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Referat: Tempelbau Andreas Fritsch - MSS 11 - 1999/2000
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Erechtheion
Das Erechtheion steht an einer Stelle der Akropolis, an der die ältesten Bauspuren aus mykenischer Zeit nachzuweisen sind. Doch nicht nur das - auch der heiligste Teil der Akropolis befand sich hier (und nicht etwa beim Parthenon).
Der Sage nach fand hier der Wettstreit zwischen Athene und Poseidon um die Herrschaft über Athen und Attika statt. Jedoch historisch gesehen, handelt es sich hierbei wohl um den Kampf um die Vormacht zwischen Athen und Eleusis.
Hdt. 8, 55: ἔστι ἐν τῇ ἀκροπόλι ταύτῃ Ἐρεχθέος τοῦ γηγενέος λεγομένου εἶναι νηός, ἐν τῷ ἐλαίη τε καὶ θάλασσα ἔνι, τὰ λόγος παρὰ Ἀθηναίων Ποσειδέωνά τε καὶ Ἀθηναίην ἐρίσαντας περὶ τῆς χώρης μαρτύρια θέσθαι. ταύτην ὦν τὴν ἐλαίην ἅμα τῷ ἄλλῳ ἱρῷ κατέλαβε ἐμπρησθῆναι ὑπὸ τῶν βαρβάρων· δευτέρῃ δὲ ἡμέρῃ ἀπὸ τῆς ἐμπρήσιος Ἀθηναίων οἱ θύειν ὑπὸ βασιλέος κελευόμενοι ὡς ἀνέβησαν ἐς τὸ ἱρόν, ὥρων βλαστὸν ἐκ τοῦ στελέχεος ὅσον τε πηχυαῖον ἀναδεδραμηκότα. οὗτοι μέν νυν ταῦτα ἔφρασαν. |
Quelle: Internet: http://www.culture.gr/2/21/211/21101a/00/sk01a013.jpg
Gebaut wurde dieser Tempel wahrscheinlich von dem Baumeister Philokles und man nimmt an, dass die Konzeption dieses Baus noch auf Perikles zurückgeht, der damals allerdings bereits verstorben war. Auffällig ist jedoch der asymmetrische Bau, der, wie sich die Mehrheit einig ist, planmäßig aus der Notwendigkeit entstand, die damals bereits existierenden Kulte und örtlich gebundene Kultstätte unter einem Dach zu vereinigen, was für den Architekten ein schwieriges Problem war.
Hinter der Cella liegen Kulträume. Um diese zu erreichen muss man zur Nordhalle hinabgehen. Diese Halle (32) gehört zu den schönsten Bauwerken, die die attische Baukunst geschaffen hat. Sechs Säulen, die 7,65 m hoch sind tragen den hellen Architrav, den Fries aus blauem Eleusis-Marmor und die reich verzierte Kassettendecke. Auf dem Fries waren helle Marmorfiguren aufgesetzt, die jetzt im Akropolis-Museum besichtigt werden können. In der Halle stand ein für Rauchopfer bestimmter Altar des Zeus Hypatos.
Durch eine Öffnung im Fußboden sieht man hinab zu dem Felsmal, das durch den Dreizackstoß Poseidons entstanden ist. Da diese Mal schon seit Urzeiten unter freiem Himmel lag, hat man auch beim Bau der Nordhalle in der Kassettendecke eine Öffnung gelassen. An der Rückwand der Halle befinden sich zwei Tore. Das linke größere war der Haupteingang des Erechtheion und das rechte führt zum Pandroseion (37). Dies war ein heiliger Bezirk, in dem der Ölbaum stand, den Athene hier als ihre Gabe für die Stadt wachsen ließ. In diesem heiligen Bezirk stand ein Altar des Zeus Herkeios (des Herdbeschützers) und sicher auch ein Heiligtum der Pandrosos, die die Tochter des Kekrops und die erste Athene-Priesterin war.
Das Erechtheion liegt etwa 3 m tiefer als der Kultraum der Athene. Das Heiligtum war in mehrere Räume gegliedert. Darunter befanden sich wahrscheinlich Kulträume für Hephaistos und den Heros Butes. Der erste Raum (36) ist das Prostomiaion oder der Mündungssaal. Er hieß so, weil sich in der Südwestecke eine Brunneneinfassung befand, in der nach der Überlieferung die Quelle unter dem Dreizack des Poseidons entsprungen war, die auch als Meer des Erechtheios bezeichnet wurde. Von der Mündungshalle führte im Westen eine Tür zum Pandroseion und im Süden eine Treppe hinauf zur zierlichen Korenhalle (33). Der Zweck dieser Halle ist nicht ganz klar, doch sie wird teilweise als Baldachin des Kekrops-Grabes gedeutet. Auf einem Unterbau stehend, tragen sechs junge Mädchen (Koren) das Dachgebälk anstelle von Säulen. Die zweite Figur von links ist eine Kopie des in London befindlichen Originals. Doch inzwischen sind auch die übrigen Koren zur Konservierung gegen Kopien ausgewechselt worden.
Die Westseite des Tempels, die zweigeschossig gestaltet ist, wurde in römischer Zeit (1. Jh. v. Chr.) in der heutigen Form verändert. Die Zwischenräume zwischen den vier ionischen Säulen im Obergeschoss, die ursprünglich mit Gittern versehen waren, wurden vermauert und drei Fenster eingefügt. Unter dem Architrav ist links noch ein Teil des Frieses aus blauem Eleusis-Marmor zu erkennen.