-
These vom Primat
der Materie gegenüber Geist, Bewusstsein
- "Die wirkliche Einheit der Welt besteht in ihrer
Materialität" (Frdr. Engels) - Es gibt nichts
in der Welt, was nicht "eine konkrete Form der
Materie, ein bestimmter Zustand, eine Eigenschaft oder
das Produkt der Veränderung oder Entwicklung der
Materie wäre."
- Damit werden als unmöglich abgewiesen:
Weltschöpfungsprinzip |
Weltvernunft |
schöpferisches Geistprinzip |
göttlicher Wille |
absolute Idee |
transobjektive immaterielle Welt |
- Definition von Materie:
"Philosophische Kategorie zur Bezeichnung der objektiven
Realität, die dem Menschen in seinen Empfindungen
gegeben ist, die von unseren Empfindungen kopiert, photographiert,
abgebildet wird und unabhängig von ihnen existiert."
-
- Der Begriff der Dialektik umfasst:
- die Lehre von den Entwicklungsgesetzen des Seins
(Dialektik, Philosophie)
- die Entwicklungsgesetze des Seins
- die Entwicklungsgesetze der Begriffe und des
Denkens (subjektive Dialektik, Begriffsdialektik)
- die Entwicklungsgesetze der Natur und der
Gesellschaft (objektive Dialektik, Realdialektik)
- Einzelgesetze:
- Gesetz des Übergangs quantitativer Veränderung
in qualitative Veränderung (qualitativer Sprung):
Beispiel: Aggregatzustände bei Temperaturveränderung
- Quantitative Zunahme des Atomgewichts führt
zu neuen Elementen (Physik) - Gesellschaftsphasen
(Soziologie)
- Gesetz der Einheit und des Kampfes der Gegensätze
Beispiel: Welle - Korpuskel; Wirkung - Gegenwirkung
(Mechanik); positive - negative Ladung (Physik);
Gesellschaftsphasen (Soziologie)
- Gesetz der Negation: Keine Aufhebung der Negation,
sondern Einbindung: spiralförmige Höherentwicklung
-
- Erkenntnis ist ein Akt der Abbildung oder Widerspiegelung
der Wirklichkeit.
"Wissen ist adäquate, an der gesellschaftlichen
Praxis überprüfte Widerspiegelung der Wirklichkeit."
Damit ist insbesondere der (aus der mittelalterlichen
Scholastik stammende) Begriff der "Intentionalität"
kritisiert, d.h. die Vorstellung, dass alle Gegenstände
nur als vom Bewusstsein konstituiert zu denken sind,
ihnen kein subjektunabhängiges Sein zukommt.
-
These, dass die materielle
Produktionsweise ausschließlich die Geschichte
bestimmt (keine kulturelle Prinzipien)
- Überbau: geistige Prinzipien
- Basis: materielle Wirkfaktoren (Produktionsbedingungen)
- Produktivkräfte:
- Produktionsmittel: Maschinen, Werkzeuge, Rohstoffe
- geistig/technische Fertigkeiten des arbeitenden
Menschen
- Produktionsverhältnisse: Eigentumsverhältnisse
- Der Widerspruch zwischen weiterentwickelten Produktivkräften
(z.B. Erfindungen) und unveränderten Eigentumsformen
führt zu einer Epoche sozialer Revolution.
-
- Die Dialektik von der Entstehung des sozialistischen
Eigentums
Der oberste Glaubenssatz des Marxismus: Alle gesellschaftlichen
Probleme können auf einen Hauptwiderspruch zurückgeführt
werden: den Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital.
Fortschritt setzt die Veränderung de Produktionsverhältnisse
durch die Expropriation (Enteignung) der Produktionsmittel
voraus, ihre Überführung in Gemeineigentum.
-
Sie bezieht sich auf:
- Aktionsfreiheit: Lähmung der konkreten Handlungsfreiheit.
Nur wer Eigentum besitzt, ist frei. Der Großteil
der Unselbständigen handelt aus Notwendigkeit.
Die Entfremdung zeigt sich als Ohnmacht, Resignation,
Anpassung, Konformismus (gegenüber Kapital und
anonymen Mächten)
- Arbeit: Entäußerung der Arbeits- (Lebens-)
kraft für fremde Zwecke: Leistung ohne Genuss.
Arbeit schafft keine menschliche Existenz!
Das Ideal der Gesellschaft sind der asketisch wuchernde
Geizhals und der asketisch arbeitende Sklave: beide
werden persönlich um so ärmer, je mehr nationalen
Reichtum sie produzieren. (Gegenseite: Entfremdung durch
Vergnügungs- und Genussroutine?)
- Arbeitsprodukt: Entäußerung von der produktiven
Tätigkeit selber: Die Beziehung zum Arbeitsprodukt
(das einem nicht gehört, das man nicht einmal sieht)
ist als Folge der Spezialisierung verdinglicht. Folgen:
- Hemmung der Arbeitslust
- Arbeit als Last und Selbstaufopferung
- Arbeit als Mittel zur Befriedigung anderer Bedürfnisse
(auf Schule übertragbar? woher kam die Arbeitsunlust
in sozialistischen Staaten?)
