Nos personalia non concoquimus. Nostri consocii (Google, Affilinet) suas vias sequuntur: Google, ut intentionaliter te proprium compellet, modo ac ratione conquirit, quae sint tibi cordi. Uterque consocius crustulis memorialibus utitur. Concedis, si legere pergis.
 
 
 

Aristoteles, Politik
(1252a1 - 1252b39)

Der Staat ist die natürliche Lebensform der Menschen

sagsin.jpg (1095 Byte)
sagdex.jpg (1082 Byte)
 

Der Text gibt die beiden ersten Kapitel der Politik ungekürzt wieder: Die Polisgemeinschaft ist die natürliche Lebensform des Menschen und ist ihrer Natur nach früher und höherrangig als der Einzelne; denn der Mensch ist infolge mangelnder Autarkie von Natur aus ein auf die Polisgemeinschaft angelegtes Wesen. Das bloße Überleben (τοῦ ζῆν ἕνεκεν) ist zwar der Grund für die soziale Bindung, ihr Ziel aber ist das "gute Leben" (τοῦ εὖ ζῆν ἕνεκεν). Integriert er sich nicht in die Polis, ist er entweder ein Untermensch oder ein Übermensch, d.h. aber gar kein  Mensch. 

ΑΡΙΣΤΟΤΕΛΟΥΣ ΠΟΛΙΤΙΚΩΝ Α

(1252a) [1] ᾿Επειδὴ πᾶσαν πόλιν ὁρῶμεν κοινωνίαν τινὰ οὖσαν καὶ πᾶσαν κοινωνίαν ἀγαθοῦ τινος ἕνεκεν συνεστηκυῖαν [τοῦ γὰρ εἶναι δοκοῦντος ἀγαθοῦ χάριν πάντα πράττουσι πάντες], δῆλον ὡς πᾶσαι μὲν ἀγαθοῦ τινος στοχάζονται, μάλιστα δὲ καὶ τοῦ κυριωτάτου πάντων ἡ πασῶν κυριωτάτη καὶ πάσας περιέχουσα τὰς ἄλλας. αὕτη δ' ἐστὶν ἡ καλουμένη πόλις καὶ ἡ κοινωνία ἡ πολιτική.  Da wir ja sehen, dass jede Bürgerschaft eine Gemeinschaft ist und jede Gemeinschaft eines Gutes wegen besteht [denn um eines vermeintlichen Gutes willen tun alle alles], zielen offenbar alle Gemeinschaften auf ein Gut ab, am meisten aber und auf das höchst gültige Gut von allen die von allen höchst gültige Gemeinschaft, die alle übrigen umfasst. Diese aber ist die so genannte Bürgerschaft und bürgerliche Gemeinschaft. 
ὅσοι μὲν οὖν οἴονται πολιτικὸν καὶ βασιλικὸν καὶ οἰκονομικὸν καὶ δεσποτικὸν εἶναι τὸν αὐτὸν οὐ καλῶς λέγουσιν [πλήθει γὰρ καὶ ὀλιγότητι νομίζουσι διαφέρειν ἀλλ' οὐκ εἴδει τούτων ἕκαστον, οἷον ἂν μὲν ὀλίγων, δεσπότην, ἂν δὲ πλειόνων, οἰκονόμον, ἂν δ' ἔτι πλειόνων, πολιτικὸν ἢ βασιλικόν, ὡς οὐδὲν διαφέρουσαν μεγάλην οἰκίαν ἢ μικρὰν πόλιν· καὶ πολιτικὸν δὲ καὶ βασιλικόν, ὅταν μὲν αὐτὸς ἐφεστήκῃ, βασιλικόν, ὅταν δὲ κατὰ τοὺς λόγους τῆς ἐπιστήμης τῆς τοιαύτης κατὰ μέρος ἄρχων καὶ ἀρχόμενος, πολιτικόν· ταῦτα δ' οὐκ ἔστιν ἀληθῆ]·  Wer nun glaubt, Staatsmann, König, Hausverwalter und Herr seien dasselbe, äußert sich unzutreffend. Denn er glaubt, diese