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Publius Cornelius Tacitus

Annales

6,45-51

Die letzten Jahre, Tod und Charakteristik des Kaisers Tiberius
(Tac.ann.6,45-6,51)

 
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45
Idem annus gravi igne urbem adficit, deusta parte circi, quae Aventino contigua, ipsoque Aventino; quod damnum Caesar ad gloriam vertit exsolutis domuum et insularum pretiis. milies sestertium in munificentia ea conlocatum, tanto acceptius in vulgum, quanto modicus privatis aedificationibus ne publice quidem nisi duo opera struxit, templum Augusto et scaenam Pompeiani theatri; eaque perfecta, contemptu ambitionis an per senectutem, haud dedicavit.
Dasselbe Jahr sucht Rom mit einem schrecklichen Feuer heim. Der Teil des Zirkus, der an den Aventin stößt und der Aventin selbst brannten nieder. Aus diesem Unglück wusste der Cäsar Ruhm zu ziehen, indem er den Wert der Paläste und Mietskasernen in Geld ersetzte. Hundert Millionen Sesterze kostete ihn diese Freigebigkeit; und sie wurde ihm vom Volk umso höher angerechnet, je geringeren Aufwand er bei Privatbauten machte. Auch von öffentlichen Bauwerken ließ er nur zwei aufführen, einen Tempel für Augustus und die Bühne zum Theater des Pompeius. Als sie vollendet waren, unterließ er ihre Einweihung, sei es, weil er das Gepränge verachtete, oder seines hohen Alters wegen.
sed aestimando cuiusque detrimento quattuor progeneri Caesaris, Cn. Domitius, Cassius Longinus, M. Vinicius, Rubellius Blandus delecti additusque nominatione consulum P. Petronius. et pro ingenio cuiusque quaesiti decretique in principem honores; quos omiserit receperitve, in incerto fuit ob propinquum vitae finem.
Um den Verlust der Einzelnen zu schätzen, wurden die vier Gatten der Enkelinnen des Caesars, Gneius Domitius, Cassius Longinus, Marcus Vinicius, Rubellius Blandus, ausersehen, und ihnen Publius Petronius durch Ernennung der Konsuln beigegeben. Zudem wurden Ehren für den Fürsten beschlossen, zu deren Auffindung jeder seinen Kopf angestrengt hatte. Welche er abgelehnt, welche er angenommen hat, blieb wegen seines baldigen Lebenendes ungewiss.
neque enim multo post supremi Tiberio consules, Cn. Acerronius C. Pontius, magistratum occepere, nimia iam potentia Macronis, qui gratiam C. Caesaris numquam sibi neglectam acrius in dies fovebat impuleratque post mortem Claudiae, quam nuptam ei rettuli, uxorem suam Enniam imitando amorem iuvenem inlicere pactoque matrimonii vincire, nihil abnuentem, dum dominationis apisceretur; nam, etsi commotus ingenio, simulationum tamen falsa in sinu avi perdidicerat.
Denn nicht lange danach traten die Konsuln, die letzten für Tiberius, Gneius Acerronius und Gaius Pontius, ihr Amt an, als Macro schon übermächtig geworden war. Er hatte die Gunst des Caesar Gaius nie vernachlässigt, suchte sie mit jedem Tag eifriger. Macro hatte nach dem Tod der Claudia, die ich oben als des Caesars (frühere) Gemahlin genannt habe, seine Gattin Ennia verleitet, den jungen Mann, indem sie ihm Liebe vorspiele, in ihr Netz zu ziehen, und durch ein Eheversprechen zu binden, da er ja nichts verweigerte, wenn es ihm nur zur Herrschaft verhalf. Denn wie leidenschaftlich auch sein Naturell war, so hatte er doch in der Schule des Großvaters alle Falschheit und Verstellung zur Genüge gelernt.
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46
Gnarum hoc principi, eoque dubitavit de tradenda re publica, primum inter nepotes, quorum Druso genitus sanguine et caritate propior, sed nondum pubertatem ingressus, Germanici filio robur iuventae, vulgi studia, eaque apud avum odii causa. etiam de Claudio agitanti, quod is composita aetate bonarum artium cupiens erat, imminuta mens eius obstitit.
