Nos personalia non concoquimus. Nostri consocii (Google, Affilinet) suas vias sequuntur: Google, ut intentionaliter te proprium compellet, modo ac ratione conquirit, quae sint tibi cordi. Uterque consocius crustulis memorialibus utitur. Concedis, si legere pergis. |
J. W. v. Goethe
|
||
Hermann und Dorothea3. ThaliaDie Bürger |
Arminius et Theodora3. ThaliaCivesLatine vertit: M.B.G.Fischer 1822 |
|
Also entwich der bescheidene Sohn der heftigen Rede;
Aber der Vater fuhr in der Art fort, wie er begonnen - »Was im Menschen nicht ist, kommt auch nicht aus ihm, und schwerlich Wird mich des herzlichsten Wunsches Erfüllung jemals erfreuen, |
Sic satus aufugit sermone modestus ab acri; At pater in coepto pergit persistere cursu: Scilicet intus habet quod non homo, promere nescit, Atque ita flagrantis voti damnabimur aegre, |
|
Daß der Sohn dem Vater nicht gleich sei, sondern ein Beßrer. Denn was wäre das Haus, was wäre die Stadt, wenn nicht immer Jeder gedächte mit Lust zu erhalten und zu erneuen Und zu verbessern auch, wie die Zeit uns lehrt und das Ausland! Soll doch nicht als ein Pilz der Mensch dem Boden entwachsen |
5 | Ut patris haud similis natus, sed dignior exstet.
Quid domus, urbsve foret, nisi quilibet usque libenter Tenderet, ut possit servare, novare, subinde Emendare, docent ut tempus et extera tellus? Non homo nimirum fungi succrescat ad instar, |
Und verfaulen geschwind an dem Platze, der ihn erzeugt hat, Keine Spur nachlassend von seiner lebendigen Wirkung! Sieht man am Hause doch gleich so deutlich, wes Sinnes der Herr sei, Wie man, das Städtchen betretend, die Obrigkeiten beurteilt. Denn wo die Türme verfallen und Mauern, wo in den Gräben |
10 | Et cito, quae vitam dedit illi, hac sede putrescat,
Vivacis cursus vestigia nulla relinquens. Annon prodit heri naturam protinus aedes, Ut procerum ingenium censes, ingressus in urbem? Nempe ubi desidunt turres et moenia, fossae |
Unrat sich häufet und Unrat auf allen Gassen herumliegt, Wo der Stein aus der Fuge sich rückt und nicht wieder gesetzt wird, Wo der Balken verfault und das Haus vergeblich die neue Unterstützung erwartet: der Ort ist übel regieret. Denn wo nicht immer von oben die Ordnung und Reinlichkeit wirket, |
15 | Sordibus implentur, quaevis et strata viarum, Non munitur ubi lapis, e compage remotus, Trabs ubi putrescit, nova frustra fulcra ruentes Exspectant aedes: nulli hic respublica curae. Nam nisi sunt cultu proceres atque ordine primi, |
Da gewöhnet sich leicht der Bürger zu schmutzigem Saumsal, Wie der Bettler sich auch an lumpige Kleider gewöhnet. Darum hab ich gewünscht, es solle sich Hermann auf Reisen Bald begeben und sehn zum wenigsten Straßburg und Frankfurt Und das freundliche Mannheim, das gleich und heiter gebaut ist. |
20 | Turpis apud cives in morem incuria vertit, Adsuescit veluti lacero mendicus amicta. Hinc mox Arminium peregrinas visere terras Optavi, saltem Francofurtensia rura Atque Triboccorum fines, et amoena, serene |
Denn wer die Städte gesehn, die großen und reinlichen, ruht nicht, Künftig die Vaterstadt selbst, so klein sie auch sei, zu verzieren. Lobt nicht der Fremde bei uns die ausgebesserten Tore Und den geweihten Turm und die wohlerneuerte Kirche? Rühmt nicht jeder das Pflaster? die wasserreichen, verdeckten, |
25 | Condita, directis plateis, Manhemica tecta. Quisquis enim magnas et tersas venit in urbes, Et patriam, quamvis parvam, urbem ornare laborat. Nonne novas portas nostras, templumque refectum Atque dealbatam turrim probat exterus omnis? |
Wohlverteilten Kanäle, die Nutzen und Sicherheit bringen, Daß dem Feuer sogleich beim ersten Ausbruch gewehrt sei, Ist das nicht alles geschehn seit jenem schrecklichen Brande? Bauherr war ich sechsmal im Rat und habe mir Beifall, Habe mir herzlichen Dank von guten Bürgern verdienet, |
30 | Cui non strata placent? largi tectique canales Tam bene dispositi, tutae reddantur ut aedes, Exoriensque statim restingui possit ut ignis? Tantum post misere succensam effecimus urbem! Sex aedilis eram vicibus cum laude, bonique |
