Aristoteles, Politik
(1252a1 - 1252b39)
Der Staat ist die natürliche Lebensform der Menschen
Der Text gibt
die beiden ersten Kapitel der Politik ungekürzt wieder:
Die Polisgemeinschaft ist die natürliche Lebensform des
Menschen und ist ihrer Natur nach früher und höherrangig
als der Einzelne; denn der Mensch ist infolge mangelnder Autarkie
von Natur aus ein auf die Polisgemeinschaft angelegtes Wesen.
Das bloße Überleben (τοῦ ζῆν ἕνεκεν) ist zwar der
Grund für die soziale Bindung, ihr Ziel aber ist das
"gute Leben" (τοῦ εὖ ζῆν ἕνεκεν). Integriert er
sich nicht in die Polis, ist er entweder ein Untermensch oder
ein Übermensch, d.h. aber gar kein Mensch. |
ΑΡΙΣΤΟΤΕΛΟΥΣ
ΠΟΛΙΤΙΚΩΝ Α |
(1252a) [1] ᾿Επειδὴ πᾶσαν πόλιν ὁρῶμεν κοινωνίαν τινὰ οὖσαν
καὶ πᾶσαν κοινωνίαν ἀγαθοῦ τινος ἕνεκεν συνεστηκυῖαν [τοῦ γὰρ
εἶναι δοκοῦντος ἀγαθοῦ χάριν πάντα πράττουσι πάντες], δῆλον
ὡς πᾶσαι μὲν ἀγαθοῦ τινος στοχάζονται, μάλιστα δὲ καὶ τοῦ κυριωτάτου
πάντων ἡ πασῶν κυριωτάτη καὶ πάσας περιέχουσα τὰς ἄλλας. αὕτη
δ' ἐστὶν ἡ καλουμένη πόλις καὶ ἡ κοινωνία ἡ πολιτική. |
Da wir ja sehen, dass jede Bürgerschaft
eine Gemeinschaft ist und jede Gemeinschaft eines Gutes wegen
besteht [denn um eines vermeintlichen Gutes willen tun alle
alles], zielen offenbar alle Gemeinschaften auf ein Gut ab,
am meisten aber und auf das höchst gültige Gut von
allen die von allen höchst gültige Gemeinschaft, die
alle übrigen umfasst. Diese aber ist die so genannte
Bürgerschaft und bürgerliche Gemeinschaft. |
ὅσοι μὲν οὖν οἴονται πολιτικὸν καὶ βασιλικὸν καὶ οἰκονομικὸν
καὶ δεσποτικὸν εἶναι τὸν αὐτὸν οὐ καλῶς λέγουσιν [πλήθει γὰρ
καὶ ὀλιγότητι νομίζουσι διαφέρειν ἀλλ' οὐκ εἴδει τούτων ἕκαστον,
οἷον ἂν μὲν ὀλίγων, δεσπότην, ἂν δὲ πλειόνων, οἰκονόμον, ἂν
δ' ἔτι πλειόνων, πολιτικὸν ἢ βασιλικόν, ὡς οὐδὲν διαφέρουσαν
μεγάλην οἰκίαν ἢ μικρὰν πόλιν· καὶ πολιτικὸν δὲ καὶ βασιλικόν,
ὅταν μὲν αὐτὸς ἐφεστήκῃ, βασιλικόν, ὅταν δὲ κατὰ τοὺς λόγους
τῆς ἐπιστήμης τῆς τοιαύτης κατὰ μέρος ἄρχων καὶ ἀρχόμενος, πολιτικόν·
ταῦτα δ' οὐκ ἔστιν ἀληθῆ]· |
Wer nun glaubt, Staatsmann, König,
Hausverwalter und Herr seien dasselbe, äußert sich
unzutreffend. Denn er glaubt, diese würden sich im einzelnen
nach Größe und Kleinheit der Zahl und nicht in der
Sache unterscheiden. So handele es sich bei wenigen um
einen Herrn, bei mehreren um einen Hausverwalter und bei noch
mehr um einen Staatsmann oder König, als gäbe es keinen
Unterschied zwischen einer großen und kleinen Hausgemeinschaft;
