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10 Thesen zum Marxismus-Leninismus

  1. These vom Primat der Materie gegenüber Geist, Bewusstsein
  2. These der dialektischen Gesetzmäßigkeiten im Denken und in der davon unabhängigen Realität
  3. Abbild- und Widerspiegelungsthese
  4. These, dass die materielle Produktionsweise ausschließlich die Geschichte bestimmt
  5. These vom sozialistischen Eigentum als Ermöglichung der Freiheit
  6. Entfremdungsthese
  7. These, dass der Geschichtsprozess in verschiedenen Phasen (ökonomischen Gesellschaftsphasen) abläuft
  8. These von den sozialen Klassen
  9. These von Basis-Überbau
  10. These von der prinzipiellen Klassengebundenheit (Parteilichkeit) der Philosophie

 

  1. These vom Primat der Materie gegenüber Geist, Bewusstsein
    1. "Die wirkliche Einheit der Welt besteht in ihrer Materialität" (Frdr. Engels) - Es gibt nichts in der Welt, was nicht "eine konkrete Form der Materie, ein bestimmter Zustand, eine Eigenschaft oder das Produkt der Veränderung oder Entwicklung der Materie wäre."
    2. Damit werden als unmöglich abgewiesen:
      Weltschöpfungsprinzip Weltvernunft schöpferisches Geistprinzip
      göttlicher Wille absolute Idee transobjektive immaterielle Welt
    3. Definition von Materie:
      "Philosophische Kategorie zur Bezeichnung der objektiven Realität, die dem Menschen in seinen Empfindungen gegeben ist, die von unseren Empfindungen kopiert, photographiert, abgebildet wird und unabhängig von ihnen existiert."

       

  2. These der dialektischen Gesetzmäßigkeiten im Denken und in der davon unabhängigen Realität
    1. Der Begriff der Dialektik umfasst:
      • die Lehre von den Entwicklungsgesetzen des Seins (Dialektik, Philosophie)
      • die Entwicklungsgesetze des Seins
        • die Entwicklungsgesetze der Begriffe und des Denkens (subjektive Dialektik, Begriffsdialektik)
        • die Entwicklungsgesetze der Natur und der Gesellschaft (objektive Dialektik, Realdialektik)
    2. Einzelgesetze:
      • Gesetz des Übergangs quantitativer Veränderung in qualitative Veränderung (qualitativer Sprung):
        Beispiel: Aggregatzustände bei Temperaturveränderung - Quantitative Zunahme des Atomgewichts führt zu neuen Elementen (Physik) - Gesellschaftsphasen (Soziologie)
      • Gesetz der Einheit und des Kampfes der Gegensätze
        Beispiel: Welle - Korpuskel; Wirkung - Gegenwirkung (Mechanik); positive - negative Ladung (Physik); Gesellschaftsphasen (Soziologie)
      • Gesetz der Negation: Keine Aufhebung der Negation, sondern Einbindung: spiralförmige Höherentwicklung

       

  3. Abbild- und Widerspiegelungsthese
    1. Erkenntnis ist ein Akt der Abbildung oder Widerspiegelung der Wirklichkeit.
      "Wissen ist adäquate, an der gesellschaftlichen Praxis überprüfte Widerspiegelung der Wirklichkeit." Damit ist insbesondere der (aus der mittelalterlichen Scholastik stammende) Begriff der "Intentionalität" kritisiert, d.h. die Vorstellung, dass alle Gegenstände nur als vom Bewusstsein konstituiert zu denken sind, ihnen kein subjektunabhängiges Sein zukommt.

     

  4. These, dass die materielle Produktionsweise ausschließlich die Geschichte bestimmt (keine kulturelle Prinzipien)
    1. Überbau: geistige Prinzipien
    2. Basis: materielle Wirkfaktoren (Produktionsbedingungen)
      • Produktivkräfte:
        • Produktionsmittel: Maschinen, Werkzeuge, Rohstoffe
        • geistig/technische Fertigkeiten des arbeitenden Menschen
      • Produktionsverhältnisse: Eigentumsverhältnisse
    3. Der Widerspruch zwischen weiterentwickelten Produktivkräften (z.B. Erfindungen) und unveränderten Eigentumsformen führt zu einer Epoche sozialer Revolution.