Das wusste der Fürst und war darum in der Frage der Nachfolge unentschieden, fürs erste zwischen beiden Enkeln. Von diesen stand ihm der Sohn des Drusus durch Blutsbande und Liebe näher; aber er hatte das Mannesalter noch nicht erreicht. Germanicus' Sohn (Caligula) stand in der Kraft der Jugend und in der Gunst des Volkes, war aber eben darum dem Großvater verhasst. Auch an Claudius dachte er, weil sich dieser in gesetztem Alter leidenschaftlich mit wissenschaftlichen Dingen beschäftigte; aber seine geistige Schwäche stand im Weg.
sin extra domum successor quaereretur, ne memoria Augusti, ne nomen Caesarum in ludibria et contumelias verterent, metuebat: quippe illi non perinde curae gratia praesentium quam in posteros ambitio.
Wollte er seinen Nachfolger außerhalb des Hauses suchen, so musste er fürchten, es könnte das Andenken des Augustus, es könnte der Name der Caesaren zu Spott und Schande werden. Ihm lag nämlich weniger der Beifall der Mitwelt als die Ehre bei der Nachwelt am Herzen.
mox incertus animi, fesso corpore consilium, cui impar erat, fato permisit, iactis tamen vocibus, per quas intellegeretur providus futurorum;
Späterhin überließ er, unschlüssig im Geist und körperlich erschöpft, die Entscheidung, der er sich nicht gewachsen fühlte, dem Schicksal, doch nicht ohne Äußerungen, die zu verstehen gaben, wie vorausschauend er in die Zukunft blickte.
namque Macroni non abdita ambage occidentem ab eo deseri, orientem spectari exprobravit, et C. Caesari forte orto sermone L. Sullam inridenti, omnia Sullae vitia et nullam eiusdem virtutem habiturum praedixit. simul crebris cum lacrimis minorem ex nepotibus complexus, truci alterius vultu, 'occides hunc tu' inquit 'et te alius.'
Er machte nämlich dem Macro, und zwar ganz unumwunden, den Vorwurf, er verlasse die untergehende Sonne und wende sich der aufgehenden zu; und als Caesar Gaius bei einem zufälligen Gespräch über Lucius Sulla spöttelte, sagte er ihm voraus, er werde alle Fehler des Sulla aber keine seiner Tugenden haben. Zugleich umarmte er unter vielen Tränen den jüngeren Enkel, während der andere einen grimmigen Blick daraufwarf, und sagte: du wirst diesen umbringen, und ein anderer dich.
sed gravescente valetudine nihil e libidinibus omittebat, in patientia firmitudinem simulans solitusque eludere medicorum artes atque eos, qui post tricesimum aetatis annum ad internoscenda corpori suo utilia vel noxia alieni consilii indigerent.
Die Krankheit nahm zu; aber keine seiner Ausschweifungen ließ er; seine Duldsamkeit sollte ungebrochene Kraft vorspiegeln, wie er auch gewohnt war, der Kunst der Ärzte und all derer zu spotten, die nach dem dreißigsten Lebensjahr noch fremden Rat brauchten, um zu wissen, was ihrer Gesundheit nütze oder schade.
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47
Interim Romae futuris etiam post Tiberium caedibus semina iaciebantur. Laelius Balbus Acutiam, P. Vitellii quondam uxorem, maiestatis postulaverat; qua damnata cum praemium accusatori decerneretur, Iunius Otho tribunus plebei intercessit, unde illis odia, mox Othoni exitium.