Was ich angab, emsig betrieben und so auch die Anstalt Redlicher Männer vollführt, die sie unvollendet verließen. So kam endlich die Lust in jedes Mitglied des Rates. Alle bestreben sich jetzt, und schon ist der neue Chausseebau Fest beschlossen, der uns mit der großen Straße verbindet. |
35 | Cui non strata placent? largi tectique canales Tam bene dispositi, tutae reddantur ut aedes, Exoriensque statim restingui possit ut ignis? Tantum post misere succensam effecimus urbem! Sex aedilis eram vicibus cum laude, bonique |
Aber ich fürchte nur sehr, so wird die Jugend nicht handeln! Denn die einen, sie denken auf Lust und vergänglichen Putz nur, Andere hocken zu Haus und brüten hinter dem Ofen. Und das fürcht ich, ein solcher wird Hermann immer mir bleiben.« Und es versetzte sogleich die gute verständige Mutter: |
40 | Decrevit, munire viam, qua tempore parvo Finibus a nostris via regia possit adiri. At premat ut, vereor, vestigia nostra iuventus! Huic cultus vanus curae est, atque una voluptas, Haeret at ille domi, et meditatur pone caminum. |
»Immer bist du doch, Vater, so ungerecht gegen den Sohn! und So wird am wenigsten dir dein Wunsch des Guten erfüllet. Denn wir können die Kinder nach unserem Sinne nicht formen; So wie Gott sie uns gab, so muß man sie haben und lieben, Sie erziehen aufs beste und jeglichen lassen gewähren. |
45 | Talis et Arminius nobis, timeo, usque manebit. At bona tum, sapiens matercula protinus infit: Quippe sato, genitor, praebes te semper iniquum! Optatumque bonum tibi sic haud evenit unquam. Nam non pro nostro lubitu nos fingere natos |
Denn der eine hat die, die anderen andere Gaben;
Jeder braucht sie, und jeder ist doch nur auf eigene Weise Gut und glücklich. Ich lasse mir meinen Hermann nicht schelten; Denn, ich weiß es, er ist der Güter, die er dereinst erbt, Wert und ein trefflicher Wirt, ein Muster Bürgern und Bauern, |
50 | Possumus, utque Deus dedit hos, debemus habere,
Diligere et summa mores effingere cura, Exspectare dein, quem se post praestet alumnus. Namque alias alius dotes habet, utitur illis Quisque, sua ratione tamen modo quisque beatus |
Und im Rate gewiß, ich seh es voraus, nicht der Letzte. Aber täglich mit Schelten und Tadeln hemmst du dem Armen Allen Mut in der Brust, so wie du es heute getan hast.« Und sie verließ die Stube sogleich und eilte dem Sohn nach, Daß sie ihn irgendwo fänd' und ihn mit gütigen Worten |
55 | Et bonus est. Natum nemo mihi crimine laedat; Haud dubie Arminius quondam patris occupat haeres Dignus opes, tractatque suos ad prima labores, Civibus exempli est auctor rurisque colonis, Atque senatorum, novi, non ultimus olim. |
Wieder erfreute; denn er, der treffliche Sohn, er verdient' es. Lächelnd sagte darauf, sobald sie hinweg war, der Vater: »Sind doch ein wunderlich Volk die Weiber, so wie die Kinder! Jedes lebet so gern nach seinem eignen Belieben, Und man sollte hernach nur immer loben und streicheln. |
60 | Semper at increpitans, ut vix, et voce lacessens, In miseri quemvis animum tu pectore tardas. Exiit atque statim , quaerens vestigia nati, Illius ut recreet mentem sermone benigno; Dignus quippe fuit praestabilis indole natus. |
Einmal für allemal gilt das wahre Sprüchlein der Alten: Wer nicht vorwärts geht, der kommt zurücke! So bleibt es.« Und es versetzte darauf der Apotheker bedächtig: »Gerne geb ich es zu, Herr Nachbar, und sehe mich immer Selbst nach dem Besseren um, wofern es nicht teuer doch neu ist; |
65 | Tum placide genitor, simulac discesserat, infit:
Scilicet, ut pueri, genus est muliercula mirum! Vivere pro lubitu cupiunt, sed postea solas Exspectant laudes et blandimenta. Profecto Vera est maiorum sententia : quisque recedit, |
Aber hilft es fürwahr, wenn man nicht die Fülle des Gelds hat, Tätig und rührig zu sein und innen und außen zu bessern? Nur zu sehr ist der Bürger beschränkt; das Gute vermag er Nicht zu erlangen, wenn er es kennt. Zu schwach ist sein Beutel, Das Bedürfnis zu groß; so wird er immer gehindert. |
70 | Qui non procedit! Sic est, sicque usque manebit!