und zwischen einem Staatsmann und König: wenn er in alleiniger
Verantwortung regiere, sei es ein König, wenn er nach den
Regeln eines derartigen Systems im Wechsel bald herrsche, bald
sich beherrschen lasse, eine Staatsmann. Dies ist nicht zutreffend]. |
δῆλον δ' ἔσται τὸ λεγόμενον ἐπισκοποῦσι κατὰ τὴν ὑφηγημένην
μέθοδον. ὥσπερ γὰρ ἐν τοῖς ἄλλοις τὸ σύνθετον μέχρι τῶν ἀσυνθέτων
ἀνάγκη διαιρεῖν [ταῦτα γὰρ ἐλάχιστα μόρια τοῦ παντός], οὕτω
καὶ πόλιν ἐξ ὧν σύγκειται σκοποῦντες ὀψόμεθα καὶ περὶ τούτων
μᾶλλον, τί τε διαφέρουσιν ἀλλήλων καὶ εἴ τι τεχνικὸν ἐνδέχεται
λαβεῖν περὶ ἕκαστον τῶν ῥηθέντων. |
Was ich sage, wird dem einleuchten,
der es nach der führenden Methode überprüft;
denn wie man auch sonst das Zusammengesetzte bis zu zum Nicht-Zusammengesetzten
zergliedern muss [denn dies sind jeweils die kleinsten Teile
des Ganzen], so werden wir auch bei der Bürgerschaft zusehen,
aus welchen Elementen sie besteht, und bei diesen eher sehen,
worin sie sich von einander unterscheiden und welches Sachwissen
sich über jede Behauptung gewinnen lässt. |
[2] Εἰ δή τις ἐξ ἀρχῆς τὰ πράγματα φυόμενα βλέψειεν, ὥσπερ ἐν
τοῖς ἄλλοις, καὶ ἐν τούτοις κάλλιστ' ἂν οὕτω θεωρήσειεν. ἀνάγκη
δὴ πρῶτον συνδυάζεσθαι τοὺς ἄνευ ἀλλήλων μὴ δυναμένους εἶναι,
οἷον θῆλυ μὲν καὶ ἄρρεν τῆς γεννήσεως ἕνεκεν [καὶ τοῦτο οὐκ
ἐκ προαιρέσεως, ἀλλ' ὥσπερ καὶ ἐν τοῖς ἄλλοις ζῴοις καὶ φυτοῖς
φυσικὸν τὸ ἐφίεσθαι, οἷον αὐτό, τοιοῦτον καταλιπεῖν ἕτερον],
ἄρχον δὲ φύσει καὶ ἀρχόμενον διὰ τὴν σωτηρίαν. τὸ μὲν γὰρ δυνάμενον
τῇ διανοίᾳ προορᾶν ἄρχον φύσει καὶ δεσπόζον φύσει, τὸ δὲ δυνάμενον
[ταῦτα] τῷ σώματι πονεῖν ἀρχόμενον καὶ φύσει δοῦλον· διὸ δεσπότῃ
καὶ δούλῳ ταὐτὸ συμφέρει. |
Wenn man in den Blick fasst, wie
die Dinge von Anfang an entstehen, dürfte man, wie sonst,
so auch hier zur besten Ansicht gelangen. Zunächst müssen
sich doch diejenigen, die vereinzelt nicht existieren können,
paarweise verbinden, so z.B. das Weibliche und das Männliche
der Zeugung wegen [und zwar nicht in bewusster Entscheidung,
sondern das Verlangen ist wie bei sonst allen Tieren und Pflanzen
natürlich, um ein artgleiches Wesen zu hinterlassen.] so
auch das natürlich Herrschende und Beherrschte aufgrund
der Leistung an Sicherheit. Was nämlich aufgrund seiner
Einsicht vorausschauen kann, herrscht und regiert von Natur
aus. Was aber aufgrund seiner körperlichen Ausstattung
[damit] belastbar ist, wird von Natur aus beherrscht und dient.