Inzwischen wurde in Rom der Samen gestreut, der dem blutigen Morden auch nach Tiberius seine Ernte liefern sollte. Laelius Balbus hatte die Acutia, einst Gattin des Publius Vitellius, wegen Majestätsverbrechens angeklagt. Sie wurde verurteilt, und als darauf dem Ankläger eine Belohnung zuerkannt werden sollte, schritt der Volkstribun Junius Otho dagegen ein. Daher denn Feindschaft zwischen beiden und nachher Othos Untergang.
dein multorum amoribus famosa Albucilla, cui matrimonium cum Satrio Secundo coniurationis indice fuerat, defertur impietatis in principem; conectebantur ut conscii et adulteri eius Cn. Domitius, Vibius Marsus, L. Arruntius. de claritudine Domitii supra memoravi; Marsus quoque vetustis honoribus et inlustris studiis erat.
Hierauf wurde die durch viele Liebesaffären berüchtigte Albucilla, früher verheiratet mit Satrius Secundus, dem Angeber der seianischen Verschwörung, wegen Ruchlosigkeit gegen den Fürsten angeklagt. Verwickelt in die Sache wurden als Mitschuldige auch ihre Liebhaber Gneius Domitius, Vibius Marsus und Lucius Arruntius. Die erlauchte Stellung des Domitius habe ich oben erwähnt. Auch Marsus war alt geworden in Ehrenämtern und stach durch Gelehrsamkeit hervor.
sed testium interrogationi, tormentis servorum Macronem praesedisse commentarii ad senatum missi ferebant, nullaeque in eos imperatoris litterae suspicionem dabant, invalido ac fortasse ignaro ficta pleraque ob inimicitias Macronis notas in Arruntium.
Anstoß erregte bei der Sache, dass die an den Senat gesandten Protokolle die Äußerung enthielten, beim Zeugenverhör und bei der Folterung der Sklaven habe Macro den Vorsitz geführt. Dies, und dass kein Schreiben Caesars dabeilag, erweckte nämlich den Verdacht, das meiste sei wohl ohne Wissen des krank daliegenden Fürsten nur erdichtet. Man kannte ja die Feindschaft Macros gegen Arruntius.
anmerk.
48
igitur Domitius defensionem meditans, Marsus tamquam inediam destinavisset, produxere vitam: Arruntius cunctationem et moras suadentibus amicis non eadem omnibus decora respondit: sibi satis aetatis neque aliud paenitendum, quam quod inter ludibria et pericula anxiam senectam toleravisset, diu Seiano, nunc Macroni, semper alicui potentium invisus, non culpa, sed ut flagitiorum impatiens.
Domitius fristete nun sein Leben, indem an seiner Verteidigungsrede arbeitete, Marsus, als wolle er sich allmählich die Nahrung entziehen. Arruntius entgegnete seinen Freunden, die ihm rieten zu zögern und zuzuwarten, nicht jedem gezieme das gleiche; er habe genug gelebt, habe nichts zu bereuen, als dass er sich unter Hohn und Gefährdung ein angstvolles Alter habe gefallen lassen, lange Zeit dem Seianus, neuerdings im Macro, stets aber einem Mächtigen verhasst, nicht um einer Schuld willen, sondern weil er sich zu keiner Schändlichkeit hergegeben habe.
sane paucos ad suprema principis dies posse vitari: quem ad modum evasurum imminentis iuventam? an, cum Tiberius post tantam rerum experientiam vi dominationis convulsus et mutatus sit, G. Caesarem vix finita pueritia, ignarum omnium aut pessimis innutritum, meliora capessiturum Macrone duce, qui ut deterior ad opprimendum Seianum delectus plura per scelera rem publicam conflictavisset? prospectare iam se acrius servitium eoque fugere simul acta et instantia.
Wohl wäre es möglich, durch diese letzten paar Tage des Fürsten sich hindurchzuwinden; wie aber der Jugend dessen entrinnen, der vor der Tür stehe? Wenn Tiberius bei seiner reichen Erfahrung durch den überwältigenden Reiz der Willkürherrschaft aus dem Geleise gerissen und ein ganz anderer geworden sei, wie solle ein Gaius Caesar, kaum über das Knabenalter hinaus, unwissend in allem oder in der Schule des Lasters geschult, den besseren Weg betreten - an der Hand eines Macro, der, weil schlimmer als Seianus, zu dessen Sturz erkoren, durch noch mehr Verbrechen das Gemeinwesen zerrüttet habe? Schon sehe er eine noch stärkere Knechtschaft herannahen und wolle darum dem Erlittenen und Bevorstehenden zugleich entfliehen.
haec vatis in modum dictitans venas resolvit. documento sequentia erunt bene Arruntium morte usum.