würden sich im einzelnen nach Größe und Kleinheit der Zahl und nicht in der Sache  unterscheiden. So handele es sich bei wenigen um einen Herrn, bei mehreren um einen Hausverwalter und bei noch mehr um einen Staatsmann oder König, als gäbe es keinen Unterschied zwischen einer großen und kleinen Hausgemeinschaft; und zwischen einem Staatsmann und König: wenn er in alleiniger Verantwortung regiere, sei es ein König, wenn er nach den Regeln eines derartigen Systems im Wechsel bald herrsche, bald sich beherrschen lasse, eine Staatsmann. Dies ist nicht zutreffend]. 
δῆλον δ' ἔσται τὸ λεγόμενον ἐπισκοποῦσι κατὰ τὴν ὑφηγημένην μέθοδον. ὥσπερ γὰρ ἐν τοῖς ἄλλοις τὸ σύνθετον μέχρι τῶν ἀσυνθέτων ἀνάγκη διαιρεῖν [ταῦτα γὰρ ἐλάχιστα μόρια τοῦ παντός], οὕτω καὶ πόλιν ἐξ ὧν σύγκειται σκοποῦντες ὀψόμεθα καὶ περὶ τούτων μᾶλλον, τί τε διαφέρουσιν ἀλλήλων καὶ εἴ τι τεχνικὸν ἐνδέχεται λαβεῖν περὶ ἕκαστον τῶν ῥηθέντων. Was ich sage, wird dem einleuchten, der es nach der führenden Methode überprüft; denn wie man auch sonst das Zusammengesetzte bis zu zum Nicht-Zusammengesetzten zergliedern muss [denn dies sind jeweils die kleinsten Teile des Ganzen], so werden wir auch bei der Bürgerschaft zusehen, aus welchen Elementen sie besteht, und bei diesen eher sehen, worin sie sich von einander unterscheiden und welches Sachwissen sich über jede Behauptung gewinnen lässt.
[2] Εἰ δή τις ἐξ ἀρχῆς τὰ πράγματα φυόμενα βλέψειεν, ὥσπερ ἐν τοῖς ἄλλοις, καὶ ἐν τούτοις κάλλιστ' ἂν οὕτω θεωρήσειεν. ἀνάγκη δὴ πρῶτον συνδυάζεσθαι τοὺς ἄνευ ἀλλήλων μὴ δυναμένους εἶναι, οἷον θῆλυ μὲν καὶ ἄρρεν τῆς γεννήσεως ἕνεκεν [καὶ τοῦτο οὐκ ἐκ προαιρέσεως, ἀλλ' ὥσπερ καὶ ἐν τοῖς ἄλλοις ζῴοις καὶ φυτοῖς φυσικὸν τὸ ἐφίεσθαι, οἷον αὐτό, τοιοῦτον καταλιπεῖν ἕτερον], ἄρχον δὲ φύσει καὶ ἀρχόμενον διὰ τὴν σωτηρίαν. τὸ μὲν γὰρ δυνάμενον τῇ διανοίᾳ προορᾶν ἄρχον φύσει καὶ δεσπόζον φύσει, τὸ δὲ δυνάμενον [ταῦτα] τῷ σώματι πονεῖν ἀρχόμενον καὶ φύσει δοῦλον· διὸ δεσπότῃ καὶ δούλῳ ταὐτὸ συμφέρει.  Wenn man in den Blick fasst, wie die Dinge von Anfang an entstehen, dürfte man, wie sonst, so auch hier zur besten Ansicht gelangen. Zunächst müssen sich doch diejenigen, die vereinzelt nicht existieren können, paarweise verbinden, so z.B. das Weibliche und das Männliche der Zeugung wegen [und zwar nicht in bewusster Entscheidung, sondern das Verlangen ist wie bei sonst allen Tieren und Pflanzen natürlich, um ein artgleiches Wesen zu hinterlassen.] so auch das natürlich Herrschende und Beherrschte aufgrund der Leistung an Sicherheit. Was nämlich aufgrund seiner Einsicht vorausschauen kann, herrscht und regiert von Natur aus. Was aber aufgrund seiner körperlichen Ausstattung [damit] belastbar ist, wird von Natur aus beherrscht und dient. Darin kommt der Nutzen des Herrn und der des Dieners zur Deckung.