     

  5. These vom sozialistischen Eigentum als Ermöglichung der Freiheit
    1. Die Dialektik von der Entstehung des sozialistischen Eigentums
eigentum.gif (8504 Byte)

Der oberste Glaubenssatz des Marxismus: Alle gesellschaftlichen Probleme können auf einen Hauptwiderspruch zurückgeführt werden: den Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital. Fortschritt setzt die Veränderung de Produktionsverhältnisse durch die Expropriation (Enteignung) der Produktionsmittel voraus, ihre Überführung in Gemeineigentum.

  1. Entfremdungsthese

    Sie bezieht sich auf:

    1. Aktionsfreiheit: Lähmung der konkreten Handlungsfreiheit. Nur wer Eigentum besitzt, ist frei. Der Großteil der Unselbständigen handelt aus Notwendigkeit. Die Entfremdung zeigt sich als Ohnmacht, Resignation, Anpassung, Konformismus (gegenüber Kapital und anonymen Mächten)
    2. Arbeit: Entäußerung der Arbeits- (Lebens-) kraft für fremde Zwecke: Leistung ohne Genuss. Arbeit schafft keine menschliche Existenz!
      Das Ideal der Gesellschaft sind der asketisch wuchernde Geizhals und der asketisch arbeitende Sklave: beide werden persönlich um so ärmer, je mehr nationalen Reichtum sie produzieren. (Gegenseite: Entfremdung durch Vergnügungs- und Genussroutine?)
    3. Arbeitsprodukt: Entäußerung von der produktiven Tätigkeit selber: Die Beziehung zum Arbeitsprodukt (das einem nicht gehört, das man nicht einmal sieht) ist als Folge der Spezialisierung verdinglicht. Folgen:
      • Hemmung der Arbeitslust
      • Arbeit als Last und Selbstaufopferung
      • Arbeit als Mittel zur Befriedigung anderer Bedürfnisse
        (auf Schule übertragbar? woher kam die Arbeitsunlust in sozialistischen Staaten?)
    4. Lust: Entfremdung von der menschlichen Gattung: Tierisches Vergnügen (Essen, Trinke, Zeugen) statt kreativer Arbeitslust. Dem Gattungscharakter des Menschen entspricht freie, bewusste, schöpferische Tätigkeit, Arbeitswille und Innovationsdrang
    5. Paria-Bewusstsein statt Geselligkeit: Entfremdung des Menschen vom Menschen:
      Entgegen seiner natürlichen Bestimmung als Sozialwesen gerät der einzelne in Isolation. Gründe: Zeitmangel (infolge Arbeit), Scham wegen Niedrigkeit und reelle Armut.
      (Isolation durch Reichtum?)

     

  2. These, dass der Geschichtsprozess in verschiedenen Phasen abläuft (ökonomischen Gesellschaftsphasen):
a) Entwicklungsschema:
phasen.gif (3792 Byte)
b) Die einzelnen Gesellschaftsformationen:
phase2.gif (4509 Byte)
  1. These von den sozialen Klassen
    1. Definition: Klassen sind Menschengruppen, die sich in ihrem Verhältnis zu den Produktionsmitteln (gesellschaftlicher Rolle) unterscheiden. Die eine eignet sich die Arbeit der anderen an. Außer in der Urgesellschaft gab es stets Ausbeuter und Ausgebeutete.
    2. Genese: Die Ausbildung von Klassen beginnt mit
      • Arbeitsteilung
      • Entstehung von Privateigentum
      • Möglichkeit, sich fremder Arbeitskraft zu bedienen (auszubeuten)

       

  2. These von Basis-Überbau:
    1. Die in einer Gesellschaft vorherrschenden Gedanken sind immer Ideologie der herrschenden Klasse   (die damit ihre Herrschaft legitimiert).
    2. "Die Poduktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt. Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt." (Marx)
    3. Das Sein prägt das Bewusstsein. Man darf deshalb nicht über die Bewusstseinslage klagen, sondern man muss das Sein verändern. (Diese These fand ihre Grenze da, wo das Bewusstsein unerwünschte Wege ging).