So sprach er in prophetischen Geist und öffnete sich die Adern. Was folgt, wird beweisen, dass Arruntius gut daran getan hat zu sterben.
Albucilla inrito ictu ab semet vulnerata iussu senatus in carcerem fertur. stuprorum eius ministri, Carsidius Sacerdos praetorius ut in insulam deportaretur, Pontius Fregellanus amitteret ordinem senatorium, et eaedem poenae in Laelium Balbum decernuntur, id quidem a laetantibus, quia Balbus truci eloquentia habebatur, promptus adversum insontis.
Albucilla verwundete sich nur, denn ihre Hand verfehlte das Ziel. Auf Befehl des Senats wurde sie in den Kerker geführt. Von den Dienern ihres unzüchtigen Lebens, sollte der frühere Prätor Carsidius Sacerdos auf eine Insel deportiert werden und Pontius Fregellanus den Senatorenrang verlieren. Die gleiche Strafe wurde gegen Laelius Balbus beschlossen; dies mit Freunden, weil dem Balbus eine tödliche Beredsamkeit zugeschrieben wurde, stets einsatzbereit gegen Unschuldige.
anmerk.
49
Isdem diebus Sex. Papinius consulari familia repentinum et informem exitum delegit, iacto in praeceps corpore. causa ad matrem referebatur, quae pridem repudiata adsentationibus atque luxu perpulisset iuvenem ad ea, quorum effugium non nisi morte inveniret.
In denselben Tagen wählte Sextus Papinius, aus konsularischer Familie, einen plötzlichen und hässlichen Tod, indem er sich von einer Höhe hinabstürzte. Die Schuld wurde seiner Mutter gegeben: sie habe, weil sie schon lange Zeit sonst keine Huldigung mehr fand, jetzt durch Schmeichelei und Üppigkeit den Jüngling zu Dingen gedrängt, aus denen er sich nur durch den Tod habe retten können.
igitur accusata in senatu, quamquam genua patrum advolveretur luctumque communem et magis imbecillum tali super casu feminarum animum aliaque in eundem dolorem maesta et miseranda diu ferret, urbe tamen in decem annos prohibita est, donec minor filius lubricum iuventae exiret.
Als sie deshalb vor dem Senat angeklagt wurde, warf sie sich vor den Vätern auf die Knie, machte viele Worte über die gemeinschaftliche Trauer des Hauses, und wie ein solches Unglück das schwache Herz eines Weibes besonders treffen müsse, dazu viele andere denselben Jammer enthaltende klägliche und Mitleid erregende Dinge, wurde aber dennoch auf zehn Jahre aus der Stadt verbannt, bis der jüngere Sohn die schlüpfrige Zeit der Jugend hinter sich habe.
anmerk.
50
Iam Tiberium corpus, iam vires, nondum dissimulatio deserebat: idem animi rigor; sermone ac vultu intentus quaesita interdum comitate quamvis manifestam defectionem tegebat. mutatisque saepius locis tandem apud promunturium Miseni consedit in villa, cui L. Lucullus quondam dominus.
Allmählich versagte Tiberius die Leibes- und Lebenskraft, noch nicht aber die Verstellung. Unverändert blieb sein eisiges Herz. Mit der äußersten Anstrengung in Rede und Gebärde suchte er - mitunter durch gesuchte Freundlichkeit - sein trotzdem augenfälliges Hinschwinden zu verbergen. Nachdem er öfter den Aufenthalt gewechselt hatte, ließ er sich schließlich auf dem misenischen Vorgebirge nieder, in dem Landhaus, das früher dem Lucius Lucullus gehört hatte.
illic eum adpropinquare supremis tali modo compertum. erat medicus arte insignis, nomine Charicles, non quidem regere valetudines principis solitus, consilii tamen copiam praebere. is velut propria ad negotia digrediens et per speciem officii manum complexus pulsum venarum attigit.