(1252b) φύσει μὲν οὖν διώρισται τὸ θῆλυ καὶ τὸ δοῦλον [οὐθὲν γὰρ ἡ φύσις ποιεῖ τοιοῦτον οἷον οἱ χαλκοτύποι τὴν Δελφικὴν μάχαιραν, πενιχρῶς, ἀλλ' ἓν πρὸς ἕν· οὕτω γὰρ ἂν ἀποτελοῖτο κάλλιστα τῶν ὀργάνων ἕκαστον, μὴ πολλοῖς ἔργοις ἀλλ' ἑνὶ δουλεῦον]· ἐν δὲ τοῖς βαρβάροις τὸ θῆλυ καὶ τὸ δοῦλον τὴν αὐτὴν ἔχει τάξιν. αἴτιον δ' ὅτι τὸ φύσει ἄρχον οὐκ ἔχουσιν, ἀλλὰ γίνεται ἡ κοινωνία αὐτῶν δούλης καὶ δούλου. διό φασιν οἱ ποιηταὶ "βαρβάρων δ' ῞Ελληνας ἄρχειν εἰκός", ὡς ταὐτὸ φύσει βάρβαρον καὶ δοῦλον ὄν. Das Weibliche und das Dienende ist somit seiner Natur nach bestimmt. [Die Natur macht nämlich nichts von der Art wie die Schmiede das Delphische Messer, so ärmlich, sondern eines für jeden Zweck. Denn so dürfte jedes Werkzeug am schönsten verfertigt werden, dass es nicht zu vielen Arbeiten, sondern nur zu einer dient.] Bei den Barbaren hat allerdings das Weibliche und das Dienende den selben Rang. Der Grund: ihnen fehlt das seiner Natur nach Herrschende; ihre Gemeinschaft entsteht aus Dienerin und Diener. Daher sagen die Dichter: "Über Barbaren herrschen Griechen zu Recht" (Eur.Iph.A.1400), weil von Natur aus das Barbarische und Dienende das selbe sind. 
ἐκ μὲν οὖν τούτων τῶν δύο κοινωνιῶν οἰκία πρώτη, καὶ ὀρθῶς ῾Ησίοδος εἶπε ποιήσας "οἶκον μὲν πρώτιστα γυναῖκά τε βοῦν τ' ἀροτῆρα"· ὁ γὰρ βοῦς ἀντ' οἰκέτου τοῖς πένησίν ἐστιν. ἡ μὲν οὖν εἰς πᾶσαν ἡμέραν συνεστηκυῖα κοινωνία κατὰ φύσιν οἶκός ἐστιν, οὓς Χαρώνδας μὲν καλεῖ ὁμοσιπύους, ᾿Επιμενίδης δὲ ὁ Κρὴς ὁμοκάπους· ἡ δ' ἐκ πλειόνων οἰκιῶν κοινωνία πρώτη χρήσεως ἕνεκεν μὴ ἐφημέρου κώμη. μάλιστα δὲ κατὰ φύσιν ἔοικεν ἡ κώμη ἀποικία οἰκίας εἶναι, οὓς καλοῦσί τινες ὁμογάλακτας, παῖδάς τε καὶ παίδων παῖδας.  Aus diesen beiden Gemeinschaften entsteht nun zuerst die Hausgemeinschaft, und zu Recht dichtete Hesiod: "ein Haus zu aller erst und eine Frau, ein Rind zum Pflügen" (Hes.erg.405). Denn das Rind ist für die Armen der Diener. Die für den Alltag bestehende Gemeinschaft ist nun naturgemäß die Hausgemeinschaft. Ihre Mitglieder nennt Charondas "Brotsackteiler", Epimenides aus Kreta aber "Krippenteiler". Die erste wegen ihres über den Tag hinausgehenden Nutzens gebildete Gemeinschaft mehrerer Häuser ist  das Dorf. Am ehesten scheint die Dorfgemeinschaft ihrer Natur nach ein Ableger der Hausgemeinschaft zu sein. Einige nennen sie "Milchteiler", "Kinder" und "Kindeskinder". 