- Lust: Entfremdung von der menschlichen Gattung: Tierisches
Vergnügen (Essen, Trinke, Zeugen) statt kreativer
Arbeitslust. Dem Gattungscharakter des Menschen entspricht
freie, bewusste, schöpferische Tätigkeit,
Arbeitswille und Innovationsdrang
- Paria-Bewusstsein statt Geselligkeit: Entfremdung
des Menschen vom Menschen:
Entgegen seiner natürlichen Bestimmung als Sozialwesen
gerät der einzelne in Isolation. Gründe: Zeitmangel
(infolge Arbeit), Scham wegen Niedrigkeit und reelle
Armut.
(Isolation durch Reichtum?)
-
These, dass der Geschichtsprozess in verschiedenen Phasen
abläuft (ökonomischen Gesellschaftsphasen):
a) Entwicklungsschema: |
|
b) Die einzelnen Gesellschaftsformationen: |
|
-
- Definition: Klassen sind Menschengruppen, die sich
in ihrem Verhältnis zu den Produktionsmitteln (gesellschaftlicher
Rolle) unterscheiden. Die eine eignet sich die Arbeit
der anderen an. Außer in der Urgesellschaft gab
es stets Ausbeuter und Ausgebeutete.
- Genese: Die Ausbildung von Klassen beginnt mit
- Arbeitsteilung
- Entstehung von Privateigentum
- Möglichkeit, sich fremder Arbeitskraft zu
bedienen (auszubeuten)
-
- Die in einer Gesellschaft vorherrschenden Gedanken
sind immer Ideologie der herrschenden Klasse
(die damit ihre Herrschaft legitimiert).
- "Die Poduktionsweise des materiellen Lebens bedingt
den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess
überhaupt. Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen,
das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches
Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt." (Marx)
- Das Sein prägt das Bewusstsein. Man darf deshalb
nicht über die Bewusstseinslage klagen, sondern
man muss das Sein verändern. (Diese These fand
ihre Grenze da, wo das Bewusstsein unerwünschte
Wege ging).
-
These von der prinzipiellen Klassengebundenheit
(Parteilichkeit) der Philosophie
- Es gibt kein unparteiisches (neutrales) Philosophieren:
Jede Philosophie ist von klassenspezifischen Interessen
bestimmt;
- Philosophie muss sich in den Dienst der arbeitenden
Klasse stellen; das ist eine revolutionäre Aufgabe
(proletarisch, fortschrittlich, wissenschaftlich).
Würdigung
positiv |
negativ |
Besondere Betonung der
Bedeutung der wirtschaftlich ökonomischen Faktoren
für die Geschichte |
Radikalität in der
Abschaffung marktwirtschaftlicher Systeme (durch zentrale
Planwirtschaft): Mängel in der Versorgung (Verteilung)
trotz hypertropher Bürokratie |
Widerlegung der behaupteten
Weltanschauungsneutralität von Wissenschaft und
Philosophie |
Ökonomischer Reduktionismus:
Verabsolutierung der Produktionsverhältnisse
zur Erklärung aller gesellschaftlicher Phänomene |
Anbindung an Ergebnisse
der Einzelwissenschaften statt bloß metaphysischer
Spekulation |
Auslieferung von Wissenschaft
und Philosophie an die Willkür der politischen
Instanzen (Preisgabe der Forderung nach Objektivität
und Allgemeingültigkeit) |
Hinweis auf die Gefahr
von Monopolisierung und Konzentrationstendenzen (Entstehung
ökonomischer Machtzentren) in freier Marktwirtschaft |
Vermengung utopischer Wunschvorstellungen
mit deskripiver Wissenschaftlichkeit (so der heilsgeschichtliche
Wunsch nach Aufhebung der Entfremdung) |
|
Die Dialektik stellt ein
höchst unbestimmtes und manipulierbares Schema
dar: Überall werden dialektische Gesetzmäßigkeiten
behauptet ohne kausale Absicherung. Warum sollte der
Kommunismus die letzte und nicht vorletzte Synthese
sein? |
|
Unausgeglichenheit zwischen
deterministischer und voluntaristischer Geschichtsauffassung
(ist Geschichte determiniert oder beeinflussbar?) |
|
Vielzahl pauschaler und
vergröbernder Deutungsraster:
- Ausbeuter - Ausgebeutete;
- Materialismus - Idealismus;
- Zwei-Lager-Theorie (fortschrittlich-sozialistische
und rückschrittlich kapitalistische Länder)
|
Literatur:
Salamun, K. (Hg.) |
Was ist Philosophie? Tübingen
(Mohr, UTB) 1980, S. 81-97 |
Kiss, G. |
Einführung in die
soziologischen Theorien, Opladen (Westdt.Verlg., UTB)
1972 |
|
|
Sententiae excerptae: Lat. zu "Marxismus" Literatur: zu "Marxismus"4291
Leser, N.
Jenseits von Marx und Freud. Studien zur philosophischen Anthropologie
Wien 1980
4274
Lobkowicz, N. / Ottmann, H.
Materialismus, Idealismus und christliches Weltverständnis
in: Christlicher Glaube in moderner Gesellschaft, TBd.19, (Herder) Freiburg, Basel, Wien, 1981
4423
Raffelt, A.
Interesse und Selbstlosigkeit
in: Christlicher Glaube in moderner Gesellschaft, TBd.16, (Herder) Freiburg, Basel, Wien, 1982
4302
Spieker, M.
Neomarxismus und Christentuum. Zur Problematik des Dialogs
München / Paderborn / Wien 1874
© 2000 - 2024 - /Eth/St.Marx01.php - Letzte Aktualisierung: 17.07.2024 - 15:53 |