Dass er seinem Ende entgegen ging, erfuhr man dort folgendermaßen: Es gab da einen äußerst geschickter Arzt namens Charikles, der zwar nicht sein Leibarzt war, ihm aber doch eine Fülle von Ratschlägen erteilte. Dieser ergriff, als wolle er in eigener Angelegenheit verreisen und sich von ihm verabschieden, seine Hand und fühlte ihm dabei den Puls.
neque fefellit: nam Tiberius – incertum an offensus tantoque magis iram premens - instaurari epulas iubet discumbitque ultra solitum, quasi honori abeuntis amici tribueret. Charicles tamen labi spiritum nec ultra biduum duraturum Macroni firmavit.
Doch merkte es Tiberius. Er ließ frisch auftragen - vielleicht suchte er, dadurch beleidigt, nur umso mehr seinen Zorn zu unterdrücken - und blieb über die gewohnte Zeit bei Tisch, als wolle er dem Freund vor seiner Reise eine Ehre erweisen. Charikles jedoch versicherte Macro, seine Lebenskraft nehme ab, und werde nicht länger als zwei Tage durchhalten.
inde cuncta conloquiis inter praesentis, nuntiis apud legatos et exercitus festinabantur. septimum decimum kal. Aprilis interclusa anima creditus est mortalitatem explevisse; et multo gratantum concursu ad capienda imperii primordia C. Caesar egrediebatur, cum repente adfertur redire Tiberio vocem ac visus vocarique, qui recreandae defectioni cibum adferrent.
Jetzt wurde bei den Anwesenden mündlich, mit Boten aber bei den Legaten und den Heeren alles Nötige in größter Eile eingeleitet. Es war am 16. März, als der Atem stockte und man glaubte, er habe das Gesetz der Sterblichkeit erfüllt. Da trat der Cäsar Gaius - unter großem Zudrang von Glückwünschenden - hervor, die Zügel der Herrschaft zu ergreifen, als auf einmal gemeldet wird, Tiberius spreche und sehe wieder und verlange, man solle zur Abhilfe gegen seine Schwäche etwas zu essen herbeischaffen.
pavor hinc in omnis, et ceteri passim dispergi, se quisque maestum aut nescium fingere; Caesar in silentium fixus a summa spe novissima expectabat. Macro intrepidus opprimi senem iniectu multae vestis iubet discedique ab limine. sic Tiberius finivit octavo et septuagesimo aetatis anno.
Allgemeines Bangen und Beben! Die anderen verlieren sich dahin und dorthin, und jeder tat niedergeschlagen oder ahnungslos. Gaius sah sich, in dumpfes Schweigen versenkt, von der schwindelndsten Höhe herabgestürzt und erwartete seine letzte Stunde. Nur Macro verliert die Fassung nicht: er befiehlt, den Greis mit einem Haufen übergeworfener Teppiche zu ersticken, und sagt, jetzt solle alles die Schwelle verlassen. So endete Tiberius im 78. Jahr seines Lebens.
anmerk.
51
Pater ei Nero et utrimque origo gentis Claudiae, quamquam mater in Liviam et mox Iuliam familiam adoptionibus transierit. casus prima ab infantia ancipites; nam proscriptum patrem exul secutus, ubi domum Augusti privignus introiit, multis aemulis conflictatus est, dum Marcellus et Agrippa, mox Gaius Luciusque Caesares viguere; etiam frater eius Drusus prosperiore civium amore erat.
Sein Vater war Nero, und von beiden Seiten stammte er aus dem claudischen Geschlecht, obgleich seine Mutter durch Adoption in die Familie der Livier, dann der Julier überging. Sein Schicksal war von frühester Kindheit an wechselvoll. Dem geächteten Vater war er in die Verbannung gefolgt. Nachdem er darauf als Stiefsohn in das Haus des Augustus eingetreten war, hatte er mit vielen Nebenbuhlern zu kämpfen, solange Marcellus und Agrippa, dann die Caesaren Gaius und Lucius in ihrer Blüte standen. Auch sein Bruder Drusus genoss größere Liebe beim Volk.
sed maxime in lubrico egit accepta in matrimonium Iulia, impudicitiam uxoris tolerans aut declinans. dein Rhodo regressus vacuos principis penatis duodecim annis, mox rei Romanae arbitrium tribus ferme et viginti obtinuit.