διὸ καὶ τὸ πρῶτον ἐβασιλεύοντο αἱ πόλεις, καὶ νῦν ἔτι τὰ ἔθνη· ἐκ βασιλευομένων γὰρ συνῆλθον· πᾶσα γὰρ οἰκία βασιλεύεται ὑπὸ τοῦ πρεσβυτάτου, ὥστε καὶ αἱ ἀποικίαι, διὰ τὴν συγγένειαν. καὶ τοῦτ' ἐστὶν ὃ λέγει ῞Ομηρος "θεμιστεύει δὲ ἕκαστος παίδων ἠδ' ἀλόχων". σποράδες γάρ· καὶ οὕτω τὸ ἀρχαῖον ᾤκουν. καὶ τοὺς θεοὺς δὲ διὰ τοῦτο πάντες φασὶ βασιλεύεσθαι, ὅτι καὶ αὐτοὶ οἱ μὲν ἔτι καὶ νῦν οἱ δὲ τὸ ἀρχαῖον ἐβασιλεύοντο, ὥσπερ δὲ καὶ τὰ εἴδη ἑαυτοῖς ἀφομοιοῦσιν οἱ ἄνθρωποι, οὕτω καὶ τοὺς βίους τῶν θεῶν.  Deshalb wurden die Bürgerschaften am Anfang auch von Königen beherrscht und heute noch die Barbarenvölker; sie bildeten sich nämlich aus Menschen unter Königsherrschaft; denn jedes Haus steht unter der königlichen Macht des Ältesten; so auch die Ableger auf Grund ihrer Verwandtschaft. Und dies meint Homer mit den Worten: "Recht setzt ein jeder über Kinder und Frauen" (Hom.Od.9,114f.). Denn sie leben vereinzelt; und so wohnte man ursprünglich. Auch von den Göttern sagen alle, ein König herrsche über sie, weil sie selbst teils jetzt noch, teils ursprünglich unter einem König standen. Wie aber die Menschen das Aussehen der Götter ihrem eigenen angleichen, so auch ihre Lebensweise. 
ἡ δ' ἐκ πλειόνων κωμῶν κοινωνία τέλειος πόλις, ἤδη πάσης ἔχουσα πέρας τῆς αὐταρκείας ὡς ἔπος εἰπεῖν, γινομένη μὲν τοῦ ζῆν ἕνεκεν, οὖσα δὲ τοῦ εὖ ζῆν. διὸ πᾶσα πόλις φύσει ἔστιν, εἴπερ καὶ αἱ πρῶται κοινωνίαι. τέλος γὰρ αὕτη ἐκείνων, ἡ δὲ φύσις τέλος ἐστίν· οἷον γὰρ ἕκαστόν ἐστι τῆς γενέσεως τελεσθείσης, ταύτην φαμὲν τὴν φύσιν εἶναι ἑκάστου, ὥσπερ ἀνθρώπου ἵππου οἰκίας. ἔτι τὸ οὗ ἕνεκα καὶ τὸ τέλος βέλτιστον· ἡ δ' αὐτάρκεια καὶ τέλος καὶ βέλτιστον.  Die Gemeinschaft aus mehreren Dörfern ist  nun die vollendete städtische Bürgerschaft mit dem Ziel einer sozusagen vollkommenen Autarkie. Sie entsteht um des bloßen Lebens willen, besteht aber wegen der Lebensqualität. Deshalb ist jede Stadt, wie auch die ersten Gemeinschaften, von Natur aus. Denn sie ist das Ziel von jenen; die Natur aber ist das Ziel; denn den Zustand, den jedes Individuum mit Vollendung seiner Entwicklung erreicht hat, bezeichnen wir als seine Natur, wie z.B. eines Menschen, eines Pferdes, eines Hauses. Weiterhin bestimmen Zweck und Ziel den höchsten Wert. Die Autarkie ist aber sowohl Ziel als auch Höchstwert.