Darin kommt der Nutzen des Herrn und der des Dieners zur Deckung. |
(1252b) φύσει μὲν οὖν διώρισται τὸ θῆλυ καὶ τὸ δοῦλον [οὐθὲν
γὰρ ἡ φύσις ποιεῖ τοιοῦτον οἷον οἱ χαλκοτύποι τὴν Δελφικὴν μάχαιραν,
πενιχρῶς, ἀλλ' ἓν πρὸς ἕν· οὕτω γὰρ ἂν ἀποτελοῖτο κάλλιστα τῶν
ὀργάνων ἕκαστον, μὴ πολλοῖς ἔργοις ἀλλ' ἑνὶ δουλεῦον]· ἐν δὲ
τοῖς βαρβάροις τὸ θῆλυ καὶ τὸ δοῦλον τὴν αὐτὴν ἔχει τάξιν. αἴτιον
δ' ὅτι τὸ φύσει ἄρχον οὐκ ἔχουσιν, ἀλλὰ γίνεται ἡ κοινωνία αὐτῶν
δούλης καὶ δούλου. διό φασιν οἱ ποιηταὶ "βαρβάρων δ' ῞Ελληνας
ἄρχειν εἰκός", ὡς ταὐτὸ φύσει βάρβαρον καὶ δοῦλον ὄν. |
Das Weibliche und das Dienende ist
somit seiner Natur nach bestimmt. [Die Natur macht nämlich
nichts von der Art wie die Schmiede das Delphische Messer, so
ärmlich, sondern eines für jeden Zweck. Denn so dürfte
jedes Werkzeug am schönsten verfertigt werden, dass es
nicht zu vielen Arbeiten, sondern nur zu einer dient.] Bei den
Barbaren hat allerdings das Weibliche und das Dienende den selben
Rang. Der Grund: ihnen fehlt das seiner Natur nach Herrschende;
ihre Gemeinschaft entsteht aus Dienerin und Diener. Daher sagen
die Dichter: "Über Barbaren herrschen Griechen zu
Recht" (Eur.Iph.A.1400), weil von Natur aus das Barbarische
und Dienende das selbe sind. |
ἐκ μὲν οὖν τούτων τῶν δύο κοινωνιῶν οἰκία πρώτη, καὶ ὀρθῶς ῾Ησίοδος
εἶπε ποιήσας "οἶκον μὲν πρώτιστα γυναῖκά τε βοῦν τ' ἀροτῆρα"·
ὁ γὰρ βοῦς ἀντ' οἰκέτου τοῖς πένησίν ἐστιν. ἡ μὲν οὖν εἰς πᾶσαν
ἡμέραν συνεστηκυῖα κοινωνία κατὰ φύσιν οἶκός ἐστιν, οὓς Χαρώνδας
μὲν καλεῖ ὁμοσιπύους, ᾿Επιμενίδης δὲ ὁ Κρὴς ὁμοκάπους· ἡ δ'
ἐκ πλειόνων οἰκιῶν κοινωνία πρώτη χρήσεως ἕνεκεν μὴ ἐφημέρου
κώμη. μάλιστα δὲ κατὰ φύσιν ἔοικεν ἡ κώμη ἀποικία οἰκίας εἶναι,
οὓς καλοῦσί τινες ὁμογάλακτας, παῖδάς τε καὶ παίδων παῖδας. |
Aus diesen beiden Gemeinschaften
entsteht nun zuerst die Hausgemeinschaft, und zu Recht dichtete
Hesiod: "ein Haus zu aller erst und eine Frau, ein Rind
zum Pflügen" (Hes.erg.405).