Am schlüpfrigsten war sein Leben, als er mit Julia vermählt war und die Unkeuschheit der Gattin entweder tragen oder ihr aus dem Weg gehen musste. Nach seiner Rückkehr von Rhodos stand er zwölf Jahre lang allein im kinderlosen Fürstenhaus und dann dreiundzwanzig Jahre lang als Herrscher an der Spitze des römischen Reiches.
morum quoque tempora illi diversa: egregium vita famaque, quoad privatus vel in imperiis sub Augusto fuit; occultum ac subdolum fingendis virtutibus, donec Germanicus ac Drusus superfuere; idem inter bona malaque mixtus incolumi matre; intestabilis saevitia sed obtectis libidinibus, dum Seianum dilexit timuitve: postremo in scelera simul ac dedecora prorupit, postquam remoto pudore et metu suo tantum ingenio utebatur.
Auch im Charakter hatte er widersprüchliche Zeiten. Einwandfrei sein Wandel und Ruf, solange er Privatmann oder Feldherr unter Augustus war, undurchschaubar und heimtückisch, da er Tugend vorgeben musste, solange Germanicus und Drusus noch am Leben waren; ein Gemisch von Gut und Böse zu Lebzeiten seiner Mutter; fluchwürdig durch Grausamkeit gab er doch seinen geheimen Gelüsten nicht nach, solange er den Seianus liebte oder fürchtete. Zuletzt aber brachen alle Frevel und Schandtaten aus ihm hervor, als er, von keiner Scham und Furcht mehr gebunden, bloß noch seiner eigenen Anlage freien Lauf ließ.
anmerk.
 

Deutsche Übersetzung nach: Strodtbeck, G.F. bearbeitet von E.Gottwein

Aufgabenvorschläge:

Sententiae excerptae:
Lat. zu "Tac" und "ann.6,"
Literatur:
zu "Tac" und "ann.6,"
1107
Albrecht, M.v.
Gedankenwelt des Tacitus zwischen Tradition und Zukunft
in: AU XXXI 5/1988,53
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2070
Balzer, W.
Anpassung und Widerstand im Rom Neros - Thrasea Paetus (Tacitus,ann.)
in: AU XI 5,91
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1675
Billerbeck, M.
Die dramatische Kunst des Tacitus
in: ANRW II.33.4 (1991) 2752-2771
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4270
Büchner, Karl
Tacitus und Ausklang
Wiesbaden 1964 (Stud. zur röm. Lit. IV)
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2048
Drexler, H.
Tacitus. Grundzüge einer politischen Pathologie
Frankfurt 1939 / Darmstadt 1970 / Hildesheim (Olms) 1970
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2049
Dudley, D.R.
Tacitus und die Welt der Römer
Wiesbaden (brockhaus) 1969
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4536
Eisenhardt, Konrad
Ãœber die Reden in den Historien und Annalen des Tacitus. Programm des K. Humanistischen Gymnasiums Ludwigshafen am Rhein, 1910/11 und 1911/12
Ludwigshafen am Rhein : Wörle, 1911
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2051
Flach, D.
Tacitus in der Tradition der antiken Geschichtsschreibung
Göttingen (Hypomn. 39) 1973
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2053
Fraenkel, E.
Tacitus
in: Pöschl: Tacitus, WBG 1969 (WdF 97)
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2054
Friedrich, W.H.
Stilistische Symptome der Geschichtsausfassung des Tacitus
in: Vretska: Festschr., Heidelberg 1970
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2056
Fritz, K.v.
Tacitus, Agricola, Domitian und das Problem des Prinzipats
in: Klein: Prinzipat, WBG 1969 (WdF 135)
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2057
Fuchs, H.