Pharmacopola dein, concedimus istud, amice, Circumspectus ait, melioraque quaerimus ipsi, Si nova sunt, et non pretio maiore parantur, At quid proficiet, quisquis non affluit auro, |
Manches hätt' ich getan; allein wer scheut nicht die Kosten Solcher Verändrung, besonders in diesen gefährlichen Zeiten! Lange lachte mir schon mein Haus im modischen Kleidchen, Lange glänzten durchaus mit großen Scheiben die Fenster; Aber wer tut dem Kaufmann es nach, der bei seinem Vermögen |
75 | Accelerans gressus, emendans intus et extra? Ah, nimis angusto est inclusus limite civis; Quae bona sunt, quamquam novit, contingere nescit. Plura nimis desunt, nimis estque exhausta crumena, Et sic perpetuo vinctum se sentit. Et ipse |
Auch die Wege noch kennt, auf welchen das Beste zu haben? Seht nur das Haus an da drüben, das neue! Wie prächtig in grünen Feldern die Stukkatur der weißen Schnörkel sich ausnimmt! Groß sind die Tafeln der Fenster, wie glänzen und spiegeln die Scheiben, Daß verdunkelt stehn die übrigen Häuser des Marktes! |
80 | Plurima fecissem; sed quis, mutatio talis Quos facit, hoc certe non horret tempore sumtus? Dudum tecta mihi nostri aevi more niterent, A cunctis dudum mihi tessera magna fenestris Splenderet; sed quis mercatorem aemulet illum, |
Und doch waren die unsern gleich nach dem Brande die schönsten, Die Apotheke zum Engel sowie der Goldene Löwe. So war mein Garten auch in der ganzen Gegend berühmt, und Jeder Reisende stand und sah durch die roten Staketen Nach den Bettlern von Stein und nach den farbigen Zwergen. |
85 | Qui simul in magna re novit, ubi optima prostent?
Ecce novae illic aedes! Gypsata parerga Quam bene conveniunt quadris viridante colore! Magna fenestrarum tabula est, splendetque micatque Tessera; cuncta fori sordescunt cetera tecta! |
Wem ich den Kaffee dann gar in dem herrlichen Grottenwerk reichte, Das nun freilich verstaubt und halb verfallen mir dasteht, Der erfreute sich hoch des farbig schimmernden Lichtes Schön geordneter Muscheln; und mit geblendetem Auge Schaute der Kenner selbst den Bleiglanz und die Korallen. |
90 | Post ignemque statim pulcherrima nostra fuerunt
Tecta, apotheca cui nomen facit angelus, et cui Effulgens auro leo pendet desuper, aedes, Et meus hortus erat tota celebratus in ora: Mendicos, saxo fictos, nanosque colore |
Ebenso ward in dem Saale die Malerei auch bewundert,
Wo die geputzten Herren und Damen im Garten spazieren Und mit spitzigen Fingern die Blumen reichen und halten. Ja, wer sähe das jetzt nur noch an! Ich gehe verdrießlich Kaum mehr hinaus; denn alles soll anders sein und geschmackvoll, |
95 | Distinctos, rubros per palos advena quisque Spectavit. Caldam si miris insuper antris, (Pulvere quae iam sparsa quidem et vitiosa videntur) Apposui; varie tum luce micante, decoro Ordine structarum, concharum quisque stupebat. |
Wie sie's heißen, und weiß die Latten und hölzernen Bänke. Alles ist einfach und glatt, nicht Schnitzwerk oder Vergoldung Will man mehr, und es kostet das fremde Holz nun am meisten. Nun, ich wär' es zufrieden, mir auch was Neues zu schaffen; Auch zu gehn mit der Zeit und oft zu verändern den Hausrat; |
100 | Lumine praestricto conspexit, et arte peritus Ipse, molybdaenam et ramosa coralia. Multos Advertere etiam pictae, quas exhibet oecus, Effigies; bellosque viros cultasque puellas Cernis in hortorum pulvinis tradere flores |
Aber es fürchtet sich jeder, auch nur zu rücken das Kleinste, Denn wer vermöchte wohl jetzt die Arbeitsleute zu zahlen? Neulich kam mir's in Sinn, den Engel Michael wieder, Der mir die Offizin bezeichnet, vergolden zu lassen Und den greulichen Drachen, der ihm zu Füßen sich windet; |
105 | Et summis digitis apprendere. Talia iam quis
Vel tantum adspiciat? Quin et me taedet adire; Omnia namque volunt mutata cernere forma, Indicium subtile, iubent, appareat, alba Sintque tigilla, pari sint lignea scamna colore. |
Aber ich ließ ihn verbräunt, wie er ist; mich schreckte die Fordrung.« | 110 | Simplex est quodvis et laeve; nec amplius auro
Aut fulgens opus, aut sculpturae quaeritur ullum; Extera maiori sumtu nunc ligna parantur. Et nec ego curare novi quid forte gravarer, Cedere tcmporibus, mea vasaque saepe novare; |
115 | Atquis vel minimum non iam mutare veretur? Et quis nunc operis , quod poscunt, solvere possit? Sic genium nuper Michaelem inducere rursus Auro constitui, quo nostra taberna patrono Utitur, adque pedes qui circum volvitur eius, |
|
120 | Serpentem horrendum; sed fuscum stare sinebam, Ut nunc est, pretio mentem percussus iniquo. |