Denn das Rind ist für die Armen der Diener. Die für
den Alltag bestehende Gemeinschaft ist nun naturgemäß
die Hausgemeinschaft. Ihre Mitglieder nennt Charondas "Brotsackteiler",
Epimenides aus Kreta aber "Krippenteiler". Die erste
wegen ihres über den Tag hinausgehenden Nutzens gebildete
Gemeinschaft mehrerer Häuser ist das Dorf. Am ehesten
scheint die Dorfgemeinschaft ihrer Natur nach ein Ableger der
Hausgemeinschaft zu sein. Einige nennen sie "Milchteiler",
"Kinder" und "Kindeskinder". |
διὸ καὶ τὸ πρῶτον ἐβασιλεύοντο αἱ πόλεις, καὶ νῦν ἔτι τὰ ἔθνη·
ἐκ βασιλευομένων γὰρ συνῆλθον· πᾶσα γὰρ οἰκία βασιλεύεται ὑπὸ
τοῦ πρεσβυτάτου, ὥστε καὶ αἱ ἀποικίαι, διὰ τὴν συγγένειαν. καὶ
τοῦτ' ἐστὶν ὃ λέγει ῞Ομηρος "θεμιστεύει δὲ ἕκαστος παίδων
ἠδ' ἀλόχων". σποράδες γάρ· καὶ οὕτω τὸ ἀρχαῖον ᾤκουν. καὶ
τοὺς θεοὺς δὲ διὰ τοῦτο πάντες φασὶ βασιλεύεσθαι, ὅτι καὶ αὐτοὶ
οἱ μὲν ἔτι καὶ νῦν οἱ δὲ τὸ ἀρχαῖον ἐβασιλεύοντο, ὥσπερ δὲ καὶ
τὰ εἴδη ἑαυτοῖς ἀφομοιοῦσιν οἱ ἄνθρωποι, οὕτω καὶ τοὺς βίους
τῶν θεῶν. |
Deshalb wurden die Bürgerschaften
am Anfang auch von Königen beherrscht und heute noch die
Barbarenvölker; sie bildeten sich nämlich aus Menschen
unter Königsherrschaft; denn jedes Haus steht unter der
königlichen Macht des Ältesten; so auch die Ableger
auf Grund ihrer Verwandtschaft. Und dies meint Homer mit den
Worten: "Recht setzt ein jeder über Kinder und Frauen"
(Hom.Od.9,114f.).
Denn sie leben vereinzelt; und so wohnte man ursprünglich.
Auch von den Göttern sagen alle, ein König herrsche
über sie, weil sie selbst teils jetzt noch, teils ursprünglich
unter einem König standen. Wie aber die Menschen das Aussehen
der Götter ihrem eigenen angleichen, so auch ihre Lebensweise. |
ἡ δ' ἐκ πλειόνων κωμῶν κοινωνία τέλειος πόλις, ἤδη πάσης ἔχουσα
πέρας τῆς αὐταρκείας ὡς ἔπος εἰπεῖν, γινομένη μὲν τοῦ ζῆν ἕνεκεν,
οὖσα δὲ τοῦ εὖ ζῆν. διὸ πᾶσα πόλις φύσει ἔστιν, εἴπερ καὶ αἱ
πρῶται κοινωνίαι. τέλος γὰρ αὕτη ἐκείνων, ἡ δὲ φύσις τέλος ἐστίν·
οἷον γὰρ ἕκαστόν ἐστι τῆς γενέσεως τελεσθείσης, ταύτην φαμὲν
τὴν φύσιν εἶναι ἑκάστου, ὥσπερ ἀνθρώπου ἵππου οἰκίας. ἔτι τὸ
οὗ ἕνεκα καὶ τὸ τέλος βέλτιστον· ἡ δ' αὐτάρκεια καὶ τέλος καὶ
βέλτιστον. |
Die Gemeinschaft aus mehreren Dörfern
ist nun die vollendete städtische Bürgerschaft
mit dem Ziel einer sozusagen vollkommenen Autarkie. Sie entsteht
um des bloßen Lebens willen, besteht aber wegen der Lebensqualität.