Bericht über die Christen in den Annalen des Tacitus
in: Pöschl: Tacitus, WBG 1969 (WdF 97)
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2058
Fuchs, H.
Textgestaltungen in der zweiten Hälfte der Annalen des Tacitus
in: Mus.Helv.32/1975,59-62
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2061
Grews, I.M.
Tacitus
Leipzig 1952
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2073
Heubner, H.
Sprache, Stil und Sache bei Tacitus
in: Burck: Aktuelle.., Heidelberg 1964
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1553
Heubner, Heinz
Sprache, Stil und Sache bei Tacitus
in: Gymnasium, Beiheft 4, Heidelberg (Winter) 1964, S.133-148
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2078
Hommel, H.
Bildkunst des Tacitus
Würzburger Studien zur Altertumswissenschaft Heft 9, 1936
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2081
Jens, W.
Libertas bei Tacitus (Prinzipat.Freiheit)
in: Klein: Prinzipat, WBG 1969 (WdF 135); Herm.84/1956 S.331-352
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2083
Kierdorf, W.
Proömien zu Tacitus' Hauptwerken. Spiegel einer Entwicklung?
in: Gymn 85/1978
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2090
Klingner, F.
Tacitus
in: Röm.Geisteswelt, München 1965 (3/1956)
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2091
Klingner, F.
Tacitus über Augustus und Tiberius
in: Studien, Zürich (Artemis) 1964
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2092
Klingner, F.
Tacitus über Augustus und Tiberius (Annalen)
in: Pöschl: Tacitus, WBG 1969 (WdF 97)
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2093
Klingner, F.
Tacitus und die Geschichtsschreiber des ersten Jahrhundert nach Chr.
in: Röm.Geisteswelt, München 1965
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2096
Klinz, A.
Tacitus
in: Krefeld: Interpretationen, Ffm 1968
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2097
Knoche, U.
Zur Beurteilung des Kaisers Tiberius durch Tacitus
in: Gymn 70/1963
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2098
Knoke, F.
Bemerkungen zum Sprachgebrauch des Tacitus
Berlin (Weidmann) 1925
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1822
Koestermann, E.
Das Problem der römischen Dekadenz bei Sallust und Tacitus
in: ANRW I.3 (1973) 781-810
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2101
Koestermann, E.
Cornelius Tacitus, Annalen. Erläutert und mit einer Einleitung versehen v... I: Buch 1-5, II: Buch 4-6, III: 11-13, IV: 14-16
Heidelberg (Winter) 1963-1968
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2103
Köhnken, A.
Problem der Ironie bei Tacitus
in: Mus.Helv.30/1973,32-50
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2104
Königer, H.
Zur Methode der Tacitus-Lektüre am humanistischen Gymnasium
in: AU X 5,97
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2105
Kornemann, E.
Tacitus. Eine Würdigung im Lichte der griech.u.lat.Geschichtsschreib
Wiesbaden (Dieterich) 1946
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2107
Kroymann, J.
Fatum, Fors, Fortuna und Verwandtes im Geschichtsdenken des Tacitus
in: Pöschl: Tacitus, WBG 1969 (WdF 97)
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2108
Kummer, H.
Ius populi Romani ..aus Gaius, Cicero, Livius, Tacitus und Mommsen
in: AU II 2,5
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2112
Leo, F.
Tacitus
in: Pöschl: Tacitus, WBG 1969 (WdF 97)
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2113
Löfstedt, E.
Ãœber den Stil bei Tacitus
in: Pöschl: Tacitus, WBG 1969 (WdF 97)
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2117
Manuwald, B.
Cassius Dio und das "Totengericht" über Augustus bei Tacitus
in: Herm.101/1973,352
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2118
Martens, H.
Gedanken zur Tacituslektüre
in: AU V 5,52
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2120
Martin, J.
Zur Quellenfrage in den Annalen und Historien des Tacitus
Stuttgart (Kohlhammer) 1936
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2123
Mehl, A.
