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Phaedrus

 

fabularum liber III
Inh.
 I 
II
III
IV
V
Ap
 

Übersetzung nach H.J.Kerler

3,7 |

 
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Versmaß: Der iambische Senar

Senarius purus

  • Sechs iambische Füße mit Hauptcäsur nach der Senkung des dritten Fußes
  • Der Senar kann 
    • in seiner Reinform (senarius purus) verwendet werden (in der Lyrik, Catull.4, Catull.29) , 
    • etwas freier (Catull.52); Fabeln des Phaedrus), aber auch 
    • sehr frei (als Sprechvers in der Komödie mit vielen Auflösungen besonders bei Plautus):
senarius iambicus
 

 

   
   
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Lupus ad canem

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Quam dúlcis sít libértas, bréviter próloquár.
Caní perpásto mácie cónfectús lupús
Forte‿óccucúrrit. Deín salútati‿ínvicém
Ut réstitérunt: "únde síc, quaesó, nités?
Aut quó cibó fecísti tántum córporís?
Ego, quí sum lónge fórtiór, pereó famé".
Canís simplíciter: "éadem‿est cóndició tibí,
Praestáre dómino sí par ófficiúm potés".
"Quod?" ínquit ílle. "Cústos út sis líminís,
A fúribús tueáris ét noctú domúm".
"Ego véro súm parátus: núnc patiór nivés
Imbrésque‿in sílvis ásperám vitám trahéns:
Quantó‿est facílius míhi sub técto víveré,
Et ótiósum lárgo sátiarí cibó?"
"Veni‿érgo mécum". Dúm procédunt, áspicít
Lupus á caténa cóllum détritúm caní.
"Unde‿hóc, amíce?" "Níhil est". "Díc sodés tamén".
"Quia vídeor ácer, álligánt me‿intérdiú,
Luce‿út quiéscam‿et vígilem, nóx cum vénerít:
Crepúsculó solútus, quá visúm‿est, vagór.
Affértur últro pánis; dé mensá suá
Dat óssa dóminus; frústa iáctat fámiliá
Et, quód fastídit quísque, púlmentáriúm.
Sic síne labóre vénter ímpletúr meús".
"Age, sí quo‿abíre‿est ánimus, ést licéntiá?"
"Non pláne‿est" ínquit. "Frúere, quaé laudás, canís:
Regnáre nólo, líber út non sím mihí".
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Der Hund und der Wolf
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Kurz tu ich kund, welch süßes Gut die Freiheit ist.
Dem feisten Hund begegnet einst ein magrer Wolf.
Da man beim gegenseitgen Gruße stille stand,
Begann der Wolf: Wie glänzest du so schön, mein Freund!
Durch welche Speise wurde denn dein Leib so feist?
Bei aller meiner Stärke sterb ich Hungers fast.
Der Hund sprach einfach: Gleiches Los wird dir zu Teil,
Wenn du dem Herren gleichen Dienst gewähren kannst.
Und welchen? sagte jener. Schwellenhüter sein,
Und nachts das Haus bewahren vor der Diebe Schar.
Ich bin bereit. Denn Regengüsse duld ich jetzt
Und Schnee, und schlepp im Wald ein rauhes Leben hin.
Wie leichter ist's zu leben unter warmem Dach,
Bei reicher Kost in Ruhe sich zu sättigen!
Komm also mit mir! Da sie weitergehn, erblickt
Der Wolf den Hals des Hundes von der Kette kahl.
Woher das, Freund? - Tut nichts! - So sage mir es doch! -
Weil ich zu rasch bin, bindet man bei Tag mich an,
Um auszuruhn - zu wachen, wenn es dunkel wird.
In der Dämmrung losgelassen, schweif ich frei umher.
Man bringt das Brot mir selber: Knochen gibt der Herr
Vom eignen Tisch und Bissen wirft das Gesind mir zu.
Auch von der Zukost Überbleibsel bringt man mir.
So wird der Magen ohne mÜhe mir gefüllt. -
Und darfst du auch ungehindert hinziehn, wo du willst? -
Nicht ganz, sprach jener. - Habe nur dein Glück für dich,
O Hund! Mehr gibt mir Freiheti als ein Königreich.

Aufgaben:

  1. Welche beiden Werte setzt die Fabel abwägend in Vergleich? - Ordne ihren beiden Wortfeldern aus dem Text repräsentative Begriffe zu!
  2. Schließen sich die beiden Werte gegenseitig aus und gibt es die Möglichkeit zu einem (mehr oder weniger faulen?) Kompromiss zu gelangen?
  3. Nimm Stellung zu der Frage, warum der Autor der Fabel für diese Thematik gerade diese beiden Tiere gewählt haben dürfte! Würde die Fabel an Wert verlieren, wenn die beiden Gesprächspartner z.B. zwei verschieden geartete Hunde wären?
  4. Warum legt der Hund so großen Wert darauf, den Wolf zu überzeugen. Hätte er ihm als möglichem Konkurrenten nicht eher von dem Glück des Kettenhundes abraten müssen?
  5. Versuche, folgende Interpretation des ind der Fabel stattfindenden Dialogs (H.J.Kerler) am Text und durch Vortrag mit verteilten Rollen nachzuvollziehen:
    1. Der Dialog zwischen dem Wolf und Hund ist leicht, natürlich und lebhaft,
    2. die Gesinnung der Redenden, ihr innerer Zustand offenbart sich in ihm auf eine ebenso gefällige als energische Weise.
    3. Vorzüglich ist die Zurückhaltung, mit der der Hund seine Sklaverei erwähnt, und der sichtbare Eifer, mit dem er das abgenötigte Bekenntnis seiner Sklaverei durch kontrastierende Züge seines Wohlstandes in Vergessenheit zu bringen sucht.
    4. Zugleich herrscht in diesem Gespräch ein anziehendes Fortschreiten der Handlung, eine geschickte Verschlingung und Auflösung des Knotens, wodurch das Interesse mehr, als sonst in den Fabeln des Phaedrus gewöhnlich ist, bis zum Ende gesteigert wird.
 
Sententiae excerptae:
Lat. zu "Phaedr"