(1253a) ἐκ τούτων οὖν φανερὸν ὅτι τῶν φύσει ἡ πόλις ἐστί, καὶ ὅτι ὁ ἄνθρωπος φύσει πολιτικὸν ζῷον, καὶ ὁ ἄπολις διὰ φύσιν καὶ οὐ διὰ τύχην ἤτοι φαῦλός ἐστιν, ἢ κρείττων ἢ ἄνθρωπος· ὥσπερ καὶ ὁ ὑφ' ῾Ομήρου λοιδορηθεὶς "ἀφρήτωρ ἀθέμιστος ἀνέστιος"· ἅμα γὰρ φύσει τοιοῦτος καὶ πολέμου ἐπιθυμητής, ἅτε περ ἄζυξ ὢν ὥσπερ ἐν πεττοῖς.  Daraus erhellt nun, dass die städtische Bürgerschaft von Natur aus besteht, dass der Mensch von Natur aus ein bürgerliches Wesen ist und der stadtlose Mensch von Natur aus, nicht durch die Umstände, entweder minderwertig ist oder ein Übermensch. So auch der von Homer (Il.9,63f) gescholtene "ungesellige , rechtlose, herdlose"; denn das ist seine Natur und zugleich ist er versessen auf Krieg, weil er isoliert dasteht wie beim Brettspiel.  
διότι δὲ πολιτικὸν ὁ ἄνθρωπος ζῷον πάσης μελίττης καὶ παντὸς ἀγελαίου ζῴου μᾶλλον, δῆλον. οὐθὲν γάρ, ὡς φαμέν, μάτην ἡ φύσις ποιεῖ· λόγον δὲ μόνον ἄνθρωπος ἔχει τῶν ζῴων· ἡ μὲν οὖν φωνὴ τοῦ λυπηροῦ καὶ ἡδέος ἐστὶ σημεῖον, διὸ καὶ τοῖς ἄλλοις ὑπάρχει ζῴοις [μέχρι γὰρ τούτου ἡ φύσις αὐτῶν ἐλήλυθε, τοῦ ἔχειν αἴσθησιν λυπηροῦ καὶ ἡδέος καὶ ταῦτα σημαίνειν ἀλλήλοις], ὁ δὲ λόγος ἐπὶ τῷ δηλοῦν ἐστι τὸ συμφέρον καὶ τὸ βλαβερόν, ὥστε καὶ τὸ δίκαιον καὶ τὸ ἄδικον· τοῦτο γὰρ πρὸς τὰ ἄλλα ζῷα τοῖς ἀνθρώποις ἴδιον, τὸ μόνον ἀγαθοῦ καὶ κακοῦ καὶ δικαίου καὶ ἀδίκου καὶ τῶν ἄλλων αἴσθησιν ἔχειν· ἡ δὲ τούτων κοινωνία ποιεῖ οἰκίαν καὶ πόλιν.  Deswegen ist der Mensch offenbar mehr ein bürgerliches Wesen als jede Biene und jedes Herdentier. Denn, wie gesagt, tut die Natur nichts umsonst. Sprache aber hat der Mensch allein von allen Lebewesen. Die Stimme zeigt zwar Schmerz und Angenehmes an und deswegen verfügen über sie auch die anderen Lebewesen [denn so weit ist ihre Natur gegangen, dass sie Schmerz und Angenehmes empfinden und dies einander anzeigen]; die Sprache dient aber dazu, Nutzen und Schaden aufzuzeigen und so auch Recht und Unrecht. Denn dies ist gegenüber den anderen Lebewesen den Menschen eigen, dass allein sie ein Empfinden für gut und schlecht, Recht und Unrecht und alles übrige haben. Die darin bestehende Gemeinschaft begründet aber Haus und Stadt. 