Kaiser Claudius und der Feldherr Corbulo bei Tacitus.. Plin.d.Ä...
in: Herm.107/1979,220
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2125
Mendell, C.W.
Dramatische Aufbau von Tacitus' Annalen
in: Pöschl: Tacitus, WBG 1969 (WdF 97)
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2134
Pöschl, V.
Historiker Tacitus
in: Pöschl: Tacitus, WBG 1969 (WdF 97)
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2135
Pöschl, V. (Hg.)
Tacitus. Wege der Forschung
Darmstadt (WBG) 1969 (WdF 97)
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2138
Radke, G. (Hg.)
Politik und literarische Kunst im Werk des Tacitus
Stuttgart (Klett) 1971
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2139
Richter, W.
Tacitus als Stilist
in: Radke: Politik und.., Stuttgart 1971
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4517
Röver-Till
Lehrerkommentar zu Tacitus Annalen und Historien, I,II.
Stuttgart (Klett) 1962/1969
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2732
Schmal, Stephan
Tacitus
Hildesheim, Olms Studienbücher Antike, Bd.14) 2005
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1956
Schottlaender, R.
Tacitus als Wegbereiter des Wiederaufstiegs
in: ANRW II.33.5 (1991) 3354-3384
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1552
Suerbaum, W.
Interpretationen zum Staatsbegriff des Tacitus
in: Gymnasium, Beiheft 4, Heidelberg (Winter) 1964, S.105-132
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4271
Syme, R.
Tacitus I,II
Oxford1958
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4266
Tacitus
Cornelius Taciuts, Ab excessu divi Augusti (Annalen), Textauswahl und Namensverzeichnis von Hans Haas, Einleitung von Karl Meister, 3. Aufl., durchgesehen von Egon Römisch
Heidelberg, 3/1969
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4267
Tacitus
Annales, ed. Koestermann (textkritische Textausgabe)
Leipzig, 2/1965
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4268
Tacitus
Annalen, edidit H.Drexler: I-II (1955), III-VI (1956), XI-XVI (1957). Erklärendes Namensverzeichnis (U.Weidemann)
Heidelberg (Heidelberger Texte, 28,1-4), 1955-1957
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4269
Tacitus
Annalen, [Kommentar], erkl. von K. Nipperdey und G. Andresen
Berlin 1915 (I-VI), 1908 (XI-XVI)
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2045
Tacitus / Bahrdt, C.F.
Sämtliche Werke. Übers. v. Carl Fr. Bahrdt.
Halle, J. J. Gebauer, 1781; Wien und Prag, Haas, 1796 / 1801; München / Leipzig, G. Müller 1918
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4512
Tacitus / Greve
Tacitus, Auswahl aus den Annalen und Historien, herausgegeben v. Rudolf Greve, Text und Kommentar
Münster (Aschendorff) 5/1954
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4265
Tacitus / Heller
P.Cornelius Tacitus, Annalen, lateinisch und deutsch, herausgegeben von Erich Heller
München und Zürich, Artemis, 1982
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4532
Tacitus / Stegmann
P. Cornelius Tacitus. Annalen und Historien in Ausw. hrsg. von Carl Stegmann. Heft 1: Tiberus: Annalen I-VI nebst Ergänzungen aus Velleius, Sueton und Dio Cassius : Text m. Einl. (B. G. Teubners Schülerausgaben griechischer und lateinischer Schriftsteller). Heft 2: Nero (Annalen XII-XVI : Historien I-V)
Leipzig (u.a.) (Teubner) 5/1927, 1933
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4515
Tacitus / Strodtbeck
Des P.Cornelius Tacitus Werke, II. Abteilung: Die Jahrbücher (Annalen), übersetzt von G.F.Strodtbeck
Stuttgart (Metzler) 1856
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4513
Tacitus / Wotke
Auswahl aus den Schriften des P. Cornelius Tacitus. Mit Einleitung und Namensverzeichnis herausgegeben von Dr. Friedrich Wotke. Text und Kommentar. 9. Auflage von Dr. H. Malicsek
München (G.Freytag Verlag) o.J.
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