Deshalb ist jede Stadt, wie auch die ersten Gemeinschaften,
von Natur aus. Denn sie ist das Ziel von jenen; die Natur aber
ist das Ziel; denn den Zustand, den jedes Individuum mit Vollendung
seiner Entwicklung erreicht hat, bezeichnen wir als seine Natur,
wie z.B. eines Menschen, eines Pferdes, eines Hauses. Weiterhin
bestimmen Zweck und Ziel den höchsten Wert. Die Autarkie
ist aber sowohl Ziel als auch Höchstwert. |
(1253a) ἐκ τούτων οὖν φανερὸν ὅτι τῶν φύσει ἡ πόλις ἐστί, καὶ
ὅτι ὁ ἄνθρωπος φύσει πολιτικὸν ζῷον, καὶ ὁ ἄπολις διὰ φύσιν
καὶ οὐ διὰ τύχην ἤτοι φαῦλός ἐστιν, ἢ κρείττων ἢ ἄνθρωπος· ὥσπερ
καὶ ὁ ὑφ' ῾Ομήρου λοιδορηθεὶς "ἀφρήτωρ ἀθέμιστος ἀνέστιος"·
ἅμα γὰρ φύσει τοιοῦτος καὶ πολέμου ἐπιθυμητής, ἅτε περ ἄζυξ
ὢν ὥσπερ ἐν πεττοῖς. |
Daraus erhellt nun, dass die städtische
Bürgerschaft von Natur aus besteht, dass der Mensch von
Natur aus ein bürgerliches Wesen ist und der stadtlose
Mensch von Natur aus, nicht durch die Umstände, entweder
minderwertig ist oder ein Übermensch. So auch der von Homer
(Il.9,63f) gescholtene "ungesellige , rechtlose, herdlose";
denn das ist seine Natur und zugleich ist er versessen auf Krieg,
weil er isoliert dasteht wie beim Brettspiel. |
διότι δὲ πολιτικὸν ὁ ἄνθρωπος ζῷον πάσης μελίττης καὶ παντὸς
ἀγελαίου ζῴου μᾶλλον, δῆλον. οὐθὲν γάρ, ὡς φαμέν, μάτην ἡ φύσις
ποιεῖ· λόγον δὲ μόνον ἄνθρωπος ἔχει τῶν ζῴων· ἡ μὲν οὖν φωνὴ
τοῦ λυπηροῦ καὶ ἡδέος ἐστὶ σημεῖον, διὸ καὶ τοῖς ἄλλοις ὑπάρχει
ζῴοις [μέχρι γὰρ τούτου ἡ φύσις αὐτῶν ἐλήλυθε, τοῦ ἔχειν αἴσθησιν
λυπηροῦ καὶ ἡδέος καὶ ταῦτα σημαίνειν ἀλλήλοις], ὁ δὲ λόγος
ἐπὶ τῷ δηλοῦν ἐστι τὸ συμφέρον καὶ τὸ βλαβερόν, ὥστε καὶ τὸ
δίκαιον καὶ τὸ ἄδικον· τοῦτο γὰρ πρὸς τὰ ἄλλα ζῷα τοῖς ἀνθρώποις
ἴδιον, τὸ μόνον ἀγαθοῦ καὶ κακοῦ καὶ δικαίου καὶ ἀδίκου καὶ
τῶν ἄλλων αἴσθησιν ἔχειν· ἡ δὲ τούτων κοινωνία ποιεῖ οἰκίαν
καὶ πόλιν. |
Deswegen ist der Mensch offenbar
mehr ein bürgerliches Wesen als jede Biene und jedes Herdentier.
Denn, wie gesagt, tut die Natur nichts umsonst. Sprache aber
hat der Mensch allein von allen Lebewesen. Die Stimme zeigt
zwar Schmerz und Angenehmes an und deswegen verfügen über
sie auch die anderen Lebewesen [denn so weit ist ihre Natur
gegangen, dass sie Schmerz und Angenehmes empfinden und dies
einander anzeigen]; die Sprache dient aber dazu, Nutzen und
Schaden aufzuzeigen und so auch Recht und Unrecht. Denn dies
ist gegenüber den anderen Lebewesen den Menschen eigen,
dass allein sie ein Empfinden für gut und schlecht, Recht
und Unrecht und alles übrige haben. Die darin bestehende
Gemeinschaft begründet aber Haus und Stadt. |
καὶ πρότερον δὲ τῇ φύσει πόλις ἢ οἰκία καὶ ἕκαστος ἡμῶν ἐστιν.