καὶ πρότερον δὲ τῇ φύσει πόλις ἢ οἰκία καὶ ἕκαστος ἡμῶν ἐστιν. τὸ γὰρ ὅλον πρότερον ἀναγκαῖον εἶναι τοῦ μέρους· ἀναιρουμένου γὰρ τοῦ ὅλου οὐκ ἔσται ποὺς οὐδὲ χείρ, εἰ μὴ ὁμωνύμως, ὥσπερ εἴ τις λέγοι τὴν λιθίνην [διαφθαρεῖσα γὰρ ἔσται τοιαύτη], πάντα δὲ τῷ ἔργῳ ὥρισται καὶ τῇ δυνάμει, ὥστε μηκέτι τοιαῦτα ὄντα οὐ λεκτέον τὰ αὐτὰ εἶναι ἀλλ' ὁμώνυμα. ὅτι μὲν οὖν ἡ πόλις καὶ φύσει καὶ πρότερον ἢ ἕκαστος, δῆλον· εἰ γὰρ μὴ αὐτάρκης ἕκαστος χωρισθείς, ὁμοίως τοῖς ἄλλοις μέρεσιν ἕξει πρὸς τὸ ὅλον, ὁ δὲ μὴ δυνάμενος κοινωνεῖν ἢ μηδὲν δεόμενος δι' αὐτάρκειαν οὐθὲν μέρος πόλεως, ὥστε ἢ θηρίον ἢ θεός.  Auch ist die Stadt der Natur nach früher als das Haus und jeder einzelne von uns; denn das Ganze ist notwendigerweise früher als der Teil. Denn ist das Ganze zerstört, so gibt es auch keinen Fuß und keine Hand mehr; es sei denn als gleichnamiges Wort, wie wenn einer eine Hand aus Stein so nennt; [diese gibt es auch noch nach ihrer Zerstörung]. Alles aber ist durch sein Wirken und Wesen bestimmt. Wenn es dieses nicht mehr erfüllt, darf man daher nicht mehr sagen, dass es das selbe ist, sondern gleichnamig. Offenbar ist also die Stadt sowohl von Natur aus als auch früher als jeder Einzelne. Denn wenn jeder einzelne abgesondert nicht autark ist, wird er sich gleich wie die übrigen Teile zum Ganzen verhalten; wer aber nicht teilnehmen kann oder aus Selbstgenügsamkeit nicht muss, ist auch kein Teil der Stadt: entweder ist er ein Tier oder ein Gott. 
φύσει μὲν οὖν ἡ ὁρμὴ ἐν πᾶσιν ἐπὶ τὴν τοιαύτην κοινωνίαν· ὁ δὲ πρῶτος συστήσας μεγίστων ἀγαθῶν αἴτιος. ὥσπερ γὰρ καὶ τελεωθεὶς βέλτιστον τῶν ζῴων ἄνθρωπός ἐστιν, οὕτω καὶ χωρισθεὶς νόμου καὶ δίκης χείριστον πάντων. χαλεπωτάτη γὰρ ἀδικία ἔχουσα ὅπλα· ὁ δὲ ἄνθρωπος ὅπλα ἔχων φύεται φρονήσει καὶ ἀρετῇ, οἷς ἐπὶ τἀναντία ἔστι χρῆσθαι μάλιστα. διὸ ἀνοσιώτατον καὶ ἀγριώτατον ἄνευ ἀρετῆς, καὶ πρὸς ἀφροδίσια καὶ ἐδωδὴν χείριστον. ἡ δὲ δικαιοσύνη πολιτικόν· ἡ γὰρ δίκη πολιτικῆς κοινωνίας τάξις ἐστίν, ἡ δὲ δικαιοσύνη τοῦ δικαίου κρίσις.  Von Natur aus verspüren nun alle den Drang nach einer solchen Gemeinschaft. Wer sie aber als erster geschaffen hat, hat auch die höchsten Werte begründet. Denn wie der Mensch vollendet das wertvollste Wesen ist, so ohne Gesetz und Recht das allerschlechteste. Denn die schlimmste Ungerechtigkeit ist die in Waffen. Der Mensch aber hat in seiner Vernunft und Tugend natürliche Waffen, die er am meisten zum entgegengesetzten Zweck missbrauchen kann. Deshalb ist er ohne Tugend das gottloseste und wildeste, in der Liebe und im Essen das wildeste Wesen. Die Gerechtigkeit aber ist bürgerlich begründet; denn das Recht ist die Ordnung der bürgerlichen Gemeinschaft, die Gerechtigkeit aber entscheidet über das Gerechte. 

