Recht und Gerechtigkeit nach Kallikles
Platon, Gorgias 482c - 492c
ἐγὼ δέ, ὦ Σώκρατες,
πρὸς σὲ ἐπιεικῶς ἔχω φιλικῶς· κινδυνεύω οὖν πεπονθέναι νῦν, ὅπερ
ὁ Ζῆθος πρὸς τὸν ᾿Αμφίονα ὁ Εὐριπίδου, οὗπερ ἐμνήσθην. καὶ γὰρ ἐμοὶ
τοιαῦτ' ἄττα ἐπέρχεται πρὸς σὲ λέγειν, οἷάπερ ἐκεῖνος πρὸς τὸν ἀδελφόν,
ὅτι "᾿Αμελεῖς, ὦ Σώκρατες, ὧν δεῖ σε ἐπιμελεῖσθαι, καὶ φύσιν
ψυχῆς ὧδε γενναίαν μειρακιώδει τινὶ διατρέπεις μορφώματι, (486a)
καὶ οὔτ' ἂν δίκης βουλαῖσι προσθεῖ' ἂν ὀρθῶς λόγον, οὔτ' εἰκὸς ἂν
καὶ πιθανὸν ἂν λάβοις, οὔθ' ὑπὲρ ἄλλου νεανικὸν βούλευμα βουλεύσαιο."
καίτοι, ὦ φίλε Σώκρατες - καί μοι μηδὲν ἀχθεσθῇς· εὐνοίᾳ γὰρ ἐρῶ
τῇ σῇ - οὐκ αἰσχρὸν δοκεῖ σοι εἶναι οὕτως ἔχειν ὡς ἐγὼ σὲ οἶμαι
ἔχειν καὶ τοὺς ἄλλους τοὺς πόρρω ἀεὶ φιλοσοφίας ἐλαύνοντας; |
Ich aber, mein Sokrates,
meine es mit dir in hohem Maße freundlich. Nun aber geht es
mir etwa gerade wie dem euripideischen Zethos gegenüber dem
Amphion, an den ich gerade dachte. Denn mich drängt es, ungefähr
Ähnliches zu dir zu sagen, wie jener zu seinem Bruder sagt.
Du gibst dir keine Mühe, lieber Sokrates, um das, was du eifrig
treiben solltest, und willst der Seele so hochedler Natur durch
ein knabenhaftes Gebaren Ansehen geben, und du vermöchtest
weder in des Rechtes Rat die Rede richtig vorzubringen, noch treffend
und glaubhaft dich auszusprechen, noch für einen anderen einen
richterlichen Entschluss zu fassen. Und doch, lieber Sokrates, -
werde mir nicht böse; denn ich sage es nur aus wohlwolender
Meinung zu dir - ist es wohl nicht schimpflich, wenn es so steht
wie mit dir nach meiner Meinung und mit den anderen, die immer die
Philosophie zu weit treiben? |
νῦν γὰρ εἴ τις σοῦ
λαβόμενος ἢ ἄλλου ὁτουοῦν τῶν τοιούτων εἰς τὸ δεσμωτήριον ἀπάγοι,
φάσκων ἀδικεῖν μηδὲν ἀδικοῦντα, (b) οἶσθ' ὅτι οὐκ ἂν ἔχοις ὅτι χρήσαιο
σαυτῷ, ἀλλ' ἰλιγγιῴης ἂν καὶ χασμῷο οὐκ ἔχων, ὅτι εἴποις, καὶ εἰς
τὸ δικαστήριον ἀναβάς, κατηγόρου τυχὼν πάνυ φαύλου καὶ μοχθηροῦ,
ἀποθάνοις ἄν, εἰ βούλοιτο θανάτου σοι τιμᾶσθαι. |
Denn wenn dich jetzt
einer fasste, oder irgend einen anderen deiner Art, und dich vor
Gericht schleppte und behauptete, du seiest schuldig, ohne dass
du es bist, weißt du, dass du nichts anzufangen wüsstest,
sondern du würdest schwindlig und sperrtest den Mund auf, ohne
etwas sagen zu können; und wenn du dich vor Gericht stelltest
und hättest einen recht schlimmen und durchtriebenen Ankläger,
so müsstest du sterben, wenn er dich des Todes schuldig erklären
wollte. |
καίτοι πῶς σοφὸν τοῦτό
ἐστιν, ὦ Σώκρατες, "ἥτις εὐφυῆ λαβοῦσα τέχνη φῶτα ἔθηκε χείρονα",
μήτε αὐτὸν αὑτῷ δυνάμενον βοηθεῖν μηδ' ἐκσῶσαι ἐκ τῶν μεγίστων κινδύνων
μήτε ἑαυτὸν μήτε ἄλλον μηδένα, (c) ὑπὸ δὲ τῶν ἐχθρῶν περισυλᾶσθαι
πᾶσαν τὴν οὐσίαν, ἀτεχνῶς δὲ ἄτιμον ζῆν ἐν τῇ πόλει; τὸν δὲ τοιοῦτον,
εἴ τι καὶ ἀγροικότερον εἰρῆσθαι, ἔξεστιν ἐπὶ κόρρης τύπτοντα μὴ
διδόναι δίκην. |
Und wie doch? Heißt
das weise, mein Sokrates, "wenn einen Kunst zum schlechteren
Mann macht, den sie wohlbegabt empfing", so dass er sich selbst
nicht zu helfen vermag und weder sich noch sonst jemand aus den
größten Gefahren zu erretten, vielmehr von seinen Feinden
all sein Vermögen plündern lassen und durchaus ungeehrt
in dem Staat leben muss? Einem solchen Menschen kann man, wenn der
Ausdruck auch ein wenig plump klingt, straflos auf den Backen schlagen. |
ἀλλ' ὠγαθέ, ἐμοὶ πείθου,
"παῦσαι δὲ ἐλέγχων, πραγμάτων δ' εὐμουσίαν ἄσκει", καὶ
ἄσκει, ὁπόθεν δόξεις φρονεῖν, "ἄλλοις τὰ κομψὰ ταῦτα ἀφείς",
εἴτε ληρήματα χρὴ φάναι εἶναι εἴτε φλυαρίας, "ἐξ ὧν κενοῖσιν
ἐγκατοικήσεις δόμοις"· (d) ζηλῶν οὐκ ἐλέγχοντας ἄνδρας τὰ μικρὰ
ταῦτα, ἀλλ' οἷς ἔστιν καὶ βίος καὶ δόξα καὶ ἄλλα πολλὰ ἀγαθά. |
Nein, mein Guter, folge
mir, lass ab vom Widerlegen, betritt "der Staatsgeschäfte
Ehrenbahn" und übe, wodurch "der Klugheit Ruhm"
dir wird und lass den andern dies glehrte, soll ich sagen Geplapper
oder Narrenzeug, "wovon ins Haus nichts kommen wird, das du
bewohnst", und eifre nicht den Männern nach, die diese
Klugheiten zu widerlegen trachten, sondern denen, die Reichtum,
Ehre und viel andere Güter genießen. |
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Übersetzung bearbeitet nach der Vorlage
von J.Deuschle. |
Sententiae excerptae: Griech. zu "Platon" und "Gorgias" Literatur: zu "Platon" und "Gorgias"2650
Platon / Rufener
Die Werke des Aufstiegs. Apologie, Kriton, Gorgias, Menon. Neu übertr. von Rudolf Rufener
Zürich: Artemis-Verl. 1948
- /Grie/plat/PlatGorg485e.php - Letzte Aktualisierung: 17.07.2024 - 15:54 |