       

  3. These von der prinzipiellen Klassengebundenheit (Parteilichkeit) der Philosophie
    1. Es gibt kein unparteiisches (neutrales) Philosophieren: Jede Philosophie ist von klassenspezifischen Interessen bestimmt;
    2. Philosophie muss sich in den Dienst der arbeitenden Klasse stellen; das ist eine revolutionäre Aufgabe (proletarisch, fortschrittlich, wissenschaftlich).
    Würdigung

    positiv

    negativ
    Besondere Betonung der Bedeutung der wirtschaftlich ökonomischen Faktoren für die Geschichte Radikalität in der Abschaffung marktwirtschaftlicher Systeme (durch zentrale Planwirtschaft): Mängel in der Versorgung (Verteilung) trotz hypertropher Bürokratie
    Widerlegung der behaupteten Weltanschauungsneutralität von Wissenschaft und Philosophie Ökonomischer Reduktionismus: Verabsolutierung der Produktionsverhältnisse zur Erklärung aller gesellschaftlicher Phänomene
    Anbindung an Ergebnisse der Einzelwissenschaften statt bloß metaphysischer Spekulation Auslieferung von Wissenschaft und Philosophie an die Willkür der politischen Instanzen (Preisgabe der Forderung nach Objektivität und Allgemeingültigkeit)
    Hinweis auf die Gefahr von Monopolisierung und Konzentrationstendenzen (Entstehung ökonomischer Machtzentren) in freier Marktwirtschaft Vermengung utopischer Wunschvorstellungen mit deskripiver Wissenschaftlichkeit (so der heilsgeschichtliche Wunsch nach Aufhebung der Entfremdung)
      Die Dialektik stellt ein höchst unbestimmtes und manipulierbares Schema dar: Überall werden dialektische Gesetzmäßigkeiten behauptet ohne kausale Absicherung. Warum sollte der Kommunismus die letzte und nicht vorletzte Synthese sein?
      Unausgeglichenheit zwischen deterministischer und voluntaristischer Geschichtsauffassung (ist Geschichte determiniert oder beeinflussbar?)
      Vielzahl pauschaler und vergröbernder Deutungsraster:
    • Ausbeuter - Ausgebeutete;
    • Materialismus - Idealismus;
    • Zwei-Lager-Theorie (fortschrittlich-sozialistische und rückschrittlich kapitalistische Länder)

 

Literatur:
Salamun, K. (Hg.) Was ist Philosophie? Tübingen (Mohr, UTB) 1980, S. 81-97
Kiss, G. Einführung in die soziologischen Theorien, Opladen (Westdt.Verlg., UTB) 1972
 
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Sententiae excerptae:
Lat. zu "Marxismus"
Literatur:
zu "Marxismus"
4291
Leser, N.
Jenseits von Marx und Freud. Studien zur philosophischen Anthropologie
Wien 1980

4274
Lobkowicz, N. / Ottmann, H.
Materialismus, Idealismus und christliches Weltverständnis
in: Christlicher Glaube in moderner Gesellschaft, TBd.19, (Herder) Freiburg, Basel, Wien, 1981

4423
Raffelt, A.
Interesse und Selbstlosigkeit
in: Christlicher Glaube in moderner Gesellschaft, TBd.16, (Herder) Freiburg, Basel, Wien, 1982

4302
Spieker, M.
Neomarxismus und Christentuum. Zur Problematik des Dialogs
München / Paderborn / Wien 1874


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