 

Sententiae excerptae:
Griech. zu "Aristot" und "Poet"
Literatur:
zu "Aristot" und "Poet"
817
Aristoteles
Kunst als Nachahmung der Natur
in: Küsters.. (Hgg.):Natur.., Schön.1991

823
Aristoteles
Poetik (Zur Tragödie)
in: Heise: Texte zur Theorie.., Stg.1970

2673
Aristoteles / Halliwell, Stephen
The poetics of Aristotle : translation and commentary
Chapel Hill : Univ. of North carolina Press, 1995

861
Aristoteles / Kassel, R.
Aristotelis De arte poetica liber
Oxford (OCT) 1965

1282
Ax, W.
Wissen und Handeln. ..14.Kap.der Aristotel.Poetik (1453b26-54a9)
in: Poet.Jhrb.21/1989,261

2681
Breitenbürger, Gerd
Metaphora, die Rezeption des aristotelischen Begriffs in den Poetiken des Cinquecento
Kronberg/Ts. : Scriptor-Verl., 1975

2670
Davis, Michael
The poetry of philosophy : on Aristotle's Poetics
South Bend, Ind. : St. Augustine's Press, 1999

2671
Doležel, Lubomír
Geschichte der strukturalen Poetik : von Aristoteles bis zur Prager Schule
Dresden (Dresden Univ. Press) 1999

2662
Ette, Wolfram
Die Aufhebung der Zeit in das Schicksal : zur "Poetik" des Aristoteles
Berlin (Lukas) 1,2003

2661
Fuhrmann, Manfred
Die Dichtungstheorie der Antike : Aristoteles - Horaz - "Longin" ; eine Einführung
Düsseldorf (Artemis & Winkler) ,[Überarb. Neuaufl. 2003]

2668
Halliwell, Stephen
Aristotle's Poetics
London : Duckworth, 2000

2669
Halliwell, Stephen
Aristoteles und Aristophanes. Anregungen zur Poetik des Aristoteles
Preßler, Guido-Frank. 1999

2674
Held, George F.
Aristotle's teleological theory of tragedy and epic
Heidelberg : Winter, 1995

2667
Holzhausen, Jens
Paideía oder Paidiá : Aristoteles und Aristophanes zur Wirkung der griechischen Tragödie
Stuttgart : Steiner, 2000

2663
Husain, Martha
Ontology and the art of tragedy : an approach to Aristotle's Poetics
Albany (State Univ. of New York Press) 2002

2666
Janko, Richard
Aristotle on comedy : towards a reconstruction of "Poetics II"
London (Duckworth) 2002

2665
Kim, Ŭn-ae
Lessings Tragödientheorie im Licht der neueren Aristoteles-Forschung
Würzburg (Königshausen & Neumann) 2002