τὸ γὰρ ὅλον πρότερον ἀναγκαῖον εἶναι τοῦ μέρους· ἀναιρουμένου
γὰρ τοῦ ὅλου οὐκ ἔσται ποὺς οὐδὲ χείρ, εἰ μὴ ὁμωνύμως, ὥσπερ
εἴ τις λέγοι τὴν λιθίνην [διαφθαρεῖσα γὰρ ἔσται τοιαύτη], πάντα
δὲ τῷ ἔργῳ ὥρισται καὶ τῇ δυνάμει, ὥστε μηκέτι τοιαῦτα ὄντα
οὐ λεκτέον τὰ αὐτὰ εἶναι ἀλλ' ὁμώνυμα. ὅτι μὲν οὖν ἡ πόλις καὶ
φύσει καὶ πρότερον ἢ ἕκαστος, δῆλον· εἰ γὰρ μὴ αὐτάρκης ἕκαστος
χωρισθείς, ὁμοίως τοῖς ἄλλοις μέρεσιν ἕξει πρὸς τὸ ὅλον, ὁ δὲ
μὴ δυνάμενος κοινωνεῖν ἢ μηδὲν δεόμενος δι' αὐτάρκειαν οὐθὲν
μέρος πόλεως, ὥστε ἢ θηρίον ἢ θεός. |
Auch ist die Stadt der Natur nach
früher als das Haus und jeder einzelne von uns; denn das
Ganze ist notwendigerweise früher als der Teil. Denn ist
das Ganze zerstört, so gibt es auch keinen Fuß und
keine Hand mehr; es sei denn als gleichnamiges Wort, wie wenn
einer eine Hand aus Stein so nennt; [diese gibt es auch noch
nach ihrer Zerstörung]. Alles aber ist durch sein Wirken
und Wesen bestimmt. Wenn es dieses nicht mehr erfüllt,
darf man daher nicht mehr sagen, dass es das selbe ist, sondern
gleichnamig. Offenbar ist also die Stadt sowohl von Natur aus
als auch früher als jeder Einzelne. Denn wenn jeder einzelne
abgesondert nicht autark ist, wird er sich gleich wie die übrigen
Teile zum Ganzen verhalten; wer aber nicht teilnehmen kann oder
aus Selbstgenügsamkeit nicht muss, ist auch kein Teil der
Stadt: entweder ist er ein Tier oder ein Gott. |
φύσει μὲν οὖν ἡ ὁρμὴ ἐν πᾶσιν ἐπὶ τὴν τοιαύτην κοινωνίαν· ὁ
δὲ πρῶτος συστήσας μεγίστων ἀγαθῶν αἴτιος. ὥσπερ γὰρ καὶ τελεωθεὶς
βέλτιστον τῶν ζῴων ἄνθρωπός ἐστιν, οὕτω καὶ χωρισθεὶς νόμου
καὶ δίκης χείριστον πάντων. χαλεπωτάτη γὰρ ἀδικία ἔχουσα ὅπλα·
ὁ δὲ ἄνθρωπος ὅπλα ἔχων φύεται φρονήσει καὶ ἀρετῇ, οἷς ἐπὶ τἀναντία
ἔστι χρῆσθαι μάλιστα. διὸ ἀνοσιώτατον καὶ ἀγριώτατον ἄνευ ἀρετῆς,
καὶ πρὸς ἀφροδίσια καὶ ἐδωδὴν χείριστον. ἡ δὲ δικαιοσύνη πολιτικόν·
ἡ γὰρ δίκη πολιτικῆς κοινωνίας τάξις ἐστίν, ἡ δὲ δικαιοσύνη
τοῦ δικαίου κρίσις. |
Von Natur aus verspüren nun
alle den Drang nach einer solchen Gemeinschaft. Wer sie aber
als erster geschaffen hat, hat auch die höchsten Werte
begründet. Denn wie der Mensch vollendet das wertvollste
Wesen ist, so ohne Gesetz und Recht das allerschlechteste. Denn
die schlimmste Ungerechtigkeit ist die in Waffen. Der Mensch
aber hat in seiner Vernunft und Tugend natürliche Waffen,
die er am meisten zum entgegengesetzten Zweck missbrauchen kann.
Deshalb ist er ohne Tugend das gottloseste und wildeste, in
der Liebe und im Essen das wildeste Wesen. Die Gerechtigkeit
aber ist bürgerlich begründet; denn das Recht ist
die Ordnung der bürgerlichen Gemeinschaft, die Gerechtigkeit
aber entscheidet über das Gerechte. |
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