseführer: Griechenland, München (Polyglott) 1972
  3. M. Grant: Die klassischen Griechen, Bergisch Gladbach (Lübbe) 1991
  4. M. Maaß: Das antike Delphi – Orakel, Schätze und Monumente, Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 1993
  5. M. Mehling / G. Rebhan / H. Scharf: Knaurs Kulturführer in Farbe: Griechische Inseln, München ( Droemer Knaur) 1987
  6. E. Melas: Delphi – Die Orakelstätte des Apollon, Köln (DuMont) 1990
  7. M. Pausch / T. Pago: Vis - a - vis Reiseführer: Griechenland: Athen und das Festland, München (Falk) 1998
  8. L. Schneider / C. Höcker: Griechisches Festland, Köln (DuMont) 1996
  9. R. Speich: Südgriechenland, Band 1: Kunst- und Reiseführer, Stuttgart - Berlin - Köln - Mainz (Kohlhammer) 1978

Bildnachweis:

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