2682
Kommerell, Max
Lessing und Aristoteles : Untersuchung über die Theorie der Tragödie
Frankfurt am Main : Klostermann, 4, 1970

2677
Leonhardt, Jürgen
Phalloslied und Dithyrambos : Aristoteles über den Ursprung des griechischen Dramas
Heidelberg : Winter, 1991

2659
Lurje, Michael
Die Suche nach der Schuld : Sophokles' Oedipus Rex, Aristoteles' Poetik und das Tragödienverständnis der Neuzeit
München (Saur) 2004

2169
Maas, P.
Bespr.Gudemann,Textüberlieferung der aristot.Poetik. Zu Menander
in: Kl. Schrft., München (Beck) 1973

2680
Merentites, Ioannes K.
Der Begriff der "Katharsis"· bei Aristoteles ("Poetik") und Goethe ("Wilhelm Meister")
München 1979

2658
Micalella, Dina
I giovani amano il riso : aspetti della riflessione aristotelica sul comico
Lecce (Argo) 2004

2685
Miesen, Karl-Jürgen
Die Frage nach dem Wahren, dem Guten und dem Schönen in der Dichtung in der Kontroverse zwischen Robortello und Lombardi und Maggi um die "Poetik" des Aristoteles
Warendorf : Schnell, 1967

2676
Moraitou, Despina
Die Äußerungen des Aristoteles über Dichter und Dichtung außerhalb der Poetik
Stuttgart (Teubner) 1994

347
Puelma, M.
Dichter u.die Wahrheit in der griech. Poetik von Homer bis Aristoteles
in: Mus.Helv.46/1989,65-100

2678
Puelma, Mario
Der Dichter und die Wahrheit in der griechischen Poetik von Homer bis Aristoteles. Abschiedsvorlesung gehalten an der Universität Freiburg Schweiz am 11. Mai 1988
Freiburg, Schweiz : Univ.-Verl., 1989

2657
Puttfarken, Thomas
Titian and tragic painting : Aristotle's 'poetics' and the rise of the modern artist
New Haven, Conn. (Yale University Press) 2005

2660
Schönert, Jörg
Mimesis - Repräsentation - Imagination : literaturtheoretische Positionen von Aristoteles bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
Berlin (de Gruyter)2004

2672
Schrier, Omert
The "Poetics" of Aristotle and the "Tractatus Coislinianus" : a bibliography from about 900 till 1996
Leiden (Brill) 1998

2683
Schütrumpf, Eckart
Die Bedeutung des Wortes Ä“thos in der Poetik des Aristoteles
München : Beck, 1970

2664
Serra, Giuseppe
Da "tragedia" e "commedia" a "lode" e "biasimo"
Stuttgart (Metzler)2002

2679
Söffing, Werner
Deskriptive und normative Bestimmungen in der Poetik des Aristoteles
Amsterdam : Grüner, 1981

2684
Solmsen, Friedrich
Ursprünge und Methoden der aristotelischen 'Poetik'
Darmstadt : Wiss. Buchges, 1968

2675
Zierl, Andreas
Affekte in der Tragödie : Orestie, Oidipus Tyrannos und die Poetik des Aristoteles
Berlin : Akad.-Verl., 1994


[ Homepage | Hellas 2000 | Stilistik | Latein | Latein. Lektüre | Lateinisches Wörterbuch | Lateinischer Sprachkurs | Lateinische Grammatik | Lat.Textstellen | Römische Geschichte | Griechisch | Griech. Lektüre | Griechisches Wörterbuch | Griechischer Sprachkurs | Griechische Grammatik | Griech.Textstellen | Griechische Geschichte | LandkartenBeta-Converter | Varia | Mythologie | Bibliographie | Ethik | Literaturabfrage]
Site-Suche:
Benutzerdefinierte Suche
bottom - /Grie/aristot/aristpol001.php - Letzte Aktualisierung: 17.07.2024 - 15:55