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Marcus
Terentius verteidigt sich in einer mutigen und ehrlichen Rede
gegenüber dem Vorwurf, mit dem Verschwörer Seianus sympathisiert zu haben.
Denn zu der Zeit, als alle
ihre Freundschaft mit Seianus verleugneten, wagte es ein römischer Ritter, Marcus
Terentius, als er ihretwegen angeklagt wurde, an ihr fest zu
halten, indem er vor dem Senat so begann: "Für den Ausgang
des Prozesses mag es vielleicht weniger von Nutzen sein anzuerkennen,
was man mir vorwirft, als wenn ich es ableugnete. Aber wie auch
die Sache ausgeht: ich werde immer bekennen, dass ich ein Freund
des Seianus war, dass
ich mich darum bemüht habe, es zu werden, und dass ich mich,
als ich es erreicht hatte, darüber gefreut habe. Gesehen hatte
ich ihn als Amtsgenossen seines Vaters im Oberbefehl über die prätorischen Kohorten, später, wie er die Angelegenheiten der Stadt und
des Kriegsdienstes zugleich verwaltete. Seine Verwandten und Verschwägerten
wurden durch Ehrenstellen gehoben. Wer des Seianus Vertrauen genoss, hatte auch gute Voraussetzungen für die Freundschaft
mit dem Kaiser; wem er zürnte,
über den stürmte Angst und Elend herein. Ich berufe mich
auf kein weiteres Beispiel. Alle zusammen, die wir an seinen Umsturzplänen
keinen Teil hatten, will ich einzig und allein damit verteidigen,
dass ich mich selbst bloßstelle. Denn nicht Seianus,
den Vulsinier, sondern das Mitglied des claudischen und iulischen Hauses,
Häuser, in denen er durch Einheirat einen Platz gewonnen hatte,
deinen Schwiegersohn, Caesar, deinen Amtsgenossen im Konsulat, den,
der Staatsangelegenheiten an deiner Stelle besorgte, den verehrten
wir. Uns steht es nicht an zu bestimmen, was die wert sind, die
du über andere erhebst, und warum du es tust. Dir haben die
Götter die letzte Entscheidung gegeben, uns bleibt nur die
Ehre ergebener Folgsamkeit. Ferner sehen wir auf das, was vor Augen
liegt, wer von dir Reichtum und Ehrenstellen hat, wer die meiste
Macht zu helfen oder zu schaden. Dass Seianus alles dies besessen
hat, wird wohl niemand leugnen. Die verborgenen Gedanken des Fürsten
erforschen zu wollen, und das, worauf er etwa im Stillen sinnt,
ist nicht gestattet, ist gefährlich und würde erst gar
nicht gelingen. Denkt nicht, versammelte Väter an des Seianus letzten Tag, sondern an seine sechszehn Jahre. Auch einem Satrius und Pomponius erwiesen wir Verehrung. Selbst auf die Bekanntschaft seiner Freigelassenen
und Türhüter legte man großen Wert. Was will ich
damit sagen? Soll darin einer wie der andere seine Verteidigung
finden? Nein! Aber eine Sonderung soll durch eine gerecht gezogenen
Grenzlinie stattfinden! Staatsverbrecherische Pläne, Mordanschläge
gegen den Imperator bestrafe man! Was aber die Freundschaft angeht
und ihre Verpflichtungen, so mag dich, Caesar, und mag uns freisprechen,
dass sie bei dir und bei uns gleichzeitig zu Ende waren.
(6,8) Nam ea tempestate, qua Seiani amicitiam
ceteri falso exuerant, ausus est eques Romanus M. Terentius, ob
id reus, amplecti, ad hunc modum apud senatum ordiendo:
"fortunae quidem meae fortasse minus expediat adgnoscere crimen
quam abnuere: sed utcumque casura res est, fatebor et fuisse me
Seiano amicum et, ut essem, expetisse et, postquam adeptus eram,
laetatum. videram collegam patris regendis praetoriis cohortibus,
mox urbis et militiae munia simul obeuntem. illius propinqui et
adfines honoribus augebantur; ut quisque Seiano intimus, ita ad
Caesaris amicitiam validus: contra quibus infensus esset, metu ac
sordibus conflictabantur. nec quemquam exemplo adsumo: cunctos qui
novissimi consilii expertes fuimus meo unius discrimine defendam.
non enim Seianum Vulsiniensem set Claudiae et Iuliae domus partem,
quas adfinitate occupaverat, tuum, Caesar, generum, tui consulatus
socium, tua officia in re publica capessentem colebamus. non est
nostrum aestimare, quem supra ceteros et quibus de causis extollas:
tibi summum rerum iudicium di dedere, nobis obsequii gloria relicta
est. spectamus porro, quae coram habentur, cui ex te opes, honores,
quis plurima iuvandi nocendive potentia, quae Seiano fuisse nemo
negaverit. abditos principis sensus et, si quid occultius parat,
exquirere inlicitum, anceps:
nec ideo adsequare. ne, patres conscripti, ultimum Seiani diem sed
sedecim annos cogitaveritis. etiam Satrium atque Pomponium venerabamur;
libertis quoque ac ianitoribus eius notescere pro magnifico accipiebatur.
quid ergo? indistincta haec defensio et promisca dabitur? immo iustis
terminis dividatur. insidiae in rem publicam, consilia caedis adversum
imperatorem puniantur: de amicitia et officiis idem finis et te,
Caesar, et nos absolverit."
Die mutige Rede, und dass
sich noch jemand fand, der laut aussprach, was alle im Herzen trugen,
tat solche Wirkung, dass die Ankläger, denen man hinzurechnete,
was sie vorher gesündigt hatten, teils mit Verbannung, teils
mit dem Tod bestraft wurden.
(6,9) Constantia orationis et, quia repertus
erat, qui efferret, quae omnes animo agitabant, eo usque potuere,
ut accusatores eius, additis, quae ante deliquerant, exilio aut
morte multarentur.
Deutsche Übersetzung
nach: Strodtbeck,
G.F. bearbeitet von E.Gottwein
Cornelius Taciuts, Ab excessu divi Augusti (Annalen), Textauswahl und Namensverzeichnis von Hans Haas, Einleitung von Karl Meister, 3. Aufl., durchgesehen von Egon Römisch
P. Cornelius Tacitus. Annalen und Historien in Ausw. hrsg. von Carl Stegmann.
Heft 1: Tiberus: Annalen I-VI nebst Ergänzungen aus Velleius, Sueton und Dio Cassius : Text m. Einl. (B. G. Teubners Schülerausgaben griechischer und lateinischer Schriftsteller).
Heft 2: Nero (Annalen XII-XVI : Historien I-V)
Auswahl aus den Schriften des P. Cornelius Tacitus. Mit Einleitung und Namensverzeichnis herausgegeben von Dr. Friedrich Wotke. Text und Kommentar.
9. Auflage von Dr. H. Malicsek